17. Kapitel
Die Sicht war so schlecht, dass Jaina bereits nach Instrumenten fliegen musste, als sie endlich aus dem Rauch auftauchte und dem Navigationssignal durch ein sperrangelweit aufstehendes Hangartor in … noch mehr Rauch folgte. Obwohl sie bei ihrem Anflug keine Feuer entdeckt hatte, schien es ihr, als müsse ganz Rwookrrorro lichterloh in Flammen stehen, um eine solche Rauchglocke zu erzeugen. Sie hoffte, dass der gesamte Rauch vom Boden aufstieg. Auf dem Weg hierher hatte sie einiges an Kom-Verkehr aufgeschnappt, der darauf hindeutete, dass sich die Brände in den mittleren Ebenen des Waldes am heftigsten ausbreiteten, wo die umliegenden Blattschichten sie mit mehr Sauerstoff versorgten.
Im Dunst voraus leuchteten zwei Einweisungssignale auf, die sie aufforderten, sich nach rechts zu wenden … und abzubremsen. Jaina zog eine Grimasse und gehorchte, als ihr klar wurde, dass sie in ihrer Eile, Luke zu erwischen, viel zu schnell in den Hangar geflogen war. Überall um sie herum materialisierten schemenhafte, klotzige Formen zu StealthX-Jägern, Tankschlitten und Waffengestellen.
Jaina hatte ihr Schiff kaum aufgesetzt, als sich auch schon eine Gruppe zotteliger Wookiees daran zu schaffen machte, um es aufzutanken und den Waffenstatus zu überprüfen. Sie löste ihre Anzugverbindungen und öffnete das Sicherheitsgeschirr, bevor sie die Kanzel hochfuhr und aus dem Cockpit sprang – nur um neben einem verwirrt dreinschauenden Wookiee zu landen, der eine Einstiegsleiter in Händen hielt.
»Wo ist Luke Skywalker?«, fragte sie.
Der Wookiee deutete durch den Rauch zur Rückseite des Hangars, wo Jaina vage eine Pilotenstaffel ausmachen konnte, die in ihre StealthX-Jäger kletterte. Sie lief los, wich Schwebeschlitten und Technikern aus und hustete in der beißenden Luft. Im Innern des Hangars war der Rauch weniger dicht als draußen, doch es war klar, dass die Jedi nach diesem Einsatz ihre Basis wechseln mussten. Sie holte Luke in dem Moment ein, als R2 – speicherverstärkt, um beim Fliegen eines StealthX von Nutzen zu sein – gerade in den Droidensockel hinabgelassen wurde.
Jaina hatte sich nicht über Kom gemeldet oder ihre Machtfühler nach Luke ausgestreckt, um ihn wissen zu lassen, dass sie kam, doch er schien nicht überrascht, sie zu sehen, als er sich umdrehte und sie begrüßte.
»Hallo, Jaina. Ich hoffe, in der Akademie ist alles unter Kontrolle.«
Jaina nickte. »Jag und Zekk halten die Stellung, bis wir einige weitere Jedi-Ritter hinschaffen können. Die meisten der GGA-Truppler waren über Serpas Befehl ziemlich entsetzt, und die übrigen brennen nicht gerade darauf zu kämpfen – besonders, nachdem wir den Wampas ihre Lichtschwerter zurückgegeben haben.«
»Gut.« Luke wirkte abgelenkt, als wären seine Gedanken überall, bloß nicht bei dem bevorstehenden Gefecht. »Trotzdem ist Serpas Bataillon nicht unser größtes Problem. Wenn Jacen bereit ist, das hier zu tun …«
Er ließ den Satz unvollendet und wies mit den Händen vage in alle Richtungen, eine Geste, die ganz Kashyyyk einschloss.
»Ich verstehe, aber es gibt da etwas, das du wissen musst und das ich dir persönlich sagen wollte.« Jaina schaute im Hangar danach, ob sie eine menschliche Gestalt ausmachen konnte, die keinen StealthX-Pilotenoverall trug. »Ist Ben hier? Er sollte das ebenfalls hören.«
Luke schüttelte den Kopf. »Eigentlich müsste er auf dem Weg von Coruscant hierher sein.«
»Eigentlich?«, fragte Jaina. Zu ihrer Beunruhigung schien Luke nicht im Geringsten neugierig darauf zu sein, was so wichtig war, dass sie eigens hergekommen war, um es ihm zu erzählen. »Ben ist überfällig?«
»Nicht wirklich«, sagte Luke. »Ich habe ihm eine Nachricht geschickt … nachdem wir Kuat verlassen hatten. Aber ich weiß nicht, wo er gerade ist. Ben verschließt sich augenblicklich wieder vor der Macht.«
Die Art und Weise, wie Luke klang, gefiel Jaina wirklich nicht.
»Deine Eltern sind letzte Nacht abgereist«, fügte Luke hinzu, als würde er annehmen, sie wären ein Ersatz für Ben gewesen. »Sie haben einen Plan.«
»Sie haben immer einen Plan«, sagte Jaina. »Onkel Luke, geht es dir gut? Du wirkst irgendwie, nun, geistesabwesend.«
Luke blickte zu dem Rauch hinauf. »Wir kämpfen gegen deinen Bruder. Das gefällt mir überhaupt nicht.«
»Er ist derjenige, der hiermit angefangen hat«, sagte Jaina. »Aber falls du Bedenken hast, weil er dein Neffe ist …«
»Die habe ich nicht.«
R2-D2 piepste vom Droidensockel aus den Hinweis, dass es Zeit für ihren Flugcheck wurde.
