Kapitel 17

 

Der Strecke zwischen Masons Haus und Portland war eben und schnurgerade. Langweilig. Wenn Mason Gas gab, konnte er je nach Verkehrsaufkommen in einer Viertelstunde im Büro sein. Bis zur Fernstraße südlich der Stadt kam er gut voran. Aber dort staute sich der Verkehr und kam schließlich zum Erliegen.

Absoluter Stillstand.

Genervt ging Mason in Gedanken noch einmal sein Treffen mit Fielding und das Gespräch mit Ray durch. Wo war Hinkes? Wie konnten große Teile seiner Akte einfach verschwinden?

Verdammte Scheiße.

Mason zwang sich, sich die eine Frage zu stellen, die Ray und er bislang nicht laut ausgesprochen hatten: Wer hatte die Aufzeichnungen über Hinkes verschwinden lassen?

Akten konnten verloren gehen, Fehler konnten passieren. Aber über Hinkes gab es gar nichts mehr. Irgendwer musste im Hintergrund die Strippen gezogen haben. Jemand hatte ganz dick die Finger in der Sache.

Vielleicht ist er in einem Zeugenschutzprogramm.

Mason spuckte fast den Schluck Kaffee aus, den er grade im Mund hatte. Anscheinend hatte er zu viele Krimis gesehen. Aber die andere Möglichkeit gefiel ihm noch viel weniger: dass eine Person mit Macht und Einfluss in der Polizeiarbeit herumpfuschte. Der Gedanke war ihm zutiefst zuwider, denn so etwas setzte die Kooperation der Kollegen in Blau voraus. Mason wusste, dass Cops sich nicht immer an die Regeln hielten. Auch er nahm es hin und wieder nicht ganz so genau. Aber um seinen Job gut machen zu können und nicht irgendwann durchzudrehen, musste er an das System glauben können. Daran, dass die Guten die Bösen jagten und sie einlochten. Und dass die Bösen auch eingelocht blieben.

Im Augenblick war Masons Glaube zutiefst erschüttert.

Wer hatte Gary Hinkes’ Vergangenheit ausradiert?

Hinkes war der tätowierte Albino. Für Mason stand das fest. Nun wünschte er sich inbrünstig Fakten, mit denen er sein Bauchgefühl untermauern konnte.

Welchen Namen verwendete der Kerl jetzt? Wer hatte seine Akte gelöscht und ihm ermöglicht, all die Kinder zu entführen und umzubringen? Und warum in aller Welt wollte jemand so viele Kinder kidnappen? Wer machte sich absichtlich das Leben so schwer? War der Kerl so krank, dass er gleich eine ganze Busladung Kinder brauchte? Oder hatte er es nur auf ein ganz bestimmtes Kind abgesehen und die anderen waren nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen?

Die Suche nach Antworten dauerte nun schon zwanzig Jahre. Alle Eltern waren immer wieder gefragt worden, ob sie jemanden kannten, der ihnen schaden oder sich rächen wollte, indem er sich an ihrem Kind vergriff. Die Brodys waren die prominentesten unter den Betroffenen. Deshalb hatte man lange geglaubt, es sei vor allem um ihren Sohn gegangen. Der neueste Hinweis des Senators hatte nicht weitergeholfen, denn der Stalker von damals war seit zehn Jahren tot. Der Mann, den sie suchten, lebte noch.

Mason hatte mit Hove telefoniert. Er war genau wie Mason und Jamie der Meinung, dass der Mörder des Bäckers auch Jamie überfallen und das Haus ihres Bruders durchsucht hatte.

Jemand versuchte, Altlasten zu beseitigen.

Und diese Altlast hieß Chris Jacobs.

Aber warum gerade jetzt? Warum hatte der Kerl Jacobs nicht gleich nach dessen Rückkehr geholt? Erst ließ er sich fast zwanzig Jahre Zeit, um sich an Chris heranzumachen, und jetzt hinterließ er eine verheerende Spur aus Gewalt und Zerstörung. Was war jetzt anders als in den Jahren zuvor? Hatte Chris durchblicken lassen, dass er sich doch an etwas erinnerte? Was machte den Täter so nervös?

