Zehn

Eine Dusche und ein Spiegelei-Sandwich schafften es, die Enttäuschungen des Tages ein wenig zu lindern. Alice hatte sich in ihr Zimmer zurückgezogen, um ihre Schularbeiten zu machen, und schien von den jüngsten Ereignissen völlig unbeeindruckt. Carlyle griff sich den Evening Standard und sank neben seine Frau aufs Sofa. »Was für ein Tag!«

Helen schrieb eine SMS zu Ende und legte ihr Handy auf den Wohnzimmertisch. »Na ja, wenigstens gab es keine Bombe. Offensichtlich haben zwei der älteren Mädchen die Drohung durchgegeben.«

Carlyle schaute sie nicht zum ersten Mal verständnislos an. »Wie bitte?«

»Sie sollten eine Klassenarbeit schreiben. Sie hatten keine Lust, die Arbeit zu schreiben, also …«

»Also haben sie gesagt, es gäbe eine Bombe in der verdammten Schule?«, platzte er heraus.

»Ja.« Helen grinste.

Er lachte gequält. »Nun ja, ich glaube, das nennt man: die Initiative ergreifen, gewissermaßen.«

»Aber betrüblich für sie ist«, fuhr Helen fort, »dass eines der Mädchen ihr Handy benutzt hat, um die Polizei zu benachrichtigen. Sie sind dermaßen aufgeflogen.«

»Herrgott. Woher weißt du das alles so schnell?«

Helen tippte sich mit dem Finger an die Nase. »Das Netzwerk der Mütter liegt bei den Neuigkeiten immer ganz weit vorn.«

»Sehr beeindruckend.«

»Das ist nicht alles.«

»Nein?«

»Nein.« Helens Stirn umwölkte sich. »Die Spürhunde haben keine Bomben gefunden, aber sie haben acht Beutel mit Drogen aufgestöbert.«

»Was für Drogen?«

»Weiß ich nicht.«

»Vermutlich Dope.«

»Was ist mit diesem Skunk-Zeug?«, fragte Helen. »Ist das nicht die neue Supergefährdung der Teenager der Nation?«

»Nur wenn du zu den neurotischen Mittelschichteltern gehörst«, erwiderte Carlyle und gähnte, »die fröhlich jeden Abend eine Flasche Sauvignon Blanc köpfen, während sie ihren Kindern Vorträge halten, dass sie einen Joint nicht mal angucken sollten.«

Helen schaute ihn nachdenklich an. Normalerweise stand sie auf der liberaleren Seite ihrer Partnerschaft. Wenn es allerdings um Drogen ging, wurde ihr bei dem Laissez-faire-Fatalismus ihres Mannes mehr als ein bisschen unbehaglich zumute.

»Im Grunde«, fuhr Carlyle fort, der jetzt in Fahrt kam, »ist alles das gleiche Zeug. Entweder braucht man es, oder man missbraucht es. Manche Leute können damit umgehen; manche nicht. Ich frage morgen früh mal rum und sehe, was ich rausfinden kann.«

»Okay. Das wäre nicht schlecht. Einer der Beutel gehörte einem Mädchen in Alice’ Klasse.«

Das brachte ihn abrupt zum Stillstand. »Du machst Witze!«

Seine Frau warf ihm einen Blick zu, der zu erkennen gab, dass sie definitiv keine machte. »Ich glaube, sie gehört nicht zu Alice’ Freundinnen, aber wir sollten die Entwicklung trotzdem im Auge behalten.«

»Ja«, stimmte Carlyle zu, der schnell vom Theoretischen zum Pragmatischen überging, »das werden wir.« Er beugte sich hinüber und nahm Helen in den Arm. Eine Weile lagen sie bloß da und dachten beide an ihre Tochter und an die Gefahren, die vor ihnen lagen; beide wussten auch, dass es wirklich nichts gab, was sie im Moment dagegen unternehmen konnten. Man musste einfach abwarten, wie sich die Dinge entwickelten.

Schließlich nahm Helen den Gesprächsfaden wieder auf. »Wie war dein Tag?«

»Nun ja …« Carlyle seufzte. Er erzählte ihr die Geschichte von Agatha und Henry Mills oder zumindest so viel davon, wie er wusste.

»Wird der Fall morgen abgeschlossen sein?«, fragte sie.

