22

KEINE MACHT DER EWIGKEIT

Denn, wenngleich Leib und Seele sich entzweit,
Trennt uns doch keine Macht der Ewigkeit.

ALGERNON CHARLES SWINBURNE, »LAUS VENERIS«

Klockwerk-Kreaturen tauchten aus schwarzen Nebeln auf und schlugen mit scharfen Krallen nach Tessa. Feuer floss durch ihre Adern, und als sie an sich herabblickte, sah sie, dass ihre Haut gerissen und verkohlt war und goldenes Engelssekret in Strömen über ihre Arme lief. Sie sah die endlosen Weiten des Himmels, sah ein Firmament, das so lichterloh in Flammen stand, dass kein menschliches Wesen diesen Anblick überleben konnte. Sie sah silberne Wolken mit rasiermesserscharfen Kanten und sie spürte die eisige Leere, die die Herzen der Engel aushöhlte.

»Tessa.« Wills Stimme – sie hätte sie immer und überall wiedererkannt. »Tessa, wach auf, wach auf. Tessa, bitte.«

Sie konnte den Schmerz in seiner Stimme hören und wollte die Hand nach ihm ausstrecken, doch als sie die Arme hob, schossen Flammen daran empor und versengten ihre Finger. Ihre Hände verbrannten zu Asche und wurden vom heißen Wind davongetragen.

Tessa wälzte sich in ihrem Bett, gefangen in einem Delirium aus Fieber und Albträumen. Die Laken, die sich um ihre Beine gewickelt hatten, waren schweißdurchnässt; ihr Haar klebte matt an den Schläfen. Ihre ohnehin blasse Haut wirkte nun völlig durchscheinend, sodass das Adergeflecht zum Vorschein kam und die Konturen ihrer Knochen. Ihr Klockwerk-Engel ruhte an ihrer Kehle; in unregelmäßigen Abständen griff sie danach und schrie dann kläglich auf, als würde die Berührung ihr Schmerzen bereiten.

»Sie leidet Höllenqualen.« Charlotte tauchte ein Tuch in kaltes Wasser und legte es auf Tessas glühende Stirn. Das Mädchen brachte einen leisen, protestierenden Laut hervor, machte aber keine Anstalten, Charlottes Hand wegzuschlagen. Zu gern hätte Charlotte sich eingeredet, dass das kühle Tuch Tessa Linderung verschaffte und sie deshalb nicht zurückzuckte; doch sie wusste, dass Tessa wahrscheinlich einfach nur zu geschwächt dafür war. »Gibt es denn nichts, was wir noch für sie tun können?«

Das Feuer des Engels verlässt allmählich ihren Körper, teilte Bruder Enoch, der neben Charlotte stand, ihr durch seine Gedanken mit. Und dieser Prozess folgt eigenen Gesetzen. Wenn das Himmlische Feuer verschwunden ist, wird sie auch keine Schmerzen mehr leiden.

»Aber sie wird nicht sterben?«

Zumindest hat sie bis jetzt überlebt. Der Bruder der Stille klang ernst. Das Feuer hätte sie eigentlich töten müssen. Jeden normalen Menschen hätte es das Leben gekostet, aber Tessa ist halb Nephilim, halb Dämon und sie wurde von dem Engel beschützt, auf dessen Feuer sie zurückgegriffen hat. Selbst in seinen letzten Momenten, als er in Flammen aufging und seine eigene stoffliche Gestalt verbrannte, hat er sie noch vor dem Feuer geschützt.

Unwillkürlich musste Charlotte an die kreisrunde Höhle unter dem Cadair Idris zurückdenken und daran, wie Tessa vorgetreten war und sich von einer jungen Frau in eine lodernde Flamme verwandelt hatte. Sie war in einer Feuersäule in die Höhe geschossen, ihre Haare hatten sich zu glühenden Spiralen gekräuselt und von ihr war ein Licht ausgegangen, das mit furchterregender Kraft alles überstrahlt hatte. Schützend über Henry gebeugt, hatte Charlotte sich kurz gewundert, wie selbst Engel mit solch einem Feuer brennen und dennoch überleben konnten.

Als der Engel Tessas Körper verlassen hatte, war sie bewusstlos zusammengebrochen. Ihre Kleider hatten in Fetzen an ihr herabgehangen und ihre Haut war mit dunklen Malen übersät gewesen, als wäre sie versengt worden. Mehrere Schattenjäger waren zwischen den kollabierten Automaten hindurch zu ihr gestürzt, aber an den Rest konnte Charlotte sich nur verschwommen erinnern, da sie durch ihre bange Sorge um Henry alles um sich herum verzerrt wahrgenommen hatte, wie durch eine dicke Glasscheibe: Will, der Tessa auf die Arme hob. Die Festung des Magisters, die sich Höhle für Höhle zu verschließen begann. Türen, die krachend hinter der kleinen Gruppe von Schattenjägern zufielen, während sie durch die Gänge hasteten. Magnus’ blaue Funken, die ihnen den Weg zum Ausgang leuchteten. Die Erschaffung des zweiten Portals. Weitere Stille Brüder, die im Institut auf sie warteten; von Runen gezeichnete Gesichter und narbenübersäte Hände, die sogar Charlotte den Zugang verwehrten, während die Brüder sich mit Henry und Tessa zurückzogen. Will, der sich mit gequälter, hilfloser Miene an Jem wandte, an seinen Parabatai.

»James«, hatte er gefleht, »finde heraus…was sie mit ihr machen … ob sie überleben wird …«

Doch Bruder Enoch war zwischen die beiden getreten. Sein Name lautet nicht länger James Carstairs, hatte er Will beschieden. Er heißt jetzt Zachariah.

Charlotte erinnerte sich an den Ausdruck in Wills Augen, an die Art und Weise, wie er seine Hand hatte herabsinken lassen. »Er soll für sich selbst sprechen.«

Doch Jem hatte sich stumm abgewandt. Er hatte sich umgedreht und war aus dem Institut hinausmarschiert, während Will ihm ungläubig nachgeschaut hatte. Und Charlotte hatte an die erste Begegnung der beiden denken müssen: Bist du wirklich sterbenskrank? Das tut mir leid.

Später dann, nachdem Jem gegangen war, hatte Will ihnen stockend Tessas Geschichte erzählt: die Funktion des Klockwerk-Engels, das unglückselige Schicksal der Familie Starkweather und die ungewöhnlichen Umstände von Tessas Empfängnis. Aloysius hatte recht gehabt, überlegte Charlotte: Tessa war tatsächlich seine Urenkelin. Eine Nachfahrin, die er nicht mehr näher kennenlernen sollte, denn er hatte bei dem Massaker im Sitzungssaal des Rats sein Leben verloren.

