032
28
Die ganze Nacht über konnte Jayan den Gedanken, dass er im Bett eines Toten schlief, nicht abschütteln.
Statt alle Magier in das Haus des Dorfmeisters zu zwängen, hatten die Dorfbewohner ihnen Betten in den unbewohnten Häusern des Dorfes zur Verfügung gestellt. Jayan hatte sich danach gesehnt, in einem richtigen Bett zu schlafen, aber als ihm klar wurde, dass er, Dakon und Tessia Quartier im Haus einer Familie nahmen, die den Tod gefunden hatte, konnte er sich nicht mehr entspannen.
Zuerst lag er wach, während Erinnerungen an den Tag sich vor seinem inneren Auge abspulten. Dann kam der Schlaf, doch er wurde wieder und wieder von Alpträumen verscheucht.
Wir haben gesiegt, dachte er. Warum habe ich also plötzlich schlimme Träume?
Es war vielleicht einfach der Anblick der toten Dorfbewohner, die die Sachakaner gefoltert hatten. Dann waren da noch die Geschichten, die die Überlebenden erzählt hatten. Hinzu kamen die gepeinigten Augen der jungen Frauen, die sie aus den Räumen gerettet hatten, in die der Feind sie eingeschlossen hatte. Einige von ihnen waren viel zu jung, als dass sie ein solches Martyrium hätten ertragen dürfen.
Oder es konnte auch die Schlacht selbst gewesen sein, beängstigend und erregend gleichzeitig, die ihn zu sehr aufgewühlt hatte, als dass er hätte schlafen können. Immer wieder analysierte er alles - jeden Schritt, jede Entscheidung. Aber noch ein anderer Gedanke nagte an ihm, ein Gedanke, der ihn mehr beunruhigte, als er erwartet hatte.
Es war das erste Mal, dass ich getötet habe. Oh, ich habe nur die Macht dazu bereitgestellt und den Schlag nicht ausgeführt, aber ich hatte dennoch einen Anteil am Sterben anderer Menschen. Es waren nicht Schuldgefühle oder Bedauern, die ihm zusetzten. Die Sachakaner waren Eindringlinge. Sie hatten Kyralier getötet. Und nachdem er gesehen hatte, was die Sachakaner den Dorfbewohnern angetan hatten, wusste er, dass er nicht gezögert hätte, die tödlichen Schläge selbst zu führen.
Aber er konnte nicht umhin zu spüren, dass etwas in ihm sich verändert hatte, und er war sich nicht sicher, ob es eine Veränderung zum Guten war. Er verübelte es den Sachakanern - allen Eindringlingen -, dass sie dies herbeigeführt hatten. Es gab kein Zurück, die Veränderung ließ sich nicht ungeschehen machen. Ironischerweise verstärkte dies nur noch sein Verlangen, sie aus Kyralia zu vertreiben - selbst wenn es bedeutete, wieder töten zu müssen.
Als die Morgendämmerung kam, stand Jayan auf, wusch sich und seine Kleider, trocknete Letztere mit Magie und zog sie wieder an. Er wartete in der Küche des Hauses, bis Dakon und Tessia aus ihren Zimmern erschienen und sich zu ihm gesellten. Dakon ging zu einem Schrank und öffnete die Türen.
»Es kommt mir falsch vor, ihre Vorräte zu verzehren«, sagte er.
Jayan und Tessia tauschten einen Blick.
»Entweder isst sie jemand, oder sie verderben«, erwiderte sie.
»Und es ist nicht so, als würden wir etwas stehlen«, fügte Jayan hinzu.
Dakon seufzte und holte altbackenes Brot, gesalzenes Fleisch und Eingemachtes hervor. Tessia erhob sich und suchte Teller und Besteck heraus. Schweigend verzehrten sie ihr Mahl.
Sie wirkt erschöpft, ging es Jayan durch den Kopf. Dunkle Ringe färbten die Haut unter ihren Augen, und ihre Schultern waren herabgesunken. Er wünschte, er hätte sie aufmuntern oder zumindest ein wenig von dem vertrauten Funkeln in ihren Augen sehen können. Selbst ein kleiner Anfall von Besessenheit für die Heilkunst wäre besser, als sie so bedrückt und traurig zu sehen.
