005
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Es klopfte leise an der Tür, und Meisterschüler Jayan lächelte. Er drehte sich um, und mit Hilfe einer kleinen magischen Welle drückte er die Klinke nach unten. Mit einem Klicken schwang die Tür nach innen auf. Dahinter stand eine junge Frau, die sich nach besten Kräften verneigte, soweit es ihr mit dem großen Tablett in Händen möglich war.
»Seid mir gegrüßt, Meisterschüler Jayan«, sagte sie, als sie in den Raum trat. Sie stützte ihre Last auf eine üppige Hüfte und machte sich daran, Schalen, Teller und Tassen auf den Schreibtisch zu stellen.
»Sei mir ebenfalls gegrüßt, Malia«, erwiderte er. »Du wirkst heute besonders fröhlich.«
»Das bin ich auch«, erwiderte sie. »Der Gast des Lords reist heute ab.«
Er richtete sich auf. »Wirklich? Bist du dir sicher?«
»Absolut sicher. Ich schätze, er kommt nicht zurecht ohne einen Sklaven, der ihm jeden Wunsch erfüllt.« Sie bedachte ihn mit einem verschlagenen, nachdenklichen Blick. »Ich frage mich, ob Ihr ohne mich zurechtkommen könntet?«
Jayan ignorierte ihre Frage und die offensichtliche Forderung eines Kompliments. »Warum hat er denn keinen Sklaven? Was ist aus dem Sklaven geworden, mit dem er hier angekommen ist?«
Malias Augen wurden rund. »Natürlich. Ihr könnt das ja nicht wissen. Ihr habt Euch hier im hinteren Teil des Herrenhauses versteckt und sicher nichts gehört. Takado hat seinen Sklaven gestern Nachmittag fast totgeschlagen. Heiler Veran hat sich die ganze Nacht um ihn gekümmert.« Trotz ihres sachlichen Tonfalls verrieten ihre schnellen Gesten ihr Unbehagen. Er vermutete, dass alle Dienstboten durch Takados Grausamkeit seinem Sklaven gegenüber beunruhigt waren. Sie wussten, dass für ihn nur ein geringer Unterschied zwischen einem Sklaven und einem Diener bestand.
Aber Malias Lächeln kehrte schnell zurück, und es war ein hinterhältiges Lächeln. Sie wusste, was die Abreise des Sachakaners für ihn bedeutete. Er sah sie erwartungsvoll an.
»Und?«
Das Lächeln wurde breiter. »Und was?«
»Hat er überlebt, oder ist er gestorben?«
»Oh.« Sie runzelte die Stirn, dann zuckte sie die Achseln. »Ich nehme an, er lebt noch, sonst hätten wir irgendetwas gehört.«
Jayan stand auf und trat ans Fenster. Er wollte zu Dakon gehen und mehr herausfinden, aber sein Herr hatte ihm befohlen, während des Aufenthalts des Sachakaners im Herrenhaus in seinem Zimmer zu bleiben. Als er nun aus dem Fenster schaute, hinab auf die geschlossenen Stalltüren und den verlassenen Hof, kaute er auf seiner Unterlippe.
Wenn ich nicht mehr in Erfahrung bringen kann, wird Malia überaus bereitwillig sein, mir Informationen zu besorgen.
Das Problem war, sie wollte für ihre Gefälligkeiten stets ein wenig mehr als bloßen Dank. Obwohl sie durchaus hübsch war, hatte Dakon ihn vor langer Zeit gewarnt, dass junge, weibliche Dienstboten dazu neigten, eine Vorliebe für junge, männliche Meisterschüler zu entwickeln - oder für ihren Einfluss und ihr Vermögen. Dakon hatte ihm eingeschärft, die jungen Frauen nicht auszunutzen und sich auch selbst nicht von ihnen ausnutzen zu lassen. Obwohl Jayan wusste, dass sein Meister gelegentliche Fehler oder Unbedachtheiten mit Nachsicht betrachtete, hatte er während der vergangenen vier Jahre doch auch gelernt, dass der Magier subtile und unerfreuliche Methoden hatte, inakzeptables Verhalten zu bestrafen. Er glaubte nicht, dass Dakon zu der schlimmsten Strafe greifen würde - einen Meisterschüler zu seiner Familie zurückzuschicken, ohne abgeschlossene Ausbildung und ohne Kenntnisse der höheren Magie, die ihn als unabhängigen Magier kennzeichneten -, aber er fand Malia nicht begehrenswert genug, um diese Überzeugung auf die Probe zu stellen. Oder irgendeine andere junge Frau aus Mandryn, was das betraf.
