14. Kapitel
Haltet euch bereit. Es war keine richtige Stimme, die Jaina in ihrem Traum vernahm, nicht einmal konkrete Worte, doch sie wusste dennoch, dass die Botschaft von Ben stammte. Er hatte entsetzliche Angst um sie und die anderen, und irgendwie fühlte er sich verantwortlich für … was? Und mit einem Mal befand sie sich in ihrem Traum auf Hapes, an Bord des geliebten Falken ihrer Eltern; das alte Mädchen wurde von Turbolasertreffern durchgeschüttelt wie von einem nkllonianischen Geröllsturm, Luft entwich pfeifend durch einen Riss im zentralen Zugangskern, und Zekk lag verletzt am Boden. Ben stand neben Zekk, das Gesicht schlaff vor Entsetzen, und ein Lichtschwert summte in seiner Hand; die Kinder murmelten verwirrt und strahlten Furcht in die Macht aus; ihr Vater trug ihr auf, die Kinder zu nehmen und … die Kinder?
Es waren keine Kinder an Bord gewesen, als Ben Zekk verwundet hatte. Und dennoch hörte Jaina sie gleich hinter der Schottwand flüstern, sie klangen verängstigt und verwirrt und aufgebracht, und sie konnte sie in der Macht fühlen, wie sie auf der Suche nach Führung und Beruhigung ihre mentalen Fühler nach ihr ausstreckten, und dann versetzte sie ihr Traum an einen Ort, an dem es tatsächlich Kinder gab, in die Schlafräume auf Yavin 4, wo sie, Jacen und Zekk Schüler an der Jedi-Akademie ihres Onkels Luke gewesen waren.
Ihr alle, haltet euch bereit.
Ben besaß noch immer keine Stimme, aber Jaina wusste, dass er es war, was ausgesprochen seltsam wirkte, weil er damals noch nicht einmal geboren gewesen war. Luke und Mara würden erst in … Mara war tot. Diese Tatsache krachte wie ein Meteor auf Jaina herab, und jetzt wurde ihr klar, dass sie sich in ihrem Traum in der falschen Akademie aufhielt, dass sie in Wahrheit in der Jedi-Akademie auf Ossus nächtigte. Ihr Bruder hatte ein Bataillon Schwarzstiefel geschickt, um die Schüler zu beschützen – genau genommen, um sie als Geiseln zu halten –, und sie, Jag und Zekk waren gezwungen gewesen, ihre Jagd auf Alema Rar abzubrechen, um hierzubleiben und dabei zu helfen, über die Schüler zu wachen.
Seit etwas mehr als zwei Wochen lebte Jaina jetzt bei einer Gruppe junger Akademieschüler und spielte die Wohnheimmutter, während Jag mithalf, die Jugendlichen zu beaufsichtigen. Zekk versteckte sich weiterhin in den umliegenden Wäldern, eine tödliche Überraschung für den Tag, an dem es schließlich nötig wurde, die Kinder gegen Jacens Soldaten zu verteidigen. Die meiste Zeit über fiel es einem leicht zu glauben, dass dieser Tag niemals kommen würde. Der GGA-Kommandant, Major Serpa, war nicht verrückt, sondern geistig lediglich ein bisschen neben der Spur, und solange in der Akademie alles ordnungsgemäß verlief und er die Dinge weiterhin unter Kontrolle hatte, war er einverstanden, die Kinder der Obhut von Jaina und den anderen Erwachsenen zu überlassen und seine Bemühungen auf das Sichern des Planeten zu konzentrieren. Die Solusars hatten sogar wieder begonnen, Unterricht zu geben.
Gleichwohl, es schien noch viel zu früh für den morgendlichen Unterricht, und für gewöhnlich versuchte das Jungvolk unter Jainas Aufsicht nicht, sich zum Lernen davonzuschleichen, ohne sie zu wecken. Ganz im Gegenteil. Normalerweise war sie diejenige, die sie aus dem Bett werfen musste, um zu betteln und zu drohen und zu locken, bis schließlich alle zwanzig Kinder am Tisch im Speisesaal saßen und mit ihrem Frühstück spielten.
Also, warum waren sie jetzt draußen im Korridor, flüsterten miteinander und versuchten, an ihrer Tür vorbeizuschlüpfen, ohne dass sie etwas davon merkte?
Jaina war schlagartig hellwach – und stellte fest, dass ihre Augen geschlossen blieben. Sie setzte sich auf und entdeckte, dass ihr Körper nach wie vor im Bett lag. Sie versuchte, sich auf den Fußboden zu rollen, danach, bloß ein Bein zu heben. Ihr Leib schlief tief und fest weiter, und wieder begann sich eine gewisse traumartige Qualität um die Ränder ihrer Gedanken herum auszubreiten.
Komagas.
Ein längliches Männergesicht mit eingesunkenen Augen und einer messerdünnen Nase glitt an Jainas Bewusstsein vorüber, und sie fing an zu begreifen, was Ben ihr zu sagen versuchte. Selbst dieser geistesgestörte Major Serpa brauchte einen Grund, sie mit Gas außer Gefecht zu setzen; ihr Bruder musste ihm befohlen haben, etwas Schlimmes zu tun, und er musste dafür sorgen, dass sie ihm dabei nicht in die Quere kam.
