Zweiundzwanzig
Rosanna machte die Haustür zu und stand in der Eingangshalle von Reith Mansions, wo sie auf das Geräusch lauschte, das Ian Dales BMW beim Losfahren machte. Sie schaute durch den Briefkastenschlitz, um sich davon zu überzeugen, dass ihr lästiger Verehrer endgültig die Kurve gekratzt hatte, und stieß einen trunkenen Triumphschrei aus. »Und tschüs, du widerlicher kleiner Kerl«, schimpfte sie. »Ich bin gespannt, wie du dich aus dieser Sache rausredest, wenn du nach Hause kommst.« Sie holte ihr Handy aus der Jackentasche und rief Erica Dales Nummer auf dem Display auf. Ein paar Augenblicke schwebte ihr Daumen über der Ruftaste, bis sie es sich anders überlegte. »Du hattest genug Aufregung für einen Tag, Mädchen«, murmelte sie vor sich hin. »Zeit, ins Bett zu gehen.«
Rosanna erinnerte sich undeutlich daran, dass der Aufzug im Haus außer Betrieb war, und torkelte langsam zwei Treppenfluchten hoch. Vor der Tür zu ihrem Apartment angelangt, durchstöberte sie ihre Handtasche nach den Schlüsseln. Als sie sich nicht sofort zeigten, kippte sie die Tasche um, sodass sich ihr Inhalt auf den Teppichboden im Flur ergoss. Was für ein Misthaufen, dachte sie. Ich muss das wirklich mal ausräumen. Sie ließ sich auf die Knie sinken und begann, das Zeug zu durchsuchen.
»Hurra!« Sie griff sich die Schlüssel und kämpfte sich langsam wieder auf die Füße. Als sie mit dem Wohnungsschlüssel das Schloss zu treffen versuchte, brauchte sie einen Moment, bis sie erkannte, dass sie nicht allein war. Sie schnitt eine Grimasse, während ihr alkoholisiertes Gehirn diese Information zu verarbeiten suchte.
»Was machen Sie denn hier?«, fragte sie, ohne hochzusehen. »Es ist spät, und ich muss morgen früh arbeiten. Außerdem geht es mir nicht gut.« Sie versuchte erneut, den Schlüssel in das Schloss zu stecken, und verfehlte es abermals. Als sie es noch einmal versuchte, fiel er wieder zu Boden. »Mist!« Sie bückte sich und fühlte sich benebelt.
Dann spürte sie eine feste Hand an ihrem Kragen, die sie nach hinten zog. »Hey!« Rosanna wollte sich gerade hinstellen, aber ihre Beine gaben nach. Ihr drehte sich der Magen um, und sie dachte, sie müsse sich wieder übergeben. Sie fiel fast hintenüber und stolperte rückwärts auf die Treppe zu. Ihr rechter Fuß rutschte aus dem Schuh, und sie spürte, wie sie den Kontakt mit dem Boden verlor. Dieselbe Hand streckte sich nach ihr aus, aber sie bekam sie nicht zu fassen, sondern begann die Treppe hinunterzustürzen.