25
Toppe wanderte die Königsallee hoch, am Friedhof vorbei, nach Hause.
Van Gemmern hatte mehrere große Rollen braunes Isolierband gefunden; er selbst die Papiere vom BMW und von der Harley Davidson, Quittungen über Anzahlungen auf die beiden Gefährte in bar und Ratenverträge. Wahrscheinlich hatten sie sich nicht getraut, die gesamte Summe einfach so hinzublättern. Die Alukästen waren als Eigentum der Deutschen Post AG gekennzeichnet.
Heinrichs hatte recht: ein Verliererduo. Es war schon ein übler Scherz, daß sie die beiden nicht viel früher geschnappt hatten. Schwarzarbeiterring! Russenmafia! Profis!
Dabei war es eine Binsenweisheit, daß die meisten Morde unprofessionell, die meisten Gewalttäter nicht mit großen Geistesgaben gesegnet waren. Das war ja der Grund, warum Leute wie Eulenspiegel so viel Aufsehen erregten, klammheimliche Freude und Sympathie weckten. Wie damals die Posträuber in England. Selbst wenn es Tote gab, man zog den Hut vor so viel ausgebuffter Intelligenz, vor dem kühl ausgeklügelten Plan.
Nein, Tripp und Bäcker hatten mit den Anschlägen auf die Prominenz nichts zu tun, auch nicht mit den Attentaten auf ihn selbst.
Onkel Jörg – er mußte unwillkürlich grinsen, als er an die kleine Barbara dachte. Und vermutlich hatte er auch in einem anderen Punkt richtig gelegen: Bäcker und Tripp waren von Aldi aus zu Fuß nach Hause gegangen, die Geldkisten in Plastiktüten oder Kartons unterm Arm. Es war ja nicht weit, kaum zehn Minuten Fußweg.
Die Tennisplätze von Rot-Weiß Kleve waren beleuchtet, es wurde noch gespielt. Toppe blieb stehen und zündete sich eine Zigarette an. Er ärgerte sich, daß er der Stimmenähnlichkeit nicht mehr Beachtung geschenkt hatte, der Tatsache, daß einer der beiden Räuber vom Niederrhein kommen mußte, daß ihn das dilettantische Vorgehen nicht stutzig gemacht hatte. In seinem ganzen Frust über die neue Arbeitsweise, über die Chefin und all die unsinnigen Veränderungen hatte er seinem Instinkt nicht mehr getraut.
Aber er spürte nicht nur Ärger, da war auch bei ihm klammheimliche Freude: Das hatte die Meinhard jetzt davon!
Astrid war noch nicht wieder aus Köln zurück, und auch Gabi war nicht zu Hause. Seit sie mit Henry zusammen war, gab sie auf dem Hof nur noch Gastspiele.
Oliver fläzte sich im oberen Wohnzimmer auf der Couch und guckte irgendeinen Science-Fiction-Film. »Ich hab Astrid in der Show gesehen. War stark!«
»Hast du’s aufgenommen?«
»Nö, wieso? Du hast mir nichts davon gesagt.«
Toppe verdrehte die Augen und verzog sich grummelnd in sein Zimmer.
Also gut, den Postraub konnten sie zu den Akten legen. Blieb Eulenspiegel; Eulenspiegel, der immer mehr die Kontrolle verlor.
In den Zeitungen war für die nächsten Wochen kein Großereignis angekündigt worden. Aber vielleicht würde Eulenspiegel sein Operationsgebiet ja erweitern, jetzt, wo man ihn zum Fernsehhelden machte. Einen größeren Gefallen hätte man ihm nicht tun können.
Im Grunde gab es nur eine Möglichkeit.
Als Astrid um Mitternacht nach Hause kam, war Toppe im Sessel eingeschlafen.
Sie weckte ihn sanft und kuschelte sich auf seinen Schoß.
