5
Die Badewanne mit Klauenfüßen
»Wisst ihr, was an diesem Ort nicht stimmt?«
»Nein, Roddy, sag es uns.«
Andrew hatte das Gefühl, dass es sich hier um eine eingefahrene Routine handelte. Sie versammelten sich in einem Zimmer, wenn die Hausaufgaben zu bedrückend wurden. Nahmen einen Snack zu sich. Verschwendeten wertvolle Stunden, um Roddy anzustacheln. Dann lachten sie über ihn.
Rhys, der Haussprecher, lümmelte auf seinem Bett – ein Biologiebuch aufgeschlagen auf dem Schoß. Roddy war vorbeigekommen, um sich ein bisschen Marmelade zu borgen. Henry hatte den Kopf durch die Tür gesteckt. Andrew war vorbeigeschlendert. Oliver hatte ihre Stimmen gehört. Ehe Rhys sie davon abhalten konnte, hatten sie sich alle in seinem Zimmer verteilt – eine Gesellschaft in weißen Hemden mit schwarzen Krawatten.
»Wo willst du anfangen … damit, dass er überhaupt existiert?«, fragte Henry.
Andrew zwang sich zu einem Lächeln. Henrys Humor schien in der sechsten Klasse steckengeblieben zu sein. Er hatte wässrige, unsichere Augen und bewegte sich zuckend wie eine Maus in einem Schlangenhaus.
»Niemand lacht«, stellte Roddy fest. »Als ich jünger und noch in einer anderen Schule war, haben wir oft gelacht, richtig gelacht. Meine Freunde und ich, wir haben uns fast in die Hosen gemacht vor Lachen.«
Er brach bei der Erinnerung daran in Gelächter aus. Rhys, Oliver und Henry tauschten Blicke. Rhys grinste. Darauf will er hinaus.
»Über die dämlichsten Dinge«, fuhr Roddy fort. »Über nichts! Wir erfanden Songs. Behämmert. Wir haben uns über das Personal lustig gemacht. Ihr denkt, unsere Matron ist fett? Diese Matron war so.« Er blies die Backen auf. Seine Zuhörer kicherten. »Ich meine, rund wie ein verdammter Planet, Mann. Und die Frauen, die dort putzten, waren Ausländerinnen und stanken. Wie kann man saubermachen und so miefen? Sie rochen schlimmer als die Toiletten, die sie putzten. Du kommst in ein schmutziges Bad, und wenn du es verlässt, stinkt es. Ich weiß nicht, was sie waren – Rumäninnen, Zigeunerinnen? Die Einwanderungspolitik in diesem Land …«
»Komm zum Punkt«, fiel Rhys ihm ins Wort.
»Du hast davon gesprochen, wie oft ihr gelacht habt«, rief ihm Andrew ins Gedächtnis.
»Richtig«, sagte Roddy. »Wir haben uns halbtot gelacht. Und dann kam ich hierher. Und das war eines der ersten Dinge, die mir an dieser Schule auffielen.«
»Die gelehrte Ernsthaftigkeit in Harrow«, präzisierte Oliver.
»Die akademische Schwermut«, ergänzte Rhys.
»O ja, diese Schule ist echt seriös«, fügte Henry hinzu.
»Niemand lacht«, regte sich Roddy auf. »Nicht so wie wir früher. Einfach nur um des Lachens willen. Bis uns die Tränen übers Gesicht liefen. Ich kam her und hab einfach aufgehört zu lachen.« Er machte eine Pause und schien sich in Erinnerungen zu verlieren. Die anderen Jungs beobachteten ihn. Plötzlich sah Andrew einen kleineren, rundlicheren Roddy vor sich, der von älteren Kindern gehänselt wurde und irrigerweise bei diesen Jungs Zuflucht suchte. Rhys, Henry, Oliver – ein zusammengewürfelter, merkwürdiger Haufen.
»Dieser Ort«, verkündete Roddy, »hat mir das Lachen gestohlen.«
Stille, dann schütteten sie ihren Spott über Roddy aus.
