023
20
Der Segen der Erschöpfung war, dass sie einen Schlaf mit sich brachte, aus dem Tessia trotz der Trauer, der Scham und der Furcht erst aufwachte, lange nachdem die Sonne aufgegangen war. Eine gewisse Unruhe im Lager weckte sie, und anschließend half sie Narvelans Leuten, zusammenzupacken und Vorbereitungen für den bevorstehenden Ritt zu treffen. Sie würden, wie Dakon ihr und Jayan mitgeteilt hatte, in ein Dorf in Narvelans Lehen reiten, das selbst jene, die eingeladen waren, bekanntermaßen nur unter großen Schwierigkeiten fanden. Klein und unwichtig wie es war, erschien es sehr unwahrscheinlich, dass Takado und seine Verbündeten es als strategisches Ziel betrachten würden - falls sie überhaupt von der Existenz des Dorfes wussten -, es sei denn, sie begriffen, dass es als Versammlungsort benutzt wurde. Dort würden sich weitere Magier des Freundeskreises Narvelan, Dakon und Werrin anschließen, um ihre nächsten Schritte zu erörtern.
Sie traten die Reise am Abend nach Einbruch der Dämmerung an, wobei in regelmäßigen Abständen schattenhafte Gestalten auftauchten, um sicherzustellen, dass den Magiern auf dem vor ihnen liegenden Weg keine Gefahr drohte. Sie verhielten sich so still, wie es eine Menge alter, knarrender Karren, gehetzter Haustiere und gelegentlich unruhiger Säuglinge zuließ.
Die meisten Dorfbewohner waren Tessia fremd, aber in der Dunkelheit beschlich sie immer wieder das Gefühl, von den Bewohnern Mandryns umgeben zu sein. Das Brummen einer alten Frau, das Gelächter zweier kleiner Jungen, die den Befehl zu schweigen vergessen hatten, die strenge Ermahnung ihrer Mutter - all das erinnerte sie an die Menschen, mit denen sie aufgewachsen war. Menschen, die jetzt bis auf wenige Ausnahmen tot waren.
Abgesehen von Tiken, dem Sohn des Schmiedes, der in Mandryn zurückgeblieben war, hatten sich die Überlebenden Narvelans Leuten angeschlossen. Zu ihrer Gruppe gehörten jetzt einer der jungen Stallarbeiter, Ullan, der davongelaufen war, gleich nachdem Takados Angriff auf das Dorf begonnen hatte, und einige der Kinder, die sich erfolgreich versteckt hatten. Salia, die Tochter des Bäckers, hatte zu dem Zeitpunkt eine Schwester auf einem der Bauernhöfe besucht. Sie hatte doppeltes Glück gehabt, weil Takado und seine Verbündeten nach dem Angriff auf das Dorf auch viele der Bauern mit ihren Familien getötet hatten.
Tessia drehte sich um und entdeckte Salia, die neben einem mit Fässern und Säcken beladenen Karren herging. Sofort senkte die junge Frau den Blick und biss sich auf die Lippe. Sie wirkte schuldbewusst, aber das ergab keinen Sinn. Selbst wenn Salia im Dorf gewesen wäre, hätte sie nicht verhindern können, was geschehen war. Ullan dagegen schien nicht die geringsten Probleme damit zu haben, dass er davongelaufen war.
Warum sollte er auch?, dachte Tessia. Wenn er geblieben wäre, wäre er ebenfalls gestorben. Wenn er kein Pferd genommen hätte und zu Narvelan geritten wäre, hätte es noch länger gedauert, bis die Nachricht von dem Angriff uns erreichte.
Sein Urteil über Hanara war jedoch vernichtend gewesen; er hatte gesagt, der Mann sei davongelaufen, um sich seinem Herrn anzuschließen. Aber niemand hatte Hanara mit Takado ins Dorf zurückkehren sehen, daher vermutete Tessia, dass er nichts Schlimmeres getan hatte, als der Stallbursche selbst - er war geflohen, um sich zu retten. Sie fragte sich, wo er jetzt sein mochte. Nachdem sich die Nachricht über einen sachakanischen Angriff verbreitet hatte, war es unwahrscheinlich, dass irgendjemand ihm helfen würde.
Sie waren einen sanften Hügel hinaufgestiegen, hatten aber jetzt dessen Kuppe erreicht, und auf der anderen Seite führte der Weg etwas steiler wieder nach unten. Dakon sah Tessia an und lächelte.
»Wir sind fast da«, murmelte er.
Jemand dicht hinter ihr fing die Worte auf und gab sie flüsternd weiter. Und scharrendes Geräusch störte die Stille der Nacht, als die Wagenfahrer gezwungen waren, wegen des Gefälles die Bremsen zu benutzen. Tessia lehnte sich im Sattel zurück, und ihr Rücken berührte die Tasche ihres Vaters, die sicher hinter ihr festgebunden war.
