REISE INS UNGEWISSE

Die Lufthansa-Maschine wurde weit draußen in Lagos auf dem Rollfeld des Murtala Mohammed Airport abgestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt war es mir egal gewesen, ob ich in Island oder Sibirien Vaters undurchdachte Geschäfte hätte retten sollen. Ich bin nicht nach Afrika geflogen, um Abenteuer zu erleben oder mir den Duft der großen weiten Welt um die Nase wehen zu lassen. Ich war eine Frau von 27 Jahren, auf die zu Hause zwei kleine Kinder und ein Berg von Schulden warteten. Trotzdem vollzog sich schon in diesen ersten Minuten, während wir an der geöffneten Türe warteten und schwitzten, eine unerklärliche Veränderung in mir. Die süßlich aromatische Luft, der der Geruch von Kerosin beigemengt war, strömte in die Kabine. Ein geradezu stimulierend aufregender Duft, der meinen Puls beschleunigte. Es war dieser unbekannte Geruch, der mir die Dimension meiner Reise ins Ungewisse klarmachte. Ich war in Afrika!

Papa steckte meine Erregung keineswegs an. Da er Mantel und Hut trug, dauerte es keine zwei Minuten, bis er schweißgebadet war. Ich glaube, Papas grauer Filzhut machte mir bewußt, daß in Afrika alles unvorstellbar anders war: Vor der Paßkontrolle wollte er ihn wieder aufsetzen, doch durch die feuchtwarme Hitze war das graue Filzding um zwei Nummern eingelaufen. Papa wirkte wie der Aushilfsclown eines Zirkus. Trotzig behielt er sein geschrumpftes bayerisches Stammessymbol auf dem schweißnassen Kopf.

Wir befanden uns in einer Schlange von Menschen, die sich langsam auf den Einreisebeamten zubewegte. Ich die überflüssige Garderobe über dem Arm, in jeder Hand eine große Tasche. Mein Vater mit Anzug, Mantel, Hut, links den Koffer mit dem güldenen Nippeszeug, obenauf ein paar Hemden und Krawatten, und rechts den schönen Aktenkoffer, auf den er so stolz war, weil er sich beim Öffnen so toll auseinanderfächerte.

Ich hielt meinen Paß und meinen Impfpaß parat. „Papa, hast du deine Pässe?“ Statt einer Antwort griff er - mit der Geste großer Männer - in die linke Brusttasche des Anzugs. Voila, der Paß. Er runzelte die Stirn, hielt den Paß mit den Zähnen fest, fühlte - schon wesentlich unsicherer - noch mal nach. Fehlanzeige. Kein Impfpaß.

Ich sagte nichts. Ich wußte, daß man uns ohne Impfpaß nicht ins Land lassen würde.

Problemlos passierten wir den Einreisebeamten, schoben uns zum Gesundheitsbeamten weiter. Vater tastete in den anderen Sakko-und Manteltaschen. Dann blieb er stehen, mitten in der von hinten nachdrängenden Menschenmenge. „Ist bestimmt im Aktenkoffer“, sagte er, drehte an den Zahlencodes des Koffers, ließ die Verschlüsse schnappen. Irgend jemand stieß prompt von hinten gegen ihn, und der Koffer klappte auf, die fein säuberlich geordneten Dokumente purzelten wild durcheinander auf den Boden. Zwanzig Hände griffen hilfreich danach. Vaters Hut kullerte davon, der Schweiß tropfte. Wir rafften das ganze Papierzeugs schnell zusammen, bevor es jemand mit der Hilfe übertreiben konnte. Durch diese Radikalinventur des Kofferinhalts wurde klar: Der gesuchte Impfpaß hatte die Afrikareise verpaßt.

„Ich glaube, er liegt zu Hause auf dem Bett. Der war doch in dem großen Koffer, und den hab' ich noch mal umgepackt.“ Nun wußte er's wieder.

