053
47
Es kam Stara vor, als wären Jahre vergangen, seit sie sich das letzte Mal in einem überfüllten Raum aufgehalten hatte. Neun Frauen saßen um sie herum, einige plauderten miteinander, andere hörten still zu. Die jüngste war erst zwölf, wenn auch viel zu weise und selbstbeherrscht für ihr Alter. Die älteste war etwa in Voras Alter und hatte mehr graue Strähnen im Haar als diese, aber eine Energie, um die Stara sie beneidete. Stara vermutete, dass es ihr schwergefallen wäre, die Frau zu beschäftigen, wäre da nicht die Arbeit gewesen, die die anderen Frauen mitgebracht hatten.
Da bei den Verräterinnen alle Frauen gleich behandelt wurden, hatten auch die freien Frauen praktische Arbeit geleistet. Sie bekamen jedoch keine unangenehmen oder körperlich beanspruchenden Aufgaben, da dies ein zu großer Schock für Frauen gewesen wäre, die noch nie zuvor gearbeitet hatten. Stattdessen lehrte man sie Fähigkeiten wie das Nähen und Weben, das Kochen und Konservieren von Nahrungsmitteln. Obwohl sie in aller Eile aus der Zuflucht geflohen waren, hatte jede von ihnen es geschafft, Werkzeuge für ihre Arbeit zwischen die Kleider und Nahrungsmittel zu packen, die sie mitgebracht hatten, und nachdem sie in Kachiros Haus angekommen waren, nahmen sie schon bald neue Projekte in Angriff.
Es war einfach gewesen, Kachiro dazu zu überreden, die Frauen in seinem Haus aufzunehmen. Stora hatte ihm erzählt, sie kämen von Landgütern, seien vor den Kyraliern geflohen und Freundinnen der Ehefrauen seiner Freunde. Außerdem hatte sie gesagt, dass diese Frauen wieder fortgehen würden, sobald das Problem mit den Kyraliern bereinigt wäre. Da seine Freunde entweder nicht genau wussten oder sich nicht dafür interessierten, wie viele Freundinnen ihre Frauen hatten, hatte er die Halbwahrheit ohne weitere Fragen hingenommen.
Sie musste das Wagnis eingehen, darauf zu setzen, dass er Nachira nicht erkennen würde, aber er neigte ohnehin dazu, Frauen so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen, und hatte ihre Schwägerin kaum eines Blickes gewürdigt. Außerdem war er abgelenkt durch die Neuigkeit, dass die Kyralier sich der Stadt näherten, und häufig verschwand er stundenlang, um mit seinen Freunden Pläne zu erörtern.
Nachira war sehr unglücklich gewesen, als sie gehört hatte, dass Ikaro wahrscheinlich tot war. Sie hatten zusammen geweint, und Stara hatte zu ihrer Überraschung festgestellt, dass ihre Trauer größer war, als sie erwartet hatte. Sie hatte damit gerechnet, dass sie Nachira ständig würde beschwichtigen und trösten müssen, aber die früher so passive Frau schien jetzt, da sie nicht mehr ständig mit einer Ermordung rechnen musste, einiges Selbstvertrauen gewonnen zu haben. Der Verlust ihres Ehemannes schmerzte sie offenkundig tief, aber sie lebte und war entschlossen, dafür zu sorgen, dass sie auch am Leben blieb.
Was werde ich empfinden, falls Kachiro nicht zurückkommt?, fragte sich Stara Er war vor einigen Stunden aufgebrochen, um sich seinen Freunden anzuschließen, die allesamt fest entschlossen waren, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um die Stadt zu verteidigen. Er hat gesagt, die Kyralier hätten keine Chance, aber ich kann nicht umhin, mir Sorgen zu machen. Schließlich wären sie nicht hergekommen, wenn sie nicht dächten, sie könnten uns besiegen. Ich hoffe, er ist vorsichtig. Er mag nicht ganz ehrlich zu mir gewesen sein, aber er ist kein schlechter Mann. Nur ein Mann, der in einer voreingenommenen Gesellschaft überleben will. Genau wie ich - und ich war auch nicht ganz ehrlich zu ihm.
Noch nie war sie so sehr in Versuchung gewesen, ihm von ihren magischen Fähigkeiten zu erzählen. Hätte sie nicht die Pflicht gehabt, die Frauen zu schützen, wäre sie mit ihm gegangen, um den Eindringlingen das wenige an Magie entgegenzuschleudern, das sie besaß. Als lautes Donnern und Krachen vernehmbar gewesen war, hatte es sie ihre ganze Willenskraft gekostet, sitzen zu bleiben. Sklaven hatten berichtet, dass sie einige Straßen entfernt Kampflärm gehört hätten, der aber inzwischen weitergezogen war.
»Sorgst du dich wieder um Kachiro?«, erklang eine Stimme neben ihr.
Stara zuckte zusammen und blickte zur Seite. »Vora! Du bist zurück!« Die anderen Frauen sahen auf, und ihre Ausrufe bewahrten Stara davor, Voras Frage beantworten zu müssen.
»Ja.« Vora trat in den Kreis der Frauen. »Und ich habe Neuigkeiten.«
»Erzähle«, murmelte eine der Frauen. Sie alle schauten Vora erwartungsvoll an.