»Das hoffe ich. Wir werden sehen, was Mr Mills morgen früh für sich ins Feld zu führen hat.« Henry Mills war über Nacht in der Station geblieben, wo er in einer Zelle schmoren sollte. Während Carlyle hinter seiner Tochter herspürte, hatte Joe am Nachmittag mit dem Mann gesprochen. Mills war bei seiner Geschichte geblieben, dass er fest geschlafen hatte, als jemand seinen Vorhandschmetterball mit einer Bratpfanne am Hinterkopf seiner Ehefrau trainiert habe. Verärgert hatte Carlyle der Anwältin klargemacht, dass sie am Morgen gegen ihn Anklage erheben würden. Mills’ Passivität war merkwürdig, aber die Menschen reagierten unterschiedlich auf Stress. Carlyle glaubte, dass er vielleicht einfach dichtmachte, versuchte, die Außenwelt auf Abstand zu halten. Er beschloss, einen Psychologen hinzuzuziehen, um zu sehen, was der von dem Mann hielt. Falls sonst nichts dabei herauskam, würde es ein deutliches Zeichen für Mills und seine Anwältin sein, dass sie an seinem Geisteszustand interessiert waren. Wenn die Anwältin nicht auf den Kopf gefallen war, würde sie begreifen, dass die Polizei ihrem Mandanten seine Geschichte nicht abkaufte, aber dass sie möglicherweise bereit wäre, eine Abmachung auf Grund verminderter Zurechnungsfähigkeit oder etwas Ähnlichem zu treffen.

In den Augen des Inspectors waren lange Freiheitsstrafen in Fällen häuslicher Gewalt sinnlos; schließlich war es nicht so, als stellten die Mörder eine Bedrohung der breiteren Öffentlichkeit dar, und ihr Gefängnisaufenthalt kostete ein Vermögen. Weitaus besser wäre, wenn Mills’ Anwältin ihn dazu brachte, eine Strafe von fünf Jahren zu akzeptieren, und sie konnten das ganze Ding jetzt unter Dach und Fach bringen. Auf diese Weise wäre er wahrscheinlich in weniger als drei Jahren draußen. Die Alternative sähe so aus, dass man die langwierige, verwickelte und ungeheuer kostspielige legale Prozedur durchmachen müsste. Falls er das täte, würde Mills vermutlich acht bis zehn Jahre bekommen. Es bestand die Chance, dass er entweder durch einen Verfahrensfehler oder durch ein Mitleidsvotum der Geschworenen davonkäme, aber wenn sie ihre Sache gut machte, würde die Anwältin ihm sagen, dass sich das Risiko oder der Ärger nicht lohnte. Selbst wenn er gewann, würde er immer noch mehr als ein Jahr in Untersuchungshaft verbringen, wenn man an das quälende Schneckentempo dachte, mit dem sich die Räder der britischen Justiz drehten.

Für Carlyle war die Dauer der Freiheitsstrafe irrelevant. Ein Sieg war ein Sieg. Und ein schneller Sieg war der beste Sieg von allen. Sobald die Schuld festgestellt war, war der Fall abgeschlossen. In neun von zehn Fällen war es ihm völlig egal, was danach noch geschah.

Im Versuch, Henry Mills eine Zeit lang zu vergessen, wandte sich Carlyle wieder dem Standard zu. Wie üblich las er zunächst die Sportseiten. Da er dort nichts fand, was ihn interessierte, nahm er sich den Anfang vor. Auf Seite vier fiel ihm eine Geschichte über eine Anzeige ins Auge, die von der British Humanist Association auf der Seite einiger von Londons roten Bussen platziert worden war und verkündete: Es gibt wahrscheinlich keinen Gott. Also hör auf, dir Sorgen zu machen, und genieß dein Leben. Carlyle, der inbrünstiger Atheist war, nahm sofort Anstoß an dem Wort »wahrscheinlich«. »Diese verdammten Körner fressenden, warm duschenden liberalen Weltverbesserer«, flüsterte er missbilligend. »Warum können sie nicht einfach sagen, wie es ist? Es gibt keinen verdammten Gott. Aus die Maus. Wenn die Leute nur diese grundlegende Tatsache anerkennen könnten, würde das Leben aller viel leichter werden.« Als ob er sich dazu zwingen wollte, noch ärgerlicher zu werden, las er weiter. Ein Sprecher sagte: »Diese Kampagne wird die Menschen zum Nachdenken bringen – und Denken ist der Religion ein Gräuel.« Was für ein Schwachsinn, dachte Carlyle säuerlich. Falls man so bescheuert ist, an Gott zu glauben, was nützt einem dann ein verdammter Spruch an der Seite von einem beschissenen Bus?

Er spürte, wie seine Wangen Farbe annahmen, und musterte Helen, die immer noch zusammengerollt am anderen Ende des Sofas saß. Da sie die Warnzeichen gut kannte, wenn ihr Mann begann, sich selbst auf die Palme zu bringen, ignorierte sie ihn geflissentlich, sagte kein Wort und hielt den Blick fest auf den Fernseher gerichtet. Sie schaute diese Sendung, bei der mehrere »Prominente« im australischen Dschungel abgesetzt und dazu gebracht werden, sich zwei Wochen lang ohne erkennbaren Grund selbst zu erniedrigen.

