9. Kapitel

Die Zielperson saß allein in ihrem Arbeitszimmer, das Gesicht einer Transparistahlwand zugekehrt, hinter der die blitzenden Spitzen der Wolkenkratzer des Senatsdistrikts durch die nächtliche Wolkendecke stießen. Eine Aura von Bitterkeit und Bedauern sorgte dafür, dass sich der Raum in der Macht frostig und dräuend anfühlte, doch Ben war sich nicht sicher, ob das seine eigenen Gefühle waren oder die von Omas. Der in Ungnade gefallene Staatschef saß mit zerzaustem Haar und dicken lila Tränensäcken unter den Augen zusammengesackt in seinem großen Sessel und wirkte ganz gewiss nicht wie ein Mann, der seine Rückkehr an die Macht plante.

Aber der Schein konnte trügen, und Cal Omas hatte die Galaktische Allianz nicht so lange zusammengehalten, weil er naiv oder prinzipientreu war. Im Zuge der Krise um das Dunkle Nest, als die Jedi ihn dadurch verärgert hatten, auf eine faire Übereinkunft der Chiss mit den Killiks zu bestehen, war er mehr als bereit gewesen, sich falscher Behauptungen und sogar rechtswidriger Verhaftungen zu bedienen, um die Macht des Jedi-Ordens zu untergraben. Angesichts dessen konnte man schnell auf den Gedanken kommen, dass er den Mord an Bens Mutter gebilligt hatte – oder davon ausgehen, dass Ben das glaubte.

Ben wandte seine Aufmerksamkeit dem großen Tendrando-Arms-Wachdroiden zu, der neben dem Schreibtisch des Staatschefs stand. Mit seiner grauen Laminaniumpanzerung, den dicken, waffenbewehrten Armen und einer streng nach unten gezogenen Vokabulatoröffnung war er im Wesentlichen eine VIP-Version desselben Verteidigungsdroiden, der Ben in seiner Kindheit als Gefährte und Beschützer gedient hatte. In der Annahme, dass dieser Droide das gleiche Innendesign besaß wie sein »Kindermädchen«, stellte er sich den unter der Halspanzerung verborgenen Schaltkreisunterbrecher vor und setzte die Macht ein, um ihn zu betätigen.

Die Fotorezeptoren des Wächters verdunkelten sich einen Moment lang; dann folgte ein Klick, als der Unterbrecher wieder in seine Ausgangsposition zurückschnellte. Der klobige Kopf des Droiden drehte sich zur Eingangsnische, in der Ben stand und ihn beobachtete.

»Verdammt!« Ben legte den Schaltkreisunterbrecher erneut um – und hörte dann ein neuerliches Klick. Offensichtlich hatte man diesen speziellen Designfehler korrigiert. »Verdammt und zugenäht!«

Der Wächter hob einen Arm und schwenkte ihn zur Eingangsnische, in der Ben lauerte.

»Kein Grund zur Beunruhigung!«, sagte der Droide. Ein Strom winziger Stahlpfeile schoss aus seinen Fingerspitzen hervor. »Bewaffneter Eindringling. Ausweichmanöver einleiten.«

Der Droide sprach zu Omas, doch Ben sprang bereits mit einem Satz nach vorn. Er landete in einer Vorwärtsrolle und zog eine Gaußkugel – sozusagen das Äquivalent einer Betäubungsgranate für Droiden – von seinem Ausrüstungsgeschirr, um sie beim Hochkommen zu schleudern. Die Kugel zerplatzte an der Brustplatte des Wächters und wurde zu einer knisternden Masse aus Energie.

Anstatt sich in einen sinnlos vor sich hin surrenden Zombie zu verwandeln, wie Ben erwartet hatte, stapfte der Droide blind herum, wedelte mit den Armen und jagte eine Salve Energieladungen durch die Decke. Offensichtlich war sein magnetischer Schutzschild selbst über Militärstandards hinaus aufgerüstet worden. Verdammt und zugenäht! Bislang ging bei diesem Einsatz alles schief. Ben schnellte mit einem Salto auf den Droiden zu. Dieser wechselte die Richtung und krachte gegen eine Anrichte an der angrenzenden Wand, gegenüber von Omas’ kunstvollem Schreibtisch.