Jaina klammerte sich an diese Erkenntnis. Sie hielt sich daran fest, um nicht wieder im Schlaf zu versinken, machte sie sich zunutze, um sich zurück ins Wachsein zu kämpfen. Jacen hatte vor, den Kindern Schaden zuzufügen; sie musste dem Gas trotzen und Serpa aufhalten.
Jaina dehnte ihr Machtbewusstsein aus, verankerte sich in der Gegenwart des Wohnheimzimmers, in dem sie sich befand, lokalisierte erst den Schreibtisch, dann den Schrank und das Bad, das verdunkelte Sichtfenster und die Tür gegenüber davon. Draußen vor der Tür registrierte sie einen nervösen, dicht am Boden hockenden Mann. Er schien sich angestrengt zu konzentrieren; seine Präsenz war von Besorgnis und düsteren Absichten erfüllt.
Er war derjenige, der Komagas in ihr Zimmer sprühte.
Jaina packte ihn mit der Macht, dann schleuderte sie ihn gegen die andere Seite des Korridors, donnerte ihn zweimal gegen die Wand und ließ ihn zum Abschluss gegen ihre Tür krachen. Sie fühlte, wie er das Bewusstsein verlor, und hätte es ihm gleichgetan, wären da nicht die Jugendlichen gewesen, die ihre mentalen Fühler nach ihr ausstreckten und sie stumm anflehten aufzuwachen. Sie fand die Türsteuerung und drückte mit der Macht auf das Tastenfeld, ehe sie einen angenehmen Luftstrom verspürte, als sich die Tür mit einem Wuuusch öffnete.
Mehrere Sekunden lang konnte Jaina nichts anderes tun, als dem heiseren Flüstern der GGA-Truppler zu lauschen, die ihre Gefangenen bedrohten und beleidigten. So verängstigt sie auch waren, schienen die Kinder doch ihr Bestes zu geben, um den Soldaten das Leben schwer zu machen, indem sie vernehmlich mit den Füßen schlurften und die Truppler zwangen, ihre Anweisungen wieder und wieder zu wiederholen. Dennoch wurden die Geräusche zunehmend leiser, als die Kinder durch die Hintertür in die ossanische Nacht hinausgetrieben wurden.
Jaina füllte ihre Lungen schätzungsweise hundertmal mit frischer Luft, bevor sich ihr Kopf endlich klärte. Sie öffnete die Augen, und das schummerige Licht der Nachtbeleuchtung draußen auf dem Korridor fiel durch die offene Tür herein. Einen Moment später rollte sie sich aus dem Bett und sah einen GGA-Truppler niedergestreckt auf der Schwelle liegen, neben sich auf dem Boden einen Zylinder mit einem dünnen Sprühschlauch.
Jaina kroch auf ihn zu und wurde zusehends munterer, als die Anstrengung, die ihr die Bewegung bereitete, das Blut schneller zirkulieren ließ und das Gift aus dem Gehirn transportierte. Ungeachtet des flauen Gefühls im Magen und ihres dröhnenden Schädels, war sie kräftig genug zu stehen, als sie schließlich bei der Tür anlangte. Sie schleifte den Soldaten ins Zimmer und verabreichte ihm eine Lunge voll seines eigenen Komagases, bevor sie sein Komlink an sich nahm und in ihre Kleider schlüpfte. Sie hätte sich auch seinen Blaster geschnappt, doch leider trug er keinen bei sich.
Eine gedämpfte Stimme rief den Korridor hinunter: »Ich hab alle, Delpho. Zeit zu verschwinden.«
Jaina senkte ihre Stimme bis in männliche Tiefen, schlang ihren Gürtel um ihr Gewand und grunzte eine Bestätigung.
»Delpho?«
Jaina fluchte, dann griff sie in eine der Innentaschen ihrer Robe und holte ihre einzige Waffe hervor, einen Löffel, den sie im Laufe der letzten paar Tage mühsam zu einem Messer geschliffen hatte.
»Delpho?« Die Stimme klang jetzt näher, als würde der Sprecher den Korridor betreten. »Melde dich!«
Jaina huschte über die Schwelle, während sie sich gleichzeitig in die Hocke fallen ließ und ihr Messer den Gang hinunterschleuderte. Drei Laserschüsse blitzten aus dem dunklen Aufenthaltsraum und prallten als Querschläger vom Türpfosten ab. Sie nutzte die Macht, um ihre Waffe in Richtung der Stimme zu leiten, dann hörte sie, wie der Offizier schrie und zu Boden stürzte.
Eine Sekunde verstrich. Als kein weiterer Beschuss folgte, schnappte sich Jaina ihre Stiefel und eilte den Gang entlang. Die Wohnheime auf Ossus waren kleine, einstöckige Bauwerke mit lediglich fünfundzwanzig Wohnzellen pro Gebäude, sodass es ihr keine Schwierigkeiten bereitete, den verwundeten Mann stöhnen zu hören, der sich auf dem Boden des Aufenthaltsraums wand. Sämtliche Türen, an denen sie vorbeikam, standen offen, und sie nahm keine Kinder wahr, die sich dahinter versteckten. In mehreren Räumen offenbarten die eingeschalteten Lichter umgestürzte Betten und Kleiderschränke, deren Inhalt auf den Boden geleert worden war; in einem zierte eine Kette roter Spritzer die hintere Wand.