»Ich bin gleich da«, sagte Luke. Er wandte sich wieder an Jaina. »Also, was wolltest du mir erzählen?«
»Äh, jetzt ist vielleicht nicht der beste Moment dafür«, sagte Jaina. »Wie es aussieht, hast du schon genug um die Ohren.«
»Ich bin der Jedi-Großmeister, Jaina«, sagte Luke. »Ich bin durchaus in der Lage, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.«
Sein Tonfall war nicht unbedingt schneidend, aber ohne Frage autoritär, und Jaina wusste, dass es ihn bloß noch mehr ablenken würde, wenn sie jetzt einen Rückzieher machte.
»Es geht um Alema«, sagte sie. »Kurz nachdem Mara starb, hat sie beim Roqoo-Depot eine Frachterbesatzung aufgemischt.«
»Das ist nicht weiter überraschend«, sagte Luke. »Das Roqoo-Depot liegt auf dem Weg nach Terephon, und wir wissen, dass sie Lumiyas Schiff übernommen hat, nachdem wir … nachdem ich sie getötet hatte.«
Jaina schüttelte den Kopf. »Das war vor eurem Kampf.«
Lukes Miene wirkte eher verwirrt als schockiert.
»Das Roqoo-Depot befindet sich zwischen Kavan und Terephon«, erklärte Jaina. »Alema war in unmittelbarer Nähe, der Zeitpunkt passt, und sie war in ziemlich schlechter Stimmung – nach allem, was wir wissen, hat sie vollkommen grundlos ein halbes Dutzend Leute umgebracht.«
Lukes Brauen schossen in die Höhe. »Dann glaubst du also, sie …« Er ließ den Satz abbrechen, außerstande – oder nicht gewillt –, den Gedanken laut auszusprechen. »Wie zuverlässig ist diese Information?«
»Nun, wir wissen, dass Alema gern Gifte einsetzt«, sagte Jaina. »Auf diese Weise hat sie zwei der Männer beim Betankungsdepot umgebracht, und Jag sagt, als er ihre Höhle auf Tenupe entdeckte, hätte es so ausgesehen, als würde sie das Zeug für die Jagd und zur Selbstverteidigung herstellen.«
Luke schloss die Augen, und seine Machtaura erbebte vor Zorn und Kummer. Nach einigen Sekunden nickte er und stieg die Leiter zu seinem Cockpit hoch.
»Jedenfalls sieht es ganz danach aus, als würde sie da irgendwie mit drinstecken. Vielen Dank, Jaina. Ich bin sicher, du wirst sie ihrer gerechten Strafe zuführen.«
Jaina runzelte die Stirn. »Meinst du nicht wir?«
»Nach dem Fehler, den ich bei Lumiya gemacht habe?« Luke schüttelte den Kopf. »Es ist besser, wenn sich jemand anders darum kümmert. Sprich mit den Ratsmeistern, falls du zusätzliche Ressourcen brauchst.«
»Mit den Meistern?«, echote Jaina. Jetzt wusste sie mit Sicherheit, dass irgendetwas nicht stimmte. »Warum erzählst du mir nicht, was es mit dieser Mission genau auf sich hat?«
Luke ließ sich in sein Cockpit fallen. »Soweit ich mich erinnere, habe ich dir bislang noch gar nichts erzählt.«
»Dann wird es höchste Zeit, das zu ändern.« Jaina packte die Einstiegsleiter und zog sich hoch, bis sie Luke Auge in Auge vor sich hatte. »Ich lasse dich nicht gehen, bevor ich weiß, warum du dich so sonderbar verhältst.«
»Diese Mission ist nichts Besonderes«, sagte Luke. »Ein ganz gewöhnlicher Kampfeinsatz – wir werden die Fünfte Flotte aufmischen, damit die Wookiees eine faire Chance haben, Jacens Pyromanie zu stoppen.«
»Und?«
Luke seufzte. »Und ich werde den Angriff als Ablenkungsmanöver nutzen, um die Anakin Solo ins Visier zu nehmen. Lowie hat es geschafft, nahe der Brücke eine Schattenbombe abzuwerfen, und mit einem weiteren Treffer können wir den Sternenzerstörer vielleicht abdrängen – ihn möglicherweise sogar außer Gefecht setzen.«
Jaina ließ sich von der Leiter nach unten fallen. »Ich komme mit.«
»Klasse«, sagte Luke. »Tahiri scheint verschwunden zu sein. Du kannst ihren Platz bei den Nachtklingen übernehmen.«
»Mit dir.«
»Jaina, ich brauche keine …«
»Nein, natürlich nicht.« Jaina wandte sich wieder ihrem eigenen StealthX zu. »Und denk nicht mal daran zu versuchen, mich abzuschütteln. Ich puste dir deinen Droidensockel schneller weg, als du abdrehen sagen kannst.«
R2-D2 kreischte protestierend, doch falls Luke seine Einwilligung äußerte, hörte Jaina es nicht. Sie eilte bereits quer durch den Hangar auf ihren StealthX-Jäger zu. Die tüchtige Bodenbesatzung hatte das Schiff aufgetankt und das Laserkanonentreibgas aufgefrischt. Allerdings hatte Jaina bei ihrer Ankunft keine schweren Waffen an Bord gehabt, und die Wookiees schickten sich gerade an, die Torpedokammer zu beladen.