Der Gesundheitsbeamte fertigte mich ab. Man sah es ihm richtig an, wie er sich auf den korpulenten reichen Weißen freute, der nichts vorzuweisen hatte. Es dauerte keine fünf Minuten, und Vater hatte weniger zu tragen. Ein vergessener Impfpaß? Macht einen halben Koffer voll vergoldetem Quelle-Nippeszeugs, das unter dem riesigen Tresen des hilfreichen Beamten verschwand.

Wir holten die Koffer vom Gepäckband. Lauter freundliche Nigerianer boten ihre Hilfe an. Papa schwitzte. Wenigstens von seinem Schrumpfhut trennte er sich endlich. Ein Sechsjähriger freute sich darüber- so klein war das Filz-Gamsbart-Hütchen inzwischen.

Ab zum Zoll. In den vielen großen Koffern ist wirklich nur Privates?

Aufmachen! Mit zwei großen Ballen österreichischer Stickerei waren wir angekommen. Nach dem Zoll war es nur noch einer. Für den anderen und den dicken Brokatstoffballen mußten wir trotzdem Zoll zahlen. Natürlich ohne Quittung!

Doch so schnell wollte ich mir meine gute Laune nicht vermiesen lassen. Von allen Seiten drangen Stimmen auf uns ein. Jeder zweite war Taxifahrer, jeder dritte bot uns Geld zum Schwarzumtausch an, einige wollten Hotelbetten loswerden, manche Uhren und Schnitzereien, die ich fasziniert bestaunte. Während Papa motzte, sah ich in die freundlichen Gesichter, die mich anlachten. Das war also Afrika - ein quirliger Mix aus fröhlichen Menschen, die sich über unsere Ankunft freuten.

Ich erkannte John erst auf den zweiten Blick. Keine weiten Schlaghosen, kein Hemd aus falscher Seide. Nein, das war ein Herr aus Afrika. Mit seinem dreiviertellangen bunten Hemd und dazu passender Hose strahlte er Würde und Selbstbewußtsein aus, verteilte Nairas an Helfer, die die Koffer zum Parkplatz schleppten.

Sogar mein Vater war von diesem Auftritt beeindruckt. Leider hielt sein Respekt nur an, bis John unsere Karawane vor dem Auto anhielt, das zu unserem Transport vorgesehen war. Vater sah sich um, ob vielleicht noch ein weiterer Wagen eingeplant war. Nein, der da war's: ein blauer VW Käfer. Nicht unbedingt das richtige Beförderungsmittel für Vaters zweieinhalb Zentner, die großen Koffer und mich. Wenigstens fehlte der Beifahrersitz - fürs Gepäck.

Wir kamen nach hinten, die großen Koffer nach vorn.

Auf der Fahrt zog ich den Kopf ängstlich immer tiefer zwischen die Schultern und spähte sorgenvoll an den Koffern vorbei nach draußen, während John sich unerschrocken einen Weg durch das nächtliche Chaos aus rasenden gelben Riesenbussen, überladenen Minibussen und stinkenden Lastwagen bahnte. Alles, was an Fenstern zu öffnen war, stand offen. Viel war das nicht - alte Käfer hatten nun mal hinten keine Fenster, die man öffnen konnte. Ich schwitzte mit Vater um die Wette, die Klamotten klebten, der Kopf brummte. So heiß konnte es doch nicht mal in Afrika sein! Hier stimmte irgendwas nicht! Und dieser Gestank!

„John, machst du bitte die Heizung aus? Es ist verdammt heiß hier drin.“

Die Autos, die an uns vorbeifuhren, hupten. Ich warfeinen Blick nach hinten aus dem Fenster. Hinter uns war Nebel. Nebel?

Quatsch! Das war Qualm! Und der Gestank - das war nicht Afrika, das war Wolfsburg! „John, halt an, das Auto brennt!“

Vielleicht hätte ich nicht so brüllen sollen. John verriß das Lenkrad, der Käfer schlingerte, Vater und ich knallten mit den Köpfen gegeneinander. Lautes Gehupe, Bremsen quietschten. Irgendwann stand der Wagen auf dem Seitenstreifen der Autobahn. Raus, nichts wie raus. Vorne die ganzen Koffer, schwere Dinger john mühte sich.