»Du spinnst.«
»Was für ein Loser.«
»Idiot.«
Jemand bewarf ihn mit einem Stift.
»Das reicht. Alle raus. Ich muss lernen«, rief Rhys.
Sie strömten auf den Flur.
»Andrew, ich würde gern mit dir reden«, sagte Roddy.
Roddys Zimmer zeigte die wenigen, aber heftigen Leidenschaften des Bewohners: eine schwarze Sporttasche mit Schlägern (für eine Sportart, von der Andrew noch nie etwas gehört hatte – irgendetwas zwischen Tennis und Squash, vermutete er), Comichefte und ein Versteck für Essen. Roddy förderte einen Brotlaib in einer Plastiktüte zutage.
»Pass auf«, kommandierte er. Er legte die Lippen um die Öffnung der Tüte und saugte die Luft heraus und verschloss sie mit einer raschen Drehung, dann sah er Andrew triumphierend an. »Meine Technik. So bleibt das Brot fünf Tage frisch.«
»Das … darüber wolltest du mit mir sprechen?«
»Ich hab gehört, dass du in Fawkes’ Stück mitmachst.« Etwas Anklagendes schwang in seinem Ton mit.
»Ja.«
»Mach dich nicht mit Fawkes gemein, Mann. Du hast sowieso schon einen gewissen Ruf.«
»Was für einen?«
»Als Drogendealer zum Beispiel. Jetzt munkelt man, dass du übergeschnappt bist. Nachdem du Theo gefunden hast. Ich bin trotzdem immer auf deiner Seite. Ich sage: ›Andrew ist komisch. Keine Frage. Ich meine, er ist sogar verdammt merkwürdig.‹«, Roddy lachte schallend, »›aber er ist kein Druggie. Und er ist kein größerer Spinner als ich.‹ Na ja, vielleicht doch ein bisschen …«
»Danke, Roddy.«
»Aber wenn du dich auf Fawkes einlässt, auf den Mann, der auf dem Hill am meisten verachtet wird … dann weiß ich nicht, ob ich dir noch helfen kann.«
»Moment mal – warum wird er verachtet?«
»Jetzt sag bloß nicht, dass du Fawkes magst.« Roddy verschluckte sich, so absurd fand er diese Vorstellung.
»Er ist klug«, erwiderte Andrew defensiv. »Er ist kultiviert.«
»Er ist ein Pornograph. Hast du seine sogenannte Poesie gelesen?«
»Nein«, gab Andrew zu.
»Ich auch nicht. Ich kann Gedichte nicht ausstehen«, sagte Roddy beiläufig, bevor er mit seiner Tirade fortfuhr: »Fawkes hat keinen blassen Schimmer vom Schulbetrieb. Er hat Henkes aus der Mittelstufe eine Kippe gegeben.« Er wartete, bis diese Information wirkte. Andrew blinzelte. »Eine Kippe? Einem Sechzehnjährigen? Das geht nicht«, erläuterte Roddy. »Ich war letztes Jahr im Ducker-Team, und wir haben wochenlang trainiert. Wochenlang. Alle anderen Hausväter waren da und haben ihre Leute angefeuert. Von Fawkes war keine Spur zu sehen. Er kugelte weiß Gott wo betrunken herum. Es war furchtbar. Nicht für mich natürlich, aber ich glaube, dass ein paar Mittelstufler in Tränen ausbrachen. Er kapiert’s einfach nicht, Mann. Er ist nicht ganz dicht. Wirklich nicht.«
»Ich versuche dich zu retten, Andrew, ehe es zu spät ist. Ich möchte dir zeigen, wie man sich normal verhält.«
Roddy hielt immer noch das eingetütete Brot in den Händen.