Das Kunststück bei Malia bestand darin, niemals wirklich um etwas zu bitten. Man brauchte lediglich den Wunsch zu äußern, etwas in Erfahrung zu bringen. Wenn sie ihm etwas gab, worum er gebeten hatte, war sie der Meinung, dass er ihr seinerseits etwas schuldete.
»Ich frage mich, wann der Sachakaner aufbrechen wird«, murmelte er.
»Oh, wahrscheinlich nicht vor Einbruch der Abenddämmerung«, sagte Malia leichthin.
»Abenddämmerung? Warum sollte er bei Nacht reisen?«
Sie lächelte und schob sich das Tablett unter den Arm. »Ich weiß es nicht, aber mir gefällt der Gedanke, dass Ihr noch einen ganzen Tag ganz allein hier festsitzen werdet. Schließlich wollt Ihr doch nicht das Risiko eingehen, dass er eine Vorliebe für Euch fasst und Euch als Ersatz für seinen Sklaven mit nach Hause nimmt, oder? Ich wünsche Euch noch einen schönen Tag.«
Kichernd verließ sie den Raum und zog die Tür hinter sich zu. Jayan starrte auf die Tür, nicht sicher, ob sie seine List durchschaut hatte oder lediglich die Gelegenheit ergriffen hatte, ihn ein wenig aufzuziehen.
Dann seufzte er, kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und begann mit seinem Morgenmahl.
Zuerst hatte Jayan keinen Anstoß an Dakons Entscheidung genommen, dass er in seinem Zimmer bleiben müsse. Er hatte jede Menge Bücher, die er lesen und studieren konnte, und es machte ihm nichts aus, allein zu sein. Er machte sich keine Sorgen darüber, dass der Sachakaner versuchen könnte, ihn zu entführen, wie Malia angedeutet hatte, da die Sachakaner niemanden versklavten, der Zugang zu seinen magischen Fähigkeiten hatte. Sie zogen Sklaven mit mächtigem latentem Talent vor, Menschen, die nicht über Magie gebieten konnten, ihrem Herrn jedoch reichlich magische Kraft boten, die er in sich aufnehmen konnte.
Nein, sollte es zu Spannungen zwischen Takado und Dakon kommen, war es wahrscheinlicher, dass der Sachakaner versuchen würde, Jayan zu töten. Zu den Aufgaben eines Meisterschülers gehörte es, seinen Herrn mit zusätzlicher magischer Kraft zu versorgen. Geradeso wie ein Sklave es tat, nur dass Meisterschüler im Gegenzug magisches Wissen erhielten. Und freie Männer oder Frauen waren.
Doch ein Konflikt zwischen Takado und Dakon war unwahrscheinlich. Etwas Derartiges würde diplomatische Konsequenzen in Sachaka und Kyralia haben, Konsequenzen, denen sich beide Magier nicht würden stellen wollen. Trotzdem war es möglich, dass Takado in irgendeiner unbedeutenden Hinsicht Ärger machen konnte, wohl wissend, dass er kaum mehr als eine Tagesreise von seinem Heimatland entfernt war. Vielleicht würde er lediglich sachakanische Überlegenheit und Macht demonstrieren wollen.
Wie zum Beispiel seinen eigenen Sklaven zu Tode zu prügeln?
Ich schätze, diese Botschaft hat er bereits übermittelt. Er hat uns gezeigt, dass er noch immer Macht über andere Menschenleben hat, aber er hat es getan, ohne irgendein kyralisches Gesetz zu brechen.
Dieser Gedanke erfüllt Jayan eigenartigerweise mit Erleichterung. Jetzt, da der Sachakaner seinen Standpunkt deutlich gemacht hatte, würde er aufbrechen, und schon bald würde Jayan keine Gefahr mehr drohen. Oder irgendeinem anderen Dorfbewohner. Er konnte den Raum verlassen und das Herrenhaus, wenn er wünschte. Es würde wieder Normalität einkehren.
Jayans Stimmung hellte sich auf. Er hatte nie geglaubt, dass er seiner eigenen Gesellschaft oder des Lesens überdrüssig werden würde. Doch es hatte sich herausgestellt, dass er einen Punkt erreichen konnte, an dem er sich nach Sonnenlicht und frischer Luft sehnte. Diesen Punkt hatte er vor einigen Tagen überschritten, und seither war er rastlos gewesen.