Helen, die in den meisten anderen Beziehungen eine ernsthafte Frau war, hatte einen Narren am Prekariatsfernsehen gefressen, und das trieb Carlyle in den Wahnsinn. Diese Sendung schien eine der schlimmsten zu sein. Er verspürte den Drang, aus dem Zimmer zu fliehen, aber ihm fehlte die Energie, sich vom Sofa aufzuraffen. Seine Augen wurden wie magnetisch vom Bildschirm angezogen, wo ein Haufen Bambuswürmer sich auf einem großen Teller schlängelten, der vor einen der Kandidaten hingestellt worden war. Es kam zu einer Nahaufnahme vom angewiderten Gesicht des Mannes, als ein Wurm von einem der grinsenden Moderatoren vor ihm hin und her geschwenkt wurde. Carlyle klappte das Kinn herunter. »Herrgott!«, rief er aus. »Das ist Luke Osgood!«

»Sir Luke Osgood«, korrigierte ihn Helen und erinnerte ihn daran, dass der ehemalige Scotland-Yard-Chef vor Kurzem in den Ritterstand erhoben worden war. Das Lametta hatte dazu beigetragen, den schweren Schlag seiner sehr unschönen und sehr öffentlichen Entlassung durch den Bürgermeister von London vor ungefähr einem Jahr etwas abzumildern.

»Was zum Teufel macht er in dem Dschungel?«, entrüstete sich Carlyle.

»Er muss diese ganzen Würmer auf dem Teller innerhalb von drei Minuten aufessen, sonst kriegt keiner von den Kandidaten heute Abend irgendwas zu essen.«

»Ja, ja«, sagte Carlyle, der es nicht ausstehen konnte, wenn Helen auf diese Weise witzig sein wollte, »aber was hat er dort überhaupt zu suchen?«

»Das gehört zu seinem neuen Image als vielseitiger Medienstar«, sagte Helen, als wäre es die natürlichste Sache der Welt für den Mann, der fünf Jahre lang Großbritanniens oberster Polizist gewesen war, sich auf derart haarsträubende Weise zu benehmen.

Carlyle studierte den Bildschirm aufmerksam. Der Mann, der sich gerade Bambuswürmer in den Mund stopfte, wies nur eine beschränkte Ähnlichkeit mit dem ausgezehrten Bürokraten auf, den man zuletzt hatte sehen können, wie er New Scotland Yard durch die Hintertür verließ, ein von Journalisten gehetzter Mann, dessen Ohren vom Gespött seiner politischen Ziehväter klingelten. Osgoods einst unordentliche Haartracht war kurz geschnitten, gebleicht – um das Grau zu verbergen – und mit Gel stachelig gemacht worden. Er trug eine Bräune zur Schau, die an Orange grenzte, und Carlyle hatte den Eindruck, obwohl das im Fernsehen schwer festzustellen war, dass er sich bei einem Schönheitschirurgen die Fältchen um die Augen hatte entfernen und die Lippen voller machen lassen. »Seine Midlife-Crisis wird immer schlimmer«, höhnte er.

Als Polizeichef hatte Osgood keinen großen Einfluss auf Carlyles Berufsleben genommen, aber sein Verhalten im Anschluss daran hatte für manche Überraschung gesorgt. Kaum zwei Monate nachdem er gefeuert worden war, verließ er Frau und Kinder, verkündete, dass er bisexuell sei, und zog mit einem fünfundzwanzigjährigen Turniertänzer zusammen, der aus Bergamo nach London gekommen war. Mittlerweile hatte der »pinkfarbene Polizist« eine wöchentliche Kolumne in einer Sonntagszeitung und ergriff jede Gelegenheit, im Fernsehen oder im Rundfunk aufzutreten, um Christian Holyrod, den Bürgermeister, der ihn gefeuert hatte, oder seine früheren Kollegen und seinen Nachfolger Sir Chester Forsyth-Walker zu kritisieren, einen selbst ernannten »Copper alter Schule«.

Carlyle kannte niemanden im Yard, der nicht der Meinung war, Osgood hätte einfach sein Geld, einen Pensionstopf von drei Millionen Pfund, nehmen, mit fest geschlossenem Mund in den Sonnenuntergang reiten und seine neu entdeckte Sexualität für sich behalten sollen. Wie kann jemand fünfzig Jahre alt werden und plötzlich entscheiden, dass er schwul ist? Ausnahmsweise stellte Carlyle fest, dass er mit der Mehrheitsmeinung der Polizisten in allen Londoner Polizeistationen im Einklang stand, die da lautete, dass Osgood sich nicht beklagen dürfe, falls ihn jemand in eine dunkle Seitengasse zerrte und nach Strich und Faden verdrosch, weil er so ein erbärmlicher, von sich selbst besessener Vollidiot war.