Am Fuß des Hangs wichen die Bäume zu beiden Seiten zurück, und eine Handvoll kleiner Häuser wurde sichtbar, in deren Fenstern freundliches Licht brannte. Männer und Frauen standen mit Lampen bereit, um sie zu begrüßen. Tessia hörte überall um sich herum erleichtertes Seufzen und Murmeln.
Einige von Narvelans Leuten waren vorausgeritten, um das Dorf von ihrer unmittelbar bevorstehenden Ankunft in Kenntnis zu setzen und den Dorfbewohnern bei ihren Vorbereitungen zu helfen. Ruhig und wohlorganisiert wurden die Besucher auf die Häuser verteilt, wo behelfsmäßige Betten auf sie warteten. Die Tiere wurden in Pferche gebracht, die Wagen in den Schutz der Scheunen.
Die Magier und Meisterschüler fanden Quartier beim Dorfmeister, dessen Haus nicht viel größer war als das, in dem Tessia ihre Kindheit verbracht hatte. Nach einem herzhaften, aber einfachen Mahl zogen sich alle in ihre Betten zurück. Crannin und seine Frau Nivia stellten den Magiern ihr Schlafzimmer zur Verfügung und hatten zusätzliche Betten hineingezwängt. Der Dorfmeister und Jayan schliefen im Wohnzimmer auf dem Boden, während Tessia und die Ehefrau des Mannes sich das Kinderzimmer teilten. Sie sah keine Spur von den Kindern. Vielleicht kümmerte eine Nachbarin sich um sie.
Obwohl sie müde war, dauerte es lange, bis Tessia einschlief. Sie lag wach, lauschte auf den Atem der neben ihr schlafenden Frau und dachte über all das nach, was geschehen war, seit sie allein in Dakons Herrenhaus gegangen war und unwissentlich Magie eingesetzt hatte, um Takado abzuwehren.
Wenn sie nicht davongeschlüpft wäre, um ihren Vater zu beeindrucken, hätte sie ihre Fähigkeit dann dennoch entdeckt? Lord Dakon glaubte es. Aber vielleicht wäre es viel später passiert. Vielleicht wäre sie noch im Dorf gewesen, als Takado angriff. Vielleicht wäre sie dann jetzt ebenfalls tot.
Und nach Tikens Beschreibung zu urteilen, hätten Takado oder einer seiner Verbündeten mich vorher wahrscheinlich missbraucht. Aber vermutlich hätte ich dann auf die gleiche Weise reagiert und Magie benutzt, um mich zu verteidigen. Nur hätte er mich nicht am Leben gelassen, nachdem ich Magie gegen ihn eingesetzt hätte, und ich wäre zu schwach und zu unerfahren gewesen, um mich zu retten.
Wenn sie ihre Magie nicht genau zu diesem Zeitpunkt entdeckt hätte, wäre sie wahrscheinlich mit ihren Eltern gestorben. Es wären ohnehin alle tot gewesen, ob sie nun zurückgeblieben wäre, als Dakon die Stadt verlassen hatte, oder nicht.
Dann überlegte sie, was geschehen wäre, wäre Dakon nicht fortgegangen. Tiken war sich nicht sicher gewesen, wie viele Magier Mandryn angegriffen hatten, aber es waren mehr gewesen als nur Takado. Er war weggelaufen, um sich zu verstecken, nachdem er nur zwei von ihnen gesehen hatte, aber er war davon überzeugt, dass es mehr als zwei gewesen waren. Dakon wäre allein gewesen. Zwei sachakanische Magier hätten ihn mühelos besiegen können, wenn sie zuvor große Mengen an Macht von ihren Sklaven aufgenommen hätten. Sobald Dakon tot gewesen wäre, hätten Takado und seine Verbündeten die Dorfbewohner ohnehin niedergemetzelt.
Trotz ihrer Verbitterung musste sie dankbar dafür sein, dass der Angriff erfolgt war, während sie sich in Imardin aufgehalten hatte. Sonst hätte sie den Angriff unter keinen Umständen, die sie sich ausmalen konnte, überlebt. Und wie viele Wenns sie auch in Gedanken durchprobierte - keines hätte ihre Eltern gerettet.
Es sei denn natürlich, Lord Dakon und einige andere Magier hätten rechtzeitig von dem Angriff erfahren, um eine Verteidigungsstrategie dagegen zu entwickeln. Aber es hatte keinen Sinn, sich diese Möglichkeit vorzustellen. Niemand konnte in die Zukunft sehen. Nicht einmal Magier.
