13. Kapitel

Ben fand seinen Cousin auf der Brücke der Anakin Solo, eine hagere, schwarz gekleidete Gestalt, die sich als Silhouette vor den aufblitzenden Salven Turbolaserfeuers abhob und aus dem Sichtfenster des Taktischen Besprechungsraums blickte, als könnte sie dem von ihm entfachten Feuersturm tatsächlich einen Sinn abgewinnen. Ben ging durch den Kopf, dass er Jacen endlich als das vor sich sah, was er wirklich war: ein Schandfleck der Galaxis, ein Schatten, der Feuer zwischen den Sternen säte. Er verdrängte diese Erkenntnis rasch aus seinem Kopf. Wenn Ben nah genug an seinen Cousin herankommen wollte, um ihn zu töten, musste er seine Gedanken rein halten, musste an den dunklen Traum glauben. Alles andere würde Jacen durchschauen – zumindest, was das betraf, hatte Omas recht gehabt.

Ein Dutzend Analysten wuselte um die Holoanzeige der Schlacht im Zentrum des Taktikraums herum, und mehrere warfen scheue Blicke in Bens Richtung. In ihren Augen blitzten gleichermaßen Mitgefühl wie Verachtung auf, doch niemand schien überrascht, ihn zu sehen, und niemand nickte ihm grüßend zu. Selbst Jacens Verwaltungsadjutant – Orlopp, der vorlaute Jenet – war sorgsam darauf bedacht, Ben zu ignorieren und weiter auf seinem Datapad herumzuklicken.

Offensichtlich war Jacen entschlossen, Ben die Decks ablecken zu lassen, bevor er ihn wieder unter seine Fittiche nahm. Das war ein gutes Zeichen. Hätte Jacen vorgehabt, Ben ein unerfreuliches Ende zu bereiten, hätte er versucht, ihn unvorbereitet zu erwischen. Dessen ungeachtet zerfraß der Hass Bens Seele, und allein die Erinnerung an jenen letzten glücklichen Nachmittag mit seiner Mutter gab ihm die Kraft, die Reue und Beschämung zur Schau zu stellen, die nötig waren, um Jacen zu täuschen.

Ben versuchte noch immer, diese Gefühle heraufzubeschwören, als sein Kopf unter dem Druck von jemandes gründlicher Musterung zu kribbeln begann. Im ersten Moment war er verwirrt darüber, wer seine Gedanken durchforstete, da das Taktikteam ihn weiterhin ignorierte und die Augen seines Cousins nicht von der erbarmungslosen Schlacht jenseits des Sichtfensters gewichen waren. Dann drängte ihn ein schwacher Machtstoß nach vorn, und ihm wurde bewusst, dass Jacen ihn mit einer Gabe studiert hatte, für die er keinen direkten Sichtkontakt benötigte.

»Ich muss sagen, ihr Skywalkers überrascht mich immer wieder.« Jacens Blick glitt zur Seite, sodass er Bens Spiegelbild im Sichtfenster musterte. »Bist du den ganzen Weg hier rausgekommen, um dich deiner Schadenfreude hinzugeben? Oder bist du bloß hier, um dich mit dem Baktavorrat der Flotte aus dem Staub zu machen?«

»Das mit Dad tut mir leid.« Ben trat vor und machte dabei einen weiten Bogen um die Holoanzeige, um zu vermeiden, dass er den Analysten in die Quere kam. Jacen wandte ihm noch immer den Rücken zu, doch er wusste es besser, als zu glauben, dass er irgendeine Chance hatte, seinen Cousin jetzt zu töten. Er musste sich in Geduld üben, Jacens Vertrauen zurückgewinnen und dann zuschlagen. »Ich dachte nicht, dass er dir wegen Omas die Schuld geben würde.«

»Das ist das Problem. Du denkst nicht – überhaupt nicht.« Jacen drehte sich um und sah Ben an. »Du hast einen ehemaligen Staatschef der Galaktischen Allianz umgebracht. Technisch gesehen war er noch der Staatschef. Der Senat hatte nicht einmal die Möglichkeit, eine formelle Ermittlung einzuleiten.«