Charlottes Gedanken blieben unwillkürlich bei diesem Ereignis hängen und sie stellte sich mit Grauen vor, was sich zugetragen haben musste, als die Türen des Saals aufgeflogen und die Automaten hereingestürmt waren. Das Protokoll sah zwar nicht vor, dass die Schattenjäger unbewaffnet an einer Versammlung teilnahmen, aber sie waren auch ganz gewiss nicht auf einen Kampf vorbereitet gewesen. Und die wenigsten von ihnen hatten je einen Automaten zu Gesicht bekommen. Die Vorstellung der anschließenden Schlacht jagte Charlotte einen eisigen Schauer über den Rücken. Die Verluste der Nephilim ließen sich kaum ermessen, obwohl die Zahl der Toten sicher noch viel größer gewesen wäre, wenn Tessa sich nicht selbst geopfert hätte. Mit Mortmains Tod waren sämtliche Automaten zugrunde gegangen, selbst die Kreaturen, die sich im Sitzungssaal befunden hatten, sodass ein Großteil der Nephilim überlebt hatte. Allerdings gab es eine Reihe von Toten zu beklagen, darunter auch den Konsul.

»Halb Nephilim, halb Dämon«, murmelte Charlotte nun und blickte auf Tessa hinab. »Und was genau ist sie dann?«

Da das Blut der Nephilim dominiert, ist sie eine neue Art von Schattenjäger. Etwas Neues muss nicht immer etwas Schlechtes sein, Charlotte.

Aufgrund von Tessas Nephilimblut hatten die Brüder der Stille sogar versucht, sie mit Heilrunen zu versehen. Doch die Runenmale waren einfach in ihre Haut gesickert und dann verschwunden, wie mit Tinte geschriebene Worte in Wasser.

Charlotte berührte Tessa nun behutsam am Schlüsselbein, wo die Brüder die Iratze aufgetragen hatten. Ihre Haut fühlte sich heiß an. »Ihr Klockwerk-Engel…er tickt nicht mehr«, stellte Charlotte fest.

Der Engel hat den Anhänger verlassen. Ithuriel ist frei und Tessa nun ungeschützt. Aber da der Magister tot ist und sie Nephilimblut in sich trägt, besteht wahrscheinlich keine allzu große Gefahr. Solange sie nicht versucht, sich ein zweites Mal in den Engel zu verwandeln. Das würde sie auf jeden Fall das Leben kosten.

»Es gibt aber noch andere Gefahren«, wandte Charlotte ein.

Wir alle stehen immer wieder Gefahren gegenüber, sagte Bruder Enoch im selben kühlen, unbeteiligten Tonfall, mit dem er Charlotte auch mitgeteilt hatte, dass Henry zwar überleben, aber nie mehr gehen können würde.

Plötzlich bewegte Tessa sich unruhig in ihrem Bett und stieß einen heiseren Schrei aus. Seit der Schlacht hatte sie im Schlaf verschiedene Namen gemurmelt. Sie hatte nach Nate gerufen, nach ihrer Tante und nach Charlotte. »Jem«, wisperte sie nun und krallte die Finger krampfartig in die Bettdecke.

Charlotte wandte sich von Enoch ab, griff erneut nach dem kühlen Tuch und legte es Tessa auf die Stirn. Sie wusste, dass sie die Frage eigentlich nicht stellen sollte, und dennoch … »Wie geht es ihm? Unserem Jem? Gewöhnt … er sich an das Dasein als Bruder der Stille?«, erkundigte sie sich und spürte daraufhin Enochs vorwurfsvollen Blick.

Du weißt, dass ich dir das nicht sagen darf. Er ist nicht mehr euer Jem. Er ist jetzt Bruder Zachariah. Du musst ihn vergessen.

»Ihn vergessen? Ich kann ihn nicht einfach vergessen«, entgegnete Charlotte. »Er ist nicht wie die anderen Stillen Brüder – und das weißt du auch, Enoch.«

Die Wandlungsrituale sind und bleiben das Geheimnis unserer Bruderschaft.

»Ich frage doch gar nicht nach euren Ritualen«, erwiderte Charlotte. »Aber ich weiß, dass die meisten Stillen Brüder sämtliche Verbindungen zu ihrem bisherigen Leben kappen, ehe sie der Bruderschaft beitreten. James hatte dazu jedoch keine Gelegenheit. Ihn verbindet immer noch vieles mit dieser Welt.« Charlotte warf einen Blick auf Tessa und holte tief Luft. »Dazu gehört auch sie – und solange ihre Bindung nicht vernünftig aufgelöst wird, fürchte ich, dass es beiden ernsthaften Schaden zufügt.«

»Mein süßes Eigen kommt, die Holdgemute:
Und wär ihr Schritt noch luftiger getragen,
Mein Herz vernähm ihn doch und würde schlagen,
Auch wenn es Erd’ im Bett von Erde ruhte;
Doch hörte sie mein Staub und bebte, glühte,
Selbst wenn er ein Jahrhundert tot gelegen,
Er bebte unter ihrem Fuß und blühte
In purpurroten Blumen ihr entgegen.«

»Himmel noch mal!«, schnaubte Henry gereizt und schob die tintenbeschmierten Ärmel seines Morgenmantels hoch. »Kannst du mir nicht etwas vorlesen, das weniger deprimierend ist? Irgendetwas mit einer ordentlichen Schlacht?«

»Das ist Tennyson«, erklärte Will und nahm die Füße vom Diwan, der neben dem Kamin stand. Die beiden saßen im Salon, Henry in einem Stuhl dicht beim Feuer, ein aufgeschlagenes Notizbuch auf dem Schoß. Obwohl er noch immer ziemlich blass war, kam er allmählich wieder zu Kräften. »Dieses Gedicht wird zur Erbauung deines Gemüts beitragen«, verkündete Will.

Bevor Henry etwas erwidern konnte, schwang die Tür auf und Charlotte betrat den Salon. Sie wirkte erschöpft und der Spitzenbesatz an ihren Ärmeln war feucht. Sofort legte Will den Gedichtband beiseite und auch Henry blickte fragend von seinem Notizbuch auf.

Charlotte schaute langsam von Henry zu Will und entdeckte das Buch auf dem Beistelltisch, das neben dem silbernen Teeservice ruhte. »Hast du Henry etwas vorgelesen, Will?«

»Ja«, antwortete Henry prompt, ehe Will den Mund aufmachen konnte, »aus irgend so einem schrecklichen Band voller Gedichte.« Er hielt einen Federhalter in der Hand und auf der Wolldecke, die über seine Knie drapiert war, lagen überall einzelne Papierbögen.

Henry hatte die Nachricht, dass nicht einmal die Heilkünste der Stillen Brüder ihm seine Gehfähigkeit zurückschenken konnten, mit der für ihn üblichen Gefasstheit aufgenommen – gefolgt von der unerschütterlichen Überzeugung, dass er sich selbst einen Stuhl konstruieren musste. Einen Stuhl wie diese rikschaähnlichen Invalidentransportmittel, wie man sie in Kurorten wie Bath sah, aber mit selbst angetriebenen Rädern und allen erdenklichen Ausstattungen. Er war fest entschlossen, diesen Rollstuhl so zu konstruieren, dass er auch Treppen bewältigte, damit er weiterhin zu seinem Labor in der Krypta gelangen konnte. Henry hatte während der gesamten Stunde, in der Will ihm aus »Maud« vorgelesen hatte, etliche Entwürfe für diesen Stuhl zu Papier gebracht, aber Poesie hatte ohnehin nie zu seinen Leidenschaften gezählt.

