08. Kapitel

„Na, das ist dann doch wieder ein kleiner Lichtblick“, meinte Maslov, als Tom gemeinsam mit Stefan die zwei Grazien von vorhin und Vanessa zurückbrachte. Wie Vorführware wurden die Frauen auf der Bühne abgeladen. Alle drei Mädchen zusammen erfreuten dann scheinbar doch wieder Maslovs Augen. Vor allem die Blonde gefiel ihm auf Anhieb. Besser noch als die Brünette mit den großen Titten.

Tom gab Stefan ein paar Anweisungen, damit der in der Nähe der Bühne blieb. Die drei Mädels waren noch von der Entführung geschockt und standen noch teilweise unter Drogen. Seiner Einschätzung nach, waren sie keine große Gefahr und ein größerer Sicherheitsaufwand als Stefan nicht notwendig. Er selbst musste ja noch die vierte Person holen, die Maslov sehen wollte.

„Blue kommt gleich“, erklärte er pflichtbewusst und verließ den Raum. Maslov tangierte das gar nicht. Denn nun hatte er Blut geleckt und wollte die Mädchen genauer betrachten. Viktor hatte womöglich doch nicht nur Schwachsinn im Kopf.

„Also Mädels. Jetzt aber ran. Du da!“ Er deutete auf Vanessa. „Glotz nicht, zieh dich aus!“ Vanessa starrte ihn mit großen Augen an, hatte aber schon mit solch einer Anweisung gerechnet, nachdem ihre Freundinnen splitterfasernackt neben ihr standen. Sie schämte sich natürlich, aber am meisten kämpfte sie gegen das entwürdigende Gefühl an, hier wie auf einem Sklavenmarkt zur Schau gestellt zu werden. Dennoch sah sie keine Möglichkeit sich zu weigern. Mit trotziger Miene zog sie das T-Shirt über den Kopf und ließ es fallen, danach streifte sie ihre Bikinihose ab. Sollte der widerliche Glatzkopf doch sehen, was es zu sehen gab. Sie bemerkte es nicht, aber ihr Kinn war ein wenig höher gerückt. Es war eine typische Trotzreaktion, aber untypisch für Vanessa.

„Schön. Sehr schön“, brummte Maslov zufrieden und gab Stefan ein Zeichen. „Jetzt ein wenig Musik, Stefan! Aber nicht das Übliche. Mir ist nach etwas Besonderem. Hm. Adele vielleicht.“ Die Mädchen waren völlig durch den Wind und ahnten, dass sie in den nächsten Tagen eine Menge Sex haben würden ... nur ganz anders, als sie sich das in ihrer Partystimmung an Bord noch vorgestellt hatten. Männer ohne jede Vorzüge würden über sie herfallen und zu Taten antreiben, die sie nicht tun wollten. Ja, es war ihnen definitiv bewusst, was hier lief und sie hatten riesengroße Angst. Trotzdem konnten sie nicht glauben, dass der kranke Typ etwas so Normales wie Adele hörte. Sie hatten eine Menge Gedanken auf die Reihe zu kriegen, ebenso wie das Zittern ihrer Körper, doch Normalität fiel hier fast schon als Perversität auf. Der Typ zwang Mädchen schließlich zur Prostitution und killte Menschen vermutlich so leicht, wie ein Kind Ameisen zertrat.

„Skyfall. Der Download müsste schon oben sein. Also los, Stefan!“ Maslov wollte die Mädchen endlich in Aktion sehen und er hatte irgendwie Lust auf langsame Theatralik. Wirkliche Powermusik würden die Mädels sowieso nicht durchstehen. Außerdem liebte er James Bond seit er ein Kind war und seit Daniel Craig überhaupt. Der hatte wenigstens eine brutale Visage und war nicht ganz so gelackt wie seine Vorgänger. Und die Stimme von Adele war genial.

Bevor die Musik zu spielen begann, wurde Blue in den Showraum gestoßen. Maslov gab sofort ein Zeichen mit der Musik noch zu warten. Zuerst musste alles seine Ordnung haben und Blue seinen Platz einnehmen. Hektik bei Gefangenenvorführung konnte er nicht leiden und bei all den Grenzen, die er selbst ständig sprengte und missachtete, war ein gewisses Maß an Ordnung und Sicherheit umso wichtiger. Für Maslov war es wie ein Grundgerüst an dem er sich festhalten konnte.