Ben blieb vor Jacen stehen und zuckte mit den Schultern. »Er hat Mom getötet«, sagte er und zwang sich, selbst an diese Lüge zu glauben. »Du kannst mir den Prozess machen, wenn du willst.«

Jacen schüttelte den Kopf. »Es wird keinen Prozess geben. Es würde aussehen, als hätte die GGA dich geschickt.«

Ben wusste, dass Jacens Empörung gespielt war. Er hatte genau das getan, was Jacen gehofft hatte – wenn auch mit wesentlich mehr Wirbel. Wenn sein Cousin wegen irgendetwas aufgebracht war, dann darüber, dass er die Sache vermasselt hatte. Dennoch tat er sein Bestes, Jacens Posse Glauben zu schenken, damit seine Machtpräsenz angemessen einsichtig wirkte.

»Soweit es die Öffentlichkeit betrifft«, fuhr Jacen fort, »hast du versucht, ihn zu retten – genauso, wie sie es in den Holonachrichten bringen. Ist das klar?«

Ben nickte. »Ja, Sir – wenn du es so willst.«

»Was ich will, ist, dich in eine Arrestzelle zu werfen und die Tür zuzuschweißen. Aber dummerweise ist das nicht das Beste für die Allianz, deshalb kannst du dich glücklich schätzen.« Jacen ließ seinen Blick über Bens schwarze GGA-Uniform schweifen, ehe er sagte: »Jetzt sag mir, warum du dein Leben riskiert hast, um mitten in einer Schlacht hier rauszufliegen – und warum du diese Uniform trägst.«

»Ich melde mich zum Dienst«, sagte Ben schlicht.

»Nach dem, was du mir vorgeworfen hast?« Jacens Brauen schossen in sorgsam geprobtem Unglauben in die Höhe, und es wurde offensichtlich, dass er Ben nicht allein wegen der Genugtuung, ihn vor der Mannschaft zu Kreuze kriechen zu sehen, im Taktikraum empfangen hatte. Er wollte, dass Zeugen einen Skywalker sagen hörten, dass er Mara nicht ermordet hatte. »Heißt das, du glaubst nicht, dass ich etwas mit dem Tod deiner Mutter zu tun hatte?«

»Ich habe Omas umgebracht«, entgegnete Ben. Wahrscheinlich wäre es ihm möglich gewesen, eine unverblümte Lüge vor Jacen zu verbergen, doch er ertappte sich dabei, dass es ihm widerstrebte, die Worte tatsächlich auszusprechen, als würde das Jacen irgendwie von seinem Verbrechen freisprechen. »Das sollte dir als Antwort genügen.«

Sich seinen Manipulationskünsten nur allzu sicher, zögerte Jacen keine Sekunde, sich damit zufriedenzugeben. »Ich schätze, schon. Ich wünschte bloß, das würde den angerichteten Schaden ungeschehen machen.«

Er bedeutete Ben, ihm zu folgen, und führte ihn ins Kommandantenbüro im hinteren Teil des Taktikbereichs. Obgleich die Kabine sowohl einen Schreibtisch als auch einen Konferenztisch mit mehreren Sesseln enthielt, ging Jacen zu keinem davon. Er schloss einfach die Tür hinter sich und verdunkelte den Transparistahl des Privatbereichs, bevor er sich so schnell umdrehte, dass Ben fürchtete, sein Cousin wüsste genau, weshalb er zurückgekehrt war.

