8. Kapitel

In der Kälte der Höhle begann ich wieder zu zittern. Unter keinen Umständen würde ich die Decke noch mal benutzen, also schob ich die Hände unter die Arme und biss mir auf die Unterlippe. Ich hatte mir Sorgen gemacht, dass noch mehr Studenten bei dem Angriff verletzt worden sein könnten, aber offenbar hatte ich einige Stunden geschlafen, und die meisten von ihnen waren vor dem Zwischenfall schon nach Hause gegangen. Kimber und der unverletzte Menschenjunge, der Brent hieß, schnappten sich eine Couch und zogen sie näher zu den Sofas, auf denen der Rest von uns zusammengekauert hockte. In der Gruppe glaubten wir, sicherer zu sein. Jason ließ sich dankbar auf die Couch sinken, auch wenn die Bewegung ihm offensichtlich Schmerzen bereitete.

»Ich dachte, du hättest ihn geheilt«, sagte ich und sah Ethan erstaunt an.

Seine Miene wirkte grimmig, und mir fielen die dunklen Schatten unter seinen Augen auf. Sie schienen erst jetzt so markant geworden zu sein, denn ich glaubte nicht, dass ich sie vor dem Angriff schon bemerkt hatte.

»Ich habe nur die Rippen an sich geheilt. Das weiche Gewebe darum herum ist vermutlich noch immer schmerzhaft geprellt.« Er klopfte seinem Freund auf die Schulter. »Tut mir leid, Kumpel. Ich bin darin noch nicht so gut.«

Jason warf mir einen spöttischen Blick zu. »Er ist zu bescheiden.«

»Das ist mir neu«, murmelte Kimber, doch niemand lachte.

»Ethan ist ein magisches Wunderkind«, fuhr Jason fort. »Die meisten Heiler müssen jahrelang üben, um Knochen zu reparieren. Und sie müssen so intensiv trainieren, dass ihnen kaum noch Zeit für andere Magie bleibt.«

Kimber schniefte herablassend. »Und wenn Ethan seine Energie vorhin nicht damit vergeudet hätte anzugeben, dann hätte er auch die äußerlichen Wunden heilen können.«

»Genug, Kimber!«, versetzte Ethan knapp und sprang auf. »Wie hätte ich denn wissen sollen …«

»Äh, Leute?«, sagte ich zaghaft – teils, um einen Streit zu verhindern, teils, weil ich mir echt Sorgen machte. »Meint ihr, dass es noch mehr von den Dingern gibt? Ich meine, was passiert, wenn sie zurückkommen?« Ich begann wieder zu zittern, und dieses Mal lag es nicht an der Kälte. Ich blickte auf die Haufen aus Glibber, die vor kurzem noch Monster gewesen waren, und fragte mich, ob das alles tatsächlich wahr sein konnte.

»Ich bezweifle es«, entgegnete Ethan, aber er klang nicht besonders überzeugt. »Wenn es noch mehr von ihnen gegeben hätte, dann hätten sie zusammen angegriffen.« Bewusst drehte er Kimber den Rücken zu und wandte sich dem letzten Menschenjungen zu, der als Erster verwundet worden war.

Die Verletzung hatte wirklich schlimm ausgesehen, als ich sie mir zum ersten Mal angeschaut hatte, doch als Ethan nun ganz behutsam das Sweatshirt von der Wunde nahm, schien sie bereits aufgehört haben zu bluten. Drei wütende rote Linien zogen sich über die Brust des Jungen, aber die Schnitte waren nicht so tief, wie ich zu Anfang gedacht hatte. Ethan murmelte noch einen Heilzauber, doch offensichtlich war er vollkommen ausgelaugt. Die Wunden schlossen sich zwar etwas, aber längst nicht ganz. Man hätte sie leicht wieder aufreißen können. Als Ethan den Zauber zu Ende gesprochen hatte, schwankte er, und für einen Moment fürchtete ich, er könnte ohnmächtig werden. Stattdessen setzte er sich auf den Höhlenboden, lehnte seinen Kopf gegen das Sofa und schloss die Augen.

Ich sah zu Kimber, die ihren Bruder noch immer mürrisch betrachtete. »Kannst du die Heilung nicht beenden?«, fragte ich und merkte sofort, dass das keine besonders gute Frage gewesen war.

Ihre Miene wirkte plötzlich noch mürrischer. »Nein.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wandte den Blick ab.

Okay. Ich nahm an, dass das ein heikles Thema war. Ich blickte zu der anderen Fee, dem Jungen, der entweder Kimbers Freund war oder auch nicht. Er zuckte mit den Schultern.

»Ich beherrsche das nicht gut genug, um die Lage zu verbessern«, sagte er. »Selbst wenn ich ein bisschen Flickarbeit mache, müssen wir sie noch immer ins Krankenhaus schaffen.«

»Müssen wir eigentlich mit der Polizei über den Vorfall sprechen?«, fragte ich. Vielleicht könnte die Polizei mir helfen und mich aus diesem Schlamassel befreien.

