VIERZEHN

„Hölle!“, schnaubte John und wurde sich nicht einmal bewusst, etwas gesagt zu haben, während er die M-16 hochriss und das Feuer eröffnete.

Bamm-Bamm-Bam-Bamm !

Und dem ersten der Skorpiondinger entwich ein seltsamer, trockener Zischlaut, als die Kugeln in den gekrümmten Körper hämmerten wie Luft, die aus einem riesigen Reifen gelassen wird. Eine dicke weiße Flüssigkeit platzte aus den Wunden, die in dem insektoiden Gesicht entstanden waren; ein Gesicht mit triefenden Stoßzähnen und Spinnenaugen; ein Gesicht mit einem schwarzen, formlosen Loch als Maul. Sich windend, mit erhobenen Klauen, fiel das Tier auf die Seite, zuckte wild und wühlte sich so sein eigenes Grab in den heißen Sand.

Auch Leon und Cole schossen. Das Donnern der Pistolen übertönte jedes weitere Zischen, ließ noch mehr von dem eiterartigen Blut aus dem zweiten und dritten Skorp hervortreten. Die gallertartige Flüssigkeit quoll wie Erbrochenes aus den Schusswunden, aber es kamen noch drei weitere dieser Wesen von dort oben herunter

… und auch die erste Kreatur, die John mit Kugeln durchsiebt hatte, erhob sich plötzlich wieder. Unsicher zwar, aber sie tat es. Aus den Öffnungen quoll diese zähe weiße Schmiere, und als das Biest den ersten Schritt auf sie zu machte, sah John, dass die Flüssigkeit an der Luft hart wurde. Sie verschloss die Wunden so gründlich wie Gips einen Schaden in einer Wand!

„Los, los, los!“, rief John, als die beiden anderen Geschöpfe, die Leon und Cole erlegt hatten, anfingen, sich ebenfalls zu bewegen; ihre Wunden verkrusteten bereits. Und das zweite Trio war schon halb die Düne herunter, kam unaufhaltsam näher.

Müssen hier raus!

Es gab immer noch zwei „Umwelt-Simulationen“, und sie hatten bereits Minimum ein Drittel ihrer Munition verballert. Dieser Gedanke schoss John in dem Sekundenbruchteil durch den Kopf, den er brauchte, um die Skorps mit einem Kugelhagel einzudecken, während Leon und Cole in östliche Richtung rannten.

John versuchte nicht einmal, auch nur eines der sechs Tiere zu erledigen; er wusste jetzt, dass es keinen Unterschied gemacht hätte. Die Salve sollte sie nur aufhalten, bis die beiden anderen Männer in Sicherheit waren. Johns Verstand suchte fieberhaft nach einem Ausweg, derweil diese unmöglichen Tiere ihre gezahnten Klauen schwenkten, sich durch den Sand bewegten und noch mehr ihres bizarren „Klebers“ absonderten.

Eine Granate! Aber wie erwische ich sie alle, wie vermeiden wir es, uns selbst Splitter einzufangen?

Der nächste Skorp befand sich vielleicht vier Meter vor ihm, als John sich umdrehte und losrannte. Er bewegte sich so schnell er konnte durch die sengende Hitze. Sein Adrenalinspiegel war hoch, es kochte regelrecht in ihm. Leon und Cole waren ihm fünfzig Meter voraus. Sie taumelten durch den Sand. Leon rannte seitwärts, um das Gelände vor und hinter ihnen im Auge zu behalten, die Pistole schwenkte er dabei stets in Blickrichtung.

John riskierte einen Blick nach hinten und sah, dass die Skorpionkreaturen noch immer näher kamen. Ihre wespenartigen Leiber wirkten bedrohlich, ihre bizarr langen, auf- und zuschnappenden Klauen hatten sie erhoben. Außerdem gewannen sie an Tempo, wurden mit jedem hopsenden Schritt schneller; eine Horde untoter Insekten, die Ausschau nach ihrem Mittagsmahl hielten

Horde Sie bewegen sich in einer Horde

Wahrscheinlich würde sich ihnen keine bessere Chance bieten. John ließ das Gewehr los, um die Hände frei zu bekommen. Es baumelte am Riemen um seinen Hals und ging, obwohl er seine Flucht fortsetzte, auf diese Weise nicht verloren. Er rammte eine Hand in seine Tasche und holte eine der Granaten hervor, riss den Stift heraus, drehte sich um und trabte rückwärts weiter. Er versuchte, die Entfernung abzuschätzen. Sein fieberhaft arbeitender Verstand spielte den Ablauf eines M68-Wurfs durch. Die Skorps befanden sich zwanzig, fünfundzwanzig Meter hinter ihm.

