LOTTA

»Frau von Thalgau! Wie schön, Sie noch an Silvester hier zu erwischen!« Justus Schaumschläger vom Heilewelter Tagblatt schob sich aufgeräumt in mein Büro. Ich saß am Schreibtisch und starrte Löcher in die Luft. »Wie geht es Ihnen? Sie sehen blass aus!«

Ich erhob mich und schüttelte ihm herzlich die Hand. Er hatte eine wirklich tolle Kritik geschrieben. Und tolle Fotos gemacht, auf denen ich richtig gut aussah. Das war das einzig Erfreuliche gewesen in letzter Zeit.

»Ganz gut«, log ich. In Wirklichkeit kämpfte ich ständig mit den Tränen. »Danke für die Lobeshymnen. Ich werde in der ganzen Stadt darauf angesprochen.«

Das stimmte. Überall, wo ich hinkam, ob Supermarkt oder Bäcker, Kindergarten oder Spielplatz: Die Menschen gratulierten mir. Sie machten mich auf die Plakate aufmerksam, die überall riesengroß und in Farbe an den Litfaßsäulen hingen. Sie zeigten mein lächelndes Gesicht. Darunter stand: »Jahresabschlusskonzert. Peter und der Wolf. Mit freundlicher Unterstützung der Sparkasse Heilewelt.«

»Ja, Sie genießen wirklich einen guten Ruf in der Stadt. Darf ich bei Ihnen rauchen?«

»Na ja, weil Sie es sind, Herr Schaumschläger.« Ich drückte auf die Sprechtaste: »Frau Zweifel, können Sie irgendwo einen Aschenbecher auftreiben?«

»Aber hier ist doch absolutes Rauchverbot im Haus!« Frau Zweifel kam schon angewatschelt. »Ach, Herr Schaumschläger.« Sie lächelte nachsichtig. »Für Sie machen wir eine Ausnahme.«

Justus Schaumschläger zündete sich genüsslich eine Zigarette an. Er stand an der Fensterbank, genau wie ich vor einer Woche, als mich Christian zum ersten Mal besucht hatte. Der Reporter inhalierte und blies den Rauch durch den Fensterspalt ins Freie. Er war in eine dichte blaue Wolke gehüllt, und ich dachte, ich hätte mich verhört, als er sagte: »Und diesen guten Ruf wollen Sie sich doch sicherlich erhalten.«

Der Rauch lichtete sich, und mein Herz setzte einen Schlag aus. Was wollte er denn damit andeuten? Brunhilde Zweifel sandte mir einen fragenden Blick. Ich gab ihr zu verstehen, dass sie die Tür von außen schließen sollte. Sie war tüchtig, aber nicht meine Freundin. Meine Beine zitterten, als ich mich im Schreibtischstuhl zurücklehnte. So beiläufig wie möglich sagte ich: »Wie meinen Sie das, Herr Schaumschläger?«

Schaumschläger drehte sich in seiner knarzenden schwarzen Lederjacke zu mir um: »Nun ja, fast jede Familie schickt ihre Kinder zu Ihnen in die Musikschule. Und die Anmeldungen für nächstes Jahr haben sich verdoppelt …«

»Ja?« Ich zerbrach fast einen Bleistift vor lauter Nervosität.

»Und meine Berichterstattung Ihnen gegenüber war ja wohl bis jetzt mehr als … wohlwollend.« Selbstzufrieden nahm er einen weiteren Zug.

»Herr Schaumschläger?« Meine Hände umklammerten die Schreibtischplatte. »Reden Sie Klartext!«

»Tja!«, machte Herr Schaumschläger und rauchte erst mal in Ruhe weiter, um die Spannung zu steigern. »Mir ist da was zu Ohren gekommen … Und wenn dem so ist, möchte ich das erste Exklusivinterview.«

Draußen vor dem Fenster gingen Leute vorbei. Sie steckten die Köpfe zusammen und zeigten nach oben. Was war denn das jetzt? Hatte sich ganz Heilewelt gegen mich verschworen? Das durfte doch nicht wahr sein. Bitte nicht!

