43. Bedeutungs-Reframing
Rolf Stuber unterrichtet an einer Realschule. In der letzten Zeit kommt es immer wieder zu Konflikten mit einem seiner Schüler, der sich aus seiner Sicht komplett stur stellt. Der Schüler wiederum wirft dem Lehrer vor, ihn rundum abzulehnen. Der Lehrer bringt in einer kollegialen Beratung zusätzlich vor, dass der Schüler darauf aus sei, den Unterricht und die Zusammenarbeit zu boykottieren. Klare Zusammenhänge – oder?
Der Zusammenhang scheint tatsächlich klar zu sein. Doch im Gespräch stellt Herr Stuber fest, dass sein Schüler dabei ist zu lernen, selbstbewusst aufzutreten, seine Meinung auszusprechen, sich in einem Konflikt zu behaupten – Entwicklungsschritte, die Herr Stuber für einen jungen Erwachsenen gutheißt. Was im Kontext des Schulunterrichts stört, ist im Kontext der Entwicklung gut. Und das hilft ihm, den Schüler jetzt zu akzeptieren. Ob wir ein Verhalten als nützlich oder als Problem und Störung wahrnehmen, hängt meistens von den Umständen ab.