Impakt-Zünder. Scharf zwei Sekunden nach dem Aufprall sechs Sekunden Zeit zum Rückzug

„Granate!“, schrie er und schleuderte den runden Gegenstand von sich. Er betete, dass sich seine Einschätzung als richtig erweisen würde. Gleichzeitig drehte er sich um und sprang. Die Granate war immer noch in der Luft, als er in den Dünenhang eintauchte.

John schwamm förmlich hinein, schob sich mit all seiner beachtlichen Muskelkraft voran, grub sich blind und atemlos in den heißen Sand. Unter der Oberfläche war der Sand kühler. Er ergoss sich über sein Gesicht, versuchte ihm in Nase, Mund und Ohren zu dringen, aber er konnte an nichts anderes denken als daran, seine Beine anzuziehen und daran, was die herumirrenden Metallsplitter mit menschlichem Fleisch anzurichten vermochten.

Ein letztes, verzweifeltes Treten und

WOAMMMM!

… um ihn herum geriet alles in Bewegung. Ein unglaublicher Druck drosch gegen die sich bewegende Wand, in die er eingebettet lag. Er spürte, wie das auf ihm lastende Gewicht niedergedrückt, wie ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurde, und er brauchte alle Kraft, um eine Hand zu seinem Gesicht zu bringen und sie vor seinen Mund zu stülpen. Flach atmend fing er an, sich wieder hervorzuwühlen.

Leon! Ob sie es geschafft haben, sich rechtzeitig in Deckung zu bringen? Ob es geklappt hat, wie ich es mir vorgestellt habe?

John kämpfte gegen den immer noch nachrutschenden Strom glatter Körner an, holte noch einmal Luft, bevor er beide Hände benutzte, um den schweren Sand beiseite zu schieben. Binnen weniger Sekunden hatte er sich befreit, der Sand floss wie breite Rinnsale von ihm ab, seine gereizten Augen tränten. Mit einer Hand wischte er sich darüber, dann hob er die M-16 und hielt als Erstes Ausschau nach der Gefahr

… die keine mehr war. Die Granate musste direkt vor den Ungeheuern aufgetroffen sein. Von den sechs mutierten Skorpionen, die sich an ihre Fersen geheftet hatten, waren vier völlig zerfetzt worden. John sah eine immer noch zuckende Klaue in einer weißen Pfütze im Sand liegen; ein Schwanz samt Stachel ragte aus dem Hang der Düne; in der Nähe ein Bein und noch ein weiteres Der Rest war nicht mehr zu identifizieren, große, feuchte Batzen, über die Umgebung verteilt.

Die beiden Skorps am Ende der Horde waren noch im Ganzen erhalten, würden sich aber ganz sicher nicht mehr erheben. Die Körper waren zwar intakt, doch die Augen und die Mäuler, die seltsamen Mandibeln kurz: die Gesichter waren verschwunden.

Buchstäblich weggerissen. Das lässt sich auch mit diesem weißen Teufelszeugs nicht mehr reparieren!

„John!“

Er wandte sich um und sah Leon und Cole, die auf ihn zuschritten. Staunen lag auf ihren Gesichtern. John erlaubte sich einen kurzen Augenblick zügellosen Stolzes, während er ihnen entgegensah. Er war genial gewesen Timing, Zielgenauigkeit, alles hatte gestimmt.

Na ja. Ein wahrer Soldat lässt sich für einen gut gemachten Job nicht loben es genügt ihm, wenn er selber weiß, was er geleistet hat

Als sie bei ihm anlangten, hatte er sich wieder im Griff. Außerdem hatte er genug damit zu tun, sich ihre Lage neu vor Augen zu halten. Sie befanden sich auf einem Testgelände, das von Psychopathen ersonnen worden war, und sie wurden ganz offenkundig von einem verrückten Umbrella-Mitarbeiter auf Herz und Nieren geprüft. Ihr Team war zerschlagen, ihnen stand nur eine begrenzte Munitionsmenge zur Verfügung, und es gab keinen Ausweg jedenfalls keinen, der einem Spaziergang gleichkam.