»Die Kyralier sind in der Stadt«, bestätigte Vora ihre Vermutungen mit ernster Miene.
»Nein!«
»Aber... wie?«
»Sind viele gestorben?«
Vora hob die Hände, und die Frauen wurden still. »Ein Drittel der Verteidiger ist gefallen.« Sie sah eine der Frauen bekümmert an. »Es tut mir leid, Atarca.« Die Frau ließ den Kopf hängen und nickte, sagte jedoch nichts. »Die Übrigen...«, fuhr Vora fort. »Als feststand, dass sie überwältigt werden würden, haben sie sich zurückgezogen. Glücklicherweise hatten sie Vorkehrungen für eine solche Situation getroffen. Sie begannen die Kyralier von versteckten Positionen anzugreifen. Ich bin ihnen etwa eine Stunde lang in einigem Abstand gefolgt. Als ich wusste, dass sie sich dem Palast näherten, bin ich hierher zurückgekehrt.« Sie hielt inne, um tief Luft zu holen. »Ich denke, wir sollten die Stadt verlassen, solange wir noch können.«
Die Frauen starrten sie schweigend an, dann überschlugen sich ihre Fragen.
»Die Feinde haben also gesiegt?«
»Wohin werden wir gehen?«
»Denkt Tavara ebenfalls, dass wir gehen sollten?«
»Was würde geschehen, wenn wir hierblieben?«
Ein kalter Schauder überlief Stara. Es bestand bereits die Gefahr, dass jene in der Stadt, vor denen die Frauen geflohen waren, sie entdecken und erkennen würden. Jetzt mussten sie mit der wahrscheinlichen Bedrohung rechnen, dass die Eindringlinge sich an den Bewohnern Arvices rächen würden. Und ohne Magier, die die Gesetze durchsetzten, bestand obendrein die Gefahr eines Angriffs durch gesetzlose freie Männer, die sich das Chaos zunutze machten. Die sie vergewaltigen und ausrauben und später behaupten würden, es seien die Kyralier gewesen.
Hier sind wir wahrscheinlich in Sicherheit... solange Kachiro zurückkehrt. Was werden die Kyralier mit den Magiern tun, die die Schlacht überleben? Selbst wenn sie Kachiro nicht töten, bezweifle ich, dass er uns vor ihnen beschützen könnte...
Das sprach dafür, die Stadt zu verlassen. Sie verringerten ihr Risiko auf das einer Entdeckung und der Begegnung mit gesetzlosen freien Männern. Oder mit verzweifelten Männern. Oder Sklaven. Die Sklaven würden die Arbeit vielleicht einstellen, sobald kein Herr mehr da war, der ihnen Befehle erteilte, und ohne Sklaven, die sich ums Vieh kümmerten und Nahrungsmittel lieferten, würde in Arvice eine Hungersnot ausbrechen.
Wir könnten unterwegs durchaus verzweifelten oder gesetzlosen Menschen begegnen, aber ich sollte in der Lage sein, sie mit Magie abzuschrecken. Doch wohin können wir gehen?
Sie dachte an Elyne und an ihre Mutter. Aber sie hatte versprochen, den Verräterinnen zu helfen, und sie konnte sie nicht dorthin bringen. Nicht jetzt, da Geschichten über die Ermordung von Sachakanern in Capia hier in Arvice die Runde machten. Hoffentlich erinnert sich niemand daran, dass Mutter mit einem Sachakaner verheiratet war, was sie in den Augen eines Fanatikers ebenfalls zu einer Sachakanerin machen könnte. Kachiro hatte eine Botschaft nach Elyne geschickt, um Nachforschungen über das Schicksal ihrer Mutter anzustellen, aber es war keine Antwort gekommen.
»Viele, viele andere Sachakaner verlassen die Stadt«, berichtete Vora weiter. »Auf jeder Straße, die aus der Stadt hinausführt, haben sich lange Reihen von Wagen und Menschen gebildet.«
»Wohin gehen sie?«
»Wer weiß?«, antwortete Vora. »Vielleicht wollen sie Zuflucht bei Freunden in deren Domänen suchen? Oder Sachaka überhaupt verlassen?«
»Haben wir Freunde auf dem Land? Oder werden wir in unsere Zuflucht zurückkehren?«
»Die Zuflucht liegt zu dicht an der Straße nach Kyralia«, meldete Nachira sich zu Wort. »Wenn es irgendwo anders eine Möglichkeit gegeben hätte, hätte Tavara uns dorthin geschickt, statt uns in die Stadt zurückzubringen.«
Vora nickte. »Ich fürchte, das ist zutreffend.« Sie hielt inne. »Wohin wir auch gehen, wir werden für eine Weile für uns selbst sorgen müssen.«
»Wir sind es gewohnt zu arbeiten«, stellte die ältere Frau fest.