Niemand erwiderte meinen forschenden Blick, und alle schienen sich durch meine Frage unbehaglich zu fühlen. Immerhin war ich kurz zuvor ja auch Zeugin geworden, wie beim Angriff der Spriggans eine erstaunliche Anzahl von Waffen aufgetaucht war. Vielleicht hatte der Studentische Untergrund zu viel zu verbergen, um das Risiko einzugehen, die Polizei ins Spiel zu bringen.

»Das wird nicht nötig sein«, erklärte Ethan. »Spriggans fallen nicht in den Zuständigkeitsbereich der Polizei. Wir müssten mit dem Grenzschutz reden. Aber du wirst mir garantiert zustimmen, dass das im Augenblick keine gute Idee ist.«

Ich war mir da nicht so sicher, wie Ethan annahm, doch ich hatte nicht vor, das jetzt anzusprechen. »Können wir dann hier verschwinden? Bitte?«

Niemand hatte etwas dagegen einzuwenden. Ethan half Jason auf die Beine, und Kimber kümmerte sich um den anderen Jungen. Beide schienen laufen zu können, obwohl ihnen die Anstrengung und die Schmerzen anzusehen waren.

Als wir die Höhle verließen, war ich mir ziemlich sicher, dass wir nicht den Weg zurückgingen, den wir gekommen waren – allerdings ist mein Orientierungssinn zugegebenermaßen echt mies. Ich gehöre zu den Leuten, die sich sogar in einem Wandschrank verlaufen können. Es stellte sich jedoch heraus, dass ich dieses Mal richtiglag. Ethan glaubte nicht, dass er noch die Kraft hatte, um die Steinplatten anzuheben, also brachte er uns stattdessen zu einem anderen Zugang zum unterirdischen Tunnelsystem. Praktischerweise befand sich dieser Einstieg im Keller des Hauses, in dem der Feenjunge wohnte. Ich kannte seinen Namen noch immer nicht, genau wie den Namen des zweiten verwundeten Jungen, aber es schien mir auch nicht der passende Augenblick, um sich einander vorzustellen.

Dann trennten wir uns. Die Menschen und Kimbers Freund machten sich auf den Weg Richtung Notaufnahme, Ethan, Kimber und ich schleppten uns zurück in den Wohnkomplex. Auf den Straßen war zu dieser späten Stunde kaum jemand unterwegs. Ich fragte mich, ob Angriffe von Monstern in Avalon an der Tagesordnung waren. In ihrem Bestreben sicherzustellen, dass ich auch ja nie einen Fuß in diese Stadt setzen würde, hätte meine Mom die Attacken von alptraumhaften Feenkreaturen in den Straßen Avalons doch bestimmt erwähnt. Andererseits musste es einen Grund dafür geben, dass der Menschenjunge eine Pistole gehabt hatte und dass sämtliche Feen mit Messern bewaffnet gewesen waren.

Warum hatte ich noch mal gedacht, hierherzukommen könnte eine gute Idee sein?

Als wir zurück auf den Hof kamen, ergriff Ethan meinen Arm, als wollte er mich stützen, obwohl ich eigentlich ganz sicher auf den Beinen gewesen war.

»Du siehst erschöpft aus«, sagte er.

»Danke, gleichfalls.«

Er grinste schief, doch seine Miene wirkte angespannt. »Etwas Schlaf wird uns beiden guttun.«

Er wollte mich gerade zu einem der Gebäude ziehen, als Kimber sich geräuschvoll räusperte. Ethan wandte sich um und funkelte sie wütend an.

»Wofür hältst du mich?«, knurrte er.

Nach allem, was passiert war, war ich ein bisschen schwer von Begriff, also verstand ich zuerst nicht, wovon sie sprachen. Kimber stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn wütend an. Ich spürte, dass mehr hinter diesen bösen Blicken steckte, aber ich konnte beim besten Willen nicht sagen, was das sein mochte.

Mit einem angewiderten Murren ließ Ethan meinen Arm los und schob mich in Kimbers Richtung.

»Gut!«, blaffte er, und ohne ein weiteres Wort oder einen Blick machte er auf dem Absatz kehrt und stapfte auf das Gebäude zu, in dem sich seine Wohnung befand.

Und in dem Moment fiel bei mir endlich der Groschen. Er hatte mich mit in seine Wohnung nehmen wollen. Nur ich und er. Mein Gesicht brannte vor Hitze. Ich senkte den Kopf, damit Kimber es nicht merkte.

»Komm mit«, sagte sie und winkte mich zu sich. Ich folgte ihr, während ich noch versuchte, meine eigene Gutgläubigkeit zu verarbeiten.