Wir sind so ziemlich für’n Arsch. Dir selbst auf die Schulter zu klopfen bringt in etwa so viel, wie einem Toten Aspirin zu verabreichen es ist völlig sinnlos.

Dennoch tat es gut, die vage Hoffnung in den verschwitzten Gesichter der beiden anderen Männer zu sehen Hoffnung konnte täuschen, aber sie war selten etwas Schlechtes.

„Es könnte noch mehr von den Dingern geben“, sagte John und wischte Sand von der M-16. „Lasst uns von hier verschwinden

… klickklickklick

Sie erstarrten ausnahmslos, sahen einander an. Dieses unverwechselbare Geräusch! Es war nicht sehr nahe, aber irgendwo jenseits der Düne existierte noch mindestens einer der Skorps

David hatte ein sich bewegendes Licht ausgemacht, vielleicht eine Viertelmeile südwestlich ihrer Position, aber es war nicht näher gekommen. Wäre die Kälte nicht gewesen, glaubte Claire, hätte sie sich vielleicht erleichtert gefühlt. Die Chance, dass jemand sie in diesen endlosen Meilen aus Dunkelheit fand, lagen nahezu bei Null. Die Umbrella-Typen hatten es verbockt. Selbst mit dem Suchscheinwerfer des Hubschraubers den sie offenbar nicht einzusetzen gedachten wäre es reines Glück gewesen, wenn sie das flüchtige Trio aufgespürt hätten

… obwohl vielleicht wäre es ja unser Glück, gestellt zu werden. Vielleicht hätten sie Decken und Kaffee, heiße Schokolade, Glühwein

„Wie geht’s dir, Claire?“

Sie bemühte sich, das Klappern ihrer Zähne zu unterdrücken, doch es gelang ihr nicht. Es war jetzt mindestens eine Stunde vergangen, wahrscheinlich mehr. „Ich friere wie verrückt, David, und du?“

„Auch. Gut, dass wir warm angezogen sind, was?“

Wenn es ein Witz sein sollte, konnte sie nicht darüber lachen. Claire kuschelte sich enger an Rebecca und fragte sich, wann sie auch noch das letzte Gefühl in ihren Gliedern verlieren würde. Schon jetzt waren ihre Hände taub, und ihr Gesicht fühlte sich an, als gefriere es zu einer Maske, obwohl sie fast unablässig ihre Position wechselte. David befand sich auf Rebeccas anderer Seite; die drei drängten sich so dicht aneinander wie nur möglich, in Löffelchenstellung. Rebecca war nicht wieder aufgewacht, doch ihr Atem ging langsam und gleichmäßig. Wenigstens sie konnte sich etwas erholen.

Wenigstens eine von uns

„Sollte nicht mehr lange dauern“, meinte David. „Zwanzig, vielleicht fünfundzwanzig Minuten. Sie werden ein, zwei Männer postieren und dann abziehen.“

„Ja, das hast du schon mal gesagt“, erwiderte Claire. „Wie kommst du auf diese Zeitschätzung?“ Ihre Lippen fühlten sich an wie schockgefrostet.

„Perimetersuche vielleicht im Umkreis einer Viertelmeile und wenn ich davon ausgehe, dass sie im Höchstfall noch sechs einsatzfähige Männer haben, wobei ich eher auf vier tippe

„Warum?“

Davids Stimme zitterte vor Kälte. „Drei wurden zur Hintertür des Gebäudes geschickt, zwei haben wir drinnen ausgeschaltet und den Geräuschen nach zu schließen würde ich sagen, dass vorne drei bis sieben waren. Also acht bis zwölf Männer insgesamt. Mehr hätten nicht in den Hubschrauber gepasst, mit weniger hätten sie nicht beide Eingänge sichern können.“

Claire war beeindruckt. „Und warum zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten?“

„Wie gesagt, sie werden einen bestimmten Umkreis der Anlage durchkämmen, bevor sie uns aufgeben. Die Größe des Areals, eine viertel oder halbe Meile dazu, plus die Zeit, die ein durchschnittlicher Mensch braucht, um ein Viertel dieser Strecke zurückzulegen. Wir haben dieses Licht vor ungefähr einer Stunde gesehen, und da höchstwahrscheinlich jeder eine Richtung übernommen und dieses Segment dann abgesucht hat na ja, macht zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten. Das schließt die Zeit mit ein, die man bräuchte, um auch den Van zu durchsuchen. Das ist jedenfalls meine Schätzung.“