»Also, wie steht es um die Dorfbewohner?«, fragte er sie. »Sind sie wohlauf?«
Sie sah ihn blinzelnd an, dann zuckte sie die Achseln. »Überraschend wenige Verletzungen - es hat vor allem die Mädchen getroffen. Sie werden wieder gesund werden, aber...« Sie verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Davon abgesehen haben die Sachakaner jeden, der bei dem Angriff verletzt wurde, getötet, und sobald sie beschlossen hatten, jemanden zu foltern, haben sie dem Betreffenden immer den Rest gegeben. Irgendwann.«
Jayan nickte. Es passte zu dem, was man ihm erzählt hatte. Ihm drehte sich der Magen um. Ich dachte, was Sudin und Aken zugestoßen ist, sei grausam gewesen, aber sie sind mit Güte behandelt worden, im Vergleich zu einigen dieser Dorfbewohner. Stundenlang gefoltert. Und das alles aus irgendeinem kranken Vergnügen an der Grausamkeit.
»Nicht alle Sachakaner sind so verderbt«, bemerkte Dakon leise.
Tessia und Jayan sahen ihn an. Er lächelte müde. »Ich weiß, es fällt im Augenblick schwer, das zu glauben, und ich gestehe, es bereitet mir selbst einige Mühe, es nicht zu vergessen, aber es ist wahr. Unglücklicherweise sind es die habgierigen, die ehrgeizigen und die gewalttätigsten unter ihnen, die sich am ehesten zu Takados Sache hingezogen fühlen. Ich...«
Ein Klopfen an der Haustür unterbrach ihn. Dakon erhob sich und verließ die Küche, dann kehrte er zurück und winkte sie zu sich. Jayan und Tessia standen auf und folgten ihm hinaus auf die Straße, wo Narvelan auf sie wartete.
Zwei Gruppen hatten sich auf der anderen Seite der Straße versammelt. Die eine Gruppe bestand aus Magiern und Meisterschülern, die andere war eine schmerzlich kleine Schar von Dorfbewohnern. Narvelan bedeutete Dakon, ihm zu folgen, und führte sie zu den Magiern hinüber.
»Sie haben sich erboten, uns Stärke zu geben«, erklärte Narvelan Dakon.
»Hmm«, war alles, was Dakon darauf erwiderte.
»Ich dachte mir schon, dass Ihr das sagen würdet.«
Als Dakon sich den Magiern zuwandte, trat Tessia dicht neben Jayan.
»Es klingt vernünftig, und wenn sie bereit sind, uns Stärke zu geben, warum sollten wir das Angebot nicht annehmen?«, fragte sie. »Wir haben sehr viel Macht verbraucht. Wenn sie uns von ihrer Kraft abgäben, würde ihnen das nicht schaden, aber uns könnte es helfen.« Sie runzelte die Stirn. »Aber ich würde davon abraten, Macht von den Mädchen zu nehmen. Sie haben bereits genug durchgemacht.«
»Abgesehen davon, dass wir die Gesetze des Königs brechen würden, ist es nicht so einfach«, erwiderte Jayan. »Dakon hat es mir einmal erklärt.« Er hielt inne und versuchte, sich an die Worte seines Meisters zu erinnern. »Er hat gesagt: ›Kein guter Magier fühlt sich gänzlich wohl dabei, höhere Magie zu benutzen.‹ Sie ist von entscheidender Wichtigkeit für die Verteidigung des Landes und versetzt uns in die Lage, mehr zu tun, als wir allein mit unseren eigenen Kräften ausrichten könnten, aber in den Händen ehrgeiziger oder sadistischer Magier kann sie gefährlich sein. Und vielleicht ebenso gefährlich in den Händen eines Menschen, der verzweifelt darauf brennt, ihre Benutzung zu rechtfertigen. Er hat gesagt: ›Selbstgerechtigkeit kann ebenso zerstörerisch sein wie Skrupellosigkeit. ‹ Ja, an diese Worte erinnere ich mich eindeutig. Sie haben mich nachdenklich gemacht.«
Sie drehte den Kopf leicht zur Seite und betrachtete ihn. »Du bist ein sehr widersprüchlicher Mann, Jayan.«
Er blinzelte und starrte sie an. »Ach ja?«
»Ja.«
Ihm fiel nichts anderes ein, was er hätte sagen können, daher richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Debatte der Magier. Dann verdrehte er die Augen. »Jetzt geht es schon wieder los. Es könnte Tage dauern, bevor die Dorfbewohner eine Antwort bekommen. Sogar Wochen. Vielleicht sollten wir ihnen den Rat geben, nicht zu warten, sonst werden sie am Ende noch verhungern.«
»Vielleicht wird ihr Angebot nicht notwendig sein«, meinte Tessia leise.