»Aber wir sind es nicht gewohnt, Felder zu bestellen oder Vieh zu versorgen«, rief Vora ihr ins Gedächtnis. Dann lächelte sie. »Doch ich bin davon überzeugt, dass wir zurechtkommen werden. Schwieriger wird es sein, andere davon abzuhalten, uns das wegzunehmen, was wir haben.«
»Stara verfügt über Magie. Sie kann sie aufhalten.«
Stara spürte, dass ihr Gesicht warm wurde, als alle Frauen sich zu ihr umdrehten, um sie anzulächeln.
»Sie hat nur ihre eigene Magie«, warnte Vora sie. »Magier, die die Stärke von Sklaven genommen haben, werden stärker sein als sie.«
»Warum geben wir ihr dann nicht unsere Stärke?«, fragte Nachira. Die Frauen verfielen in Schweigen, während sie fragende Blicke tauschten. Alle nickten. »Die meisten Magier werden ihre Macht ohnehin während der Schlacht verbraucht haben«, fuhr Nachira fort. »Am Ende wird Stara stärker sein als sie.«
Die ältere Frau runzelte die Stirn. »Es ist besser, wenn sie nie erfahren, dass wir etwas haben, das sie wollen«, sagte sie düster. »Besser, wenn wir irgendwo ein Versteck finden.«
»Oh«, sagte Stara.
Ein Versteck. Unauffindbar...
»Ich kenne einen Ort.« Staras Puls beschleunigte sich. »Einen Ort in den Bergen. Aber ich weiß nicht, wie man dorthin gelangt.« Mutlos ließ sie die Schultern sinken. Vielleicht könnte ich Chavoris Karten benutzen? Ich müsste sie zuerst in die Hände bekommen. Sie blinzelte, als ihr bewusst wurde, dass sie aufgestanden war. Die Frauen sahen sie erwartungsvoll an. Diese erstaunlichen Frauen. Anpassungsfähig. Stark. Wir werden es schaffen. Wir werden fortgehen und unsere eigene Zuflucht gründen. Sie wandte sich an Vora.
»Kannst du die Ehefrauen holen?«
Vora zog die Augenbrauen hoch. »Ich kann es versuchen.«
»Dann versuch es. Erklär ihnen, was wir vorhaben, und stell fest, ob sie mitkommen wollen. Ich werde... etwas... holen. Während ich fort bin, werdet ihr alle«, sie sah die Frauen an, »nur so viel einpacken, wie ihr tragen könnt, und Reisekleider anziehen. Freie Frauen. Sklavinnen. Jeder, der mit uns fliehen will. Wenn ich zurückkomme...« Sie hielt inne, um tief durchzuatmen. »Wenn ich zurückkomme, werden wir Arvice verlassen. Und wir werden in die Berge gehen.«
Als die Frauen sich zerstreuten, um ihre Habe zusammenzusuchen, eilte Stara in ihr Schlafzimmer. Sie öffnete Truhen und suchte nach dunklen Kleidern. Es würde schon bald Nacht sein, und sie wollte nicht gesehen werden. Sie hörte Schritte hinter sich.
»Ich habe den Ehefrauen eine Nachricht geschickt«, sagte Vora und trat vor eine andere Truhe. »Hast du das vor, was ich glaube?«
»Was glaubst du denn, das ich vorhabe?
»Einen kleinen abendlichen Diebeszug. Für den du deine elynische Haut wirst bedecken müssen.« Vora nahm etwas aus der Truhe und hielt es ihr hin. Es war ein dunkelgrünes Wickelkleid, lang genug, um ihre Beine zu bedecken. Stara nahm es entgegen und zog sich um.
Sie lächelte. »Ich würde sagen, dass ich mir etwas borge, ohne zuvor die Erlaubnis dafür eingeholt zu haben.« Sie griff nach einer dunkelblauen Decke, die eine der Frauen gewebt und ihr zum Dank für ihre Hilfe geschenkt hatte, und warf sie sich um die Schultern. Dann schob sie die Füße in ein Paar Sandalen und eilte aus dem Raum. »Begleitest du mich?«, fragte sie Vora, die ihr gefolgt war.
»Natürlich.«
Stara blickte über ihre Schulter und lächelte. »Danke.«
Die Luft draußen war angenehm warm, aber geschwängert von Rauchgeruch. Die Sonne hing dicht über dem Horizont. Schon bald würde sich Dunkelheit über die Stadt senken. Was genau der richtige Zeitpunkt sein wird, um davonzuschlüpfen.
Der Innenhof lag verlassen. Stara fragte sich, wo die Sklaven geblieben waren, während sie und Vora durch die Türen auf die Straße hinaustraten. Sie eilten davon, wobei sie sich in den Schatten hielten, die die hohen Stadtmauern warfen. Die dunklere Haut der Sklavin und ihre triste Kleidung machten sie in dem schummrigen Licht noch unauffälliger als Stara.
Das unheimliche Schweigen wurde ab und zu durch eilige Schritte oder einen vorbeirollenden Wagen durchbrochen. Sie erreichten eine Hauptstraße, und plötzlich waren sie umgeben von Lärm. Menschen bevölkerten die Durchgangsstraße. Karren, beladen mit Besitztümern und Menschen, fuhren klappernd vorbei. Alle waren sie auf dem Weg hinaus aus der Stadt.