»Danke, Will, du bist nun von deinen Pflichten befreit. Und du, liebster Henry, bist von weiteren Gedichten befreit«, sagte Charlotte. »Wenn du möchtest, kann ich dir helfen, deine Notizen zusammenzusuchen …« Sie schlüpfte hinter den Stuhl ihres Mannes, beugte sich über seine Schulter und schob die verstreuten Blätter zu einem ordentlichen Stapel zusammen. Zärtlich berührte Henry ihr Handgelenk und schaute zu ihr auf – und aus seinem Blick sprachen so großes Vertrauen und solch innigliche Zuneigung, dass Will das Gefühl hatte, tausend kleine Messer würden ihm in die Haut stechen.

Dabei war es keineswegs so, als ob er Charlotte und Henry ihr Glück neiden würde – ganz im Gegenteil. Aber er musste unwillkürlich an Tessa denken. An die Hoffnungen, die er einst gehegt und später aufgegeben hatte. Will fragte sich, ob sie ihn jemals auf diese Weise angeschaut hatte, doch er konnte sich an keinen solchen Moment erinnern. Schließlich hatte er alles darangesetzt, ihr Vertrauen zu zerstören, und obwohl er sich nichts anderes wünschte, als dieses Vertrauen wiedererlangen zu können, wurde er die Angst einfach nicht los …

Entschlossen schob er die düsteren Gedanken beiseite, erhob sich und wollte gerade ankündigen, dass er einmal nach Tessa schauen werde, als es laut an der Tür klopfte. Und dann platzte Sophie auch schon in den Raum, unerklärlicherweise mit besorgter Miene. Der Grund für ihre Sorge zeigte sich bereits im nächsten Moment, als ihr der Inquisitor in den Salon folgte.

Will, der den Inquisitor bis dahin immer nur bei Kongregationsversammlungen in seiner Amtsrobe gesehen hatte, hätte den grimmig blickenden Mann im grauen Gehrock und dunkler Hose beinahe nicht erkannt. Auf seiner Wange prangte eine fahle Narbe, die er vor Kurzem noch nicht gehabt hatte.

»Inquisitor Whitelaw.« Charlotte richtete sich auf und zog eine ernste Miene. »Welchem Anlass verdanken wir die Ehre Ihres Besuchs?«

»Charlotte«, sagte der Inquisitor und streckte ihr seine Hand entgegen – mit einem Umschlag, der das Siegel der Kongregation trug. »Ich habe hier eine Nachricht für Sie.«

Verwirrt schaute Charlotte ihn an. »Hätten Sie den Brief nicht einfach mit der Post schicken können?«

»Diese Nachricht ist von äußerster Wichtigkeit. Es ist zwingend erforderlich, dass Sie das Schreiben umgehend lesen.«

Langsam streckte Charlotte die Hand aus und nahm den Brief entgegen. Sie zog an der Umschlaglasche, runzelte dann die Stirn und ging zu ihrem Schreibtisch, um den Brieföffner zu holen. Will nutzte die Gelegenheit, um den Inquisitor verstohlen zu mustern. Der Mann beobachtete Charlotte mit ernstem Gesicht und ignorierte Will vollständig. Der junge Schattenjäger fragte sich, ob die Narbe auf der Wange des Inquisitors möglicherweise ein Zeugnis der Schlacht gegen Mortmains Automaten war.

Will war sich sicher gewesen, dass sie alle in dem Höhlenlabyrinth sterben würden – bis Tessa mit der überwältigenden Pracht des Engels in Flammen aufgegangen war und Mortmain niedergestreckt hatte wie ein Blitz, der in einen alten Baum einschlug. Der Anblick hatte zu den wundersamsten Dingen gehört, die er je gesehen hatte. Aber seine Verwunderung war rasch nacktem Entsetzen gewichen, als Tessa nach der Verwandlung zusammengebrochen war, blutend und bewusstlos und durch nichts aus ihrer Ohnmacht zu wecken. Magnus, der vor Anstrengung kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen konnte, hatte es gerade noch geschafft, mit Henrys Hilfe ein zweites Portal zurück zum Institut zu öffnen. An das, was danach geschehen war, erinnerte Will sich nur noch verschwommen: Erschöpfung und Blut und Angst, weitere Stille Brüder, die sich um die Verwundeten kümmerten, und die Nachricht mit den Namen aller, die im Sitzungssaal ihr Leben verloren hatten, ehe die Automaten bei Mortmains Tod zusammengebrochen waren. Und Tessa … Tessa, die nicht sprach, die nicht aufwachen wollte und von den Brüdern der Stille sofort in ihr Zimmer gebracht worden war, wo man ihn nicht zu ihr ließ. Da er weder ihr Bruder noch ihr Ehemann war, konnte er nur hilflos dastehen und ihr nachschauen, mit blutbeschmierten Händen, die sich unwillkürlich zu Fäusten ballten. Nie zuvor hatte er sich so ohnmächtig gefühlt.

Und als er sich auf die Suche nach Jem gemacht hatte, um mit dem einzigen Menschen auf Erden, der Tessa genauso liebte wie er selbst, seinen Kummer und seine Sorgen zu teilen, hatte er sich daran erinnern müssen, dass Jem gegangen war – zurück zur Stadt der Stille, auf Anweisung der Bruderschaft. Einfach gegangen, ohne sich von irgendjemandem zu verabschieden.

Obwohl Cecily versucht hatte, Will zu besänftigen, war er furchtbar wütend gewesen: auf Jem, auf die Kongregation und auf die Stillen Brüder, weil sie Jem erlaubt hatten, der Bruderschaft beizutreten. Dabei wusste Will ganz genau, dass das unfair war, da Jem sich schließlich selbst dafür entschieden hatte und dies die einzige Möglichkeit gewesen war, sein Leben zu retten. Trotzdem fühlte Will sich seit der Rückkehr zum Institut die ganze Zeit wie seekrank – wie ein Schiff, das jahrelang vor Anker gelegen hatte und nun losgelöst mit den Gezeiten dahintrieb, ohne die geringste Ahnung, in welche Richtung es steuern sollte. Und Tessa …

Das Geräusch von reißendem Papier unterbrach seine Grübeleien: Charlotte hatte den Brief geöffnet und las ihn, wobei sämtliche Farbe aus ihrem Gesicht zu weichen schien. Dann schaute sie hoch und starrte den Inquisitor an. »Ist das vielleicht eine Art Scherz?«

Whitelaw runzelte die Stirn. »Es ist kein Scherz, das kann ich Ihnen versichern. Und, wie lautet Ihre Antwort?«

»Lottie«, wandte Henry sich an seine Frau; selbst seine roten Haarbüschel strahlten Sorge und Liebe aus. »Lottie, worum geht es? Was ist passiert?«

Charlotte sah erst ihn und dann wieder den Inquisitor an. »Nein«, erwiderte sie. »Darauf habe ich keine Antwort. Noch nicht.«

»Die Kongregation wünscht keine …«, hob Whitelaw an, schien dann aber Will zum ersten Mal zu bemerken. »Wenn ich Sie wohl unter vier Augen sprechen dürfte, Charlotte«, sagte er.

