58
Der Kegelverein aus Köln hatte das ›Ahrstübchen‹ mittlerweile verlassen, und nachdem die Ordnung einigermaßen wiederhergestellt war, hatte Bea die letzten Bratkartoffeln gebraten, die sie jetzt zusammen mit Salat und Sülze auf der Terrasse genossen. Es war angenehm draußen, nicht zu heiß, und es wehte ein laues Nachmittagslüftchen, das mit den Enden der Tischdecke spielte. Auch Lilly saß mit am Tisch. Sie war überraschend zu Besuch gekommen, und nachdem sie von ihrer Mutter umarmt worden war, hatte sie sich kurzerhand zu Ben hinter die Theke gesellt und ihm geholfen, sodass auch die Getränkeversorgung der Gäste einwandfrei funktionierte.
»Eure Unterstützung war großartig«, lobte Bea und tauschte einen müden, aber sehr zufriedenen Blick mit Caro. »Vielen, vielen Dank. Selbstverständlich bezahlen wir euch das.«
Christine Schäfer und Marianne Hohenstein blickten von ihren Tellern auf und starrten sie an, und nachdem Christine Schäfer sich eine weitere Gabel voll Bratkartoffeln in den Mund geschoben und lange darauf herumgekaut hatte, sagte sie: »Willst du uns beleidigen? Das läuft unter Nachbarschaftshilfe. Oder, Marianne?«
Die Frau des Bürgermeisters nickte und spießte bedächtig ein Salatblatt auf. Nach einem Moment sagte sie: »Das haben wir gern gemacht. Irgendwann bekommen Sie sicher die Gelegenheit, sich zu revanchieren.«
Wang San und Mei Ling tauschten einen Blick. »Wir wollen ebenfalls kein Geld dafür haben«, erklärte Wang San.
»Dann teilen sich John und Ben euer Honorar, wenn ihr einverstanden seid. Was haltet ihr davon?«, schlug Bea vor.
»Klar«, und »gute Idee«, tönte es von allen Seiten. Lilly, die neben Ben saß, betrachtete ihn interessiert. Er war rot geworden und sah verlegen auf seinen Teller. Er hatte etwas an sich, das ihr gefiel, auch wenn sie nicht genau wusste, was es war. Sein spitzbübisches Lächeln oder die Verlegenheit, die sich in seine Augen schlich, wenn er merkte, dass er beobachtet wurde. Einerseits benahm er sich wie ein schüchterner Junge, andererseits wirkte er schon sehr erwachsen auf sie. Zumindest sein Körper schien es bereits zu sein.
»Ich schlage vor, dass wir uns duzen«, sagte Marianne Hohenstein plötzlich und sah in die Runde. »Was halten Sie davon? Jetzt, wo wir quasi als Team funktionieren …«
Alle am Tisch waren überrascht, und es breitete sich eine kleine verlegene Pause aus. Die Frau des Bürgermeisters fügte hinzu: »Mit meinem Vorschlag meine ich ausnahmslos alle hier am Tisch.« Sie hob ihr Glas und richtete ihren Blick auf jeden Einzelnen, auf Johns Gesicht verweilte er eine Spur länger als auf den anderen.
»Ich schließe mich Mariannes Vorschlag an«, meinte Christine Schäfer, die auf einmal sehr stolz auf die 1. Vorsitzende des Landfrauenvereins war, und ehe sie es noch recht begriff, tönte es schon laut durcheinander: »Gan bei! Cheers!«
»Und nicht zu vergessen: Auf Deutsch heißt es Prost!«, ergänzte Marianne Hohenstein fröhlich.