Aus der Lektüre von Büchern ließ sich nur ein begrenztes Wissen von Magie ziehen. Um sich eine Fertigkeit anzueignen, bedurfte es der Übung. Seine letzte Lektion von Lord Dakon lag Wochen zurück. Jeder Tag, der verstrich, war eine verzögerte Lektion. Jede verzögerte Lektion bedeutete, dass eine zusätzliche Sitzung vonnöten sein würde, bevor Lord Dakon ihn höhere Magie lehrte und Jayan ein Magier eigenen Rechts wurde.
Dann würde Jayan den Respekt und die Macht genießen, die ihm als höherem Magier zukamen, und er konnte beginnen, ein eigenes Vermögen anzuhäufen. Er würde wie sein älterer Bruder, Lord Velan, einen Titel tragen, auch wenn der Titel »Magier« den Titel »Lord« niemals an Bedeutung würde übertreffen können. Nichts genoss in Kyralia größeres Ansehen als der Besitz von Land, selbst wenn es sich lediglich um eins der prächtigen alten Häuser der Stadt handelte.
Aber der Besitz eines Lehens war höher angesehen als der Besitz eines Hauses, was ironisch war, da Magier, die auf dem Land lebten, als rückständig und hinterwäldlerisch galten. Wenn Jayan sich weiter gut mit seinem Meister stellte und Dakon nicht heiratete und einen magiebegabten Erben zeugte, bestand die Chance, dass Dakon Jayan zu seinem Erben bestimmen würde. Es war durchaus schon vorgekommen, dass ein Magier einen ehemaligen Meisterschüler begünstigte, wenn er keinen rechtmäßigen Erben hatte.
Es war jedoch nicht nur der Gedanke, seinen Bruder in puncto Landbesitz zu übertreffen, der Jayan so gefiel. Auch die Vorstellung, sich eines Tages nach Mandryn zurückzuziehen, hatte ihren Reiz. Er hatte festgestellt, dass ihm diese ruhige Existenz behagte, fernab der gesellschaftlichen Spielchen der Stadt, die er einst mit solchem Genuss beobachtet hatte - und fernab vom Einfluss seines Vaters und seines Bruders.
Aber Dakon ist noch nicht zu alt, um zu heiraten und Kinder zu zeugen, dachte er. Sein Vater hat beides recht spät im Leben getan. Selbst wenn Dakon sich dagegen entscheidet, hat er noch viele Jahre vor sich, sodass ich reichlich Zeit habe, zuerst die Welt zu erkunden. Und je früher ich lerne, was ich brauche, um ein höherer Magier zu werden, umso früher werde ich frei sein zu reisen, wohin ich will.
 
Das Licht, das durch die Fensterläden von Tessias Zimmer drang, wirkte vollkommen verkehrt. Dann fiel ihr die Arbeit der vergangenen Nacht wieder ein, und dass sie und ihre Eltern erst am Morgen ins Bett gegangen waren. Natürlich wirkte es verkehrt. Es war Mittag.
Für eine Weile blieb sie liegen und erwartete, dass sie wieder einschlafen würde, aber sie tat es nicht. Obwohl sie nur wenige Stunden geschlafen hatte und noch immer eine unangenehme Erschöpfung verspürte, blieb sie wach. Ihr Magen knurrte. Vielleicht war es der Hunger, der sie nicht einschlafen ließ. Sie stieg aus dem Bett, kleidete sich an und richtete sich das Haar. Als sie leise aus ihrem Zimmer trat, sah sie, dass die Tür ihrer Eltern noch immer geschlossen war. Sie konnte leises Schnarchen hören.
Unten an der Treppe ging sie in Richtung Küche. Der Kamin war kalt, das Feuer der frühen Morgenstunden inzwischen verloschen. Sie nahm sich eine Pachi-Frucht aus einer Schale auf dem Tisch. Dann bemerkte sie die Tasche ihres Vaters auf dem Boden.
Der Sklave, dachte sie. Vater hat gesagt, der erste Tag der Pflege nach einer Behandlung sei der wichtigste. Verbände müssen gewechselt und Wunden gereinigt werden. Und die Schmerzmittel werden langsam an Wirkung verlieren.
Tessia blickte zur Decke hinauf, wo das Zimmer ihrer Eltern lag, und überlegte, ob sie ihren Vater wecken sollte. Noch nicht, beschloss sie. In seinem Alter braucht er dringender Schlaf als ich. Also wartete sie. Sie erwog, etwas zu kochen, bezweifelte jedoch, dass sie das tun konnte, ohne Lärm zu machen und ihre Eltern zu wecken. Stattdessen ging sie zu der Tasche ihres Vaters hinüber. Dann stahl sie sich in sein Arbeitszimmer und füllte die Tasche wieder mit Medikamenten, Zwirn und Verbänden auf. Zu guter Letzt machte sie sich daran, all seine Instrumente zu reinigen und zu schärfen.