»Sie haben seinen Freund in einem Hotel in der Nähe untergebracht«, erwiderte Helen. »Er ist ziemlich süß.«

Carlyle runzelte die Stirn. »Luke Osgood? Süß?«

»Nein!« Helen kicherte. »Der Freund. Er heißt Gianluca.« Sie zog die Augenbrauen theatralisch hoch. »Ganz der italienische Stecher.«

Carlyle beschloss, auf die vorgebliche Begeisterung seiner Frau für den stattlichen Gianluca nicht weiter einzugehen, und hielt sein Augenmerk auf Osgood gerichtet, der inzwischen mit seinem wurmigen Snack beinahe fertig war. »Aber warum gibt er sich mit diesem ganzen Mist ab?«, fragte er. »Das Geld kann nicht der Grund sein.«

»Ich glaube, er hat Geschmack daran gefunden.«

Carlyle runzelte wieder die Stirn. »Woran? An Würmern?«

»Nein.« Helen gab ihm einen festen Stoß mit dem Fuß. »Daran, Promi zu sein. Endlich darf sich sein Ego ausleben. Er hat seine frivole Seite von der Leine gelassen, nachdem er sein Leben lang im System untergetaucht war.«

»Ich verstehe«, sagte Carlyle. Er griff nach ihrem Fuß, aber sie zog ihn zurück. »Sei nur froh, dass ich es schaffe, im System untergetaucht zu bleiben. Wenn ich meinem Ego freien Lauf ließe, hätten wir bald kein Brot mehr auf dem Tisch.«

»Falls du so viel Geld verdienen würdest wie Sir Luke«, sagte Helen und grinste, »hast du meine Erlaubnis, so viele Käfer zu essen, wie du willst. Du kannst dir sogar einen italienischen Freund nehmen.«

Carlyle warf ihr einen amüsierten Blick zu.

»War nur ein Witz. Aber bei alldem ist eine Menge Geld für Lucky Luke drin. Offensichtlich kriegt er hundertzwanzigtausend dafür, bei dieser Show mitzumachen. Mit all seiner anderen Arbeit verdient er mittlerweile irgendwas in der Größenordnung von einer Dreiviertelmillion pro Jahr.«

»Herr im Himmel.« Carlyle stieß einen langen, leisen Pfiff aus. Siebenhundertfünfzigtausend wäre das Dreifache von dem, was Osgood als Chef von Scotland Yard verdient hatte. Was für eine Welt, dachte er; was für eine verdammt bescheuerte Welt. Man konnte zweihundertfünfzigtausend Pfund im Jahr verdienen, verantwortlich für fünfzigtausend Menschen und ein Budget von dreieinhalb Milliarden sein, ganz zu schweigen davon, dass man sich mit Politikern und ihrem ganzen Scheiß herumschlagen musste – oder tatsächlich der Sicherheit von rund sieben Millionen Londoner. Andererseits konnte man sein Geld verdreifachen, wenn man herumsaß und Blödsinn erzählte und Würmer aß. Er musste zugeben, dass es wirklich keine sonderlich schwierige Entscheidung war. »Und was ist mit seiner Würde?«, fragte er lahm.

»Was soll damit sein?«, gab Helen ungehalten zurück, die es leid war, dauernd unterbrochen zu werden. »Wie viel war ihm geblieben, als der Bürgermeister ihn rausschmiss? Egal, wie viel ist deine Würde wert?«

Carlyle musste nicht lange darüber nachdenken, um zu dem Schluss zu kommen, dass es sehr viel weniger war als siebenhundertfünfzigtausend Pfund. »Gott, das ganze Geld! Kannst du dir das vorstellen?«

»Hab deshalb kein schlechtes Gewissen«, sagte Helen. Sie stieß ihn noch mal mit der Fußspitze an, aber diesmal weniger fest. »Osgood hat nur ein beschränktes Zeitfenster.« Sie löste ihren Fuß von seinen Rippen und zeigte damit auf den Bildschirm. »Wie oft kann er solche Sachen machen? Von hier an geht es nur noch bergab.«

»Vermutlich hast du recht«, sagte Carlyle.

»Ehe du dichs versiehst«, sagte Helen, »kriegt er nur noch Jobs als Verkäufer von Sicherheitsrollläden im Spätabend-Programm.«

»Und beim Eröffnen von Supermärkten in Croydon«, sagte Carlyle und lachte.

»Wird so was heute überhaupt noch gemacht?«, fragte Helen.

»Keine Ahnung«, sagte Carlyle. »Sollte man annehmen. Supermärkte eröffnen und am laufenden Band Z-Promis produzieren sind wahrscheinlich die einzigen Sachen, die dieses Land noch gut kann.«

Auf der anderen Seite der Welt schluckte Luke Osgood den letzten Wurm und hob triumphierend die Arme. »Wird er gewinnen?«, fragte Carlyle.