»Vergesst es, Jungs.« Jaina sprang auf die Cockpitleiter. »Ich glaube nicht, dass wir genügend Zeit haben, die Schattenbomben zu laden, und es sieht so aus, als würde ich ohnehin bloß Kindermädchen spielen.«
Jaina hatte ihre Anzugsysteme kaum wieder mit dem Cockpit verbunden, als auch schon der Startbefehl kam. Sie schloss ihre Kanzel, und sobald der Leiter des Bodenteams ihr sein Okay gegeben hatte, aktivierte sie die Repulsortriebwerke und wendete. Die StealthX starteten gerade, eine lange Reihe schwarzer Geister, die aus dem Hangartor nach draußen glitten, in einem Bogen zwischen den Wroshyrs emporsausten und im Rauch verschwanden.
Der Großteil des Geschwaders war abgeflogen, bevor Jaina spürte, wie Luke seine Machtfühler nach ihr ausstreckte. Sie öffnete sich der Macht in der Erwartung, in einem Kampfgeflecht mit ihm zu verschmelzen. Stattdessen spürte sie lediglich seine äußere Präsenz, unwillig und abweisend, und selbst diese Gefühlsregungen blockte er so rasch ab, dass sie kaum sicher sein konnte, dass sie überhaupt da waren. Auf dieser Mission würde es kein emotionales Band zwischen ihnen geben; Luke war nicht bereit, seinen Schmerz mit irgendjemandem zu teilen. Jaina glitt hinter ihrem Onkel in die Reihe und wünschte, es gäbe irgendeinen Weg, ihn durch die Macht zu trösten, auch wenn sie wusste, dass dem nicht so war. Einige Minuten später stiegen sie aus dem Rauch in den blauen Himmel von Kashyyyk auf.
Es war fast noch zu früh, die Schlacht als Schlacht zu bezeichnen. Die Wookiee-Flotte befand sich immer noch auf der anderen Seite des Planeten und war gerade dabei, sich zu formieren, und die Fünfte Flotte der Allianz hielt sich außerhalb der Anziehungskraft von Kashyyyk, um die Anakin Solo zu schützen. Die einzigen Kampfhandlungen, die gegenwärtig stattfanden, waren die blauen Strahlen, die von den Langstreckengeschützen der Anakin Solo ausgingen, um die Atmosphäre von Kashyyyk zu durchdringen und das zu verbrennen, von dem niemand je geglaubt hatte, dass man es irgendwann einmal verteidigen müsste.
Jaina ertappte sich dabei, wie sie ihren Bruder abwechselnd hasste und dann wieder beklagte, ihn verloren zu haben. Dabei versuchte sie zu begreifen, was die Yuuzhan Vong ihm angetan haben mochten – oder was ihm auf seiner fünfjährigen »Studienreise« widerfahren war –, um ihn so schrecklich böse werden zu lassen. War es wirklich möglich, dass er diesen Blödsinn, den er darüber von sich gab, die Allianz gegen »terroristische Elemente« zu schützen – wie etwa ihre eigenen Eltern –, tatsächlich glaubte? Glaubte er sich nach all der Folter und den Verlusten, die er erlitten hatte, so von der sich stets wandelnden Natur der Galaxis bedroht, dass der einzige Weg für ihn, sich sicher zu fühlen, darin bestand, sie selbst zu beherrschen?
Jaina wusste, dass es letztlich keine Rolle spielte, was ihren Bruder derart verändert hatte. Er war zu einem weiteren Imperator geworden, und man musste ihn einfach aufhalten. Es brach ihr das Herz, aber das Einzige, worauf es jetzt ankam, war, seinem Irrsinn ein Ende zu bereiten. Falls Jacen überlebte, konnte man ihn vielleicht erlösen, so wie Kyp, nachdem er das Carida-System vernichtet hatte. Aber wenn nicht … Nun, es gab keinen Grund, über diese Möglichkeit nachzudenken. Momentan war das schlichtweg nicht von Belang.
Jaina fühlte, wie Luke sie durch die Macht tadelte und sie ermahnte, sich zu konzentrieren. Beschämt über ihren uncharakteristischen Mangel an Aufmerksamkeit, schaute sie aus der Kanzel, konnte aber nicht feststellen, was ihr diese Rüge eingebracht hatte. Die Fünfte Flotte war direkt voraus, schwebte zwischen ihnen und den aufblitzenden Turbolasern der Anakin Solo, ein Feld weißer Sprenkel, durchwoben von den winzigen blauen Leuchtfäden von Sternenjäger-Ionenspuren.