»Hallo, Fernsehstar.«
»Von wegen! Ich war höchstens drei Minuten auf Sendung. Den Rest der Zeit hab ich in der Garderobe rumgesessen und gewartet. Ich durfte ganz kurz die einzelnen Anschläge schildern, und dann diskutierte eine Expertenrunde, irgendwelche Psychologen. War ziemlich seicht, das Ganze. Aber dann kam so ein Fatzke und hat gemeint, ich sollte doch mal zu einem Casting für Moderatoren kommen. Ich hätte diese gewisse Ausstrahlung.«
Toppe schob ihr Haar zur Seite und küßte ihren Nacken. »Das kann ich unterschreiben.«
Sie kicherte leise. »Und was hast du heute getrieben? Hast du dich gelangweilt?«
»Nein, ich konnte mich beschäftigen. Wir haben heute abend die Posträuber festgenommen, wenn mich nicht alles täuscht.«
»Was?« Sie rutschte von seinem Schoß. »Das ist doch ein Scherz, oder?«
Am nächsten Morgen um halb elf rief sie ihn aus dem Präsidium an. »Wir haben zwei runde Geständnisse, Helmut. Norbert hat früh um sieben schon angefangen. Da waren die beiden noch gar nicht wieder ganz nüchtern. Ich habe mir eben den Mitschnitt angehört. Norbert war verdammt widerwärtig.«
»Aber erfolgreich«, meinte Toppe. »Du kennst ihn doch.«
»Aber er hätte sie nicht fragen müssen, ob sie in dem Suff überhaupt noch einen hochgekriegt haben, oder?«
Toppe antwortete lieber nicht darauf. »Woher wußten Tripp und Bäcker von dem Geldtransport?« fragte er statt dessen.
»Tripp hatte ein paar Nebenjobs, die er über Mundpropaganda kriegte. Unter anderem hat er auch bei Hoymann den Garten gemacht. Und da hat er letzten Sommer aufgeschnappt, wie Hoymann seinem Sohn was erzählte von ein paar hunderttausend Mark und Kranenburg und Postauto. Den Rest hat er sich zusammengereimt, als Bäcker von einem Heimaturlaub bei seinen Eltern zurückkam und von dem Raub in Dormagen berichtete. Besonders helle sind die beide nicht. Wenn du die hörst, kannst du eigentlich gar nicht glauben, daß die das Ding gedreht haben. Wie die wochenlang die Post in Kleve beobachtet haben, wie sie auf dem Fahrrad hinter allen möglichen Postautos hergedüst sind. Abwechselnd, weil sie nur ein Fahrrad besaßen. Bis sie schließlich den richtigen Wagen ausgekundschaftet hatten. Da haben sie dann ein Auto geknackt, sind dem Transport nach Kranenburg gefolgt und haben beobachtet, wie die Geldkassetten ausgeladen wurden. Der Raub war übrigens schon der zweite Versuch. Beim ersten Mal hatte es mit dem Ausbremsen nicht geklappt, weil sie übersehen hatten, daß die Ampel in Nütterden eine Fußgängerampel ist, und sie ums Verrecken nicht auf Rot umsprang. Deshalb hat diesmal Tripp an der Ampel gewartet und im rechten Moment den Knopf gedrückt. Ich bring dir die Abschrift mit. Dann hast du heute abend was zu lachen.«
Eine Stunde später stand plötzlich Lowenstijn bei Toppe vor der Tür.
»Wie komme ich denn zu der Ehre?« Toppe war sich nicht ganz sicher, ob er sich über den Besuch freute.
Lowenstijn feixte. »Ich könnte sagen, ich hätte mir Sorgen um deinen Rücken gemacht, aber das wäre gelogen. Hast du Lust auf einen Waldspaziergang?«
»Ja, eine gute Idee. Warte einen Moment.«
Toppe zog sich Schuhe an und hängte sich einen Pullover über die Schultern.
Bis sie den Wald erreicht hatten, redeten sie über Belangloses, aber dann meinte Lowenstijn: »Ich habe mir etwas überlegt. Es gibt nur eine Möglichkeit, Eulenspiegel schnell zu schnappen.«
Toppe hielt den Blick auf den Waldweg geheftet und nickte. »Eine Falle.«
»Richtig.« Wenn Lowenstijn überrascht war, zeigte er es nicht. »Wir bauen ihm eine Falle.«
»Wir?«
»Ja! Ich biete euch meine Hilfe an. Und ich habe auch schon eine Idee.«
Toppe überlegte. Er hatte den Plan mit der Falle fast schon verworfen, weil er keinen von den anderen mit hineinziehen wollte. Wenn irgendwas dabei schief ging, stand ihr Job auf dem Spiel, und dafür wollte er die Verantwortung nicht übernehmen. Er hatte sich den Kopf zerbrochen, wie er allein Eulenspiegel reinlegen, stellen konnte, und war zu keiner Lösung gekommen. Aber zusammen mit Lowenstijn, das war möglich, das konnte funktionieren.
