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»Hat Ihr Programm einen Namen?«, fragte ein
Vertreter des kebele.
»Mein Programm?«, fragte sie verwirrt, nicht ganz
sicher, was er meinte.
»Nun ja, Sie betreiben jetzt ein Kinderheim. Es
wäre gut, wenn Sie ihm einen Namen geben würden.«
Also gab sie ihm einen Namen: Atetegeb Worku
Metasebia Welage Aleba Histanet Merj Mahber.
Der Atetegeb-Worku-Verein zur Unterstützung von
Waisen.
Haregewoin konnte einen zahnlückigen, mageren
älteren Mann aus der Nachbarschaft als zabania, Wächter, für
ihr Heim gewinnen und bot ihm als Gegenleistung freie Verpflegung
und einen Blechverschlag, in dem er schlafen und seine Tücher und
sonstigen Besitztümer unterbringen konnte.
Haregewoin nutzte ihre Erfahrungen aus der Arbeit
in der Verwaltung und legte von jedem Kind, das neu eintraf, eine
Akte mit allen verfügbaren Daten an. Diese Akten bewahrte sie in
chronologischer Reihenfolge in einem Büroschrank auf:
Männlicher Säugling, drei Monate, in der
Churchill-Straße gefunden, von der Polizei gebracht. Hat den Namen
Yonas bekommen.
Neugeborenes Mädchen, auf der Straße gefunden,
von der Polizei gebracht. Name Yemisrach.
Masresha Mesfin, neun, nach dem Tod der Mutter
von der Großmutter gebracht; Vater bereits länger tot.
Esublew Abayneh, acht, Schwester Betelhem, drei,
von einem Mitarbeiter des kebele abgeliefert, nachdem man
festgestellt hat, dass sie allein sind.
Mihret Tadesse, zehn, von ihrer Mutter gebracht,
die sehr arm und schwer an Aids erkrankt war.
Zunächst lebten sieben Kinder bei Haregewoin, dann
zwölf, dann fünfzehn, dann achtzehn. Es gab inzwischen vier
Schlafzimmer: zwei im Haupthaus, zwei im größeren Nebenhaus. Sie
ließ einen rostigen Güterwaggon auf ihren Hof schleppen. Nachdem
man auf einer Seite eine Tür in die Wand geschnitten hatte, dient
er als Esszimmer und Klassenraum für die jüngeren Kinder.
Haregewoin schlief im Zimmer der Säuglinge und kleinen Mädchen, ein
paar lagen bei ihr im Bett, und im Lauf der Nacht wurden es immer
mehr.
Der Platz an ihrer Seite war für die kleine Menah
reserviert, die die Polizei bei ihr abgeliefert hatte. Menah war
ein fröhliches Baby und mochte es, vor dem Einschlafen zu schmusen
und zu spielen. Umgeben von den warmen Körpern der anderen
schlafenden Kinder, sahen sich Menah und Haregewoin in der
Dämmerung manchmal in die Augen; dann schloss Haregewoin die Augen
und tat so, als wäre sie eingeschlafen, nur um sie unvermittelt
wieder aufzureißen. Menah lachte dann laut, ein glucksendes
Babylachen. Haregewoin musste sie schnell beruhigen, damit sie
nicht die ganze Bande aufweckte, und drückte sie lächelnd fest an
sich.
2003 gab es in Äthiopien mehr als eine Million
Aids-Waisen. In Haregewoins Haus lebten vierundzwanzig davon, und
weitere Kinder waren auf dem Weg dorthin.
Die fünfjährige Mekdes Asnake wohnte zusammen mit
ihrem Großvater Addisu, ihrer Tante Fasika und ihrem kleinen Bruder
Yabsira in einer Hütte in einer Hüttensiedlung außerhalb der Stadt.
Die Wände bestanden aus Lehm und Stroh, die Fenster waren
rechteckige Löcher. Manchmal hatte die Familie Feuerholz; wenn sie
keines hatte, war der Aschering der Feuerstelle auf dem Boden
schwarz und in der Hütte blieb es kalt. Sie ernährten sich das
ganze Jahr über von Eiern.