War es die Entdeckung der Skelette? Waren es all die Kinderleichen, die nun ausgegraben worden waren? Hatte die Polizei jahrzehntelang eine wichtige Spur übersehen? Oder hatte der Tätowierte Angst, dass die Medienberichte Chris Jacobs’ Erinnerungsvermögen auf die Sprünge helfen würden?

Mister Tattoo ging gewaltige Risiken ein, um Chris Jacobs zum Schweigen zu bringen.

Anscheinend war da jemand hochmotiviert.

Mason konnte es kaum erwarten, diesen Jemand zwischen die Finger zu kriegen.

Der Verkehr kroch langsam weiter. Bis zu Masons Ausfahrt waren es noch drei Meilen. Bei diesem Tempo würde er erst um Mitternacht im Büro ankommen. Im Fahrzeug neben ihm telefonierte ein Mann mit seinem Handy. Andere Fahrer schrieben SMS. In Oregon waren Telefonieren und SMS-Schreiben während des Fahrens verboten. Es sei denn, es gab berufliche Gründe. Wie bei Lieferwagenfahrern oder Polizisten.

Er steckte sich sein Bluetooth-Headset ins Ohr. Mason hasste das Ding. Aber noch mehr hasste er die Typen, die vierundzwanzig Stunden am Tag mit dem Plastikteil am Kopf herumliefen. Er rief Ray an.

»Wo bist du?«

»Ich sitze wie festgenagelt auf der I-5 und schaue den Arschlöchern ringsum beim Simsen zu.«

»Zeig ihnen deine Marke.«

»Warum?«

»Weil sie irgendwann jemanden totfahren, wenn sie sich nicht auf den Verkehr konzentrieren.«

»Wenn es hier nicht bald weitergeht, werde ich selbst zum Mörder. Hast du was Neues für mich?«

»Ja, der Kollege von der Gang-Abteilung hat sich gemeldet. Fehlanzeige. Die Tattoos sind in der Szene nicht bekannt. Unser Mann ist also wohl kein Gang-Mitglied und hat mit seinen Tintenbildchen auch keinen neuen Trend kreiert.«

Mason schnaubte. »Stell dir vor, du willst hip sein, und kein Schwein ahmt dich nach.«

»Interessiert dich die Übersetzung der Schriftzeichen? Es sind chinesische, keine koreanischen, wie wir vermutet hatten.«

Mason war ganz Ohr.

»Eines steht für Erleuchtung …«

»Augenblick. Ich muss kotzen.«

»… das andere für Chaos.«

»Das passt schon eher. Der Arsch hat in den betroffenen Familien jahrzehntelang für Chaos gesorgt. Aber wie kommt er auf das hochtrabende Erleuchtungssymbol. Wir haben es doch nicht mit einem Intellektuellen zu tun.«

»Hast du schon mal die Sendung über Leute gesehen, die ihre unterirdisch schlechten Tätowierungen nicht mehr wollen? Manche Geschichten sind zum Totlachen. Meistens haben die Leute sich mit dem Motiv identifiziert und etwas Tiefschürfendes ausdrücken wollen. Später stellen sie dann fest, wie idiotisch es aussieht.«

»Du meinst, wenn sie wieder nüchtern sind?«

Das Telefon vibrierte von Rays Lachen. »Du würdest staunen, wie viele von ihnen sich stocknüchtern von irgendeinem Nachwuchstalent verunzieren lassen. Und dann kratzen sie ihr ganzes Erspartes zusammen, um das Kunstwerk wieder loszuwerden. Aber im Ernst: Ich glaube, damit können wir Cecilia Brodys koreanischen Patienten abhaken.«

»Du hast recht. Die Wahrscheinlichkeit, dass er etwas mit unserem Fall zu tun hat, ist gering. Vielleicht wollte der Tätowierte durch die fernöstlichen Symbole und deren Bedeutung als besserer Mensch erscheinen. Hat er die weisen Worte deshalb auf den Fotos verewigt, auf denen er die Hände um die Hälse kleiner Jungs legt? Das hat ja prima geklappt.