»Laß hören!«
»Also, was brauchen wir?« begann Lowenstijn. »Ein Ereignis mit Öffentlichkeit und einen Prominenten, der im Mittelpunkt steht.«
»Einen Prominenten, der Dreck am Stecken hat. Aber da steht in nächster Zeit nichts an, Wim.«
Lowenstijn blieb neben einem Stapel dicker, frisch gefällter Buchenstämme stehen. »Dann müssen wir es eben inszenieren.«
Toppe sah ihn lange an. »Karin Hetzel«, meinte er schließlich.
»Ich sehe, wir liegen auf derselben Wellenlänge«, grinste Lowenstijn zufrieden. »Sagt dir der Name Bob Postma etwas?«
»Warte.« Toppe überlegte einen Augenblick. »Das ist doch der Besitzer vom Tivoli-Park in Berg en Dal, der drei Millionen in die Wiederbelebung der Bahnlinie Kleve-Nijmegen pumpen will.«
»Stimmt genau, und deshalb wird der Kl ever Heimatund Verkehrsverein ihm eine Medaille verleihen.«
Das hatte auch Toppe in der Zeitung gelesen, aber es war nur eine kleine Notiz gewesen, ohne Angaben über Ort und Zeit.
»Das müssen wir eben ändern«, beharrte Lowenstijn. »Ich habe mich erkundigt: Die Sache steigt nächsten Donnerstag.«
»Das ist morgen in einer Woche. Verdammt knapp«, gab Toppe zu bedenken, doch er merkte, daß er längst Blut geleckt hatte. Am Montag hatte er seine Operation, aber bis Donnerstag mußte er wohl längst wieder auf den Beinen sein.
Lowenstijn lehnte sich gegen die Baumstämme. »Also, hör zu. Bob Postma schuldet mir einen größeren Gefallen.«
Toppe runzelte fragend die Stirn.
»Ich habe ihn vor ein paar Jahren aus einer Sache rausgehalten«, meinte Lowenstijn wegwerfend. »Nicht so wichtig jetzt. Auf alle Fälle würde er mitspielen. Karin könnte ab morgen den ganzen Lokalteil der Zeitung zuknallen mit Meldungen über die Medaillenverleihung, mit Lobeshymnen auf Postma. Aber auch mit kritischen Äußerungen über den Typ. Ich weiß nicht, vielleicht als getürkter Kommentar von einem fingierten Redakteur. Da wird Karin schon was einfallen. Soweit ich informiert bin, ist bisher noch nie ein Foto von Postma in einer deutschen Zeitung erschienen. Also kann ich problemlos in seine Haut schlüpfen. Jeden Tag ein hübsches Portraitfoto von mir in der Niederrhein Post. Oder eine Aufnahme, auf der ich vor dem Eingang zum Tivoli posiere. Das wäre doch was.«
»Nein, das wäre leider gar nichts, Wim«, sagte Toppe ernst. »So schön dein Plan sich auch anhört. Wenn Eulenspiegel tatsächlich ein Maulwurf ist, dann kennt er dich. Fast jeder im Präsidium kennt dich.«
»Verflucht, ja, das habe ich nicht bedacht.« Aber sofort leuchteten Lowenstijns Augen wieder. »Daniel! Das ist die Lösung! Schau nicht so skeptisch, Helmut. Ich hab dir schon gesagt, du würdest ihn nicht wiedererkennen, wenn er sich fein gemacht hat. Er ist die ideale Besetzung, glaub mir.«
Gutgelaunt stieß er sich vom Holzstapel ab. »Laß uns an die Arbeit gehen. Wir haben viel zu tun. Ein paar Leute müssen eingeweiht werden. Vor allem aber muß Karin her.«
»Bist du sicher, daß sie mitspielt?«
Lowenstijn zwinkerte verschmitzt. »Hundertprozentig.«
Sie machten sich auf den Rückweg, und Toppe versuchte, sein eigenes Hochgefühl zu dämpfen. »Wir müssen sehr, sehr umsichtig sein. Wenn irgendwas schief läuft, wenn irgend jemand zu Schaden kommt bei unserem Spiel, dann sind wir beide dran.«