Vanessas Augen wurden groß. So brutal wie Blue gerade vorwärts getrieben wurde, bot er für alle einen schaurig schönen Anblick. Er war groß – riesengroß sogar. Und stark. Gott, hatte der Typ Muskeln! Die Mädchen starrten ihn an, als würden sie ihn zum ersten Mal sehen. Tom verpasste ihm sogleich einen Stromschlag. Nur zur Sicherheit. Sobald er Faszination bei anderen bemerkte, verspürte er intuitiv das Bedürfnis etwas dagegen zu unternehmen. Vanessa keuchte vor Entsetzen, während Blue sich unter dem Schlag krümmte. Auch an den beiden anderen Mädchen ging die Lässigkeit mit der er gefoltert wurde, nicht spurlos vorbei. Es zeigte so deutlich wozu diese Männer fähig waren und wie leicht sie Gewalt anzuwenden wussten. Wenigstens dauerte es nicht allzu lange und Blue ging auch gleich wieder weiter. Mit ein wenig Schiefgang, aber er ging. Seine Haut schimmerte nun stärker türkis und Vanessa wusste, dass es wegen der Schmerzen war. Tränen traten ihr in die Augen. Nicht wegen ihrem eigenen Schicksal und der schlechten Behandlung, die man ihr angedeihen ließ oder wegen dem, was sie noch zu erwarten hatte, sondern wegen Blue. Sie mochte ihn. Sehr sogar. Als ob er ihre Gedanken aufgefangen hatte, blickte er genau in dem Moment zu ihr. Silber traf auf Grün, vereinigte sich zu einer kurzen Anteilnahme. Vanessas Herz begann schneller zu schlagen und ihre Handinnenfläche wieder zu kribbeln. Schnell senkte sie den Blick. Blue ebenso. Das Gefühl dahinter war einfach zu intensiv. Aus irgendeinem Grund hatten die beiden tatsächlich einen Draht zueinander entwickelt. Vielleicht hatten sie ihn sogar von Anfang an gehabt und nur durch das Zeichen auf Vanessas Hand verstärkt.

Tom bemerkte davon nichts. Der war zu sehr damit beschäftigt Blue zum anderen Ende der Bühne zu dirigieren. Doch Maslov fiel der Blickwechsel zwischen den beiden sofort auf. Jeder reagiert irgendwie auf die mächtige Erscheinung von Blue, aber die Blonde hatte eine so tiefe Empfindung ausgestrahlt, dass er sich nun fragte, ob sie entweder eine Empathin war oder schlicht bescheuert. In ihrer Situation hätte sie sonst ausschließlich mit ihren eigenen Ängsten kämpfen müssen. Aber vielleicht kannte sie ihn von früher? Der Gedanke erschien ihm logisch, weil das Mädchen fast so wirkte, als wäre sie nicht nur fasziniert wie alle anderen, sondern gar verliebt. Dabei wusste er genau, dass Blue seit seiner Wandlung niemanden mehr an seiner Seite gehabt hatte. Wie auch? Er fackelte schließlich alles ab, was aus Fleisch und Blut war. Außerdem hatte er ihn über Wochen rund um die Uhr beobachten lassen. Da hatte es keine ehemalige Verflossene oder eine neue Liebe in seinem Leben gegeben. Sicher nicht. Also was lief da zwischen den beiden? Maslovs Augen wurden schmal, sein Schwanz hart. Er war für jede Herausforderung dankbar, ebenso für alles Neue in Bezug auf Blue. Letztendlich zählte für ihn vor allem, wie er diesen magischen Man unter Vertrag bekommen und diese scheinbare Zuneigung der beiden nutzen konnte.

Vanessa fühlte sich hundeelend, als sie zusah, wie Blue erneut auf die Knie gezwungen und fixiert wurde. Sein Platz befand sich ein paar Meter von ihr und ihren Freundinnen entfernt. Die Bühne selbst war nicht sehr hoch und auch nicht sehr groß, aber sie bot genug Platz für mehr als nur drei oder vier Gefangene. Ihr Herz blutete bei Blues Anblick, obwohl sie das Durcheinander an Gefühlen nicht recht begreifen konnte und am ehesten noch auf die Extremsituation schob, in der sie sich gemeinsam mit Annika und Leonie befand. Dennoch konnte sie nicht leugnen, gerade eben während dem Blickkontakt, sehr viel empfunden zu haben. Selbst jetzt juckte ihre Hand noch, als hätte sein Blick gereicht, um das Zeichen neu zu aktivieren. Dann hatte sie den strengen Blick Maslovs bemerkt und sich sofort wieder in sich zurückgezogen. Der Glatzkopf war ihr nicht geheuer und er war ganz offensichtlich besonders an ihr interessiert. Obwohl Leonie die Schöne, Annika die Starke und sie ... immer nur das schüchterne Nesthäkchen gewesen war.