Als Jaina schließlich den Aufenthaltsraum erreichte, war sie überzeugt, dass alle Kinder aus dem Wohnheim geschafft worden waren. Die einzigen Präsenzen, die sie fühlte, waren ihre eigene und die der beiden GGA-Truppler, die sie außer Gefecht gesetzt hatte. Sie kniete neben dem nieder, den sie verwundet hatte, und erkannte rasch, dass sie von ihm keinerlei Antworten bekommen würde. Ihr Messer hatte ihn geradewegs in die Kehle getroffen, und er starb eines langsamen, qualvollen Todes. Sie zog eine Spritze aus dem Medipack an seinem Gürtel.
»Ein friedliches Wegdösen ist mehr, als du verdienst«, sagte sie. »Aber Onkel Luke ermahnt mich immer, dass ich gegen niemanden einen Groll hegen sollte.«
Als ihre Worte zu ihm durchdrangen, weiteten sich die Augen des Mannes, und er umklammerte Jainas Arm, um sie stumm anzuflehen, ihn zu retten.
»Tut mir leid.« Sie setzte die Spritze an seinem Arm an und injizierte ihm das Schmerzmittel. »Ich muss mich um die Kinder kümmern.«
Jaina nahm sich die Zeit, ihre Stiefel anzuziehen und das Komlink des Sterbenden unter dem Absatz zu zermahlen, dann schob sie seinen Blaster und seine Ersatzenergiezellen in ihren Gürtel und ging zum Sichtfenster. Draußen wurden Kinder, die von Jainas fünf Jahre alten Woodoos zu Jags fünfzehnjährigen Wampas reichten, zum zentralen Trainingspavillon getrieben, wo Major Serpa mit einer Gruppe von Leibwächtern im hellen Lampenschein stand.
Sie entdeckte keine Spur von den Solusars, die – genau wie Jaina – als Herbergseltern fungierten. Sie streckte ihre Machtfühler nach ihnen aus und spürte, dass sie sich in ihren eigenen Wohnheimen aufhielten; sie waren wütend und besorgt und knieten vermutlich genauso an einem Sichtfenster wie sie selbst. Sie fühlte, dass Zekk durch den Wald hinter dem Komplex schlich. Jag schien sich auf Jaina zuzubewegen.
Während die einzelnen Trupps nacheinander mit den Kindern eintrafen, die unter ihrer Bewachung standen, wies Serpa ihnen minutiös ihren Platz zu. Rasch wurde offensichtlich, dass er sie in einem Kreis um den Pavillon herum arrangierte, wobei sich Gruppen größerer Kinder mit Gruppen kleinerer abwechselten, sorgsam darauf bedacht, sie durch eine Reihe von Wachen voneinander getrennt zu halten.
Nachdem alle da waren und ihre Position eingenommen hatten, kehrte der Major zum Pavillon zurück und musterte nachdenklich sein Werk. Geschlagene zwei Minuten später ging er wieder los und wies drei Gruppen einen neuen Platz zu, sodass die Wampas auf einer Seite von einer Gruppe zehn- bis zwölfjähriger Banthas und auf der anderen von dreizehn bis fünfzehn Jahre alten Veermoks flankiert wurden.
Jaina verfolgte das alles voller Ungeduld und versuchte, dem Vorgehen des Majors keine Bedeutung zuzumessen. Der Mann war eindeutig nicht recht bei Trost – ein Eindruck, der sich seit ihrem ersten Zusammentreffen im Befehlsstand der Flugkontrolle zusehends mehr bestätigt hatte. Sie hatte mit den Solusars darüber debattiert, ob Jacen Serpa das Kommando übertragen hatte, um die Jedi aus dem Konzept zu bringen, oder damit er einen Sündenbock parat hatte, wenn er Vergeltungsmaßnahmen gegen die Schüler der Akademie befahl. Jaina kannte ihren Bruder gut genug, um zu wissen, dass vermutlich beides zutraf.
Serpa kehrte zum Pavillon zurück und studierte die Anordnung noch eine knappe Minute lang, ehe er zufrieden nickte.
»Viel besser.« Er sprach laut, zweifellos in der Absicht, dass ihn auch jene hörten, die von den Wohnheimen aus lauschten. »In Ordnung, jetzt sind wir so weit, dass wir anfangen können.«
Zorn und Sorge wogten durch die Macht, doch Jaina und die anderen Jedi waren zu diszipliniert, um sich zu zeigen, bevor sie wussten, was Jacen im Schilde führte. Serpa deutete auf ein schlankes Codru-Ji-Mädchen, das in der ersten Reihe der Wampas stand, und dann auf einen verängstigt wirkenden Jungen in der zweiten Reihe der Woodoos.
