4. KAPITEL

Mason starrte auf das große Ölgemälde, das über dem Kamin an der Wand hing. Es starrte direkt auf ihn zurück, genauso ernst wie alle Kunstlehrer, die Mason zeit seines Lebens unterrichtet hatten. Das finster dreinblickende Porträt dominierte in zehnfacher Lebensgröße den ganzen Raum. Die Hauttöne der Ölfarben waren so realistisch, dass Mason sich nicht gewundert hätte, wenn die Figur plötzlich aus dem kunstvoll verzierten Rahmen herausgesprungen wäre. In ein Messingschild unter dem Gemälde war ein Name eingebrannt.

Ephram Korban.

Aufmerksam betrachtete Mason die schwarzen Augen. Es waren die einzigen Wesenszüge, die nicht so realistisch waren wie der Rest des Gemäldes. Die Augen waren tot, stumpf, ohne Seele. Doch Mason war kein Maler und konnte daher keine fundierte Kritik äußern. Zum Teufel mit den Kritikern! Und eigentlich war er auch viel mehr an dem Rahmen als am Gemälde interessiert. Anscheinend war er von Hand geschnitzt.

Mason schaute hinter sich zu den Leuten, die sich im Foyer sammelten. Durch die offene Tür konnte er zwei Männer in Latzhosen erkennen, die den Wagen abluden. Eine vollbusige Frau um die Vierzig in einem langen, schwarzen Kleid schien überall gleichzeitig zu sein, gab Anweisungen, verteilte Getränke in langen, schweißnassen Gläsern, schüttelte Hände. Mason ging näher an den Kamin heran. Obwohl es tagsüber für Ende Oktober ziemlich warm gewesen war, prasselte ein Feuer darin, das in Gelb und Orange und anderen Herbstfarben leuchtete.

Auch der Kaminsims war handgeschnitzt. Ein Flachrelief mit Cherubim und Seraphim, in dem dralle Raffaelische Engel zwischen dicken, wogenden Wolken umherflogen. Mason vergewisserte sich, dass seine Finger sauber waren, und befühlte dann die sanft geschwungenen Gebilde. Während seine Hände auf Wanderschaft gingen, bemerkte er, dass jemand ein halbvolles Glas Rotwein auf dem Sims hatte stehen lassen. Das Glas könnte Ringe auf der weißen Farbe hinterlassen, wie Blut auf unberührtem Schnee, dachte er. Da fehlte jemandem der nötige Respekt für die Arbeit eines Kunsthandwerkers.

Wieder schaute er in die Augen auf dem Gemälde. Ephram Korban schien jetzt in den Raum zu blicken, auf die Menschen, die es gewagt hatten, seine Schwelle zu überqueren. Das Gesicht erschien abwechselnd verlockend und abstoßend. Mason berührte den Rahmen—

»Wunderschön, nicht wahr?«, ertönte die helle Stimme einer Frau.

Mason fuhr herum, seine Tasche stieß beinahe an das Weinglas. Vor ihm stand die vollbusige Frau im schwarzen Kleid. Ihr dunkles Haar war zu einem strengen Dutt zusammengebunden. Ihr Lächeln wirkte wie in Stein gemeißelt.

»Ja«, erwiderte Mason. »Wer auch immer ihn geschnitzt hat, muss ein paar Wochen dafür benötigt haben.«

Sie kicherte, abgedroschen und künstlich. »Ich habe über das Gemälde gesprochen, Dummerchen.«

Sie spielte mit der Perlenkette, die um ihren Hals hing. Die Perlen wurden vollkommen entgegen der Mode von einem kleinen Messingmedaillon unterbrochen. Ihre dunklen Augen blitzten und funkelten voller Leben – dem Leben, an dem es Korbans gemalten Augen fehlte. Mason fragte sich, ob man so etwas wohl einstudieren konnte. Er sah diese Frau bildhaft vor sich, wie sie vor dem Spiegel stand, ihre Perlenkette anlegte, ihre Zähne überprüfte und wie auf Knopfdruck das Funkeln in ihren Augen anschaltete.