Dann spürte Jaina es – einen Druck, der sich in der Macht aufbaute, ein Gefühl, als würde irgendjemandes Ankunft unmittelbar bevorstehen. Mehrere tausend Kilometer neben der Allianzflotte begannen gewundene, schillernde Schlangen zwischen den Sternen zu tanzen. Sogleich rollte eine Nachricht über den Hauptschirm, die das Eintreffen einer großen Flotte meldete.
»Mach keine Witze«, sagte Jaina. »Wessen Flotte?«
UNBEKANNT. SCHIFFSKLASSIFIZIERUNG LÄUFT.
Einen Augenblick später wurde Jainas Frage beantwortet, als von den Neuankömmlingen ein Hagel grüner Blitze ausging, die an den Schilden der Fünften Flotte vergingen.
BOTHANER, verkündete Sneaker. Die Kennungssymbole von Korvetten und leichten Kreuzern bevölkerten nun den Rand des Taktikschirms. SENSORANALYSE BESTÄTIGT BAUART.
»Bothaner?« Jaina konnte es nicht glauben; die Bothaner waren die letzte Spezies, von der sie angenommen hätte, dass sie den Wookiees zu Hilfe eilen würde. »Bist du sicher?«
NEIN. ÜBEREINSTIMMUNG BETRÄGT LEDIGLICH 98,76 PROZENT, informierte Sneaker sie. BESCHÄDIGUNGEN DURCH VORHERIGE KAMPFHANDLUNGEN VERHINDERN VOLLSTÄNDIGE IDENTIFIZIERUNG.
In ihrem Helm runzelte Jaina die Stirn. Das Schadensprofil deutete darauf hin, dass die Bothaner der Schlacht von Kuat den Rücken gekehrt hatten, um herzukommen und Kashyyyk zu verteidigen. »Das ergibt keinen Sinn«, sagte sie zu sich. »Was machen die hier?«
UNS ANGREIFEN.
»Nicht uns«, erklärte Jaina dem Droiden. »Du musst deine Freund-Feind-Identifikationsdateien aktualisieren. Anscheinend haben sie die Seiten gewechselt.«
DANN SIND SIE VERBÜNDETE?
»Vielleicht«, sagte Jaina. »Wir müssen Luke später danach fragen.«
NEUTRAL?, schlug der Droide vor.
»Soll mir recht sein.«
Die Fünfte Flotte erwiderte den Beschuss, richtete die ganze Aufmerksamkeit der Allianz auf die Bothaner und machte es so noch unwahrscheinlicher, dass die Flotte die im Anflug befindlichen StealthX bemerken würde. Gefühle der Schuld und Trauer durchdrangen die Macht, als den Jedi bewusst wurde, wie einfach ihr Einsatz war – wie viele ihrer Freunde und Bekannten sie gleich kaltblütig ermorden würden.
Jaina spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte, und sie ertappte sich dabei, wie sie darum kämpfte, ihre Tränen fortzublinzeln. Eine Zeit lang war sie mit der Fünften gegen die Yuuzhan Vong geflogen, und viele der Wesen, die sie damals kennengelernt hatte, taten dort immer noch ihren Dienst. Es waren gute Leute – tapfer, loyal, liebenswürdig –, und es schien einfach nicht richtig, dass heute so viele von ihnen durch Jedihand ihr Ende finden würden. Aber was sollten die Meister sonst tun? Zulassen, dass Jacen Kashyyyk zu Asche verbrannte?
Bis die StealthX-Jäger nah genug herangekommen waren, um sich Gedanken darüber machen zu müssen, dass man sie visuell entdeckte, war die Fünfte Flotte in ein grimmiges Gefecht mit den Bothanern verwickelt. Beide Seiten schickten ihre Sternenjäger in die Leere, und Turbolaserfeuer zuckte zwischen ihnen hin und her. Mit bloßem Auge konnte Jaina winzige orangefarbene Energiebälle ausmachen, die auf die Außenhüllen vieler Allianzschiffe einprasselten. Auf der Taktikanzeige blinkten mehrere bothanische Korvetten erst gelb und dann rot, und schließlich verschwanden sie schneller, als Sneaker die Daten aktualisieren konnte.
Nur allzu bald breitete sich die Fünfte Flotte vor Jainas Kanzel aus. Die Schiffe nahmen deutlichere Formen an – die gewaltigen Keile von Sternenzerstörern, die faustartigen Zylinder schwerer Fregatten, die geschmeidigen Kurven der Mon-Calamari-Kreuzer. Das StealthX-Geschwader teilte sich in sechs Staffeln auf und schoss auf verschiedene Bereiche der Flotte zu. Jaina und Luke schlossen sich den Nachtklingen an und folgten Saba Sebatyne in Richtung der Vulnerator, eines alten Sternenzerstörers der Sieges-Klasse, der bereits so lange im Dienst stand wie Jainas Eltern.
Die Vulnerator und ihre beiden Begleitfregatten wurden beim Blick aus der Vorderkanzel rasch größer; ihre Schutzschilde schimmerten golden vor Turbolaserenergie. Als die Schiffe nicht einen einzigen Blasterschuss auf die sich nähernden Jedi abfeuerten, fing Jaina schon an zu glauben, es wäre womöglich besser gewesen, mit den StealthX-Jägern einfach durch den Verteidigungsschirm der Fünften Flotte zu schlüpfen und sich gesammelt auf die Anakin Solo zu stürzen.