Ben aktivierte sein Lichtschwert, dann landete er auf den Füßen, sprang mit einem mächtigen Satz an die Seite des Droiden und schlug nach seinem Kanonenarm. Das Laminanium war so widerstandsfähig, dass sein erster Hieb bloß halb hindurchschnitt. Der Wächter wirbelte zu ihm herum und schwang den anderen Arm wie eine Keule, während Stahlpfeile wahllos in alle Richtungen davonschossen.

Ben verfolgte den Kanonenarm und schlug erneut zu, wobei er sich von der Macht leiten ließ, um seinen Hieb auszuführen. Er spürte, wie sein Lichtschwert in dieselbe Kerbe wie zuvor fuhr und den Arm durchtrennte, dann wandte er sich dem anderen Droidenarm zu und säbelte die Stahlpfeile verschießende Hand am Gelenk ab.

Die Hand polterte auf den Fußboden, doch der Unterarm traf ihn am Kopf und schleuderte ihn gegen die Wand. Ben glitt zu Boden; sein Schädel dröhnte, und seine Ohren klingelten, doch zumindest war er immer noch munter und bei Bewusstsein – mehr oder weniger. Er schaltete die Klinge aus und packte die Unterkante der Brustplatte des Droiden, bevor er sich hochzog und das Heft seiner Waffe in die Achselhöhle des Wächters rammte.

Obgleich angeschlagen durch die Gaußkugel, erkannte der Droide seine Schadensanfälligkeit und versuchte, sich wegzudrehen. Ben ließ nicht locker und aktivierte sein Lichtschwert. Die Klinge schoss durch den kräftigen Oberkörper wie ein Gammastrahl, zerteilte den Prozessorkern und begrub Ben unter einer Metalllawine, als der zerstörte Wächter auf ihn fiel.

Musste hier eigentlich alles schiefgehen?

Ben setzte die Macht ein, um den Wächter von sich zu wuchten, dann kam er wieder auf die Beine, um geradewegs in die Mündung einer Merr-Sonn-Power-5-Blasterpistole zu blicken. Zu seiner großen Erleichterung war das Nächste, was er sah, kein Aufblitzen tödlicher Energie, sondern das verwirrte Gesicht von Staatschef Omas, der ihn über den Lauf der Waffe hinweg stirnrunzelnd musterte.

»Ben?«

Ben ließ das Handgelenk schnellen und den Blaster davonfliegen.

Der Staatschef verfolgte, wie die Waffe gegen die Wand krachte, und sein zunächst verwirrter Ausdruck schien nun eher besorgt. Ben registrierte keinen Deut des Begreifens oder der Reue in der Macht, die darauf hingedeutet hätten, dass Omas angesichts des Todes seiner Mutter irgendwelche Schuldgefühle empfand.

»Ach, Ben.« Omas trat langsam zurück, hielt seine Hände so, dass er sie sehen konnte, und schüttelte traurig den Kopf. »Es tut mir leid, dass du es bist. Das ist ein schmutziges Geschäft für jemanden, der noch so jung ist.«

Sorgsam darauf bedacht, sein Lichtschwert zwischen sich und Omas zu halten, richtete Ben sich auf. »Sie wissen, warum ich hier bin?«

Omas nickte bestätigend. »Ich bin nur überrascht, dass Jacen sich damit so lange Zeit gelassen hat.«

»Jacen hat mich nicht geschickt«, sagte Ben. Er war sich ziemlich sicher, dass Omas nicht wusste, weshalb er hier war – nicht wirklich. »Ich bin auf eigene Faust hergekommen.«

Omas schaute zweifelnd drein. »Was macht es jetzt noch für einen Sinn zu lügen, Ben? In ein paar Minuten werde ich ohnehin tot sein.«

Ben stritt das nicht ab; er konnte sich nicht dazu durchringen, dem Mann falsche Hoffnung zu machen. »Vermutlich.« Er deutete auf eine Reihe von Kontrollknöpfen auf der anderen Seite von Omas’ Wroshyrholz-Schreibtisch. »Mit welchem davon fährt man die inneren Panzertüren runter?«