Er bemerkte, dass sie sich abgewandt hatte und einige der anderen Meisterschüler in die gleiche Richtung schauten. Er folgte ihrem Blick und sah eine Gruppe von Männern, die ins Dorf geritten kamen. Die Stimmen der Magier verebbten und verstummten schließlich zur Gänze.
»Verstärkungstruppen?«, fragte jemand.
»Das ist Lord Ardalen. Dies muss die Gruppe sein, die auf dem Weg zum Pass ist«, murmelte ein anderer.
»Das sind Lord Everran und Lady Avaria!«, rief Tessia. Und tatsächlich, die beiden ritten hinter Lord Ardalen. Neben Ardalen ritt Magier Sabin, Schwertmeister und Freund des Königs. Jayan begann zu zählen. Es waren achtzehn Magier eingetroffen, um entweder den Pass zurückzuerobern oder sich Werrin anzuschließen.
Die Neuankömmlinge saßen ab, und Magier Sabin trat vor, Ardalen neben sich, um Werrin zu begrüßen. Jayan rückte näher heran und mühte sich, das Gespräch mit anzuhören.
»Magier Sabin«, begann Werrin. »Bitte, sagt mir, dass Ihr hier seid, um Euch uns anzuschließen. Wir könnten Euren Scharfblick und Euren Rat gut gebrauchen.«
»Genau deshalb bin ich hier«, antwortete Sabin. »Ebenso wie zwölf weitere Magier aus dieser Gruppe. Fünf werden mit Ardalen gehen, um den Pass zurückzuerobern.« Er sah zu den Dorfbewohnern hinüber. »Eure Späher haben uns mitgeteilt, dass Ihr hier eine Schlacht gewonnen habt.«
»Ja, das ist richtig.« Werrins Tonfall war grimmig. »Vier Sachakaner haben das Dorf eingenommen. Wir haben es uns zurückgeholt.«
»Sie sind tot?«
»Ja.«
Sabin schürzte kurz die Lippen, dann nickte er. »Ihr müsst mir das in allen Einzelheiten erzählen.«
»Natürlich.« Werrin sah zu den Dorfbewohnern hinüber, die die Neuankömmlinge mit nervösem Interesse beobachteten. »Wir haben gerade darüber gesprochen, wie wir auf ein nobles Angebot, das die Überlebenden gemacht haben, reagieren sollen. Sie wollen, dass wir Stärke von ihnen nehmen, sowohl aus Dankbarkeit als auch in dem Wissen, dass wir ihre Kraft gebrauchen können, um den nächsten Kampf zu bestehen.«
Sabin zog die Augenbrauen hoch. »In der Tat ein nobles Angebot, wenn sie dieser Prozedur bereits gegen ihren Willen unterzogen worden sind.« Er blickte nachdenklich drein. »Der König hat das Gesetz, das es verbietet, Magie von irgendjemand anderem als Meisterschülern zu nehmen, noch einmal erwogen. Er räumt ein, dass es in den höheren Klassen vielleicht nicht genug magiebegabte junge Männer gibt, um alle Magier zu unterstützen, die benötigt werden, um Takado und seine Verbündeten zu vertreiben. Er macht sich außerdem Sorgen, dass wir zu viele von unseren magischen Blutlinien verlieren könnten, falls die Dinge sich schlecht entwickeln sollten. Also hat er verfügt, dass Diener als Quellen eingestellt werden dürfen, falls ein Magier keinen Meisterschüler hat. Die einzige Bedingung ist, dass sie gut für ihre Arbeit bezahlt werden müssen.«
»Sie sollten zuvor geprüft werden, da es wenig Sinn hätte, wenn sie nur über geringes oder gar keine latente Magie verfügten«, sagte Werrin. »Ich schätze, das bedeutet, dass wir das Angebot der Dorfbewohner nicht annehmen können.«
Sabin runzelte die Stirn. »Das Gesetz gegen das Beziehen von Magie von anderen Menschen als Meisterschülern hat in Zeiten des Krieges keine Gültigkeit. Es klingt so, als ginge das, was hier vorgefallen ist, als kriegerische Handlung durch.«
Werrin und Sabin tauschten einen schweigenden, vielsagenden Blick. Jayan überlief ein kalter Schauder.
Ich denke, das bedeutet, dass wir jetzt offiziell im Krieg sind.