„Los geht’s Mädels! An eurem Buschwerk erkenne ich, dass eure Haarfarben echt sind. Das ist schon mal ein Plus. Schlank seid ihr auch, Beine, Arsch und Titten sind in Ordnung. Okay, dann zeigt mal was ihr drauf habt und bitte ...“ Er spottete ganz offensichtlich. „... reißt euch jetzt ein bisschen zusammen. Ich bin wahrlich kein sehr geduldiger Mann und wenn ich nicht wenigstens einen kleinen Ständer bei eurem Tanz bekomme, wird mindestens eine von euch hart bestraft. Ist das jetzt klar?“, zischte er und die Mädchen nickten wie verrückt. Maslov grinste zufrieden. Seine Devise war schon immer: Wer nicht hören will, muss fühlen. Und dann natürlich zumeist den Schmerz. Mit eben dieser Weisheit im Kopf und einem Lächeln auf den Lippen klatschte er in die Hände und deutete Stefan die Musik nun endlich zu starten. Es dauerte noch kurz, dann ging das Licht aus und ein paar grelle Spots dafür an. Selbst Blue wurde von einem beleuchtet, um ihn offenbar ins Geschehen mit einzubeziehen. Dann knackte es kurz in den Boxen und die ersten Töne von Skyfall erklangen. Langsam und mit einer gewissen Schwere.

„Lauter“, brüllte Maslov zu Stefan und dann zu den Mädchen: „Und ihr bewegt endlich eure Ärsche, klar?“ Hier auf Befehl zu tanzen, war schon eine schwierige Sache. Es aber nackt vor den Männern und möglichst aufreizend zu tun, war wohl die Steigerung, die sich jede Frau nicht mal in ihren Albträumen vorstellen konnte. Und dann war da noch Blue. Vor allem für Vanessa war seine Präsenz deutlich zu spüren. Sie wusste auch ohne Blickkontakt, dass er sie ansah. Und sie verspürte Scham. Grenzenlose, erniedrigende Scham. Ihr ganzer Körper stand wie unter Strom, ihre Haut hatte an den unmöglichsten Stellen Gänsehaut und kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn. Sie und ihre Freundinnen mussten etwas tun, was sie nicht wollten. Das war das eine. Das andere aber war, dass sie sich auch so zeigen mussten, wie sie es nicht wollten. Für Vanessa kam dann noch hinzu, dass sie das vor ihm, aber nicht für ihn tun sollte. Sie schluckte hart und versuchte den Gedanken beiseite zu schieben. Und das gelang überraschend gut, weil die plötzliche Lautstärke des Liedes und das Drama der Melodie sie plötzlich in eine andere Welt zog. Wie mit reinster Magie. Sie bewegte sich noch nicht, aber ihr Körper vibrierte bereits ganz leicht. Alles an diesem Lied war beeindruckend und die Stimme von Adele so anregend. Dabei konnte doch eigentlich nichts von der Schande, der Gewalt und dem Zwang hier ablenken. Und doch ... dieses Lied war so passend, so verflucht stimmig, erzählte vom Ende und vom Himmelssturz.

Dies ist das Ende
Halte den Atem an und zähle bis zehn
Spüre wie sich die Erde bewegt und dann
höre wie mein Herz zerreißt

Annika bewegte sich wieder als Erste. Die Melodie war noch langsam und sie drehte sich entsprechend vorsichtig. Leonie und Vanessa versuchten es ihr gleichzutun, doch Vanessa konnte nicht aufhören in Gedanken den Text zu übersetzten. Einen Text, der so verflucht zu ihrer Situation passte, dass ihr erneut Tränen in die Augen stiegen. Auch sie bewegte sich wie die anderen, bis sich ihr Gefühl veränderte und intuitiver wurde. Ihr Körper wurde weicher, ihre Bewegungen fließender. Alles an ihr passte sich der Melodie und diesem Gefühl an. Einem Gefühl, das sie in Gedanken in die Arme des schönen Fremden trieb und sie mit seinen magischen Zeichnungen vereinte. Es war eine Fantasie und sie war erotisch und sicher nicht tödlich. Vanessa tanzte also nicht länger für den Glatzkopf, noch nicht einmal um ihr eigenes Leben. Sie tanzte ausschließlich für Blue und seine Magie. Und es fühlte sich fantastisch an, richtig. Dieses Wissen ließ sie mit einem Mal alles vergessen. Bis auf den Text des Liedes.