»Wie ich höre, werden Sie sich verändern …«

Noch hatte ich die Hoffnung nicht aufgegeben. Vielleicht war ihm ja zu Ohren gekommen, dass ich zur Landeskulturministerin berufen worden war oder so was. Dass ich einen Preis bekommen würde.

»Aber das würde ich natürlich gern aus Ihrem Munde hören, bevor ich darüber berichte.« Justus Schaumschläger wandte mir nun seine Vorderseite zu. Sein dicker Bauch quoll aus dem Hosenbund, und ich betrachtete angewidert sein klaffendes Hemd.

»Inwiefern verändern?«, fragte ich, Böses ahnend.

»Na, Sie werden in den Stand der Ehe treten …?«

Mir verschlug es die Sprache. Zeit gewinnen!, war mein erster Reflex.

»Wer hat Ihnen denn erzählt, dass ich heiraten werde?«

»Informantenschutz. Das wissen Sie doch, Frau von Thalgau.« Justus Schaumschläger lachte verschmitzt. »Ich wäre kein guter Reporter, wenn ich meine Quellen preisgäbe.«

Panik schlug über mir zusammen wie eine riesige Ozeanwelle. Wollte Jürgen auf diese Weise erzwingen, dass ich ihn heiratete?

»Aber Sie wissen doch, dass ich ehelos glücklich bin!«, versuchte ich zu scherzen. »Warum sollte sich das ändern?«

»Das möchte ich gern von Ihnen wissen!« Herr Schaumschläger deponierte seinen Hintern auf der Heizung, die unter seinem Gewicht gefährlich ächzte.

»Ich habe nicht vor, meinen Familienstand zu ändern«, sagte ich leichthin und spürte, wie mein Augenlid zuckte. »Mal ganz abgesehen davon, dass das meine Privatangelegenheit ist.«

»Nun, das ist es leider nicht. Sie sind in Heilewelt eine öffentliche Person. Über die ich regelmäßig ausführlich berichte.« Schaumschläger ließ den Mund zu so einem breiten Lächeln zerfließen, dass ich seine vergilbten Zahnhälse sah. »Sie sind sozusagen der einzige Promi hier am Ort. Und den habe ich bis jetzt gehegt und gepflegt.«

»Ja, dann haben Sie eben falsch gehört. Ich werde Jürgen Immekeppel nicht heiraten.« Ich lachte nervös. »Mal davon abgesehen, dass wir längst nicht so ein hübsches Promipaar abgeben wie Brad Pitt und Angelina Jolie oder so …«

»Oh, nein!« Justus Schaumschläger stieß eine dicke Rauchwolke aus. »Ich rede hier nicht von Jürgen Immekeppel. Darüber hätte ich mich nicht weiter gewundert.« Er verschränkte die Arme, beugte sich vor und starrte mich lauernd an. »Aber wie ich höre, wollen Sie den Flötisten von den Wiener Philharmonikern heiraten.«

»WAS?!« Der kalte Schweiß stand mir auf der Stirn. Das hatte ich vielleicht zu Sophie gesagt, ganz im Vertrauen! Nach ein paar Gläsern Glühwein! Aber das hatte ich doch nicht ernst gemeint!

Ich räusperte mir einen Kloß von den Stimmbändern. »Herr Schaumschläger, wir arbeiten jetzt seit Jahren erfolgreich zusammen. Ich MUSS wissen, wer Ihnen diesen Unsinn gesteckt hat.« Ich senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern, wohl wissend, dass Brunhilde Zweifel das Ohr bereits an meine Bürotür gelegt hatte. Es war mir zuwider, mich mit diesem schmierigen Typen verbrüdern zu müssen, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen. »War es vielleicht … ein gewisser Bäckermeister? Sie müssen keinen Namen nennen.«

»Der Gerngroß?« Herr Schaumschläger lachte spöttisch. »Der erzählt so viel dummes Zeug über seine Viktoria und ihre unabwendbare Weltkarriere, dass ich den schon lange nicht mehr ernst nehme.« Er zeigte mit seinem glimmenden Zigarettenstummel auf mich: »Sie glauben gar nicht, wie oft der bei mir in der Redaktion sitzt und mich bedrängt, eine Homestory über seine Viktoria zu machen. Mit Beinprothese und ohne Beinprothese, mit und ohne Rollstuhl, mit und ohne Klarinette.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Der Mann ist für mich überhaupt kein Thema!«

»Dann werden Sie ihm in dieser Angelegenheit auch keinen Glauben schenken«, entfuhr es mir erleichtert.

