69. KAPITEL

Sylva fühlte die Energie durch ihre Venen schießen, spürte, wie Erschöpfung und Müdigkeit aus ihrem Körper wichen, genoss den süßen Saft der Jugend, der sie wie ein rauschender Wasserfall erfrischte. Lachend neigte sie den Kopf nach hinten. Möge Miss Mamie doch zu Staub zerfallen. Ephram liebte nur eine von ihnen beiden, und zwar diejenige, die bereit gewesen war, Opfer zu bringen. Diejenige, die glaubte. Diejenige, die das blutbefleckte Totenhemd ihrer eigenen Tochter in Fetzen gerissen hatte, um es mit Eulenknochen, Rabenfedern, Grieswurzel und Dutzenden anderen Substanzen zu einer ganz besonders explosiven Mischung zu vermengen.

Diejenige, die Ransom mit unheilvoller Magie ins Verderben gestürzt hatte. Diejenige, die Ephram mit ihrer Gabe, die mächtiger als jedes Gebet war, eine Brücke zur hiesigen Welt geschlagen hatte. Diejenige, die all die Zaubersprüche aufgesagt hatte. Diejenige, die ihre geheimnisvollen Worte vom Wind fort tragen ließ, um Anna herbeizurufen und ihr einen tiefen Stich ins Herz zu versetzen, um sie zu blenden, damit ihr Tod den Kreis für immer schließen konnte.

Ja, Sylva glaubte, und sie wollte die Früchte ihres Glaubens ernten.

Sie wollte Ephram zurück.

Sie erhob sich als Sechzehnjährige, die gewillt war, ihre neu erlangte Jungfräulichkeit wieder dem Mann zu opfern, der sie ihrer Seele entraubt, der in ihrem Herzen ein immerwährendes Feuer entfacht hatte. Sie schleuderte eine Brise ihres Zauberpulvers in Richtung Statue und malte sich aus, wie sie diese muskulösen Arme umschlangen, wie diese rauen Lippen ihren Körper liebkosten, wie sie auf ewig in diesen Augen versank.

»Sag es«, forderte die Statue.

Am ganzen Körper zitternd flüsterte sie: »Weiche Frost, bring Feuer.«