Ich hätte diesen Kinderschänder auch fast für einen Philosophen gehalten!« Mason sah sich nach den Fahrern in der Nähe um. Hatte jemand gehört, wie er Ray anschrie? Er schnaubte und fuhr sich durchs Haar. »Tut mir leid«, murmelte er ins Telefon.

»Der Typ bringt mich genauso zur Raserei wie dich.«

Einen Moment lang schwiegen sie sich an. Mason versuchte, die Polaroidfotos aus dem Kopf zu bekommen. Als es aus dem Lautsprecher in seinem Ohr piepste, warf er einen Blick auf das Display in der Konsole.

»Hey Ray. Michael Brody versucht grade, mich anzurufen. Hast du in den letzten Stunden mit ihm gesprochen?«

»Nein. Ich habe nichts von ihm gehört.«

»Ich rede jetzt mit ihm und rufe dich dann zurück.«

»Okay. Und ich soll mich beim gerichtsmedizinischen Institut melden. Die haben was für uns.«

Mason drückte Ray weg und holte sich Brody in die Leitung. Brody atmete schwer. Nicht gut.

»Was ist passiert?«, bellte Mason.

»Jamie ist weg. Ich habe sie eine halbe Stunde im Hotelzimmer allein gelassen … Vielleicht nicht mal ganz so lange … und als ich zurückgekommen bin, war sie nicht mehr da.« Brodys Worte flossen ineinander. »Niemand hat etwas gesehen, und, nein, sie ist nicht bloß mal kurz zum Supermarkt gegangen. Ihr Handy liegt noch im Zimmer.« Michael holte tief Luft. »Ein Mann hat sie angerufen – anscheinend gleich nachdem ich gegangen bin. Er muss sie irgendwie dazu gebracht haben, das Zimmer zu verlassen. Verdammt, Callahan, ich glaube, er hat sie.«

Stille.

»Scheiße.«

»Ich habe mit Spencer telefoniert. Die sind immer noch mit dem Mord an dem Jungen in der Garage beschäftigt. Spencer meint, der Junge hätte wohl mit dem Tätowierten gesprochen, und das wäre sein Todesurteil gewesen. Der Sheriff glaubt, dass der Tätowierte von dem Jungen erfahren hat, wo Chris wohnt und dass er mit dem Bäcker befreundet ist. Herr im Himmel, ich gehe hier fast die Wände hoch, Callahan!«

»Beruhigen Sie sich …«

»Bleiben Sie mir mit diesem Geschwätz vom Leib!«

»Was hat Spencer Ihnen geraten? Haben Sie mit Hove gesprochen?« Mason dachte fieberhaft nach. Er war viele Autostunden von Brody entfernt. So gerne er helfen wollte – aber bis er vor Ort wäre, würde zu viel Zeit vergehen. Verdammt!

»Spencer informiert seine Leute und Hove. Ich hätte sie nicht allein lassen dürfen! Das kranke Arschloch hat sie. Der Typ hat in den letzten vierundzwanzig Stunden zwei Leute umgebracht. Vielleicht sogar noch mehr, falls er Jamies Bruder schon gefunden hat.«

»Wenn er den hätte, bräuchte er Jamie nicht. Und jetzt denken Sie nach! Haben Sie in der Nähe des Hotels irgendein auffälliges Fahrzeug gesehen? Eine Person? Etwas gehört?«

Den Reporter konnte normalerweise nichts erschüttern. Dass Brody so panisch reagierte, färbte nun auch auf Mason ab.

