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Lass uns
einen Deal machen
Während meiner Studentenzeit hatte ich mir
angewöhnt, auf meinem Stuhl nach hinten zu kippen. Jedesmal, wenn
ich meine Eltern besuchte und mit ihnen am Tisch saß, tadelte mich
meine Mutter deshalb: »Randolph, du wirst diesen Stuhl kaputt
machen!«
Ich kippte gerne auf dem Stuhl nach hinten. Das
war bequem, außerdem schien mich der Stuhl ja auch bestens auf zwei
Beinen zu tragen. Also lehnte ich mich bei jedem Essen wieder
zurück und bekam wieder Schelte von meiner Mutter.
Eines Tages sagte sie: »Hör auf, mit diesem
Stuhl zu schaukeln. Ich werde es dir nicht noch einmal
sagen!«
Na, das klang doch ganz nach meinem Geschmack.
Ich schlug ihr vor, einen Vertrag zu schließen - einen
schriftlichen Eltern-Kind-Kontrakt. Falls ich den Stuhl kaputt
machen würde, müsste ich nicht nur diesen einen ersetzen, sondern
zur Strafe gleich den ganzen Satz Esstischstühle (einen passenden
Stuhl zu einem Satz zu finden, der zwanzig Jahre alt war, wäre
ohnedies unmöglich gewesen). Bis dahin dürfte Mom mir keine
Vorträge mehr halten.
Natürlich hatte meine Mutter recht, denn
logischerweise belastete ich damit die beiden hinteren Stuhlbeine
zu stark. Doch am Ende fanden wir beide, dass diese Vereinbarung
eine Möglichkeit war, unseren ständigen Streit zu vermeiden. Ich
erkannte meine Verantwortung für den Fall eines Schadens an, und
sie würde im Falle eines Schadens
sagen können: »Hättest du mal lieber auf deine Mutter
gehört.«
Der Stuhl ging nie kaputt. Und die Vereinbarung
gilt bis heute. Wann immer ich meine Mutter besuche, beginne ich zu
kippeln. Es fällt kein böses Wort, im Gegenteil, irgendwie hat sich
die Dynamik verändert. Ich möchte zwar nicht gleich so weit gehen,
zu behaupten, dass meine Mutter mich geradezu zum Kippeln
ermuntere, aber ich bin mir sicher, dass sie schon seit Langem ein
Auge auf einen Satz neuer Esstischstühle geworfen hat.