Doch Charlotte richtete sich kerzengerade auf. »Ich werde weder Henry noch Will aus dem Raum schicken.«

Die beiden warfen sich einen kurzen Blick zu. Will wusste, welche Sorge Henry beherrschte. In den Wirren nach Charlottes Auseinandersetzung mit dem Konsul und dessen Tod hatten alle Institutsbewohner angespannt auf eine Nachricht von der Kongregation gewartet, auf eine Art ausgleichende Strafe. Und nun schien das Ende von Charlottes Institutsleitung gefährlich nahe zu sein; Will konnte es am leichten Zittern von Charlottes Händen erkennen und dem entschlossenen Zug um ihren Mund.

Plötzlich wünschte er, Jem oder Tessa wären hier – jemand, mit dem er reden konnte, jemand, den er fragen konnte, wie er Charlotte, der er so viel verdankte, helfen sollte. »Ist schon in Ordnung«, sagte er und erhob sich. Alles drängte ihn zu Tessa – selbst wenn sie ihre Augen nicht öffnen, ihn nicht wiedererkennen würde. »Ich wollte sowieso gerade gehen.«

»Will …«, protestierte Charlotte.

»Es ist wirklich in Ordnung, Charlotte«, wiederholte Will, schob sich an dem Inquisitor vorbei und ging zur Tür. Als er kurz darauf auf dem Korridor stand, lehnte er sich einen Moment an die Flurwand, um sich zu sammeln. Unwillkürlich musste er an seine eigenen Worte denken – Gott, das schien eine halbe Ewigkeit zurückzuliegen und klang nun alles andere als lustig: Der Konsul? Taucht hier zum Frühstück auf? Was kommt denn als Nächstes? Der Inquisitor zum Tee?

Was wäre, wenn man Charlotte das Institut wegnahm …

Wenn sie alle ihr Zuhause verloren …

Wenn Tessa …

Will konnte den Gedanken nicht zu Ende denken. Tessa würde überleben. Sie musste einfach weiterleben. Als er sich entschlossen in Bewegung setzte, sah er vor seinem inneren Auge die blauen, grünen und grauen Farben der walisischen Landschaft. Wenn sie das Institut verloren, konnte er ja vielleicht mit Cecily dorthin zurückkehren, um in ihrer Heimat irgendwie ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Natürlich würde das kein Schattenjägerleben sein, aber ohne Charlotte, Henry, Jem oder Tessa, ohne Sophie oder sogar ohne die verflixten Lightwoods wollte er auch gar kein Schattenjäger mehr sein. Sie alle waren nun seine Familie und ihm lieb und teuer – eine weitere Erkenntnis, dachte er, die ihm ganz plötzlich und zugleich viel zu spät gekommen war.

»Tessa. Wachen Sie auf. Bitte, wachen Sie auf.«

Dieses Mal war es Sophies Stimme, die durch die Finsternis drang. Tessa kämpfte gegen die Dunkelheit an, zwang sich, die Augen einen winzigen Spalt zu öffnen. Sie sah ihr Zimmer im Institut, die vertrauten Möbel, die aufgezogenen Vorhänge, durch die fahles Sonnenlicht fiel und kleine Rechtecke auf den Fußboden malte. Tessa hatte Mühe, wach zu bleiben. So ging es schon die ganze Zeit: kurze, lichte Momente zwischen Fieber- und Albträumen – doch nie sehr lang, nie lang genug, um die Hand auszustrecken, um zu reden. Sophie, versuchte sie zu wispern, doch kein Laut wollte über ihre trockenen Lippen kommen. Blitzlichter zuckten durch ihr Sichtfeld, teilten die Welt in Fragmente. Lautlos schrie sie auf, als das Institut vor ihren Augen zerbrach und sie wieder in der Dunkelheit versank.

Cyril war derjenige, der Gabriel endlich verriet, dass Cecily sich im Pferdestall befand – nachdem Gabriel einen Großteil des Tages möglichst unauffällig, aber ergebnislos nach ihr gesucht hatte.

Inzwischen war der Abend angebrochen und aus dem Stall strömte einladendes gelbliches Laternenlicht und der warme Geruch der Pferde. Cecily stand an Balios’ Box, den Kopf an den Hals des großen schwarzen Hengstes gelehnt. Ihre Haare, die fast denselben tintenschwarzen Farbton besaßen, fielen ihr locker über die Schultern. Als sie sich zu Gabriel umdrehte, sah er den roten Rubin, der an ihrer Kehle schimmerte.

Mit besorgter Miene musterte Cecily ihn. »Ist irgendetwas mit Will?«

»Will?« Gabriel schaute sie verwundert an.

»Ich dachte nur…der Ausdruck in Ihrem Gesicht …« Sie seufzte. »Er wirkt in den letzten Tagen so rastlos. Nicht genug, dass Tessa so schwer verletzt ist, dazu kommt auch noch das Wissen um Jem …« Cecily schüttelte den Kopf. »Ich habe versucht, mit ihm darüber zu reden, bekomme aber nichts aus ihm heraus.«

»Ich glaube, er spricht gerade mit Henry«, erklärte Gabriel. »Allerdings muss ich gestehen, dass ich nichts über seinen Gemütszustand sagen kann. Wenn Sie möchten, könnte ich …«

»Nein.« Cecilys Stimme klang leise. Ihre blauen Augen starrten blind in die Ferne. »Nein, das ist nicht nötig.«

Zögernd trat Gabriel ein paar Schritte auf sie zu. Das sanfte gelbe Licht der Laterne zu Cecilys Füßen warf einen goldenen Schein auf ihre Haut. Ihre bloßen Hände hoben sich sehr weiß von Balios’ schwarzem Fell ab.

»Ich …«, setzte Gabriel an. »Sie scheinen dieses Pferd sehr zu mögen.« Im selben Moment verwünschte er sich innerlich. Er erinnerte sich daran, was sein Vater einmal gesagt hatte: Frauen – das zarte Geschlecht – schätzten es, wenn man sie mit charmanten Worten und kernigen Aussagen umwarb. Gabriel wusste nicht, was genau eine kernige Aussage war, aber er hatte keinen Zweifel daran, dass »Sie scheinen dieses Pferd sehr zu mögen« nicht dazugehörte.

Cecily schien die Bemerkung jedoch nicht übel zu nehmen. Geistesabwesend tätschelte sie das Pferd, ehe sie sich Gabriel zuwandte. »Balios hat meinem Bruder das Leben gerettet.«

»Werden Sie das Institut verlassen?«, fragte Gabriel abrupt.

Mit großen Augen schaute sie ihn an. »Wie bitte, Mr Lightwood?«

»Nein.« Abwehrend hielt Gabriel eine Hand hoch. »Bitte nennen Sie mich nicht Mr Lightwood. Wir sind Schattenjäger und sollten uns, wie alle anderen auch, duzen. Ich heiße Gabriel.«

Cecilys Wangen röteten sich. »Also gut: Gabriel. Warum hast du mich gefragt, ob ich das Institut verlassen werde?«

»Na ja, du bist hierhergekommen, um deinen Bruder wieder nach Hause zu holen«, erklärte Gabriel. »Aber das ist ganz offensichtlich nicht sein Plan, oder? Er liebt Tessa. Und er wird dort bleiben, wo sie ist.«

»Möglicherweise hat sie nicht vor, länger im Institut zu bleiben«, erwiderte Cecily mit einem unergründlichen Ausdruck in den Augen.