Das Sonnenlicht, das durch die Fenster fiel, kroch langsam durch den Raum.
Einige Stunden war sie mit ihrer Arbeit beschäftigt. Als ihr keine neue Aufgabe mehr einfiel, kehrte sie in die Küche zurück und stellte die Tasche ihres Vaters an die Haustür. Dann schlich sie sich die Treppe hinauf, lauschte auf das Schnarchen ihrer Eltern und überlegte.
Wir müssen bald nach dem Sklaven sehen, dachte sie. Ich sollte Vater wecken - was bedeutet, dass Mutter ebenfalls aufwachen wird. Oder ich könnte allein gehen.
Bei dem letzten Gedanken durchflutete sie prickelnde Erregung. Wenn sie den Sklaven allein versorgte - falls die Diener in Lord Dakons Haus sie einließen -, würde das nicht beweisen, dass die Dorfbewohner sehr wohl Vertrauen in sie als Heilerin hatten? Würde es nicht zeigen, dass sie mit der Zeit an die Stelle ihres Vaters treten konnte?
Sie ging die Treppe wieder hinunter und zur Haustür. Als sie einen Blick auf die Tasche ihres Vaters warf, verspürte sie einen Anflug von Zweifel.
Es könnte Vater wütend machen. Aber wenn ich etwas tue, worum er mich nicht gebeten hat, ist das nicht so schlimm wie der Verstoß gegen einen Befehl. Und es geht um nichts Anspruchsvolleres als die einfache Versorgung nach einer Behandlung. Sie lächelte verstohlen. Und wenn ich einen von Lord Dakons Dienern dazu bewegen kann, bei mir zu bleiben, kann ich beweisen, dass ich zumindest Mutters Sorgen um meine Sicherheit berücksichtigt habe.
Also griff sie nach der Tasche, hob sie auf, öffnete so leise wie möglich die Haustür und schlüpfte hinaus.
Es waren mehrere Dorfbewohner unterwegs, wie sie sah. Die beiden Söhne des Bäckers lümmelten sich an die Mauer ihres Hauses und genossen den sonnigen Nachmittag. Sie nickten ihr zu, und sie erwiderte ihr Lächeln. Ob vielleicht einer der beiden auf Mutters Liste zukünftiger Ehemänner steht, fragte sie sich. Keiner der beiden interessierte sie. Obwohl sie jetzt durchaus höflich waren, konnte sie nicht umhin, sich daran zu erinnern, wie lästig sie als Jungen gewesen waren, wenn sie ihr Schimpfnamen zugerufen und sie an den Haaren gezogen hatten.
Die Witwe des ehemaligen Schmiedes ging, gestützt auf zwei Stöcke, mit langsamen, bedächtigen Schritten die Hauptstraße entlang. Seit Tessia denken konnte, war sie an jedem sonnigen Tag einmal durch das ganze Dorf und wieder zurück spaziert. Als Tessia noch ein Kind und die Witwe weniger gebrechlich gewesen war, hatten andere ältere Frauen des Dorfes sich ihr angeschlossen, und während ihrer Runden war viel Klatsch und Tratsch ausgetauscht worden. Jetzt sagten die anderen Frauen, sie seien zu alt, um sich hinauszuwagen, und sie befürchteten, dass sie stolpern könnten oder von den Dorfkindern umgerissen würden.
Schwache, kindliche Schreie und Gelächter lenkten Tessias Aufmerksamkeit auf den Fluss, wo sich etliche kleine Gestalten an der breiten, flachen Biegung des Wasserlaufs tummelten; dort hatte sie als Kind ebenfalls gespielt. Dann hörte sie ihren Namen und drehte sich gerade rechtzeitig um, um zu sehen, wie ein Bauer aus dem Dorf ihr im Vorübergehen zunickte.
Er war aus der Richtung von Lord Dakons Haus gekommen und hatte sich erst einige Dutzend Schritte entfernt. Tessia trat in die Gasse neben dem Herrenhaus und ging zu dem Seiteneingang, durch den sie und ihr Vater am vergangenen Tag eingelassen worden waren. Sie klopfte.
Eine der Hausdienerinnen, Cannia, öffnete die Tür. Die Frau lächelte Tessia zu, dann schaute sie in die Gasse hinter ihr.