Denn dies ist das Ende
Ich bin ertrunken und habe diesen Moment geträumt
Damit überfällig in seiner Schuld
Hinweggefegt, ich bin gestohlen

Maslov fielen förmlich die Augen aus dem Kopf. Die Mädchen bewegten sich mit einem Mal gar nicht so schlecht, obwohl die Blonde ganz klar alles toppte. Sie schien sich selbst so derartig in die Melodie hineinzusteigern, dass ihre Bewegungen absolut stimmig waren. Ihre Anmut war schön anzusehen, ihre Leidenschaft erfreulich. Er hatte viele Mädchen, die gut tanzen konnten und sich bei weitem besser bewegten, aber die natürliche Hingabe und die Intuition waren das, was ihn gerade ziemlich scharf machte. So wie es aussah, musste er heute keiner von den Dreien wirklich weh tun. Das Ziel wurde gerade mehr als erreicht, denn sein Schwanz drückte so hart gegen seinen Hosenschlitz, dass er richtig Lust auf manuelle Bedienung bekam.


Lass den Himmel fallen,
Wenn er zerfällt
Wir stehen aufrecht
begreift es doch endlich alle zusammen

Vanessa steigerte sich in den Beginn des Refrains, fühlte nur noch die Intensität des Liedes und die Kraft von Blue. Sie spürte ihn, als würde er direkt neben ihr stehen, sie berühren, anspornen und erotisch verwöhnen. Sie sah seine Augen vor sich, obwohl sie ihre eigenen geschlossen hatte. Sie tanzte für ihn und gab sich dem Drama des Textes und der Leidenschaft der Melodie mit einer Theatralik hin, die Blue zum Keuchen und jeden anderen Mann im Raum um den Verstand brachte. Sie spürte es mehr, als sie es hörte, fühlte ihre eigene Erregung und konnte sich doch nur auf die Verbindung zu Blue und seine Magie konzentrieren ... und auf das Lied. Sie ließ sich fallen und immer weiter fallen.


Lass den Himmel fallen,
Wenn er zerfällt
Wir stehen aufrecht
begreift es doch endlich alle zusammen
beim Himmelssturz
beim Himmelssturz

Der Höhepunkt der Szene war atemberaubend, beinahe schon unwirklich schön ... ehe sie von einem ohrenbetäubenden Knall unterbrochen wurde. Die Stereoanlage samt Boxen explodierte in einem spektakulären Funkenflug. Plastikteile flogen durch die Gegend, während kleine Flammen aus dem Gerät züngelten. Stefan, der in der Nähe der Anlage saß, schrie vor Schreck auf. Die Mädchen kreischten ebenfalls. Dann wurde es vollkommen finster ... und schlagartig still. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, wo Maslov den totalen Schreianfall bekam. Scheppernd schmiss er etwas durch die Gegend und blaffte Tom an.

„Himmel, Arsch und Zwirn! Hab ich nicht gesagt, dass ich die Elektrik überprüft haben will? Scheiße, noch mal. Steh nicht blöd rum, dreh die Sicherung wieder rein und hol einen verdammten Feuerlöscher!“ Maslov konnte sich nur mühsam beherrschen, nicht noch mehr durch die Gegend zu schleudern. Der Patzer mit der Elektrik hatte ihm völlig die Stimmung versaut, obwohl er gerade so schön in Fahrt gekommen war mit der Musik und den Mädels. Tom hätte dennoch am liebsten über Maslovs Ausraster gelacht. Himmel, Arsch und Zwirn? So schimpfen sonst nur Mädchen, dachte er, hütete sich aber natürlich es zu sagen.

