24
Ackermann war gerade in einer Befragung, als Toppe ihn über das Funktelefon erreichte.
»Momentchen, Chef, ich verabsentier mich ma’ ebkes.«
Dann hörte man, wie er seine Gastgeber fragte: »Dürfte ich wohl kurz auf Ihre Veranda raus. Ist ein streng vertrauliches Dienstgespräch.« Eine Tür klappte.
»Da wär’ ich.«
»Ackermann, meinen Sie, Sie könnten herausfinden, wer diese Frau in Moyland war?«
»Wat denn für ’ne Frau?« Ackermann schaltete nicht gleich.
»Die mit dem Garten, die von Ihnen.«
»Ach, die Trulla! Doch, müßte sich machen lassen, wenn ich mich ’n paar Stündkes an ’t Telefon klemm’. Aber wat wollen Sie denn von der?«
»Vielleicht ist es ja eine ganz dumme Idee«, druckste Toppe herum, »aber ich.«
»Warten Sie! Nix sagen! Lassen Se mich ma’ selbst. Ich glaub’, dat Gröschken fällt: Der Postmann hat gesagt, ich hätt’ dieselbe Stimme, und die Tussi hat gesagt, ich hätt’ dieselbe Stimme. Eins und eins macht eins, wie? Genial! Typisch!«
Ackermann war seit Jahren davon überzeugt, daß sein Hauptkommissar über einen sechsten Sinn verfügte und ließ sich auch jetzt, als Toppe ihn wieder auf den Boden holen wollte, nicht davon abbringen.
»Ich mach mich munter an ’t Werk. Wo find’ ich Sie, wenn ich Sie brauche?«
»Ich bin zu Hause.«
Toppe setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. Er merkte, daß er angespannt war, und das ärgerte ihn, denn im Grunde war seine Idee ziemlich abenteuerlich – so viel Zufall konnte es kaum geben. Sein Blick fiel auf die krakeligen Notizen, die er sich am Samstag abend hastig gemacht hatte, um nichts zu vergessen. Er nahm ein großes, weißes Blatt Papier und begann, die Gedanken zu notieren und auszuführen.
Eulenspiegel handelte mit Bedacht, er war kreativ, und er liebte offenbar die Metapher:
Birkenhauer, der Mann aus kleinen Verhältnissen, auf gesellschaftliches Ansehen bedacht, mit Reichtum protzend – als Punker, schrill, laut, Abschaum, ohne Hosen, mit der lächerlichen Präsentschleife um sein Intimstes.
Geldek, aus ähnlich kleinen Verhältnissen, aber ein ganzes Stück weiter oben auf der Leiter der öffentlichen Anerkennung, auf dem Sprung zum Kunstmäzen – bei der Eröffnung eines Museums, inmitten eines Kunstwerks, das »Plaza« hieß; der Baulöwe auf dem Marktplatz, begafft; keine Schleife, nein, ein albernes Kondom. Schließlich nannte er etliche Bars und Clubs sein eigen.
Glöckner, der gute Katholik – »gekreuzigt« in einer Kirche; der Penis war uninteressant, aber auf den welken Pobacken A und fì, Anfang und Ende, dazwischen das, was er während seines Lebens von sich gegeben hatte.
Und zuletzt Bergfeld, der »anständige Politiker«, der gute Mensch von Moyland – ausgerechnet unter dem Bild von Beuys: »… wird überbewertet«, die Hoden abgeschnitten, entmannt, entmachtet. Vom selbstgezimmerten Thron gestoßen, wie die anderen auch.
Toppe hatte mit einem Gefühl zu kämpfen, das ihm überhaupt nicht gefiel: eine Art von Faszination für Eulenspiegels Intelligenz und Phantasie. Aber wenn man den Büchern glauben durfte, war es anderen Ermittlern bei dieser Art von Serientätern genauso gegangen, und das versöhnte ihn ein wenig mit sich selbst.