Wenn Kimber keinen Einspruch erhoben hätte, dann wäre ich Ethan in seine Wohnung gefolgt, ohne einen Gedanken an die Folgen zu verschwenden. Ich meine, ja, er war ein echt heißer, für mich zu alter Feenjunge, und auch wenn es sich so angefühlt hatte, als hätte er den ganzen Abend mit mir geflirtet, war die Vorstellung, dass er tatsächlich Interesse an einem nicht übermäßig hübschen Halbblut-Teenagermädchen haben könnte, ziemlich lächerlich. Trotzdem – er war ein Kerl, und ich war kein Kind mehr.

Kimbers Wohnung entsprach nicht meiner Vorstellung einer Studentenbude. Nicht, dass das Apartment selbst etwas Außergewöhnliches gewesen wäre, doch die Einrichtung war der Wahnsinn. Wenn man sich ein paar der modernen Annehmlichkeiten wegdachte – wie das Telefon oder den Fernseher –, hätte das Zimmer auch direkt aus einem Herrenhaus des neunzehnten Jahrhunderts stammen können. Es sah aus wie das Set eines Jane-Austen-Films. Und ich hätte meinen gesamten Besitz verwettet – was im Augenblick zugegebenermaßen nicht besonders viel war –, dass die Möbel echte Antiquitäten und keine billigen Nachahmungen waren.

Die Umgebung wirkte wunderhübsch, aber auch seltsam kühl. Wie Kimber selbst. Alles war in sanften Blau- und Grüntönen gehalten, nichts lag herum. Die Magazine auf dem Couchtisch waren ordentlich gestapelt. Die Fernbedienungen für ihren Fernseher, den DVD-Player und die Stereoanlage lagen Seite an Seite daneben. Selbst der Abstand zwischen den Geräten schien gleich zu sein. Ich fragte mich, ob sie ein Lineal brauchte, um die Fernbedienungen so exakt auszurichten, oder ob sie es nach Augenmaß machte.

»Ich habe allerdings nur ein Schlafzimmer«, sagte sie, als ich im Zimmer stand und mich fragte, was ich nun tun sollte. »Das Sofa ist nicht besonders bequem, doch es ist sicherlich angenehmer, als auf dem Fußboden zu schlafen.« Sie grinste mich an und hatte mit einem Mal viel mehr Ähnlichkeit mit Ethan. »Ich würde dir ja mein Bett anbieten, aber so hilfsbereit bin ich nun auch wieder nicht.«

Sie schien ein wenig aufgetaut zu sein, seit wir die Wohnung betreten hatten. Ihre Schultern waren weniger angespannt, und ihr Lächeln wirkte offen und locker. Entweder hatte sie eine multiple Persönlichkeitsstörung, oder ihre Missstimmungen waren durch Ethan verursacht. Wahrscheinlich Letzteres.

»Wie kommst du klar?«, fragte sie mit plötzlichem Mitgefühl. »Ich kann mir vorstellen, was du gerade durchmachen musst.«

»Ich bin ganz schön durcheinander«, gab ich zu. »Abgesehen davon geht’s mir aber eigentlich ziemlich gut.«

Sie nickte, was mich vermutlich aufmuntern sollte, und verschwand dann in ihrem Schlafzimmer. Kurz darauf kehrte sie mit einem Kissen und einer Decke zurück.

Zweifelnd betrachtete ich das Sofa. Es sah ungefähr so gemütlich aus wie eine Parkbank – als sollte man es nur ansehen und nicht darauf sitzen.

»Tut mir leid, dass ich nichts Bequemeres anzubieten habe«, sagte Kimber, der mein Blick auf die Couch nicht entgangen war.

»Ist schon in Ordnung«, entgegnete ich. Ich wollte nicht undankbar klingen. »Es ist besser, als eingesperrt in einer Zelle zu hocken, auch wenn das Bett da ganz gemütlich war.« Auf den Angriff der Spriggans hätte ich verzichten können, und es wäre auch nett gewesen, wenn Ethan und Kimber meine Rettung nicht ganz so wie eine Entführung angelegt hätten, doch ich war froh, dass ich die Nacht nicht in Tante Graces Gewalt verbringen musste.

»Danke, dass ihr mich da rausgeholt habt.«

Ihr Blick verfinsterte sich, und sie wandte den Kopf ab. »Das war größtenteils Ethans Verdienst. Ich bin eigentlich nur wegen der Fahrt mitgekommen.«

Nennt mich verrückt, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass sie deswegen ein bisschen verbittert war. »Du hast mitgeholfen«, entgegnete ich.

Sie wies meine Bemerkung mit einem selbstironischen Grunzen zurück.