»Nein«, sagte Helen mit Bestimmtheit. »Die Nische für schwule Expolizisten ist zu klein zum Gewinnen. Außerdem ist er zu sehr Mittelschicht. Leute wie er sind diejenigen, die bei Shows wie dieser bis zur Hälfte dabeibleiben: keine kompletten Loser, die sofort hinausgewählt werden, aber nicht so beliebt bei der breiten Masse, dass sie bis ganz zum Ende durchhalten. Um das zu schaffen, muss man entweder ein kesses Kerlchen aus einer Soap sein, das die Stimmen der Mütter bekommt, oder ein Model mit dicken Titten und einem Winz-Bikini, das die Männerstimmen bekommt.« Sie erwähnte die Namen von zwei Leuten, von denen Carlyle noch nie gehört hatte. »Einer von diesen beiden wird gewinnen.«

Während sie zusahen, wie Osgood im Triumph zu seinem Dschungelcamp zurückkehrte, erschien Alice in der Tür. Geschickt warf sie ein Handy in Richtung Sofa und kehrte ohne ein Wort in ihr Zimmer zurück.

Carlyle fing das Telefon auf, bevor es ihn am Kopf traf. Er spürte, wie es in seiner Hand vibrierte, und drückte automatisch auf die Empfangstaste. »Ja bitte?«

»Inspector, hier ist Amelia Jacobs.«

Mist. Er konnte sofort anhand der Anspannung in ihrer Stimme hören, dass es keine guten Nachrichten waren. »Hallo.«

»Der Dreckskerl hat Jake mitgenommen.«

Der Dreckskerl Michael Hagger. Der Typ, mit dem er hatte reden sollen. Der Typ, den er hatte zurechtstutzen sollen.

»Er hat ihn aus dem Kindergarten abgeholt.«

Scheiße, Scheiße, Scheiße.

»Ich bin zehn Minuten zu spät gekommen …« Ihre Stimme versagte ein wenig. »Und da waren sie verschwunden.«

»Hmm-mmh.« Der Inspector trat frustriert gegen den Wohnzimmertisch. Du verdammter Idiot, sagte er sich, warum hast du dem Kerl nicht einfach Bescheid gesagt. Sie haben sich auf dich verlassen.

»John?« Helen sah ihn fragend an, aber er schüttelte nur den Kopf.

»Es war im Fernsehen«, fuhr Amelia fort.

Nicht bei den Sachen, die wir uns angesehen haben, dachte Carlyle wütend.

»In den Nachrichten«, erklärte sie.

»Ja.«

»Gott weiß, was mit dem armen Jungen geschehen wird. Sie müssen ihn zurückholen.«

Er brauchte einen Augenblick, um sich zu beruhigen. »Wer leitet die Ermittlungen nach ihm?«

Amelia nannte ihm einen Namen.

»Okay«, Carlyle seufzte, »ich werde mit ihm sprechen und sehen, was ich herausfinden kann.«

»Sie sollten eigentlich mit Michael sprechen«, blaffte sie.

»Ich weiß, ich weiß, ich weiß«, sagte er scharf. »Ich will sehen, was ich tun kann. Ich melde mich so schnell wie möglich wieder bei Ihnen. Rühren Sie sich nicht. Es wird schon wieder.« Ohne auf eine Antwort zu warten, beendete er das Gespräch.

»Was ist los?«, fragte Helen.

Er stöhnte auf. »Los ist, dass ich Scheiße gebaut habe.« Während er das sagte, begann das Mobiltelefon in seiner Hand wieder zu vibrieren. »Mist!« Er hob das Telefon an sein Ohr. »Amelia …« Er versuchte, nicht zu verärgert zu klingen.

»Inspector Carlyle?«

Carlyle erkannte die Stimme wieder, und sein Herz rutschte noch tiefer. Zum zweiten Mal innerhalb von fünf Minuten hatte er es versäumt, den Anruf von seiner Mailbox annehmen zu lassen. »Ja?«

»Hier ist Rosanna Snowdon.«

Snowdon war Moderatorin bei den Lokalnachrichten der BBC in London. Ihre Wege hatten sich bei einem früheren Fall gekreuzt, und Carlyle schuldete ihr einen Gefallen, vielleicht sogar mehr als einen, nachdem sie ihm den Politiker Edgar Carlton vorgestellt hatte. Zwei Jahre zuvor, als er noch Oppositionsführer gewesen war, war Carlton in einen hässlichen kleinen Fall verwickelt gewesen, bei dem es um Vergewaltigung und Mord ging. Snowdon hatte es als Freundin der Familie Carlton ermöglicht, dass es zu einem ersten Kontakt zwischen dem Inspector und dem zukünftigen Premierminister kam. Später, als die ganze Sache ein unschönes, nicht eindeutiges Ende genommen hatte, hatte sie wahrscheinlich gerettet, was von Edgars Karriere übrig war, indem sie Carlyle daran gehindert hatte, die Geschichte an die Medien weiterzugeben.

