17. Kapitel

Er hatte es so satt. Wenn er nur irgendwie gekonnt hätte, wäre er schon längst tot. Doch der Vertrag war schlau durchdacht und Selbstmord durch eine versteckte Klausel keine Option. Nichts war eine Option. Das Einzige, das ihn aufrecht hielt, war die Gewissheit, Vanessa gerettet zu haben und sie bei bester Gesundheit zu wissen. Soweit er wusste war sie umgezogen, studierte und würde ihren Weg machen. Ein weiterer kleiner Zusatzbonus war das Nutzungsrecht von Maslovs Nutten. Nachdem ihm Vanessa verdeutlicht hatte, was sexuell mit entsprechender Schutzvorkehrung möglich war, ließ er sich manchmal von Maslovs Mädchen mit der Hand verwöhnen. Alles andere war zu gefährlich. Es war kein Ersatz für Liebe, aber es war eine gute Möglichkeit seine extremen Spannungen abzubauen. Und seinen Frust. In diesen zwei Jahren hatte es allerdings zwei unangenehme Zwischenfäll durch Verkettung dummer Zufälle gegeben. Selbst bei größter Vorsicht konnte das passieren und so war das Liebesspiel mit Blue für die Mädchen wie russisches Roulette. Allerdings kamen sie immer freiwillig und wussten letztendlich was sie riskierten. Sofern also alles gut ging, bekamen sie im Gegenzug einen extremen Höhenflug. So wie alle, die sich zu dem Zeitpunkt im Umkreis von 5 bis 10 Metern vom Ort des Geschehens aufhielten. Eine Druckwelle wie bei Vanessa schaffte er mit keinem der Mädchen und auch das Gefühl der Erfüllung war nicht so tiefgreifend und befriedigend wie bei dem Mädchen, das er nie wieder sehen würde. Sein Herz sehnte sich nach ihr, seine Seele weinte jeden Tag und doch war er vor allem damit beschäftigt Maslov zu dienen, Menschen zu töten und den widerlichsten Abschaum, den er sich nur vorstellen konnte, zu beschützen. Wenn Blue seine Handschuhe auszog, wussten alle, dass jemand sterben musste und Blue tat immer was Maslov ihm befahl. Nur bei seinen Sexspielchen eben nicht. Diese Ausnahme hatte er sich bei seinen Verhandlungen ja schwer erkämpft. Nur die üblichen Hinrichtung nach alter Gangbang-Manier blieben ihm nicht erspart, obwohl er dabei wenigstens nicht mehr wie ein Gefangener auf der Bühne angekettet war.

„Wir kriegen Probleme“, brüllte Maslov und schlug Blue auf den Rücken. Wenn er schon ein Vermögen für die Kleidung des Riesen ausgab, dann konnte er auch ein wenig Körperkontakt einfordern. Blue zuckte nicht mal mit der Wimper. „Der Ägypter ist jetzt tatsächlich seit vier Monaten an der Macht und krempelt das ganze Land um. So wie es aussieht, hat er sich bereits ein unglaubliches Netzwerk und ein gut funktionierendes Militär aufgebaut. Vor allem ARYL, sein neuer Geheimdienst, macht mir Sorgen.“

„Warum?“, fragte Blue, der interessiert eine Augenbraue hob, die Aufregung seines Bosses aber noch nicht verstehen konnte.

„Waru-um?“, äffte der ihn nach. „Was wohl! Merenpath war bisher sehr mit dem Land, dem Chaos und seiner Herrschaft beschäftigt. Selbst er hat für diese Machtübernahme sieben Jahre gebraucht. Wenn Merenpath sich jetzt auf seinem dunklen Arsch auszuruhen beginnt, wird er sich mit Sicherheit wieder der Suche nach seiner Gefährtin widmen. Und was bedeutet das wohl für mich, Blue? Hm? Ganz einfach: Er wird mich mit mörderischer Absicht besuchen!“ Den letzten Satz kreischte er fast. „Nun, mein blauer Freund, was gedenkst du dagegen zu unternehmen?“ Maslov hatte entweder wirklich Angst, oder seine Geschäfte liefen so rund und blendend, dass ihm einfach langweilig war. Blue hatte sich noch nie wirklich darum geschert, wie es Maslov ging. Er sorgte nur dafür, dass er nicht auf unnatürliche Weise starb und seinen Willen bekam.

„Es wird Zeit abzuchecken, ob deine Magie auch bei einem Wesen wie Merenpath wirkt. Ich schätze er ist ein Halbgott. Also sag mir Blue: Bist du stark genug für ihn?“ Als ob er nicht längst begriffen hätte, das Blue wenig bis nichts von seiner eigenen Magie wusste!

„Keine Ahnung Boss. Wenn er hier auftaucht, werden wir es herausfinden.“

„Das ist keine Antwort. Du weißt, du schuldest mir etwas!“

„Ich gehöre dir bis in den Tod und werde dich mit all meiner Macht beschützen“, antwortete Blue automatisch, doch der übliche Spruch stellte Maslov dieses Mal nicht zufrieden. Er lachte böse und hatte nicht übel Lust seinem blauen Bodyguard eine zu langen. Doch dafür hätte er ihm einen Riesengummi überziehen und sich selbst in einen Schutzanzug schmeißen müssen. Verdammt. An Manchen Tagen kotzte ihn das alles an. Außerdem hatte er sich von dem Vertrag mit Blue viel mehr erwartet, als nur einen gehorsamen Sklaven. Einen Zaubermeister zum Beispiel und das Erlernen von göttlicher Magie. Ein paar Experimente hatte er zwar gewagt und Blue zudem Tag und Nacht überwachen lassen, aber letztendlich war das Ergebnis enttäuschend gewesen. Blues Magie blieb ein Geheimnis, seine Macht im Großen und Ganzen unkontrollierbar.

„Ach, verflucht“, rief er plötzlich laut und unterbrach damit seine müßigen Gedanken. „Ich denke ich bin hier nicht mehr sicher. Vermutlich wäre es besser für eine gewisse Zeit unterzutauchen. Du weißt schon, das Notfallpaket.“ Maslovs Hände zitterten. Ein Detail, das Blue nicht entging. Wenn er etwas gelernt hatte in diesen zwei Jahren, dann die diversen Körpersprachen von Menschen. Bei Maslov hatte er nie so wirklich darauf geachtet, aber bei all den anderen, die in seiner Nähe waren und die er zu beobachten gehabt hatte, um seinen Job gut zu erledigen. Zittrige Hände bei Maslov waren neu, besonders nach seinem erfolgreichen Drogenentzug. Er hatte also definitiv Angst und das war bei einem Machtmenschen wie ihm schon ein außergewöhnliches Zeichen.

„Wir packen! Hier wird an Jack übergeben, auf Notbetrieb umgestellt und wir beide werden mit einer kleinen Gruppe Vertrauter nach Europa verschwinden. Ist das klar?“