»Doch, das hast du!«, beharrte ich. »Diese Spriggans hätten uns töten können, wenn du nicht da gewesen wärst.«

Ihre Miene hellte sich auf. »Ich habe tatsächlich eines von den Dingern getötet«, sagte sie und klang bei der Erinnerung daran aufgeregt. »Und ich musste dafür nicht einmal Magie benutzen.« Ihr Lächeln war strahlend, und ihre Augen funkelten glücklich.

»Wenn du jetzt anfängst, herumzuhüpfen und fröhlich in die Hände zu klatschen, bin ich weg«, brummte ich und erntete dafür das Lachen, das ich mir erhofft hatte. Kimber, die Schneekönigin, war verschwunden.

»Ich fühle mich wie eine Kriegerprinzessin«, sagte sie. »Und du hast auch ziemlich geistesgegenwärtig reagiert, als du den Spriggan in deine Decke verwickelt hast.«

Ihr Lob ließ mich rot werden. »Äh, das war doch eher Glück als alles andere.«

»Unsinn! Wir haben uns beide wirklich gut geschlagen, als wir unter Beschuss standen. Wir können also beide Kriegerprinzessinnen sein.«

Bei der Vorstellung musste ich lächeln. »Solange ich keinen Kettenpanzer-Bikini tragen muss, bin ich damit einverstanden.«

»Abgemacht«, sagte sie und hob die Hand, damit ich abklatschen konnte. »Also, ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich weiß, dass es für diese Prinzessin Zeit ist, ein bisschen zu schlafen. Brauchst du noch irgendetwas, ehe ich dich allein lasse?«

Es hätte vermutlich eine Stunde gedauert, die Liste der Dinge, die ich brauchte, vorzulesen, doch ich setzte mein tapferstes Lächeln auf und schüttelte den Kopf. »Nein, alles okay.«

»Also gut. Bis morgen früh dann.«

Mit einem gequälten Blick auf die Couch zog ich meine Schuhe aus und legte mir das Kissen und die Decke so gut wie möglich zurecht. Dann kletterte ich in mein provisorisches Bett und versuchte, an nichts zu denken. Ich schlief ein, bevor ich entscheiden konnte, ob die Couch nur »furchtbar ungemütlich« oder doch »erbärmlich« war.

 

Als ich dieses Mal aufwachte, gab es keine Katastrophe, was zur Abwechslung mal ganz angenehm war. Mein Nacken und mein Rücken waren steif und wund, und mein Kopf fühlte sich nicht viel klarer an als bei meiner Landung in London. Aber zumindest versuchte gerade niemand, mich zu entführen, und es waren auch keine Monster in der Nähe, die mich angreifen wollten.

Müde streckte ich mich, um meine Muskeln zu entspannen – ein vergeblicher Versuch. Dann erhob ich mich und ging Richtung Küche, wo einige Geräusche darauf hinwiesen, dass Kimber bereits wach war.

Ich kam gerade rechtzeitig um die Ecke, um zu sehen, wie sie ein paar Cheerios in eine Schüssel schüttete. Mühsam musste ich mir ein Lachen verkneifen. Wer hätte gedacht, dass eine Schneekönigin, die zum Volk der Feen gehörte, zum Frühstück etwas so Alltägliches wie Cheerios-Frühstückscerealien verspeiste?

Obwohl ich mich bemüht hatte, möglichst kein Geräusch zu machen, war ich offensichtlich nicht leise genug gewesen. Kimber drehte sich um und warf mir einen mürrischen »Ich bin in aller Herrgottsfrühe aufgestanden, also lass mich in Ruhe«-Blick zu.

»Willst du auch welche?«, fragte sie und schüttelte die Schachtel.

Mein Magen knurrte zustimmend, und ich nickte. Gegen meinen Willen beobachtete ich sie aus den Augenwinkeln, während ich meine Cheerios in ein Schüsselchen füllte und anschließend reichlich Milch und Zucker dazugab. Eigentlich bewegte sie sich immer mit der verblüffenden Anmut der Feen, und doch sah sie an diesem Morgen, als sie mürrisch neben mir am Tisch saß, viel menschlicher aus als in der vergangenen Nacht.

Zwar strahlte sie noch immer diese natürliche Schönheit aus, die mich neben ihr wie Ugly Betty fühlen ließ, aber ihr Haar hatte sie zu einem unordentlichen Knoten auf dem Kopf zusammengebunden, und sie trug einen verschossenen Flanellpyjama, der aussah, als wäre er für einen Kerl bestimmt. Verstohlen sah ich nach, ob sie möglicherweise auch Häschenpantoffeln trug, doch so menschlich war sie nun auch wieder nicht.

Als ich dann einen Blick auf die Uhr über dem Herd warf, hätte ich mich beinahe an meinen Cheerios verschluckt. Es war fast Mittag. Ich konnte nicht glauben, dass ich so lange geschlafen hatte.