»Nein, gar nichts.«

»Wo sind Sie jetzt?«

»Ich stehe vor der Pension. Spencer will mir jemanden schicken. Unser Zimmer sieht genauso aus wie vorher. Keinerlei Kampfspuren.«

»Dann hat er sie irgendwie dazu gekriegt, freiwillig mitzugehen.«

»Aber warum hat sie ihr Handy nicht mitgenommen?«

»Vielleicht dachte sie, sie wäre gleich wieder da. Sie würde nur runter in die Lobby gehen und kurz mit jemandem sprechen oder etwas abholen.«

»Scheiße.«

Mason hörte den Reporter nach Luft ringen. »Wir finden sie«, sagte er lahm.

»Ja, sicher. Aber hier rumzusitzen, macht mich wahnsinnig. Ich muss dringend etwas tun. Nur was … Ich fasse es nicht!« Brodys Stimme hatte gerade eine Oktave übersprungen.

»Was ist los?«, fragte Mason. Er hörte durchs Telefon ein Motorengeräusch. Brody gab ihm keine Antwort, aber der Motor wurde abgestellt. »Ist das jemand von der Polizei?«

»Das glaube ich jetzt nicht«, sagte Brody. »Ich rufe Sie gleich zurück.«

»Augenblick! Ist es Jamie? Was ist passiert?«

»Nein«, sagte Brody. »Sieht aus, als wäre Chris Jacobs grade hier vorgefahren.«

Das Telefon klickte.

Mason starrte das Display an. »Verdammt noch mal, Brody!« Er warf das Telefon auf den Beifahrersitz und drosch mit beiden Händen aufs Lenkrad ein. »So eine Kacke können Sie mit mir nicht machen!«

 

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Michael steckte das Handy in die Tasche und betrachtete den zerbeulten Pick-up, der gerade am Straßenrand gehalten hatte. Der Wagen war schon fast an der Pension vorbei gewesen, dann hatte der Fahrer Brody gesehen und war in die Eisen gestiegen. Durch das Heckfenster der Kabine sah Michael einen Erwachsenen und auf dem Rücksitz den schwarzen Schopf eines Kindes.

Chris und Brian.

Michaels Augen suchten fieberhaft.

Vielleicht ist Jamie bei ihnen.

Aber sein Wunsch blieb unerfüllt. Er sah keinen dritten Kopf. Der Erwachsene wandte sich um und sagte etwas zu dem Kind. Dann ging die Fahrertür auf. Ein hochgewachsener, schlanker Mann stieg aus. Er trug Cargo-Shorts mit Tarnmuster und ein schwarzes T-Shirt. Sein Outfit ähnelte Michaels Alltagsmontur. Michael betrachtete das knotige Profil des Mannes, über die Wange und den Hals zogen sich blasse Narben. Chris war irgendwann in der Vergangenheit ganz offensichtlich übel zugerichtet worden. Er drehte sich zu Michael um und fixierte ihn. Beim Anblick der gebrochenen Nase und des schiefen Kinns lief Michael ein Schauer über den Rücken. Seine Ohren begannen zu klingeln.

Er versuchte, sich auf die hellbraunen Augen zu konzentrierten, auf die Kopfhaltung und die Schultern. Angespannt. Misstrauisch. Auf der Hut. Die Arme leicht abgespreizt, die Füße hüftbreit in den Boden gestemmt, stand Chris Jacobs vor ihm. Dieser Mann war sein Leben lang wachsam gewesen und hatte immer mit dem Schlimmsten gerechnet. Jetzt musterte er Michael reglos.

Michael fuhr sich über die Augen, schaute genauer hin. Chris verharrte reglos. Michael machte zwei Schritte auf ihn zu. Aus dem Heckfenster des Trucks schaute ihn ein rundes kleines Gesicht neugierig an. Plötzlich versank die Welt um Michael. Er sah nur noch Brian wie durch eine lange Tunnelröhre.

Er sieht aus wie Daniel. Daniel als Kind. Die Haarfarbe und die Augenfarbe sind anders, aber …

»Michael«, sagte der Mann.

Nicht wie Chris Jacobs.

Er trug den Kurzhaarschnitt eines Elitesoldaten.

»Verpassen Sie ihnen einen Schnitt, mit dem sie aussehen wie Marines«, sagte Der Senator zum Friseur.