Andrew lächelte. »Verstanden. Danke.«
»Sag nicht, dass ich dich nicht gewarnt hätte.«
Andrew starrte an seine schräge Decke. Dieses Zimmer war wie die gemütliche Mansarde, die man sich als Kind gewünscht hatte. Jede Nacht sickerte das orangefarbene Straßenlicht durch das Laub der Platane und zeichnete Muster auf die Wände. Der Regen hatte heute Abend nachgelassen, und ein lauer Wind wehte über den Hügel. Die Jungs vom Lot warfen im Garten einen Ball – ein improvisiertes Spiel im Flutlicht und im Schein der Laternen. Sie grölten fröhlich, jubelten, wenn einer einen Punkt erzielte, und jaulten bei einem Foul. Auf den Fluren in den unteren Stockwerken hallten Stimmen wider: Fernsehgeräusche; Kommandotöne ( Jahrzehnte nachdem der Brauch, dass Jüngere die älteren Schüler bedienten, offiziell abgeschafft wurde, hielt sich die Gewohnheit nach wie vor; Vaz stand vor dem Gemeinschaftsraum und schickte brüllend einen Shell los, damit er ihm Chips und Bier aus seinem Zimmer holte). Andrew lag auf dem Rücken und dachte an Persephone Vine.
Ein schriller Schrei übertönte den anderen Lärm. Andrew setzte sich auf und horchte. Jede Menge Leute waren näher dran an dem, was den Jungen da unten quälte, als er. Aber es folgte noch ein Schrei. Andrew stand auf. Das Spiel im Garten war unterbrochen. Die Fernseher waren verstummt. Plötzlich überkam ihn Angst und mit ihm der Verdacht, dass seine Realität auf unangenehme Art erschüttert wurde.
Nein, er war nur schreckhaft. Traumatisiert. Er würde den Schrei ignorieren. Sollte sich ein anderer darum kümmern.
Noch ein Schrei. Ein verzweifelter Schrei.
Andrew ging in den Flur und rief: »Jungs?«
Keine Antwort. Dann jedoch drang eine Stimme die Treppe herauf.
O Gott, hört auf !
Andrew wagte sich einen Schritt weiter, blieb aber wieder stehen: War nicht irgendjemand in der Nähe, der dem Jungen zu Hilfe kommen konnte? Wieder ein Schrei – keine Worte, nur Angst, und Andrew polterte, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinunter.
Im Erdgeschoss war alles ruhig. Vielleicht hatten sich alle schon am Ort des Geschehens eingefunden, wo immer der auch sein mochte.
Er hörte Stimmen. Sie kamen aus dem Keller. Andrew stieg die Steinstufen hinunter.
Es brannte kein Licht. Er blieb unschlüssig im Flur stehen. Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah er einen schwachen Schein, der aus dem Durchgang zu den Duschen kam. Er betrat den langen Waschraum. Ein Schatten weckte seine Aufmerksamkeit. Nur ein Huschen in einer Ecke. Dann noch eines. Ratten. Sie flitzten in den dunklen Winkeln herum. Eine ganze Familie – Dutzende. Andrew legte die Hand auf den Mund und unterdrückte ein Würgen.
»Zieht ihm die Hose aus«, tönte eine Befehlsstimme.
Andrew ging weiter und kam in das Bad des Präfekten, in dem trübes Licht brannte. Von der Schwelle aus sah er, wer da schrie.
Drei Jungs standen um eine Badewanne mit Klauenfüßen und abgeplatztem Email und einem kleineren Schüler herum. Andrew kannte keinen von ihnen, allerdings erkannte er Schikane, wenn er sie sah. Der Jüngste saß auf dem flachen Podest, als hätte man ihn dorthin geschubst, und klammerte sich an den Wannenrand. Sein weißes Hemd war vorn zerrissen und klatschnass wie seine Haare. Sein Gesicht und die Brust waren gerötet und von Striemen durchsetzt – augenscheinlich hatte es einen Kampf gegeben. Die drei älteren Jungs trugen Bademäntel und hatten Handtücher dabei. Das Licht war sehr schwach, als wären etliche Birnen durchgebrannt.
»Verschwindet!«, kreischte der Kleine schrill. Diese Stimme hatte Andrew vorhin gehört.