»Ethan kommt so gegen eins«, sagte Kimber. »Dann werden wir dich mitnehmen, um den … Test durchzuführen.«

Ich schluckte schwer. Ethan hatte gemeint, dass ich keine Angst haben müsse. Aber andererseits hatte er auch behauptet, dass ich in der Höhle von gestern Abend sicher wäre, also entsprach er nicht gerade dem, was ich unter einer verlässlichen Quelle verstand. Ich rührte in meiner Schüssel mit den Cheerios herum. Plötzlich war mir der Appetit vergangen.

Kimber holte einen Schwamm aus dem Schrank unter der Spüle und wusch damit ihr Schüsselchen aus. Es überraschte mich nicht, dass sie nicht zu denjenigen gehörte, die ihr schmutziges Geschirr herumstehen ließen. Sie warf mir einen Blick zu.

»Es ist wirklich keine große Sache, weißt du. Der Test, meine ich.«

Ich nickte und versuchte zu lächeln. Doch wenn ich Ethan in der Sache nicht vertraute, sah ich auch keinen Grund, seiner Schwester Glauben zu schenken.

Kimber schürzte die Lippen. »Du musst dir nur etwas anschauen und uns dann sagen, was du siehst. Echt leicht. Okay?«

Ich kann nicht sagen, dass mich das überzeugte, aber ich ließ das Thema einfach fallen. »Kann ich dich etwas fragen?«

Ihre Lippen zuckten verdächtig. »Scheint so.«

Ha, ha, ha. »Haben die Leute in Avalon immer Messer und Pistolen dabei?« Ich erinnerte mich daran, wie entsetzt ich gewesen war, als Jason die Waffe gezogen hatte, und fragte mich zum x-ten Mal, in was ich da nur geraten war.

Kimber dachte einen Moment lang über die Frage nach, ehe sie antwortete. Ich überlegte, was sie mir wohl nicht sagte.

»Ich würde es nicht als übliche Gewohnheit bezeichnen. Allerdings sind wir der Studentische Untergrund, und die Politik in Avalon kann manchmal halsbrecherisch sein. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn wir Ethan nicht hätten, könnten wir die meisten nicht einmal genug beeindrucken, um uns überhaupt wahrzunehmen. Doch Jason hat die Wahrheit gesagt, als er meinte, Ethan sei ein Wunderkind. Er kann inzwischen ganz erstaunliche Dinge, und es ist beängstigend, darüber nachzudenken, wie gut er sein wird, wenn er erst älter ist und mehr Erfahrung hat.« Sie verzog das Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen – hatte da jemand einen Minderwertigkeitskomplex? Dann fuhr sie fort. »Er wird eines Tages eine ernstzunehmende Größe sein. Und einige Leute ziehen es vor, schon jetzt mit ihm abzurechnen, solange sie es noch können. Also hat er unseren Untergrund praktisch im Alleingang zu einer ernsthaften Bedrohung gemacht, was bedeutet, dass der Rest von uns damit ebenfalls in ständiger Gefahr ist. Und darum haben wir es uns angewöhnt, immer bewaffnet zu sein.«

»Gibt es hier denn keine Waffengesetze oder so?«

Sie lachte. »Wir Radikalen sehen Gesetze mehr als ›Richtlinien‹. Und übrigens riskiere ich lieber, dass mir jemand eine Standpauke hält, weil ich heimlich eine Waffe bei mir trage, als unbewaffnet zu sein, wenn Spriggans angreifen.«

Sie war an diesem Morgen wirklich gesprächig – trotz ihrer offensichtlich zensierten Antworten, die mich nur teilweise weiterbrachten. Aber solange sie meine Fragen überhaupt beantwortete, wollte ich sie auch weiterhin stellen. »Also, gibt es denn viele Angriffe von Spriggans in Avalon?«

Ich war fertig mit meinen Cheerios, obwohl noch einige milchgetränkte Os am Boden der Schüssel lagen. Kimber nahm mir das Schüsselchen aus der Hand und wusch es ab, während sie mir antwortete.

»Für gewöhnlich nicht. Nur die menschenähnlichen Mitglieder des Feenvolkes dürfen nach Avalon. Allerdings ist es viel schwieriger, Feenkreaturen fernzuhalten als Menschen. Die Grenze auf der Seite der Feen hat nicht das Einwanderungssystem, das ihr Menschen kennt.« Sie runzelte die Stirn. »Eigentlich nehmen die Spriggans nur Befehle von Dunkelfeen an. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, warum eines der mächtigen Mitglieder des Winterhofes unseren Studentischen Untergrund angreifen wollen würde. Wir sind bekannt dafür, dass wir einen Kandidaten vom Winterhof favorisieren.«

»Vielleicht waren sie hinter mir her«, schlug ich vor. Immerhin erzählte mir jeder, dass ich in Lebensgefahr schwebte. »Tante Grace ist gestern angegriffen worden, und ihrer Meinung nach waren die Angreifer hinter mir her.«

Kimber sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Sie ist angegriffen worden, hast du gesagt?« Der Zweifel in ihrer Stimme war nicht zu überhören.

