27. Kapitel
„Wer sind Sie und was wollen Sie?“, fragte Annika den Mann. Er kam ihr zwar irgendwie bekannt vor, doch sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern woher.
„Ich heiße Martin und soweit ich das verstanden habe, bist du heute mein Geschenk.“ Er lächelte und Annika wurde blass.
„Aber, aber ... wo bin ich denn hier überhaupt und warum hat man mich in dieses verdammte Land gebracht?“
„Schhht, meine Schöne. Du musst das alles nicht wissen. Du musst nur sehr lieb zu mir sein, denn ich verzehre mich schon seit zwei Jahren nach dir und deinen beiden wirklich überzeugenden Argumenten.“ Damit warf er einen eindeutigen Blick auf ihre Oberweite und Annika wurde rot vor Wut. Vor der Tür lachte jemand.
„Der war gut Brandt. Sehr gut. Die Titten der Kleinen sind aber auch eine Wucht. Selten so was gesehen, das nicht aus Silikon war.“
„Schon gut, Achmed. Lass uns jetzt alleine, okay? Ich hab’s nicht so gerne, wenn mich wer anfeuert.“ Wieder ein Lachen. Dieses Mal noch schmutziger.
„Geht klar Kumpel. Aber dafür schuldest du mir was! Wie wäre es, wenn ich auch mal kurz über sie drüber bügle?“
„Vergiss es. Die Schnitte gehört mir. Klar?“ Das Lachen verstummte und Martin Brandt lenkte ein. „Du hast trotzdem etwas gut bei mir, versprochen.“
Stille. Dann räusperte sich sein Kollege.
„Okay. Ich erinnere dich daran. Du hast zwei Stunden, Mann“, antwortete er von draußen, prüfte noch, ob die Tür gut verriegelt war und ging. Als keine Schritte mehr zu hören waren, wandte Martin Brandt sich Annika zu. Die hatte sich inzwischen zitternd in ein Eck verkrochen. Mit einer beschwichtigenden Handbewegung kam er nun auf sie zu und deutet dann mit einem Finger vor der dem Mund, dass sie still sein sollte. Annika hatte solche Angst, dass sie nur nickte und wirklich nichts mehr sagte.
„Ich bin hier um dir und deiner Freundin zu helfen. Im Moment sieht es vielleicht nicht so aus, aber ich werde alles versuchen, dass du, Vanessa und Blue hier heil herauskommt. Inzwischen müssen wir so tun, als wärst du mein Mädchen. Verstehst du? Wenn du das nicht tust, wirst du an irgendeinen Scheich weitergereicht und dann heißt es Tschüss und auf nimmer Wiedersehen. Verstanden?“ Annika nickte erneut, hatte aber immer noch Angst. Sie glaubte ihm auch noch lange nicht.
„Komm jetzt her und umarme mich!“
„Ich dachte ...“
„Schhht. Mach was ich sage! Da kommt jemand.“ Und Annika tat sofort, was er von ihr verlangte, kam in die Höhe und ging auf ihn zu. Der Mann sah gar nicht einmal so schlecht aus, obwohl er eine leicht schiefe Nase hatte und eine ziemlich schlimme Narbe auf der Wange. Als sie ihn dann tatsächlich umarmte, hatte sie das Gefühl ein Paket reinster Muskeln zu umschlingen. Vermutlich war er ein Soldat. Er war kein Riese, aber eine Spur größer als sie. Annika aber getraute sich nicht aufzublicken. Sie kam sich ja schon blöd dabei vor, ihn zu umarmen.
„So und jetzt küss mich. Richtig“, meinte er und Annika sah ihm doch noch ins Gesicht, weil sie wissen wollte, ob er sie gerade anflunkerte. Schließlich konnte sie keine Schritte vor der Tür hören. Aber seine dunklen Augen wirkten aufrichtig, waren fest auf sie gerichtet und strahlten eine ungewöhnliche Ruhe aus. Annika konnte immer noch nicht sagen, ob tatsächlich jemand kam oder nicht, aber aus irgendeinem Grund glaubte sie ihm jetzt. Womöglich lag es aber auch an der plötzlichen Nähe zu ihm und seinem festen und zugleich doch vorsichtigen Griff.
„Schnell“, zischte er noch und sie stürzte sich förmlich auf seine Lippen, nur um kein Donnerwetter zu riskieren. Er schmeckte überraschend stark nach Zahnpasta und Minze, aber was ihr vor allem auffiel, war die Fülle seiner Lippen und der dezente Druck seiner Zunge. Er küsste sie nicht wild, aber auch nicht so, dass es ihr egal sein konnte. In diesem Kuss lag sogar etwas, das ihr zu gefallen begann. Etwas verhalten Erotisches ... auch wenn es zunehmend weniger verhalten wurde.