Und das dauerte. Dann versuchte Papa rauszukrabbeln. Ich schob und drückte von hinten, John zerrte von vorn. Schließlich standen wir auf der Straße. Gestrandete in der Nacht, inmitten ihrer Habseligkeiten.

Erstaunlicherweise hatte John urplötzlich einen Feuerlöscher zur Hand, krabbelte in den Wagen hinein, es qualmte und zischte.

Hustend und prustend tauchte John aus dem Auto auf, schmiß das verkokelte Sitzpolster auf die Straße und murmelte was von durchgeschmorter Batterie.

Bevor wir's uns versahen, fuchtelte John mit den Armen in der Luft herum, ein Taxi hielt (ging hier, trotz Autobahn), John rief: „Paßt aufs Gepäck auf!“ - und war verschwunden.

Meine erste Nacht in Afrika, und ich stand mit meinem schimpfenden Vater zwei Stunden lang an der Autobahn, zitternd vor Angst. Ob's hier Straßenräuber gab? Die vorbeirasenden Wagen - viele fuhren ohne Licht - deckten uns regelmäßig mit einer Staubwolke ein. Vater hustete, japste nach Luft, klagte abwechselnd über Durst und Hunger. Irgendwann hielt ein Wagen. Gott sei Dank -

John. Dieses Gefährt hatte immerhin zwei Vorteile: Erstens brannte es nicht, zweitens hatte Vater einen luftigen Platz zum Mitfahren erwischt. Johns Ersatzwagen war nämlich ein Kleinlaster, und Vater saß samt Gepäck auf der Ladefläche.

Nach kaum einem Kilometer Fahrt trafen wir zum ersten Mal auf das nigerianische Militär: Straßensperre. Die Soldaten taten uns nichts.

Im Gegenteil: Wenn sie nicht da gestanden hätten, wäre unser Schiffbruch auf der Autobahn nicht so glimpflich verlaufen. Ihre Anwesenheit hielt die Straßenräuber fern.

John fuhr trotz Schwiegervater und Koffern auf der Ladefläche mit atemberaubendem Tempo und testete die Stoßdämpfer an so ziemlich jedem Schlagloch. Irgendwann waren wir in einem Viertel mit gutgeteerten kleinen Straßen, auf denen lauter kaputte Autos standen. Die Scheinwerfer erfaßten einen buntgestrichenen Bungalow, vor dem die Fahrt zu Ende war. Aufatmen. John hupte.

Es war stockfinster, als wir endlich bei Chief Bole ankamen, einem Vetter von ihm. Eine dicke Frau kam mit einer Kerosinlampe in der Hand heraus in die vollkommene Dunkelheit. Der beißende Gestank nach Fäkalien nahm mir den Atem. Daß die Kanalisation überirdisch und offen neben der Straße verlief, entdeckte ich, als ich vorsichtig über zwei Bretter ins Haus lief.

Bole war weder Vetter noch Chief, sondern ein entfernter Verwandter Johns. Verglichen mit den übrigen vielen Vettern, die ich noch kennenlernen sollte, machte er richtig Geld. Ausgerechnet mit jenen Geräten, die das Überleben des blauen Käfers gesichert hatten - Feuerlöscher! Vetter Bole war ein kleiner, dürrer Mann in den Sechzigern, freundlich, mit wachen Augen. Sein Haus lag in einer besseren Wohngegend, verfügte aber leider nicht über eine Klimaanlage. Was allerdings nicht weiter ins Gewicht fiel, da die Stromgesellschaft NEPA den Strom ohnehin abgestellt hatte. Was auch die Ventilatoren an der Ausübung ihrer Arbeit hinderte ...

Dauernder Versorgungsengpaß in einem der ölreichsten Länder der Erde. Ich sollte bald erfahren, wie Nigerianer NEPA übersetzten:

„Never expectpower again“ (Erwarte niemals wieder Energie). Im vom Notstromaggregat erzeugten Licht stellte ich fest, daß wir nunmehr keine Weißen mehr waren, sondern Rote: Die Staubdusche auf der Autobahn hatte deutliche Spuren hinterlassen.