Ackermann blieb zäh bei der Sache; unerbittlich wählte er, fragte und redete und wählte wieder. Fuhr nach Hause, knuddelte seine Töchter, mähte den Rasen, als es schon dämmerte, ging zum Kegelabend und konnte nicht einschlafen, weil er Toppes Idee so wunderbar logisch fand und doch ein bißchen Sorge hatte – um den Chef –, daß sie sich als an den Haaren herbeigezogen erwies. Um halb drei in der Nacht hatte seine Frau genug von der Herumwälzerei und holte zwei Flaschen diebels ins Bett. Ackermann kippte sie in vier energischen Zügen weg und fühlte sich schwummerig, als seine Frau ihr plissiertes Nylonnachthemd über den Kopf zog und ihm ihre weißen Brüste übers Gesicht stülpte.
Sein elfter Anruf am Dienstag morgen bescherte Ackermann ein Déjà-vu-Erlebnis: »Ackermann hier, guten Morgen. Ich rufe an, weil.«
»Patrick? Gut, daß Sie sich endlich melden. Was denken Sie, wie unser Rasen aussieht! Also, wann können Sie kommen? Mir ist diese Woche jeder Tag recht.«
Die Frau des AOK-Bonzen hatte früher ein Gartenbauunternehmen mit der Pflege ihres Anwesens betraut gehabt, aber das war ein teures Unterfangen gewesen. Irgendwann hatte sie hinter vorgehaltener Hand einen der Arbeiter gefragt, ob er nicht nach Feierabend oder am Wochenende, also schwarz … Das hatte der Mann auch höchst bereitwillig zweimal gemacht und sich wieder melden wollen, was allerdings nie geschehen war. Eine Adresse oder Telefonnummer hatte sie nicht, sie kannte nur den Vornamen, Patrick, und er war so Mitte, Ende Zwanzig. Aber zumindest konnte sie Ackermann erzählen, wo dieser Patrick beschäftigt war.
Bevor er die neue Nummer wählte, freute er sich erst einmal in Ruhe. Mitte Zwanzig! So eine junge Stimme hatte er also. Dat ging einem doch runter wie Butter!
Dann wurde es spannend: Der Gartenbaumeister gab ihm muffelig ein paar spärliche Auskünfte und eine weitere Telefonnummer, und Ackermann endete schließlich bei den Rheinischen Kliniken in Bedburg-Hau: Einer ihrer Patienten, Patrick Tripp, lebte seit acht Monaten in einer Wohnung in der Klever Oberstadt, zusammen mit einem anderen Patienten. Beide hatten eine feste Arbeitsstelle und machten sich sehr gut. Wenn auch noch die regelmäßigen Tests auf Drogenmißbrauch weiterhin negativ blieben, hätten sie beide bei der nächsten halbjährlichen Anhörung die Chance, auf Bewährung entlassen zu werden.
»Chef?« quietschte Ackermann ins Telefon. »Ich bin auffe Königsallee un’ komm’ gleich angedüst. Bloß dat Se keinen Schreck kriegen, wenn jemand auffet Gehöft rollt. Ich bin dat nur, un’ ich hab wat, da gehen Ihnen die Augen über!«
Toppe schaffte es gerade noch, sich zu Ende zu rasieren.
Aufgekratzt und mit bedeutungsschwangerem Blick quetschte Ackermann sich auf die Küchenbank und breitete Zettel auf dem Tisch aus, auf die er dann keinen einzigen Blick warf. »Die Stimme heißt Patrick Tripp, kommt aus Nütterden un’ is’ 27. Mehrere Brüche, eine Brandstiftung inne Kölner Gegend, eine schwere Körperverletzung bei seine damalige Freundin – alles im Suff. Deshalb sitzt er in Bedburg, ei’ntlich. Aber jetzt eben seit letz’ Jahr August inne Wohnung als Freigänger, oder wie dat heißt. Zusammen mit einem gewissen Wolfgang Bäcker, 34 Jahre alt, ähnliche Karriere, bloß dat der dabei au’ noch gefixt hat un’ Pillen geschmissen. Tripp hat Arbeit bei ’ne Gärtnerei un’ der Bäcker bei ’nem – und jetzt kommt et – Elektriker, als Handlanger. Ha, ich kann dat Glitzern in Ihre Augen sehen, Chef. Dabei wird et noch besser: Bäcker is’ gebürtig aus Dormagen, un’ sein Vater is’ – dreimal dürfen Se raten – bei de Post!«
»Gar nicht schlecht.« Toppe pfiff vergnügt durch die Zähne. »Keine schlechte Ausbeute für einen Schuß ins Blaue.«
»Meine Rede«, rieb Ackermann sich die Hände. »So, un’ jetz’ mach ich mich auffe Socken un’ verklicker dat all’ dem Rest der Truppe. Un’ dann …«
»Und dann sollte man die beiden Typen mal in Augenschein nehmen.«
»Genau!« Ackermann sammelte seine Zettel ein und grinste spitzbübisch. »Wie ich Sie kenn’, wären Se am liebsten mit dabei.«
»Ja, natürlich, aber …« Toppe hob resigniert die Arme. »Was will man machen?«
»Einfach mitkommen. Ich denk’, am besten, wir klopfen heute abend ma’ bei den Jungs anne Tür, wenn se von de Arbeit zurück sind. Und vorher kommen wer hier vorbei un’ sammeln Sie ein.«
»Wo wohnen die eigentlich?«
»Inne Henri-Dunant-Straße.«
Ackermann sprach den Namen urklevisch aus, und Toppe verzog unwillkürlich das Gesicht.
