***

 

 

 

Der Stuhl knarrte, als ich mich darauf niederließ. Es war ein gepolsterter Drehstuhl, wie ich ihn schon in Dr. Slotans Büro gesehen hatte. Nur dass dieser hier von schwarzem, rauen Stoff überzogen war und bereits zerschlissen aussah. Dennoch fühlte er sich bequem an. Das Technikzelt war weitestgehend leer, nur Gamma und Delta saßen an einem großen Schreibtisch und schienen in ihre Arbeit vertieft. Mir entging jedoch nicht, dass sie abwartend in unsere Richtung lauschten; ihr Geruch verriet sie. Neugier hatte einen säuerlich-süßen Geruch. Jeff saß neben mir, vor uns türmte sich ein Stapel Akten.

»Unser Hauptziel ist, dass du so lange wie möglich im Centro bleibst, ohne aufzufliegen. Damit das klappt, benötigst du natürlich eine entsprechende Vorbereitung. Wir können kein Risiko eingehen und deshalb musst du informiert sein.«

»Ich weiß, ich habe alles gelernt«, sagte ich und legte die Mappe auf den Tisch.

Joff musterte mich belustigt. »Das ist schön, aber das war nur der Anfang.« Er schob den Stapel Ordner, Blätter und Hefter in meine Richtung. »Wenn ich wollte, könnte ich dir das einfach mitgeben und verlangen, dass du alles auswendig lernst.« Er grinste, schien die Macht zu genießen. »Doch sosehr ich es genießen würde, dir beim Scheitern zuzusehen, wäre das doch nicht im Sinne der Sache. Also mache ich mir die Mühe und versuche dir beizubringen, was Georgina McCarthy sich in vielen Jahren der Ausbildung angeeignet hat und für sie längst selbstverständlich war.«

Ich runzelte die Stirn, beobachtete, wie er einen Aktenordner aus dem Stapel zog. Er war dicker als die rote Mappe. »Wir fangen mit Grundlegendem an. Das Leben in Sektor 1. Du weißt, dass wir nur über begrenztes Wissen verfügen, aber das, was wir haben, dürfte reichen, damit du dich durchschlagen kannst. Das hoffen wir zumindest.« Joff seufzte und schob mir den Ordner herüber. Ich öffnete ihn und fand auf der ersten Seite eine Zeichnung. Es handelte sich um mehrere übereinander angeordnete Rechtecke. Sie waren fortlaufend beschriftet, das Unterste mit »Sektor 1a«, das Oberste mit »Sektor 1d«.

»Wir nennen diesen Teil des Centro den Wasser-Sektor, weil er der einzige ist, der noch fließend damit versorgt wird. Das ist nicht zu vergleichen mit den primitiven Waschmöglichkeiten hier, sondern viel moderner. Doch kommen wir erst einmal zu den wichtigen Dingen: Wie du siehst, ist Sektor 1 in sich unterteilt. Je höher der Sektorbereich, desto wichtiger die Aufgaben. Leider hören unsere Informationen bei Sektor 1b auf. Über Sektor 1c und 1d kennen wir lediglich ein paar Gerüchte, die jedoch nicht belegt sind. Wie zum Beispiel, dass die Centro-Führung sich in Sektor 1d aufhält. Allerdings ist das auch einfach ein logischer Schluss.«

»Der obere Sektor befindet sich ja fast in der Spitze des Gebirges?«, fragte ich und fuhr mit dem Finger die schemenhafte Zeichnung nach.

»Richtig. Eines der wenigen Sachen, die wir sicher sagen können. Die Skizze, die du hier siehst, ist die Kopie einer groben Konstruktionszeichnung, die wir im Computersystem entdeckt haben.«

Ich nickte, versuchte mir die Abbildung genau einzuprägen. Joff blätterte weiter und erklärte damit die Zeit zum Merken der Strukturen als beendet. Als ich ihn wütend ansah, grinste er.