»Das hat sie jedenfalls behauptet. Und außerdem hatte sie einen riesigen Bluterguss im Gesicht.«

Kimber schnaubte verächtlich. »Wetten, dass sie das vorgetäuscht hat? Sogar ich verfüge über genügend magische Kräfte, um einen Bluterguss zu heilen. Ich nehme an, dass sie dich durch Angst zwingen will, das zu tun, was sie will.«

»Das traue ich ihr glatt zu«, murmelte ich. »Aber selbst wenn das alles eine faustdicke Lüge gewesen ist, könnten die Spriggans trotzdem hinter mir her gewesen sein, oder?«

Kimber schüttelte den Kopf. »Sie konnten nicht wissen, wo oder bei wem du bist. Nein, sie waren hinter Ethan her, und der Rest von uns war ihnen nur im Weg.«

Bin ich ein schlechter Mensch, weil ich erleichtert war, dass sie es auf Ethan und nicht auf mich abgesehen hatten?

Ich hätte ihr noch stundenlang Fragen stellen können, doch Kimber hatte offensichtlich genug.

»Ich kann dir etwas zum Anziehen leihen, wenn du deine Klamotten in die Waschmaschine werfen willst«, sagte sie und verließ die Küche, die inzwischen wieder so aufgeräumt und makellos aussah, als hätte hier seit einer Woche niemand mehr gegessen.

»Es wäre schön gewesen, wenn du und Ethan auch meine Sachen mitgenommen hättet, als ihr mich gekidnappt habt«, brummte ich. Mit einem Meter achtundsechzig war ich nicht gerade ein Zwerg, aber Kimber war viel größer. Ich glaubte nicht, dass mir ihre Klamotten besonders gut passen würden.

Sie sah mich mit einem abschätzenden Blick von Kopf bis Fuß an. »Ich habe eine Caprihose, die dir genau passen müsste.«

 

Kimber irrte sich. Die Hose passte mir überhaupt nicht – sie sah aus wie eine Caprihose, die mir viel zu lang war. Doch wenigstens waren es nicht mehr die Kleider, in denen ich auch schon geschlafen hatte. Außerdem lieh Kimber mir ein langärmeliges Shirt, das zum Glück elastische Armbündchen hatte, denn sonst hätten die Ärmel weit über meine Hände gehangen.

Es war ein grauer, düsterer Tag, als Kimber und ich aus dem Haus auf den Hof traten, um uns mit Ethan zu treffen. Ab und zu fiel Regen, aber kein Mitglied des Feenvolkes schien es für notwendig zu halten, einen Regenmantel oder einen Schirm zu benutzen. Ich zitterte in der feuchten Kälte und zog schließlich doch die Ärmel des Shirts über meine Hände.

Ethan hatte wohl bemerkt, dass mir kalt war, denn er trat neben mich, legte einen Arm um meine Schultern und zog mich an sich.

Ich erstarrte. Ich weiß, dass es keine große Sache ist, wenn ein Typ seinen Arm um ein Mädchen legt, aber trotzdem … Ethan war schließlich nicht irgendein Typ. Er war jemand, gegen den der tollste und umwerfendste Mensch aller Zeiten total gewöhnlich aussah. Und er gehörte zu den Feen. Und er war älter als ich.

Kimber schien diese Geste zu stören, denn sie straffte unwillkürlich die Schultern und funkelte ihren Bruder an. Es kam mir vor, als wäre sie jemand vollkommen anderes, wenn Ethan in der Nähe war. Sogar ihre Körpersprache war anders – angespannt und wachsam. Mir gefiel die Kimber ohne Ethan besser.

Ethan riss mich aus meiner Nachahmung eines erstarrten Kaninchens, als er einfach losging. Da er seinen Arm so fest um mich gelegt hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Ich schluckte schwer und starrte auf das regennasse Kopfsteinpflaster zu meinen Füßen.

Ethans Körper neben mir fühlte sich warm an, und tatsächlich hörte ich auf zu zittern. Okay, vielleicht war es angenehm, dass er seinen Arm um mich gelegt hatte, auch wenn mein Herz wie ein Presslufthammer schlug und ich vor lauter Nervosität so anmutig wie ein dreibeiniger Elefant war.

»Besser?«, fragte Ethan mich fürsorglich, rieb mit der Hand meinen Arm auf und ab und erzeugte so noch mehr Wärme. Vor allem in meinem Gesicht, das bestimmt schon so leuchtend rot war wie das Tuch eines Stierkämpfers.