Sobald sie eingeschlafen war, schlief sie sehr tief, und als sie aufwachte, war Crannins Frau fort, und Kochgerüche erfüllten das Haus. Ein fahles Licht deutete darauf hin, dass es früh am Morgen war. Ihr Magen knurrte. Nur wenige Schritte entfernt stand eine Wasserschale auf dem Boden, und daneben lag ein sauberes Kleid. Eine Woge der Erleichterung und der Dankbarkeit erfasste sie. Gewaschen und eingehüllt in das zu große Kleid, band sie sich das Haar zurück und folgte den Gerüchen in die Küche.
Nivia war dort und half einer Dienerin bei der Vorbereitung eines Mahls. Die beiden Frauen gestatteten ihr nicht, sich irgendwie zu beteiligen, sondern stellten stattdessen Fragen nach den Ereignissen in Mandryn. Tessia ließ die grauenhafteren Einzelheiten aus und berichtete von Narvelans Gedankenruf, dem folgenden unbarmherzigen Ritt und dem Zustand des Dorfes, als sie dort angekommen waren.
»Was denkt Ihr, werden die Magier jetzt tun?«, fragte die Dienstmagd.
»Ich weiß es nicht genau«, gestand Tessia. »Höchstwahrscheinlich werden sie die Sachakaner töten. Ich vermute, sie werden sie finden müssen, und dann wird es einen Kampf geben.«
Die Augen der Frau weiteten sich. »Werdet Ihr ebenfalls kämpfen?«
Tessia dachte kurz nach. »Nicht direkt, aber ich werde wahrscheinlich zugegen sein. Lord Dakon wird gewiss kämpfen, und er wird Jayan und mich brauchen, damit wir ihm unsere Kraft leihen können. Und wir dürfen auch nicht getrennt werden von...«
Als sie einen Ruf von draußen hörte, brach sie ab. Nivia ließ das Messer fallen, mit dem sie Gemüse gehackt hatte, wischte sich die Hände ab und eilte aus dem Raum. Tessia folgte ihr zur Haustür. Die Frau öffnete sie einen Spaltbreit und spähte hinaus, dann zog sie sie weit auf und trat hinaus. Tessia konnte jetzt mehrere Männer erkennen, die auf Pferden ins Dorf geritten kamen. Kyralier, ihrem Aussehen nach. Und aus ihrer Kleidung und ihrem Gebaren schloss sie, dass dies die Magier waren, die ihnen helfen wollten.
Im Flur hinter ihnen hallten Schritte, dann schoben Dakon, Werrin und Narvelan sich an Tessia und Nivia vorbei, traten hinaus und gingen auf die Neuankömmlinge zu.
»Sie sind hier, nicht wahr?«
Als Tessia sich umdrehte, sah sie Jayan aus dem Wohnzimmer kommen. Er fuhr sich mit den Händen durch das zerzauste Haar, verzog das Gesicht und rieb sich die Schulter.
»Es sieht so aus«, antwortete Tessia. »Kennst du sie?«
Sie trat zurück, und er ging zur Tür.
»Ah. Lord Prinan, Lord Bolvin, Lord Ardalen und Lord Sudin mit ihren Meisterschülern, wie es scheint. Und jeder hat einen Diener dabei.«
Als sie über seine Schulter blickte, sah sie die Männer absitzen. Die schlichter Gekleideten ergriffen sofort die Zügel der Pferde. Die jungen Männer blieben ein wenig zurück, während ihre Meister Dakon, Werrin und Narvelan begrüßten.
»Nun, wollen wir unseren neuen Verbündeten entgegengehen? «, fragte Jayan. Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern trat hinaus und schlenderte auf die Gruppe zu.
Tessia folgte ihm widerstrebend. Plötzlich war ihr nur allzu deutlich bewusst, wie sehr sie sich von diesen anderen Meisterschülern unterschied. Eine Frau unter all diesen Männern. Ein Naturtalent aus bescheidenen Verhältnissen unter reichen jungen Männern, die aus mächtigen Familien ausgewählt worden waren. Eine Anfängerin unter bereits gut ausgebildeten Schülern. Es war nur allzu leicht, sich vorzustellen, dass sie alle wie Jayan waren.
Die Magier würdigten sie und Jayan kaum eines Blickes, aber die Meisterschüler betrachteten Jayan mit echtem Interesse. Einige sahen Tessia verwirrt an, dann schienen sie sie mit einem Achselzucken abzutun. Erst als die Magier einander begrüßt hatten, stellte Dakon sie und Jayan vor. Alle schauten sie überrascht an.
Zu spät begriff sie, dass das übergroße Kleid, das Nivia ihr herausgelegt hatte, ihnen den Eindruck vermittelt haben musste, sie sei eine der Dorfbewohnerinnen. Die Frau dürfte wohl kaum in der Lage sein, mir die Art von kostbarer, kunstvoller Kleidung zur Verfügung zu stellen, wie sie Städterinnen bevorzugen. Tessia drückte die Schultern durch und antwortete mit so viel Würde, wie sie aufbringen konnte, wobei sie hoffte, dass niemandem auffiel, wie verlegen und gehemmt sie sich plötzlich fühlte.