»Ja, ich weiß et«, winkte Ackermann ab. »Et heißt Henri Dunant.« Jetzt baute er zwei übertriebene Nasale ein. »Aber wie hört sich dat denn an?«
Kurz nachdem Ackermann sich verabschiedet hatte, stürmte eine ziemlich aufgeregte Astrid in die Küche. »Ach, hier steckst du! Hör zu, ich muß ganz schnell nach Köln. Liebe Güte, was ziehe ich bloß an?«
Toppe faßte sie bei den Schultern und wollte sie küssen. »Was ist das denn für eine Begrüßung?«
Aber sie schüttelte ihn ab. »Ich hab keine Sekunde Zeit. Das ganze Präsidium wird von Fernsehreportern belagert, die einem ständig ein Mikro unter die Nase halten. Eulenspiegel ist die Nummer. Ich habe schon drei Interviews für irgendwelche Magazine geben müssen. Und jetzt wollen die unbedingt einen von uns heute abend in einer Talkrunde haben. Live! Die Chefin hat mich ausgeguckt.«
Toppe lächelte. »Kann ich gut verstehen.« Sie runzelte die Stirn. »Kommst du mit zum Händchenhalten?«
»Ich kann nicht. Ackermann hat mir gerade …«
»Nicht jetzt, Helmut«, stöhnte sie auf. »Erzähl es mir heute abend. Sag mir lieber, was ich anziehen soll.«
Die Henri-Dunant-Straße hatte noch keine Geschichte. Vor nicht allzu langer Zeit war hier freies Feld gewesen, jetzt standen Mietshäuser dicht an dicht, Wohnblöcke aus hellrotem Backstein. Das Grün der Rasenflächen war noch unsicher, die Sträucher mickrig. Es würde eine Weile dauern, bis man wußte, in welche Richtung sich dieses Wohngebiet entwickeln würde. Da gab es ein privates Altenheim, einige der Mieter waren Kurden in der zweiten Generation, einige Deutsche, einige Aussiedler. Toppe kannte einen Jungen aus Olivers Klasse, der vor ein paar Jahren mit seiner Mutter aus Oswieçim nach Deutschland gezogen war und hier wohnte.
Van Appeldorn ließ den Wagen langsam ausrollen und parkte hinter einem nagelneuen BMW. Sie waren zu viert, denn auch Heinrichs hatte darauf bestanden, mit dabei zu sein.
Ihren ursprünglichen Plan, Bäcker und Tripp abzufangen, wenn sie von ihren Arbeitsstellen heimkehrten, hatte die Chefin vereitelt. Sie war mit einem dicken Stapel Zeitungen ins Büro gekommen und hatte sie aufgefordert, Eulenspiegels mögliches nächstes Opfer und den möglichen nächsten Tatort zu finden.
Heinrichs und van Appeldorn hatten nur einen Blick gewechselt, einvernehmlich geschwiegen und – sich gefügt. Die Meinhard mußte nicht alles wissen. Auch Ackermann hatte sein Kichern tapfer runtergeschluckt.
Mittlerweile ging es auf neun Uhr, und es wurde langsam dunkel. Die Straße war menschenleer.
Sie stiegen aus und schlossen leise die Wagentüren.
