ZWEIUNDDREISSIG
Claire stürmte in den Zug, ein riesiges Gewehr in Händen, ein Bein blutbedeckt, und hielt kaum inne, um den Türschließer zu drücken, ehe sie zur Fahrerkabine weiterrannte. Sherry wusste, dass sie in Schwierigkeiten steckten, dass es knapp werden würde, deshalb verschwendete sie keine Zeit auf Fragen. Sie folgte Claire, grenzenlos erleichtert, dass sie okay war, behielt es jedoch für sich.
Okay, sie ist okay, und jetzt verschwinden wir …
Eine leise, blecherne Version der Bandstimme und der Sirenen schepperte aus dem Armaturenbrett des winzigen Raumes.
„… zwei Minuten bis zur Detonation …“
Claire hatte das komisch geformte Gewehr fallen lassen und drückte Knöpfe, betätigte Schalter; ihre Aufmerksamkeit war ganz auf die Konsole gerichtet. Plötzlich hüllte ein mächtiges mechanisches Brummen sie ein, ein anschwellendes heulendes Rumpeln, das Claire mit den Zähnen knirschen ließ. Sherry konnte nicht sagen, ob es ein Lächeln war, aber sie lächelte, als sie spürte, wie ein Ruck durch den Zug ging und er sich in Bewegung setzte, fort von der Plattform.
Claire drehte sich um, sah Sherry hinter sich stehen und versuchte zu lächeln. Sie legte eine Hand auf Sherrys Schulter, sagte aber nichts – und so schwieg Sherry ebenfalls und wartete, was geschehen würde.
Der Zug wurde allmählich schneller, glitt an schwach erhellten Gängen und Plattformen vorbei. Der Tunnel vor ihnen war dunkel und hoffentlich leer. Die Wärme von Claires Hand erinnerte Sherry daran, dass sie Freunde waren, dass, was auch passieren würde, Claire ihre Freundin war –
– und sie sah einen Mann, einen Polizisten, vor ihnen in ihr Blickfeld taumeln, und dann glitt der Zug an ihm vorbei. Seine Augen waren groß und suchend und verzweifelt in dem schmutzigen Gesicht.
„Claire!“
„Ich sehe ihn – “
Claire wandte sich um und rannte aus der Kabine. Ihre Schritte klapperten durch den Waggon, sprinteten zur Tür. Sie drückte den Öffner, und die Tür glitt auf. Die dröhnenden, mahlenden Geräusche der U-Bahn wogten von draußen herein.
„Leon!“, schrie sie. „Beeil dich!“
Sie zuckte zurück, als eine Wand vorbeiglitt, wirbelte herum und wirkte ebenso verzweifelt wie dieser Mann – Leon. Nach einer weiteren Sekunde drehte sie sich erneut um und schloss die Tür.
„Hat er es geschafft?“, fragte Sherry, und noch während ihr die Worte aus dem Mund kamen, wurde ihr bewusst, dass Claire das unmöglich wissen konnte.
Claire kam zu ihr und legte einen Arm um sie, während der Zug schneller wurde, und ihr Gesicht verkrampfte sich vor Sorge –
– und die Bandstimme sagte ihnen, dass ihnen noch eine Minute blieb –
– und die hintere Tür des Waggons öffnete sich. Leon wankte herein, seinen Arm in einen zerfetzten, fleckigen Verband gewickelt, sein Haar mit dunkler, getrockneter Schmiere verklebt, seine Augen strahlend blau in der Maske aus Dreck.
„Vollgas!“, rief er. Claire nickte, und Leon stieß heftig den Atem aus. Er taumelte auf sie zu, der Zug ruckte hin und her, raste jetzt raketenhaft durch den Tunnel. Leon legte seinen Arm um Claire, und sie drückte sich fest an ihn.