Sie und Vora mussten sich zwischen Tieren und Menschen hindurchschlängeln. Auf der anderen Seite fanden sie sich abermals in leeren Straßen wieder, obwohl einmal eine Tür geöffnet wurde und ein Pulk von Wagen herausrollte, auf dem Weg in Richtung Hauptstraße.
»Nachts wird vielleicht weniger Gedränge herrschen«, bemerkte sie laut.
»Das bezweifle ich«, murmelte Vora.
Schließlich erreichten sie das Haus des jüngsten Freundes ihres Mannes, das Stara einmal zusammen mit Kachiro besucht hatte. Es hatte sie überrascht, dass Chavori in einem so aufsehenerregenden Haus lebte. Aber es hatte sich herausgestellt, dass das Haus seinem Vater gehörte und Chavori in einem einzigen Raum im hinteren Teil des Besitzes lebte, außer Sicht und leicht erreichbar durch einen Sklaveneingang. Dies zeigte mit schmerzlicher Klarheit, was seine Familie von seiner Neigung hielt, Karten zu zeichnen.
Stara stellte fest, dass die Tür zum Sklaveneingang offen und unverschlossen war.
»Das ist eigenartig«, murmelte sie.
Vora zuckte die Achseln und spähte hinein. »Die Sklaven sind vielleicht geflohen. Sie hätten sich kaum damit aufgehalten, die Tür hinter sich abzuschließen.«
Sie schlüpften hinein. Staras Herz hämmerte jetzt. Wenn irgendjemand sie fand... nun, sie konnte so tun, als habe sie nach einem Ort gesucht, an dem sie sich verstecken konnte. Ihre Kleider verrieten, dass sie eine freie Frau war. Oder sie konnte behaupten, sie suche nach Kachiro. Sie würden sich vielleicht nicht an sie persönlich erinnern, aber Kachiro war ein regelmäßiger Gast.
Chavoris Raum befand sich am unteren Ende eines langen Flurs, der aussah, als hätte er schon vor einiger Zeit neu gestrichen werden müssen. Sie schlich so leise sie konnte durch den Gang. Als sie die Tür erreichte, stellte sie zu ihrer Erleichterung fest, dass auch diese offen war. Sie brauchte nicht einzubrechen, um hineinzugelangen. Aber was war, wenn schon ein anderer die Karten gestohlen hatte? Der Gedanke ließ sie innehalten, eine Hand an der Tür. Dann wurde ihr bewusst, dass sie Schluchzen hören konnte und die Stimme eines Mannes, der einen Namen wiederholte.
Und diese Stimme war ihr vertraut. Allzu vertraut.
Sie tauschte einen Blick mit Vora, dann trat sie durch die Tür. Der Raum war so klein und wohlgeordnet, wie sie ihn in Erinnerung gehabt hatte. Ein großer, mit Pergamenten und Schreibutensilien bedeckter Schreibtisch zog sich über eine Seite des Raums. An der gegenüberliegenden Wand stand ein schmales Bett. Auf dem Bett saß ihr Mann und wiegte den bewusstlosen Chavori in den Armen.
Nicht bewusstlos, korrigierte sie sich, als sie das Blut sah, das seine Brust und ein Teil seines Gesichtes bedeckte. Tot.
Kachiro blickte zu ihr auf, und ihr Herz krampfte sich zusammen beim Anblick der Trauer, die sie in seinen Zügen sah. Er blinzelte, und ein Ausdruck des Erkennens trat in seine Augen, die sich vor Überraschung weiteten.
»Stara?«
»Kachiro«, flüsterte sie, eilte zu ihm und kniete vor ihm nieder. »Oh, Kachiro. Es tut mir so leid.«
Er schaute auf Chavori hinab, und sie konnte den Kampf sehen, der folgte. Furcht, weil er bloßgestellt worden war, vermutete sie. Dann Hass, wahrscheinlich auf sich selbst, weil er diese Furcht empfand. Dann füllten seine Augen sich mit Tränen, und er schlug sich eine blutbefleckte Hand vors Gesicht. Sie beugte sich vor, um ihm über den Kopf zu streichen.
»Ich weiß, dass du ihn geliebt hast«, sagte sie. »Ich weiß … alles.« Er zuckte zusammen und starrte sie an. »Vergiss nicht, dass ich in Elyne aufgewachsen bin.« Sie lächelte schief. »Du brauchst nicht zu befürchten, dass ich dich verurteile. Ich verstehe sogar, warum du mich geheiratet hast.«
»Es tut mir leid«, stieß er heiser hervor. »Ich bin ein schrecklicher Ehemann.«
Sie zuckte die Achseln. »Ich verzeihe dir. Wie könnte ich das nicht tun? Du bist ein guter Mann, Kachiro. Du hast ein gutes Herz. Ich bin stolz darauf, deine Frau zu sein.« Dann stand sie auf und streckte ihm die Hand hin. »Komm mit nach Hause.«
Er sah abermals Chavori an, dann stieß er einen tiefen Seufzer aus. »Ich will ihm eine anständige Leichenverbrennung verschaffen. Die Kyralier werden nicht wissen, wer er ist. Sie werden ihn begraben.«
Ein kalter Schauder überlief Stara. Sie hatte diese sachakanische Sitte ganz vergessen. Dann schauderte sie abermals. Selbst Kachiro glaubt, dass die Kyralier gesiegt haben.