Sie hörte nicht, wie die Tür aufging, noch hörte sie, dass jemand den Raum betrat. Martin Brandt grapschte ziemlich unverschämt über ihre Brüste, doch das ging in der Leidenschaft ihres Kusses beinahe unter.
„Ich sehe du hast mein Geschenk bekommen“, lachte Merenpath direkt neben Annika und erschreckte sie damit so, dass sie leise aufschrie und sich blitzschnell von Martin löste. Doch der hielt sie weiter fest und grinste verwegen.
„Moment, Moment, Süße ... das war gerade mal der Anfang“, lachte er und wandte sich schließlich Merenpath zu. „Danke Boss, das Geschenk ist gerade dabei ausgepackt zu werden.“ Er lachte immer noch und Annika schnaubte empört. Sie hatte hier zwar gar nichts zu melden und wenn sie diesen Martin richtig verstanden hatte, war er auf ihrer Seite, aber der Kuss war mehr als nur Tarnung gewesen. Zumindest fühlte sie sich deutlich erhitzt.
„Okay. Lass dir Zeit. Du hast dir ein wenig Entspannung verdient, aber danach erzählst du mir, warum du noch eine zweite Rakete abgefeuert hast. Klar? Panik kann ich bei meinem besten Mann nun wirklich nicht brauchen.“
„Jawohl, Boss. Aber eigentlich war der zweite Abschuss eine Fehlfunktion in der Elektronik. Blue hatten wir bereits am Heli hängen und du weißt ja, was der mit der Elektronik anstellen kann. Wenn du willst, kann ich dir natürlich auch gleich alles berichten, ich muss ja nicht unbedingt ...“, erklärte er, obwohl er Annika immer noch fest an sich presste, um seine Erektion zu verbergen und eine Hand noch auf ihrer Brust liegen hatte. Merenpath grinste verständnisvoll und starrte Annika ziemlich unverschämt auf die Oberweite. Die wurde richtig ärgerlich über all die Männer, die immer nur Titten vor Augen hatten. Doch sie sagte natürlich nichts. Wenn Martin Brandt sich schon so bemühte den Schein zu wahren, wollte sie nicht alles verderben. Wobei das mit dem Schein wahren ganz gut lief, so fest wie seine pralle Männlichkeit sich gerade an ihren Bauch drückte. Die Situation war ziemlich grotesk, aber je länger dieser Mann sie an sich presste, desto mehr vertraute sie ihm. Vielleicht spielten auch nur ihre Hormone verrückt.
„Ach, ich will mal nicht so sein. Weitermachen!“, grinste Merenpath, der sowieso wieder Lust bekommen hatte nach seiner zukünftigen Braut zu sehen. Noch bevor er wirklich draußen war, hatte Martin Annika wieder ganz in seine Arme gewirbelt und sich ihren Mund geholt. Ungeniert fuhr er ihr unters T-Shirt und öffnete ihren BH, um ihre ganze Pracht zu befreien. Merenpath beobachtete die beiden noch kurz, denn er liebte es, wenn große Brüste geknetet wurden. Aber selbst bei dem anregenden Anblick konnte er nur an Vanessa denken. Und das erinnerte ihn ziemlich schmerzlich daran, dass er bei ihr endlich weiterkommen und auf die bevorstehende Hochzeitsnacht vorbereiten musste. Geduld war bekanntlich nicht seine Stärke und auch wenn er sich vorgenommen hatte, seine zukünftige Gefährtin nicht zu bedrängen, so hatte er doch nur vor Augen, sie endlich zu der seinen zu machen. Sie musste endlich seine Gefährtin werden und Blue sein magischer Sklave. Als Halbgott war er vielleicht immun gegen Blues tödliche Kraft, aber Vanessa hatte durch die Verbindung zu Blue die Möglichkeit seine Energie anzuzapfen.
Merenpath versperrte die Tür sorgfältig hinter sich, denn Männer waren bekanntlich ziemlich abgelenkt, wenn sie nur noch mit dem Schwanz dachten. Und so wie er Brandt derzeit einschätzte, war sein ganzes Gehirn längst vollständig in untere Gefilde gerutscht.
Merenpaths Schritte entfernten sich, doch Martin ließ noch immer nicht von Annika ab. Zu lange schon hatte er keine Frau mehr gehabt und zu sehr hatte er sich wirklich nach diesen Lippen und Brüsten gesehnt. Es war ein Zufall, dass Merenpath ausgerechnet jetzt hier erschienen war, doch es war eine willkommene Gelegenheit gewesen, diese schöne Frau wirklich zu küssen. Doch das hier ging eindeutig zu weit.