Omas wölbte eine ergrauende Augenbraue, jetzt zusehends neugierig. »Dann habe ich also noch ein paar Minuten länger?« Ohne auf die Erlaubnis dafür zu warten lehnte sich Omas über den Tisch zu den Knöpfen hinüber. »Du wirst dich trotzdem beeilen müssen, Ben. Für einen Jedi warst du nicht besonders unauffällig.«

»Was Sie nicht sagen.« Da er keine Spur von Täuschung in Omas’ Machtaura gewahrte, hinderte Ben den Staatschef nicht daran, die Knöpfe zu drücken. »Aber nur die inneren Türen. Lassen Sie die Sichtwand offen.«

Omas warf einen wissenden Blick auf seine Panoramawand – nach dem Tumult, den er verursacht hatte, Bens bester Fluchtweg –, dann betätigte er einen Knopf. Zwei Panzertüren glitten herab, um die Ausgänge des Arbeitszimmers zu versiegeln. Er wandte sich wieder Ben zu.

»Also, was kann ich tun, um uns beiden das hier einfacher zu machen?« Omas deutete auf ein mit Stahlpfeilen gespicktes Schränkchen, hinter dessen geschlossenen Türen ein Strom süßlich riechender Spirituosen hervorsickerte. »Etwas zu trinken?«

Ben runzelte die Stirn. »Sie meinen … Rauschmittel?«

Omas’ Augen leuchteten auf vor Belustigung. »Besorgt, dass du zu jung dafür bist, Ben? Dass es gegen das Gesetz verstößt?« Er schnaubte lachend; sein Tonfall war brüchig und der Hysterie nahe. »Man stelle sich das vor: Ich versuche, meinen Mörder zu verderben. Vielleicht kann Jacen mich dafür ja auch anklagen.«

»Das habe ich nicht gemeint.« Ben wusste nicht, warum er sich hier so sehr in der Defensive fühlte – vielleicht, weil er sich ziemlich sicher war, dass Omas nicht verdiente, was ihm bevorstand; dass er drauf und dran war, zu einem Kollateralschaden in einem Krieg zu werden, der so geheim war, dass selbst Jacen nichts davon wusste. »Aber tun Sie sich keinen Zwang an. Uns bleiben noch ein paar Minuten, bevor die Coruscant-Sicherheitskräfte eintreffen.«

Der Blick, den Omas Ben zuwarf, war eher beurteilend als schockiert. »Heißt das, du hast das gesamte Einsatzkommando außer Gefecht gesetzt, das mich bewacht?«

»Aber nicht getötet

In Anbetracht dessen, was er mit Omas zu tun gedachte – was er tun musste –, war Ben nicht ganz klar, warum es ihn überhaupt kümmerte, was seine Zielperson von ihm dachte, aber so war es nun einmal. Er deaktivierte sein Lichtschwert, dann löste er einen leeren Gaszylinder von seinem Ausrüstungsgeschirr und warf ihn dem Staatschef zu.

Omas war so aufgewühlt, dass er vor dem Behälter zurückschreckte und dieser von der Transparistahlwand abprallte und klappernd auf dem Boden aufschlug, ohne zu explodieren oder irgendetwas Giftiges zu versprühen.

Ben rollte mit den Augen. »Das ist ein leerer Komagaszylinder.«

Omas atmete erleichtert aus, dann wandte er sich wieder dem Schränkchen zu. »Das ist gut, Ben. Ich dachte schon, du wärst wie … na ja, wie Jacen geworden.« Er wählte eine heile Flasche aus, nahm ein einzelnes Glas zur Hand und schenkte sich ein. »Aber bevor du das hier tust, gibt es noch etwas, das du wissen musst.«

Omas schlug seinen Umhang auf und drehte sich wieder zu Ben um, um einen kleinen Überwachungsmonitor zu enthüllen, der an die Weste seines Gewands geheftet war. Eine einzelne Linie lief über den Schirm, die im vertrauten Muster eines menschlichen Herzschlags anstieg und abfiel.

»Sie sind mit einer Todesfalle verkabelt?«, fragte Ben.