„Ada?“, flüsterte Claire. „Ann – die Wissenschaftlerin?“
Leon schüttelte den Kopf, und Sherry sah, dass er fast weinte. „Nein. Ich konnte nicht – nein …“
„… dreißig Sekunden bis zur Detonation. Neunundzwanzig … achtundzwanzig …“
Die Frauenstimme zählte weiter, die Zahlen schienen doppelt so schnell zu kommen, als sie es sollten, und Sherry vergrub ihr Gesicht in Claires warmer Seite und dachte an ihre Mom. An Mom und Dad. Sie hoffte, dass sie es geschafft hatten, dass sie irgendwo in Sicherheit waren –
– aber das sind sie vermutlich nicht. Sie sind wahrscheinlich tot.
Sherry konnte Claires Herz klopfen hören, und sie umarmte ihre Freundin fester; sie würde später darüber nachdenken.
„… fünf, vier, drei, zwei, eins. Sequenz komplett. Detonation.“
Eine Sekunde lang herrschte völlige Stille. Der Alarm hatte endlich aufgehört, und die rumpelnde Bewegung des dahinrasenden Zuges war alles, was zu hören war –
– doch dann gab es eine Explosion, ein gedämpftes Geräusch, ein Schuump, das anschwoll, gewaltig wurde.
Sherry schloss die Augen. Plötzlich erbebte der Zug ganz fürchterlich, und sie wurden alle auf den Metallboden geworfen. Grelles, brennendes Licht flackerte durch das Fenster herein, Lärm wie von einem Autounfall wurde um sie her laut, schwere Wumps regneten auf das Dach nieder –
– und der Zug fuhr weiter. Er fuhr weiter, und das Licht verging, und sie waren nicht tot.
Der blendende Blitz löste sich auf, verging, und Leon spürte, wie die Anspannung von seinem Körper abfiel. Er rollte sich auf die Seite und sah, wie Claire sich aufsetzte und nach der Hand des Mädchens neben ihr fasste.
„Okay?“, fragte Claire die Kleine, und das Kind nickte. Beide wandten sie sich ihm zu, ihre Gesichter drückten aus, was sie empfanden – Schock, Erschöpfung, Fassungslosigkeit, Hoffnung.
„Leon Kennedy, das ist Sherry Birkin“, sagte Claire. Sie sprach die Worte behutsam aus, legte eine leichte Betonung auf „Birkin“. Er verstand die Message auch ohne ihren scharfen Blick und gab ihr mit einem Nicken zu verstehen, dass er Bescheid wusste. Dann lächelte er dem Mädchen zu.
„Sherry, das ist Leon“, fuhr Claire fort. „Wir sind uns begegnet, kurz nachdem ich in Raccoon eingetroffen war.“
Sherry erwiderte sein Lächeln, ein müdes, zu erwachsenes Lächeln, das fehl am Platze schien; sie war zu jung, um so zu lächeln.
Noch eine verdammte Untat, die Umbrella anzulasten ist – einem Kind die Unschuld zu stehlen …
Ein paar Sekunden lang saßen sie einfach so am Boden, starrten einander an, und das Lächeln schwand aus ihren Gesichtern. Leon wagte kaum zu hoffen, dass es wirklich vorbei war – dass sie das Entsetzen tatsächlich hinter sich ließen. Abermals sah er eine Widerspiegelung seiner Gefühle auf Sherrys sorgenvoll gefurchter Stirn und in Claires müden grauen Augen –
– und als sie das ferne Quietschen von Metall hörten, das von irgendwo aus dem hinteren Teil des Zuges zu ihnen drang, bemerkte er keinerlei Überraschung. Ein reißendes Kreischen – gefolgt von einem schweren, irgendwie verstohlenen Wump – und dann nichts mehr.
Hätte wissen müssen, dass es nicht vorbei ist …
„Ein Zombie?“, flüsterte Sherry, und ihre Worte gingen fast unter im dumpfen Rattern des rasenden Zuges.
„Ich weiß es nicht, Schätzchen“, sagte Claire leise, und jetzt erst sah Leon, dass ihr linkes Bein aufgerissen war – Blut quoll aus mehreren Kratzern; er war bisher zu verblüfft gewesen über seine … über ihre knappe Flucht, um es eher zu bemerken.