»Sie und er.«
Zwei Soldaten verließen den Pavillon und blieben bei den Kindern stehen, um sie am Arm zu packen. Als Nächstes wandte Serpa seine Aufmerksamkeit den Banthas und Veermoks zu, um aus der ersten Gruppe einen Menschenjungen und aus der zweiten einen Rodianer auszuwählen. So machte er weiter, bis er schließlich aus jeder Altersgruppe ein Kind ausgesucht hatte.
Sobald Serpa seine Wahl getroffen hatte, ließ er die Kinder eins nach dem anderen zum Pavillon eskortieren, um sie sorgfältig in einem Kreis um sich herum anzuordnen, wobei er zwischen Junge und Mädchen, Mensch und Nichtmensch sowie Groß und Klein unterschied.
Als er mit seinem sonderbaren Ritual fertig war, marschierte Tionne Solusar mit ausladenden Schritten über den Hof; ihr silbriges Haar wehte hinter ihr her, und Zornesfalten furchten ihre Stirn.
»Sie sollten besser einen guten Grund hierfür haben, Major«, sagte Tionne und stieg die Stufen des Pavillons hinauf. Jaina wusste, dass sie das in erster Linie sagte, um den Kindern zu versichern, dass sie die Situation unter Kontrolle hatte, als dass sie tatsächlich eine vernünftige Erklärung erwartete. »Und für den Soldaten, der bei dem Versuch starb, mich im Schlaf mit Gas unschädlich zu machen.«
Serpa sah sie über die Kinder hinweg an, die sie voneinander trennten. »Sie haben ihn umgebracht?« Er schüttelte missbilligend den Kopf. »Das ist nicht besonders fair, oder? Er wollte bloß, dass Sie uns nicht in die Quere kommen.«
Tionne bahnte sich ihren Weg durch den Kreis der Kinder und blieb – von Jainas Blickwinkel aus betrachtet – so dicht vor Serpa stehen, dass es beinahe so aussah, als hätte sie die Absicht, ihn zu küssen. »Dass ich Ihnen wobei nicht in die Quere komme?«
»Nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssten«, sagte Serpa. »Es sei denn, ihr Jedi fürchtet die Wahrheit genauso sehr wie den Kampf.«
Tionne neigte den Kopf; zweifellos runzelte sie die Stirn und gab vor, verwirrt zu sein. Da die GGA alle normalen Kommunikationsmöglichkeiten von und zur Akademie unterband, würde jedes Zugeständnis, dass sie bereits von der Desertion der Jedi bei Kuat wusste, Serpa verraten, dass sie eine Möglichkeit besaßen, trotz allem mit der übrigen Galaxis in Kontakt zu bleiben – nämlich Zekk.
Nach einem Moment entgegnete Tionne: »Jedi lassen sich nicht von Furcht beherrschen – ebenso wenig wie von Zorn, was Ihnen in diesem Moment sehr zugutekommt.«
Serpas Augenbrauen schossen in die Höhe. »Drohen Sie mir etwa, Meisterin Solusar?«
»Ich mache Ihnen einen Vorschlag, zu Ihrem eigenen Besten«, entgegnete sie. »Bringen Sie diese Kinder unverzüglich in ihre Betten zurück, und ich werde über Ihr unglückliches Timing hinwegsehen.«
Serpa musterte Tionne einen Moment lang, dann nickte er – mehr zu sich selbst als zu ihr. »Das ist eine Drohung.« Er wandte sich wieder seinem Publikum gefangener Kinder zu. »Vielleicht hätte ich jetzt sogar Angst, hätte man mir nicht berichtet, wie sich Luke Skywalker und seine Bande von Feiglingen bei der Schlacht von Kuat einfach aus dem Staub gemacht haben.«
Die Macht knisterte von der Empörung und dem Unglauben der Schüler – die noch nichts von der Fahnenflucht der Jedi wussten –, doch selbst die kleinen Woodoos waren bereits zu diszipliniert, um ihre Gefühle nach außen hin preiszugeben.
»Wenn Sie etwas zu sagen haben, sagen Sie es mir«, polterte Tionne und setzte die Macht ein, um Serpa wieder in ihre Richtung zu drehen. »Was auch immer Sie darüber zu wissen glauben, was …«
Tionne ließ den Satz unvollendet, als Serpa seinen Blaster auf sie richtete. Sie streckte die Hand aus und versuchte, die Waffe mit der Macht beiseitezuschlagen. Doch er war zu schnell. Zwischen ihnen blitzte ein einzelner Energiestrahl auf, und dann gaben Tionnes Beine nach. Sie fiel auf ein Knie, um die Macht mit Überraschung und Schmerz zu überfluten.
Man musste Kam Solusar hoch anrechnen, dass die unprovozierte Attacke auf seine unbewaffnete Frau ihn nicht nach draußen lockte. Er blieb in seinem Versteck, und obwohl er Wut und Mordlust in die Macht ausstrahlte, hielt er sich an dieselben Regeln, die er und die anderen Erwachsenen dem Jungvolk die ganze Woche über eingebläut hatten – nämlich nur konzentriert zur Tat zu schreiten; niemals zu reagieren, sondern bloß zu agieren.