Zwei der älteren – nicht der Wortführer – fassten nach den Knöcheln des Jungen und zogen daran. Der Junge kippte nach hinten, und sein Kopf schlug hart auf den nassen Fliesenboden auf.
Andrew erwachte aus seiner voyeuristischen Trance.
»Was macht ihr da?«, brüllte er.
Einer der Jungs wirbelte herum und kam auf ihn zu. »Was glaubst du, wer du bist?«, grollte er. Ohne jede Vorwarnung versenkte er die Faust in Andrews Bauch und stieß ihn zu Boden. Andrew schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen und war gezwungen, sich das Schauspiel der anderen tatenlos anzusehen.
Zwei der Angreifer zerrten dem Jungen die nasse Hose herunter. Einer von ihnen deutete mit dem Finger. Eine Ratte in der Größe eines Pelzstiefels wagte sich schnuppernd aus der Ecke.
»Komm her! Schau mal«, schmeichelte einer der Jungs, ging in die Hocke und hielt den Finger über die Geschlechtsteile des Opfers, als würde er dem Vieh etwas zu fressen anbieten. »Gönn dir einen winzig kleinen Penis zum Tee.«
Sie kicherten. Der kleine Junge wand sich.
Der dritte Peiniger streifte seinen Bademantel ab. Darunter hatte er sich ein dünnes, weißes Handtuch um die Hüften gebunden. Auch das nahm er ab. Jetzt konnten Andrew und die anderen sehen, wie der schwere, schlaffe, unbeschnittene Penis des dritten Jungen zum Leben erwachte und sich allmählich erhob.
Seine beiden Kumpel drückten den kleineren Jungen auf den Boden. Einer von ihnen packte die Unterhose und riss sie dem Opfer ganz herunter. Wieder schrie der Junge und schlug um sich, aber der dritte Angreifer stand bereits über ihm, streichelte sich und sah zu, wie seine Erektion wuchs.
»Haltet ihn fest«, befahl er schwer atmend. »Schön, du Schlampe.«
Andrew kämpfte sich auf die Füße. Das durfte er nicht zulassen. Er nahm, so gut er es auf dem glitschigen Boden vermochte, Anlauf und schlug zu. Er traf den potenziellen Vergewaltiger in der Nierengegend. Der jaulte auf und ging zu Boden. Die beiden Jungen sprangen auf, stürzten sich auf Andrew; er landete auf dem Rücken und musste sich auf den Angriff von zwei Gegnern gefasst machen. Der zweite fing an, mit ihm zu ringen. Doch noch hatte Andrew einen Vorteil. Er trug immer noch seine Schuhe – schwere Cowboystiefel –, trat dem Typen ins Gesicht und verletzte ihn an der Wange. Der Junge zog sich zurück.
Blieb nur noch der Rothaarige, und der schien der Robusteste von den dreien zu sein. Selbstbewusst baute er sich mit ausgestreckten Armen vor ihm auf, bereit zur Attacke. Sie kämpften. Der Junge gewann schnell die Oberhand, packte eine Handvoll von Andrews Haaren. Andrew brüllte. Dann fand er Andrews Knöchel, umfasste sie und zog fest daran. Andrew landete unsanft auf dem Rücken – wieder. Er ächzte. Der Rothaarige hockte sich rittlings auf seine Brust, holte aus und schwang die Faust. Andrew bewegte gerade noch rechtzeitig den Kopf, um dem Schlag auszuweichen; er wurde lediglich am Ohr getroffen. Plötzlich ebbte der Angriff ab. Andrew rutschte hastig nach hinten und sah auf. Der kleinere Junge – das beinahe splitternackte Opfer, dessen Hemd noch in Fetzen von seinen Schultern hing, strangulierte den Widersacher. Er benutzte den Bademantelgürtel des potentiellen Vergewaltigers als Garrotte und zog zu. Sein Gegner fasste sich um Atem ringend an die Kehle.
»Hör auf«, forderte Andrew. »Ich bin okay. Lass ihn.«
Wütend zog der Junge den Gürtel noch fester zu.