»Vater ruht noch«, erklärte Tessia. »Ich soll nach dem Sklaven sehen und ihm Bericht erstatten.«
Cannia nickte und winkte Tessia hinein. »Ich habe ihm heute Morgen etwas Suppe gebracht und versucht, ihn zu füttern, da er in seiner Verfassung nicht selbst essen kann. Ich schätze, er hat nicht mehr als einige wenige Schlucke zu sich genommen.«
»Er ist also wach.«
»Durchaus, obwohl ich vermute, dass er sich wünscht, er wäre es nicht.«
»Könntest du oder irgendjemand sonst bei mir bleiben, während ich ihn versorge?«
»Natürlich.« Sie entzündete eine Lampe und reichte sie Tessia. »Geh nur schon vor, und ich werde dafür sorgen, dass jemand dir hilft.«
Tessias Haut kribbelte leicht, als sie die Treppe zum Zimmer des Sklaven hinaufging. Sie konnte nicht umhin, sich zu fragen, wo der Sachakaner war, und zu hoffen, dass sie ihm nicht begegnen würde. Als sie in das Zimmer des Sklaven trat und sich außer ihrem Patienten niemand dort aufhielt, seufzte sie vor Erleichterung.
Der Mann starrte sie an, und seine Pupillen waren geweitet. Sie konnte nicht erkennen, ob Furcht der Grund dafür war oder Überraschung. Ihr fiel ein, dass niemand ihr seinen Namen genannt hatte.
»Sei mir gegrüßt«, sagte sie. »Ich bin hier, um deine Verbände zu wechseln und nachzusehen, ob deine Heilung gute Fortschritte macht.«
Er sagte nichts, sondern starrte sie nur weiter an. Nun, sie konnte kaum erwarten, dass er sprach, da sein Kiefer gebrochen und sein Kopf mit Verbandszeug umwickelt war. Dies würde ein einseitiges Gespräch werden.
»Du musst große Schmerzen haben«, fuhr sie fort. »Ich kann dir eine Medizin geben, die den Schmerz dämpft. Möchtest du das?«
Der Mann blinzelte, dann nickte er einmal.
Tessia drehte sich lächelnd zu der Tasche ihres Vaters um und nahm einen Sirup heraus, mit dem ihr Vater Kinder behandelte. Der Sklaven würde Mühe haben zu schlucken, und die zähe Flüssigkeit würde wahrscheinlich einen bitteren Geschmack in seinem Mund hinterlassen, wenn er die Medizin nicht sofort hinunterbekam. Sie würde den Sirup mit ein wenig Wasser verdünnen müssen, dann würde sie ihm einen Schlauch zwischen die Lippen schieben und ihm den Trank tropfenweise einflößen.
Als das Medikament in den Mund des Mannes floss, versteifte er sich, dann schluckte er. Aber er blieb angespannt, und seine Augen waren groß, während er über ihre Schulter schaute.
Er wirkt vollkommen verängstigt, dachte sie.
Ein schwacher Luftstrom sagte ihr, dass die Tür offen war.
Sie zog den Schlauch heraus, trat zurück und blickte auf, um festzustellen, wen Cannia ihr geschickt hatte. Der Mann, der ihren Blick erwiderte, war hochgewachsen und massig, und er trug exotische Kleidung.
Ihr Herz erstarrte vor Entsetzen.
»Ich sehe, du bist zurückgekommen, um nach Hanara zu sehen«, bemerkte der Sachakaner, in dessen Lächeln keinerlei echte Dankbarkeit lag. »Wie nett von dir. Wird er überleben?«
Sie holte tief Luft und fand irgendwie ihre Stimme wieder. »Ich weiß es nicht... Herr.«
»Wenn er nicht überlebt, spielt das keine Rolle«, erwiderte er in beruhigendem Tonfall.
Ihr fiel keine Erwiderung darauf ein, daher sagte sie nichts. Wo ist der Diener, den Cannia mir schicken wollte?, dachte sie. Und was das betrifft, wo ist Lord Dakon? Er lässt den Sachakaner doch gewiss nicht unbewacht durchs Haus streifen...
»Ich nehme an, er ist ein guter Patient, um Experimente an ihm durchzuführen«, fuhr der Sachakaner fort und sah auf seinen Sklaven hinab. »Vielleicht wirst du etwas Neues lernen.« Der Sklave mied den Blick seines Herrn. Der Sachakaner schaute wieder zu Tessia hinüber. »Viel Spaß.«
Er verließ rückwärts den Raum und schloss die Tür. Tessia stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und hörte einen zweiten Seufzer, der ihrem folgte. Sie sah den Sklaven an und lächelte schief.
»Dein Herr hat eine seltsame Vorstellung von Spaß«, murmelte sie. Dann machte sie sich daran, die Verbände des Sklaven zu erneuern.