Crannin war inzwischen aus seinem Haus gekommen und lud die Magier ein, mit ihm zu speisen, während sie ihre Pläne erörterten. Dann entschuldigte er sich, dass für Meisterschüler leider kein Platz mehr an der Tafel sei, aber man würde so bald wie möglich einen Tisch und etwas zu essen nach draußen bringen.
Ich werde also einmal mehr von wichtigen Gesprächen ausgeschlossen, dachte Tessia verbittert, aber diesmal bin ich zumindest nicht die Einzige.
Als die Magier in Crannins Haus verschwanden, blieben die Meisterschüler zögernd an der Tür stehen, musterten einander und sagten nichts. Sie wirkten erschöpft. Tessia vermutete, dass sie genauso schnell oder doch fast so schnell hierhergeritten waren, wie Dakon es getan hatte, um Mandryn zu erreichen.
Nach einigen Minuten kamen Männer aus einem anderen Haus und brachten Bänke und Tische aus einem Stall. Sie wuschen sie ab, dann warfen sie Tücher darüber. Aus Crannins Haus kamen einige Frauen, die Essen und Wein brachten und ein kleines Festmahl auftischten. Die Meisterschüler setzten sich zum Essen nieder, und schon bald begannen sie, sich leise miteinander zu unterhalten. All ihre Fragen, was Mandryn und die Sachakaner betraf, richteten sie an Jayan, aber Tessia war es zufrieden, Stillschweigen zu bewahren und das Gespräch ihnen zu überlassen. Zu ihrer Überraschung äußerte Jayan sich weniger wortreich, als sie es getan hatte, als sie den Frauen aus dem Dorf von dem Angriff erzählt hatte.
»Ich denke, wir sollten niemandem allzu viel erzählen«, murmelte er ihr nach einer Weile zu. »Ich bin mir nicht sicher, wie viel Dakon bekannt werden lassen möchte.«
Ein Stich der Sorge durchzuckte Tessia. Hatte sie Nivia etwas erzählt, das sie besser für sich hätte behalten sollen?
»Zum Beispiel?«, hakte sie nach.
»Keine Ahnung«, antwortete er ein wenig gereizt. Dann drehte er sich zu einem der Dorfbewohner um, der soeben näher getreten war. Ihr wurde bewusst, dass der Mann sie ansah.
»Meisterschülerin Tessia. Vergebt mir, wenn mein Anliegen zu kühn ist«, sagte der Mann. Er hielt inne, dann sprach er hastig weiter. »Ihr habt eine Heilertasche bei Euch.«
»Ja«, bekräftigte sie, als er abbrach. »Woher weißt du das?«
»Es tut mir leid. Ich konnte die Heilmittel riechen, daher musste ich hineinschauen. Wem gehört die Tasche?«
»Meinem Vater«, antwortete sie. »Das heißt, sie hat ihm gehört. Er... er war der Heiler von Mandryn.«
Enttäuschung zeichnete sich auf den Zügen des Mannes ab. »Oh. Das tut mir leid. Ich hatte gehofft … Entschuldigung.«
Als er sich zum Gehen wandte, streckte sie die Hand nach ihm aus. »Warte. Ihr habt keinen Heiler hier, nicht wahr?«
Der Mann schüttelte mit grimmiger Miene den Kopf.
»Ist jemand krank?«
Er runzelte die Stirn. »Ja. Meine Frau. Sie... sie...«
»Ich war die Gehilfin meines Vaters«, erklärte sie. »Ich werde vielleicht nichts ausrichten können, aber ich kann sie mir einmal ansehen.«
Er lächelte. »Danke. Ich werde Euch zu ihr führen. Und lasst jemanden Eure Tasche hinterherbringen.«
Zu Tessias Überraschung stand Jayan auf und folgte ihr. Als sie außerhalb der Hörweite der anderen Meisterschüler waren, hielt er sie am Arm fest.
»Was tust du da?«, fragte er leise. »Du bist keine Heilerin.«
Sie drehte sich um, um ihn anzustarren. »Na und? Ich werde vielleicht trotzdem helfen können.«
»Was ist, wenn Dakon nach dir ruft. Du bist jetzt eine Meisterschülerin, Tessia. Es ist nicht... nicht...«
»Nicht...?«
Er verzog das Gesicht. »Du kannst nicht einfach davonspazieren und Heilerin spielen, wann immer dir der Sinn danach steht. Es ist nicht... passend.«
Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
»Wäre es den ›passender‹, jemanden, der krank ist oder Schmerzen leidet, nicht zu behandeln oder vielleicht sogar sterben zu lassen, weil man sich darüber sorgt, was andere Meisterschüler oder ihre Meister denken könnten?«
Er erwiderte ihren Blick, und seine Miene war durchdringend und forschend. Dann ließ er die Schultern sinken.