Jaina indes hatte genug gesehen – insbesondere, als einige der Woodoos nicht umhinkonnten, vor Furcht in Tränen auszubrechen. Sie wich von dem Sichtfenster zurück … und war drauf und dran, den Schatten wegzupusten, den sie durch die Hintertür kommen sah.
»Vorsicht!«, zischte Jag und hob die Hände. »Hast du nichts Besseres zu tun, als einen Blaster auf deinen befehlshabenden Offizier zu richten?«
»Ich habe jede Menge besserer Dinge zu tun.« Jaina senkte den gestohlenen Blaster. »Was denkst du dir überhaupt dabei, dich an mich heranzuschleichen?«
»Du bist eine Jedi«, entgegnete Jag. »Wie könnte sich irgendwer an dich heranschleichen?«
»Das haben schon ganz andere versucht.« Jaina winkte mit einer Hand vage in Richtung der beiden Soldaten, die sie im Aufenthaltsraum und im Korridor zurückgelassen hatte. »Und ich bin ein bisschen abgelenkt wegen dem, was Serpa da draußen treibt. Er hat Tionne gerade das Knie weggeschossen.«
Jag nickte, als hätte er nichts anderes erwartet. »Er versucht, dich nach draußen zu locken. Auf dem Dach dieses Baus wartet ein Scharfschützenteam; wahrscheinlich liegen anderswo noch mehr auf der Lauer.«
»Wie sind die an Vis’l und Loli vorbeigekommen?«, fragte Jaina. Vis’l und Loli waren die beiden jungen Jedi-Ritter, die Wachdienst hatten, als Serpa die Flugkontrolle ausgetrickst hatte, um die Erlaubnis zu erhalten, mit seinem Bataillon auf dem Akademiegelände zu landen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die beiden ein Scharfschützenteam übersehen haben.«
»Man kann ziemlich leicht etwas übersehen, wenn man tot ist«, erklärte Jag ernst.
In Jainas Magen bildete sich ein kalter Klumpen. Vis’l und Loli waren so jung, wie man als Jedi-Ritter nur sein konnte, noch nicht einmal zwanzig und gerade von ihrer letzten Ausbildungsmission mit ihren Meistern zurückgekehrt.
»Wie?«, fragte sie.
»Scharfschützen, denke ich«, entgegnete Jag. »Ich habe sie hinter zwei unterschiedlichen Wohnheimen gefunden, beide mit Brandlöchern in den Schläfen. Es hat den Anschein, als wären sie nach draußen gelockt und dann gleichzeitig erschossen worden. Ich schätze, dass Serpa es auf uns alle abgesehen hat.«
Jaina schüttelte den Kopf. »Wenn er uns umbringen wollte, wäre ein Thermaldetonator um einiges wirkungsvoller«, sagte sie. »Warum sollte er sich dann die Mühe machen, uns mit Komagas außer Gefecht zu setzen?«
»Weil er Erfahrung mit Jedi hat«, sagte Jag. »Es ist verdammt schwierig für einen Attentäter, sich an euch heranzuschleichen, wenn ihr schlaft. Euer Gefahrensinn springt an und weckt euch.«
»So was in der Art«, gab Jaina zu und dachte an ihren Traum von Ben. »Ich verstehe immer noch nicht, warum er glaubt, dass Komagas besser ist.«
»Weil es dann aussieht, als würde er bloß versuchen zu verhindern, dass ihr ihm in die Quere kommt«, sagte Jag. »Falls irgendetwas schiefgeht, kann er euch immer noch einreden, dass ihr seine Absichten missdeutet habt, und euch dann umbringen.«
Jaina sah wieder zum Sichtfenster hinüber, erinnerte sich an Serpas zeitraubende Vorbereitungen und seine provozierenden Beleidigungen, und nickte.
»In Ordnung, dann ist er also womöglich genauso clever wie verrückt.« Sie schlüpfte an Jag vorbei und trat durch die Tür. »Das Erste, was wir tun müssen, ist, diese Scharfschützen aus dem Verkehr zu ziehen – lautlos.«
»Und schnell«, sagte Jag. »Serpa macht auf mich nicht den Eindruck, als wäre er einer von der geduldigen Sorte.«
Als sie vom Aufenthaltsraum zur Hintertür des Wohnheims eilten, streckte Jaina ihre Machtfühler nach Kam und den anderen erwachsenen Jedi aus, um ihnen ihre Bedenken in Bezug auf Serpas Taktik mitzuteilen. Vermutlich war das gar nicht notwendig. Selbst ohne von den Scharfschützen auf den Dächern zu wissen, war ziemlich offensichtlich, dass Serpa versuchte, sie hinaus ins Freie zu locken. Doch womöglich brachte die zusätzliche Warnung jemanden davon ab, vorschnell auf die nächste Provokation des Majors zu reagieren.
An der Hintertür des Wohnheims blieb Jaina stehen, um einen Moment lang in die Nacht hinauszuspähen. Es war zu dunkel, um irgendjemanden ausmachen zu können, der in den Hecken gegenüber lauerte, doch sie konnte zwei Präsenzen wahrnehmen, die sich in den Sträuchern weiter zur Rechten verbargen, hinter dem angrenzenden Gebäude.