Er gab keinen Laut von sich, während sie arbeitete, sondern schnappte nur gelegentlich nach Luft, wenn sie die Verbände löste, die ein wenig an den Wunden klebten. Seine Verletzungen sahen bemerkenswert gut aus - minimale Schwellungen und Rötungen und kein Eiter. Sie tupfte alles vorsichtig mit einem sauberen Tuch ab und ersetzte die besudelten Verbände durch frische.
Als sie endlich fertig war, war der Besuch des Sachakaners nur mehr eine ferne, unangenehme Erinnerung. Sie packte die Tasche ihres Vaters und nahm sie auf. An der Tür blieb sie noch einmal stehen und nickte dem Sklaven zu.
»Ruh dich gut aus, Hanara.«
Die Haut um seine Augen legte sich in winzige Fältchen; näher konnte er einem Lächeln in seiner Verfassung nicht kommen. Zufrieden mit ihrer Arbeit, verließ sie den Raum und ging den Flur entlang zur Dienstbotentreppe, wobei sie sich fragte, ob ihre Eltern schon wach waren.
Aus einer der Türen drang eine Stimme, bei der ihr das Herz in die Knie sank.
»Bist du fertig, Tessia?«
Der Sachakaner. Sie blieb stehen. Dann verfluchte sie sich dafür, dass sie das getan hatte. Wäre sie weitergegangen, hätte sie vorgeben können, ihn nicht gehört zu haben. Aber jetzt konnte sie ihn nicht mehr ignorieren, ohne unhöflich zu sein. Sie holte tief Luft, machte zwei Schritte rückwärts und blickte in den Raum. Es war ein Wohnzimmer, möbliert mit behaglichen Sesseln und kleinen Tischen, auf denen ein Gast ein Getränk oder ein Buch abstellen konnte. Der Sachakaner saß auf einem großen Holzstuhl.
»Ja, Herr«, erwiderte sie.
»Komm näher.«
Er sprach leise, aber mit dem stählernen Tonfall eines Mannes, der Gehorsam erwartete. Mit rasendem Herzen trat Tessia in die Tür. Der Sachakaner lächelte und winkte sie zu sich.
»Komm ganz herein«, sagte er.
Sie betrat den Raum, blieb einige Schritte vor dem Sachakaner stehen und konzentrierte sich darauf, eine möglichst ausdruckslose Miene beizubehalten.
Hinter ihr erklang ein Geräusch; die Tür hatte sich geschlossen. Sie zuckte zusammen, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Dann fluchte sie im Stillen, weil sie wusste, dass sie sich ihre Angst hatte anmerken lassen. Hoffen wir, dass er es für Überraschung gehalten hat, sagte sie sich. Ihr wurde klar, dass sie zu schnell atmete, und sie versuchte, ihre Atmung zu verlangsamen.
Der Sachakaner erhob sich und kam auf sie zu, und die ganze Zeit blickte er ihr in die Augen. Irgendjemand hatte ihr einmal erzählt, wenn man einem Sachakaner in die Augen sah, mache man ihm deutlich, dass man sich für ebenbürtig hielt. Wenn man kein mächtiger Magier war, konnte der Sachakaner auf die Idee kommen, seinen Gegenüber eines Besseren zu belehren. Sie senkte den Blick.
»Da wäre eine private Angelegenheit, um die ich mich kümmern möchte«, erklärte er leise.
Sie nickte. »Euer Sklave. Er ist...« »Nein. Etwas anderes. Ich habe dich beobachtet. Für eine Kyralierin verfügst du über einige einzigartige Fähigkeiten. Mir ist aufgefallen, dass niemand hier deinen wahren Wert kennt. Habe ich recht? Ich könnte das ändern.«
Er kam ein wenig näher. Zu nahe. Sie machte einen Schritt zurück. Was für ein Spiel spielt er?, überlegte sie. Hält er sich für so mächtig, dass er die Verhältnisse hier in Kyralia ändern kann? Oder denkt er, ich würde auf etwas so Dummes hereinfallen wie das Angebot eines besseren Lebens in Sachaka?
»Wenn ich niemanden hier davon überzeugen kann, dass ich eine Heilerin bin, bezweifle ich, dass es andernorts, wo die Menschen mich nicht kennen, leichter wäre.«
Er hielt inne, dann kicherte er. »Oh, die Heilkunst ist nur ein Teil deines Wertes. Der Rest von dir wird noch schlimmer vergeudet. Schau dich doch an...«
Er kam noch näher, streckte eine Hand aus und berührte ihr Gesicht. Sie zuckte zurück.