Herr Schaumschläger tat seinen letzten Lungenzug. »Wenn der sagt, er bringt seine Vicki auf die Couch von Wetten, dass, lässt mich das genauso kalt wie wenn er sagt, Sie heiraten den Flötisten. Glauben Sie mir.«

Ich musste erleichtert lachen. »Na also!« Hastig stand ich auf. »Ich müsste dann jetzt zum Unterricht …« Ich öffnete die Tür. Lautes Gefiedel und Geklimper kamen uns entgegen.

»Aber ich habe die Information nicht von ihm.«

Die Klinke glitt mir aus den Fingern, sodass die Tür mit einem lauten Knall wieder zufiel. Die plötzliche Stille danach drohte mich zu verschlingen. »Sondern?!« Die Bürolampe füllte mein Zimmer mit grellem Licht, und ich fühlte mich wie in einem Verhörzimmer der Stasi.

»Ich habe viel seriösere Quellen«, fuhr Schaumschläger fort. Er trat einen Schritt auf mich zu und ließ seine nächste Zigarette in mein Gesicht ragen: »Und wirklich, Frau von Thalgau, es geht um IHREN guten Ruf, den Sie da gerade aufs Spiel setzen.« Nach diesem drohenden Satz schlug er wieder einen versöhnlicheren Ton an. »Wie kommen wir jetzt aus der Sache raus?«

Immerhin sagte er »Wir«. Wie ein Arzt, der sich mit seinem Patienten identifiziert. »Wie werden wir denn wieder gesund?«

»Aber ich heirate den Flötisten nicht«, rief ich entrüstet. »Wer erzählt denn so einen Blödsinn! Mein … Ich meine, Jürgen Immekeppel?!«

»Herr Immekeppel? Nein. Ich muss gestehen, dass ich ihn schon in seiner Sparkasse aufgesucht und darauf angesprochen habe. Rein unter Männern, wenn Sie verstehen …« Er wies mit dem Kinn über die Schulter, wo hinter ihm die Leuchtreklame der Sparkasse zu erkennen war. »Wir sichern Ihren Kindern eine Zukunft.«

»Sie haben WAS?!«

»Na ja, nichts für ungut, ich musste sowieso gerade Geld holen, heute ist ja Silvester. Und da habe ich scherzhaft die Sprache drauf gebracht, dass das Gerücht umgeht, Sie würden nach Wien ziehen und den Flötisten heiraten. Und was würde dann aus unserer schönen Musikschule?« Er räusperte sich und schnippte den Zigarettenstummel aus dem Fenster. »Aber Herr Immekeppel schweigt wie ein Grab. Er ist eben ein echter Ehrenmann. Aus dem ist nichts rauszukriegen.«

Ich hätte beinahe laut aufgelacht. Jürgen und ein Ehrenmann? Nur weil er schweigen konnte, war er das noch lange nicht! Meine Nerven lagen blank.

»Ich HEIRATE niemanden!«, zischte ich gereizt. »Weder den Flötisten der Wiener Philharmoniker noch den Sparkassendirektor noch … den Bäckermeister!« So. Ich hatte es geschafft, witzig zu sein, der Sache etwas Surreales zu verleihen. Und surreal war dieser Vorwurf wirklich.