Die Frau streckte die Hand aus. Mason griff danach und fragte sich, ob er sich verneigen oder sie wie ein französischer Dandy in einem Historienfilm küssen sollte. Ihre Haut war kühl. Sie drehte seine Hand herum und besah sich seine Finger. Dann nickte sie: »Ah, Sie sind also der Bildhauer.«

»Wie bitte?«

»Schwielen. Hier im Herrenhaus bekommt man nicht allzu viele Schwielen.« Sie beugte sich verschwörerisch nach vorn. »Zumindest die Gäste nicht. Das Dienstpersonal ist immer noch bei der Arbeit.”

Mason nickte. Er schaute nach unten auf seine Tennisschuhe mit den abgewetzten Kappen und das Loch in seiner Jeans. Die anderen Leute, die mit ihm im Transporter nach oben gefahren waren, trugen Lederpumps, Kenneth Coles, Pantoletten, Kleidung aus Katalogen, die den Namen von Designern aus New Hampshire trug. Er gehörte hier nicht hin. Er war ein bettelarmer Niemand aus einer Mühlenstadt in den Südstaaten, ganz egal, welches Künstlergebaren er auch an den Tag legte.

Doch hier war er nun, bereit, sich zum Erfolg zu schnitzen.

»Es war schon lange kein Bildhauer mehr hier«, erzählte sie. Ihre kalte Hand umklammerte noch immer die seine. »Mal sehen, ob ich mir Ihre Unterlagen eingeprägt habe. ›Mason Beauford Jackson, Abschluss mit Auszeichnung an der Adderly School of the Arts, gegenwärtig tätig in der Rayford-Textilfabrik in Sawyer Creek, North Carolina. Gewinner des Grassroots Consortium Award 2002. Beauftragt von der Westridge University, ein Werk für ihren Absolventensaal zu kreieren.‹ Wie war gleich noch einmal der Name dieser Arbeit?«

Endlich ließ sie seine Hand los und legte ihre auf die Stirn, als ob sie eine Buchseite in ihrem Kopf lesen würde. Dann schnipste sie mit den Fingern. »Diluvium. Natürlich. Wie schrecklich reizend.”

Mason stöhnte innerlich auf. Ihm war nicht bewusst gewesen, wie überheblich der Titel klang, bis er über diese wohlerzogenen, kultivierten Lippen kam. »Na ja, das lag an der Clique, zu der ich damals gehörte. Avantgarde, und trotzdem hat man sich immer bei McDonald’s zum Mittagessen getroffen.«

Die Frau stieß ein rasselndes Lachen aus und zeigte auf die Leinentasche, die über seiner Schulter hing. »Ist das Ihr Werkzeug?«

»Ja, gnädige Frau.«

»Ich freue mich schon darauf, Sie damit in Aktion zu sehen.« Wieder hielt ihre kalte Hand die seine umklammert. »Ich bin Mamie Goldfeld. Aber ich bestehe darauf, dass Sie mich Miss Mamie nennen.«

Er schaute hinüber zu Korbans Porträt, dann wieder auf Miss Mamie.

»Ah, Sie haben es bemerkt«, sagte sie.

»Die Augen.«

»Ich bin die letzte lebende Verwandte von Ephram Korban. Ich führe das Haus und unterhalte es als ein Künstlerrefugium, genau wie er es sich gewünscht hat. Master Korban hatte schon immer ein Faible für den kreativen Geist der Schöpfung.«

»War er selbst Künstler?«

»Ein frustrierter. Ein Dilletant. Hauptsächlich war er Sammler.«

Alle Künstler sind frustriert. Ist es nicht genau das, worum es geht?

Mason sah sich die baulichen Raffinessen des Foyers genauer an. Der Bogen über dem Vordereingang war etwa drei Meter hoch. Der darüberliegende Querbalken war mit Rechtecken aus Bleiglas verziert. Das Foyer hatte eine hohe Decke. Die weißen Wände und die Verkleidung wurden von Vertäfelungen aus Eichenholz unterbrochen, die Mason bis zur Brust reichten. Zwei ionische Säulen in der Mitte des Raums stützten einen riesigen Deckenbalken.