Carlton, der von jedem Anflug eines Skandals weitgehend unberührt geblieben war, hatte es nach einem erdrutschartigen Wahlsieg geschafft, Premierminister zu werden. In der Zwischenzeit machte Snowdon stetige Fortschritte mit ihrer Medienkarriere. Außer ihrem Job bei den Lokalnachrichten moderierte sie inzwischen eine wöchentliche Sendung mit dem Titel London Crime, in der ungelöste Fälle im Umkreis der Hauptstadt rekonstruiert und die Zuschauer um Hinweise zu ihrer Aufklärung gebeten wurden. Vor einigen Monaten war einer von Carlyles Fällen Thema der Sendung gewesen, ein besonders brutaler Raubüberfall auf eine junge Mutter in Lincoln’s Inn Fields, der mit einer Reihe anderer Überfälle in der Umgebung von Holborn in Verbindung gebracht worden war. Snowdon hatte Carlyle gebeten, in der Sendung aufzutreten, aber es wäre ihm peinlich gewesen, im Fernsehen Menschen um Hilfe zu bitten, und deshalb hatte er Joe geschickt. Der Beitrag hatte siebzig Telefonanrufe zur Folge gehabt und keinen brauchbaren Hinweis. Der vergebliche Zeitaufwand der Polizei in diesem Zusammenhang war so groß gewesen, dass Carlyle nicht einmal daran gedacht hatte, ihn irgendwie zu berechnen.

Der Fall blieb natürlich ungelöst.

Carlyle war äußerst unwohl bei dem Gedanken, Snowdon einen Gefallen zu schulden. Soweit es ihn betraf, war sie eine Userin – eine Abzockerin, die jeden Fall, jedes Opfer als einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einem Job als Moderatorin von Promi-Sendungen im Staatsfernsehen, einem reichen Bankier als Ehemann und regelmäßiger Publicity im Magazin Hello betrachtete. Aber egal, wie wohl ihm dabei war, mit Sicherheit schuldete er ihr einen.

»Wie geht es Ihnen?«, fragte er und versuchte, etwas Interesse in seine Stimme zu legen.

»Ich habe mich gefragt, ob ich mit Ihnen etwas besprechen könnte«, sagte sie, ohne sich mit einer Einleitung abzugeben. »Vielleicht könnten wir zusammen einen Kaffee trinken?«

»Dabei geht es nicht um den Fall Mills, oder?«, erkundigte sich Carlyle vorsichtig. Er hatte nichts darüber in der Presse gesehen, aber das war nur eine Frage der Zeit.

»Was?«

»Nichts. Worum geht es denn dann?«

»Keine Sorge«, sagte sie ziemlich schroff, »es geht nicht um einen Ihrer Fälle. Aber mir wäre es lieber, wir würden direkt miteinander sprechen. Könnten Sie morgen früh um neun Uhr?«

Carlyle atmete tief ein. Er war neugierig herauszufinden, was Rosanna in solche Besorgnis versetzte. Was es auch sein mochte, es war zweifellos unterhaltsamer als sein ziemlich banaler Mordfall. Auf der anderen Seite bezahlte sie nicht sein Gehalt, und er musste dafür sorgen, dass der Fall Mills abgewickelt wurde. »Das wird kompliziert«, sagte er schließlich. »Jetzt ist keine besonders gute Zeit.«

»Bitte«, sagte sie mit Nachdruck, »es ist wirklich ziemlich wichtig. Es wird nur eine halbe Stunde dauern, und es wäre wirklich eine große Hilfe.« Es schwang echte Nervosität in ihrem Tonfall mit, die er nie zuvor gehört hatte. Das war nicht die übliche kokette Rosanna, bei der ihm immer etwas unbehaglich war. Ihrer üblichen Beschichtung ironischer Distanziertheit beraubt, klang ihre Stimme angespannt. Verglichen mit dem superselbstsicheren Alphaweibchen, das er gewohnt war, machte sie einen geradezu liebenswerten Eindruck.

»Nun ja …« Sein Interesse war geweckt. Vielleicht spielte sie ihm was vor, aber das glaubte er nicht. Falls sonst nichts, konnte ihn dies von seiner Verpflichtung ihr gegenüber entbinden. Carlyle dachte einen Moment lang nach. »Okay«, sagte er schließlich. »Halb zehn.«

»Wunderbar!«, sagte sie offenbar wirklich erleichtert. »Was halten Sie davon, wenn wir uns in der Patisserie Valerie auf der Marylebone High Street treffen?«

»Prima«, sagte er, ein wenig aufgemuntert von der Aussicht, dass wenigstens ein gutes Stück Gebäck für ihn dabei heraussprang.

»Gut, ich sehe Sie dort. Einen angenehmen Abend, Inspector.«

»Danke gleichfalls.« Carlyle beendete das Gespräch und warf einen Blick auf Helen, die immer noch in ihre Fernsehsendung vertieft war. Luke Osgood tanzte mittlerweile auf seiner Dschungellichtung herum, nur mit einem gelben Herren-String und einem roten Cowboyhut bekleidet. Er hatte eine Flasche Wein in einer Hand und eine Zigarre in der anderen. Was immer Luke in letzter Zeit mit sich hatte machen lassen, dachte Carlyle, zur Fettabsaugung hatte es jedenfalls nicht gereicht. Angewidert stieß er sich vom Sofa in die Höhe und floh aus dem Zimmer.