»Aber es ist bereits Stadtgespräch, fürchte ich.« Herr Schaumschläger ließ sich schwer in den Besucherstuhl fallen, in dem sonst immer heiter plaudernd Sophie saß. »Wenn es nicht stimmt, bringen wir schnellstens eine Gegendarstellung! In Ihrem eigenen Interesse!« Er zog dienstfertig einen eselsohrigen Notizblock aus der schmierigen Lederjacke. Kalter Rauchgestank entströmte dem Innenfutter. »Also: Ich, Frau von Thalgau, verwehre mich entschieden gegen das Gerücht …« Ich bekam Gänsehaut. Ich hatte mich noch nie entschieden gegen etwas verwehrt. Das war gar nicht mein Vokabular. Das war O-Ton Jürgen.

»Dazu muss ich erst wissen, WER das Gerücht in die Welt gesetzt hat!«

»Na ja …«

Herr Schaumschläger suchte nach einer neuen Zigarette, und ich ertappte mich dabei, wie ich ihm mit zitternden Fingern Feuer gab.

»Es tut mir wirklich leid, Ihnen das sagen zu müssen. Aber es ist vielleicht besser, man erfährt rechtzeitig, wer die wahren Freunde sind.« Er hob die buschigen schwarzen Augenbrauen und sah mich lauernd an.

»Nämlich?!« Meine Stimme klang brüchig.

»Nun ja, die Frau Rollmopsfabrikantin erzählt es herum.«

Das war nicht wahr. Das konnte nicht wahr sein. Nicht meine Sophie! Sie gab gern Geschichten zum Besten, doch nie im Leben würde sie meine geheimsten Gefühle preisgeben!

Ich knipste mechanisch das Feuerzeug an und aus. Die Flamme an meinem Finger spürte ich nicht. »Wem denn? Ich meine, haben Sie es selbst gehört?«

»Nein, aber meine Frau war auf dem Golfplatz, und Ihre Freundin hat es ihren Golfpartnerinnen beim Einputten so laut erzählt, dass meine Frau gar nicht umhin kam, es zu hören!«

»Sie hat es auf dem Golfplatz herumerzählt?« Ja, Sophie spielte Golf. Und sie hatte tatsächlich eine laute Stimme. Das war durchaus plausibel. Aber sie hatte mir doch absolute Verschwiegenheit zugesichert! Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Ich meine, das war doch ein Gespräch unter vier Augen gewesen und ganz eindeutig eine Spinnerei, eine Träumerei …

»Sie sprechen von Frau Schmalenberg? Von Sophie Schmalenberg? Sind Sie sicher?!«

»Ja, ganz sicher!« Herr Schaumschläger hob seine nikotingelben Finger zum Schwur. »Meine Frau hat Frau Schmalenberg deutlich erkannt und deutlich gehört.«

»Sie kann das unmöglich weitererzählt haben!«, entfuhr es mir. »So etwas würde sie mir niemals antun!«

»Sie haben es also gesagt.« Schaumschlägers Augen funkelten triumphierend.

»Quatsch!« Ich schlug mit der Hand so fest auf den Tisch, dass die Bleistifte tanzten. »Das ist vollkommener Unsinn!«

»Dann erklären Sie mir mal, wie Frau Schmalenberg darauf kommt.« Herr Schaumschläger beugte sich vertrauensvoll vor: »Ich meine, der Wiener Flötenmeister ist aber auch wirklich gut aussehend. Sie wären ein schönes Paar!«

»Wir haben doch nur so rumgeblödelt!!«

»Haben Sie nun gesagt, dass Sie ihn heiraten wollen, oder nicht?«

»Im Spaß vielleicht …« Ich raufte mir die Haare. »Das ist doch in keinster Weise spruchreif!«