„Und ihr bleibt gefälligst wo ihr seid, verstanden?“, schrie er die Mädchen an, die im Finsteren auf der Bühne standen und vom Tanz und dem Schrecken der Explosion noch schwer atmeten. „Eine falsche Bewegung und ihr könnt Bekanntschaft mit Blue machen, egal ob ihr gerade ganz passabel getanzt habt oder nicht.“

Leonie fasste vorsichtig Vanessas Hand. Beide Mädchen zitterten wie Espenlaub.

„Was war denn das eben?“, flüsterte sie, weil sie Maslov nicht verärgern wollte, die Frage aber unbedingt an Vanessa stellen musste. Schließlich hatte sie sie noch nie so tanzen gesehen.

„Ich ...“ Vanessa war noch ziemlich durcheinander. „... weiß es nicht“, antwortete sie ehrlich und fühlte sich plötzlich nackter als nackt. Weiß der Teufel, was da gerade passiert war. Sie hatte die Anfangsmelodie gehört, den Text verstanden und dann plötzlich diese Energie verspürt, diese magische, kraftvolle Energie, die ihren ganzen Körper unter Strom gesetzt hatte.

„Du weißt es nicht?“, zischte Annika, die wütend klang. „Ich hoffe du hast uns damit nicht in die totale Scheiße geritten. Wenn wir zu gut tanzen, bumsen uns diese alten Säcke nur noch mehr das Hirn raus.“

„Und wenn wir nicht gut tanzen, dann machen sie das erst nach der Folter und den Prügeln“, zischte Vanessa zurück, obwohl sie noch immer nicht recht wusste, was sie gerade alles für Bewegungen drauf gehabt und warum ausgerechnet sie so seltsam reagiert hatte. Maslov bemerkte den Aufruhr bei den Damen.

„Seid gefälligst still“, schrie er und schnippte mit den Fingern. Hektisches Getuschel im Finsteren konnte er so gar nicht leiden. „Verdammt, wo bleibt das Licht so lange? Stefan, sieh nach was mit Tom los ist! So schwer kann es doch nicht sein den Schalter im Sicherungskasten umzulegen. Los! Zisch ab!“

„Aber Boss, ich soll doch auf die Mädels aufpassen ...“, plapperte der Mann, als Maslov nur noch wütend in die Hände klatschte. Das sicherste Zeichen dafür, dass er kurz vor dem Ausrasten stand. Stefan hielt sofort den Mund und tastete sich vorwärts zur Tür. Doch genau in dem Moment kam Tom bereits mit zwei Taschenlampen zurück.

„Sorry, Boss. Der ganze Sicherungskasten ist im Eimer. Ohne Elektriker geht da gar nichts mehr. Solch eine Überspannung hatten wir noch nie.“

„Gib mal eine Taschenlampe her“, forderte Maslov und als er sie endlich in der Hand hatte, leuchtete er zuerst auf die Mädels, die sich tatsächlich nicht gerührt hatten und dann auf Blue, der ohnmächtig in seinen Fesseln hing.

„Da haben wir ja den Übeltäter“, stellte er trocken fest. „Dieser magische Scheißkerl hat mir offenbar die ganze Elektronik zerstört.“

„Aber wie hat er das gemacht, Boss? So etwas ist doch noch nie passiert.“ Tom sah fasziniert zu Blue, der wie tot in seinen Ketten hing. Maslov knurrte und überlegte eine Weile.

„Blue war vermutlich auch noch nie so scharf. Das blonde Püppchen hier drüben hat scheinbar nicht nur mich fertig gemacht. Vielleicht ist ihm ja sogar einer abgegangen und uns dafür die Sicherung durchgebrannt. Magische Überspannung oder so.“

„Mann, der hat die volle Explosion ausgelöst. Die Anlage hat Totalschaden“, stellte Stefan fest und erreicht damit nur, dass Maslov noch wütender wurde.

„Was für ein schlaues Kerlchen du bist“, ätzte er. „Kannst du mir auch etwas sagen, das ich noch nicht weiß?“ Er knurrt kurz, dann ging er zum richtigen Befehlston über. „Sieh gefälligst nach, ob Blue noch lebt. Und dann schaff mir die drei Tussen herunter.“ Die Mädchen mussten trotzdem noch begutachtet werden und erst recht, wenn ein Mann wie Blue mit einer derartigen Überspannung reagierte.