Fast zwei Stunden lang lag er im Bett und las im Affentempo die letzten hundert Seiten eines ausgezeichneten italienischen Detektivromans, dessen Held sich dabei ertappte, dass er sich mit wechselndem Erfolg durch den Sumpf von »Korruption, Betrug, Schlägereien und Schurkereien« kämpfte. Carlyle genoss das Buch über alle Maßen. Als er mit der letzten Seite fertig war, klappte er es zu und ließ es mit einem befriedigenden dumpfen Geräusch auf seinen Nachttisch fallen. Solche Bücher sollten in der Schule gelesen werden, dachte er. Sie sollten den sogenannten Literaturexperten in die Hände gedrückt werden, die der Ansicht waren, Kriminalromane wären nur verwickelte Rätsel. Er gähnte ausgiebig und streckte sich unter dem Federbett aus. Eine kleine Weile genoss er den Luxus, Leere in seinen Kopf einziehen zu lassen, während er an die Decke starrte. Dann gab er die Hoffnung auf, dass seine Frau in den nächsten Minuten zu ihm kam, schaltete das Licht aus und bereitete sich darauf vor, von Schurken und Schurkereien zu träumen.

Jerome Sullivan trank den letzten Schluck aus seiner Dreiviertelliterflasche Tiger Beer, während er mit dem Kopf im Takt zu dem Rhythmus von T.I.s »Dead and Gone« nickte und dabei heiter grinste, obwohl die Musik so laut lief, dass die Fensterscheiben klirrten. Möglicherweise kam niemand innerhalb eines Umkreises von einer halben Meile um seine Wohnung herum dazu, eine Mütze Schlaf zu nehmen, aber die Nachbarn wussten, dass es keine gute Idee war, sich zu beklagen. Jerome konnte mit Kritik nicht gut umgehen. Der letzte Typ, der sich über sein asoziales Verhalten beschwert hatte, war mit zwei gebrochenen Beinen ins Royal Free Hospital eingeliefert worden.

Der Einunddreißigjährige, der seine Geschäfte von dem bunkerähnlichen Goodwin House aus betrieb, war der größte Dealer mit Skunk und Ecstasy in den Postcode-Bezirken N5, N7, NW5 und NW1. Das in den Achtzigerjahren errichtete vierstöckige Gebäude aus braunem Backstein war perfekt für diesen Zweck geeignet. Es war beinahe so, als hätte die Bezirksverwaltung Camden es auf Bestellung gebaut. Es sah sogar wie eine Festung aus. Die Fenster waren klein und mindestens sieben Meter vom Erdboden entfernt. Wichtiger war, dass es nur einen Weg hinein gab, und der war zu Fuß – es gab keine Zufahrt. Jerome hatte das Potenzial des Hauses erkannt, die obersten zwei Stockwerke gekauft und sich darangemacht, die Befestigungsanlagen des Gebäudes
zu verstärken, sodass die Polizei – sollte sie jemals versuchen, eine Razzia zu machen – mindestens zwei Stunden brauchen würde, um hineinzukommen. Wenn man nicht mit einem Challenger-Panzer durch die Marsden Street angerollt kam und zwei Hundertzwanzig-Millimeter-Geschosse in das Haus jagte, war Nummer siebenundvierzig uneinnehmbar.

Als er die leere Bierflasche aufs Sofa warf, fühlte Jerome sich plötzlich von einer Welle der Langeweile erfasst. Er griff nach seinem neuen Spielzeug, das auf dem Beistelltisch lag, kam torkelnd auf die Beine und trat gegen zwei der Körper, die auf dem Boden zusammengesackt waren. »Steht auf!«, rief er lauter als die Musik. »Wir gehen aufs Dach.«

Zwei Minuten später schwenkte er eine Glock 17 über dem Kopf, während er sich zu der Musik wiegte, die durch den Asphalt unter seinen nackten Füßen drang. Die halb automatische Selbstladepistole Kaliber .9 war früher am selben Tag eingetroffen, das Geschenk eines zufriedenen Lieferanten; eine Belohnung für Jerome, weil er sein Umsatzziel für das erste Vierteljahr übertroffen hatte. Der Lieferant – ein albanischer Menschenschmuggler, der ins Drogengeschäft diversifizierte – hatte auch zwei Magazine mit Munition als Zugabe beigelegt. Jerome hatte nicht gewusst, dass er ein Umsatzziel hatte, vierteljährlich oder sonst wie, aber er war von dem Geschenk entzückt. Er hatte noch nie eine Schusswaffe besessen, und er war nicht sicher, was er damit machen sollte.