»Sie haben also tatsächlich Heiratspläne!«, sagte Herr Schaumschläger mit gespielter Begeisterung. »Da kann man ja nur gratulieren!« Er nahm meine eiskalte Hand und schüttelte sie. »Das heißt, Sie werden unsere Musikschule aufgeben? Das wäre aber ein großer Verlust für Heilewelt! Andererseits freuen wir uns natürlich mit Ihnen. Was wird denn nun aus Ihren Kindern, nehmen Sie die mit? Dann müsste Ihr Junge aber die Schule wechseln … Gestatten Sie, dass ich mitschreibe, jetzt brauche ich natürlich einen O-Ton von Ihnen.« Er kritzelte aufgeregt auf seinen Block, die brennende Zigarette zwischen den Fingern. Rauch stieg zur Decke. »Was wird aus den Heilewelter Kindern? Wer übernimmt das Orchester? Wer dirigiert nächstes Jahr die ›Carmina Burana‹? Und wie werden Sie die Zusammenarbeit mit der Sparkasse lösen?« Er klopfte mit dem Kugelschreiber rhythmisch auf den Block: »Das werden Ihnen sicherlich viele Heilewelter Bürger übel nehmen, denn privater Musikunterricht ist ja für viele unbezahlbar …«

»Das ist doch alles völliger Blödsinn!«, schrie ich verzweifelt und wedelte den Rauch weg. »Nie und nimmer hat Frau Schmalenberg das gesagt! Und ich verlasse auch nicht Heilewelt und die Musikschule!« Meine Hände zitterten so sehr, dass ich mich erneut an den Bleistiftbecher klammern musste.

»Ach, dann werden Sie hier als Ehepaar auftreten, Sie und der Flötist? Wie heißt er noch … Christian Meran?« Er kritzelte aufgeregt. »Werden Sie dann auch Meran heißen? Oder nimmt er Ihren Namen an? Ich meine, Ihr Von-und-zu hätte doch jedermann gern im Namen! Und was sagen denn Ihre Eltern dazu?!« Sein verschlagenes Lächeln machte mir Angst.

»Nichts dergleichen! Hören Sie auf mit dem Quatsch!«

»Christian von Thalgau klingt doch auch sehr nett!«

»Ich HEIRATE ihn nicht!«

»Aber wieso erzählt Frau Schmalenberg dann etwas ganz anderes auf dem Golfplatz herum?« Justus Schaumschläger hob den Blick von seinem Schreibblock.

»Das weiß ich nicht«, stöhnte ich kraftlos. »Bitte, versprechen Sie mir, nichts darüber zu schreiben! Bitte!«

»Es wäre ja auch bitterschade um Ihren guten Ruf«, wiederholte Herr Schaumschläger gespielt mitleidig. »Sie sind hier ja so eine Art Miss Perfect. Sie sind erfolgreich, beliebt, sehen gut aus, haben süße Kinder, einen lieben Lebensgefährten, mit dem Sie hier Hand in Hand arbeiten. Ihre Schüler von heute sind sozusagen seine Kunden von morgen!«

Das kam mir fast vor wie auswendig gelernt. Er drückte seine x-te Zigarette im Aschenbecher aus. »So ein bisschen sind Sie ja die Vorzeigefamilie für Heilewelt. Und da wäre es doch schade, wenn wir unsere Leser diesbezüglich enttäuschen müssten.«

»Bitte tun Sie das nicht!«, flehte ich fast weinend. »Das ist ein ganz dummes Missverständnis, und ich werde der Sache auf den Grund gehen!« Sollte ich ihm … Geld anbieten? Wenn, dann VIEL Geld. Aber dazu hätte ich Jürgen einweihen müssen. Sollte ich zu ihm rübergehen und sagen: »Schatz, lass uns mal eben gemeinsam den Schmierenreporter bestechen«?

»Sie räumen das Gerücht folglich aus der Welt«, stellte Schaumschläger klar. »Was soll ich also schreiben?«

»Nichts! Es gibt nichts zu schreiben!« Ich fühlte mich wie auf dem Zahnarztstuhl. »Versprochen, Herr Schaumschläger?! Sie schreiben nichts?«

»Vorerst nicht«, sagte Justus Schaumschläger gnädig und packte seinen schmierigen Griffel weg. »Aber kein Gerücht entsteht so völlig aus dem Nichts. Ich bleibe dran.« Dann verabschiedete er sich mit den Worten: »Kommen Sie gut ins neue Jahr!«

»Sie mich auch!«, murmelte ich verdrossen.

Als er die Tür aufstieß, sah ich Brunhilde Zweifel gerade noch in Richtung Damentoilette huschen.