Dann raste ihr ein Frösteln den Rücken hinab, und die Nachtklingen verteilten sich. In allen Richtungen explodierte der Weltraum zu Wolken feurigen Leuchtens, und Jainas StealthX wurde so hart durchgeschüttelt, dass sie ihre Anzeigen nicht ablesen konnte. Die Sicherheitsgurte schnitten in ihre Schultern, und der Schadensalarm schrillte los, um sie über eine Vielzahl von Problemen zu informieren, um die sie sich jetzt nicht kümmern konnte. Sie spürte, wie Luke zu einer Seite hin abtauchte, und rammte den Steuerknüppel beiseite, um ihm zu folgen; dann stieß sie ein erleichtertes Seufzen aus, als der Sternenjäger das Manöver auch tatsächlich mitmachte.
»Wie schlimm ist es, Sneaker?«
Der Droide übermittelte einen Schadensbericht auf den Hauptschirm, doch so, wie das Cockpit wackelte, waren es bloß hüpfende Lichtpunkte.
»Ich kann’s nicht lesen«, sagte sie. »Können wir noch weitermachen?«
Sneaker zwitscherte eine Bestätigung, die vage nach »vorerst« klang. Um sie herum erblühte eine weitere Salve karmesinroter Explosionsblumen, viele durchdrungen von den aufblitzenden Streifen von Kanonenschüssen. Die Vulnerator hatte mit ihrem Angriff gerechnet, hatte gewartet, bis die StealthX-Jäger nah genug herangekommen waren, um Sichtkontakt herzustellen. Dann – und das war der gerissene Teil, der Teil, der jene Disziplin erforderte, die allein die Raumflotte der Allianz aufbrachte – hatten die Schützen ihr Feuer so lange zurückgehalten, bis alle Stationen ihr Ziel ins Visier genommen hatten.
Luke fegte beinahe mühelos durch den Feuersturm, wich Turbolasersalven bereits eine halbe Sekunde bevor sie erblühten aus und tauchte unter Kanonensalven hinweg, als besäße er eine telepathische Verbindung zu den Schützen, sodass er fühlte, was sie tun würden, bevor sie es taten. Und nach allem, was Jaina wusste, war das womöglich tatsächlich der Fall. Bis jetzt war sie der Meinung gewesen, seine Machtfähigkeiten recht gut einschätzen zu können, aber falls seine Flugkünste eins bewiesen, dann, dass er bislang kaum die Hälfte von dem gezeigt hatte, wozu er imstande war. Vielleicht nicht einmal ein Viertel.
Sie konzentrierte sich darauf, hinter ihm zu bleiben, versuchte, der Silhouette seines StealthX zu folgen, während er durch den feurigen Vorhang schoss, der sie umgab. Häufig konnte sie bloß das schwache Glühen seiner Ionentriebwerke sehen, bevor sie wieder dunkel wurden, und manchmal half ihr nur die Macht dabei, seine Position zu bestimmen. Es dauerte nicht lange, bis ihr Cockpit trotz des Sperrfeuers zu vibrieren aufhörte, und jetzt war sie endlich in der Lage, die Schadensmeldung zu lesen, die Sneaker vorhin auf ihren Bildschirm übermittelt hatte.
DREI.
»Drei was?«, fragte Jaina. Mit Sicherheit keine Triebwerke – mit drei ausgefallenen Triebwerken wäre sie niemals imstande gewesen, mit Luke mitzuhalten.
DREI VERLUSTE, berichtete Sneaker. SIE WOLLTEN WISSEN, WIE VIEL SCHADEN DIE ERSTE SALVE ANGERICHTET HAT.
Jaina schnappte in der Sauerstoffmaske nach Luft. Offensichtlich hatte die Vulnerator eine höchst wirkungsvolle Technik entwickelt, um mit Tarnjägern fertigzuwerden. Wenn ein Sternenzerstörer mit seiner Eröffnungssalve drei Nachtklingen außer Gefecht setzen konnte, war der Nutzen tarnfähiger Angriffsjäger zugegebenermaßen eher gering.
»Was ist mit unseren anderen Staffeln?«, fragte Jaina. »Hat es sie genauso schwer erwischt wie die Nachtklingen?«
UNGENÜGENDE DATEN, DAS ZU BEURTEILEN, meldete Sneaker. VERLUST UNTER DEN NACHTKLINGEN BASIERT AUF BEOBACHTETEN SCHIFFSEXPLOSIONEN. DA EIN STEALTHX KEINE SENSORSIGNATUR AUFWEIST …
»Stimmt«, unterbrach Jaina. »Deshalb kannst du das unmöglich sagen.«
Sie warf einen Blick auf den Taktikschirm und stellte fest, dass die übrigen Sternenzerstörer der Fünften von massivem Kurzstreckenlaserfeuer beharkt wurden. Falls die anderen StealthX-Staffeln so viele Verluste erlitten hatten wie die Nachtklingen, hatten die Jedi gerade ein Viertel ihres Jagdgeschwaders verloren.