»Ich denke doch. Aber selbst wenn nicht, wird Will dorthin gehen, wohin sie geht. Und Jem…ist jetzt ein Bruder der Stille. Aber nach wie vor auch ein Nephilim. Und wenn Will die Hoffnung hegt, ihn jemals wiederzusehen, wovon ich fest überzeugt bin, wird er hierbleiben. Die Jahre haben ihn verändert, Cecily. Seine Familie ist jetzt hier.«

»Glaubst du, du würdest mir irgendetwas erzählen, was ich nicht längst selbst weiß? Wills Herz ist hier im Institut – nicht in Yorkshire, in einem Haus, in dem er nie gewohnt hat, bei Eltern, die er seit Jahren nicht gesehen hat.«

»Dann … wenn er nicht nach Hause zurückkehren wird … ich dachte, dass du dann vielleicht zurückgehen wirst.«

»Damit meine Eltern nicht völlig allein sind. Ja, ich verstehe, warum du das denkst.« Cecily zögerte. »Aber du weißt natürlich auch, dass man bereits in wenigen Jahren von mir erwartet, eine gute Partie zu machen und mein Elternhaus zu verlassen.«

»Ja, schon, aber das würde ja nicht bedeuten, dass du nie wieder mit deinen Eltern reden dürftest. Sie leben im Exil, Cecily. Wenn du hierbleibst, wirst du jeden Kontakt zu ihnen abbrechen müssen.«

»Du sagst das, als würdest du mich davon überzeugen wollen, unbedingt nach Hause zurückzukehren.«

»Ich sage das, weil ich befürchte, dass du das tun könntest.« Die Worte sprudelten Gabriel über die Lippen, ehe er sie aufhalten konnte; ihm blieb nichts anderes, als mit vor Verlegenheit hochroten Wangen zu Cecily hinunterzublicken.

Die junge Schattenjägerin trat einen Schritt näher und schaute ihn mit ihren großen blauen Augen direkt an. Gabriel fragte sich, wann der Moment gewesen war, ab dem ihre Augen ihn nicht länger an Wills erinnert hatten, denn inzwischen sah er nur noch Cecily, mit einem besonderen Blauton in der Iris, den er ausschließlich mit ihr verband.

»Als ich hierhergekommen bin, habe ich alle Schattenjäger für Monster gehalten«, sagte sie. »Ich dachte, ich müsste meinen Bruder retten. Ich dachte, wir würden gemeinsam nach Hause zurückkehren, damit unsere Eltern auf uns beide stolz sein konnten. Damit wir wieder eine Familie wären. Doch dann habe ich erkannt … dann hast du mir geholfen zu erkennen …«

»Ich habe dir geholfen? Inwiefern?«

»Dein Vater hat dir keine freie Wahl gelassen«, erläuterte Cecily. »Er hat von dir verlangt, das zu werden, was er von dir erwartete. Und diese Forderung hat deine Familie auseinandergebrochen. Aber mein Vater hatte sich dazu entschlossen, die Nephilim zu verlassen und meine Mutter zu heiraten. Das war seine eigene Entscheidung, genau wie es Wills eigene Entscheidung ist, im Institut zu bleiben. Die Wahl zwischen Liebe und Krieg – beides für sich sind sehr mutige Entscheidungen. Und ich glaube nicht, dass meine Eltern Will die Entscheidung, die er getroffen hat, übel nehmen würden. Schließlich kommt es für sie vor allem darauf an, dass er glücklich ist.«

»Aber was ist mit dir?«, fragte Gabriel. Sie standen nun sehr dicht zusammen, berührten einander fast. »Jetzt musst du eine Wahl treffen – hierbleiben oder heimkehren.«

»Ich werde bleiben«, verkündete Cecily. »Ich wähle den Krieg.«

Gabriel atmete erleichtert auf – er hatte gar nicht gemerkt, dass er den Atem angehalten hatte. »Du wirst dein Zuhause also aufgeben?«

»Ein zugiges, altes Haus in Yorkshire?«, lachte Cecily. »Das hier ist London!«

»Und alles Vertraute aufgeben?«

»Vertraut ist langweilig.«

»Und den Kontakt zu deinen Eltern abbrechen? Schließlich verstößt es gegen das Gesetz …«

Cecily schenkte ihm den Hauch eines Lächelns. »Jeder verstößt mal gegen das Gesetz.«

»Cecy«, raunte Gabriel und überbrückte die, wenn auch kurze, Entfernung zwischen ihnen und küsste sie. Zunächst glitten seine Hände unbeholfen über ihre Schultern und den glatten Stoff ihres Kleids, doch dann schob er seine Finger hinter ihren Kopf und vergrub sie in ihrem warmen, weichen Haar. Vor Überraschung erstarrte Cecily im ersten Moment, ehe sie sich an ihn schmiegte und ihre Lippen öffnete, während er die Süße ihres Mundes kostete. Als sie sich schließlich von ihm löste, fühlte Gabriel sich etwas schwindlig. »Cecy?«, fragte er erneut mit heiserer Stimme.

»Fünf«, sagte sie. Ihre Lippen und Wangen waren gerötet, aber sie musterte ihn mit ruhigem Blick.

»Fünf?«, wiederholte er verständnislos.

»Meine Bewertung«, erklärte Cecily und betrachtete ihn lächelnd. »Dein Geschick und deine Technik mögen vielleicht noch etwas Arbeit erfordern, aber die natürliche Begabung ist zweifellos vorhanden. Was dir fehlt, ist Übung.«

»Und du wärst bereit, meine Tutorin zu werden?«

»Ich wäre beleidigt, wenn du jemand anderes wählen würdest«, erwiderte sie, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn erneut.

Als Will Tessas Zimmer betrat, saß Sophie an ihrem Bett und redete leise auf sie ein. Sie drehte sich um, während Will hinter sich die Tür schloss, und ihre Mundwinkel verrieten ihre Anspannung und Besorgnis.

»Wie geht es ihr?«, fragte Will und schob die Hände in die Hosentaschen. Es schmerzte, Tessa so zu sehen, schmerzte auf eine Weise, als wäre ein Eissplitter unter seine Rippen gedrungen und würde sich nun in sein Herz bohren. Sophie hatte Tessas langes braunes Haar zu Zöpfen geflochten, damit es nicht verfilzte, während sie den Kopf unruhig auf den Kissen hin und her warf. Sie keuchte kurzatmig, ihre Brust hob und senkte sich schnell und ihre Augäpfel bewegten sich sichtbar unter den blassen Lidern. Will fragte sich, wovon sie wohl träumte.

»Ihr Zustand ist unverändert«, sagte Sophie, erhob sich und überließ Will den Sessel am Bett. »Sie hat wieder aufgeschrien und um Hilfe gerufen.«

»Hat sie nach jemand Bestimmtem gerufen?«, hakte Will nach und bereute seine Frage sofort. Sein Motiv musste mehr als offensichtlich sein.