»Wenn wir nicht mehr als ein paar Wochen zusammen verbringen wollen, müssen wir das hier schnell durchziehen. Das Leben in Sektor 1 unterscheidet sich von stark von allem, was du kennst. Und wenn du dort eintriffst, erwartet jeder von dir, dass es für dich so selbstverständlich ist, als wärst du dort aufgewachsen.« Ich atmete tief durch. »Wir machen weiter mit den grundsätzlichen Dingen. Wie im restlichen Centro gibt es auch in Sektor 1 Vorschriften. Einige Regelverstöße werden strenger geahndet, über andere wird gerne mal hinweggesehen. Dennoch ist es für dich besonders wichtig, dass du sie kennst. Laut dem System ist Georgina McCarthy niemals negativ aufgefallen. Damit wirst du auch jetzt nicht anfangen.«

Auf der nächsten Seite befand sich tatsächlich eine Liste, die von oben bis unten durchnummeriert war. Es waren insgesamt acht Punkte. Recht übersichtlich.

»Ich will, dass wir uns heute ausschließlich mit Punkt 1 befassen: ›Sektor 1 darf niemals verlassen werden, es sei denn, es besteht eine besondere berufliche Zuweisung.‹« Joff blickte mich an, bis ich etwas zögerlich nickte. »Ich betone das deshalb so sehr, weil tatsächlich niemand aus diesem Sektor ihn jemals verlässt. Verstöße gegen diese Regel … Ehrlich gesagt gab es die noch nicht. Ich möchte dir heute zeigen, warum das so ist.« Er drehte sich von mir weg und kramte in einer Kiste, die neben ihm auf dem Boden stand. Interessiert streckte ich mich und versuchte ihm über die Schulter zu blicken. Als er sich wieder umwandte, zuckte ich überrascht zurück. In den Händen hielt er zwei klobige Brillen mit abgedunkelten Gläsern. Er reichte mir eine der beiden. Ich musterte das technische Ding, es wog schwer in meiner Hand.

»Was soll das sein?«

»Das ist ein Überträger, um sich in das centroeigene Intranet einzuklinken.« Er ließ es so stehen, als müsste ich genau wissen, wovon er sprach.

»Ich verstehe kein Wort«, gab ich matt zurück und fühlte, wie meine Wangen heiß wurden.

Joff grinste. »Dachte ich mir. Setz sie auf.« Er deutete auf die Brille.

Skeptisch musterte ich das Gerät, das mit einem breiten Gummiband versehen war. Elektrische Leitungen ragten aus einem kleinen schwarzen Kästchen, das an eben diesem Band befestigt war: zwei dünne, höchstens dreißig Zentimeter lange Kabel, an deren Enden sich eine Art aufklebbarer Messfühler befand, und ein weiteres mindestens zwei Meter langes Kabel, das in einem goldenen Stecker endete.

»Nun mach schon«, zischte Joff. »Es wird dich schon nicht beißen.«

Gereizt presste ich die Lippen aufeinander, warf Joff einen trotzigen Blick zu und stülpte die Brille über meinen Kopf. Sie saß eng. Als sie über meine Augen rutschte, wurde alles schwarz.

»Ich werde jetzt zwei Audioadaptoren hinter deinen Ohren befestigen. Sie setzen sich direkt mit deinem Gehirn in Verbindung und übertragen die Schallwellen an die entsprechenden Areale. Außerdem befinden sich am Rand der Brille Sender, die durch Impulse elektromagnetisch auf das Gehirn einwirken.«

»Was?!« Ich spürte Panik in mir aufsteigen. Atmete mehrmals tief durch.

»Angst, Sonnenmädchen?« Joffs Stimme klang leicht spöttisch. »Mach dir keine Sorgen, selbst wenn du mir nicht vertraust, Doc würde es niemals zulassen, dass ich seinem Schützling auch nur ein Härchen krümme.« Mir entging nicht der beißende Unterton.

Auf meinen Armen bildete sich eine Gänsehaut und ein flaues Gefühl ließ meinen Magen krampfen. Joff in absoluter Dunkelheit ausgeliefert zu sein, war das Letzte, was ich wollte. Am liebsten hätte ich mir die Brille sofort wieder vom Kopf gerissen.

»Achtung«, erklang Joffs Stimme und im selben Moment knackte es laut in meinen Ohren. Ich zuckte zusammen. »Du bist jetzt mit dem Rechner verbunden. Lehn dich zurück und entspann dich.«

Ich ließ mich steif gegen die Rückenlehne sinken. Entspannen stand außer Frage. Und dann wartete ich. Erst geschah nichts. Joff schwieg. Nach einer Weile bemerkte ich, dass es unwirklich still um mich herum war. Kein leises Grummeln von Beta, keine hektischen Bewegungen von Gamma; nichts. Wie ein Vakuum, das mein Gehör isolierte.

