59. KAPITEL


Thistledown City

 

In den Nexuskammern stand der Ingenieur vor der Armillarsphäre des Zeugenstandes. Premierminister Dris Sandys nahm seinen Nexus-Sitz ein auf einer Seite des leeren Sessels des Präsidenten. Der Premierminister hatte keine ernste Verletzung davongetragen.

Judith Hoffman, mit Quetschungen und erschöpft durch das Ungemach im Bohrloch, saß in einem speziellen Zeugenstuhl bei den anderen, die keinen schweren Schaden genommen hatten. Der Rest der Nexuskammer war leer. Dies ging unter den Notstandgesetzen nur den Premierminister als geschäftsführenden Präsidenten an.

Olmy saß neben Judith Hoffman. Der Jart in ihm war still, wach, aber nicht eingreifend.

Der Premierminister ordnete an, Lageberichte über die Toten und Verletzten vor der Kammer zu projizieren.

»Der Präsident«, sagte er trocken, »wird jetzt reinkarniert. Es sind im ganzen sieben Tote und neun Schwerverletzte, darunter die zwei offiziellen Historiker, zwei Würdenträger, ein Senator und der Direktor von Thistledown. Wir haben seit der Großen Zerstörung keine solchen Verluste erlitten. Zum Glück sind alle mit Implantaten versehen und dürften überleben. Ser Korzenowski, können Sie uns sagen, was geschehen ist?«

Der Ingenieur schaute Olmy an. Es war noch keine Zeit für das von Olmy versprochene Gespräch gewesen.

Beide waren durch medizinische Apparate weggeschafft worden, um in den Behandlungsräumen untersucht zu werden. Seitdem waren sie nicht allein gewesen.

»Ich habe ein Testglied zur Verbindung mit dem Weg geöffnet. Etwas versuchte hindurchzukommen und kam meinem Versuch, es zu schließen, in die Quere.«

»Haben Sie eine Idee, was für ein Ding das war?«

»Ich vermute, eine Jartwaffe«, sagte Korzenowski.

Der Premierminister starrte ihn an. »Ist das bloß eine Vermutung?«

»Wächter der Jarts, die auf genau eine solche Gelegenheit lauern. Ich weiß nicht, was es sonst gewesen sein könnte.«

Der Premierminister fragte, ob die Vertreter der Verteidigungskräfte von Thistledown zustimmten. Dies war der Fall. Es gab bestimmt keine Hinweise auf das Gegenteil.

»Wird es möglich sein, ein anderes Testglied zu öffnen und sich zu vergewissern?«

»Ja«, sagte Korzenowski. »Ich kann ein Glied öffnen, das vom Zentrum entfernt ist, also ein Tor, das ungefähr einhundert Kilometer hinter dem geschlossenen Ende des Weges liegt. Mit geeigneten Schilden und Vorsichtsmaßnahmen können wir eine Erkundung durchführen und das Tor ohne große Aussicht auf Entdeckung schließen.«

»Wie klein ist diese Chance?« fragte der Premierminister.

»Klein genug. Aber ich empfehle, Thistledown zu evakuieren bis auf wesentliches Personal und Verteidigungskräfte.«

Der Premierminister starrte ihn böse an. »Das wäre ein enormes Unterfangen.«

»Es ist wichtig«, sagte der Chef der Verteidigungskräfte. »Wenn wir uns daran machen, die Territorien des Weges zu beanspruchen und einen Brückenkopf zu errichten, muß es einen Puffer zwischen dem Kampf und unseren Zivilisten geben.«

»An was für einen Puffer denken Sie?«

»Alle Zivilisten müssen zu den orbitalen Bezirken der Erde geschickt werden.«

»Sind Sie dafür, daß bloß körperliche Personen entfernt werden?«

»Nein, Sir«, antwortete der Chef. »Wir raten, alle Verkörperten, alle im Citygedächtnis Ruhenden und alle wichtigen Kulturgüter und Datenspeicher zu entfernen. Thistledown muß als Puffer dienen. Für den unwahrscheinlichen Fall, daß wir besiegt werden, müssen wir uns entschließen, den Weg dadurch zu schließen, daß wir Thistledown zerstören.«

Hoffman schaute Olmy an. Ihr verletztes Gesicht zeigte eine grimmige Miene. »Das wird eine extravagante Vergünstigung, nicht wahr, Ser Olmy?« murmelte sie. »Nichts, das wert ist getan zu werden, fällt jemals leicht.«

Olmy antwortete nicht. Hintergedanken waren jetzt keineswegs am Platze.

»Gibt es ernsthaften Schaden in der sechsten Kammer?« fragte Dris Sandys.

»Nein, Ser«, antwortete Korzenowski. »Wir können weitermachen.«

»Wir können sagen, das kommt unerwartet«, sagte der Premierminister. Die folgende Pause war lang und anklagend. Niemand in der Kammer entging die unausgesprochene Kritik. Dem Präsidenten und dem Premierminister war kaum eine Wahl geblieben; und jetzt mußten diejenigen, welche sie in eine solche Lage gebracht hatten, die Konsequenzen sehen. »Als amtierender Präsident und unter der Autorität der Notstandsgesetze ordne ich an, daß Thistledown evakuiert wird und daß Ser Korzenowski und die Verteidigungskräfte gemeinsame Pläne für weitere Erkundigungen im Weg machen.«

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