Omas nickte. »Eine altehrwürdige Tradition für abgesetzte Staatschefs. Du wirst dafür sorgen müssen, dass ich langsam sterbe, oder …« Er warf einen vielsagenden Blick zur Decke empor, um anzudeuten, dass sie in einer Flut aus Flammen und Schockwellen herunterkrachen würde. Dann nickte er in Richtung der Panoramawand aus Transparistahl neben sich. »Und auf diesem Wege kommst du auch nicht raus. Die Wand ist mit einem Thermaldetonator verbunden.«

»Klasse.« Ben seufzte. Diese Operation wurde von Sekunde zu Sekunde komplizierter – und das nicht, weil er sich jetzt eine neue Fluchtroute suchen musste. Verglichen damit, jemanden zu töten, der so freundlich zu ihm war, war das ein Leichtes. »Danke, schätze ich.«

»Tut mir leid, Ben. Ich hatte gehofft, dass jetzt Jacen vor mir stehen würde.«

Ben schüttelte den Kopf. »Jacen ist zu clever für so was.«

Omas zuckte die Schultern. »Jeder macht Fehler«, sagte er. »Ich habe jedenfalls mehr als genug gemacht.«

Während Omas sprach, flogen zwei gepanzerte Schwebewagen langsam an der Panoramawand vorbei und machten dann wieder kehrt. Omas musterte sie aus dem Augenwinkel heraus, dann drückte er einen Knopf auf seinem Schreibtisch. Ein Panzervorhang senkte sich über die Transparistahlwand herab, um das Arbeitszimmer vor prüfenden Blicken von außen abzuschotten.

»Wie es aussieht, läuft uns die Zeit davon«, sagte Omas. Er kippte sein Glas und leerte den Inhalt, dann stellte er es auf den Tisch und trat mit ausgebreiteten Armen auf Ben zu. »Ich bin sicher, du weißt besser als ich, wie du zuschlagen musst. Mach dir keine Gedanken darüber, ob es schmerzhaft ist – ich habe genügend Verwerfliches getan, um das zu verdienen. Nimm dir nur hinreichend Zeit, um zu fliehen. Ich möchte nicht mit deinem Tod auf meinem Gewissen aus diesem Leben scheiden.«

Ben nutzte die Macht, um Omas daran zu hindern, näher zu kommen. Die Furcht und die Traurigkeit in der Präsenz des Staatschefs deuteten darauf hin, dass er die Wahrheit sagte – er wollte ihm das hier wirklich so leicht wie möglich machen –, und das war der Grund, warum es Ben so schwerfiel, sein Vorhaben wie geplant in die Tat umzusetzen.

»Ben.« Omas verharrte mitten im Schritt, noch immer in Bens Machtgriff gefangen. »Die Coruscant-Sicherheitskräfte müssen mittlerweile im Turm sein, und die kümmert es nicht, wer du bist, bloß, dass mich jemand angegriffen hat.«

»Ich kann das nicht tun«, sagte Ben. Er zog einen Aufzeichnungsstab aus einer Tasche seines Gewands. »Nicht, bevor Sie nicht wissen, warum

»Ben, das weiß ich bereits …«

»Nein, Staatschef«, sagte Ben. »Ganz bestimmt nicht.«

Ben schaltete den Aufzeichnungsstab ein und verfolgte dann, wie sich Omas’ Augen weiteten, als er seine eigene Stimme hörte, die sagte, dass sie Luke Skywalkers Aufmerksamkeit in eine andere Richtung lenken müssten, damit es seinen Freunden im Jedi-Rat möglich wäre, ihn wieder in Amt und Würden einzusetzen, und dass er wirklich nicht wissen wollte, wie ein gewisser geheimnisvoller Jemand das zu bewerkstelligen gedachte.

Als die Aufnahme zu Ende war, war auch der letzte Zweifel, den er bezüglich der Komplizenschaft des Staatschefs am Tod seiner Mutter gehabt hatte, verflogen. Ein so erfahrener Politiker wie Omas wäre vielleicht imstande gewesen, den Ausdruck des Entsetzens vorzutäuschen, der in seine Züge trat, aber es wäre ihm nicht gelungen, die Erschütterung zu simulieren, die er in die Macht ausstrahlte – oder diese Empörung und Verzweiflung.

