Thomas teilte sich ein Stockbett mit Minho, der unbedingt oben schlafen wollte; Newt und Bratpfanne hatten das Bett neben ihnen. Die Betreuerinnen hatten Teresa in einem anderen Raum untergebracht, bevor sie sich voneinander verabschieden konnten. Schon nach drei Sekunden vermisste Thomas sie fürchterlich.

Als Thomas es sich auf der weichen Matratze bequem machen wollte, unterbrach ihn Minho: »Hey, Thomas.«

»Ja?« Thomas war völlig erschöpft.

»Was denkst du, was ist mit den Lichtern passiert, die dageblieben sind?«

Darüber hatte Thomas sich noch keine Gedanken gemacht. Er war so mit Chuck beschäftigt gewesen, und jetzt mit Teresa. »Ich weiß nicht. Aber wenn ich daran denke, wie viele von uns gestorben sind, möchte ich nicht in ihrer Haut stecken. Wahrscheinlich sind die Griewer über sie hergefallen.« Er konnte kaum glauben, wie locker seine Stimme klang, als er das sagte.

»Glaubst du, bei diesen Leuten hier sind wir sicher?«, fragte Minho.

Thomas überlegte einen Moment. Es gab nur eine Antwort, an die er sich klammern konnte. »Ja, ich glaube, wir sind in Sicherheit.«

Minho sagte noch etwas, aber Thomas hörte ihn nicht mehr. Erschöpfung überfiel ihn, seine Gedanken wanderten zu seinem kurzen Aufenthalt im Labyrinth, seiner Zeit als Läufer und wie unbedingt er einer hatte werden wollen – seit seinem ersten Abend auf der Lichtung. Es kam ihm vor, als wäre das alles hundert Jahre her. Wie ein Traum.

Thomas konnte leise Unterhaltungen von den anderen hören, aber es schien ihm, als kämen sie aus einer anderen Welt. Er starrte die Holzlatten des Bettes über sich an und spürte die heranrollende Welle des Schlafs auf sich zukommen. Aber er wollte mit Teresa sprechen und hielt sich wach.

Wie sieht dein Zimmer aus?, fragte er sie in Gedanken. Ich wünschte, du wärst hier.

Ach, ja?, erwiderte sie. Mit den ganzen stinkenden Jungs? Nein, danke.

Wahrscheinlich hast du Recht. Ich glaub, Minho hat in der letzten Minute dreimal gefurzt. 

Thomas wusste, dass das ein ziemlich müder Witz gewesen war, aber er hatte sich Mühe gegeben. Er spürte, dass sie lachte, und wünschte sich, er könnte das auch. Es folgte eine lange Pause. Das mit Chuck tut mir furchtbar leid, sagte sie schließlich.

Thomas spürte einen Stich im Herzen. Er schloss die Augen und sank tiefer in den Schmerz dieser Nacht hinein. Er konnte einem so auf die Nerven gehen, sagte er und dachte an die Nacht, in der Chuck Gally im Badezimmer erschreckt hatte. Aber es tut weh. Als hätte ich einen Bruder verloren.

Ich weiß. 

Ich hab ihm versprochen – 

Hör auf, Tom. 

Was? Er wollte, dass Teresa ihn tröstete und ein Zauberwort sagte, durch das sein Schmerz verschwand.

Hör auf mit dem Versprechen. Die Hälfte von uns hat es geschafft. Wir wären alle tot, wenn wir im Labyrinth geblieben wären. 

Aber Chuck hat es nicht geschafft, sagte Thomas. Er fühlte sich schuldig, weil er wusste, dass er sämtliche Lichter in diesem Raum für Chuck eintauschen würde.

Er ist gestorben, um dich zu retten, sagte Teresa. Das war seine eigene Entscheidung. Also sieh zu, dass es nicht umsonst war.

Er spürte Tränen unter den Augenlidern; eine entwischte und lief seine rechte Schläfe herunter und dann in die Haare. Eine Minute verging, ohne dass sie telepathisch miteinander sprachen. Dann sagte er: Teresa?

Ja? 

Thomas hatte Angst, ihr seine Gedanken mitzuteilen. Aber er tat es trotzdem. Ich will mich an dich erinnern. An uns. Du weißt schon, früher.

Ich auch. 

Ich glaube, wir waren … Jetzt wusste er doch nicht, wie er es sagen sollte.

Ich weiß. 

Ich frag mich, was morgen wird. 

Das sehen wir in ein paar Stunden. 

Ja. Na, dann. Gute Nacht. Er wollte noch so viel mehr sagen. Aber es kam nichts heraus.

Gute Nacht, sagte sie im selben Moment, als das Licht ausging.

Thomas drehte sich auf die Seite. Er war froh, dass es dunkel war und niemand sein Gesicht sehen konnte.

Er lächelte nur schwach und sah auch nicht glücklich aus. Aber fast.

Und im Moment war »fast« gut genug.