Ich halte mich selbst für ungewöhnlich reif für mein Alter und bin mir sicher, dass das in vielen Bereichen auch stimmt. Wie viele Sechzehnjährige sind schon dafür verantwortlich, Rechnungen zu bezahlen und das Konto im Auge zu behalten?

Doch was Jungs betraf, hatte ich ungefähr so viel Erfahrung wie eine durchschnittliche Jugendliche unter dreizehn – und das zeigte sich in diesem Moment. Meine Zunge schien an meinem Gaumen festzukleben, und ich nahm überdeutlich wahr, wie er mich berührte. Ich traute mich nicht, ihn anzusehen, und war froh, dass meine Haare mein Gesicht wenigstens teilweise verdeckten.

»Lass das, Ethan«, sagte Kimber, aber ich bemerkte einen Hauch Resignation in ihrer Stimme.

»Lass was?«, fragte er. »Ich will sie doch nur warm halten, weil du ihr ja nichts Dickeres als ein T-Shirt gegeben hast.«

Kimber murmelte etwas, das ich nicht ganz verstand, aber es klang nicht gerade schmeichelhaft. Ich fragte mich, ob sie überhaupt ein Kleidungsstück besaß, das wärmender als ein T-Shirt war, denn die Kälte schien den Feen nichts auszumachen. Die Wärme, die Ethan abstrahlte, war beachtlich. Automatisch fragte ich mich, wie hoch wohl ihre normale Körpertemperatur war.

Möglicherweise versuchte er tatsächlich nur, mich zu wärmen. Doch ich konnte mich noch immer nicht entspannen, und es glich einem kleinen Wunder, dass wir beide nicht als Knäuel von Armen und Beinen im Dreck landeten, wenn ich mir so ansah, wie unsere Hüften beim Laufen immer wieder unrhythmisch gegeneinanderprallten.

Als wir die Hauptstraße erreichten, wurde auch das Gehen leichter. Ich war kein großer Fan von Kopfsteinpflaster. Sicherlich waren solche Straßen hübsch anzuschauen, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis man sich den Knöchel verstauchte. Highheels waren in Avalon sicher nicht gerade die herrschende Mode.

Auf der anderen Seite der Straße gab es nicht viel zu entdecken – nur einen gut gepflegten Grünstreifen und ein sehr stabil aussehendes Geländer am Rand der Klippe. Allein bei der Vorstellung, auf dieser Straße in einen Autounfall verwickelt zu sein, drehte sich mir der Magen um. Vielleicht war es doch nicht so seltsam, auf einem Pferd durch die Stadt zu reiten, wie ich zuerst gedacht hatte.

Es war nicht viel los, also konnten wir die Straße problemlos überqueren. Trotz meines unkoordinierten Ganges. Mir war allerdings schleierhaft, wohin wir wollten. Ich blickte den Grünstreifen entlang, aber so weit das Auge reichte, war nichts Interessantes zu erkennen.

Na ja, außer ich sah über das Geländer in die Ferne, doch ich hatte nicht viel Lust, das zu tun. Es schien so, als hätte ich mehr Angst vor der Höhe, als ich bisher geglaubt hatte.

»Wohin gehen wir?«, fragte ich und stellte erfreut fest, dass ich noch immer sprechen konnte.

»Genau hierhin«, entgegnete Ethan, und wir blieben stehen.

»Hier« kam mir nicht anders vor als jeder andere Fleck auf dem Grünstreifen. Ich runzelte die Stirn, verspürte aber kein Verlangen, noch mehr Fragen zu stellen. Falls Ethan wollte, dass ich seinen blöden Test machte, musste er mir schon erklären, was ich tun sollte.

Ethan zögerte einen Moment lang, ehe er wieder das Wort ergriff. Wahrscheinlich war er verärgert, weil ich überlegen geschwiegen hatte, statt sofort mit weiteren Fragen herauszuplatzen. Ein Punkt für mich!

»Richte deinen Blick in die Ferne und sag uns, was du siehst.«

Wenigstens bat er mich nicht, nach unten zu sehen. Ganz langsam hob ich den Kopf und hatte keine Ahnung, was ich erwarten sollte. Ich stellte mich innerlich auf etwas sehr Beängstigendes ein.

Doch alles, was ich sah, war eine dichte Nebelwand, die es unmöglich machte, besonders weit über den Graben hinauszublicken.

»Soll ich denn da etwas Ungewöhnliches sehen?«, fragte ich und spürte ein Gefühl der Erleichterung. Denn wenn ich nichts Ungewöhnliches sehen konnte, bedeutete das, dass ich nicht das war, für das die beiden mich hielten. Das bedeutete, dass ich für niemandes politische Ziele wichtig war. Und das wiederum bedeutete, dass ich immer noch die Hoffnung haben konnte, eines Tages zu meinem Dad ziehen und ein fast normales Leben führen zu können. Vielleicht war der Alptraum also bald vorbei.