Claire spürte, wie ihre eisigen Lippen ein Lächeln probten. „Du verarschst mich, oder? Das saugst du dir doch aus den Fingern.“

David klang schockiert. „Tu ich nicht. Ich habe es mehrere Male durchgespielt, und ich glaube

„Ich hab nur Spaß gemacht“, sagte Claire. „Echt.“

Eine Weile herrschte Stille, dann kicherte David; das leise Geräusch drang mühelos durch das kalte Dunkel. „Natürlich. Entschuldige. Ich glaube, die Temperatur beeinträchtigt meinen Sinn für Humor.“

Claire zog die rechte Hand unter Rebeccas Hüfte hervor und schob stattdessen die linke darunter. „Nein, es tut mir leid. Ich hätte dich nicht unterbrechen dürfen. Sprich weiter, das ist wirklich interessant.“

„Da gibt es nicht mehr viel zu sagen“, meinte David, und sie hörte das leise, aber heftige Klappern seiner Zähne. „Sie werden ihre Verletzten in ärztliche Obhut schaffen wollen, und Umbrella möchte sicher nicht, dass man einen ihrer Hubschrauber bei Tageslicht über den Salzebenen herumfliegen sieht. Sie werden also eine Wache zurücklassen und abziehen.“

Sie hörte, wie er seine Lage veränderte, und spürte, wie sich dabei auch Rebeccas Körper bewegte. „Das wird jedenfalls der Moment sein, da auch wir losziehen. Erst zurück auf das Gelände, ein wenig Sabotage betreiben und dann sehen wir schon, was passiert

Die Art und Weise, in der seine Stimme verklang, der gezwungen lockere Humor in seinem Tonfall, der die Verzweiflung kaum zu übertünchen vermochte beides verriet ihr genau, was er dachte.

Was wir beide denken.

„Und Rebecca?“, fragte sie leise. Sie konnten sie nicht hier lassen, sie würde erfrieren, und mit einer bewusstlosen Frau im Schlepp zu versuchen, wieder auf das Gelände vorzudringen und ein paar bewaffnete Männer zu überwältigen

„Ich weiß es nicht“, antwortete David. „Vorhin hat sie nun, sie sagte, dass sie sich womöglich innerhalb von ein paar Stunden erholen würde, wenn sie sich ausruhen könnte.“

Claire sparte sich eine Antwort darauf. Das Offensichtliche festzustellen brachte nichts ein.

Sie verfielen in Schweigen. Claire lauschte auf Rebeccas leisen Atem und dachte an Chris. Davids Zuneigung für Rebecca war einfach es war wie die Liebe zwischen Vater und Tochter. Oder zwischen Bruder und Schwester. An Chris zu denken war jedenfalls eine Möglichkeit, sich die Zeit zu vertreiben.

Was tust du in diesem Augenblick, Chris? Trent sagte, du seiest in Sicherheit, aber für wie lange? Gott, ich wünschte, du wärst nicht zu dem Einsatz in der Spencer-Villa abkommandiert worden. Oder für Raccoon überhaupt. Für Wahrheit und Gerechtigkeit zu kämpfen ist ziemlich krass, Bruder

„Du schläfst doch nicht ein, oder?“, fragte David. Er hatte sie das jedes Mal gefragt, wenn sie für mehr als eine Minute nicht miteinander geredet hatten.

„Nein, ich denke an Chris“, sagte sie. Die Worte zu formulieren fiel ihr schwer, aber sie dachte, es sei zumindest besser, als ihre Lippen zusammenfrieren zu lassen. „Und ich wette, du wünschst allmählich, wir wären doch nach Europa geflogen.“

„Ich schon“, meldete sich Rebecca mit schwacher Stimme. „Ich hasse dieses Wetter

Rebecca!

Claire grinste, wobei sie nicht wirklich in der Lage war, es auch zu spüren, aber das war ihr in diesem Moment egal. Sie umarmte das Mädchen, während David sich aufsetzte und nach der Taschenlampe tastete und obwohl sie fror, obwohl sie von ihren Freunden, von jeder Fluchtmöglichkeit abgeschnitten waren und einer ungewissen Zukunft entgegensahen, hatte Claire doch das Gefühl, dass es nun definitiv bergauf ging.