»Mit wem hast du sonst noch über deine Verdächtigungen gesprochen?«, wollte Jacen wissen. »Mit deinem Vater?«

Ben schüttelte den Kopf. »Ich habe mit niemandem darüber geredet.«

»Du lügst.« Jacen trat näher. »Warum hätte er mich sonst so im Stich lassen sollen?«

»Ich habe nichts gesagt.« Ben ertappte sich dabei, wie er rückwärts in eine Ecke zurückwich, und blieb stehen. Er durfte sich nicht in die Enge treiben lassen. »Ich hatte keine Beweise, und ich glaubte nicht, dass mir irgendjemand zuhören würde.«

»Er wollte mir schaden, Ben.« Jacen trat weiter vor und kam so dicht heran, dass Ben seinen Atem spürte, als er sprach. »Er wollte der Allianz schaden. Warum hätte er so etwas tun sollen, wenn du ihn nicht davon überzeugt hast, dass ich deine Mutter umgebracht habe?«

»Ich w-weiß es nicht.« Tatsächlich hatte sein Vater ihm über einen sicheren Kom-Kanal erklärt, dass das Attentat auf Omas der Tropfen gewesen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte, doch das zornige Funkeln in Jacens Augen deutete auf die Sinnlosigkeit hin, ihm zu sagen, dass er sich das selbst zuzuschreiben hatte. »Das hatte nichts mit irgendetwas zu tun, das ich ihm erzählt habe. Ehrlich.«

Jacen blieb so nah vor ihm stehen, dass sich ihre Zehen berührten, und nun starrte er geradewegs durch Ben hindurch zu irgendeinem Ort, der Lichtjahre von Kuat entfernt war, und seine Machtaura knisterte vor Zorn.

»Hör zu«, sagte Ben und ließ zu, dass seine Hand in Richtung Lichtschwert glitt. »Hätte ich Dad von meiner Vermutung erzählt, dass du Mom getötet hast, hätte er einiges mehr getan, als bloß zu desertieren. Dann wäre einer von euch beiden jetzt tot

Die Bemerkung schien Jacen wieder in die Kabine zurückzuziehen. Sein Blick fiel auf Bens über seinem Lichtschwert schwebende Hand, und ein erstauntes Glimmen trat in seine Augen. Er wich zurück.

»Damit hast du vielleicht recht«, sagte er mit einem schwachen Lächeln. »Aber das bedeutet nicht, dass ich dich wieder in unsere Reihen aufnehmen sollte. Ich weiß nicht, ob ich dir noch vertrauen kann.«

Ben nickte; das hatte er erwartet. »Vertrauen ist in diesen Tagen ein seltenes Gut. Na wenn schon? Du brauchst mich.«

Jacen wölbte die Augenbrauen und sagte nichts.

»Jetzt, wo Dad und die Jedi fort sind, bin ich gut für dein Image«, sagte er. »Und ich bin ein ziemlich brauchbarer Attentäter.«

»So brauchbar nun auch wieder nicht.« Jacen wandte sich ab und kehrte Ben den Rücken zu, ehe er müde seufzte. »Sag mir eins, Ben – was soll ich wegen deines Vaters unternehmen?«

»Wegen seiner Desertation?« Sosehr es Ben auch danach verlangte, in diesem Moment sein Lichtschwert zwischen Jacens Schultern zu rammen, wirkte der »Fehler« seines Cousins – ihm den Rücken zuzukehren – doch ein wenig zu gewollt. Er zog die Hand von der Waffe weg und fragte: »Was kannst du denn unternehmen?«

Jacen gab ein Tss-tss von sich und starrte weiterhin die nackte Wand an. »Wie schnell du doch vergisst, Ben. War die Übernahme der Akademie nicht eins der, ähm, Argumente, die dich von meiner angeblichen Schuld überzeugt haben?«

Bens Herz machte einen so abrupten Satz, dass er fürchtete, seine Knie würden nachgeben. Bis jetzt hatte er sich nicht vorstellen können, dass Jacen den Schülern tatsächlich Schaden zufügen würde – aber einige Wochen zuvor konnte er sich auch nicht vorstellen, dass Jacen mit Lumiya unter einer Decke steckte. Oder dass er imstande war, seine Mutter zu töten. Ben verbarg seine Beunruhigung, indem er sich die aus Jacens GGA-Büro dringende Stimme Lumiyas ins Gedächtnis rief, um die Verwirrung von damals wie einen Mantel über sein Bewusstsein zu stülpen.