»Es ist sehr schön hier«, stellte Mason fest, weil Miss Mamie ganz klar erwartete, dass er etwas sagte. Beinahe hätte er »reizend« gesagt, ein Adjektiv, das er vorher noch nie gebraucht hatte. Fünf Minuten auf einer teuren Künstlerklausur und schon begann er, den großen Mann zu markieren, eine Persönlichkeit zu entwickeln.

Gott bewahre, dass du tatsächlich einmal bei irgendetwas Erfolg hast. Denn dann wärst du unausstehlich.

»Ich freue mich, dass es Ihnen gefällt«, antwortete sie. »Eine Wiederbelebung der Kolonialzeit. Master Korban war stolz auf seine Herkunft. Darum hat er in seinem Testament auch festgelegt, dass das Herrenhaus intakt gehalten werden muss.«

»Korban. Das ist jüdisch, nicht wahr?«

»Nur dem Namen nach, nicht im Geiste. Ephram Korban borgte sich sein Erbe, kaufte, was es nicht zu borgen gab, und stahl, was er sich nicht leisten konnte. Am Ende hatte er alles, wie Sie sehen können.«

Mason sah sich das Porträt noch einmal an, maß an den Gesichtszügen ab, wie hartnäckig und arrogant dieser Mann gewesen sein musste.

»Sieht so aus, als ob Ihr Vorfahre nicht von der Art Mensch war, die ein ›Nein‹ als Antwort akzeptierten.«

»Ja, aber er war auch enorm großzügig. Das wissen Sie ja bereits.«

Mason lächelte, obwohl er das Gefühl hatte, eine Eidechse würde seinen Hals hinaufkriechen. Seinen Aufenthalt hier bei der Künstlerklausur hatte er einer Förderung zu verdanken. Von seinem Fabriklohn hätte er ihn niemals bezahlen können. Richtig genommen war er ein Alibikünstler, nur eingeladen, damit sich Korban Manor und der Kunstrat für ihre edelmütige Unterstützung der Unterklasse feiern konnten.

Miss Mamie schaute an ihm vorbei auf eine kleine Gruppe von Gästen, die sich gerade angeregt unterhielten. »Da sind die lieben Eheleute Abramov. Die klassischen Komponisten, wissen Sie?«

Mason wusste es nicht, dennoch lächelte er weiter. Das Alibilächeln der Dankbarkeit.

»Entschuldigen Sie mich, ich muss sie mal eben begrüßen gehen. Lilith wird gleich kommen, um Sie zu Ihrem Zimmer zu begleiten. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt.«

Mit einem beinahe wehmütigen Gesichtsausdruck warf sie einen letzten Blick auf Korbans Porträt, bevor sie im Gewühl der Menge verschwand. Mason starrte nochmals auf das Gemälde. Das Feuer prasselte hörbar und stieß ein dickes, rot glühendes Stück Holz den Kamin hinauf. Noch immer wirkten Korbans Augen tot und leer.

Gerade wollte sich Mason wegdrehen, um nach seinem Gepäck zu suchen, als das Feuer erneut knisterte. Für den Bruchteil einer Sekunde legte sich das Gesicht des Porträts über die Flammen wie das Spiegelbild der Sonne auf einen See.

Er widersetzte sich dem plötzlichen Drang, eine kleine Axt aus seiner Tasche zu holen und sie über Ephram Korbans unheilvolles Grinsen zu ziehen.

»Sie sehen aus, als ob Sie einen Muntermacher vertragen könnten«, erklang eine Stimme hinter ihm. Es war Roth, der Fotograf, neben dem er im Transporter gesessen hatte. Der Mann sprach undeutlich mit einem nicht ganz echten britischen Akzent. Sein Atem roch nach Alkohol. In seiner faltigen Hand hielt er selbstsicher einen Martini.

»Nein, danke«, sagte Mason.