»Also schön. Aber ich komme mit.«
Sie schluckte einen Protest hinunter, dann seufzte sie und eilte hinter dem Mann her, dessen Frau krank war. Sollte Jayan die Frau doch sehen, die er, weil er es für »passend« hielt, weiter hätte leiden lassen. Sollte er doch sehen, dass hinter der Heilkunst mehr steckte als der bloße Titel »Heiler«. Sollte er doch sehen, dass ihre Kenntnisse und Fähigkeiten wertvoll waren, und wissen, dass sie nicht vergeudet werden sollten.
Sie verzog das Gesicht. Ich hoffe, dass ich dieser Frau helfen kann, oder ich werde ihn nicht allzu sehr beeindrucken können.
Das Haus, in das der Mann sie brachte, lag am Rand des Dorfes. Ihr Führer hielt nur einmal kurz inne, um einen Jungen zu bitten, die Tasche ihres Vaters zu holen. Sobald sie im Haus waren, geleitete er sie die Treppe hinauf in ein Schlafzimmer, in dem eine Frau auf dem Bett döste.
Dass die Frau krank war, ließ sich nicht leugnen. Sie war so mager, dass die Haut auf ihren Schultern, ihrem Hals und ihrem Gesicht sich straff über ihre Knochen spannte. Ihr Mund war geöffnet, und als Tessia eintrat, wischte sie sich hastig und verlegen ein wenig Speichel vom Kinn.
Tessia trat neben das Bett und schaute lächelnd auf die Frau hinab.
»Hallo. Ich bin Tessia«, sagte sie. »Mein Vater war Heiler, und ich war während des größtenteils meines Lebens seine Gehilfin. Wir heißt du?«
»Paova«, sagte der Mann. »Das Sprechen fällt ihr schwer.«
Die Augen der Frau waren groß vor Angst, aber sie brachte ein schwaches Lächeln und ein Nicken zustande.
»Dann lass mich mal sehen«, sagte Tessia.
Die Frau öffnete den Mund. Sofort durchlief Tessia ein Schaudern mitfühlenden Entsetzens. Eine Seite ihres Mundes war zur Gänze von einem Geschwür ausgefüllt.
»Ah«, sagte Tessia. »Ich habe so etwas schon früher gesehen, wenn auch meistens bei Männern. Es tut weh, wenn du isst oder auch nur essen riechst, nicht wahr?«
Die Frau nickte.
»Kaust und rauchst du Blätter?«
Die Frau sah ihren Mann an.
»Sie hat früher Dunda gekaut, bis dieses Geschwür es unmöglich machte«, erwiderte er. »Sie kommt aus einer alten Jägerfamilie, die einige Gepflogenheiten aus den Bergen beibehalten hat.«
Tessia nickte. »Es ist schwer, von dieser Gewohnheit loszukommen, habe ich gehört. Dies nennt man ›Jägermund‹. Ich kann den Klumpen herausschneiden und die Stelle vernähen, aber du musst mir zwei Dinge versprechen.«
Die Frau nickte eifrig.
»Benutze die Mundspülung, die ich dir gebe. Sie schmeckt absolut abscheulich und trocknet dich so sehr aus, dass du schwören wirst, du würdest nie wieder einen Tropfen Speichel produzieren können, aber die Spülung wird verhindern, dass die Wunde sich entzündet.«
»Sie wird es tun«, erklärte ihr Mann lächelnd. »Ich werde dafür sorgen.«
Tessia nickte. »Und hör auf, Dunda zu kauen. Es wird dich umbringen.«
In den Augen der Frau blitzte ein Anflug von Rebellion auf, aber Tessia starrte sie mit ernster Miene an und einen Moment später war der Ausdruck aus ihren Augen verschwunden.
»Auch dafür werde ich sorgen«, sagte ihr Mann leise.
»Nun lass mich mal sehen.« Tessia tastete sanft die Innenseite des Mundes der Frau ab. Ihr Vater hatte schon früher Geschwüre wie dieses behandelt. Obwohl es ihm gewöhnlich gelungen war, die Geschwüre zu entfernen, wurden einige der Patienten krank und starben binnen eines oder zweier Jahre. Andere wurden uralt. Ihr Vater hatte die Theorie gehabt, dies hänge damit zusammen, wie stark der Klumpen an dem Fleisch ringsum »festgeklebt« war.
Dieser hier fühlte sich lose an, wie ein großer, leicht matschiger Stein unter der Haut. Vielversprechend. Tessia zog die Finger heraus und wischte sie an einem Tuch ab, das der Ehemann der Frau ihr hinhielt. Sie überlegte flüchtig, ob sie versuchen sollte, das Geschwür herauszuschneiden.
