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Drei Tage später hingen überall in der Verbandsgemeinde die Plakate. Der Tempel prangte in ganzer Pracht in ihrer Mitte, darüber hieß es in roter Schrift: TEMPEL IN ALTENAHR, darunter war schlicht die Frage zu lesen: WARUM NICHT? Sie waren in Altenahr und in Mayschoß präsent, in Dernau und in Rech, und in vielen Orten mehr, die zur Verbandsgemeinde gehörten.
Bea hatte in Windeseile einen Grafiker mit dem Layout beauftragt, den sie von ihrer Tätigkeit bei Best Promotion kannte, und mit dem sie gern zusammengearbeitet hatte. Gedruckt worden waren sie in einer Schnelldruckerei in Ahrweiler.
Caro und Ulrike waren in aller Frühe mit Ben Stur und einigen seiner Freunde aus dem Fußballverein losgefahren, um die Plakate an Bäume und Zäune zu pinnen.
Die Freundinnen, allen voran Bea, hatten eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen, die eine rückwirkende Baugenehmigung für den Tempel forderte. Als Kooperationspartner hatten sie die Initiative Gegen Rechts gewonnen, die bereits seit einigen Jahren existierte und sich gegen rechtsradikale Strömungen in der Bevölkerung, speziell in der Jugend, engagierte.
Bruni hatte vor dem Landfrauenverein ihren Vortrag über Religionsfreiheit und Integration von Fremden gehalten, und tatsächlich hatte ein Drittel der Frauen eine Unterschrift gegen den Abriss des Tempels geleistet. Insbesondere Christine Schäfer hatte sich für die Akzeptanz des Bauwerks eingesetzt, sie war in Altenahr zur Trendsetterin und Meinungsbildnerin zugleich geworden, und letztendlich war es ihr zu verdanken, dass an dem Abend, als der Landfrauenverein im ›Ahrstübchen‹ tagte, das eine oder andere Mitglied umgestimmt werden konnte.
Der Tempel erhitzte die Gemüter. Wo immer man hinhörte, war er Gesprächsthema Nummer eins.