„Da hat der Typ endlich mal einen Ständer und dann überlebt er’s vielleicht nicht. Was für eine Ironie des Schicksals!“ Kopfschüttelnd stand Maslov da und fand seine Überlegung plötzlich richtig komisch. Laut begann er zu lachen. „Ach, Scheiße“, keuchte er und konnte kaum aufhören zu lachen. „Wer stirbt denn bitteschön an einer Latte?“ Hysterisch kichernd klopfte er sich auf seine Schenkel.

„Das ganze Haus ist finster“, mischte sich Tom in den seltsamen Lachanfall seines Chefs ein. „Nur die Alarmanlage wird noch von dem zweiten Notstromaggregat gespeist. Das erste ist auch hinüber.“ Maslovs Lachen erstarb.

„Shit, das wird teuer.“ Der Schalk gurgelte noch seltsam in seinem Hals, doch er zwang sich zur Ordnung. „Her mit den Mädels zur Endkontrolle und du holst gefälligst einen fähigen Elektriker, aber zackig.“

„Er atmet“, rief Stefan inzwischen freudig erregt. Er hatte sich bis auf einen halben Meter an Blue herangewagt und ihn vorsichtig mit einer Taschenlampe beobachtet. Über seine Entdeckung schien er ziemlich stolz zu sein. „Sein Brustkorb bewegt sich kaum, aber wenn man genau schaut, sieht man, dass er lebt. Sein Atem geht allerdings sehr unregelmäßig.“

„Okay, wenigstens was“, brummte Maslov. Auf Blue lag nach wie vor sein Hauptaugenmerk. Nicht auszudenken, wenn er die Chance auf eine solch einzigartige Waffe verlieren würde. Auf eine Waffe gegen Menschen, Dämonen, Halbgötter oder was auch immer.

„Also bring mir jetzt die Mädchen herunter und wenn ich mit ihnen fertig bin, schafft ihr sie in ein angemessenes Quartier.“ Was schlicht die Umschreibung für die üblichen Gefängnisräume im Keller war.

Es war immer noch stockdunkel in diesem verdammten Showraum, doch die zwei Taschenlampen gaben zumindest so viel Licht, dass die Mädchen ohne Stolpereinlagen vor Maslov Aufstellung nehmen konnten.

Er fing mit Annika an.

„Also, Süße. Der Tanz war ganz passabel. Deine Titten sind echt okay.“ Maslov griff beherzt zu, um die Echtheit der Ware zu prüfen. Annika zuckte zusammen und gab ein komisches Geräusch von sich. Doch Maslov grinste sie nur höhnisch an. „Keine falsche Bescheidenheit, Süße. Wie heißt du, wie alt bist du, wie viele Männer hattest du?“ Die drei Fragen kamen ein wenig schnell und Annika konnte nicht gleich antworten, weil seine schmierigen Finger auf ihrem Körper sie so derart ablenkten. Maslov zögerte nicht lange und gab ihr eine Ohrfeige.

„So und jetzt antworte gefälligst!“ Annika schluchzte und auch Leonie und Vanessa gaben keuchende Geräusche von sich. Sie hatten alle den absoluten Horrorstress, waren vollkommen verspannt und wollten nur noch nach Hause.

„Ich heiße Annika“, flüsterte sie und schniefte die Tränen fort. „Ich bin 19, so wie die anderen beiden.“

„Und ... weiter!“

„Ich hatte Sex mit fünf Männern.“ Es war offensichtlich, dass sie sich dafür schämte. Maslov aber war zufrieden und leuchtete noch kurz in ihren Mund.

„Zähne sind okay, aber das war bei reichen Eltern ja zu erwarten.“ Dann deutete er auf ihre Schambehaarung.

„Okay. Der Busch muss weg, aber dann bist du dabei.“ Mit der Taschenlampe schwenkte er nun eins weiter zu Leonie, die am ganzen Körper so stark zitterte, dass sie kaum stehen konnte.

„Sch, sch. Ist doch alles nicht so schlimm, Süße.“ Extreme Ängstlichkeit törnte ihn immer ab. Im Gegensatz zu Tom. „Name, Alter, Männer!“

„Leonie, 19, drei.“ Ihre Antwort kam wie aus der Pistole geschossen und war genauso kurz und prägnant wie seine Fragen. Maslov lachte überrascht auf.