»... diese feinen Knochen. Dieses glatte Haar und so bleiche Haut. Als ich das erste Mal herkam, dachte ich, kyralische Frauen seien hässlich, aber ab und zu begegnete mir eine, die meine Meinung geändert hat. Es waren Frauen wie du. Die Männer deines Landes sind Narren...« Seine Stimme wurde leiser und eindringlicher, und sie ertappte sich dabei, dass sie vor den Händen, die sich nach ihrem Haar ausstreckten, zurückwich... Händen, die sich um ihre Taille legen wollten.
»Hört auf damit!«, sagte sie, ließ die Tasche fallen und stieß seine Hände weg.
Er stockte, dann verdüsterte seine Miene sich. »Niemand will, was du hast, Mädchen. Also wird es niemanden scheren, wenn ich es mir nehme.«
Etwas begann, sie von allen Seiten einzuzwängen. Als sie sich umschaute, konnte sie keine Zeichen der Macht erkennen, die sie bedrängte. Ein unbarmherziger Druck in ihrem Rücken schob sie vorwärts. Er drückte sie gegen den Sachakaner, der laut lachte.
»Lord Dakon«, stieß sie hervor. »Er wird nicht zulassen, dass Ihr...«
»Er ist nicht hier. Und was wird er tun, wenn er es herausfindet? Mich bestrafen? Bis dahin werde ich auf halbem Wege zu Hause sein. Außerdem, wie viele Leute sollen denn hiervon erfahren?«
Als er an der Vorderseite ihres Gewandes zupfte, versuchte sie, die Arme zu bewegen, aber irgendeine unsichtbare Macht hielt sie fest. Sie konnte auch die Beine nicht bewegen. Sie konnte gar nichts bewegen. Nicht einmal den Kopf. Und als sie den Mund öffnete, um zu schreien, spürte sie, wie etwas Unsichtbares ihr Gesicht umhüllte und ihre Kiefer wieder zusammenpresste. Seinem grinsenden, lüsternen Gesicht nach schien der Sachakaner jede ihrer Regungen und jeden ihrer Gedanken zu registrieren. Sie bekam eine Gänsehaut, und ihr Schädel pochte, als würde er bersten.
Ist er in meinem Kopf? Sie schloss die Augen, konzentrierte sich auf das Gefühl und versuchte, es wegzudrängen.
Geh weg, geh weg, geh weg, GEH WEG!
Plötzlich war die Macht, die sie festgehalten hatte, verschwunden, und Tessia taumelte rückwärts. Gleichzeitig hatte sie das Gefühl, als ströme etwas aus ihr hinaus. Einem unglaublich hellen Licht hinter ihren Augenlidern folgte ein donnerndes Krachen.
Tessia fiel rückwärts zu Boden. Der Aufprall schmerzte, und sie riss die Augen auf. Sie richtete sich zu einer sitzenden Position auf, dann erstarrte sie, als sie das Bild aufnahm, dass sich ihr bot. Eine Ecke des Raums war jetzt übersät mit zerbrochenen Möbelstücken. Die Wände waren rissig. Schwarze Streifen zogen sich von ihr weg durch den Raum, und sie roch den beißenden Geruch von Rauch.
Im Flur draußen vor dem Zimmer wurden schnelle Schritte laut.
Der Sachakaner erhob sich aus den Trümmern in der Ecke. Er sah sie an, runzelte finster die Stirn und blickte an sich hinab. Seine Kleider waren ebenso versengt wie die Wände; Stickereien und Perlenbesatz waren geschwärzt. Nachdem er erfolglos versucht hatte, die Spuren der Explosion - oder was immer es gewesen war - wegzuwischen, verzog sein Gesicht sich zu einer Grimasse.
Die Tür wurde aufgerissen. Tessia zuckte zusammen, als Lord Dakon eintrat. Er blieb stehen, blickte zwischen ihr und dem Sachakaner hin und her und besah sich dann den Schaden.
»Was ist passiert?«, verlangte er zu erfahren.
Der Sachakaner sagte nichts. Er lächelte, stieg über einen zerbrochenen Stuhl und stolzierte aus dem Raum.
Lord Dakon wandte sich zu ihr um. Sein Blick glitt von ihrem Gesicht zu ihrer Brust. Als sie an sich hinabschaute, stellte sie fest, dass ihr Kleid bis zur Taille aufgeknöpft war und man ihr Unterhemd darunter sehen konnte. Hastig richtete sie sich auf und wandte sich ab, damit er nicht beobachten konnte, wie sie ihr Kleid wieder zuknöpfte.
»Was ist passiert?«, wiederholte er, sanfter diesmal.