 
»Ich verstehe nicht, wie es mich aufheitern soll, ständig im selben Haus umherzustreifen«, bemerkte Stara zu Vora, als die Frau sie den Flur entlangführte. »Es mag ein großes Gefängnis sein, aber es ist trotzdem ein Gefängnis.«
»Tut nicht leichtfertig ab, was Ihr noch nicht versucht habt, Herrin«, erwiderte die Sklavin gelassen. »Dieses Haus bietet einem Geist wie Eurem nicht lange Unterhaltung, da gebe ich Euch recht. Aber es gibt hier viele interessante kleine Ecken, und ihre Entdeckung könnte eine vorübergehende Befreiung von der Langeweile bedeuten.«
Ich bin nicht gelangweilt. Wie könnte ich mich langweilen? Ich habe zu viel damit zu tun gehabt, über das Ungeheuer nachzudenken, das mein Vater ist, und was er jetzt, da ich »unverheiratbar« bin, mit mir machen wird. Wenn ich mit meinem ständigen Auf und Ab Rillen in den Boden wetze, dann nur deshalb, weil ich nach Hause will. Stara seufzte. Ein Jammer, dass ich hierherkommen musste, um herauszufinden, wo »zu Hause« wirklich ist.
»Gibt es hier irgendwelche Wände, die nicht weiß sind?«
»Nein, Herrin.«
Stara seufzte abermals. Vora hatte einige Tage gebraucht, um Stara dazu zu überreden, ihr Zimmer zu verlassen. Stara wollte es der Sklavin gegenüber nicht eingestehen, aber sie hatte Angst vor einer Begegnung mit ihrem Vater. Vora hatte ihr keine Ruhe gelassen, und am Ende hatte Stara sich gefügt, aus Abscheu vor sich selbst, weil sie es ihrem Vater gestattete, sie in einen Feigling zu verwandeln. Obwohl sie sich vorstellte, dass es schwierig wäre, ihn dazu zu überreden, sie nach Hause zu schicken, war es vollkommen unmöglich, wenn sie ihm nie wieder begegnete.
Mit einem Mal lag ein eigenartiger Geruch in der Luft. Er war nicht unangenehm oder widerlich süß wie die Düfte, die Sachakanerinnen bevorzugten. Vora führte Stara in einen Flur, der nicht gerade, sondern in einem weiten Bogen verlief. Durch Fenster in der Wand auf der Innenseite des Bogens blickte man auf wucherndes Grün. Stara blieb stehen, überrascht, ein so üppiges Pflanzenleben vor sich zu sehen.
Als sie vor eins der Fenster trat, sah sie, dass der Garten einen runden Raum ausfüllte und dass als Dach darüber eine große, aus Segmenten zusammengesetzte runde Zeltbahn zwischen Haken in den Wänden gespannt war.
»Ja, das ist wirklich hübsch... und unerwartet«, sagte sie laut.
Vora kicherte. Als die Frau zu einer Tür ging, die in den Garten führte, betrachtete Stara die Sklavin. Ich bin mir fast sicher, dass sie mich mag. Ich hoffe es. Ich habe sie jedenfalls zu mögen gelernt, und es wäre eine Schande, wenn das Gefühl nicht auf Gegenseitigkeit beruhte.
Sie konnte sich noch immer nicht dazu überwinden, Vora als etwas Geringeres denn eine Dienerin zu behandeln. Auch das herrische Gehabe der Frau passte kaum zu ihrem niederen Stand. Ich vertraue ihr wahrscheinlich mehr, als ich das tun sollte, dachte Stara. Nicht mehr als einer Dienerin, aber wenn Voras Beschreibung sachakanischer Politik und ihrer Intrigen nicht übertrieben ist, dann sollte ich die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass ein Feind sie dafür anwerben könnte, mich zu vergiften oder etwas in der Art. Das heißt, es wäre dann wohl eher einer der Feinde meines Vaters... oder mein Vater selbst. Sie schauderte. Aber das würde er nicht tun. Und sei es nur deshalb, weil meine Mutter sich in diesem Fall weigern würde, ihm noch länger ihre Gewinne zu schicken. Trotzdem... wenn sie niemals erfahren würde, dass er es war... Ich sollte an etwas anderes denken.
Ein kleiner, von Steinen gesäumter Bach schlängelte sich durch den Garten, und in der Mitte führte eine Brücke über das Gewässer. Am gegenüberliegenden Ende sprudelte Wasser durch ein aus der Mauer ragendes Rohr. Es war so hübsch, dass Stara enttäuscht war, als Vora sie aus dem Garten führte, durch den Flur und hinein in einen leeren Raum. Hier waren die Wände mit grauem Stein ausgekleidet.
»Also sind nicht alle Wände w...«, begann Stara, brach jedoch ab, als Vora ihr bedeutete, Schweigen zu bewahren.