»In Momenten wie diesen vermisse ich wirklich mein Lichtschwert«, flüsterte sie. »Sind dir die beiden drüben bei den Wodobobüschen aufgefallen?«
»Die beiden was?«, fragte Jag.
»Das hatte ich befürchtet.« Jaina reichte Jag den Blaster, den sie sich »ausgeborgt« hatte. »Gib mir Deckung – aber schieß nicht, es sei denn, die tun es.«
Jag runzelte die Stirn. »Jaina, wenn das Scharfschützen sind, dann haben die Blastergewehre. Eine Blasterpistole wird da keine große Hilfe sein …«
»Mach einfach ordentlich Lärm«, sagte Jaina. »Und vertrau mir.«
Sie nutzte die Macht, um hinter den beiden im Hinterhalt liegenden Männern einen Ast knacken zu lassen, dann glitt sie durch die Tür und sprintete über den kleinen Hof zur Hecke. Als die Scharfschützen nicht das Feuer eröffneten, gelangte sie zu dem Schluss, dass ihr Ablenkungsmanöver funktioniert hatte, und ging in einem weiten Bogen um sie herum, damit sie sich ihnen von hinten nähern konnte. Sie bewegte sich vollkommen lautlos durch das Unterholz. Sie entdeckte die beiden unter den überhängenden Wedeln eines Wodobobusches, flach auf dem Boden liegend; der Späher beobachtete immer noch den Bereich, wo der Zweig geknackt hatte, während der Schütze seine Waffe weiterhin auf Jainas Wohnheim gerichtet hielt. Beide Männer trugen Körperpanzer und Helme mit Nachtsichtvisieren, die das gesamte Gesicht bedeckten.
Wäre Jaina so erfahren gewesen wie ihr Onkel, hätte es vielleicht eine Möglichkeit gegeben, die beiden unschädlich zu machen, ohne sie zu töten. Doch so, wie die Dinge lagen, blieb ihr keine andere Wahl, als sie zu eliminieren, wenn sie sie ausschalten wollte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Sie rammte dem Scharfschützen ein Knie ins Kreuz, und als er versuchte, sich herumzuwerfen, packte sie Kinn und Helm und brach ihm mit einem brutalen Ruck das Genick. Der Späher wirbelte in Richtung des Geräuschs herum – und ein machtverstärkter Messerhieb fuhr quer über seine Speiseröhre.
Der Truppler stürzte gurgelnd zu Boden und umklammerte seine Kehle. Zum Glück war es zu dunkel, um das Gesicht hinter seinem Visier erkennen zu können. Jaina brach auch ihm das Genick, um einen langsamen in einen schnellen Tod zu verwandeln.
Ihre Schuldgefühle waren schlagartig vergessen, als auf der anderen Seite der Wohnheime eine einzelne Blastersalve aufpeitschte und ein Chor von Kindern vor Entsetzen aufschrie. Die Macht erbebte unter Tionnes Schmerz, und mit einem Mal merkte Jaina, dass sie Mühe hatte, ihren Kummer im Zaum zu halten.
Jaina streckte ihre Machtfühler nach Kam und den anderen Jedi aus, ermahnte sie, vorsichtig zu sein, versuchte, sie dazu zu drängen, den Köder nicht zu schlucken – und scheiterte. Ihre Angst um Tionne war allumfassend, und ihre Aufmerksamkeit schien zur Gänze auf das gerichtet zu sein, was auch immer beim Pavillon vorging.
Das Zischen eines weiteren Blasterschusses drang vom Hof herüber. Diesmal konnte Tionne nicht anders, als vor Schmerz aufzuheulen. Kams Wut kochte über, und Jaina spürte, wie er die Kontrolle verlor. Dann fühlte sie, wie sich der Zorn von Ozlo und Jerga – zwei jungen Mon-Calamari-Jedi-Rittern – in Entschlossenheit verwandelte, und sie wusste, dass Serpa gewann.
Als sich Jaina den Langblaster des Scharfschützen schnappte und aus dem Wodobobusch hervortrat, war Jag bereits auf ein Verandageländer geklettert und zog sich über den Dachsims nach oben. Sie entschied sich für eine schnellere Methode und nahm zwei Schritte Anlauf, ehe sie sich mit einem Machtsprung aufs Dach hinaufkatapultierte.
Ihre Landung war alles andere als lautlos, doch jetzt brauchte sie sich ohnehin keine Mühe mehr zu geben, unauffällig zu agieren. Ihre Stiefel hatten kaum die Ziegel berührt, als das Scharfschützenteam, vor dem Jag sie zuvor gewarnt hatte, bereits das Feuer auf den Innenhof eröffnete, und so die Silhouetten zweier Männer enthüllte, die am anderen Ende des Dachfirsts kauerten.
Jaina überquerte das Dach mit zwei mächtigen Sätzen und landete zwischen den beiden Soldaten. Bevor sie sich umdrehen konnten, drückte sie die Mündung ihres Langblasters gegen den Helm des Scharfschützen und setzte seinem Späher einen Stiefel auf den Rücken.