„Wie wär’s, wenn ich mal nachsehe?“, meinte Leon. Er hatte Claires Stichwort verstanden, hielt seine Stimme leise und gleichmäßig. Es brachte nichts, Sherry noch mehr zu verängstigen. Er stand auf und wies mit einem Nicken auf Claires Bein.
„Sherry, warum bleibst du nicht hier bei Claire und hältst ihr Bein im Auge? Vielleicht finde ich ja etwas Verbandsmaterial, während ich mich da hinten umschaue. Pass auf, dass sie sich nicht bewegt, okay?“
Sherry nickte, ihr kleines Gesicht angespannt vor Entschlossenheit, und auch für diesen Ausdruck war sie zu jung. „Geht klar.“
„Ich bin gleich wieder da“, sagte Leon, wandte sich dem rückwärtigen Bereich des schwankenden Raumes zu, betete, dass es nichts weiter war, und wusste es doch längst besser, als er nach der Remington griff und losging.
Leon öffnete die Tür. Die Geräusche des fahrenden Zuges verstärkten sich eine Sekunde lang, bis die Tür sich hinter ihm wieder schloss. Von ihrer Position am Boden aus konnte Claire nicht sehen, wie er den nächsten Waggon betrat, und sie wünschte sich, sie wäre in der Lage gewesen, mit ihm zu gehen – denn wenn sich noch etwas anderes im Zug befand, war Sherry nicht sicher, dann war keiner von ihnen sicher …
So darfst du nicht denken, es ist nichts. Es ist vorbei!
So wie es mit Mr. X vorbei war?
„Was soll ich tun?“, fragte Sherry und erlöste Claire damit von den entmutigenden Gedanken. „Fest drücken, richtig?“
Claire nickte. „Normalerweise ja, nur dass wir beide ziemlich schmutzig sind, und ich glaube, das Blut gerinnt schon. Lass uns abwarten, ob Leon mit etwas Sauberem zurückkommt …“
Sie verstummte, ihre Gedanken kehrten zurück zu Mr. X. Irgendetwas nagte in ihr, aber sie war zu benommen von dem Blutverlust.
Das G-Virus. Er war hinter dem G-Virus her.
Warum aber war Mr. X dann zur U-Bahn-Plattform gekommen? Warum sonst hätte er versuchen sollen, in den Zug zu gelangen, wenn nicht weil –
Claire kam mühsam hoch, bekämpfte das Schwindelgefühl in ihrem Kopf und den pochenden Schmerz in ihrem Bein.
„Hey, nicht bewegen“, sagte Sherry, ein Ausdruck tiefer Sorge in den Augen. „Leon sagte, du sollst ruhig liegen bleiben!“
Sie hätte es vielleicht geschafft, ihre physischen Probleme zu überwinden, aber Sherry am Rande einer Panik zu sehen, das war zu viel. Wenn eine G-Virus-Kreatur an Bord war, wenn das der Grund war, weshalb Mr. X gekommen war, würde Leon sich dieser Sache allein stellen müssen. Sie konnte Sherry nicht verlassen. Wenn Leon nicht zurückkam, musste sie herausfinden, wie man ihren Waggon abkoppelte oder den Zug stoppte, damit sie aussteigen konnten, ehe das Wesen zu ihnen vordrang …
Claire schaltete ihr Denken ab und zwang sich, Sherry zuliebe, zu einem Lächeln. „Ja, Ma’am. Ich wollte mich nur vergewissern, dass er durch den zweiten Waggon gekommen ist …“
Sie konnte Erleichterung über Sherrys Gesicht huschen sehen. „Oh. Vergiss es. Ich kümmere mich jetzt um dich, und ich sage dir, du bleibst ruhig liegen.“
Claire nickte abwesend, hoffte, dass sie sich irrte, hoffte, dass Leon gleich wieder zurückkommen würde –
Bamm! Bamm! Bamm!
Das Krachen der Remington war laut und deutlich. Sherry packte ihre Hand, als zwei weitere Schüsse die Hoffnung aus Claires benebeltem Kopf bliesen. Und der Zug raste weiter durch das Dunkel.