Fasziniert folgte Stara der Sklavin zu einer hölzernen Tür auf der anderen Seite des Raums. Vora blieb stehen und trat dann neben Stara. Das schwache Geräusch von Musik drang durch die Tür. Stara sah Vora überrascht an. Sie hatte seit ihrer Ankunft in Sachaka keine Musik mehr gehört. Die Frau lächelte und wiederholte ihre Geste, mit der sie sie zuvor um Schweigen gebeten hatte.
Stara lauschte. Der Musikant spielte ein Saiteninstrument, das sie eher in den Häusern reicher Elyner gehört hatte. Und der Musikant war gut. Sehr gut. Während er von einer Melodie zur anderen wechselte und manchmal einige Klänge wiederholte, um einen Fehler zu korrigieren oder die Geschwindigkeit zu verändern, wuchs Staras Bewunderung. Schließlich konnte sie die Spannung nicht länger ertragen. Sie rückte von der Tür weg.
»Wer ist das?«, flüsterte sie Vora zu.
Das Lächeln der Frau wurde breiter. »Meister Ikaro.«
Stara fuhr vor Schreck hoch. »Mein Bruder?« »Ja, Herrin. Ich habe es Euch gesagt. Er ist nicht der, für den Ihr ihn haltet.«
»Wie hat er gelernt, so zu spielen?«
»Er hat zugehört. Und geübt.« Voras Lächeln verblasste. »Als Meister Sokaro es herausfand, hat er Meister Ikaros erste Viya zerschmettert. Ich weiß nicht, wie es Eurem Bruder gelungen ist, eine neue in die Hände zu bekommen. Er will es mir nicht verraten, aus Furcht, Euer Vater könnte meine Gedanken lesen.«
Stara sah Vora an; sie war außerstande, diese beiden Bilder miteinander in Einklang zu bringen: Das Fantasiebild eines gut aussehenden jungen Viya-Spielers, der gekommen war, um ihr den Aufenthalt in ihrem Gefängnis erträglicher zu machen, und das Bild aus ihrer Erinnerung, das Bild eines jungen Mannes mit harten Gesichtszügen, der glaubte, Frauen seien wertlos.
»Ihr habt mehr gemeinsam, als Euch bewusst ist«, erklärte Vora entschieden. »Ihr solltet Verbündete sein.«
Stara sah die Frau abermals an, dann machte sie einen Schritt nach vorne und trat durch die Tür.
»Wartet, Herrin!«, rief Vora aus. »Es ist ein...«
Badezimmer, beendete Stara ihren Satz, während sie die Szene, die sich ihr bot, erfasste.
Am Rand eines Beckens mit dampfendem Wasser saß ein Mann, nackt bis auf ein Tuch über seinem Schoß. Er starrte sie entsetzt an. Sie blickte auf den großen Buckel unter dem Tuch hinab.
»Hast du wirklich geglaubt, du könntest es darunter verstecken?«, platzte sie heraus. »Du hättest dir doch gewiss einen besseren Plan überlegen können. Und du weißt sicher, dass die feuchte Luft das Instrument ruinieren könnte, nicht wahr?«
Ikaros Blick wanderte von ihr zu einem Punkt hinter ihrer linken Schulter, und an die Stelle der Überraschung trat Ärger in seine Züge.
»Vora«, sagte er missbilligend, aber ohne großen Nachdruck. »Ich habe dich gebeten, dich nicht einzumischen.«
»Wie Ihr immer gesagt habt, Meister Ikaro, ich bin nicht besonders gut darin, Befehlen zu gehorchen, die mir nicht gefallen«, erwiderte die Frau. Sie trat neben Stara. »Obwohl ich nicht damit gerechnet habe, dass Eure Schwester meinen Rat gar so wörtlich nehmen würde.«
Stara sah sie an und zuckte die Achseln. »Nun, jetzt bin ich hier. Du willst, dass wir reden?« Sie sah Ikaro an und verschränkte die Arme vor der Brust. »Dann lass uns reden.«
Er warf ihr einen Blick zu, dann holte er die Viya unter dem Tuch hervor und stellte sie vorsichtig beiseite. Anschließend knotete er den Stoff um seine Taille, nahm die Viya wieder auf und erhob sich. »Es gibt bessere Orte als diesen«, sagte er und bedeutete ihr, ihm zu folgen. »Orte, wo es viel trockener ist und wir trotzdem ungestört reden können.«
Sie gingen an dem Becken vorbei zu einer Tür am gegenüberliegenden Ende des Bades. Der nächste Raum war kleiner, mit Steinbänken zu beiden Seiten. Auf einer der Bänke lagen sauber gestapelte Kleider. Ikaro bedeutete ihnen, in den nächsten Raum weiterzugehen, einen gewöhnlichen, weiß getünchten Raum mit einigen Stühlen und Tischen. Er folgte ihnen nicht, sondern kam kurz darauf voll bekleidet zum Vorschein. Und ohne die Viya, wie Stara bemerkte. Wo bewahrte er sie in diesem Raum auf, in dem es nichts als Steine gab?