»Es ist schon Nachmittag und wir alle hier sind erwachsen.« Roths Augen zogen sich unter seinen weißen Brauen zusammen. Sein Gesicht war scharfkantig, ausgemergelt und voller Furchen. Mason verglich es mit einer von der Natur erschaffenen Skulptur, erkannte darin eine verwitterte Landschaft aus Haut, Felsen, die aus den Kieferknochen erodiert waren, eine abgetragene Ebene, die die Stirn darstellte. Er hatte die schlechte Angewohnheit, Menschen auf einfache Formen zu reduzieren und dabei zu vergessen, dass innerhalb der rohen Schöpfung aus Ton vielleicht irgendeine Art von Seele wohnen könnte.

»Ich trinke nicht.«

»Oh, sind Sie ein religiöser Spinner?«

»So weit ich weiß, bin ich gar keine Art von Spinner. Bis auf die Tatsache, dass ich Gottes Stimme aus einem brennenden Busch hören kann.«

Roth lachte und nahm einen Schluck von seinem Martini. »Jetzt regen Sie sich doch nicht gleich so auf. Sind Sie nicht viel zu jung, um sich mit so einem Haufen abzugeben?«, fragte er und nickte in Richtung der Leute, die Miss Mamie gerade begrüßte. »Was hat ein Jungspund wie Sie auf einem Trip wie diesem zu suchen?«

»Ich habe eine Förderung vom Kunstrat von North Carolina und Korban Manor erhalten.« Mason sah wieder aufs Feuer. Zwischen den leuchtenden Farben schwirrten keine Gesichter mehr herum. Er hörte auch keine Stimmen. Er zwang sich, zu entspannen.

»Ein echter Künstler also? Nicht so wie die«, fragte Roth und verdrehte die Augen in Richtung der gut gekleideten Gäste. »Die meisten von denen brauchen ein Künstlerrefugium so sehr wie einen weiteren Investmentfonds. Ein Haufen von Tweedjackenträgern, deren größte Anstrengung darin besteht, getrocknete Bohnen auf einen Fetzen Jutesack zu kleben.«

Noch so ein Kritiker, der über die noch unentdeckten Talente anderer urteilte. Zumindest haben sie für sich selbst bezahlt – im Gegensatz zu Mason. »Aus welchem Teil von England stammen Sie?«

»In mir steckt nicht mal ein Fünkchen eines Briten«, erwiderte er. »Zu Armeezeiten war ich eine Weile dort drüben stationiert und habe ein bisschen von dem Akzent aufgeschnappt. Schindet Eindruck bei den Frauen.« Er zwinkerte mit einem seiner rauchgrauen Augen.

»Ich nehme an, Sie sind hier, um Fotos zu schießen.« Mason war in Adderly mit einem Mädchen ausgegangen, die ein Buch mit Roths Arbeiten besessen hatte. Er fotografierte Landschaften, Tiere, Pflanzen und Architektur. Ab und zu waren auch Porträtfotos dabei. Er konnte nicht mit dem düsteren Glamour von Leibovitz oder der intuitiven Sensibilität von Mapplethorpe mithalten, doch seine Aufnahmen zeugten auf ihre ganz spezielle Weise von unverblümter Ehrlichkeit.

»Ich werde von ein paar Magazinen finanziert«, antwortete Roth. »Ich muss ein paar Bilder im Stil von ›Haus und Garten‹ und ›Bezaubernde Berglandschaften‹ machen, diese Art von Schrott. Die Brücke will ich aber auf jeden Fall fotografieren. Sie sagen, es sei die höchste Holzbrücke in den südlichen Appalachen.«

»Das glaube ich gern. Mir wird schwindlig, wenn ich nur an sie denke.«

»Sie haben Höhenangst?«

»Dort wo ich herkomme, sind die Gebäude nicht höher als zwei Stockwerke, mal abgesehen von den Silos. Mit Treppen kann ich umgehen, aber mit Leitern habe ich so meine Probleme. Einhundert Meter in die Tiefe blicken—«

»So einen Abgrund haben Sie hier auf jeder Seite«, sagte Roth, nahm sich einen weiteren Drink und genoss es, wie Masons Gesicht erblasste. »Korban mochte die Abgeschiedenheit. Er wollte, dass sein Anwesen dem eines europäischen Schlosses glich.«

Roth erhob sein Glas und prostete Korbans Porträt zu. »Auf dich, alter Fiesling.«

Masons Tasche wurde langsam schwer. Er konnte es kaum abwarten, auf sein Zimmer gebracht zu werden und die Stücke fertig zu planen, an denen er arbeiten wollte. Außerdem nervte ihn Roths Akzent.