»Joff?« Es fiel mir schwer, die Panik in meiner Stimme zu verbergen, und so scheiterte ich kläglich. Ich hasste mich für die schrille Tonfarbe. Joff würde sich totlachen. Doch statt Gelächter war da undurchdringliche Stille. »Joff?! Hallo?! Da stimmt was nicht!«

Ich erschrak. Auf meiner Stimme lag ein Widerhall. Ja, es klang tatsächlich so, als würden meine Worte von Wänden in einer großen Höhle zurückgeworfen. Aber da war nichts als Schwärze. Mein Atem ging unruhig.

»Hallo?!«, rief ich wieder und ging ein paar Schritte. Moment. – Ich ging? Tatsächlich. Ich saß nicht mehr auf dem Schreibtischstuhl, sondern ich stand. Vollkommen überfordert erstarrte ich. Der Boden unter meinen Füßen fühlte sich stabil an, trotzdem hatte ich Angst, auch nur einen weiteren Schritt zu machen. Was war hier los?

»Du solltest dich ansehen.«

»Ah!« Ich stolperte rückwärts. Der Junge war aus dem Nichts aufgetaucht und von seinem Körper schien eine eigene Helligkeit auszugehen. Trotz der Dunkelheit erkannte ich grellblonde Haare, leicht spitze Gesichtszüge und einen strahlend weißen Zweiteiler. Er lachte amüsiert auf.

»Wer bist du?«, keuchte ich.

Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Wer soll ich schon sein, Sonnenmädchen? Meinst du, ich lasse dich hier drinnen alleine rumspringen?«

Ich hatte gleich gedacht, dass mir die Stimme bekannt vorkam, auch wenn das Äußere sich so gar nicht mit Joff in Einklang bringen ließ.

»Du siehst aus … du …«

»Gefällt es dir? Ich dachte, dass ein Junge in deinem Alter es dir leichter macht, die Sache zu begreifen.« Joff streckte die Arme aus und drehte sich einmal um sich selbst. Er grinste zufrieden. »Im Intranet ist natürlich alles noch viel authentischer. Du wirst zum Beispiel meine Stimme nicht mehr erkennen, weil ich die der Person annehme, in die ich schlüpfe.«

»Aber wie …?«

Der Joff-Junge verschränkte die Arme vor der Brust und seufzte. »Jetzt hör mit dem Gestammel auf. Das ist ja nicht zum Aushalten. Das, was du siehst, fühlst und hörst, ist nichts weiter als eine Illusion. Ein Streich, den das System deinem Gehirn spielt. Das Centro-Intranet ist ein virtueller Raum, der es den Bewohnern von Sektor 1 ermöglicht, in andere Welten einzutauchen.«

Ich brauchte einen Augenblick, um das Gesagte zu verarbeiten. »Du meinst, das hier … du bist nicht echt?«

»Mein Geist ist hier, aber meine körperliche Form ist lediglich das Resultat eines Programms, das Gamma und Delta geschrieben haben. In Wirklichkeit sitzen wir mit ziemlich leeren Blicken zusammengesunken auf den Stühlen im Technikzelt. Wir haben uns niemals von dort wegbewegt.«

»Das ist … verrückt.«

Joff lachte. »Und dabei ist das erst der Anfang.« Er klatschte zweimal fest in die Hände und plötzlich hatte ich das Gefühl zu fallen. Der Schrei blieb in meiner Kehle stecken, während ich hilflos mit den Armen ruderte. Joff war verschwunden, ich stürzte allein durch dichtes Schwarz. Genau in diesem Augenblick riss die Düsternis unter mir auf und ich fiel durch einen Spalt hinein in strahlende Helligkeit. Ich blinzelte gegen das grelle Licht an. Hellblauer Himmel, blendende Sonne und unter mir ein Meer aus grünem Gras. Erst spät begriff ich, dass ich mich dem Grün unaufhaltsam näherte.