Jaina streckte ihre Machtfühler aus, in der Hoffnung, sich dem nächstbesten Kampfgeflecht anschließen zu können und vielleicht festzustellen, dass die Situation doch nicht so katastrophal war – schreckte jedoch vor dem brodelnden Missfallen zurück, das Luke zu ihr sandte. Rasch zog sie sich wieder zurück und konzentrierte sich darauf, an seinem Heck zu bleiben, obgleich sie eigentlich fand, dass er hätte abbremsen müssen, um zu ihm aufschließen zu können.
Als Luke die Rasanz seiner Manöver unbeirrt fortsetzte und sie gefährlich knapp daran vorbeischrammten, geradewegs in einen Feuerball zu fliegen, wurde ihr schließlich klar, dass seine Beweggründe dafür, vorhin das Kampfgeflecht zu meiden, nichts damit zu tun hatten, seinen Schmerz zu verbergen.
Luke versteckte sich vor Jacen.
Jacen war der Grund dafür, dass die Fünfte so gut vorbereitet war und sie den StealthX-Angriff erwartet zu haben schienen – selbst ungeachtet der Ablenkung, die das Eintreffen der bothanischen Flotte verursacht hatte. Jacen hatte nach dem Kampfgeflecht der Jedi Ausschau gehalten.
Jaina grübelte immer noch darüber nach, als die Vulnerator ihre Geschützbatterien neu ausrichtete und der Weltraum wieder in Dunkelheit versank. Sie überprüfte die Taktikanzeige und stellte fest, dass die gesamte Fünfte Flotte ihr Feuer erneut auf die im Anflug befindlichen Bothaner konzentrierte. Eine Handvoll Sternenzerstörersymbole blinkten gelb, um zu signalisieren, dass sie beschädigt waren. Doch alles in allem war der StealthX-Angriff ein schrecklicher Fehlschlag gewesen – genau so, wie die Meister den Einsatz geplant hätten, wenn sie die Verluste der Allianz minimieren wollten, während Luke durch die feindliche Abwehr schlüpfte, um Jacen auszuschalten.
Das erklärte zweifellos Lukes sonderbares Verhalten vor dem Start. Falls er etwas derart Waghalsiges vorhatte, wie ganz allein einen Sternenzerstörer zu vernichten, war der Gedanke durchaus vernünftig, jemand anders den Tod seiner Frau sühnen zu lassen. Und dann hätte er mit Sicherheit nicht gewollt, dass ihm seine Nichte an den Fersen klebte … und falls sie darauf bestand, ihn zu begleiten, würde er lieber versuchen, sie im letzten Moment abzuschütteln, als zu riskieren, dass sie ebenfalls getötet wurde.
»Daraus wird nichts, Onkel.«
Jaina schloss dichter auf und kam so nah heran, dass sie R2-D2s Kuppel blinken sah. Luke schien zu spüren, was sie tat – oder worüber sie sich Sorgen machte –, und wackelte ein wenig mit den Flügeln. Dann verschleierte er seine Machtpräsenz so gründlich, dass sie sie nicht länger wahrnehmen konnte. Im ersten Moment glaubte sie, er würde sie verhöhnen, doch dann wurde ihr rasch klar, dass er ihr vielmehr zeigte, was sie zu tun hatte. Sie reduzierte ihre eigene Machtpräsenz so weit, dass Jacen neben ihr im Cockpit hätte sitzen müssen, um sie zu spüren.
Luke wackelte erneut mit den Flügeln. Sie ließen die Fünfte Flotte hinter sich und sausten im Sinkflug auf die blitzenden Balken Turbolaserfeuer zu, die alles waren, was sie von der Anakin Solo ausmachen konnten. Stärker als je zuvor war sie empört darüber, dass Jacen sein Flaggschiff nach ihrem jüngeren Bruder benannt hatte. Es war vielleicht bloß ein Name – aber es war ein Name, der für etwas Gutes stand, und sie wusste, dass sie einen Stich des Bedauerns fühlen würde, wenn sie mit ihrem Angriff begannen. Noch etwas, wofür Jacen bezahlen musste – falls er überlebte.
Einen Moment später tauchte die Anakin Solo selbst vor ihnen auf, ein handgroßer Keil, dessen Umrisse jedes Mal flüchtig erhellt wurden, wenn an der richtigen Stelle eine ferne Turbolasersalve erblühte. Dank der Kuppel eines Schwerkraftgenerators, der sich unter dem Rumpf des Raumschiffs abzeichnete, und eines Tarn-Tubus, der auf halbem Weg den Schiffsrücken hinab in die Höhe ragte, war das Profil der Anakin Solo unverkennbar – selbst wenn es in der Galaxis noch einen anderen mattschwarzen Sternenzerstörer gegeben hätte.
Während Jaina und Luke näher heranflogen, wurde die Silhouette des Schiffs zusehends größer und schließlich zu einem festen schwarzen Fleck vor dem Hintergrund der Sterne. Jaina verfolgte ungläubig, wie der Fleck zur Größe eines Banthas anwuchs, und noch immer eröffnete die Anakin Solo nicht das Feuer. Sofern ihre Beobachtungsposten nicht schliefen oder mit Blindheit geschlagen waren, mussten sie die auf ihr Schiff zuschießenden StealthX-Jäger mittlerweile bemerkt haben. Selbst wenn sich die beiden Sternenjäger nicht vor dem karmesinroten Sturm hinter ihnen abhoben, zischten sie mit hoher Geschwindigkeit vor den Sternen dahin und verdeckten sie so sekundenlang, ließen sie dann wieder aufblinken und zogen damit einen verschwommenen schwarzen Strich durch die blau gesprenkelte Leere des Alls.