Aber er wusste, dass er irgendwas damit machen würde.

An seinen Maßstäben gemessen, hatte Jerome sich ernsthaft Gedanken darüber gemacht. So wie er es sah, hatte es keinen Sinn, die Waffe zu besitzen, wenn man sie nicht dazu benutzte, jemanden zu erschießen. Aber wen? Im Augenblick war es jedenfalls genug, sie einfach in der Hand zu halten. Weil er nur ein Nickelback-T-Shirt und eine rubinrote Adidas-Turnhose anhatte, zitterte er in der Abendluft. In dem Halbdunkel oberhalb der orangefarbenen Straßenlaternen konnte er die Gänsehaut auf seinen Armen sehen, aber die Kälte wurde aufgehoben durch das überwältigende Gefühl von Macht, das von der Glock ausging, während er sie fest mit der Hand packte. Er steckte die freie Hand in die Hose, kratzte sich energisch an den Eiern und spürte ein Kribbeln im Schritt. Er bekam doch tatsächlich eine halbe Latte von der Glock, und dabei hatte er noch nicht mal damit geschossen. »O Mann!«, stöhnte er. »Das muss unbedingt hinhauen, muss es einfach …«

Eric Christian, einer von Jeromes wichtigsten Partnern, mit dem er seit ihrem zweiten Jahr an der in der Nähe gelegenen Grundschule Gospel Oak befreundet war, stolperte durch die Tür auf das Dach hinaus. Ihm folgten zwei Mitläufer, die das Ende einer Party nicht erkannten, wenn sie es vor sich sahen. Eric schaute Jerome an und grinste. »Pass auf, dass du nicht geradewegs vom Dach fällst, Mann«, sagte er schleppend und versuchte gleichzeitig – und vergeblich –, einen großen Joint mit einem Harley-Davidson-Feuerzeug anzuzünden.

»Keine Sorge, Dude.« Jerome grinste. Er senkte die Pistole auf Augenhöhe, ergriff sie mit beiden Händen und zielte auf Eric.

Erics Augen weiteten sich, und der Joint fiel ihm aus dem Mund. »Booaahh, Maaann!«, sagte er gedehnt und bemühte sich, das nervöse Lachen aus seiner Stimme zu verbannen. »Sag mir nicht, dass dieses Ding geladen ist.«

»Nee.« Jeromes Blick ging ins Leere. Er zog die Pistole an seine Brust und richtete den Lauf in den Himmel wie ein Mann, der an einem Duell alten Stils teilnehmen möchte. »Ich hab das Magazin vorhin rausgenommen. Es ist irgendwo unten.«

Die Musik unter ihnen erreichte ein Crescendo. Jerome begann wieder zu tanzen und richtete die Glock auf die beiden anderen Typen, die sich zu ihnen gesellt hatten. Jetzt erinnerte er sich an sie. Sie waren Abschaum: Manchmal erledigten sie kleine Jobs für ihn, manchmal waren sie Abnehmer. Beide sahen so aus, als würden sie sich gleich in die Hose machen; einer hielt sogar die Hände hoch, wie sie es auch in den Filmen machten. Jerome fand das saukomisch und brach in Gelächter aus – wenn die Pistole geladen gewesen wäre, hätte er vielleicht glatt den Abzug durchgedrückt. Er wandte sich wieder an Eric. »Wir müssen sie aber bald ausprobieren.«

»Klare Sache«, sagte Eric, der auch lachte. Er zog ein Handy aus seiner Gesäßtasche und begann, seinen Freund zu filmen. Er machte einen Schwenk über das Dach, zoomte dann Jerome heran, bevor er eine Nahaufnahme der Glock machte. »Ran an den Speck, Mann. Machen wir einen Film!«

Jerome schrie vor Entzücken. »Der hier ist für YouTube«, rief er in die winzige Kamera. »Wir kommen dich holen, Baby!«

»Du bist ein echter Kerl, Jerome«, rief einer der Verlierer.

»Ich bin ein Killer, Mensch!« Jerome trat näher an die Kamera heran und setzte sich die Waffe an den Kopf, wobei er wie ein Irrer grinste. »So machst du es, wenn du jemand abknallst!«, schrie er mit blitzenden Augen. »Einfach durchziiieeehn.« Sein Zeigefinger riss den Abzug zurück. Es gab einen gedämpften Knall, dann rollten seine Augen nach hinten. Einen Augenblick lang stand die Zeit still. Dann machte er immer noch mit der Waffe in der Hand einen kleinen Tanz zur Seite, bevor er über den Rand des Hauses trat und aus dem Blickfeld verschwand.

Eric stand da, hatte das Hintergrundgeräusch des Spätabendverkehrs in den Ohren und versuchte herauszubekommen, wie sein Kumpel einen derart coolen Trick hingelegt hatte.

»Wow!«, ertönte eine Stimme hinter ihm. »Hast du das alles drauf?«