Aber Lowenstijn tat das mit einer kleinen Handbewegung ab. »Ich habe dir doch schon erzählt, vielleicht mache ich bald meinen eigenen Laden auf. Wenn sie dich chassen, steigst du einfach bei mir als Partner ein.«
Toppe lachte. »Mit einem Startkapital von 50.000 vielleicht.«
»Ach ja, deine russischen Freunde. Wo ist das Geld eigentlich geblieben?«
»Liegt auf einem Notaranderkonto. Kein Mensch weiß im Moment, wem es eigentlich gehört.«
»Na, dir. Schließlich war es ein Geschenk, oder?«
»Aber wenn es unrechtmäßig erworben ist … egal, darüber sollen sich andere den Kopf zerbrechen.«
Wie sich herausstellte, hatte Lowenstijn schon mit Bob Postma gesprochen und sogar einen »guten Bekannten« gefunden, der es »bewerkstelligen« konnte, daß alle Anrufe, die in den nächsten Tagen bei Postma eingingen, auf Lowenstijns Handy umgeleitet wurden.
»Bist du sicher, daß du mich überhaupt brauchst?« grinste Toppe.
»Du wirst jetzt Kontakt zum Heimat- und Verkehrsverein aufnehmen, oder glaubst du, die würden sich von einem Kaaskopp was erzählen lassen? Hand in Hand, mein Freund, Hand in Hand.«
Sie hatten es sich mit einer Kanne Tee an Toppes Schreibtisch bequem gemacht und warteten auf Karin Hetzel. Die stand dann mit einem großen Blumenstrauß vor der Tür: weißer Flieder.
»Für dich!«
Toppe stand sprachlos da und sah ziemlich betreten aus.
Karin lachte. »Der ist nicht von mir. Den hat mir gerade eine Fleuropbotin in die Hand gedrückt. Hier steckt eine Karte. Hm, sehr elegant.«
Toppe nahm ihr endlich die Blumen ab und ließ sie eintreten. »Geh schon mal in mein Zimmer. Du kennst dich ja aus. Ich suche nur schnell eine Vase.«
In der Küche legte er die Blumen ins Spülbecken, nahm ein Messer aus der Bestecklade und schlitzte den edlen, grauen Umschlag auf. Auf einer Doppelkarte mit feinem schwarzen Füller geschrieben: Meine atterherzlichsten Glückwünsche und meine Hochachtung! (Ihr Team hat geplaudert – bitte nicht böse sein – es sind großartige Mitarbeiter. Kein Wunder bei dem Lehrmeister!) Ich möchte gern mit Ihnen über Ihre Gedanken zu »Eulenspiegel« sprechen, und ich denke auch, es ist höchste Zeit, daß wir einige Mißverständnisse aus dem Weg räumen. Haben Sie Lust, morgen mit mir zu Mittag zu essen?
Mit herzlichen Grüßen Charlotte M. Meinhard.
Er setzte sich erst einmal hin. Diese Frau schaffte ihn wirklich. Ohne Frage wollte er mit ihr reden, ohne Frage hatte er eine Menge zu sagen, eine Menge Unangenehmes. Aber doch nicht jetzt! Doch nicht, wenn er gerade dabei war, diese kitzelige, halb legale Sache durchzuziehen. In dieser Situation hatte er nicht die Chuzpe, all das loszuwerden, was ihm auf der Seele brannte.
Kurz entschlossen rief er sie an, bedankte sich galant für die Blumen und entschuldigte sich mit einer »kleinen Unpäßlichkeit«. Gleichzeitig erklärte er ihr, daß er am Montag nicht, wie erwartet, seine Arbeit werde aufnehmen können, da er sich »einem kleinen Eingriff« würde unterziehen müssen. Vermutlich sei er danach für fünf Tage krankgeschrieben.