Luke musste dasselbe durch den Kopf gehen, da er mit einem Mal mit so wilden Ausweichmanövern begann, dass Jaina Mühe hatte, ihm auf den Fersen zu bleiben. Aus den Cockpitlautsprechern drang Sneakers Kreischen und Pfeifen, während ein Strom von Meldungen und Überlastungswarnungen über den Hauptschirm zuckte, zu schnell, um sie lesen zu können – selbst, wenn sie sich getraut hätte, einen Blick darauf zu werfen. Trotzdem trieb Luke seinen StealthX noch weiter an die Belastungsgrenze und beschleunigte, um zu einer ungestümen Reihe von Rollmanövern überzugehen, die in Jaina den Verdacht weckte, dass es die Macht war, die sein Schiff zusammenhielt, nicht Nieten und Schweißnähte.
Jaina versuchte gar nicht erst, mit seinen Manövern mitzuhalten, sondern beließ es dabei, grob hinter ihm zu bleiben und ihm Deckung zu geben. Die Anakin Solo wurde größer, bis Jaina bloß noch einen Berg schwarzen Durastahls vor sich sehen konnte, und sie fing an zu hoffen – sogar zu glauben –, dass sie sich irgendwie unbemerkt an den Sternenzerstörer herangepirscht hatten. Möglicherweise hatte Luke ihren Anflug mit irgendeiner Machtfähigkeit verschleiert, von der sie nicht einmal wusste, dass es sie überhaupt gab. Vielleicht würden sie es schaffen, mit Jacens Abscheulichkeit von einem Flaggschiff gleichzuziehen, ohne dass man sie unter Beschuss nahm, um dann hoch zur Oberseite der Außenhülle zu rollen und Lukes Schattenbomben abzuwerfen, ohne auf irgendwelchen Widerstand zu stoßen.
Und das war der Augenblick, in dem die Zielerfassungssirenen loskreischten. Jainas Sitz krachte ihr in den Rücken, als eine Salve Kanonenschüsse ihre Heckschilde durchschlug und sich durch die dünne Panzerung ihres StealthX fraß. Es hatte keinen Sinn, zur Seite wegzurollen; sie verlor die Kontrolle über den Jäger und trudelte auf die Anakin Solo zu, ehe sie von den Partikelschilden des Sternenzerstörers abprallte und auf einen dunklen Würfel zustürzte, der – den flüchtigen Blicken zufolge, die sie darauf erhaschte – gefährlich nach einem inaktiven Turbolasergeschütz aussah.
Jaina trat ein Steuerpedal bis zum Boden durch und ließ das andere los, während sie den Knüppel zu ihrem Bauch zurückriss und die Schubdüsen aktivierte. Der StealthX beschleunigte, bis sie schließlich wieder so etwas wie Kontrolle über den Jäger hatte, und sie war erleichtert festzustellen, dass sie sternenwärts schoss, statt in eine schwarze Durastahlfläche zu krachen.
»Schadensbericht!«, schnappte sie. Der Befehl kam rein instinktiv, ehe – nicht minder instinktiv – die Frage folgte: »Was ist passiert?«
Sie ging zum Sinkflug über und las Sneakers Erwiderung. HINTERE SCHILDGENERATOREN ÜBERLASTET UND ZERSTÖRT, IONENTRIEBWERK NUMMER DREI ZERSTÖRT, HINTERER AUSRÜSTUNGSTRÄGER ZERSTÖRT, SCHADEN VERURSACHT DURCH MEHRERE LASERKANONENTREFFER.
»Das dachte ich mir schon«, sagte Jaina. »Wo kamen die …«
Sie ließ die Frage unvollendet, als die dunkle Masse der Anakin Solo von Neuem in Sicht glitt und sie sah, woher die Attacke gekommen war.
Luke versuchte, sich auf die Oberseite des Sternenzerstörers zu rollen; sein StealthX vollführte noch immer wilde Ausweichmanöver, während er dabei war, sich für einen Angriff auf die Brücke in Position zu bringen. Ein paar hundert Meter hinter ihm schoss mit hoher Geschwindigkeit ein zweiter StealthX heran, der Energieladungen in seine Richtung feuerte, in einem Winkel, der Luke daran hinderte, über die Mittellinie der Anakin Solo aufzusteigen, ohne dabei in einen tödlichen Laserhagel zu geraten.
»Jacen!«
UNGENÜGENDE DATEN ZUR BESTIMMUNG DER IDENTITÄT DES PILOTEN, informierte Sneaker sie.