»Verdammt noch mal, hör auf, Mann!«
Andrew löste die Finger des Jungen und nahm ihm den Gürtel aus den Händen. Der Rothaarige sank hustend und keuchend zusammen. Der Junge hatte immer noch nicht genug, doch Andrew stieß ihn zurück. »Ganz ruhig.«
Das Gesicht des Jungen war verzerrt vor Wut und Frustration, aber da war noch etwas. Andrew stutzte. Plötzlich spürte er unterschwellige Angst wie das Brummen und Vibrieren eines nahenden Zuges.
»Du bist jetzt außer Gefahr«, versicherte Andrew. »Alles ist gut.«
Der Junge drehte sich ihm zu, und sie sahen sich in die Augen. Andrew spürte, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief. Anfangs hatte das Haar des Jungen relativ dunkel ausgesehen, weil es nass war. Durch den Kampf hatten sich einige Strähnen gelockert. Sie waren länger und heller als ursprünglich gedacht – fast albinoweiß. Die Augen leuchteten strahlend blau.
Andrew überlegte fieberhaft, er suchte nach einer Verbindung, die er nicht herstellen konnte.
Der Junge, abgerissen und triefend nass, lächelte unterwürfig. Dieses Lächeln war so herzlich und einladend, wie sein Zorn erschreckend gewesen war.
»Du hast mich gerettet«, stellte er fest. Seine helle Knabenstimme zitterte.
Andrew wich zurück. »Wer bist du?«
»Das werde ich dir nicht vergessen«, sagte er und kam, ohne Andrew aus den Augen zu lassen, näher.
Andrew ging immer weiter zurück. Lass keine Berührung zu, ermahnte er sich. Wende den Blick nicht von ihm ab. Lass ihn nicht zu nahe kommen.
Der Junge befreite sich von den Resten seines Hemdes; die Hose hatte er längst nicht mehr an. Seine Brust war glatt, der Bauch leicht gewölbt, das Schamhaar blond und kaum sichtbar; er glühte in dem Licht, erhitzt durch die Angst und die Anstrengung.
»Sie wollten mich vergewaltigen«, sagte er. »Dich lass ich aus freien Stücken ran.«
Andrew schnappte nach Luft. Das Angebot machte ihn sprachlos. Erotik knisterte in der Luft. Die totale Unterwerfung. Der Junge näherte sich – glatte, feminine Beine – und bot sich an. Andrew wich unwillkürlich noch einen Schritt zurück.
Dann zog etwas seinen Blick auf sich. Zu seiner Rechten. Eine Kerze in einem angelaufenen Metallhalter. Das war die Quelle des matten Lichtscheins.
Der Junge kam schnell näher. Andrew ging rückwärts, bis er mit dem Fuß an etwas stieß. Klimpern von Metall auf den Fliesen. Ein Zischen.
Der Kerzenhalter.
Der Raum wurde dunkel.
»Hallo.«
Andrew war heiser. Von der Kellertreppe drang fluoreszierendes Licht bis in den Duschraum. Alles andere blieb im Dunkel.
»Seid ihr hier?«
Er erhob sich langsam, durchquerte den Raum und fand den Lichtschalter. Bläulich flackerndes Neonlicht flammte auf.
Chromduschköpfe. Seifenschalen. Andrew war ganz allein in dem Raum.
Andrews Gedanken rasten. Er hatte mit echten Menschen gekämpft. Er war schweißgebadet. Sein Rücken tat höllisch weh. Sein Hosenboden und die Hemdsärmel waren nass. Aber wo waren seine geschlagenen Gegner? Wo war der Junge mit den zerfetzten Kleidern? Andrew ging mit steifen Schritten auf die Badewanne auf dem Podest zu.
In der Wanne war Wasser. Bräunlich, leicht trüb – gebrauchtes Badewasser. Es war in Bewegung, als hätte man es erst kürzlich aufgerührt.
Andrew krempelte einen Ärmel hoch und strich mit den Fingerspitzen über die Wasseroberfläche. Das Wasser war noch angenehm warm.