»Wohnen die beiden im zweiten Stock?« raunte Toppe und schaute zu dem hellerleuchteten, offenen Fenster hoch, aus dem laute Musik und Gelächter tönte.
»Keine Ahnung«, flüsterte Ackermann. »Ich kuck’ ma ebkes auffe Schelle.« Er schlängelte sich an einer blitzenden Harley Davidson vorbei, rückte die dicke Brille zurecht und hielt sein Feuerzeug unter die Namensschilder. Dann reckte er den Daumen in die Höhe und kam flink zurück. »Die scheinen ’ne heiße Party zu feiern. Ob dat so allerdings wat wird mit de Bewährung.«
Glas klirrte; irgend etwas war zu Bruch gegangen. Van Appeldorn betrachtete nachdenklich das dicke neue Auto und das ebenso neue Motorrad.
Heinrichs hatte sich ein paar Schritte entfernt und um die Hausecke geguckt. »Hinten ist ein Balkon, außerdem die Tür zum Keller. Wir sollten uns aufteilen.«
Ackermann piekste van Appeldorn seinen ausgestreckten Zeigefinger in den Bauch. »Komm mit nach hinten, Norbert. Wenn die ’ne Fliege machen … wir beide haben die längsten Beine.«
Ackermannsches Feingefühl – sowohl Toppe als auch Heinrichs waren gut einen Kopf größer als Ackermann, und auch was die Beinlänge anging, hatten sie ihm einiges voraus.
Toppe klingelte, aber es tat sich nichts, auch auf das zweite und dritte Schellen reagierte keiner. Schließlich ließ er den Finger auf dem Klingelknopf liegen, bis endlich doch der automatische Türöffner summte.
Oben in der Wohnungstür hielt sich ein dünner Mann mühsam auf den Beinen. Sein Hosenschlitz war offen.
Toppe stutzte und drehte sich dann zu Heinrichs um. »Guck mal an, Onkel Jörg!«
Auch Heinrichs war jetzt oben angekommen und japste. »Stimmt! Das muß man sich mal vorstellen: unsere beste Zeugin ist vier Jahre alt!«
Toppe schüttelte den Kopf und hielt fünf Finger hoch. »Soviel!« Dann wandte er sich um. »Sind Sie Wolfgang Bäcker?«
»Ach du Scheiße!« lallte der Mann. »Bullen! Hat der Flachwichser von unten sich wieder mal beschwert, weil wir ein bißchen Spaß haben?«
Toppe holte seine Marke heraus. »Kripo Kleve. Können wir kurz mit Ihnen sprechen?«
Aber Bäcker sah gar nicht hin. Er hielt sich am Türrahmen fest und brüllte in die Wohnung: »Mach mal die Lalla leiser. Hier sind die Bullen. B-u-1-e-n, Bullen, hörste?«
Drinnen gackerten ein paar Frauen, dann kam Ackermanns Stimme: »Glaubste, ich bin taub oder wat? Muß mich noch ebkes … de Bux anziehen.«
Bäcker sah Toppe aus trüben Augen an und versuchte zu grinsen, was gründlich mißlang. »Kann man nix machen. Müssen Sie warten, bis wir so weit sind. Die Damen müssen sich auch erst salonfähig machen.« Er knallte mit großem Schwung die Tür ins Schloß. Womit er sich wohl übernommen hatte, denn man hörte ihn im Flur zu Boden gehen und vor sich hin schimpfen.
Eine Frau kreischte laut auf.
»Möcht bloß wissen, wat Walter un’ der Chef da oben treiben.« Auch Ackermann hatte das Kreischen gehört, und das war sein Glück.
Als er zum Balkon hochblickte, sah er zwei Kästen herabsausen und machte einen Satz nach hinten. Die Dinger landeten zwanzig Zentimeter vor seinen Füßen. »Wat is’ dat denn?« Er bückte sich.
»Paß auf!« rief van Appeldorn von der Kellertür her. Ackermann warf sich zur Seite. Zwei weitere Kästen knallten auf die ersten, ein Deckel sprang auf, Papier fiel heraus.
»Die kamen von deren Balkon.« Van Appeldorn stand jetzt neben ihm und äugte argwöhnisch nach oben, aber da tat sich nichts mehr.