Sophie wich seinem Blick aus. »Nach ihrem Bruder«, erklärte sie. »Falls Sie vielleicht ein paar Minuten mit Miss Tessa allein sein wollen …«

»Ja, bitte, Sophie.«

An der Tür hielt Sophie noch einmal inne und drehte sich um. »Master William«, setzte sie an.

Will, der sich gerade erst in den Sessel am Bett gesetzt hatte, schaute zu ihr hinüber.

»Es tut mir leid, dass ich all die Jahre so schlecht von Ihnen gedacht und über Sie gesprochen habe«, sagte Sophie. »Inzwischen weiß ich, dass Sie nur das getan haben, was wir alle zu tun versuchen – unser Bestes geben.«

Behutsam streckte Will den Arm aus und legte seine Hand auf Tessas linke Hand, die fieberhaft an der Bettdecke zupfte und zerrte. »Danke, Sophie«, sagte er, ohne ihr jedoch in die Augen schauen zu können. Eine Sekunde später hörte er, wie die Tür leise ins Schloss fiel.

Niedergeschlagen betrachtete er Tessa. Sie war etwas ruhiger als zuvor, nur ihre Wimpern flatterten mit jedem Atemzug. Unter ihren geschlossenen Lidern zeichneten sich dunkelblaue Schatten ab und die Adern an den Schläfen und ihren Handgelenken wirkten wie feines Filigranornament. Wenn er daran zurückdachte, mit welch überwältigender Engelspracht sie aufgeflammt war, konnte man sich kaum vorstellen, wie zart und fragil sie war – und dennoch lag sie nun hier, schwach und zerbrechlich. Ihre Hand fühlte sich heiß an, und als Will mit den Fingerknöcheln sanft über ihre Wangen strich, schien ihre Haut förmlich zu glühen.

»Tess«, flüsterte er. »Die Hölle ist kalt. Weißt du noch, wie du das zu mir gesagt hast? Damals standen wir im Keller des Dunklen Hauses. Jeder andere wäre in Panik ausgebrochen, doch du warst so ruhig wie eine Gouvernante und hast gesagt, die Hölle sei mit Eis bedeckt. Wenn du mir nun durch das Himmlische Feuer genommen würdest, wäre das eine grausame Ironie des Schicksals.«

Plötzlich schnappte Tessa abrupt nach Luft und einen Moment machte Wills Herz einen Satz. Hatte sie ihn vielleicht gehört? Aber ihre Augen blieben weiterhin geschlossen.

Seine Hand umklammerte ihre fester. »Komm zurück«, stieß Will hervor. »Komm zu mir zurück, Tessa. Henry meinte, da du die Seele eines Engels berührt hast, würdest du nun möglicherweise vom Himmel träumen, von endlosen Weiten mit leuchtenden Engeln und flammenden Blumen. Vielleicht bist du ja glücklich in deinen Träumen. Doch ich bitte dich … bitte dich aus purem Egoismus: Komm zu mir zurück. Denn ich könnte es nicht ertragen, mein Herz endgültig zu verlieren.«

Tessas Kopf drehte sich langsam in Wills Richtung und ihre Lippen öffneten sich, als wollte sie etwas sagen. Will beugte sich vor; sein Herz machte einen Satz.

»Jem?«, fragte sie.

Will erstarrte, verharrte reglos im Sessel, ihre Hand noch immer fest in seiner. Dann öffnete Tessa flatternd die Lider – ihre Augen schimmerten grau wie der Himmel vor einem Wolkenbruch, grau wie die Schieferberge von Wales. Die Farbe von Tränen. Sie schaute ihn an, ohne ihn wirklich zu sehen, blickte durch ihn hindurch.

»Jem«, sagte sie wieder. »Jem, es tut mir so leid. Das ist alles meine Schuld.«

Erneut beugte Will sich vor – er konnte einfach nicht anders. Tessa sprach … zum ersten Mal seit Tagen sprach sie in verständlichen Sätzen. Wenn auch nicht zu ihm. »Es ist nicht deine Schuld«, sagte er.

Fieberhaft erwiderte sie den Druck seiner Hand und ihre Finger schienen sich in seine Haut zu brennen. »Doch, es ist meine Schuld«, erwiderte sie. »Nur meinetwegen hat Mortmain dir dein Yin Fen vorenthalten. Nur meinetwegen habt ihr alle in furchtbarer Gefahr geschwebt. Ich war dazu bestimmt, dich zu lieben … doch ich habe nichts anderes getan, als dein Leben zu verkürzen.«

Will holte gequält Luft. Der Eissplitter war wieder da und bohrte sich weiter in sein Herz und er hatte das Gefühl, als müsste er um ihn herumatmen. Doch nicht Eifersucht peinigte ihn, sondern ein Kummer, der schmerzhafter war und tiefer ging, als er je erlebt hatte. Er dachte an Sidney Carton: So denken Sie hin und wieder daran, dass es einen Menschen gibt, der bereitwillig sein Leben hingäbe, um ein Leben, das Sie liebt, an Ihrer Seite zu erhalten. Genau das hätte er auch für Tessa getan: Er hätte den Tod gewählt, um diejenigen am Leben zu erhalten, die sie an ihrer Seite brauchte. Und das Gleiche galt für Jem – er hätte dasselbe für ihn oder für Tessa getan, genau wie Tessa dies für sie beide getan hätte. Das Ganze bildete ein fast unbegreifliches Wirrwarr, doch eines stand zweifelsfrei fest – ihnen dreien mangelte es nicht an Liebe.

Ich bin stark, ich kann das, ermahnte Will sich und hob sanft Tessas Hand. »Das Leben dreht sich um mehr als nur ums nackte Überleben«, sagte er. »Es geht auch um Glück. Und du kennst doch deinen James, Tessa. Du weißt, dass er sich immer für die Liebe entscheiden würde statt für eine Verlängerung seines Lebens.«

Doch Tessa wälzte den Kopf unruhig auf dem Kissen hin und her. »Wo bist du, James? Ich suche nach dir in der Dunkelheit, kann dich aber nirgends finden. Du bist mein zukünftiger Mann; wir sollten durch ein Band verbunden sein, das sich nicht trennen lässt. Und doch war ich nicht bei dir, als du im Sterben lagst. Ich habe mich nie von dir verabschieden können.«

»Welche Dunkelheit? Tessa, wo bist du?« Will umklammerte ihre Hand. »Hilf mir, dich zu finden.«

Plötzlich warf Tessa den Kopf in den Nacken; ihr ganzer Körper bäumte sich auf und ihre Hand krallte sich um Wills Finger. »Es tut mir leid!«, keuchte sie. »Jem … es tut mir so leid … Ich habe dir Unrecht angetan, schreckliches Unrecht …«

»Tessa!« Will sprang auf, doch Tessa war bereits kraftlos auf die Matratze zurückgefallen. Ihre Atmung ging flach und stoßweise. Will konnte sich nicht mehr zurückhalten: Er schrie nach Charlotte wie ein Kind, das aus einem Albtraum erwacht, schrie nach ihr, wie er es sich während seiner Kindheit nie erlaubt hatte, wenn er nachts in dem unbekannten Institut hochgeschreckt war und sich nach tröstenden Worten gesehnt hatte, obwohl er genau wusste, dass er diese nicht annehmen durfte.