»Ist seine Familie hier?«, fragte sie.
»Nein. Sie sind alle fort. Oder tot. Genau wie die anderen. Motaro. Dashina. Sie alle. Ich bin der Einzige...« Er schloss die Augen und verzog das Gesicht.
»Tu es«, drängte sie ihn. »Wenn du nichts dagegen hast, werde ich hier warten. Ich bin nicht sicher, ob ich so weit bin, dies mit anzusehen.«
Er nickte, dann hob er den toten Chavori hoch und trug ihn hinaus. Der junge Mann wirkte plötzlich sehr gebrechlich und klein.
Sobald er fort war, wandte sie sich den Karten zu und begann, sie durchzusehen.
»Ich will sichergehen, dass keine Kopien zurückbleiben«, flüsterte sie Vora zu. »Keine Notizen oder Skizzen. Nichts, das irgendjemandem verrät, dass dieser Ort, den er mir beschrieben hat, existiert.«
Die Karten auf dem Tisch zeigten Vulkane im Norden, mit Lavaströmen, die durch gekräuselte, rote Linien angedeutet wurden. Als ihr klar wurde, wie nahe er dem Vulkan gekommen sein musste, um diese Karte zu zeichnen, hielt sie inne. Er war mutiger, als er zu sein schien. Ein Stich der Trauer durchzuckte sie. Was hätte er sonst noch erfunden und entdeckt, hätten die Kyralier seinem Leben nicht allzu früh ein Ende gemacht?
In der Ecke des Raums standen mehrere Röhren wie diejenigen, in denen Chavori seine Karten transportiert hatte. Stara nahm eine davon, öffnete ein Ende und kippte die Pergamentrollen auf den Tisch. Eine nach der anderen rollte sie sie auf. Sie zeigten die Küste Sachakas. Sie fluchte leise. Wir lange würde Kachiro brauchen, um Chavoris Leichnam zu verbrennen und zurückzukehren?
Als sie einen unglücklichen Seufzer von Vora hörte, drehte sie sich um. Die alte Frau durchblätterte Pergamentbündel in einer kleinen Truhe, öffnete die Deckel und schüttelte den Kopf.
»Er hat eine schreckliche Handschrift«, sagte die Sklavin. »Es könnte Wochen dauern, all das zu lesen.«
»Können wir sie mitnehmen?«
Vora blickte in die Truhe und verzog das Gesicht. »Sie wird schwer sein.«
Stara griff nach einer weiteren Röhre. »Können wir jemanden herschicken, der sie holt?«
»Was machst du da?«, erklang Kachiros Stimme von der Tür.
Stara erstarrte, den Rücken ihm zugewandt. »Wir dürfen nicht zulassen, dass all seine Arbeit verloren geht«, antwortete sie. Die Lüge stieß ihr sauer auf. Aber auf eine gewisse Art ist es die Wahrheit. Wer weiß, was aus den Karten würde, wenn wir sie hierließen? Vielleicht retten wir sie vor der Zerstörung.
»Du hast recht«, hörte sie ihn sagen. »Das wäre nicht in seinem Sinne. Leg sie zurück in die Röhren.«
Als sie seine Schritte näher kommen hörte, drehte sie sich mit einem hohlen Lächeln zu ihm um. Er nahm die Karten vom Tisch, rollte sie zusammen und schob sie zurück in die Röhre. Die Hälfte der Röhren reichte er Stara, die andere Hälfte gab er Vora, dann hob er mit einem Ächzen die Truhe hoch.
»Lasst uns diese Dinge an einen sicheren Ort schaffen«, sagte er und ging durch die Tür.
Das Tempo, das er auf dem Rückweg vorgab, war sehr schnell, und obwohl Stara und Vora eine geringere Last zu tragen hatten, hatten sie Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Die Sonne war untergegangen, und im Zwielicht verblassten alle Farben. Endlich erreichten sie Kachiros Haus und schlüpften hinein. Stara sah die Überraschung auf seinem Gesicht, als er die große Schar von Frauen im Herrenzimmer sah, die allesamt für die Reise gekleidet waren. Auch die Ehefrauen waren nun dort, ihre Kinder ebenfalls. Stara hatte keine Ahnung, ob sie etwas über das Schicksal ihrer Männer wussten. Diese Neuigkeiten würden später überbracht werden müssen. Mehrere Frauen in der Gruppe waren Sklavinnen, wie Stara wusste, Sklavinnen, die jetzt ähnlich gekleidet waren wie freie Frauen. Tavara war nicht unter ihnen. Aus irgendeinem Grund erfüllte dieser Umstand Stara mit Erleichterung.
Kachiro stellte die Truhe ab. »Wohin geht ihr?«
»Fort aus der Stadt«, antwortete Stara ihm. Sie legte die Karten nieder, trat vor ihn hin und sah ihn forschend an. »Ich wusste nicht, wann oder... ob du zurückkommen würdest, daher habe ich begonnen, unsere Flucht zu organisieren. Ich denke, wir werden für eine Weile außerhalb von Arvice sicherer sein. Chiara hat Freundinnen auf dem Land.« Diese letzten Worte waren natürlich eine Lüge.