Er schämte sich ein bißchen, daß er ihre Verwirrung so genoß.
»Oh je, das ist sehr schade, Herr Toppe. Dann müssen wir unser Essen leider eine Weile verschieben, denn ab Montag bin ich für eine Woche in Wiesbaden, zur Evaluation des Modellversuchs.«
Astrid merkte sofort, daß etwas im Busch war, als sie am Abend nach Hause kam.
Der Einkaufszettel, den sie heute morgen beim Frühstück gemeinsam zusammengestellt hatten, lag immer noch auf dem Tischchen in der Halle, in der Küche war es dunkel, und Toppes Erklärung, als er bei ihrem Eintreten geistesabwesend von seinen Papieren aufsah – »es ist mal wieder keiner zu Hause, da dachte ich, ich lade dich schick zum Essen ein« – kaufte sie ihm nicht ab.
»Helmut Toppe, was ist los mit dir?«
»Nichts. Was soll denn los sein?« Aber seine Lippen waren ganz schmal dabei.
Sie kickte sich die Schuhe von den Füßen und zog die Jacke aus. »Puh, es ist richtig warm heute.« Dann zog sie das T-Shirt aus dem Hosenbund und streckte sich. »Also, sag schon, was ist los?«
Er seufzte. »Ich möchte lieber nicht mit dir darüber sprechen. Noch nicht. Es sei denn, du bestehst darauf.«
Sie schüttelte befremdet den Kopf. »Was sind das denn für Töne? Ja, ja, ich bestehe darauf, verdammt. Ich will wissen, was du hast.«
»Dann setz dich.« Er erzählte und versuchte dabei, alles ein bißchen herunterzuspielen. Erfolglos, natürlich.
»Mensch, das ist eine phantastische Idee! Wie weit seid ihr? Wann setzen wir uns zusammen?«
»Das ist der Punkt, Astrid. Wir setzen uns nicht zusammen. Ich ziehe die Sache mit Lowenstijn allein durch.«
»Wie bitte? Spinnst du? Warum denn?«
»Du kannst dir selbst ausrechnen, was los ist, wenn die Sache in die Hose geht, und da ziehe ich euch nicht mit rein. Dich am allerwenigsten.«
Sie sprang wütend auf. »Ach so, mich am allerwenigsten! Bist du noch gescheit? Selbstverständlich mache ich mit.«
Er seufzte wieder. »Ich wußte, daß du dich aufregst. Deshalb wollte ich dir auch nichts sagen. Es tut mir leid, Astrid, aber ich bleibe dabei: Ihr haltet euch da raus. Und wenn du dich auf den Kopf stellst.«
Sie warf ihre schwarze Mähne nach hinten und holte tief Luft. Toppe rechnete mit dem Schlimmsten, aber plötzlich lächelte sie süß und fuhr ihm durchs Haar. »Wir werden sehen, Liebster.« Dann ging sie hinaus. Wenig später wurde die Haustür ins Schloß gezogen. Er arbeitete noch eine Weile, führte ein paar Telefonate, aber irgendwann knurrte ihm der Magen, und er ging in die Küche, um sich einen Apfel und eine Portion Cornflakes zu holen. Als er die Milch in den Kühlschrank zurückstellte, hörte er wieder die Haustür. Neugierig guckte er um die Ecke. Da standen Heinrichs, van Appeldorn, Ackermann und Astrid in der Halle, und alle vier schauten ihn böse an.
»Was stellt ihr dar?« fragte Toppe grinsend. »Ein Exekutionskommando?«
»Könnte gut sein«, antwortete van Appeldorn mit Eisesstimme. »Das kommt ganz auf dich an.«
Heinrichs stütze die Hände auf die Hüften. »Ich bin beleidigt, daß du’s weißt. Du hast mich persönlich zutiefst beleidigt. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich das jemals vergessen kann.«
»Nu’ macht doch kein Drama draus, Kinder«, stolperte Ackermann nach vorn. »Der Chef hat et doch bloß gut gemeint.«
Toppe lachte. »Ich geb’ mich geschlagen.« Aber er konnte nicht behaupten, daß ihm richtig wohl dabei war.