Eine hübsche, ganz in Schwarz gekleidete Frau kam die Treppe hinunter. In ihrem Kleid sah sie aus, als wäre sie einem gotischen Roman entsprungen. Um ihre schmalen Schultern hing ein Spitzenschal. Anscheinend war sie eine Art Empfangsdame. Sie führte ein Pärchen von Miss Mamies Gruppe weg. Der Mann in den Fünfzigern, mit Doppelkinn und mürrischem Gesichtsausdruck, die Frau mit blauen Augen und einem ebenmäßigen Teint wie vom Titelblatt einer Jugendzeitschrift. Zusammen gingen sie die Treppe hinauf. Mit einem Räuspern brachte der Mann seine riesigen Backen zum Beben.

»Den schnapp ich mir später vielleicht noch«, sagte Roth. »Eventuell an einem Rollschreibtisch mit Federkiel in der Hand. Persönlichkeitsfotografie ist zwar nicht so mein Ding, aber dafür könnte ich ein hübsches Sümmchen kassieren.«

»Wen?«

Roth lächelte ungläubig. »Jefferson Spence.«

»Meinen Sie den Jefferson Spence? Den Romanautor?«

»Den einzig wahren und wahrhaftigen. Den letzten großen Südstaatenautor. Die Verkörperung von Faulkner, O’Connor und Wolfe in einer Person.«

Mason sah zu, wie sich der Schriftsteller die Treppen hinaufmühte. »Was sucht der denn auf einer Künstlerklausur?«

»Futter. Sie wissen nicht sehr viel über ihn, nicht wahr?«

»Ich habe nie ein Buch von ihm gelesen. Ich stehe mehr auf Erskine Caldwell.«

»Ein Kritiker hat Spences Erzähltechnik mal als ›Schwulststrom‹ bezeichnet.«

Mason lachte. »Es war ein netter Zug von ihm, seine Tochter mitzubringen.«

Roth schüttelte den Kopf. »Offensichtlich lesen Sie auch keine Klatschblätter. Das ist nicht seine Tochter. Das ist seine neue Flamme, vermute ich.«

Miss Mamies Stimme ertönte. Ihr Gelächter füllte das gesamte Foyer aus. Rechts neben ihr stand Anna. Als sich ihre Blicke trafen, schenkte sie ihm ein zartes Lächeln und wandte sich dann wieder Miss Mamie zu.

Roth hatte sie auch bemerkt. Seine Augen waren so scharf wie die eines Wolfes. »Was für ein niedliches Vögelchen.«

Mason tat so, als hätte er es nicht gehört. »Entschuldigen Sie mich, ich muss mir mal ein bisschen die Beine vertreten.«

Roth grüßte in gespielter Gentleman-Manier und ging los, um sein Glas wieder aufzufüllen. Mason richtete den Gurt seiner Tasche auf der Schulter und lief in Richtung der offen stehenden Tür. Der Wagen war weg. Seine verschlungenen Spuren führten hinüber zu einer der Scheunen. Hier und da lagen dunkle Haufen Pferdemist auf dem hellen Sandweg. In seiner Broschüre hatte sich Korban Manor damit gerühmt, dass es hier keine motorisierten Fahrzeuge gäbe, die »kreative Impulse stören könnten«. Auch gab es auf dem gesamten Anwesen keine Ablenkungen wie Fernsehen, Telefon oder Strom.

Gilligans Insel, nur ohne das Gelächter aus der Konserve und die vorhersehbaren Handlungswendungen. Was zum Teufel habe ich hier verloren?

Einer aus der Gruppe bellte: »Lassen Sie mich Ihnen von meiner reizenden Idee für einen Roman erzählen. Es geht um diesen Schriftsteller, der—«

Mason schaute ein letztes Mal auf Korbans Gesicht und trat hinaus in den herbstlichen Sonnenschein.