Asnake, der verstorbene Vater der Kinder, hatte als
Tagelöhner auf einer Kaffeeplantage gearbeitet. Eines Tages, als
Mekdes drei oder vier Jahre alt gewesen war und ungeduldig darauf
gewartet hatte, dass er nach Hause kam und mit ihr spielte, hatte
sie etwas Seltsames beobachtet: Er hatte sich dem Haus genähert,
dann hatte er sich plötzlich hingekniet und eine Weile ausgestreckt
auf der staubigen Erde gelegen, bevor er wieder aufgestanden und
ins Haus gekommen war.
Später, als ihr Vater krank wurde, glaubte Mekdes,
dass er sich die Krankheit an diesem Tag geholt hatte, von dem
schmutzigen Boden. In den folgenden Monaten wurde er immer dünner,
und in seinen Augen stand ein überraschter Ausdruck. Auf seiner
Haut bildeten sich dicke schwarze Blasen, die aufbrachen, und am
Tag schrie er vor Schmerz und in der Nacht wimmerte er vor sich
hin. Mekdes dachte, er würde wieder gesund werden. Eines Nachts
wachte sie erschrocken von den Klagelauten auf, die ihre Mutter
Mulu, über den ausgemergelten Körper Asnakes gebeugt, von sich
gab.
Mekdes hatte den Tod von Asnake noch nicht
verwunden, als in den Augen ihrer Mutter der gleiche traurige,
überraschte Ausdruck erschien. Nachts drückten sich Mekdes und
Yabsira unter den Decken eng an ihre Mutter. Tagsüber plapperte
Mekdes, damals vier Jahre alt, ununterbrochen auf ihre Mutter ein,
damit sie wieder fröhlicher wurde. Sie erzählte ihr Neuigkeiten von
den Hühnern im Hof oder von den Kindern auf der Straße. Früher
hatten solche Geschichten ihre Mutter zum Lachen gebracht. Aber
jetzt wurde Mulu immer stiller; auch sie war von Blasen übersät;
ihre Augen quollen hervor, und die Lider bewegten sich kaum noch;
ihre Stimme wurde rau. Obwohl sie erschreckend mager war, wollte
sie nichts essen.
Mekdes half ihrer Mutter, indem sie mit wichtigen
Besorgungen zu den Nachbarn lief und sich um Yabsira kümmerte, der
zwanzig Monate jünger als sie war. Obwohl er mehr als halb so viel
wog wie sie, trug sie ihn auf der Hüfte herum, wie es zuvor ihre
Mutter getan hatte. Wenn sie Yabsira fütterte, stellte sie auch
ihrer Mutter einen Teller hin und nahm ihn, unberührt, wie er war,
später wieder weg. Wenn es Zeit war, ins Bett zu gehen, erwiderte
Mulu Mekdes’ heftige Umarmungen und Küsse kaum; sie hatte die Augen
geöffnet, aber sie reagierte nicht. Dann bewegte sie sich eines
Nachts überhaupt nicht mehr, und Mekdes wurde klar, dass ihre
Mutter gestorben war.
Yabsira war genauso fröhlich wie immer. Wenn er
nackt aus der Hütte entwischte, liefen Mekdes und Addisu hinter ihm
her, und alle drei umarmten sich und lachten. Seinen Vater hatte
Yabsira schon fast vergessen und seine Mutter war bettlägerig
gewesen, so lange er denken konnte. Mekdes jedoch vergaß
nichts.
Eines Morgens im November 2003 bemerkte Mekdes,
dass ihr Großvater niedergedrückter Stimmung war. Ihre Tante
Fasika, die Schwester ihres Vaters, war ebenfalls merkwürdig still.
Als unerwartet ihre andere Tante, Zewdenesh, die Schwester ihrer
Mutter, die Hütte betrat, freuten sich die Kinder, aber auch sie
wirkte niedergeschlagen.