Im vorderen Teil des Apartments ertönte das gedämpfte Tschunk einer Türsprengladung, und endlich glitt Omas’ Blick von dem Aufzeichnungsstab zu Bens Gesicht.

»Du glaubst, ich habe deine Mutter umbringen lassen?«

»Um ehrlich zu sein, nein.« Ben steckte den Stab in seinen Gürtel, dann entließ er Omas aus seinem Machtgriff. »Und eigentlich habe ich das auch nie.«

Omas runzelte die Stirn. »Aber die Aufnahme. Zweifellos hast du …«

»Ich könnte mir denken, dass es ungefähr so abgelaufen ist«, sagte Ben. »Als gerade niemand anders in der Nähe war, fing eine Ihrer Wachen an, sich freundlich mit Ihnen zu unterhalten, um Ihnen schließlich unter dem Siegel der Verschwiegenheit anzuvertrauen, dass er auf Ihrer Seite stehe.«

»Sie«, korrigierte Omas. »Leutnant Jonat.«

Ben nickte. Jonat war in Wahrheit eine GGA-Unteroffizierin, eine von Captain Girduns bevorzugten Undercoveragentinnen. »Dann hat sie Sie eines Tages ihr Komlink benutzen lassen – bloß, damit Sie Ihre Familie wissen lassen können, dass Sie wohlauf sind.«

Jetzt war es an Omas zu nicken. »Natürlich war ich argwöhnisch, aber ich dachte, Jacen würde auf diese Weise bloß versuchen herauszubekommen, wen ich anrufen würde – und ich wollte unbedingt noch ein letztes Mal mit meiner Tochter sprechen, bevor, nun ja, Jacen jemanden wie dich schickt.«

»Also nahmen Sie Jonats Angebot an.«

»Um genau das zu tun, wozu man mich von Anfang an bringen wollte«, sagte Omas. »Einige der Dinge, die du gehört hast, habe ich tatsächlich gesagt …«

»Aber nicht in diesem Zusammenhang«, mutmaßte Ben.

»Ich wollte bloß, dass Elya die Hoffnung nicht aufgibt«, sagte Omas. »Aber ich habe weder sie noch irgendjemand anderen jemals darum gebeten, deinem Vater zu schaden – schon gar nicht durch die Ermordung deiner Mutter.«

»Ich weiß, dass Sie das nicht getan haben«, sagte Ben. »Da ich mir ziemlich sicher bin, dass Jacen selbst der Mörder ist.«

Omas Kiefer klappte herunter. »Jacen?«

»Er war ganz in der Nähe, als es passierte«, erklärte Ben. »Und Mom wusste, dass er mit Lumiya unter einer Decke steckte.«

»Mit der Sith Lumiya?« Omas wankte rückwärts, stützte sich mit der Hand am Schreibtisch ab, als drohe er sonst zu stürzen, und mit einem Mal wirkte er hoffnungsvoll. »Hast du dafür Beweise?«

»Noch nicht«, sagte Ben kopfschüttelnd. »Um ehrlich zu sein, ist das in gewisser Weise der Grund dafür, warum ich hier bin.«

Omas runzelte die Stirn. »Ich wüsste nicht, wie ich dir da helfen kann. Ich habe nichts Belastendes gegen ihn in der Hand.«

»Natürlich nicht«, sagte Ben. »Dafür ist Jacen viel zu vorsichtig.«

Jenseits der Panzertüren ertönten gedämpfte Stiefelschritte, die zunehmend lauter wurden, je näher sie dem Arbeitszimmer kamen. In Bens Kopf nahm ein neuer Plan Gestalt an, doch er wusste, dass ihm keine Zeit blieb, um die Einzelheiten auszuarbeiten. Er wies auf den Scanner auf Omas’ Brust.