»Ich schätze, das stimmt …«, sagte er langsam. »Aber ich glaube nicht, dass diese Schüler ein Ersatz für Dad und die übrigen Jedi sind. Die meisten von ihnen haben noch nicht einmal ihr erstes Lichtschwert zusammengebaut.«

Jacen wirbelte herum. »Daran, sie zu ersetzen, habe ich beim besten Willen nicht gedacht.«

»Nicht?« Ben gab vor, einen Moment zu brauchen, bis er begriff, was Jacen meinte. Dann ließ er sein Gesicht in sich zusammenfallen. »Oh.«

»Was glaubst du?«, fragte Jacen, der ihn aufmerksam musterte. »Sorgt sich dein Vater genügend um seine Schüler, um für sie wieder seine Pflicht zu erfüllen?«

Ben wusste, dass er auf die Probe gestellt wurde – dass Jacen prüfte, ob seine Loyalität ihm oder den Jedi galt. Doch angesichts des Glanzes, den er vorhin in Jacens Augen gesehen hatte, wusste Ben auch, dass sein Cousin durchaus imstande war, seine Drohung wahr zu machen, und der Gedanke daran, das Blut von Kindern an den Händen kleben zu haben, war zu viel für Ben. Wenn er etwas Derartiges guthieß, und sei es auch nur, um seine Mutter zu rächen, würde er niemals wieder in der Lage sein, ins Licht zurückzukehren – was möglicherweise genau das war, was Jacen beabsichtigte. Sein Schädel begann zu dröhnen.

»Nun«, setzte Ben vorsichtig an. »Das Problem damit, die Schüler zu bedrohen, besteht darin, dass niemand glaubt, du würdest ihnen wirklich etwas antun. Deshalb wirst du einige von ihnen töten müssen, um zu zeigen, dass es dir ernst ist.«

Jacen nickte. »Sprich weiter.«

»Aber wenn du das tust, werden die Jedi als Nächstes versuchen, dich außer Gefecht zu setzen«, endete Ben. »Die Meister sprachen bereits darüber, dich festzunehmen, bloß weil du die Akademie in Schutzhaft genommen hast.«

»Soso, haben sie das?« Jacen klang interessiert, aber enttäuscht, und Ben hatte das unbestimmte Gefühl, dass man ihn beurteilt und als ungenügend eingestuft hatte. »Dabei hätten sie mir dankbar sein müssen, findest du nicht?«

»Meister sind keine Schwachköpfe, Jacen«, sagte Ben. »Sie wollen deine Karten sehen, und du hast nichts auf der Hand. Wenn du deine Drohung wahr machst, machst du dir bloß noch mehr Feinde. Aber tust du es nicht, vergeudest du wertvolle GGA-Einsatzkräfte, die dir allein schon dadurch, dass sie sich auf dem Gelände der Akademie aufhalten, Ärger bereiten.«

»Interessantes Argument.« Jacens Tonfall klang jetzt verbittert. »Ich nehme an, gleich wirst du mir erzählen, ich sollte meine Männer so schnell wie möglich von dort abziehen?«

»Zumindest müssten die Jedi die Akademie dann selbst verteidigen.« An der Art, wie Jacens Blick härter wurde, konnte Ben erkennen, dass er nicht dabei war, neues Vertrauen zu schüren – ganz im Gegenteil. »Aber wenn ich du wäre, würde ich einfach bei meinem ursprünglichen Plan bleiben.«

Jacen runzelte die Stirn. »Und welcher Plan wäre das?«

Ben rollte mit den Augen. »Komm schon. Du sagst mir immer, dass ich zehn Schritte vorausdenken soll, und im Moment bedeutet das, sich Gedanken darüber zu machen, woher die Allianz nach dem Krieg ihre Jedi bekommt. Mir scheint, als hätte die Akademie in dieser Hinsicht einiges an Potenzial und wartete nur darauf, dass du sie nach deinen Vorstellungen gestaltest.«