Ein paar Tage zuvor hatte Fasika Mekdes die Haare
zu Zöpfchen geflochten; jetzt strich Addisu Mekdes zärtlich mit der
Hand über den Kopf. Er war ein dünner Mann mit einem schmalen,
unrasierten Gesicht und trug einen weichen Fischerhut, ein
kariertes Hemd, ausgeblichene Hosen und einen grauen Wollumhang.
Mekdes trug das, worin sie geschlafen hatte - ein gestreiftes
T-Shirt und gestreifte Leggings. Abgesehen von einer hellblauen
Baumwollbluse waren das die einzigen Sachen, die sie besaß. Addisu
bedeutete Mekdes, sie solle ihre blaue Bluse anziehen, weil es kalt
sei und sie nach draußen gehen würde.
Der Großvater tätschelte den beiden Kindern den
Kopf und zog und zupfte an ihrer Kleidung herum, dann beugte er
sich zu Mekdes und gab ihr einen festen Kuss auf jede Wange und
senkte den Kopf noch etwas tiefer, um das Gleiche bei Yabsira zu
tun, dem die Nase lief. Jede der beiden Tanten nahm ein Kind an die
Hand, und die Familie trat hinaus vor die Hütte.
Dort wartete ein älterer religiöser Führer auf sie,
Haj Mohammed Jemal Abdulsebur. Er trug ein gebügeltes Khakihemd und
eine Khakihose und dazu eine blaue Kappe. Die beiden alten Männer -
der Kirchenmann und der Großvater - schüttelten einander die Hand
auf jene respektvolle Art, bei der die linke Hand den rechten
Unterarm stützt, als würde die Ehre des Handschlags schwer wiegen.
Haj geleitete die beiden jungen Frauen und die Kinder zu der
unbefestigten Straße. Mekdes verabschiedete sich nicht von ihrem
Großvater. Sie wusste nicht, dass sie ihn verließ. Das Grüppchen
ging hügelabwärts, in Richtung der gepflasterten Straße mit der
Bushaltestelle.
Ich war an diesem Nachmittag bei Haregewoin,
umgeben von kreischenden Kindern, denen ich eine Überraschung aus
Amerika mitgebracht hatte: Raketenballons! Diese Ballons sahen aus
wie kleine Luftschiffe, waren schwer aufzublasen, und wenn man sie
losließ, sausten sie über den Köpfen waagrecht durch die Luft und
gaben dabei ein zischendes Geräusch von sich. Hin und wieder
landete einer der Ballons in den Ästen eines Baums oder auf einem
Dach oder traf jemandem im Rücken. Egal, wo, die Kinder bogen sich
vor Lachen. Manchmal wand sich ein Ballon vor den Füßen der Kinder
im Staub, während das letzte bisschen Luft aus ihm entwich. Sie
quietschen und rannten aufgeregt hinter jedem Ballon her. In
gespielter Angst hüpften sie auf und ab, wenn ein Ballon auf dem
Boden landete und sich um ihre Knöchel schlängelte. Platzte ein
Ballon, flitzten die Kinder los, um die einzelnen Stücke
aufzulesen. Ein Stückchen Plastikhaut von einem Raketenballon war
für die meisten von ihnen praktisch das erste Spielzeug, das sie
jemals besessen hatten.
In diesem Moment der Ausgelassenheit betrat eine
kleine, bedrückt aussehende Gruppe den Hof und blieb steif und
förmlich neben den Waschbottichen und Wäscheleinen stehen. Haj
Mohammed und zwei junge hübsche Frauen mit schlichten Kopftüchern
und langen Röcken standen mit zwei Kindern abwartend da. Ihre
Förmlichkeit sagte mir, dass es sich um eine ernste Angelegenheit
handelte: Ich nahm an, dass sie die Kinder hierlassen
wollten.
Haregewoin eilte über den Hof, um sie zu begrüßen,
wobei sie sich im Laufen die Hände an der Schürze abwischte.