Eindeutig ... hallte es in seinem Kopf nach, als er die junge Frau völlig atemlos und offensichtlich knieweich wieder freigab. Ihre Wangen waren knallrot, ihre Nippel deutlich durch das T-Shirt zu sehen, ihre Lippen von seinem Kuss geschwollen. Sie hatten beide mehr zugelassen, als beabsichtigt gewesen war, doch was war der Anblick ihres aufgewühlten Zustands doch wunderbar! Martin war so hart wie lange nicht mehr und wenn er nicht noch immer diesem verfluchten Ehrenkodex unterliegen würde ...
„Küss mich noch mal“, hauchte sie plötzlich und brachte ihn damit völlig aus dem Konzept. Annika war noch nie in ihrem Leben so geküsst worden und auch wenn die Umstände mehr als fraglich waren, so war sie gerade mal auf den Geschmack gekommen.
„Annika, ich ...“, begann er und wollte irgendeine Entschuldigung finden, sie auf Distanz halten. Doch Annika reagierte nicht so, wie er sich das vorstellte, packte ihn am Kragen und holte sich noch einmal seinen Mund. Martin war ziemlich überrascht, doch natürlich hatte er längst bemerkt, wie unglaublich gut sie zusammenpassten. Nicht umsonst hatte er Merenpath ihren Namen genannt und nicht den der Rothaarigen. Schon vor zwei Jahren, als er sie mit den anderen beiden in seinem Boot in Sicherheit gebracht hatte, war er ungewöhnlich stark versucht gewesen und hatte das Bedürfnis verspürt dieser Frau näher zu kommen. Viel näher.
„Mmmmh“, brummte er und entzog sich ihr wieder geschickt. Diese Frau war wirklich heiß. „Mädchen, du spielst mit dem Feuer. Ich bin auch nur ein Mann und irgendwann pfeift selbst ein Kodex-Idiot wie ich auf Ehre.“ Annika wischte sich verlegen über die blutroten Lippen. Sie war immer noch ganz kribbelig.
„Entschuldigung. Ich bin normalerweise echt schüchtern“, meinte sie mit gesenktem Haupt. Verlegen begann sie unter ihrem T-Shirt nach dem Verschluss ihres BHs zu suchen. Seltsamerweise rührte die Art wie sie es machte sein Herz.
„Warte ich helfe dir“, meinte er spontan und musste lächeln, weil sie einfach eine nette junge Frau war und er sie in einem anderen Leben wohl wirklich gerne auf einen Kaffee eingeladen hätte.
„D-danke“, stotterte sie und zog den BH wieder an den richtigen Platz, während Martin die Verschlüsse einhakte.
„Weißt du, Annika ...“, begann er und kam von hinten näher an sie heran, um an ihrem Haar zu riechen. „... unter anderen Umständen hättest du jetzt keine Chance mehr mir zu entkommen. Du bist eine wirklich schöne Frau, und dass ich ziemlich scharf auf dich bin, hast du schon beim ersten Kuss gemerkt.“ Er drückte sein Gesicht auf ihren Hinterkopf und schloss für einen kurzen Moment die Augen. „Dabei bin ich gut fünfzehn Jahre älter als du.“ Annika seufzte und wandte sich zu ihm um.
„Weißt du ...“, begann sie und blickte auf. „Dein Alter ist mir egal. Ich bin noch nie so geküsst worden und wenn wir beide hier lebend rauskommen, wirst du das verdammt noch mal wiederholen müssen. So leicht kannst du das nicht unter den Teppich kehren.“ Sie grinste ihn an und musste richtig lachen, als sie seinen überraschten und doch geschmeichelten Gesichtsausdruck sah. „Außerdem kann ich mich seit ein paar Minuten an dich erinnern: Du bist der Engel, der uns alle von der Insel gerettet hat.“ Tränen standen ihr in den Augen, denn sie hatte ihn immer für den Teil eines Traums gehalten. Für einen Engel ohne Flügel oder auch für einen gefallenen Engel. Martin Brandt sah sie an, als würde er sie zum ersten Mal sehen und in seinen Augen zeigte sich eine starke Gefühlsregung, die er sofort wieder zu verbergen versuchte. Doch Annika hatte es gesehen und setzte geschickt nach.
„Natürlich vertraue ich dir, Martin Brandt. Ich vertraue dir sogar mein Leben an“, meinte sie und sah ihm dabei direkt und aufrichtig in die Augen. „Also wie können wir hier verschwinden?“