Er zog die Augenbrauen hoch und nickte langsam. »Ja. Es wäre sicherer für euch alle. Und du solltest die da mitnehmen.« Er deutete auf die Truhe.
Sie runzelte die Stirn. »Was ist mit dir? Du kommst nicht mit uns?«
Kachiro zögerte kurz, dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Die Kyralier können nicht jeden sachakanischen Magier töten und erwarten, dass die Sklaven weiterarbeiten werden. Irgendjemand muss zurückbleiben und versuchen, etwas von dem zu retten, was wir haben, sonst werden wir verhungern.« Er verzog das Gesicht. »Und obwohl ich für Verhandlungen besser tauge als zum Kämpfen, will ich hier sein, falls sich die Chance bietet, sie zu vertreiben oder sogar ein wenig Rache zu üben.«
Ein wehmütiger Stolz durchfuhr Stara. Sie küsste ihn auf die Wange, und als er sie überrascht ansah, bedachte sie ihn mit einem strengen Blick. »Pass auf dich auf. Ich werde dir eine Nachricht schicken, wenn wir Chiaras Freunde erreicht haben.«
Er nickte und lächelte erschöpft. »Pass du auch auf dich auf. Ich sollte mit dir gehen, um dich zu beschützen...«
»Wir werden zusammenhalten, und wir haben Sklaven bei uns, die uns verteidigen«, versicherte Chiara ihm.
»Nun, es ist dunkel draußen, und wir wollen ein wenig Abstand zwischen uns und Arvice bringen, bevor der neue Tag beginnt«, sagte Stara und drehte sich zu den Frauen um. Sie griff nach den Röhren und verteilte sie, dann bückte sie sich, öffnete die Truhe und verteilte auch die gebündelten Notizen.
»Diese Dinge werden doch gewiss die Sklaven für euch tragen«, sagte Kachiro.
Stara brachte es nicht übers Herz, ihm zu erzählen, wie viele Sklaven davongelaufen waren. Sie hatte bereits ein schlechtes Gewissen, dass sie ihn hier zurückließ, in der Stadt. Einen Moment lang fühlte sie sich versucht, ihn zum Mitkommen zu überreden, aber in ihrem Traum von einer wahren Zuflucht kamen Männer nicht vor.
»Mir wäre es lieber, sie würden Proviant und andere notwendige Dinge tragen«, antwortete sie. »Keine Sorge, so schwer sind die Papiere nicht, wenn man sie aufteilt.« Die Frauen sahen sie jetzt erwartungsvoll an. Sie lächelte Kachiro zu und berührte seine Wange. »Leb wohl.«
Er lächelte schwach, griff nach ihrer Hand und küsste sie. »Danke.«
Sie sahen einander noch einen Moment länger an, dann riss sie sich los. »Kommt«, sagte sie und deutete auf die Tür. Die Frauen brachten ein Lächeln und sogar einige unbeschwerte Bemerkungen zustande, als sie Stara nach draußen folgten, sodass das Ganze wirkte, als brächen sie zu einem fröhlichen Ausflug auf. Stara drehte sich nicht um, denn sie wollte Kachiro nicht allein dastehen sehen, wie er ihnen nachschaute.
Sobald sie das Haus verlassen hatten, stieß sie einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, dann gab sie ein flottes, aber nicht allzu ermüdendes Tempo vor. Die Frauen wurden still, alle geheuchelte Fröhlichkeit war vergessen. Vora ging neben Stara her.
»Welche Richtung sollen wir nehmen, was denkst du?«, murmelte die Sklavin.
»Die Straße nach Kyralia«, erwiderte Stara. »Alle anderen Straßen werden überfüllt sein. Es ist offenkundig, dass wir eine Gruppe freier Frauen sind, die ohne Beschützer reisen. Ich würde lieber keine Magie benutzen müssen, solange es nicht unbedingt sein muss. Die Menschen werden den Weg, den die Kyralier genommen haben, vielleicht meiden.«
»Ich schätze, falls die Kyralier gesiegt haben, werden sie keinen Grund haben, die Stadt zu verlassen.«
»Und wenn sie verloren haben, sind sie tot.«
Sie eilten weiter, und die einzigen Geräusche waren das Rascheln von Kleidern, das Tappen von Füßen und der Atem der Frauen. Ferne Laute kamen aus allen Richtungen. Ein dumpfes Donnern. Ein wütender Ausruf. Ein Schrei, bei dem sie alle schaudernd innehielten. Stara spürte, wie die Spannung in ihr wuchs. Sie widerstand dem Drang, loszulaufen.
Außerdem stellte sie fest, dass sie den Vorrat an Magie in ihr immer wieder sachte berührte, um sich davon zu überzeugen, dass er noch dort war, bereit, benutzt zu werden. Es war eine Verlockung zu versuchen, sie alle mit einem Schild zu umgeben, aber obwohl sie als Teil ihrer einfachen Ausbildung gelernt hatte, das zu tun, hatte sie sich seit Jahren nicht mehr die Mühe gemacht und war sich nicht sicher, wie viel Macht sie verbrauchen würde, wenn sie den Schild ausdehnte, um so viele Menschen zu schützen. Trotzdem war sie darauf gefasst, eine Mauer hochzuziehen. Und darauf gefasst, selbst einen Schlag zu führen, wenn es sein musste.