Der Anruf kam unmittelbar nachdem John sechs der Ar12er in die Luft gesprengt hatte.

Bis dahin hatte Reston sich Popcorn gewünscht. Das Verteidigungssystem der Skorps funktionierte genau wie die vorhergesagten Werte es erwarten ließen. Die Schäden des Exoskeletts wurden sogar schneller behoben, als sie es gehofft hatten. Womit sie aber nicht gerechnet hatten, war die Empfindlichkeit des Bindegewebes zwischen den Arachnidsegmenten!

Eine Granate. Eine gottverdammte Granate!

Der Wunsch nach Popcorn war gestorben wie die Ar12er. Es waren noch zwei übrig, die in der Südwestecke herumwuselten, aber Reston setzte nicht mehr viel Vertrauen in sie und wenngleich es sich hierbei um wichtige Informationen handelte, war er doch nicht sicher, ob Jackson erfreut gewesen wäre, wenn er sie ihm übermittelt hätte.

Er würde wissen wollen, warum ich ihnen nicht erst ihre Sprengsätze abgenommen habe. Warum ich alle Spezies befreit habe. Warum ich Sidney nicht angerufen habe, um ihn wenigstens um Rat zu fragen. Und keine Antwort, die ich ihm geben könnte, würde ihm gefallen

Als das Handy klingelte, zuckte Reston auf seinem Stuhl zusammen er war ganz sicher, dass es Jackson war. Dieses absurde Gefühl verging, als er das Telefon ergriff, aber es hatte ihm einen Moment Zeit verschafft und seine Vorfreude darauf geweckt, dass seine Testobjekte Phase drei nicht überleben würden.

„Reston.“

„Mister Reston, hier ist Sergeant Hawkinson, White Ground Team eins-sieben-null

„Ja, ja“, seufzte Reston, während er zusah, wie Cole und die beiden S. T. A. R. S.-Mitglieder sich neu formierten. „Was passiert da oben?“

„Wir “, Hawkinson holte tief Luft, „… Sir, ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, dass es eine Auseinandersetzung mit den Eindringlingen gab und sie vom Gelände fliehen konnten.“ Er sprach hastig, es war ihm hörbar unangenehm.

„Was?“ Reston stand auf und stieß beinahe seinen Stuhl um. „Wie konnte das passieren?“

„Sir, sie saßen im Lagerhaus in der Falle, aber es gab eine Explosion, zwei meiner Männer wurden erschossen und drei weitere schwer

„Das interessiert mich nicht!“ Reston tobte, konnte nicht fassen, dass derart unfähige Leute für ihn arbeiteten. „Ich will hören, dass Sie nicht gerade elend versagt haben, dass Ihre Eliteteams nicht gerade drei Leute haben entkommen lassen und dass Sie mich nicht angerufen haben, um mir zu sagen, dass Sie sie nicht finden können!“

Einen Moment lang war es still am anderen Ende, und Reston hoffte, dass dieser Versager ihm widersprechen würde, um ihm noch mehr Grund zu geben, ihm das Leben zur Hölle zu machen.

Stattdessen klang Hawkinson angemessen zerknirscht. „Natürlich, Sir. Es tut mir leid, Sir. Ich werde mit dem Hubschrauber nach SLC zurückfliegen und ein paar unserer neuen Rekruten herbringen, um unsere Suchparameter auszuweiten. Ich lasse meine letzten drei Männer als Wachen hier, je einen auf der Ost- und Westseite des Geländes, den dritten beim Fluchtfahrzeug. Ich bin in in neunzig Minuten zurück, Sir, und wir werden Sie finden. Sir?“

Reston kräuselte die Lippen. „Sorgen Sie dafür, Sergeant. Wenn nicht, kostet es Sie Ihren wertlosen Arsch.“

Er unterbrach die Verbindung und warf das Telefon zurück auf die Konsole. Wenigstens hatte er das Gefühl, etwas getan zu haben, um die Sache voranzutreiben. Ein kräftiger Griff an die Eier wirkte Wunder. Hawkinson würde von nun an über Glasscherben kriechen, um mit Ergebnissen aufwarten zu können, und genau so sollte es sein.