Der zweite Waggon war leer – noch immer derselbe weite, offene Raum, durch den Leon den Zug betreten hatte. Staubiger Stahl und sonst nicht viel. Wer dieses Fluchtvehikel auch entworfen hatte, er hatte offensichtlich geplant, die Umbrella-Mitarbeiter wie Ölsardinen hineinzupacken.
Sind aber nur wir drei – und unser blinder Passagier …
Es war nichts zu sehen, trotzdem ging Leon langsam weiter. Vorsichtig durchforstete er die dunklen Ecken und wappnete sich für was auch immer sich im letzten Wagen befinden mochte. Was es auch war, es konnte nicht so schlimm sein wie das Ding, das ihn zuvor angesprungen hatte, das Birkin-Ding – wenn es das denn gewesen war. Der Gedanke, dass die Kreatur irgendetwas mit Claires junger Freundin zu tun hatte, war zutiefst beunruhigend, obszön geradezu. Ein Monster und eine Wahnsinnige, beide tot, beide die Eltern eines kleinen Mädchens …
Er erreichte das hintere Ende des düsteren, schaukelnden Waggons, spähte durch die Tür und verdrängte alle anderen Gedanken, während er versuchte, im letzten Wagen irgendetwas auszumachen. Da war Dunkelheit und sonst nichts.
Verdammt.
Vielleicht gab es ja nichts zu sehen, aber er musste nachschauen. Er spürte, wie sein Herz frisches Adrenalin durch seinen Körper zu pumpen begann, spürte, wie die Müdigkeit von ihm wich. Nichts, es war bestimmt nichts, aber er hatte ein ungutes Gefühl. Etwas stimmte nicht.
Leon holte tief Luft und öffnete die Tür, trat hinaus ins Freie, zwischen die Waggons, in die laute, peitschende Brise, und hielt sich am Geländer fest. Das Rattern des Zuges übertönte das Pochen seines Herzens, als er sich auf den letzten Wagen zubewegte, die Tür öffnete und ins Dunkel trat.
Augenblicklich hob er das Gewehr, all seine Sinne drängten ihn zu rennen, als die Tür hinter ihm zuglitt. Er fasste nach hinten, tastete nach einem Lichtschalter. Dunkelheit. Aber da war ein kräftiger Geruch nach Bleichmittel oder Chlor, und da war ein leises feuchtes Geräusch, das Geräusch von Bewegung …
In der Mitte des Waggons flackerte eine einzelne nackte Glühbirne auf, nachdem Leon einen Schalter gefunden hatte, und eine Sekunde lang glaubte er, den Verstand verloren zu haben.
Da war … ein Ding. Eine Kreatur, die nicht einmal entfernt menschlich war, bis auf einen seltsamen, pulsierenden Tumor, der ihr aus einer Seite ragte, ein glatter Ball, der sehr nach einem Auge aussah.
Birkin.
Die Kreatur war ein riesiger, langgestreckter dunkler Klumpen schleimiger Materie, der sich über die Breite des Waggons erstreckte. Leon vermochte nicht zu sagen, wie groß das Gebilde war. Aus dem Birkin-Ding ragten dicke Stränge. Tentakel aus feuchtem, elastischem Schleim hingen an allen möglichen Stellen des Raumes vor dem Monster – an der Decke, den Wänden, am Boden. Und während Leon sie ansah, zog sich die fremdartige Bestie nach vorne, die dunklen Gliedmaßen kontrahierten, brachten die Körpermasse ein paar Fuß weiter nach vorne.
Nein, er war nicht verrückt. Er sah es tatsächlich, sah diese brackigen, sich bewegenden Farben, schwarz, grün und purpurn, in den Tentakeln, als sie sich wieder streckten. Das dickflüssige Material saugte sich irgendwie am Metall des Wagens fest, zog den Klumpen noch ein Stück weiter. Der Leib selbst war kaum mehr als ein klaffender Rachen, eine feuchte Höhle, die noch Zähne hatte.