Und Charlotte kam zu ihm, hastete durch das Institut, so wie er es tief in seinem Inneren immer gewusst hatte, dass sie zu ihm kommen würde, wenn er nach ihr rief. Atemlos und zutiefst besorgt stieß sie die Tür auf, warf einen Blick auf Tessa und auf Will, der ihre Hand umklammerte, und der Ausdruck schlimmster Befürchtungen in ihren Augen wich einem Blick unendlicher Trauer. »Will …«

Sanft löste Will seine Hand aus Tessas Umklammerung und drehte sich zur Tür. »Charlotte«, sagte er. »Ich habe dich bisher nie darum gebeten, deine Position als Institutsleiterin dazu zu nutzen, mir zu helfen …«

»Meine Position kann Tessa auch nicht heilen.«

»Doch, das kann sie. Du musst dafür sorgen, dass Jem herkommt.«

»Das kann ich nicht von den Brüdern verlangen«, erwiderte Charlotte. »Jem hat seinen Dienst in der Stadt der Stille gerade erst angetreten. Während des ersten Jahres dürfen Novizen die Gebeinstadt eigentlich überhaupt nicht verlassen …«

»Er hat an der Schlacht gegen Mortmain teilgenommen.«

Charlotte schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Manchmal wirkte sie sehr jung, so wie in diesem Moment; doch nur kurz zuvor, beim Gespräch mit dem Inquisitor im Salon, war das keineswegs der Fall gewesen. »Nur auf Bruder Enochs ausdrücklichen Wunsch.«

Entschlossen richtete Will sich auf und straffte die Schultern. So viele Jahre lang hatte er die Gefühle seines eigenen Herzens infrage gestellt, doch nun zweifelte er keine Sekunde mehr. »Tessa braucht Jem«, sagte er. »Ich kenne das Gesetz und ich weiß, dass er nicht nach Hause kommen darf, aber … Die Brüder der Stille sollten eigentlich alle Verbindungen zu dieser Welt lösen, ehe sie der Bruderschaft beitreten. So steht es ebenfalls im Gesetz geschrieben. Doch das Band zwischen Tessa und Jem wurde nicht zertrennt. Also wie soll sie in diese Welt zurückkehren, wenn sie Jem nicht noch ein letztes Mal sehen darf?«

Charlotte schwieg eine Weile. Ein Schatten lag auf ihrem Gesicht, den Will nicht deuten konnte. Gewiss würde sie das doch auch wollen – für Jem, für Tessa, für alle beide? »Nun gut«, sagte sie schließlich. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«

Sie stiegen vom Ross, einen Trunk zu tun
Aus jenem klaren See,
Da floss in die Welle sein Blut so rot
Und ihr ward im Herzen so weh.

»Halt ein, halt ein, Lord William!«, sie sprach,
»Ich sorg, du bist wund auf den Tod!«
»Es ist nur der Schatten meines Scharlachgewands,
Der scheint aus der Welle so rot.«

»Ach, Herrgott noch mal!«, murmelte Sophie, als sie an der Küche vorbeikam. Musste Bridget denn wirklich immer so düstere Lieder singen? Und musste sie dabei unbedingt Wills Namen verwenden? Als ob der arme Kerl nicht schon genug gelitten hatte …

Ein Schatten tauchte aus der Dunkelheit auf. »Sophie?«

Das Dienstmädchen schrie auf und hätte beinahe die Teppichbürste fallen lassen. Elbenlicht flammte im dämmrigen Korridor auf, dann erkannte sie ein vertrautes graugrünes Augenpaar.

»Gideon!«, stieß Sophie hervor. »Gütiger Himmel, du hast mich fast zu Tode erschreckt.«

Der junge Schattenjäger zog eine zerknirschte Miene. »Tut mir leid. Ich wollte dir nur Gute Nacht wünschen … und du hast so nett gelächelt, als du an mir vorbeigegangen bist. Da hab ich gedacht …«

»Ich hatte nur gerade an Master Will gedacht«, erklärte Sophie und musste dann lächeln, als sie seinen bestürzten Gesichtsausdruck sah. »Noch vor einem Jahr wäre ich entzückt gewesen, wenn man mir erzählt hätte, dass jemand ihn furchtbar quält. Doch jetzt fühle ich mit ihm. Das war auch schon alles.«

Gideon nickte ernst. »Ich fühle ebenfalls mit ihm. Man kann sehen, wie er an jedem Tag, an dem Tessa nicht aus dem Koma erwacht, etwas an Lebensmut verliert.«

»Wenn doch nur der junge Herr Jem hier wäre …«, seufzte Sophie. »Aber das wird wohl nicht möglich sein.«

»In diesen schwierigen Zeiten müssen wir lernen, ohne so manches auszukommen.« Behutsam strich Gideon ihr über die Wange. Seine Finger fühlten sich rau und schwielig an, nicht wie die glatten, gepflegten Hände eines Gentleman. Sophie schenkte ihm ein liebes Lächeln. »Du hast mich beim Abendessen nicht ein einziges Mal angeschaut«, sagte er mit gesenkter Stimme.

Das stimmte: Das Dinner hatte recht unzeremoniell nur aus kaltem Geflügel und Pellkartoffeln bestanden. Keiner der Anwesenden schien richtigen Appetit zu haben – bis auf Gabriel und Cecily, die sich auf das Essen gestürzt hatten, als hätten sie den ganzen Tag trainiert. Und vielleicht hatten sie das ja auch.

»Ich mache mir Gedanken um Mrs Branwell«, gestand Sophie. »Sie hat so viele Sorgen … wegen Mr Branwell und Miss Tessa … Sie siecht förmlich dahin … und das Baby …« Sophie biss sich auf die Lippe. »Ich bin ihretwegen sehr beunruhigt«, schloss sie – zu mehr konnte sie sich einfach nicht durchringen. Es fiel ihr nicht leicht, lebenslange Gewohnheiten als Dienstmädchen abzulegen, auch wenn sie jetzt mit einem Schattenjäger verlobt war.

»Du hast ein gutes Herz«, sagte Gideon und strich ihr mit den Fingern über die Wange, bis sein Daumen sanft ihre Lippen berührte, wie der leichteste aller Küsse. Dann trat er einen Schritt zurück. »Ich habe eben gesehen, wie Charlotte allein in den Salon gegangen ist. Vielleicht möchtest du mit ihr über deine Sorgen reden?«

»Das könnte ich nicht …«

»Sophie«, setzte Gideon erneut an, »du bist nicht nur Charlottes Dienstmädchen, sondern auch ihre Freundin. Wenn sie mit irgendjemanden reden wird, dann mit dir.«

Der Salon war dunkel und kalt. Im Kamin brannte kein Feuer und nicht eine einzige Lampe leuchtete gegen die Schatten der Nacht an, die den Raum mit düsteren Schemen füllten. Sophie benötigte einen Augenblick, bis sie erkannte, dass es sich bei einem dieser Schatten um Charlotte handelte – eine kleine, stille Gestalt auf dem Stuhl hinter dem Schreibtisch.