Endlich lächelte Jacen. »Also hast du doch aufgepasst.«

»Hin und wieder«, sagte Ben. »Allerdings könnte dir Dads Desertation einen ziemlichen Strich durch die Rechnung machen, oder?«

»Möglicherweise«, gab Jacen zu. »Bislang gibt sich dein Vater jedoch damit zufrieden, genau das zu tun, was du gerade gesagt hast – er lässt mich die Akademie sichern, während er Ärger ausbrütet.«

»Dann sollten wir ihm besser zuvorkommen«, sagte Ben, der eine Gelegenheit witterte, Jacen seine Loyalität zu demonstrieren. »Ich kümmere mich darum, wenn du willst.«

Jacen warf einen Blick auf sein Chrono, dann fragte er: »Wir, Ben?«

»Sofern du bereit bist, wieder mein Meister zu sein«, sagte Ben. »Was ich gesagt habe, tut mir leid, aber das Ganze war so verwirrend …«

»Das ist keine Entschuldigung, Ben«, sagte Jacen. »Jeder meiner Schüler muss Herr seiner Emotionen sein, nicht ihr Sklave.«

»Ich weiß.« Ben fand, dass er das mittlerweile ziemlich gut hinbekam: sich selbst dazu zu zwingen, demütig zu wirken, obwohl er Jacen in Wahrheit am liebsten einen Thermaldetonator vor die Füße werfen wollte. »Du hast dir alle Mühe gegeben, mich das zu lehren.«

»Ich bin froh, dass du das einsiehst«, sagte Jacen. »Aber ich werde dich nicht zur Akademie schicken, damit du die Solusars und Jaina tötest, falls du das damit meinst, den ersten Zug zu machen.«

Ben runzelte die Stirn. »Glaubst du nicht, dass das Dad dazu bringen würde, es sich anders zu überlegen?«

»Möglicherweise – aber wenn du nicht einmal mit einem alten Mann wie Omas fertig wirst, wie willst du dann zwei Jedi-Meister und Jaina eliminieren?« Jacen schüttelte den Kopf, um deutlich zu machen, dass Ben dazu nicht in der Lage war, dann sah er von Neuem auf sein Chrono und ging zur Tür. »Ich werde bei einem Stabstreffen erwartet.«

»Was ist mit mir?«, fragte Ben. Er konnte nichts in Jacen spüren, außer Misstrauen und Enttäuschung. »Gehöre ich immer noch hierher?«

Jacen hielt nicht einmal inne, als er die Hand nach der Kontrolltafel ausstreckte. »Ich weiß es nicht, Ben. Bislang sehe ich keinen Grund dafür, dich wieder aufzunehmen.«

Innerlich wurde Ben leer und kalt, nicht, weil Jacen ihn abwies, sondern weil er nach mehr verlangte – nach etwas, das bloß Ben ihm geben konnte.

»Wie auch immer du dich entscheidest, es gibt da etwas, das du wissen solltest.« Ben sagte sich, dass es eigentlich keine Rolle spielte, wen er in diesem Moment verriet, da Jacen nicht mehr lange genug leben würde, um seinen Nutzen aus dieser Information zu ziehen. »Dad sagte mir, ich solle mich auf Kashyyyk mit ihm treffen.«

Jacens Hand sackte nach unten, ohne das Kontrollfeld zu berühren. »Auf Kashyyyk?« Er klang überrascht – wenn auch nicht so überrascht, als wäre das für ihn etwas vollkommen Neues. »Also beabsichtigt er, sich deiner Tante und deinem Onkel anzuschließen, um die Wookiees dazu zu bringen, dass sie sich aus alldem raushalten.«