Ich nehme an, wenn sie stets an einem feuchten Platz bleibt und niemals zu schnell austrocknet, dürfte das Holz nicht bersten.
Immer noch schweigend führte er sie in einen Flur und dann hinaus in einen umfriedeten Innenhof. Topfpflanzen spendeten Schatten, und ein Springbrunnen in der Mitte erfüllte die Luft mit dem steten Plätschern von Wasser. Sie setzten sich an den Rand des Brunnens.
Ah, ja. Der alte Springbrunnentrick. Übertönt das Geräusch von Stimmen. Gut zu wissen, dass die Elyner nicht die Einzigen sind, die das tun.
»Hier können wir gefahrlos reden«, erklärte er ihnen.
»Es gibt also keine Lippenleser unter den Sklaven.«
Er sah sie eigenartig an. »Lippenlesen«, erklärte sie. »Die Fähigkeit, an den Lippenbewegungen eines Menschen zu erkennen, was er sagt.«
»Ich hatte keine Ahnung, dass irgendjemand dazu imstande ist«, gab er zu und sah sich nervös im Innenhof um. Er zuckte die Achseln und wandte sich wieder zu ihr um. »Also, worüber möchtest du reden?«
Sie suchte nach einer Spur des herablassenden, kalten Mannes, der sie vor einigen Wochen beim Abendessen ignoriert hatte. Er wirkte ein wenig ängstlich, aber in seinem Gesicht lagen weder Feindseligkeit noch Reserviertheit. Er schien beinahe ein anderer Mensch zu sein.
»Vora hat mir gesagt, du seiest nicht der Mensch, den ich zu kennen glaube«, begann sie, nachdem sie beschlossen hatte, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. »Aber ich habe dich seit meiner Ankunft nur ein einziges Mal gesehen, und bei dieser Gelegenheit hast du mich kaum eines Blickes gewürdigt.«
Er verzog das Gesicht und nickte. »Ich durfte dir gegenüber keine Gefühle zeigen, seien sie gut oder schlecht, weil es den Ausgang des Ganzen hätte beeinflussen können.«
»Es hätte meinen zukünftigen Ehemann abschrecken können?«
»Ja.«
Sie stieß ein kurzes, verbittertes Lachen aus. »Vielleicht wollte ich ihn ja abschrecken. Aber natürlich waren die Wünsche meines Vaters wichtiger als meine.«
In seinen dunklen Augen stand ein gehetzter Ausdruck, als er nickte und sie ansah. »Es hat kaum Sinn, ihm Widerstand zu leisten.«
Sie blickte zurück in Richtung Bad. »Du scheinst es aber nicht aufzugeben.«
»Ein kleiner Sieg, den ich jeden Augenblick, jeden Tag einbüßen könnte. Die größeren Probleme…« Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich war so eifersüchtig auf dich, dass du bei Mutter gelebt hast und tun konntest, was immer du wolltest.«
Stara starrte ihn an. »Du warst eifersüchtig auf mich? Ich dachte, du... Du hast gesagt, Frauen seien nicht wichtig, und ich habe angenommen, dass diese Bemerkung mich einschloss. Warum solltest du überhaupt einen Gedanken an mich verschwendet haben?«
»Ich war sechzehn, als ich das gesagt habe, Stara«, tadelte er sie leise. »Du kannst niemanden für die Ansichten verantwortlich machen, die er in diesem Alter entwickelt, vor allem wenn er an einem Ort wie diesem aufgewachsen ist. Alles hier ist extrem. Es gibt keinen Mittelweg. Als ich meiner Frau begegnete, habe ich gelernt, dass die Dinge nicht so einfach waren.«
»Ich war eifersüchtig auf dich«, sagte sie. »Mein Leben lang habe ich darauf hingearbeitet zu lernen, was ich glaubte, wissen zu müssen, wenn Vater mich endlich nach Hause holte.« Sie ballte die Fäuste. »Und als er es tat, stellte sich heraus, dass er mich lediglich wie ein Stück Vieh verkaufen wollte.«