Reston nahm wieder Platz und schaute den Testobjekten dabei zu, wie sie sich über die Sanddüne schleppten. Cole hatte jetzt eine Schusswaffe und führte die Gruppe auf die Verbindungstür zu. Reston fragte sich, ob John und Red eine Ahnung hatten, wie nutzlos Cole war. Wahrscheinlich nicht, wo sie ihm doch eine Waffe gegeben hatten

Als sie den Kamm der Düne erreichten und sich auf der anderen Seite an den Abstieg machten, rückten die beiden Skorps endlich an. Entgegen seines zuvor gefassten Vorsatzes sah Reston doch wieder aufmerksam zu, hielt sich an einem winzigen Hoffnungsfetzen fest der Hoffnung, dass es hier enden möge, dass die Männer gestoppt würden. Es war nicht so, dass er an den Ca6ern in Drei gezweifelt hätte, sie würden die Männer ganz bestimmt nicht davonkommen lassen

… aber was, wenn doch, hmm? Was, wenn sie überleben und es nach Vier schaffen und einen Weg hinaus finden? Was wirst du Jackson dann sagen, was wirst du auf deiner Tour erzählen, wenn keine Spezies mehr übrig sind, die man beobachten kann? Dann wird es dich deinen Arsch kosten, nicht wahr?

Reston ignorierte das flüsternde Stimmchen und konzentrierte sich stattdessen auf den Bildschirm. Die beiden Skorps bewegten sich schnell voran, ihre Klauen und Stacheln erhoben, ihre leichten, insektoiden Leiber zum Angriff bereit

… und die drei Männer eröffneten das Feuer, eine lautlose Schlacht! Die 12er duckten sich und fintierten, dann fielen sie im Kugelhagel. Restons Hände waren zu Fäusten geballt, doch er merkte es nicht einmal. Seine Aufmerksamkeit galt einzig den beiden niedergestreckten Skorps, er wollte sehen, ob sie wieder angriffsbereit waren, bevor die Männer die Tür erreichten

… doch John und Red bewegten sich überraschend auf die Tiere zu, statt von ihnen weg, zielten mit ihren Waffen

… und schossen ihnen die Augen aus. Sie taten es schnell und effizient. Und obwohl sich die beiden Skorps bereits wieder bewegten, als die Männer auf die Tür zuhielten, konnten die geblendeten Wesen nur noch wild um sich schlagen. Eines der beiden fand ein Ziel mit einer gelenkigen Bewegung stieß es seinen außerordentlich giftigen Stachel in den Rücken des anderen. Der vergiftete 12er fuhr herum und rammte dem anderen eine seiner gezackten Klauen in den Bauch, pfählte ihn. Das Tier wand sich kraftlos, lebte noch, war jedoch nicht mehr in der Lage, sich wirklich zu bewegen oder etwas zu sehen sterbend war es mit seinem toten Artgenossen verbunden.

Reston schüttelte langsam den Kopf, angewidert von der Zeit- und Geldverschwendung, von den Millionen von Dollars und Arbeitsstunden, die man in die Entwicklung der Bewohner der Phasen eins und zwei investiert hatte.

Und diese Information wird Jackson wollen. Aber wenn die Testobjekte erst einmal tot und ihre Freunde geschnappt sind, werde ich die Dinge ins rechte Licht setzen können. Da einige unserer Geldgeber kommen werden, könnte eine derart armselige Vorstellung unserer „preiswürdigen“ Spezies teuer werden. Besser, es schon jetzt herausgefunden zu haben

Ja, er würde die Sache schaukeln können. Red entriegelte gerade die Verbindungstür, hinter der Drei lag. Wenn sie keine Kiste voll Granaten bei sich hatten, würden sie in ein paar Minuten tot sein.

Reston atmete tief ein und rief sich in Erinnerung, wer die Kontrolle besaß, wer hier die Fäden zog. Hawkinson würde sich um die Situation an der Oberfläche kümmern, und Jackson würde zufriedengestellt sein. Die drei Musketiere standen unmittelbar davor, geblendet, niedergetrampelt und aufgefressen zu werden. Es gab keinen Grund zur Sorge.

Reston atmete vernehmlich aus, brachte ein etwas unbehagliches Grinsen zustande und zwang sich, endlich zu entspannen. Dabei wählte er die Bildschirme an, die ihm das Ca6-Habitat zeigen sollten.

„Sagt der Welt Lebwohl!“, zischte er und schenkte sich noch einen Brandy ein.

S. D Perry - Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
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