Ich begann zu schwanken, weil mir plötzlich schwindelig wurde, und war froh, dass Ethan noch immer seinen Arm um mich gelegt hatte. Mein Magen fing an zu rumoren. Ich stieß auf und schmeckte die Cheerios auf meiner Zunge. Igitt.

»Ich fürchte, ich komme mit Höhe nicht besonders gut klar«, sagte ich und richtete meinen Blick schnell wieder auf das Gras zu meinen Füßen.

»Versuch es noch einmal kurz«, drängte Ethan.

»Nein danke. Es sei denn, du möchtest unbedingt, dass ich dir auf die Schuhe kotze.«

Er stellte sich hinter mich. Mit einem Mal lag seine Hand unter meinem Kinn, und er hob sacht meinen Kopf an. Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut, als er in mein Ohr flüsterte.

»Nur noch einen Augenblick«, bat er.

Meine erste Reaktion war, aus Protest meine Augen zu schließen. Aber er ließ mich nicht los, ließ mich nicht in Ruhe. Und als ich versuchte, mich wegzudrehen, schlang er auch seinen anderen Arm um mich und hielt mich fest.

»Schau hin«, sagte er. »Bitte.«

Das »Bitte« war der Grund, warum ich meine Meinung änderte. Er klang beinahe verzweifelt, und mir wurde klar, dass ihm das, was auch immer ich sah – oder eben nicht sah –, eine Menge bedeutete. Mit einer oder zwei Minuten Übelkeit würde ich schon fertig werden.

Im Übrigen kannte Ethan vermutlich einen Zauberspruch, um mich dazu zu zwingen, meine Augen aufzumachen. Darauf hatte ich keine Lust.

Mit einem resignierten Seufzen öffnete ich also langsam meine Augen und wappnete mich gegen den Schwindel und die Übelkeit. Ich hielt den Atem an und hoffte, dass ich mich nicht würde übergeben müssen. Ethans wärmende Arme, die er um mich gelegt hatte, halfen mir, aufrecht stehen zu bleiben, als ich in die Ferne hinausblickte.

Außer dem Nebel konnte ich noch immer nichts erkennen. Ausgenommen … Der Nebel war irgendwie seltsam. Ich konzentrierte mich stärker. Durch den Nebel hindurch konnte ich stellenweise die englische Landschaft hinter dem Graben erkennen. Doch da war ein Glimmer von … etwas anderem. Ein schwaches Bild, das über der Landschaft zu liegen schien, fast wie ein Foto, das doppelt belichtet worden war. Ich versuchte, das schwer fassbare Bild irgendwie scharfzustellen, und mit einem Mal wurde es klar.

Gleich hinter dem Graben erstreckte sich ein dunkelgrüner Wald. Keine Weide und auch kein Haus waren in Sichtweite – nur als schwacher Hintergrund.

»Wow!«, stieß ich keuchend hervor. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, während mein Hals sich vor Angst zuschnürte. Ich wollte zurückweichen, aber Ethan hielt mich fest.

»Was siehst du?«, fragte er.

Ich schüttelte den Kopf, starrte in den Nebel hinaus und wollte nicht glauben, was doch direkt vor meinen Augen war. Ich blinzelte, und der Wald war noch immer da. O Mist. Ich konzentrierte mich wieder auf die typisch englische Landschaft, und während ich sie betrachtete, wurde sie schärfer, und der Wald rückte in den Hintergrund, ohne jedoch ganz zu verschwinden.

»Was zum Teufel …«, murmelte ich. Mir wurde immer schwindeliger, und ich war mir sicher, dass ich hinunterfallen würde, in den Nebel, der sich vor meinen Augen immer wieder veränderte.

»Lass sie los«, sagte Kimber, und ich spürte ihre Hand auf meinem Arm. »Wir wissen doch, was sie sieht.«

»Ich will aber hören, wie sie es sagt!«, beharrte Ethan. Er stützte noch immer mein Kinn, und sein Gesicht war ganz nah neben meinem. Wahrscheinlich wäre ich durchgedreht, weil er mir so nahe war, wenn ich mich nicht so grauenvoll gefühlt hätte.

»Sieh ihr doch mal ins Gesicht, du Schwachkopf!«, erwiderte Kimber, und ihre Stimme klang scharf. »Sie wird gleich ohnmächtig.«

Überraschenderweise klang ohnmächtig zu werden in meinen Ohren wie eine gute Idee. Denn dann wäre ich bewusstlos gewesen und hätte das Unmögliche nicht mehr sehen müssen. Und mir wäre auch nicht mehr schwindelig und schlecht gewesen. Wenn ich dann wieder aufgewacht wäre, dann wäre das alles vielleicht verschwunden gewesen, und ich hätte festgestellt, dass das alles nur ein böser Traum gewesen sein konnte.

Der Nebel fing an, sich an den Rändern schwarz zu färben …