Ackermann hatte sein Feuerzeug angezündet: vier Alukisten, Geldscheine, jede Menge Geldscheine.
»Kneif mich ma’, Norbert. Sach mir, dat ich nich’ träum’.«
Aber van Appeldorn hatte schon das Telefon in der Hand und zwei Streifenwagen geordert. »Hast du van Gemmerns Privatnummer im Kopf?«
»Normalerweise schon.« Ackermann hockte immer noch vor den Kästen und guckte wie ein dümmliches Kind.
»Laß stecken, ich mach’s über die Zentrale. Bewegung, du Weihnachtsmann! Ab nach oben! Wer weiß, was da abgeht.«
Heinrichs hämmerte mit der Faust gegen die Wohnungstür, als Ackermann die Treppe hochgetobt kam, nicht ohne unterwegs die Nachbarn zu erschrecken. »Alle in Deckung. Es könnte zur Schießerei kommen!«
»Aber jetzt ein bißchen plötzlich«, brüllte Toppe die Wohnungstür an. »Sonst garantiere ich für nichts.«
»Stop, stop, stop«, wisperte Ackermann. »Hört doch ers’ ma’. Wir haben ’nen Vollteffer gelandet. Dat sind die Räuber, echt. Die haben uns grad die ganze Beute vor die Füße geschmissen, vom Balkon innen Garten. Die vier Alukästen un’ die ganze Knete. Ohne Scheiß.«
Heinrichs hörte auf zu bollern und staunte ihn an. Dann wischte er sich über den Nacken und fing an, schallend zu lachen. »Und so eine Verlierertruppe haben wir nicht erwischen können? Wenn das kein Witz ist!«
Jetzt öffnete sich die Wohnungstür. Bäcker hatte inzwischen seine Hose geschlossen.
»Was ist Sache?«
»Au Mann«, rümpfte Ackermann die Nase. »Dat handelt sich aber um ’ne größere Tankfüllung, wie ich dat seh’.«
Ein zweites Gesicht tauchte über Bäckers Schulter auf. »Wir sind ja schonn leise!«
Ackermann hüpfte begeistert. »Bis’ du Tripp? Sach do’ ma’ wat, Jüngsken!«
»Wat soll ich denn sagen, du Knallarsch? Hasse ’n Bälleken, oder wat?«
Sirenengeheul wurde lauter. Bäckers Blick hetzte von einem zum anderen. Er stieß Tripp zur Seite und stürzte dann nach vorn. Heinrichs setzte geruhsam den linken Fuß ein Stückchen vor, und schon lag Bäcker auf der Nase. Ackermann ließ ein paar Handschellen baumeln. »Scheint nich’ ohne zu gehen. Obwohl, ich persönlich hab ja eher ’n gespaltenes Verhältnis zu Armbänder.«
Tripp kriegte nichts mehr auf die Reihe, er stierte vor sich hin und ließ sich ohne Gegenwehr von den beiden Streifenpolizisten abführen, die mittlerweile hochgekommen waren.
In der Wohnung regte sich was: Die gackernden, kreischenden Frauen waren vier junge Mädchen, keines älter als siebzehn.
Heinrichs seufzte. »Mit denen sollten wir auch sprechen«, meinte er. »Ich werde sie bitten, mit auf die Wache zu kommen, dann ist das ein Aufwasch.« Damit ging er hinein. Sie konnten ihn auf der Treppe hören. »Guten Abend, meine Damen. Ich hoffe, es geht Ihnen gut nach dem Schrecken«, begann er väterlich besorgt.
Van Appeldorn wandte sich schnaubend ab. »Soll ich dich schnell eben nach Hause fahren, Helmut?«
»Nein, laß nur, ich gehe zu Fuß. Tut mir ganz gut. Hast du den ED schon verständigt?«
»Ja, van Gemmern müßte bald hier sein.«
»Dann warte ich auf ihn, und ihr könnt euch schon auf den Weg machen. Aber ich glaube kaum, daß die zwei heute vernehmungsfähig sind.«
»Wir werden sehen. Erst mal brauchen wir einen Richter. Hoffentlich hat Knickrehm Dienst.«
»Ich glaube, dafür ist Knickrehm gar nicht zuständig.«