Wie Jayan gesagt hat, ich bin keine Heilerin. Aber ich habe diese Prozedur beobachtet. Ich weiß, wie man es macht. Es wird nicht lange dauern, bis der Klumpen so groß wird, dass sie entweder verhungern oder ersticken wird. Ich habe die erforderliche Ausrüstung... Nun, bis auf die Kopfklammer. Ihr Vater benutzte eine Klammer, die er selbst entworfen und von dem Schmied hatte anfertigen lassen. Damit hatte er den Mund der Patienten offen gehalten, wenn er Zähne behandelt oder ähnliche Dinge getan hatte. Die Klammer verhinderte, dass sie ihn aus Schmerz oder Panik bissen.
Als es an der Tür klopfte, verließ der Mann den Raum, und einen Augenblick später kehrte er mit der Tasche ihres Vaters zurück. Sie bat ihn, den Tisch neben dem Bett abzuräumen, und während er das tat, nahm sie die allgemeine Untersuchung vor; ihr Vater hatte stets das Herz und die Atemrhythmen der Patienten beobachtet, bevor er solche Eingriffe vorgenommen hatte. Als der Tisch abgeräumt war, öffnete sie die Tasche und nahm Instrumente, Salben und ein beruhigendes Stärkungsmittel heraus.
»Du solltest dies hier zuerst einnehmen«, erklärte Tessia der Frau und gab ihr das Stärkungsmittel. »Dann musst du dich auf die Seite legen. Gleich hier auf die Bettkante. Leg Kissen hinter dich und unter deinen Kopf. Blut und Speichel werden hinauslaufen, daher werdet ihr das Bett sicher mit Tüchern schützen und eine Schüssel auf den Boden stellen wollen.« Die beiden folgten ihren Anweisungen, ohne Fragen zu stellen, was sie aus irgendeinem Grund verunsicherte. Sie verließen sich auf sie. Was, wenn sie es falsch machte?
Denk nicht darüber nach. Handele einfach.
Eingedenk des Rates ihres Vaters, Familienmitglieder mit einzubeziehen, wies sie den Mann an, eine betäubende Salbe auf die Innenseite und die Außenseite der Wange der Frau zu streichen. Dies hatte den zusätzlichen Vorteil, dass Tessias eigene Hände nicht ebenfalls von der Salbe betäubt wurden.
Sie nahm mehrere Klingen heraus und überprüfte deren Schärfe, aber als sie den Brenner aus der Tasche holte, hörte sie Paova wimmern. Sie blickte auf und stellte fest, dass die Atmung der Frau sich plötzlich beschleunigt hatte. Paovas Blick war auf die Klingen gerichtet. Ein Stich des Mitgefühls durchzuckte Tessia.
»Es wird alles gut«, erklärte sie der Frau. »Es wird wehtun. Was das betrifft, will ich dich nicht belügen. Aber die Salbe hilft, und ich werde so schnell machen, wie ich kann. Du wirst es bald hinter dir haben, und dann wirst du nur noch einen säuberlich genähten Schnitt im Mund haben.«
Die Atmung der Frau verlangsamte sich ein wenig. Ihr Mann setzte sich hinter sie aufs Bett und begann ihre Schultern zu massieren. Tessia holte tief Luft und wählte eine Klinge aus. Dann wurde ihr bewusst, dass sie noch keins der Instrumente über der Flamme gereinigt hatte.
Und ihr wurde klar, dass sie nicht mehr allzu lange zögern durfte, denn dann würde die Furcht die Oberhand über die Vernunft gewinnen.
Kein Problem, dachte sie, und mit einem geringen Aufwand an Willen und Magie sterilisierte sie die Klinge, die sie in der Hand hielt. Dann machte sie sich ans Werk.
Es war nicht leicht, aber es geschah auch nichts Unerwartetes oder Katastrophales. Nach einer halben Stunde hatte sie den Klumpen abgelöst, die Wunde vernäht und eine schützende Paste aufgetragen. Dann überprüfte sie noch einmal die Rhythmen der Frau und erklärte, dass ihre Arbeit erfolgreich gewesen sei. Als die Frau sich auf den Rücken drehte, erschöpft von Angst und Schmerz, stand Tessia auf und taumelte. Ihr war plötzlich schwindlig vor Erschöpfung.
»Setz dich.«
Sie blinzelte überrascht, als sie Jayans Stimme hörte. Sie hatte ganz vergessen, dass er da war. Er bot ihr einen kleinen, hölzernen Hocker an. Dankbar ließ sie sich nieder, und sofort ebbte der Schwindel ab. Sie zog die Tasche ihres Vaters näher heran, stöberte darin und nahm einen vertrauten Wundreiniger heraus.