Der Späher reagierte als Erster und versuchte herumzuwirbeln, um seinen Repetierblaster in Anschlag zu bringen. Jaina zog den Abzug ihres Langblasters durch, um ein Loch durch den Kopf des Scharfschützen zu brennen, bevor er sich rühren konnte, dann donnerte sie dem Späher den glühend heißen Lauf der Waffe ins Gesicht und ließ ihn das Dach hinunterrutschen. Er verschwand über die Kante, und das widerwärtige Knacken, das folgte, ließ keine Zweifel bezüglich seines Schicksals aufkommen.
Jaina wandte ihre Aufmerksamkeit dem Innenhof unter sich zu und war entsetzt, Kam Solusar am Boden liegen zu sehen; drei Rauchsäulen stiegen von seinem reglosen Körper auf. Ozlo und Jerga waren in noch schlimmerer Verfassung; Blasterwunden übersäten ihre langen Mon-Calamari-Schädel.
Jag kroch von hinten an Jaina heran, packte sie am Arm und zog sie nach unten. »Legst du es darauf an, erschossen zu werden?«
Jaina ließ sich hinter dem Dachfirst auf den Bauch fallen und sah endlich, was Kam und die anderen ins offene Gelände hinausgelockt hatte. Tionne lag zusammengekrümmt zu Serpas Füßen; der Unterschenkel eines Beins und ein Arm ruhten einen Meter von ihren rauchenden Stümpfen entfernt.
Die kleinen Woodoos weinten. Die übrigen Kinder überströmten die Macht mit Entsetzen und Furcht, doch nach außen hin blieben sie gefasst und fügsam. Sie warteten darauf, dass Tionne – oder sonst jemand – das Schlüsselwort aussprach, das den Fluchtplan in Kraft setzen würde, den Jaina und die anderen Erwachsenen ihnen in den letzten zwei Wochen eingebläut hatten.
Serpas Stimme drang aus dem Komlink an Jainas Gürtel. »Haben wir alle erwischt?«
Eine lange Abfolge krank klingender Truppler antwortete: »K. Solusar ausgeschaltet … Ozlo ausgeschaltet … Jerga ausgeschaltet … Vis’l und Lolo bereits ausgeschaltet … Alfi in seiner Kammer ausgeschaltet … Hedda in ihrem Wohnheim ausgeschaltet …«
»Das sind alle«, flüsterte Jaina.
Jag nickte und wand dem toten Scharfschützen den zweiten Langblaster aus den Händen. »Abgesehen von uns und …«
»Was ist mit dieser Solo-Smooka?«, wollte Serpa über Komlink wissen. »Und mit Fel?«
Als keine Antwort folgte, drang eine andere Stimme – kaum hörbar – aus dem neben Jaina liegenden Helm des Scharfschützen. »Ralpe?«
»Das dürfte dann wohl unser Bursche hier sein«, sagte Jaina an Jag gewandt. »Hast du die anderen Scharfschützen im Visier?«
»Natürlich«, sagte Jag.
Im Helm des toten Scharfschützen sagte die zweite Stimme wieder: »Ralpe?«
»Er ist tot, du Gungan.« Serpa richtete sich direkt an Jaina. »Nun, Jedi Solo, wie ich sehe, sind Sie ein ebenso großer Feigling wie Ihr Onkel.«
Hätte Jaina nicht befürchtet, dass der Blasterschuss seinen Körper womöglich durchschlug und das zitternde Bantha-Mädchen hinter ihm traf, hätte sie ihn auf der Stelle erschossen.
Serpa drückte Tionne seinen Blaster gegen den Kopf. »Wollen Sie sich einfach bloß verstecken, während ich eine Jedi-Meisterin umbringe?«
»Hör nicht auf ihn.« Tionne hob ihren Armstumpf und versuchte, Serpas Blaster beiseitezustoßen. »Pass auf die …«
Ein GGA-Truppler feuerte über die Kinder hinweg, die Serpa als Schild dienten, und Tionne schrie auf, als weitere zehn Zentimeter des Stumpfs versengt wurden.
»Es wird Zeit, dass wir diesem Verrückten geben, was er verdient.« Jaina sprang über den Dachfirst und begann, auf der anderen Seite nach unten zu rutschen. »Gib mir Deckung!«
Jag feuerte bereits, um den Scharfschützen mit dem besten Schusswinkel auf den Hof mit gleißenden, karmesinroten Energieladungen zu beharken. Jaina indes feuerte auf das Team, das ihr am nächsten war, ließ ihre Salven von der Macht leiten und rollte seitlich weiter, um unbeirrt zu schießen, ehe sie vom Dach hinunter in den Innenhof fiel.
Zwei feurige Blüten erblühten an der Wand hinter ihr. Sie warf sich nach vorn, ging zu einem Purzelbaum über und kam feuernd wieder auf die Beine, um hinter einem Dachfirst einen Langblaster und einen Arm hochschnellen und verschwinden zu sehen, dann wirbelte sie zur Seite, als drei Salven so dicht an ihr vorbeizischten, dass sie spürte, wie sich auf ihren Wangen Hitzeflecken bildeten.