Tessia holte Luft, um zu antworten, aber die Worte wollten nicht herauskommen. Euer Gast hat versucht, mir seinen Willen aufzuzwingen, teilte sie ihm wortlos mit. Aber sie stellte fest, dass der Sachakaner recht gehabt hatte. Sie wollte nicht, dass irgendjemand davon erfuhr. Nicht, wenn auch nur das geringste Risiko bestand, dass ihre Mutter davon hörte. Wie ihr Vater immer sagte: In dieser winzigen Gemeinschaft gab es so etwas wie ein Geheimnis nicht.
Und tatsächlich war ihr auch nichts passiert. Nun, nichts von den Dingen, die der Sachakaner im Sinn gehabt zu haben schien, ging es ihr durch den Kopf. Sie stand auf und betrachtete die versengten Wände. Ich habe keine Ahnung, warum er das getan hat.
Sie drehte sich wieder zu Dakon um, sah ihm jedoch nicht in die Augen. »Ich... ich war unhöflich. Er war verärgert. Ich entschuldige mich für... das Durcheinander, Lord Dakon.« Sie hob die Tasche ihres Vaters auf und wandte sich ab, hielt dann jedoch noch einmal inne, um hinzuzufügen: »Die Verletzungen des Sklaven heilen gut.«
Er beobachtete sie, während sie an ihm vorbei in den Flur hinaustrat, und sagte nichts. Obwohl sie es nicht riskierte, ihn allzu genau anzusehen, weil sie seinem Blick nicht begegnen wollte, war die Art, wie er sie anstarrte, doch irgendwie seltsam. Sie eilte zur Dienstbotentreppe und lief hinunter. Cannia stand in der Tür zur Küche. Die Frau sagte irgendetwas, als Tessia ging, aber Tessia verstand sie nicht richtig und wollte auch nicht stehen bleiben.
Das Sonnenlicht des späten Nachmittags war jetzt zu hell. Plötzlich verspürte Tessia nur noch eine ungeheure Erschöpfung. Sie eilte die Straße entlang nach Hause und blieb nur kurz stehen, um ihren Mut zusammenzunehmen, bevor sie eintrat, dann öffnete sie die Tür.
Ihre Eltern waren in der Küche. Als sie hereinkam, blickten sie beide auf. Ihre Mutter runzelte die Stirn, und ihr Vater schien ein Lächeln zu unterdrücken, als sie ihm die Tasche vor die Füße stellte.
»Der Sklave erholt sich gut. Ich werde mich jetzt ein wenig hinlegen«, erklärte sie, und bevor ihre Eltern etwas erwidern konnten, marschierte sie aus der Küche und die Treppe hinauf. Niemand kam ihr hinterher. Sie hörte leise Stimmen aus der Küche, blieb aber nicht stehen, um zu lauschen. Sie trat in ihr Zimmer und warf sich auf ihr Bett, und zu ihrer Überraschung entrang sich ihr ein Schluchzen.
Was tue ich denn? Werde ich weinen wie ein Kind? Sie rollte sich auf die Seite, holte tief Atem und kämpfte die Tränen nieder. Es ist nichts passiert.
Aber es hätte etwas passieren können. Ihr Verstand schreckte vor dieser Möglichkeit zurück, und stattdessen stieg in ihr die Erinnerung an geschwärzte Wände auf. Etwas anderes war passiert. Nicht das, was der Sachakaner beabsichtigt hatte. Etwas Machtvolles und Zerstörerisches. Aber was? Magie? Plötzlich ergab alles einen Sinn. Lord Dakon. Er musste etwas gehört haben und war zu ihrer Rettung gekommen.
Aber er ist erst eingetroffen, nachdem es geschehen war.
Das bedeutete nicht, dass er nicht von einem anderen Teil des Hauses aus eingegriffen haben konnte. Das würde die Zerstörung erklären. Der Magier hätte den Raum nicht derart verwüstet, hätte er sehen können, wohin er seine Macht richtete. Er hatte blind gearbeitet.
Ich schulde ihm Dank, dachte sie. Er hat eine Menge teurer Dinge zerstört, um mich zu retten. Kein Wunder, dass er mich so eigenartig angesehen hat. Er hat ein Wort des Dankes erwartet, und ich bin lediglich nach Hause gestürmt.
Sie holte tief Atem und stieß die Luft langsam wieder aus. Zumindest war es ihr gelungen, vorher den Sklaven zu behandeln. Beim nächsten Mal würde sie nicht allein ins Herrenhaus gehen. Sie würde jeden Augenblick, den sie dort war, an der Seite ihres Vaters bleiben. Schließlich schloss sie die Augen, ergab sich der Erschöpfung und schlief ein.
Magie
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