Michaels inneres Bild von seinem kräftigen jüngeren Bruder verschmolz mit der Gestalt des schlanken Mannes, der vor ihm stand. Er blinzelte.

Daniel.

»Michael«, sagte der Mann noch einmal. »Ich weiß …«

Michael kannte die Stimme. Sie gehörte Dem Senator, kam aber aus dem Mund seines Gegenübers. Er fixierte den jungen Mann. »Heilige Scheiße!«

Daniel. Vor ihm stand sein Bruder. Michael empfand Freude und Erleichterung. Gleichzeitig zitterten ihm die Knie. Er machte einen unsicheren Schritt auf ihn zu, ohne sein Gesicht aus den Augen zu lassen.

Warum hat er uns nie ein Zeichen gegeben, dass er lebt?

Michael erstarrte.

»Verdammt, Daniel! Warum zum Teufel hast du … warum … Verdammt noch mal!« In Michael tobte ein Kampf zwischen Freude und Wut. Er wusste nicht, was er empfinden sollte. Die roten Nebel vor seinen Augen erschwerten ihm die Sicht. Er ging noch ein Stück näher an Daniel heran. »Warum zum Teufel hast du uns glauben lassen, du wärst tot?«, presste er hervor. Eine Armlänge vor Daniel blieb er stehen. Sein Blick saugte ihn auf. Er wusste nicht, ob er auf ihn einprügeln oder ihn umarmen sollte.

Daniel wich einen halben Schritt zurück. »Ich kann alles erklären.«

»Nein, das kannst du nicht! Du kannst mir nicht erklären, dass es notwendig war, uns zwanzig Jahre lang im Ungewissen zu lassen!« Verzweifelt versuchte Michael, mehr Sauerstoff in die Lunge zu bekommen. Seine Ohren klingelten noch immer. »Gott sei Dank, dass es dir gut geht!«

»Es tut mir leid, aber …«

Michael schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab. »Das kannst du dir sparen. Du hast ja keine Ahnung …«

»Und du hast keine Ahnung, wie mein Leben …« Daniel beugte sich vor, seine Stimme wurde lauter.

»Drauf geschissen, Daniel! Weißt du, was du unseren Eltern angetan hast? Hättest du nicht wenigstens anrufen können? Hast du vergessen, aus welcher Familie du stammst?«

»Nein, ich habe gewusst …«

»Gibt es Chris Jacobs überhaupt? Versteckt ihr euch beide hier draußen vor euren Familien?«

»Chris hat es nicht …«

»Weiß Jamie, dass du nicht Chris bist?«

Daniels Schultern sanken nach vorn. »Sie glaubt, ich sei Chris, und ich bin Chris. Für sie. Für alle.«

Michael zuckte zusammen. »Verdammt, ich kann Jamie nicht finden!« Wie hatte er sie auch nur für eine Sekunde vergessen können? »Ich glaube, er hat sie sich geholt. Er versucht mit allen Mitteln, an dich ranzukommen.«

Daniel richtete sich auf. Seine Brauen zogen sich zusammen. »Was? Wann? Ich habe euch beide doch eben noch zusammen in den Nachrichten gesehen. Sprichst du vom Geistermann? Hat er sie entführt?«

»Geistermann? Du meinst den tätowierten Freak?«

»Ja. Wir haben ihn immer den Geistermann genannt, weil er so gespenstisch weiß ist.«

»Meine Güte. Wir?«

»Wir Kinder.«

Michael zog das Handy aus der Tasche. »Du hast verdammt viel zu erklären. Aber im Moment brauchen wir die Polizei.«

Er wählte Spencers Nummer und drückte das Telefon ans Ohr. Sein Blick ließ Daniel nicht los.

Daniel?

Michaels Hand streifte seine nasse Wange. Er berührte sie noch einmal und starrte unverwandt auf seine feuchten Finger. Anscheinend weinte er. Heftig sogar.

Was zum Teufel ist hier grade passiert?