»Neiiiiiin!« Ich ruderte mit den Armen, strampelte mit den Füßen. Es half nichts. Der Aufprall sorgte dafür, dass mir schlagartig die Luft aus den Lungen gepresst wurde, dennoch gab der Boden nach, als bestünde er aus weichem Gummi. Schwer atmend lag ich auf dem Rasen, starrte in den strahlend blauen Himmel.

»Endlich.«

Mein Kopf zuckte in die Richtung, aus der die vertraute Stimme gekommen war. Der Joff-Junge lag seitlich im Gras, den Kopf auf seiner Hand abgestützt, blickte er grinsend zu mir herüber. Mein Herz polterte noch immer fest gegen meinen Brustkorb. Langsam richtete ich mich auf.

»Der Übergang ist am Anfang immer etwas hart«, sagte er, setzte sich ebenfalls auf und verschränkte die Beine zu einem Schneidersitz. Die Wiese, auf der wir uns befanden, verlief über eine leichte Hügellandschaft. Hier und da durchbrach ein Baum mit ebenmäßigen Zweigen das Grellgrün. Die Landschaft schien endlos. Ich meinte, so etwas schon einmal in einem der Bücher aus meiner Schulzeit in Sektor 3 gesehen zu haben, doch die Erinnerung war trüb und nicht zu vergleichen mit dem, was ich in diesem Moment sah. Was mir außerdem auffiel, war das, wonach es roch oder vielmehr nicht roch. Diese gesamte strahlende Welt duftete weder nach Gras noch nach Erde oder sonst nach Natur, wie ich es aus dem Dschungel kannte. Beinahe als hätte ich meinen Geruchssinn verloren. Bei meinen Gaben war dies ein verwirrendes Gefühl.

»Unglaublich«, murmelte ich. Ich hatte meine unsanfte Landung an diesem Ort beinahe vergessen.

»Gamma und Delta haben ganze Arbeit geleistet, ja. Mit ihren beschränkten Mitteln das Beste, was sie aus dem System herausholen konnten. Das ist natürlich nicht mit dem wirklichen Intranet zu vergleichen.«

Ich runzelte die Stirn. »Das heißt, wir sind doch nicht im Intranet?«

Joff lachte und schüttelte den Kopf. »Ich kann dich bei deinem ersten Sprung ja schlecht gleich auf die Centro-Bewohner loslassen. Sie kommunizieren auf diesem Weg. Genießen ihre Freiheit, obwohl sie eingesperrt sind.«

Ich bewegte meine Zehen, erst jetzt sah ich, dass ich barfuß war. Das Gras kitzelte an meinen Füßen. Würde meine Nase nicht das Gegenteil sagen, könnte ich tatsächlich glauben, dies alles wäre echt.

»Sprung? Und was meinst du damit, dass sie hierüber kommunizieren?«

»So nennt man den Übergang von realer in die virtuelle Welt. Im Intranet wäre dieser Raum nicht leer, sondern man hätte die Möglichkeit, sich mit anderen Menschen aus Sektor 1 zu treffen. Und das, obwohl man sich an verschiedenen Orten befindet.«

»Aber warum sieht man sich dann nicht in echt?« Die ganze Sache schien mir noch immer suspekt.

Joff seufzte entnervt, als wäre ich schwer von Begriff. »Weil die Menschen das hier miteinander teilen wollen. Deswegen treffen sie sich hier. Außerdem sind wir uns nicht sicher, wie es zum Beispiel an den Übergängen von Sektor 1b zu 1c aussieht. Ich wette, man kann nicht einfach wechseln, wie es einem lieb ist, aber über das Intranet kann man in Kontakt treten.«

Ich nickte. Noch immer schien mir das Ganze zu groß, um es einfach so zu begreifen.

»Ich habe dir das heute gezeigt, damit du verstehst. Sie wollen aus Sektor 1 nicht weg, weil sie mehr haben, als es da draußen gibt. Zufriedene Menschen müssen nicht flüchten. Überfluss lähmt die Neugier. Was du hier siehst, ist nicht einmal ansatzweise das volle Potential dessen, was das Intranet bietet. Jeder Ort kann bereist werden, jeder Wunsch erfüllt. Es ist nicht im Entferntesten mit dem Leben in den anderen Sektoren vergleichbar.«

Ich schluckte hart. In Anbetracht dieser Informationen fühlte sich mein bisheriges Leben klein und unbedeutend an.