»Mrs Branwell«, setzte Sophie an und verspürte ein unbehagliches Gefühl, trotz Gideons aufmunternder Worte. Zwei Tage zuvor hatten sie und Charlotte unter dem Cadair Idris Seite an Seite gekämpft, doch nun war sie wieder das Dienstmädchen, das in den Salon kam, um die Asche aus der Feuerstelle zu fegen und Staub zu wischen. Mit einem Eimer Kohlen in einer Hand und einer Zunderbüchse in der weißen Schürze. »Es tut mir leid … ich wollte Sie nicht stören«, sagte sie.

»Du störst nicht, Sophie. Jedenfalls bei nichts Wichtigem.« Charlottes Stimme … Nie zuvor hatte Sophie sie auf diese Weise reden gehört: so matt, so niedergeschlagen.

Sophie stellte den Kohleneimer neben dem Kamin ab und näherte sich ihrer Dienstherrin zögernd. Charlotte hatte die Ellbogen aufgestützt und das Gesicht in den Händen begraben. Ein Brief lag auf dem Schreibtisch, das Siegel der Kongregation war aufgebrochen. Plötzlich beschleunigte sich Sophies Puls: Sie erinnerte sich daran, dass der Konsul sie alle vor der Schlacht unter dem Cadair Idris aus dem Institut verbannt hatte. Aber inzwischen war doch zweifelsfrei nachgewiesen, dass Charlotte recht gehabt hatte, oder? Ihr Sieg über Mortmain musste doch den Erlass des Konsuls aufgehoben haben, oder nicht? Zumal der Konsul inzwischen ebenfalls tot war. »Ist … ist alles in Ordnung, Ma’am?«

Charlotte deutete auf das Schreiben, eine hilflose Geste mit zittriger Hand.

Sophie spürte, wie sich ein eisiges Gefühl in ihrem Magen ausbreitete. Hastig trat sie neben Charlotte und nahm den Brief vom Tisch.

Mrs Branwell,

in Anbetracht des Tons Ihrer Korrespondenz mit meinem verstorbenen Kollegen, Konsul Wayland, dürften Sie über dieses Schreiben vermutlich überrascht sein. Die Kongregation befindet sich jedoch in der unerwarteten Situation, umgehend einen neuen Konsul zu benötigen, und eine Probewahl hat ergeben, dass Sie die meisten Stimmen auf sich vereinigen können.

Ich verstehe durchaus, dass Sie mit der Leitung des Londoner Instituts möglicherweise vollauf zufrieden sind und keine weitere Verantwortung zu übernehmen wünschen, insbesondere in Anbetracht der schweren Verletzungen, die Ihr Gatte während Ihrer tapferen Schlacht gegen den Magister davongetragen hat. Dennoch empfinde ich es als meine Pflicht, Ihnen diese einmalige Chance anzubieten – nicht nur, weil Sie die designierte Wahl der Kongregation sind, sondern auch deshalb, weil ich – nach allem, was ich von Ihnen gesehen habe – der festen Überzeugung bin, dass Sie einen der besten Konsuln abgeben würden, an deren Seite zu dienen ich je die Ehre hatte.

Mit vorzüglichster Hochachtung
Inquisitor Whitelaw

»Konsul!«, keuchte Sophie und der Brief entglitt ihren Fingern und flatterte zu Boden. »Man will Sie zur Konsulin befördern?«

»Allem Anschein nach.« Charlottes Stimme klang noch immer tonlos.

»Ich …« Sophie wusste nicht, was sie sagen sollte. Die Vorstellung eines Londoner Instituts, das nicht von Charlotte geleitet wurde, war einfach schrecklich. Andererseits stellte der Posten des Konsuls eine große Ehre dar, die höchste, die der Rat vergeben konnte; und es war schön, Charlotte auf diese Weise mit einer Auszeichnung bedacht zu sehen, für die sie so teuer hatte bezahlen müssen … »Es gibt niemanden, der diesen Posten mehr verdient als Sie«, sagte Sophie schließlich.

»Ach, Sophie, nein. Ich war diejenige, die den Beschluss gefasst hatte, uns alle zum Cadair Idris zu entsenden. Es ist meine Schuld, dass Henry nie wieder gehen können wird. Das habe ich getan.«

»Er kann Ihnen das nicht zum Vorwurf machen. Ich bin mir sicher, dass er Ihnen nichts vorwirft.«

»Nein, das tut er auch nicht, aber ich mache mir selbst Vorwürfe. Wie soll ich Konsulin sein und Schattenjäger in eine Schlacht schicken? Diese Verantwortung möchte ich nicht tragen müssen.«

Sophie nahm Charlottes Hand und drückte sie aufmunternd. »Charlotte«, sagte sie. »Es geht doch nicht nur darum, Schattenjäger in eine Schlacht zu schicken; manchmal muss es vielmehr jemanden geben, der sie zurückhält. Sie haben ein mitfühlendes Herz und einen scharfen Verstand. Sie haben die Brigade jahrelang gut geführt. Natürlich bricht es Ihnen das Herz, Mr Branwell im Rollstuhl zu sehen, aber der Posten des Konsuls besteht nicht nur darin, Leben zu opfern, sondern auch zu retten. Wenn Sie nicht gewesen wären, wenn es nur nach Konsul Wayland gegangen wäre … wie viele Schattenjäger wären dann von Mortmains Kreaturen getötet worden?«

Charlotte schaute auf Sophies gerötete, von der Arbeit raue Hände. »Sophie«, sagte sie, »seit wann bist du denn so weise?«

Sophie errötete. »Das habe ich von Ihnen gelernt, Ma’am.«

»Nein, warte«, widersprach Charlotte. »Gerade eben hast du mich noch Charlotte genannt. Als zukünftige Schattenjägerin, Sophie, wirst du mich ab sofort duzen. Und wir werden ein anderes Dienstmädchen anstellen, das deine Aufgaben übernimmt, damit du dich ganz deiner bevorstehenden Aszension widmen kannst.«

»Vielen Dank«, wisperte Sophie. »Dann wirst du das Angebot also annehmen? Und die neue Konsulin werden?«

Sanft löste Charlotte ihre Finger aus Sophies Händen und griff zu ihrem Federhalter. »Das werde ich«, verkündete sie. »Allerdings unter drei Bedingungen.«

»Und welche sind das?«

»Erstens verlange ich, dass ich die Nephilimgemeinschaft vom Londoner Institut aus führen darf, statt mit meiner Familie nach Idris umzuziehen … zumindest für die nächsten Jahre. Denn ich will euch alle nicht hier zurücklassen – und außerdem möchte ich Will auf seine neuen Aufgaben vorbereiten, damit er das Institut leiten kann, wenn wir eines Tages doch umsiedeln.«

»Will?«, stieß Sophie erstaunt hervor. »Will soll das Institut übernehmen?«

Charlotte lächelte. »Selbstverständlich«, sagte sie. »Das ist nämlich meine zweite Bedingung.«

»Und die dritte?«

Nun verblasste Charlottes Lächeln und wich einem Ausdruck eiserner Entschlossenheit. »Das, beziehungsweise das Ergebnis, wirst du schon morgen sehen, falls man meine Konditionen akzeptiert«, verkündete sie, senkte dann den Kopf und begann zu schreiben.