Ein paar Jungs balancierten unsere Habseligkeiten auf den Köpfen ins Haus. Sie türmten das Gepäck im Wohnzimmer auf, das sich allmählich mit lauten, fröhlich schwatzenden Fremden füllte. Ich stupste John an: „Sind die unseretwegen da?“

John druckste herum: „Ihr habt doch die Geschenke mitgebracht?“

Der Flohmarktnippes und die teuren Stoffe ... Mir kam die vage Überlegung, ob Taxi und Hotel angesichts des durchlittenen Martyriums nicht billiger gewesen wären, als die Gastfreundschaft des Chiefs auf diese Weise zu entlohnen.

Chief Bole war ein zuvorkommender Mann, doch mit Knödeln und Schweinshaxe konnte er nicht dienen. Seine Frau, die gut und gerne den doppelten Körperumfang Boles hatte, servierte Reis, gar ri und rote Bitterleaf-Soup. Vater häufte sich einen dicken Schlag Reis auf, verzichtete auf die Breipampe namens garri und griff zum Schöpflöffel, um sich rote Fleischsauce draufzutun. Er brauchte nur den Dampf der Sauce einzuatmen, um einen Hustenanfall zu bekommen. Kein Wunder, zu Hause meckerte er schon, wenn ich mal Curry ins Essen tat, und Curry ist nichts gegen die nigerianische rote Cayenne-Pfeffer-Sauce. Behutsam schob Papa das nicht angerührte Essen von sich.

Gastgeber Bole verfolgte jede Bewegung des großen weißen Mannes mit wieselflinken Augen und schickte seine Frau nach draußen. Kurz darauf kam sie wieder — mit Trockenfischsuppe. Du meine Güte! Mein Vater hatte nicht mal was für Fische im Zierteich übrig, von eßbaren ganz zu schweigen. Er schaffte es nicht mal, den Anstands-Probierhappen runterzuwürgen. Schließlich flüsterte er mir zu, ob man denn nicht vielleicht in ein Restaurant... ?

Dann fiel Vaters Blick auf die auf dem Tisch stehende Wasserkaraffe. „Ilona, ist das Wasser abgekocht?“

Ich leitete die Frage, ins Englische übersetzt, freundlich lächelnd an Chief Bole weiter, was den trotzdem nicht zu einem Nicken bewegen konnte. Papa blieb durstig. Ich fühlte mich zunehmend unbehaglicher in meiner unfreiwilligen Rolle als Vermittlerin zwischen Afrika und Europa. Wo ich doch selbst kaum durchblickte! Geprüft durch die Ehe mit John, konnte man mich zwar nicht mit teuflisch scharfer Nigeria-Sauce schocken, aber auch ich wartete vorsichtshalber, bis nach dem Essen Bier und 7 up-Limonade gereicht wurde.

Der Chief schien den desolaten Zustand meines Vaters nicht zu bemerken. Unverdrossen versuchte er, Konversation zu machen. Es ging natürlich um Autos. Denn John hatte mächtig angegeben, behauptet, mein Vater habe fantastische Verbindungen zu den deutschen Autokonzernen, vor allem zu Mercedes. Schließlich war Vater ja als Autohändler hier, gewissermaßen jedenfalls. Und John brauchte einen guten Grund, um seinem Vetter zwei Deutsche als Gäste ins Haus zu schicken. Ob Vater mit Chief Bole nicht in den Autohandel einsteigen wolle? Vater machte große Augen: Was denn, noch mehr Autos?! Wo er die zehn noch nicht mal verkauft hatte!

Stinksauer und hungrig ging Vater ins Bett. Ich hörte ihn in der Kammer, die man ihm zugeteilt hatte, rumoren. Nach einer Stunde stand er rotgesichtig und schnaufend vor mir: „Ilona, es ist zu heiß.

Ich glaube, ich ersticke.“

Chief Bole schleppte mit mir eine Matratze auf die Terrasse, drapierte ein Moskitonetz drüber. Für John und mich stand nur ein gemeinsamer Raum zur Verfügung. Mit einem gemeinsamen Bett.