Mekdes beobachtete mit ängstlichen Augen die vielen
Kinder, die kreuz und quer auf dem Hof herumliefen und spielten.
War das eine Schule? Sie wollte gern in die Schule gehen. Aber die
Kinder trugen keine Schuluniform. Sie fürchtete sich; sie zog die
Schultern ein und versuchte, sich hinter dem runden Kopf ihres
Bruders zu verstecken.
Nach allgemeinem Händeschütteln, Begrüßungsküssen
und einem mit bedrückten Gesichtern geführten Gespräch zwischen den
Erwachsenen, wandten sich Haj und die beiden jungen Frauen wieder
zum Gehen. Mekdes spürte plötzlich die Leere in ihrem Rücken, und
ihr wurde bewusst, dass ihre Tanten nicht mehr hinter ihr standen -
die beiden gingen auf den Ausgang zu! Mekdes stieß einen Schrei aus
und rannte ihnen hinterher. Wie sollte sie allein den Weg nach
Hause zu ihrem Großvater finden? Tante Fasika und Tante Zewdenesh
drehten sich um; sie strichen Mekdes übers Gesicht, küssten sie ein
ums andere Mal und sagten ihr Lebewohl.
Haregewoin trat zu ihnen und fasste Mekdes am Arm,
hielt sie zurück, als die Tanten durch das Metalltor auf die Straße
traten, und schloss es hinter ihnen.
Mekdes war außer sich vor Kummer und Angst. Man
ließ sie zurück! Sie bog den Rücken durch und stemmte sich gegen
Haregewoin. Sie befreite sich aus ihrem Griff, fiel rückwärts auf
den Boden und wand sich dort kreischend hin und her.
Dann stand sie auf, um hinter ihren Tanten
herzulaufen. Sie rannte auf das Metalltor zu und prallte mit einem
lauten Knall dagegen; sie fiel zu Boden, sprang sofort wieder auf
und rannte erneut gegen das Tor. Peng. Sie schrie wie von
Sinnen und lief im Kreis herum, stieß hohe Klagelaute aus, aii,
aii, aii. Sie wich dem ältlichen Wächter aus und warf sich ein
weiteres Mal mit voller Wucht gegen das Tor, wild entschlossen,
mittendurch und geradewegs nach Hause zu laufen. Peng. Sie
wurde zurückgeworfen. Im Schmutz kauernd, gab sie sich ihrem Kummer
hin; sie kniete vor dem Tor, beugte sich vor, bis ihre Stirn die
Erde berührte, grub die Hände in den Staub und ließ ihn auf ihren
Hinterkopf und ihren Nacken fallen, als sie ihren Kopf umklammerte.
Laut jammernd wiegte sie sich vor und zurück und streckte die Arme
flehentlich nach dem Tor aus.
Ich schlüpfte durch das Tor, um nachzusehen, wo die
Erwachsenen waren, die Bruder und Schwester abgeliefert hatten. Ich
erwartete sie auf der Kuppe des Hügels zu sehen, auf dem Weg nach
Hause, aber da standen sie, unmittelbar vor dem Hoftor, ebenfalls
von tiefer Trauer beherrscht. Die beiden hübschen Frauen in ihren
Zwanzigern hatten die Gesichter mit ihren Tüchern verhüllt, und
auch sie wiegten sich vor und zurück und weinten; »aii, aii,
aii«, klagten sie. Eine hatte die offenen Handflächen gen
Himmel gestreckt, als erflehe sie eine Antwort von Gott. Die Augen
von Haj Mohammed waren gerötet und gramerfüllt. Die Leute auf der
Straße machten einen großen Bogen um sie. Dann hörten wir einen
Knall und wussten, dass Mekdes sich erneut gegen das Tor geworfen
hatte; und gleich darauf noch einmal. Ich begann ebenfalls zu
schluchzen. Ich wühlte in meinem Rucksack. »Ich habe 200 Dollar«,
sagte ich zu meinem Fahrer und Freund Selamneh. »Wenn ich ihnen die
gebe, könnten sie die Kinder dann wieder mit nach Hause
nehmen?«
»Nein«, sagte er. »Es hilft nichts. Sie sind zu
arm, um die Kinder großzuziehen.«
Die drei sahen mich mit ihren geröteten Augen an,
und ich erwiderte ihren Blick. Peng!, ertönte es von der Tür
her. Es gab nichts zu sagen. Mit gesenktem Kopf ging ich wieder
hinein.