»Hast du einen sauberen kleinen Krug mit einem Deckel?«, fragte sie den Ehemann. »Und eine Schale sauberes Wasser?«
Der Mann förderte die gewünschten Dinge zutage, und sie stellte sicher, dass der Krug sauber war, indem sie ihn in das Wasser tauchte, das sie mit Magie hatte aufkochen lassen. Der Mann beobachtete sie gelassen und ohne jedweden Kommentar, als sei es etwas ganz Gewöhnliches, dass das Wasser von selbst zu kochen begann.
Dann gab sie einige Tropfen des Reinigungsmittels in eine abgemessene Menge Wasser. Sie belehrte den Mann über die Anwendung und erklärte ihm, wann er die Nähte aufschneiden und entfernen solle. Er holte einen Beutel hervor, und sie hörte das Klappern von Münzen.
»Nein, du brauchst mich nicht zu bezahlen«, sagte sie. »Aber wie sonst kann ich dich für deine Mühe entlohnen?«, fragte er.
»Dein ganzes Dorf versorgt uns mit Nahrung und Quartieren. Das belastet gewiss euer aller Vorräte. Außerdem wäre mein Meister nicht einverstanden damit, wenn ich dafür Geld nähme.«
Widerstrebend steckte er den Beutel wieder ein. »Dann werde ich dafür sorgen, dass ihr beide zum Abendessen einen meiner fettesten Rassooks bekommt«, erwiderte er lächelnd.
»Also, das könnte ich nicht so leicht ablehnen«, stellte sie mit einem Lächeln fest. »Und jetzt sollten wir besser zurückkehren, falls unser Meister uns braucht.«
Sie blickte auf Paova hinab. Die Frau schlief; ihr Mund war geschlossen und ihr Gesicht entspannt. »Und vergiss nicht, kein Dunda mehr.«
»Ich werde es nicht vergessen. Wann immer sie doch...« Er zuckte die Achseln. »Ich werde tun, was ich kann, um ihr beim Aufhören zu helfen.«
In behaglichem Schweigen gingen sie erschöpft zu den übrigen Meisterschülern zurück. Nach den Schatten der Bäume zu urteilen, vermutete sie, dass nur wenige Stunden verstrichen waren. Paovas Mann brachte auf ihre Bitte hin die Tasche ihres Vaters in Crannins Haus statt zu den Ställen. Wenn das nächste Mal jemand einen Blick hineinwarf, würde er vielleicht nicht so vernünftig oder respektvoll mit dem Inhalt umgehen.
Als sie sich den Meisterschülern näherten, wurde ihr bewusst, dass Jayan sie beobachtete, und sie sah ihn an. Er musterte sie mit fragender Miene.
»Was ist?«, fragte sie.
»Ich, ah, ich bin beeindruckt«, antwortete er errötend. »Was du dort getan hast... Ich hätte sie als unrettbar aufgegeben.«
Sie spürte, dass ihr Gesicht warm wurde. Er erkannte ihre Fähigkeiten an, wie sie es sich gewünscht hatte, aber aus irgendeinem Grund triumphierte sie nicht. Es war ihr nur … peinlich.
»Es hat lediglich beeindruckend ausgesehen«, antwortete sie und wandte den Blick ab. »Aber eigentlich war es einfach. Eine alltägliche Arbeit.«
»Ah«, sagte er in einem Tonfall, als leuchteten ihm ihre Worte ein.
Nein, es war nicht einfach! hätte sie gern gesagt. Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe! Aber seine Aufmerksamkeit hatte sich bereits den anderen Meisterschülern zugewandt, und selbst wenn ihr eine Möglichkeit eingefallen wäre, wie sie sich hätte korrigieren können, ohne wie eine Närrin zu klingen, wäre es jetzt zu spät dafür gewesen.
Als die Magier aus Crannins Haus kamen, färbten bereits die letzten Sonnenstrahlen die obersten Blätter des Waldes. Ein Festmahl begann, serviert auf behelfsmäßigen Tischen im Freien und erhellt durch zahlreiche Fackeln und Lampen. Als man Tessia und Jayan jeweils einen großen, fetten Rassook vorsetzte, machte Jayan die Bemerkung, dass Tessia eindeutig großartig mit den Dorfbewohnern umgehen könne und es ihn nicht überraschen würde, wenn sie mit ihrem Charme Taschendiebe dazu bewegen könnte, Geld in ihre Börse zu stecken.
Erst nachdem die Mahlzeit vorüber war, fand Dakon einen Moment Zeit für ein persönliches Gespräch mit Jayan und Tessia. Er führte sie vom Haupttisch weg, ging zum Ende des Dorfes hinunter und dann wieder zurück. Wie die Dorfbewohner, Magier, Meisterschüler und Diener lachten, schwatzten und tranken, hätte man den Eindruck gewinnen können, es sei ein Festtag. Aber es machte den Schmerz und die Schuldgefühle über den Verlust Mandryns nur noch schwerer zu ertragen. Er wandte sich zu Tessia und Jayan um. Beide wirkten müde, obwohl sie den Tag nicht im Sattel verbracht hatten.