»Er wusste es!« Jaina ignorierte die Meldung des Droiden und richtete ihren Bug auf die beiden StealthX-Jäger aus. Seit ihrem Abflug von Kashyyyk war nicht so viel Zeit vergangen, als dass es Jacen möglich gewesen wäre, sich bereit zu machen und zu starten. Er musste darauf gewartet haben, dass Luke kam, um ihm die Stirn zu bieten. »Er kennt den ganzen Plan!«
Jainas vordere Kanzel wurde in ein Gewitter greller Farben getaucht, als die Abwehrschützen der Anakin Solo sie ins Visier nahmen. Sie gab volle Energie auf die Schubdüsen und drückte ihre eigenen Feuerknöpfe, wobei sie sich wesentlich mehr auf ihre Vorderschilde verließ, als es in einem StealthX ratsam war. Gleichzeitig vertraute sie auf die Macht und ihre eigenen schnellen Reflexe, um dafür zu sorgen, dass ihr ungeschütztes Heck in einem Stück blieb.
Als die Kanonentreffer ihren StealthX durchschüttelten wie Sturmböen, schoss Jaina im Sinkflug auf die Außenhülle des Sternenzerstörers zu, um sich hinter ihren Onkel und ihren Bruder zu setzen. Der Feindbeschuss verebbte zu einzelnen Schnappschüssen – da die drei StealthX-Jäger in so dichter Formation flogen, hatten die Allianz-Schützen Angst, ihren Kommandanten zu erwischen.
Jaina nahm Jacen ins Visier und feuerte. Er beschleunigte und rollte in die andere Richtung, und einer ihrer Schüsse ließ Lukes Heckschilde aufleuchten.
Jacen fiel wieder hinter Luke und verpasste ihm obendrein noch drei weitere Treffer, ehe er zur Seite auswich, als Jaina erneut schoss. Diesmal durchschlug einer ihrer Schüsse Lukes Schild und verschwand in einem der Triebwerke. Es gab einen Blitz und eine Rauchwolke. Lukes StealthX schien über die Schilde der Anakin Solo zu schlittern und abzuprallen, bevor er – zu Jainas völligem Erstaunen – über Jacens Beschuss hinwegrollte und über der oberen Außenhülle des Sternenzerstörers verschwand.
Jaina gelang es, Jacens obere Schilde mit einer Reihe von Energiesalven zu perforieren, als dieser die Verfolgung aufnahm, dann runzelte sie die Stirn und bemerkte, dass sie Mühe hatte mitzuhalten, als sie an dem Tarn-Tubus vorbei auf die kraterübersäten Aufbauten der Brücke zuschossen.
Sie drückte ihre Feuerknöpfe. Wieder wich Jacen ihrem Beschuss aus, und wieder verschlimmerten sie Lukes Probleme bloß. Ihr Bruder schien jede ihrer Salven bereits vorauszuahnen, bevor sie sie überhaupt abfeuerte.
»Das wird niemals funktionieren«, knurrte sie.
Jaina streckte ihre Machtfühler nach Luke aus, versuchte, ihn in ein Kampfgeflecht zu ziehen – und stieß lediglich auf Jacens Präsenz, mächtig und dunkel und spöttisch. Sie hatte hier nichts verloren, schien er zu sagen, bei diesem Kampf zwischen richtigen Piloten; eigentlich sollte sie doch in der Akademie sein, um auf das Jungvolk aufzupassen.
Jacens StealthX sank wieder in ihr Fadenkreuz. Sie fühlte, wie ihre Finger die Feuerknöpfe runterdrückten – dann gewahrte sie ein dunkles Kichern in ihrem Hinterkopf und erkannte, dass er sie anstachelte.
Darauf hörte sie Lukes Stimme, so deutlich, als würde sie über die Kom-Lautsprecher dringen. Tu es! Sie fühlte, wie er sie dazu drängte zu schießen. Halt sie gedrückt!
Jaina betätigte alle vier Feuerknöpfe und verharrte so.
Jacen riss seinen Jäger zur Seite und kassierte einen Flügeltreffer, der eine Laserkanone davonwirbeln ließ. Dann sah sich Jaina dem Heck von Lukes StealthX gegenüber und verfolgte erleichtert, wie er sich von ihrem Laserhagel wegdrehte.
Dann ging Lukes beschädigtes Triebwerk in Flammen auf. Der StealthX schien ins Schleudern zu geraten, schlingerte wieder in Jainas Schusslinie, und eine Woge von Überraschung und Entsetzen schoss durch die Macht. Sie ließ die Feuerknöpfe unverzüglich los, doch ein Quartett von Energieladungen schoss bereits aus den Spitzen ihrer Kanonen.
Sie trafen Luke direkt ins Heck und fraßen sich in einem einzigen lodernden Lidschlag durch die defekte Panzerung. Die Macht brodelte vor Qual, und dann flog Jaina durch einen Feuerball, der gerade noch ein Sternenjäger gewesen war.
Sie zog den Jäger nach oben, mehr instinktiv, als um einem Zusammenstoß zu entgehen. Hätte sie Zeit zum Nachdenken gehabt, hätte sie ihren lädierten StealthX womöglich geradewegs in die vor ihr aufragende Masse der Brücke der Anakin Solo gesteuert, denn dies war eine Mission, von der sie wahrlich nicht zurückkehren wollte.
Luke Skywalker war tot.
Und Jaina hatte ihn abgeschossen.