Jaina vermisste ihr Lichtschwert wirklich.
Hinter ihr dröhnte Jags Langblaster, und dieser Angreifer verstummte. Jaina wandte ihre Aufmerksamkeit den Kindern zu, die in ihren Gruppen blieben und ihre Hälse reckten, um sie zu beobachten – und noch immer auf ihre Befehle warteten.
»Genug!«, rief sie. »Wir hatten …«
Der Hof explodierte in einem Aufruhr erstaunter Schreie und umherzuckender Blasterschüsse, als sich die Schüler unversehens gegen die Wachen wandten, um die Truppler mittels der Macht gegeneinanderzuschleudern und ihnen die Waffen aus den Händen zu reißen.
Jaina ließ sich auf ein Knie fallen und wirbelte zu den Wohnheimen herum, aber alles, was von den Scharfschützenteams noch übrig war, waren eine Handvoll rauchender Dachziegel und ein paar blutige Hände, die sich kraftlos an die Dachfirste klammerten. Sie bedeutete Jag, ihr weiterhin Deckung zu geben, bevor sie sich ihren Weg durch die wütende Schülermeute bahnte, die ihre aufkeimenden Machtfähigkeiten einsetzte, um die verblüfften GGA-Truppler in Schach zu halten – und in einigen Fällen zu verletzen. Bis eben hatten diese noch geglaubt, sie besäßen die Kontrolle über die Akademie, aber jetzt …
Natürlich gab es auch unter den jungen Jedi Opfer. Wohin Jaina auch sah, lagen Kinder auf dem Boden, und Rauch stieg von ihren Blasterwunden auf. Mancherorts lieferten sich Gruppen unbewaffneter Zehn-, Zwölf- oder Vierzehnjähriger ein Handgemenge mit gepanzerten GGA-Soldaten. Sie tat ihr Bestes, um zu helfen – ein rascher Machtstoß hier, ein gezielter Hieb mit dem Knauf ihres Langblasters da. Doch ihre Aufmerksamkeit blieb auf den Mann gerichtet, der dieses Gemetzel heraufbeschworen hatte: Major Serpa.
Jaina fand ihn beim Trainingspavillon. Seine Leibwächter lagen am Boden, entweder tot oder sterbend, übersät von einer Vielzahl Blasterwunden oder wohl platzierter Schnittverletzungen von behelfsmäßigen Waffen wie ihrem angeschärften Löffel. Zu ihrer Bestürzung war Serpa immer noch am Leben und hielt das rothaarige Bantha-Mädchen – Vekki, soweit Jaina sich erinnerte – im Schwitzkasten; er hielt die Mündung seines Blasters gegen ihre Schläfe gepresst, um kein Risiko einzugehen.
»Und Sie nennen mich einen Feigling?«, fragte Jaina. In der Hoffnung, ihn lange genug ablenken zu können, um den Blaster vom Kopf des Mädchens wegzustoßen, ging sie weiterhin auf Serpa zu, blieb jedoch stehen, als Zekk von der anderen Seite des Pavillons seine Machtfühler nach ihr ausstreckte und sie zur Geduld mahnte. »Wo Sie derjenige sind, der sich hinter Kindern verkriecht?«
Serpa hatte dafür nur ein Schulterzucken übrig. »Das ist etwas anderes. Das sind Jedi-Kinder.«
»Ich bin sicher, die Richter werden das bei Ihrem Prozess berücksichtigen.« Jaina erhaschte einen flüchtigen Blick auf Zekks groß gewachsene Gestalt, die auf der Rückseite des Pavillons ins Licht trat, doch sie war sorgsam darauf bedacht, ihre Augen auf Serpa gerichtet zu lassen. »Vorausgesetzt natürlich, Sie überleben lange genug, dass man Ihnen den Prozess machen kann. Ergeben Sie sich jetzt, und ich werde dafür sorgen, dass dem so ist.«
Serpa schnaubte. »Es wird keinen Prozess geben.« Er schwang seinen Blaster zu Jaina herum. »Ich befolge bloß Befehle – Ihr Bruder hat …«
Bevor Serpa den Abzug drücken konnte, flammte Zekks Lichtschwert auf und sauste auf den Waffenarm des Majors hernieder, um ihn am Ellbogen abzutrennen.
Sonderbarerweise blieb Serpas Aufmerksamkeit weiterhin auf Jaina gerichtet, als könne er zunächst nicht begreifen, warum sie nicht tot war, oder wie sie es geschafft hatte, ihm den Arm abzuschneiden, ohne sich zu rühren. Schließlich schien er das hinter ihm summende Lichtschwert zu hören, und sein Unterkiefer klappte ungläubig herunter. Er wirbelte herum und riss Vekki mit sich, als würde er seine Schmerzen überhaupt nicht wahrnehmen.
»Wo kommst du denn her?«, wollte er wissen.
Zekk schlug so schnell zu, dass selbst Jaina den Angriff nicht sah, bloß Serpas verbliebenen Arm, der sich von Vekkis Hals löste, und seinen schwer zu Boden stürzenden Körper.
»Ab sofort«, sagte Zekk, »stellen wir hier die Fragen.«