5

 

Grausamer Mord in Pankow

Am Freitagnachmittag wurde in einer Pankower Wohngemeinschaft die grausam zugerichtete Leiche eines 28-jährigen Mannes gefunden. Vom Täter oder den Tätern fehlt jede Spur.

Maik K. (28) wird von seinen Nachbarn als »höflicher junger Mann« beschrieben.

»Er war freundlich, hat wir bei meinen Einkäufen geholfen, wenn die Tüten zu schwer waren«, erzählte die Rentnerin Bärbel V. (73). Von nun an muss sie ihre Tüten allein tragen, denn Maik K. wurde ermordet. Laut gerichtsmedizinischer Aussagen vermutlich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag.

»Wir waren drei Tage weg, und als wir wiederkamen, haben wir ihn im Bad gefunden«, berichten die Studenten Erwin S. (25) und Hagen F. (24). Ihre Augen sind verquollen, sie sind sichtlich schockiert, und Hagen F. beginnt zu schluchzen, zieht die Nase hoch und entschuldigt sich.

Ihr Freund Maik wurde nicht einfach ermordet. Der oder die Täter haben ihn gefesselt und kopfüber mit einem Fleischerhaken an die Duschstange über der Badewanne gehängt, ihm die Halsschlagader geöffnet und ihn vollkommen ausbluten lassen.

Weder in der Wanne noch auf Boden oder Wänden waren jedoch Blutflecken zu finden.

Das Motiv ist noch unklar. Ein Polizeisprecher sagte, es gäbe keine Hinweise auf Verbindungen des jungen Mannes zur Drogenszene oder zu anderen Kriminellen, ebenso wenig zu irgendwelchen Extremisten. Auch das familiäre Umfeld scheint weitestgehend intakt.

»Nein, eine feste Freundin hatte er nicht«, erzählt Erwin S., »nur manchmal einen One-Night-Stand oder etwas Kurzfristiges. Aber es stand nie eine keifende Frau vor der Tür und hat ihn beschimpft, wenn Sie das meinen. Auch kein gehörnter Ehemann.«

Von Eifersucht als Motiv geht auch die Polizei nicht aus, noch sucht sie nach Spuren und Hinweisen. Der Frage, ob es eine Verbindung zu den Satanisten von Schöneberg gäbe, weicht der Sprecher aus: »Beide Taten wirken in der Tat rituell, sind aber sehr unterschiedlich gelagert. Noch gehen wir von unterschiedlichen Tätern aus. Mehr kann ich Ihnen zum momentanen Zeitpunkt leider nicht sagen.

Wir werden aber alles nur Erdenkliche tun, um diesen Fall möglichst rasch aufzuklären.«

Selbst ihm sieht man an, dass dieser bestialische Mord keine Routine ist, nicht mal für einen erfahrenen Beamten.

Tagesspiegel,
Samstag, 16. Mai 2009