Ben schüttelte den Kopf. »Er hat etwas viel Verrückteres vor.« Mit einem Mal fühlte er sich im Innern ungeheuer schmutzig – sogar noch schmutziger als nach dem Attentat auf Dur Gejjen. »Ich denke, er will, dass sie ihm dabei helfen, dich abzusetzen.«

Dieses Mal erhielt Ben die Reaktion, auf die er gehofft hatte – zuerst Überraschung, dann Verwirrung, dann vollkommenen, rotgesichtigen Zorn. »Er will, dass die Wookiees Coruscant angreifen?«

Ben zuckte mit den Schultern. »So genau hat er das nicht gesagt – bloß, dass es an der Zeit ist, jemand anderen an die Macht zu bringen.«

»Jemand anderen?« Jacen schlug so hart gegen die Wand, dass dadurch die Verdunkelungssteuerung ausgelöst wurde und auf der anderen Seite der Wand allmählich der geschäftige Taktikraum erschien. »Niemand sonst ist hierzu imstande. Niemand sonst ist bereit, die nötigen Opfer zu bringen.«

»Ich schon«, sagte Ben, der spürte, dass er endlich anfing, Fortschritte zu machen. »Ich habe es gerade getan

Falls Jacen Ben hörte, reagierte er nicht darauf. Sein Blick war auf den Taktikschirm draußen gerichtet, und er hatte diese ausdruckslose Miene, die er unwillkürlich zur Schau stellte, wenn er etwas in der Macht sah. Einen Moment später öffnete Jacen die Tür, ging hinaus und blieb vor der Holoanzeige stehen, Schulter an Schulter mit einem Duros-Leutnant und einem Mon-Calamari-Kommandanten.

Ben folgte ihm und hörte, wie Jacen vor sich hin murmelte, dass die Konföderation weitere Mitglieder brauchte, dass die Schlacht genauso an ihren Kräften zehrte wie an denen der Allianz. So, wie Ben die Sache sah, war das für niemanden eine Neuigkeit. Die Schlacht von Kuat tobte jetzt bereits seit über einer Woche, und beide Seiten verloren mehrere Kriegsschiffe pro Tag und hatten dabei jedes Mal zehntausende Opfer zu beklagen. Die Holoanzeige zeigte mehr aufgegebene Raumschiffe als funktionsfähige, und im Sektor blinkten so viele Rettungssignale, dass sie aussahen wie statischer Schnee.

Jacen wandte sich an seinen Adjutanten Orlopp. »Bringen Sie mich auf den neuesten Stand, was die Einsatzbereitschaft der Wookiee-Flotte betrifft.«

»Ich habe die Situation im Auge – wie befohlen.« Orlopp zupfte an den Schnurrhaaren seiner schmalen Jenet-Schnauze, ehe er fortfuhr: »Der Militärgeheimdienst hat nichts mehr von unseren Agenten gehört, seit die Solos aus dem Gefängnis entkommen sind, doch die letzte Meldung wies darauf hin, dass die Wookiees gerade erst begonnen haben, ihre Reaktorkerne hochzufahren. Ich fürchte, so schnell werden wir ihre Flotte nicht zu Gesicht bekommen.«

»Vielleicht ist das ein Segen«, sagte Jacen. »Bereiten Sie alles vor, um die Fünfte Flotte nach Kashyyyk zu entsenden. Sagen Sie Admiral Atoko, dass die Anakin Solo dort zu ihm stoßen wird – und stellen Sie eine Verbindung zu Admiral Bwua’tu her. Ich muss mich mit ihm über einen Strategiewechsel beraten.«

»Dann nimmst du dir jetzt Dad und die Jedi vor?«, fragte Ben und holte tief Luft.

»Nein – wir begeben uns nach Kashyyyk, um eine Bande von Verrätern und Deserteuren zur Strecke zu bringen.« Jacen winkte Ben an seine Seite, ehe er hinzufügte: »Willkommen zurück, Leutnant Skywalker. Gemeinsam werden wir an diesen Leuten ein Exempel statuieren!«