Ikaro lachte leise. »Er war furchtbar wütend darüber, dass du Magie gelernt hast. Nachira und ich haben so gelacht, als ich es ihr erzählt habe. Du musst sie kennenlernen. Ich weiß, dass sie dich gern kennenlernen würde. Wie hast du es geschafft, Magie zu erlernen und es geheim zu halten?«
Sie zuckte die Achseln. »Freunde in Elyne. Mutter hat mir nicht erlaubt, Meisterschülerin bei einem Magier zu werden, und ich wollte sie nicht im Stich lassen, weil sie dann all die Arbeit allein hätte tun müssen. Also habe ich von einer Freundin gelernt und aus Büchern.«
»Vater hat gesagt, du hättest keine gute Ausbildung gehabt. Ich habe das so verstanden, dass du keine höhere Magie gelernt hast.«
Sie hielt seinem Blick einen Moment lang stand, dann schaute sie weg. »Du bist in Elyne gewesen. Du kennst die Gesetze.«
»Alle Magier werden durch denselben Eid gebunden, bevor es ihnen gestattet ist, höhere Magie zu erlernen, nicht wahr?«
»Ja. Meine Freundin sagte, sie werde mich keine höhere Magie lehren, weil es ein Gesetz sei, das sie respektiere. Nicht dass ich es ihr übelnehmen würde.« Sie zuckte die Achseln. »Was ich gelernt habe, war kostbar genug. Lernen auch sachakanische Frauen Magie?«
Er nickte. »Manchmal. Im Allgemeinen nur deshalb, weil sie die einzige Erbin eines magischen Besitzes sind, aber es gibt Geschichten über Männer, die ihre Frauen törichterweise unterrichtet und es später bereut haben; oder Geschichten über Frauen, die ihre Ausbildung im Gegenzug für irgendeine Gefälligkeit erhalten haben.«
»Bedeutet es wirklich, dass kein Mann sie heiraten wird?«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich dachte, du wolltest nicht heiraten.«
»Nur nicht jemanden, den ich nicht kenne und mag.«
»Ich verstehe.« Er wandte stirnrunzelnd den Blick ab. Stara sah Vora an. Die Frau beobachtete ihn genau, und auf ihrer Stirn stand eine Sorgenfalte.
»Eine Frau wird für eine Heirat nicht unvermittelbar, weil sie über Magie gebietet, aber es ist unwahrscheinlich, dass jemand von hohem Stand sie wählen würde.« Er sah sie schnell an. »Vater hat jemanden von niedrigerem Stand gewählt, als er ursprünglich geplant hatte. Das ist alles, was ich weiß.«
»Er hat gewählt...«, wiederholte Stara. Ein kalter Schauder überlief sie.
Ikaro runzelte die Stirn. »Das wusstest du nicht?«
»Nein, ich dachte... Ich hatte gehofft, er hätte die Idee aufgegeben, und... ich hatte gehofft, er würde mich nach Hause schicken.«
Er schüttelte den Kopf und wandte abermals den Blick ab. »Nein, er hat den Antrag eines Mannes angenommen.«
Stara stand auf und begann, in einem kleinen Kreis auf und ab zu gehen. »Habe ich irgendein Mitspracherecht dabei?« Sie schaute ihn an und sah den entschuldigenden Ausdruck in seinen Augen, als er zu einer Antwort ansetzte. »Nein. Ich weiß.« Sie fluchte. »Was kann ich tun? Weglaufen? Ihm sagen, dass ich, wenn er mich gegen meinen Willen verheiratet, dafür sorgen würde, dass ich niemals ein Kind bekomme?«
Ikaro zuckte merklich zusammen, eine Reaktion, die sie in ihrem Auf und Ab innehalten ließ. Sie musterte ihn. Vater hat gesagt, Ikaros Frau könne keine Kinder zur Welt bringen. Er ist jetzt seit einigen Jahren verheiratet. So, wie es klingt, mag und respektiert er seine Frau. Aber wenn sie unfruchtbar ist... Und Vater hat gesagt, er brauche einen Erben. Um zu verhindern, dass dem Kaiser nach Ikaros Tod das Familienvermögen zufällt.