Der Wächter hob Mekdes vom Boden hoch und trug sie
zum Haus. Sie gab ihren Widerstand auf und hing schlaff in seinen
Armen, als wäre sie plötzlich in Ohnmacht gefallen. Als er trotzdem
nicht stehen blieb, begann sie mit unverminderter Heftigkeit wieder
zu schreien und um sich zu treten. Haregewoin trat zu ihnen und
ließ sich das tobende Kind geben. Mekdes wand sich und schlug um
sich und weinte, und Haregewoin nahm die Schläge mit
zusammengepressten Augen, abgewandtem Gesicht und starken Armen
hin.
Haregewoin war so etwas gewohnt.
Als ich Haregewoin an diesem Tag verließ, stand
Mekdes neben ihr, staubbedeckt, die Augen halb geschlossen, wie
benommen. Ich war mit Taschen voller Spielsachen und Schulzeug für
mehrere Waisenhäuser nach Äthiopien gekommen, aber die letzten
Sachen hatte ich an diesem Vormittag an Haregewoins Kinder
verteilt.
Ich wollte ihr unbedingt ein Geschenk geben. Ich
suchte in Selamnehs Taxi herum, aber offenbar waren tatsächlich
alle Spielsachen weg. Schließlich fand ich im Kofferraum eine der
knapp acht Zentimeter großen, hübsch angezogenen Puppen, die
McDonald’s an seine Gäste verteilte. Beschämt, dass ich nicht mehr
zu bieten hatte, hielt ich sie Mekdes hin. Sie schnappte sie sich
mit einer blitzschnellen Bewegung. Als die anderen Kinder einen
Blick auf die Puppe werfen wollten, stieß Mekdes sie mit den
Ellbogen beiseite wie eine Rugbyspielerin. Als ich ging, stand
Mekdes da und starrte ausdruckslos vor sich hin. Sie hatte keine
Familie mehr, aber dafür hielt sie ein Happy-Meal-Plastikspielzeug
von McDonald’s in der Hand.
Ich würde sagen, es war das dürftigste Geschenk,
das ich jemals jemandem überreicht hatte, hätte ich nicht kurz
zuvor ein noch armseligeres gemacht.
Als die Kinder kreischend den Ballons nachgerannt
waren, hatte ihnen Haj Mohammed Jemal Abdulsebur mit einem
wehmütigen Lächeln dabei zugesehen. Nachdem Fasika und Zewdnesh
sich auf den Heimweg gemacht hatten, war er noch einmal
zurückgekommen. Er hatte mir unvermittelt auf die Schulter
geklopft, zwei Finger in die Höhe gehalten und pantomimisch zwei
kleine Köpfe an seiner Seite angedeutet. Ich verstand, dass er
Ballons für zwei Kinder bei sich zu Hause haben wollte, vielleicht
seine Enkel. Aber ich war missgünstig wegen Haregewoins Kindern,
die keinen liebevollen Großvater und kein Zuhause hatten. Deshalb
holte ich nur einen Ballon für ihn heraus und dachte dabei, dass
sich seine Kinder den teilen könnten. Er bedankte sich mit
aneinandergelegten Händen und einer Verbeugung.
Später an diesem Tag erfuhr ich, dass Haj in seinem
Heimatdorf ein ärmliches Waisenhaus so ähnlich wie das von
Haregewoin betrieb. Er war der Ersatzgroßvater für ungefähr achtzig
größere Jungen.
Und ich hatte diesem freundlichen Mann nur einen
Ballon gegeben.