Es würde ihn, Leon, ziemlich bald erreicht haben, wenn er sich nicht aus seiner Erstarrung löste.
Er zielte in das riesige Loch des Mauls und drückte ab, lud durch, schoss, lud, schoss –
– und dann war die Shotgun leer, und das gigantische, halbflüssige Ding bewegte sich immer noch stetig voran.
Leon wusste nicht, wie es zu töten war, wusste nicht, ob die Kugeln es überhaupt verletzt hatten. Seine Gedanken rasten auf der Suche nach einer Antwort, nach einer Lösung, die das entsetzliche Leben des G-Virus-Monsters hätte beenden können. Er wäre imstande gewesen, den letzten Waggon abzuhängen, die Bolzen und Ketten zu zerschießen, die diesen Wagen mit dem anderen verbanden, wenn er denn die Kupplung fand –
– aber dann wäre es immer noch am Leben und würde sich weiter verändern in der Schwärze des Tunnels, es würde zu etwas Neuem werden …
Die hingestreckte, elastische Masse der formlosen Gestalt bewegte sich zentimeterweise voran. Leon fasste nach dem Türöffner. Er musste versuchen, den Waggon abzuhängen, es blieb ihm keine andere Wahl.
Es sei denn …
Er zögerte, dann zog er seine Magnum aus dem Holster und richtete sie auf das unmögliche Gebilde. Auf den seltsamen Tumor, der aus einem Schlitz in dem gummiartigen Fleisch lugte, dieses Auge, das Teil jeder Gestalt gewesen war, die Birkin bislang angenommen hatte. Er zielte sorgfältig und –
– BAMMM!
Die Wirkung zeigte sich umgehend und war absolut. Das schwere Geschoss durchschlug die feuchte Kugel – und ein zischendes, kreischendes Heulen entfuhr dem zahnbewehrten Rachen, unirdisch, wie das Heulen von etwas Mechanischem oder Wahnsinnigem. Die Ranken unförmiger Substanz schrumpften, wurden schwarz, vertrockneten –
– und das Ding implodierte, zog sich in sich selbst zurück, verdorrte zu einer dampfenden, schwarzen Masse von weniger als einem Viertel ihrer ursprünglichen Größe. Wie ein Strandball, aus dem man die Luft herausließ, verschrumpelte und schrumpfte der geleeartige Klumpen, kollabierte, wurde flacher und verlor sich geifernd in einer großen Lache blubbernden Schleimes.
„Saug dich daran fest“, sagte Leon leise. Die letzten Blasen zerplatzten, die Lache war nur mehr ein totes, unbeseeltes Etwas. Er betrachtete es ein paar Augenblicke lang und dachte an gar nichts – dann machte er sich schließlich auf, um zu den anderen zurückzukehren und ihnen zu sagen, dass es vorbei war.
Mein erster Arbeitstag, dachte er.
„Ich will eine Gehaltserhöhung“, murmelte Leon zu sich selbst und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, ein müdes, sonniges Grinsen, das rasch verging … doch in den wenigen Sekunden, die es währte, fühlte Leon sich so gut wie lange nicht mehr.
Leon war zurück. Er hatte einen Overall gefunden, den er in Streifen riss und benutzte, um Claires Bein zu verbinden. Alles, was er gesagt hatte, war, dass sie jetzt in Sicherheit waren, obwohl Sherry gesehen hatte, wie er und Claire einen Blick gewechselt hatten – einen dieser „Wir-sollten-nicht-gerade-jetzt-darüber-reden“-Blicke. Sherry war zu müde, um sich deswegen gekränkt zu fühlen.
Sie kuschelte sich in Claires Arme. Claire strich ihr übers Haar, und sie schwiegen alle drei. Es gab nichts zu sagen, jedenfalls für eine Weile nicht. Sie waren am Leben und in einem Zug, der durch die Dunkelheit donnerte – und von irgendwo nicht weit voraus sickerte weiches Licht zu ihnen, durch das Fenster des Führerstands, und Sherry fand, dass es sehr nach Morgen aussah.