»Du wirst lernen müssen, damit umzugehen. Dein Alter Ego Georgina hat das Intranet nicht nutzen dürfen, da ihre Arbeit sie vollkommen von der Gemeinschaft isoliert hat. Das ist gut, falls du etwas unbeholfen wirkst, wenn du dich im Netz bewegst, aber zumindest die Grundkenntnisse solltest du haben.«

»Wie soll das eigentlich laufen? Also wie komme ich in Sektor 1? Georgina kann doch nicht einfach wieder auftauchen, oder?« Ich blickte ihn nicht an, während ich die ganzen Dinge fragte, die mich eigentlich voll für sich einnehmen sollten. Doch das Gefühl, wie die kühlen Grashalme meine Handflächen kitzelten, war einfach zu faszinierend.

»Sie gilt im Moment als vermisst, wenn nicht sogar als tot. Wir werden dich, wenn es losgeht, einer Patrouille ausliefern, wo du glaubhaft versichern musst, dass du Jordans Leuten entkommen bist und gefoltert wurdest.«

Kurz spielte ich mit dem Gedanken, ein paar der Halme auszureißen und den nicht vorhandenen Duft tief einzuatmen.

»Wieso sollten sie mich in Sektor 1 wieder aufnehmen, wenn doch keiner den Sektor verlassen darf?«

Joff keuchte und sein jungenhafter Körper sank zurück auf die Wiese. »Wenn du wirklich Georgina sein möchtest, dann musst du aufhören, ständig dusselige Fragen zu stellen, und selbst Schlüsse ziehen. Sie ist eine verdammte Analystin.« Er rieb sich mehrfach durch das Gesicht. Ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden. Rotwerden ging also auch in dieser unwirklichen Welt? Joff stützte sich auf seine Ellbogen und blickte mich an. »Natürlich werden sie dich wieder aufnehmen. Das Wissen, das Georgina als Analystin hat, ist viel zu wertvoll, um sie zu verstoßen. Und sie umzubringen, wäre dumm, solange sie nicht erfahren haben, was sie an Jordan weitergegeben hat. Natürlich werden wir für einen ausgiebigen Gedächtnisverlust sorgen, der sie dazu nötigen wird, dich länger bei ihnen zu behalten.« Er zwinkerte mir zu. Ich schluckte. Auch dieser Plan hatte in meinen Augen Lücken. Was, wenn sie mich einsperrten, bis ich ihnen alles gesagt hatte? Das würde mir jede Möglichkeit nehmen, den Sektor auszuspionieren. Außerdem würde es mich automatisch an den Punkt zurückbringen, wo ich niemals wieder hinwollte; in ihre verfluchten Versuchslabore. Allein der Gedanke daran sorgte dafür, dass sich meine Kehle zuschnürte.

»Du denkst zu viel nach.« Joff stand auf und musterte mich mit hochgezogenen Augenbrauen.

»Ich mache mir Sorgen«, sagte ich wahrheitsgemäß.

Joffs unsympathische Züge in der realen Welt waren mir lieber als das freundliche Gesicht des Jungen an diesem Ort.

»Keiner hier will dir was Schlechtes«, sagte er mit ernster Miene und fuhr sich durch das Haar. »So, das genügt. Sieh die heutige Lektion als beendet an.«

Bevor ich etwas antworten konnte, klatschte er in die Hände, und ich befand mich wieder im freien Fall. Mühsam kämpfte ich mit meiner Panik, versuchte die Prozedur ganz still über mich ergehen zu lassen. Das alles war nicht real.

Erst als ein Rucken durch meinen Körper ging und ich die wispernden Stimmen von Gamma und Delta vernahm, begriff ich, dass ich in die Realität zurückgekehrt war. Jemand begann an meinem Kopf herumzunesteln. Als sich die Brille von meinen Augen löste, blinzelte ich gegen das Licht im Technikzelt an. Ich atmete tief ein. Die vertrauten Züge von Joff mit seinem spöttischen Blick und den hervortretenden Augen beobachteten mich. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Mir war übel.

Centro 03 - Das Ende
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