Alles andere hätte seine Position Vetter Bole gegenüber erheblich geschwächt ... Glücklicherweise ersparte John mir in der ersten Nacht die unangenehme Diskussion darüber, daß der Verkauf von Autos nicht automatisch eine brachliegende Ehe zu neuer erotischer Leidenschaft beflügelt. Aber mir war klar, daß John meine Trennungsabsichten ignorieren würde.

Am nächsten Morgen sah Vater aus wie roter Streuselkuchen. Die Matratze war zu schmal, das Netz hatte an ihm geklebt, die Moskitos am Netz. So waren sie trotz der gutgemeinten Vorsichtsmaßnahme doch an sein leckeres Blut gekommen. „Ilona, ich will in ein Hotel!

Noch mal überlebe ich so eine Nacht nicht.“

Vaters Auszug aus Boles Haus verdüsterte dessen Stimmung erheblich. Wie sollte er mit dem wichtigen deutschen Mann Geschäfte auf die Reihe bringen, wenn der nicht seine Gastfreundschaft in Anspruch nahm?

Zwei Stunden lang kurvten wir - Chief Bole lieh uns einen Peugeot, natürlich mit Feuerlöscher - durch den Stadtteil Ikeja, bis wir endlich ein Hotel fanden. Für 500 Mark bekam man Anfang der achtziger Jahre in Berlin im Kempinski oder in München im Vier Jahreszeiten ein ganz anständiges Zimmer. Für diese Summe ergatterte mein Vater in Lagos-Ikeja ein Zimmerchen, immerhin mit Klimaanlage. Wir hatten vor, 14 Tage zu bleiben. Am Ende hielt Vater es zehn Tage in Nigeria aus. Das machte 5 000 Mark, plus zwei Mahlzeiten - europäisch, natürlich - für 200 Mark am Tag. So schnell waren weitere 7 000 Mark weg.

Zwei Tage nach seiner heißen Flughafenfahrt war der hellblaue Käfer bereits wieder einsatzbereit. Ich fragte mich inzwischen, warum wir ausgerechnet Autos in eine Stadt einführen mußten, in der es ohnehin bereits Millionen Autos gab. Wer es sich leisten konnte, hatte nämlich zwei: eines mit einer geraden Anfangszahl auf dem Nummernschild, eines mit einer ungeraden. Die Regierung hatte gehofft, die verstopften Straßen der Millionenmetropole Lagos zu entlasten, wenn an bestimmten Tagen nur Autos mit gerader Zahl und an anderen nur solche mit ungerader Zahl auf dem Nummernschild fahren durften.

Die Luft ist giftigblau mit Autoabgasen verpestet. In dieser Luft verbrachte ich viel Zeit: eine Stunde Fahrt, um Vater vom Hotel abzuholen, dann zwei Stunden zum Hafen und zwei zurück, wieder zum Hotel und anschließend zum Haus vom Chief. Heute mit dem Käfer, morgen mit einem Peugeot. Je nach Nummernschild Der Beifahrersitz war wieder eingebaut. Vater saß vorn und malträtierte die Fensterkurbel des Käfers. Entweder war es ihm draußen zu abgasmiefig oder drinnen zu stickig. Ich saß auf dem Rücksitz und schwitzte vor mich hin. Die zeitraubende Make-up-Prozedur am Morgen hatte ich mir bald abgewöhnt. Das Zeug zersetzte sich schon in seinen Behältnissen in eine Mischung aus öliger Flüssigkeit und Klumpen.

Das Zollgebäude am Hafen: Ein Ventilator rührte die Deckenluft um, ein ockergelb lackierter Tresen, dahinter eine turbangeschmückte Schwarze, die ihre Nägel lackierte. Ob wir den Zollbeamten sprechen könnten? Sie sah auf. Ihr Blick wanderte von John zu Vater, zu mir, zurück zu John, dann wieder auf ihre Nägel.

Schließlich sagte sie: „Master here tomorrow.“

„Was sagt sie?“ fragte Vater.

„Ihr Chef ist morgen da.“ „Frag sie, wann.“

Ich übersetzte. Die Dame blickte mich lange an. Überlegte.