»Können Sie den abnehmen?«

Omas runzelte die Stirn, und ein Funken Argwohn trat in seinen Blick. »Warum sollte ich das tun?«

Ben seufzte. »Jacen ist derjenige, der mir die Aufnahme gegeben hat«, erklärte er. »Und um Beweise gegen ihn zu finden, muss ich wieder nah an ihn herankommen.«

Begreifen leuchtete in Omas’ Augen auf – die mit einem Mal dunkler und durchdringender wurden. »Du hast gar nicht vor, Beweise zu sammeln, Ben.«

»Natürlich habe ich das vor«, sagte Ben. Durch die Panzertüren konnte er gedämpfte Stimmen hören, die Befehle riefen – durch beide Panzertüren. »Aber das wird nicht einfach werden …«

»Du willst Jacen umbringen«, sagte Omas; es war eine Feststellung, keine Frage. »Und um dafür nah genug an ihn heranzukommen, musst du ihn davon überzeugen, dass er dir vertrauen kann.«

Ben nickte. »Das stimmt. Deshalb müssen wir Ihren Tod vortäuschen.«

»Aber deshalb bist du nicht hergekommen.« Omas’ Blick blieb düster und stechend, beinahe irrsinnig. »Ein solches Täuschungsmanöver würde Jacen sofort durchschauen.«

»Nicht, wenn wir es richtig machen. Ich kann ihn austricksen.«

Ben konnte es sich nicht leisten, ausgerechnet jetzt Omas’ Vertrauen zu verlieren, nicht, solange ihm die Coruscant-Sicherheitskräfte im Nacken saßen – noch entscheidender jedoch war, dass Ben es nicht ertragen konnte, in Wahrheit genau zu dem geworden zu sein, was der Staatschef gefürchtet hatte: zu einem kaltblütigen Mörder, zu einer jüngeren Version von Jacen selbst.

Doch Omas war nicht überzeugt. Sein Blick glitt zu der Blasterpistole, die Ben vorhin mittels der Macht gegen die Wand geschleudert hatte, und just in diesem Moment dröhnte die Stimme eines Sicherheitsoffiziers durch die Tür, um Staatschef Omas’ Angreifer darüber zu informieren, dass sie komplett umzingelt waren.

Omas’ Augen zuckten zur Panzertür hinüber. »Beeilen Sie sich!«, rief er, während er sich zu Boden warf und Ben damit verblüffte, dass er mit der Blasterpistole in Händen wieder auftauchte. »Er will mich umbringen!«

Der Staatschef feuerte in Bens Richtung; er zielte nicht besonders gut, aber zumindest gut genug, dass Ben sein Lichtschwert einschalten und die Salven abwehren musste.

»Warten Sie!«, rief Ben Omas zu. »Sie verstehen nicht!«

Das laute Bumm der Türsprengladung schallte aus der Nische, durch die Ben das Arbeitszimmer betreten hatte. Die Detonation war nicht stark genug, um die Panzertür aus den Angeln zu reißen, sorgte jedoch dafür, dass Ben den Blick einen Moment lang von seinem Angreifer abwandte.

Und dieser Moment genügte Omas, um auf die Füße zu kommen, vorzustürmen und zu feuern, während er lauthals um Hilfe rief. Ben wich zurück, benutzte sein Lichtschwert, um die Energieladungen des Staatschefs beiseitezuschlagen, und fand sich rasch mit dem Rücken zur Wand wieder.

Auf der anderen Seite der Tür ertönte eine weitere Sprengladung – lauter diesmal. Omas kam weiter auf ihn zu, ging geradewegs auf Ben los und feuerte in einem fort, nicht auf seine Brust, wie man es tat, wenn man die Absicht hatte, jemanden zu töten, sondern auf seinen Bauch.

Ben trat zur Seite, rutschte an der Wand entlang und rief dem Staatschef weiterhin zu, damit aufzuhören, und er begriff nicht, was Omas vorhatte, bis ein drittes, gewaltiges Bumm! die Panzertür erbeben ließ. Der Staatschef warf sich nach vorn – nicht auf Ben, sondern gegen die Wand neben ihm, wo die Klinge von Bens Lichtschwert in Bauchhöhe hing.