Sie näherten sich jetzt der Straße. Stara verlangsamte ihren Schritt, als sie die Trümmer sah, die dort verstreut lagen. Zu beiden Seiten der Straße standen Häuser in Flammen und tauchten ihre Umgebung in ein flackerndes, heißes Licht. Die Frauen gaben erstickte Laute von sich, als sie die Zerstörung bemerkten. Alle blieben an der Ecke stehen, um sich in grimmigem Schweigen umzusehen.
Stara hörte kaum wahrnehmbare Geräusche rechts von ihr. Dann tat ihr Herz plötzlich einen Satz, als sie begriff, dass die Bewegung, die sie aus den Augenwinkeln gesehen hatte, nicht das Flackern von Schatten war, die das Feuer warf. Sie riss die Arme hoch, machte einen Schritt nach hinten und drängte die Frauen zurück.
Aber sie hatten die Gefahr nicht gesehen und bewegten sich zu langsam. Zwei Gestalten erschienen auf der Straße vor ihnen; sie gingen langsam und schauten sich nach allen Seiten um. Ein Mann und eine Frau. Ihrer Kleidung nach waren sie Kyralier. Stara erstarrte und hörte, wie die Frauen nach Luft schnappten.
Dann entdeckte der Mann sie und fuhr zu ihnen herum. Eine Woge der Furcht schlug über Stara zusammen, und sie ließ Magie los, die sie instinktiv zu einer Macht formte, um die Eindringlinge wegzustoßen.
Und es funktionierte. Die beiden Fremden wurden über die Straße geschleudert und landeten wie Puppen auf dem Boden.
Sind sie tot? dachte Stara. Sie starrte die Kyralier an und wartete darauf, dass sie sich bewegten. Während die Zeit sich dehnte, drang das keuchende, verängstigte Atmen der Frauen um sie herum in ihr Bewusstsein. Selbst Vora stöhnte vor Angst.
»Sie bewegen sich nicht«, sagte Chiara. Sie machte einen Schritt nach vorne. »Ich glaube, du hast sie erwischt.«
»Du solltest dich besser davon überzeugen«, riet Tashana ihr.
Stara holte tief Luft und bewegte sich vorwärts. Die Frauen folgten ihr. Sie erreichten den Mann. Staras Herz setzte einen Schlag aus, als sie sah, dass er bei Bewusstsein war. Sofort schirmte sie sich mit einem magischen Schild ab. Der Kyralier war an einer Mauer gelandet. Als sie näher trat, bewegte er sich, zog sich hoch und rollte sich dann auf den Rücken. Die vordere Seite seines Gewandes war voller Blut, das durch die Fasern sickerte. Als sie zu der Mauer blickte, sah sie das verbogene Ende eines Lampenhakens, der feucht glänzte.
Sein Blick wanderte von Gesicht zu Gesicht. Stara griff nach Magie und machte sich bereit, ihm den Rest zu geben. Aber dann glitt ein Ausdruck des Wiedererkennens und der Überraschung über seine Züge.
»Ihr...«, sagte er, den Blick auf die Frauen hinter ihr gerichtet. Seine Stimme stockte vor Schmerz.
»Das ist der Magier, der uns nicht verraten hat«, murmelte Nachira. »Der Mann, der uns in der Zuflucht gefunden und uns zurückgelassen hat, ohne den anderen davon zu erzählen.«
Entsetzen stieg in Stara auf. Warum hatte sie von allen Eindringlingen gerade den einzigen niedergeschlagen, der Barmherzigkeit und Mitgefühl gezeigt hatte?
»Aber eine Frau habe ich nicht dort gesehen«, fügte Nachira hinzu.
Als Stara an dem jungen Mann vorbeischaute, bemerkte sie eine Frau, die mit geschlossenen Augen auf der Seite lag. Sie haben sich nicht verteidigt. Vielleicht hatten sie keine Macht mehr zur Verfügung. Es war unmöglich zu erkennen, ob die Frau bewusstlos oder tot war. Sie verzog das Gesicht. Seufzend wandte sie sich ab.
»Lasst uns von hier verschwinden«, sagte sie, schob alle Zweifel beiseite und machte sich auf den Weg die Straße hinunter. Als sie die Stadt ihrer Geburt verließ, blickte sie nicht zurück. Stattdessen hob sie die Kartenröhre, sodass sie auf einer Schulter zu liegen kam, und konzentrierte sich auf ihren Traum von einer Zuflucht für Frauen, die alle gleichberechtigt und frei waren. Und die Frauen, mit denen sie sich hier angefreundet hatte und die ihre Führung annahmen, folgten ihr.
 
Baumreihen, die von Beeten blühender Pflanzen umgeben waren, säumten die breite Straße zum Kaiserpalast. Sobald die Armee diese Durchgangsstraße erreicht hatte, hatten die Angriffe aufgehört. Dakon bezweifelte, dass die einheimischen Magier sich zurückhielten, weil sie das Straßenbild nicht ruinieren wollten. Höchstwahrscheinlich begaben sie sich eilends zu einer letzten Verteidigungslinie an den Palasttoren, um dort weiterzukämpfen.