»Sagt es ihr«, sagte Vora mit leiser, eindringlicher Stimme. Ikaro stützte den Kopf in die Hände, dann richtete er sich wieder auf. »Wenn du kein Kind zur Welt bringst, wird Vater dafür sorgen, dass ich es tue. Indem er mir die Freiheit verschafft, es mit einer anderen Ehefrau zu versuchen.«
Stara starrte ihn an, während ihr langsam die Bedeutung seiner Worte dämmerte. Er wird Nachira ermorden. Deshalb ist Ikaro zusammengezuckt. Er liebt Nachira. Ich muss ein Kind bekommen, damit Vater keinen Grund hat, sie zu töten. Eine Welle des Entsetzens schlug über ihr zusammen. Wenn mich doch nur irgendjemand aus diesem Land schaffen könnte!
Aber wenn es jemand tat, würde Nachira trotzdem sterben. Obwohl sie der Frau nie begegnet war, wusste Stara, dass sie sich immer dafür verantwortlich fühlen würde, wenn etwas, das sie getan - oder nicht getan - hatte, zum Tod eines anderen Menschen führte.
War sie bereit, einen Fremden zu heiraten und seine Kinder zu bekommen, nur um das zu vermeiden?
Besteht überhaupt die geringste Chance, dass ich aus Sachaka herauskommen könnte? Vater kann mich trotzdem an irgendeinen Mann seiner Wahl verheiraten, ob ich es will oder nicht. Ich habe kein Mitspracherecht.
»Also ist Vater bereit, Nachira ermorden zu lassen, nur damit dem Kaiser das Familienvermögen nicht in die Hände fällt.«
»Ja.«
Sie schüttelte den Kopf. »Er muss den Kaiser wirklich verabscheuen.«
»Für ihn ist es eher eine Frage des Stolzes«, erklärte Ikaro ihr. »Gewiss ist es keine Sorge um meinetwillen oder die Überlegung, dass Nachira, sollte ich vor ihr sterben, weder Geld noch ein Zuhause haben wird.«
Er blickte schuldbewusst drein, aber seine Augen flehten sie an.
»Ich weiß, ich bitte dich, etwas zu tun, das du nicht tun willst, und ich wünschte, es gäbe eine andere Möglichkeit. Wenn ich dir etwas als Gegenleistung dafür geben könnte, würde ich es tun, aber ich weiß, dass die Dinge, die du dir am meisten wünschst, dazu führen würden, dass... dass sie dann dennoch...«
Stara holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. »Es klingt so, als müsste ich Nachira kennenlernen.«
Ikaros Augen leuchteten auf. »Du wirst sie mögen.«
»Das hast du schon einmal gesagt. Ich werde mich zu nichts verpflichten, bis ich Zeit hatte, darüber nachzudenken.« Sie hielt inne, als ihr plötzlich eine Idee kam. »Als du gesagt hast, du würdest mir etwas als Gegenleistung geben...«
Er zögerte, runzelte die Stirn und lächelte dann. »Wenn ich es geben kann, werde ich es tun.«
»Lehre mich höhere Magie.«
Wieder sah sie Überraschung, dann Sorge und schließlich Erheiterung. Am Ende nickte er. »Ich werde ebenfalls darüber nachdenken müssen. Und mich mit Nachira beraten. Sie sieht häufig Konsequenzen, wo ich blind bin.«
»Natürlich«, sagte sie. Dann wandte sie sich zu Vora um und sah, dass die Frau breit lächelte. »Weshalb machst du so ein selbstgefälliges Gesicht, Vora?«
Die Augen der Frau weiteten sich, und ein wenig überzeugender Ausdruck trat in ihre Züge. »Ich bin bloß eine Sklavin, Herrin, und habe keinen Grund, selbstgefällig zu sein.«
Zu Staras Erheiterung verdrehte Ikaro die Augen. »Ich weiß nicht, warum Vater dich behält, Vora.«
»Weil ich mich so gut darauf verstehe, seine Kinder in Schach zu halten.« Sie stand auf und machte einen Schritt weg von dem Springbrunnen. »Kommt jetzt, Herrin. Zu viele Stunden in der Sonne werden Euch vor Eurer Zeit altern lassen.«
Als sie sich von dem Springbrunnen entfernte, rief Ikaro ihnen leise nach.
»Wir dürfen nicht zu lange mit einer Entscheidung warten, Stara. Es gibt Gerüchte, nach denen Kaiser Vochira möglicherweise gegen Kyralia in den Krieg ziehen wird. Wenn Vater mich fortschickt, um zu kämpfen, werde ich niemanden beschützen oder unterrichten können.«
Stara drehte sich um, begegnete seinem Blick und nickte ernst. Dann folgte sie Vora zurück in ihre Räume, wobei sich ihre Gedanken langsam, aber unaufhörlich um die Wahl drehten, die sie jetzt treffen musste.
Magie
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