»Also, was könnt Ihr uns erzählen?«, fragte Jayan, und obwohl er leise sprach, war die Anspannung in seiner Stimme deutlich zu hören.
Dakon seufzte. Wie viel kann ich ihnen erzählen? Die Magier waren übereingekommen, dass Geheimhaltung für den Erfolg ihrer Pläne notwendig sei, aber aus den Bemerkungen einiger von ihnen ging hervor, dass sie die Absicht hatten, ihre Meisterschüler dennoch in groben Zügen einzuweihen. Dakon hielt es nicht für gerecht oder weise, einen Meisterschüler in Gefahr zu bringen, ohne dass dieser davon wusste.
»Wir werden Mandryn wieder aufbauen«, stellte er fest.
Zwei Paar Augenbrauen zuckten in die Höhe.
»Aber...« Jayan hielt inne, um zu Tessia hinüberzuschauen. »Aber wer wird dort leben? Fast alle sind tot.«
»Die Menschen werden aus anderen Teilen des Lehens kommen oder aus anderen Lehen, sobald bekannt wird, dass keine Gefahr mehr droht. Und wir werden irgendwann einen Ort zum Leben brauchen.«
»Irgendwann«, wiederholte Jayan. »Und in der Zwischenzeit?«
»Kümmern wir uns um die Sachakaner.« Dakon zuckte die Achseln. »Was natürlich bedeutet, dass wir sie finden und dann aus Kyralia vertreiben müssen. Außerdem müssen wir Wachen auf den Bergpässen postieren, um sicherzustellen, dass sie nicht zurückkehren.«
»Sie vertreiben?« Tessia blickte überrascht drein. »Ihr wollt sie nicht töten?«
Er sah sie an und fragte sich, ob sie enttäuscht oder wütend war. Ob sie Rache wollte. Sie erwiderte seinen Blick, aber ihre Miene wurde unsicher.
»Nein, wir werden sie nicht töten, es sei denn, sie zwingen uns dazu«, antwortete Dakon. »Werrin sagt, der König befürchte, ein solcher Schritt unsererseits würde Takado nur noch mehr Unterstützung eintragen. Selbst wenn das nicht der Fall wäre, würden Verwandte jener Magier, die wir töten, vielleicht Rache suchen. Und wir wären verpflichtet, Gerechtigkeit für weitere Tode zu suchen. Daraus könnte ein Kreislauf von Vergeltung erwachsen.« Er verzog das Gesicht. »Ein solcher Teufelskreis könnte der Anfang eines Krieges sein.«
Seine beiden Meisterschüler nickten, und er hoffte, dass diese Geste Verstehen bedeutete.
Was wäre mir lieber? fragte er sich. Würde ich um der Vergeltung für den Verlust Mandryns willen einen Krieg riskieren? Oh, ich will Gerechtigkeit für den Tod meiner Leute, für die Zerstörung des Hauses, in dem ich aufgewachsen bin. Der Gedanke an die seltenen, unersetzlichen Bücher, die verbrannt waren, schmerzte, aber nicht so sehr wie der Gedanke an gewöhnliche Männer, Frauen und Kinder, die in seiner Abwesenheit gefoltert und niedergemetzelt worden waren. Diener, die er so lange gekannt hatte, dass sie wie Familienangehörige gewesen waren. Menschen, die seinen Vater gekannt und geliebt hatten. Was für eine jämmerliche Feigheit zu warten, bis ich fort war. Oder hatte Takado keine Ahnung, dass ich nicht da war? Nun, der König hätte gewiss nicht solches Widerstreben gezeigt, dass wir irgendwelche Sachakaner töten könnten, wenn ein Mitglied einer der mächtigsten Familien Kyralias ermordet worden wäre. Das wäre ein kriegerische Akt gewesen.
Dakon verstand jedoch die Vorsicht des Königs. Die Sachakaner würden es höchstwahrscheinlich begrüßen, wenn Kyralia einige ihrer missliebigen Ichani einfing und aus dem Land warf. Aber wenn Kyralier es wagten, Sachakaner zu töten, lediglich weil sie ein einziges kleines Dorf angegriffen und einfache Leute niedergemetzelt hatten, könnten die Sachakaner zu dem Schluss kommen, das Kaiserreich müsse seinen Nachbarn auf seinen Platz verweisen.
Und wenn der sachakanische Kaiser sein Volk wirklich so schlecht im Griff hatte, wie man munkelte, würde nicht einmal er in der Lage sein, sie aufzuhalten.
Magie
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