Er blickte abermals über seine Schulter und suchte nach der Stelle, wo sie auf diese Prachtstraße eingebogen waren. Er fand sie und hielt Ausschau nach Bewegung.
»Macht Euch keine Sorgen um sie«, sagte Narvelan. »Die beiden sind klug. Sie werden sich versteckt halten, bis wir zurückkehren und sie holen können.«
Falls sie noch leben, fügte Dakon im Stillen hinzu. Er seufzte und wandte sich wieder nach vorne. Aber wenn sie nicht mehr leben... Mein Verstand weiß, dass Narvelan recht hat, aber mein Herz sagt etwas anderes.
»Ich sollte zurückkehren«, bemerkte er zum hundersten Mal.
»Ihr würdet sterben«, erwiderte Narvelan. »Was ihnen nicht das Geringste nutzen würde.«
»Ich könnte gehen«, meldete sich eine andere Stimme zu Wort.
Dakon und Narvelan drehten sich zu Mikken um, der links neben Dakon ritt.
»Nein«, sagten die beiden Magier wie aus einem Mund.
»Wenn es dunkel wird«, erklärte der Meisterschüler. »Ich werde mich im Schatten halten. Es spielt keine so große Rolle, wenn ich sterbe - und ich hätte bei Jayan bleiben müssen...«
»Nein«, wiederholte Narvelan. »Du bist Jayan lebend von größerem Nutzen. Wenn jemand sich bei Nacht zurückschleicht, dann werden wir alle es sein, und dazu noch einige weitere Männer als zusätzlicher Schutz.«
Mikkens Schultern sackten herab, und er nickte.
Sie näherten sich jetzt dem Palast. Als Dakon zu dem Gebäude emporblickte, sah er, dass es eine größere, prächtigere Version der Villen war, die sie bisher gesehen hatten. Die Mauern waren verputzt, weiß gestrichen, aber weit dicker und höher; darüber erhoben sich hie und da von Kuppeln überwölbte Türme.
Als die Armee sich den Toren näherte, nahmen die Magier ohne ein Wort ihre Kampfpositionen ein. Aus dem Gebäude drang kein Laut. Niemand trat vor, um sich ihnen entgegenzustellen.
Sie hörten ein gedämpftes Klirren, dann schwangen die Tore auf.
»Der Kaiser lädt Euch ein, den Palast zu betreten«, rief eine Stimme.
Dakon hörte zu, während der König, Sabin und der Dem die verschiedenen Möglichkeiten erörterten. »Wir sollten hier draußen bleiben und warten, bis jemand herauskommt«, sagte Sabin. »Wir könnten auch alle hineingehen. Oder einige von uns könnten mit einem Blutjuwelenring hineingehen und uns mitteilen, ob der Weg sicher ist.«
Er drehte sich um, auf der Suche nach einem Freiwilligen.
»Ich werde gehen«, erklärte Narvelan. »Ich habe ohnehin bereits einen Ring.«
Dakon beobachtete den Magier, wie er zu den Toren hinaufging und im Palast verschwand. Lange, schweigsame Minuten verstrichen. Dann lachte Sabin plötzlich leise.
»Der Weg ist frei. Er hat die Gedanken einiger Menschen gelesen. Der Kaiser hat befohlen, uns keine Falle zu stellen.« Er drehte sich zu den Dienern und den Wagen um. »Trotzdem denke ich, die Hälfte von uns sollte draußen bleiben, um die Diener zu schützen, und sich für einen Kampf bereithalten, falls dies hier sich zu einer Schlacht entwickeln sollte.«
Weitere Zeit verstrich, während die notwendigen Vorkehrungen getroffen wurden. Endlich waren sie bereit. Sabin gab den Befehl, und Dakon betrat mit vierzig anderen Magiern den Kaiserpalast von Sachaka.
Magie
cana_9783641027582_oeb_cover_r1.html
cana_9783641027582_oeb_toc_r1.html
cana_9783641027582_oeb_ata_r1.html
cana_9783641027582_oeb_p01_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c01_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c02_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c03_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c04_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c05_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c06_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c07_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c08_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c09_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c10_r1.html
cana_9783641027582_oeb_p02_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c11_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c12_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c13_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c14_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c15_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c16_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c17_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c18_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c19_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c20_r1.html
cana_9783641027582_oeb_p03_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c21_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c22_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c23_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c24_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c25_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c26_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c27_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c28_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c29_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c30_r1.html
cana_9783641027582_oeb_p04_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c31_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c32_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c33_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c34_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c35_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c36_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c37_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c38_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c39_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c40_r1.html
cana_9783641027582_oeb_p05_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c41_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c42_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c43_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c44_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c45_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c46_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c47_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c48_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c49_r1.html
cana_9783641027582_oeb_c50_r1.html
cana_9783641027582_oeb_bm1_r1.html
cana_9783641027582_oeb_gl1_r1.html
cana_9783641027582_oeb_ack_r1.html
cana_9783641027582_oeb_cop_r1.html