Ben deaktivierte die Klinge und sah, wie Omas neben ihm gegen die Wand krachte, dann erfüllte der grässliche Gestank von verbranntem Fleisch seine Nasenlöcher, und er wusste, dass er zu langsam gewesen war. Der Staatschef rutschte neben ihm zu Boden; unmittelbar unter seinem Brustkorb rauchte eine schreckliche Wunde, die sich von der Mitte des Oberkörpers bis zur Seite hinzog. Er warf seine Blasterpistole beiseite, bevor er mit schmerztrüben Augen zu Ben aufschaute.

»Es gab keine andere …« Omas brach ab, hustete Blut und Rauch, ehe er mühsam fortfuhr. »Die einzige Möglichkeit, an ihn heranzukommen.«

Eine weitere Explosion – dieses Mal ein ohrenbetäubendes Bäng! – dröhnte aus Richtung der Panzertür, und Rauchfetzen waberten aus der Nische.

Omas wandte sich dem Lärm zu. »Geh, Ben«, sagte er. »Und vergib mir.«

»Ihnen vergeben?« Ben fiel auf die Knie und besah sich Omas’ Verletzung gerade lange genug, um zu wissen, dass der Staatschef genau das erreicht hatte, was er beabsichtigt hatte – eine Wunde, die in jedem Fall tödlich war, aber erst nach dreißig oder vierzig Sekunden. »Ich bin es, der Sie um Vergebung …«

Der Rest des Satzes ging in einem donnernden Ka-Bumm unter, das Bens Ohren klingeln ließ, dann erbebte das gesamte Arbeitszimmer, als die Panzertür schließlich nachgab und gegen die Wand und auf den Boden krachte. Ben, der wusste, was als Nächstes kommen würde, erhob sich und drückte sich neben der Nische gegen die Wand. Als wie erwartet zwei handgroße Kugeln durch den Rauch segelten, packte er sie mit der Macht und schleuderte sie durch die Nische nach draußen in den Korridor zurück.

Die silbrig-weißen Blitze der explodierenden Betäubungsgranaten erhellten den Rauch nahe der Nische, und Ben spürte, wie die Präsenzen von gut einem Dutzend Sicherheitsbeamten vor Überraschung, Angst und Verwirrung erzitterten. Er aktivierte sein Lichtschwert, trat in die Nische und machte halb laufend, halb springend einen Satz über die verbogene Panzertür hinweg, um dann an einem Dutzend Lebewesen vorbeizuhuschen, die draußen im Gang umherstolperten, ihre Helme umklammert hielten und stöhnten.

Stehen zu bleiben, um ihnen zu helfen, kam nicht infrage. Omas würde bloß noch zehn oder fünfzehn Sekunden durchhalten, und so lange hätte Ben allein schon gebraucht, bloß um den benommenen Sicherheitsbeamten klarzumachen, dass sie in Gefahr schwebten. Er spurtete den aus dem Apartment hinausführenden Korridor hinunter und fühlte sich genauso schuldig und beschämt, wie er es zu diesem Zeitpunkt der Operation erwartet hatte – wenn auch nicht ganz aus den Gründen, die er sich vorgestellt hatte.

In der Eingangshalle lockte ihn das Verstärkungsteam in einen Hinterhalt, doch anstatt gleich das Feuer zu eröffnen, brüllten sie ihn an, sich zu ergeben. Ben ging einfach zu einer Reihe Machtsaltos über, um ihren Salven zu entgehen, schlug ihre Blasterschüsse beiseite und landete schließlich beim Haupteingang des Apartments.

Anstatt sich durch den Gang draußen in Sicherheit zu bringen, verblüffte Ben die Sicherheitsbeamten ein weiteres Mal, indem er stehen blieb und herumwirbelte. Er wehrte einige weitere Energieladungen ab, dann hielt er die Waffe nur noch mit einer Hand und winkte die Männer hinter sich her.

»Kommt mit!«, rief er. »Ich bin zu spät gekommen – hier fliegt gleich alles in die Luft!«

Die verwirrten Beamten sahen von ihm ins verrauchte Innere des Apartments und dann wieder zurück zu ihrem Offizier.

Der Offizier senkte sein Blastergewehr und eilte Ben nach, während er seinen Männern über die Schulter hinweg zurief: »Lasst uns verschwinden – immerhin ist der Bursche ein Jedi. Besser, wir tun, was er sagt.«