„Ha! Als hätte sie das gerade stundenlang geübt. Pech nur, dass ich nicht auf Rothaarige stehe.“ Seine Stimme wurde wieder ernst. „Sommersprossen finde ich zum Kotzen.“ Leonie zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Sofort tätschelte er beruhigend ihre Wange und strich an ihrem Busen hinab. „Aber keine Angst. Ich kenne jemanden, der dich sicher süß findet.“ Mit der Taschenlampe leuchtete er ihr noch in den Mund und nickte. Auch ihre Zähne waren in einem hervorragenden Zustand. Vielleicht hatte Viktor sich ja doch nicht so sehr in seiner Auswahl vergriffen.

„Fünf Männer und drei. Ihr zwei seid ja richtige Schlampen“, witzelte Maslov und klopfte Leonie fest auf den Hintern. Tom verschluckte sich fast vor Lachen. Er hustete und klopfte sich mit der Faust auf den Brustkorb.

„Der war gut Boss! Sehr gut.“ Mit neunzehn Jahren waren diese Mädchen als Neuzugang fast schon zu alt und die Anzahl ihrer Männer machte sich geradezu lächerlich in einem Haus, wo es von Nutten und Freiern wimmelte.

„Und jetzt zu dir, kleines Sternenpüppchen.“ Maslov kam zur eigentlichen Attraktion der Neuzugänge. Mit der Taschenlampe leuchtete er ihr penetrant ins Gesicht.

„Ich heiße Vanessa, bin 19 und hatte noch keinen Mann.“

Stille.

Maslovs Augen wurden groß. Entweder hatte er nicht damit gerechnet die Antworten noch vor seiner Frage zu bekommen, oder aber der Inhalt verblüffte ihn. Vanessa war der Grund eigentlich egal. Sie wollte das hier nur endlich hinter sich bringen. Denn es war ihr klar, dass er auch sie begrapschen und dann zur Nutte machen würde. Sie mochte ein Nesthäkchen gewesen sein, aber sie war nicht naiv.

„So! Noch mal ganz langsam“, forderte der Glatzkopf mit einem Zischen in der Stimme, das den Ernst der Lage verdeutlichte. Er war auf Tausend und nur mühsam beherrscht. „Du heißt Vanessa, bist steinalte 19 Jahre alt und hattest noch nie Sex?“ Sein Gesicht kam so nahe, dass ihr richtig schlecht wurde. Sie roch seinen Atem und hatte das Gefühl kaum noch Luft zu bekommen. Sie räuspert sich kurz, dann blickte sie ihm direkt in die Augen.

„Ja!“ Maslov kam noch näher. Die Wut in seinen Augen schien Funken zu schlagen. Mit einem Mal wirkten sie viel unmenschlicher als irgendeine außerirdische Magie an Blue. Sie waren so voller negativer Energie, dass ihre Handfläche plötzlich wieder zu jucken anfing.

„Für wie bescheuert hältst du mich, hä?“ Er packte sie grob an den Schultern und zog sie zu sich, dann fasste er mit einer Hand zwischen ihre Beine. Vanessa schrie auf, doch er hielt sie so fest, dass sie wirklich strampeln und schlagen hätte müssen, um gegen seinen Griff anzukommen. Doch genau das hätte ihr vermutlich den Kopf gekostet. Also hielt sie möglichst still und presste die Augen zusammen. Maslov knurrte, teilte grob ihre Schamlippen und drang mit einem Finger in sie ein. Vanessa keuchte auf und verkrampfte sich derart, dass es richtig weh tat. Maslov aber ließ sich nicht beirren und tastete sich weiter vor. Sein Mund war verkniffen, seine Augen böse auf sie gerichtet.

„Mach deine Augen gefälligst auf“, blaffte er, während er weiter in ihrem Unterleib herumfuhrwerkte. Vanessa öffnete sie und erwischte gerade den Moment der Verblüffung, als er tatsächlich auf ihre innere Barriere traf. Die Wut verschwand augenblicklich aus seinen Augen, dann zog er seinen Finger aus ihr heraus und leckte ihn gedankenverloren ab. Vanessa und die beiden anderen Mädchen konnten ein „iiih“ zwar unterdrücken, aber ihre Gesichter sprachen Bände. Maslov fand das geradezu lächerlich und schüttelte arrogant den Kopf. Die drei waren offenbar unerfahrener als erwartet.

„Das ändert dann freilich alles ...“, meinte er und warf Tom einen vielsagenden Blick zu. „So wie es aussieht, müssen wir jetzt Merenpath verständigen.“