Leseprobe aus

 

Steve Alten

DAS ENDE

Roman

e9783641056384_i0009.jpg

ISBN 978-3-453-43610-7

 

 

Auf den folgenden Seiten finden Sie eine Leseprobe aus Steve Altens neuem packendem Roman Das Ende, der im Januar 2012 im Wilhelm Heyne Verlag erscheinen wird.

TEIL 1

Dunkelheit

Juli
Fort Detrick, Maryland
7:12 Uhr

 

Irgendwo in der Sackgasse wird die Trübheit des Morgens durch die Hydraulik eines Müllwagens entweiht. Ein Hund antwortet von einer rundum verglasten Veranda aus. Ein Schulbus, der Camper zur örtlichen Jugendherberge befördert, passiert mit rülpsendem Auspuff die Ringstraße.

In dem Haus ohne Kinder am Ende des Blocks schnarcht die Frau mit den kandisapfelroten Haaren leise in ein Daunenkissen. Ihr Unterbewusstsein lehnt es ab, sich von dem erwachenden Viertel stören zu lassen. Ihre Blase kribbelt, trotzdem schläft sie noch eine Weile.

Mary Klipot klammert sich an den Traum, wie ein Nichtschwimmer sich in stürmischer See an ein gekentertes Boot klammert.

In ihrem Traum ist die Leere verschwunden. In ihrem Traum ist ihr Vater kein namenloser Kerl, und ihre drogensüchtige Mutter bereut, dass sie ihr Kind ausgesetzt hat. In ihrem Traum gibt es ein Zuhause und ein warmes Bett. Kekse mit Schokoladensplittern und Gutenachtküsse, die nicht nach Tabak schmecken. Die Luft ist süß wie Flieder, und die Wände sind von einem heiteren Weiß. Es gibt private Toiletten und Duschen und Lehrerinnen, die keine Nonnen sind. Es gibt keinen schallisolierten Raum an Mittwoch – und Samstagvormittagen, keine Lederriemen und Weihwasserspritzer und ganz bestimmt keinen Pater Santaromita.

In ihrem Traum ist Mary nicht außergewöhnlich.

Die außergewöhnliche Mary. Die Waise mit dem hohen IQ. Intelligent, aber gefährlich. Satan ist die winzige Stimme in deinem Kopf, die sagt: Zünde die Katze an, es wird Spaß machen. Spring vom Fenstersims, du kannst überleben. Gott ist abwesend in diesen Momenten. Der Arzt mit dem kalten Stethoskop gibt dem Ganzen einen Namen – Schläfenlappenepilepsie – und bietet ihr ein Medikament an.

Pater Santaromita weiß es besser. Die wöchentlichen Exorzismen dauern bis zu ihrem achten Geburtstag.

Sie nimmt die Medikamente. Der im Zaum gehaltene IQ macht sich bezahlt. Konfessionsschulauszeichnungen. Ein Hochschulstipendium. Abschlüsse in Mikrobiologie von der Emory und der Johns Hopkins. Die Zukunft sieht golden aus.

Natürlich gibt es »andere« Herausforderungen. Partys und gemischte Schulen. Bier und Drogen. Die introvertierte Rothaarige mit den harten, haselnussbraunen Augen mag nuttig süß aussehen, aber sie macht nicht die Beine breit. Die außergewöhnliche Mary wird als Jungfrau Maria stigmatisiert. Die Keuschheit stempelt sie als Ausgestoßene ab. Komm schon, Mary. Nur die Guten sterben jung. Mary stirbt hundert Tode. Sie arbeitet in zwei Jobs, damit sie sich ihre eigene Wohnung leisten kann.

Absonderung ist einfacher.

Glatte Einsen öffnen Türen, die Arbeit im Labor bietet Rettung. Mary hat Talent. Das Verteidigungsministerium arrangiert ein Gespräch. Fort Detrick braucht sie. Gute Bezahlung und staatliche Vergünstigungen. Die Forschungsarbeit ist anspruchsvoll. Nach ein paar Jahren wird sie einem Sicherheitslabor der Stufe 4 zugewiesen, wo sie mit einigen der gefährlichsten biologischen Substanzen auf dem Planeten arbeiten kann.

Die kleine Stimme ist einverstanden. Mary nimmt die Stelle an.

Mit der Zeit ändern sich die Träume.

 

Der Fund war in Montpellier zutage gefördert worden. Das für die Ausgrabung verantwortliche archäologische Team musste einen Mikrobiologen hinzuziehen, der Erfahrung in der Arbeit mit exotischen Wirkstoffen hatte.

Montpellier liegt zehn Kilometer vom Mittelmeer entfernt. Es ist eine von Geschichte und Tradition durchdrungene Stadt, heimgesucht von einem Alptraum, an dem der gesamte eurasische Kontinent teilhatte.

Die archäologische Ausgrabung war ein Massengrab – eine Gemeinschaftsgrube, die auf das Jahr 1348 zurückging. Sechseinhalb Jahrhunderte hatten Organe und Fleisch verschwinden und ein Durcheinander von Knochen zurückgelassen. Dreitausend Männer, Frauen und Kinder. Die Leichen waren von den Angehörigen hastig entsorgt worden, deren Trauer hinter ihre eigene entsetzliche Angst zurücktrat.

Die Pest. Der Schwarze Tod.

Das große Sterben.

Dreihundert Menschen pro Tag waren in London umgekommen. Sechshundert in Venedig. Die Pest hatte Montpellier verwüstet und neunzig Prozent der Stadtbewohner hinweggerafft. In nur wenigen Jahren hatte der Schwarze Tod die Bevölkerung des Kontinents von achtzig Millionen auf dreißig Millionen dezimiert – und das alles in einer Epoche, in der die Beförderungsmittel sich auf Pferde und die eigenen Beine beschränkten.

Wie hatte die Seuche so effektiv töten können? Wie hatte sie sich so schnell ausgebreitet?

Die Grabung wurde geleitet von Didier Raoult, einem Medizinprofessor an der Universität des Mittelmeers in Marseille. Raoult fand heraus, dass das Zahnmark, welches im Innern der Überreste von Zähnen (die in vielen der ausgegrabenen Schädel erhalten waren) der Pestopfer gefunden worden war, DNS-Anhaltspunkte liefern konnte, die das Geheimnis entschlüsseln würden.

Mary machte sich an die Arbeit. Der Übeltäter hieß Yersinia pestis – Beulenpest. Eine Seuche direkt aus der Hölle. Extreme Schmerzen. Hohes Fieber, Schüttelfrost und Beulen. Gefolgt vom Anschwellen der Wülste – schwarze, golfballgroße Wölbungen, die am Hals und in der Leistengegend der Opfer auftraten. Zu gegebener Zeit versagten die infizierten inneren Organe und bluteten aus.

Ein Kinderlied aus dem 13. Jahrhundert lieferte anschauliche Hinweise darauf, wie rasch der Schwarze Tod sich ausgebreitet hatte: Ring around the rosie, a pocket full of posies, at-shoo, at-shoo, we all fall down. Ein Nieser, und die Seuche infizierte einen Haushalt, schließlich das ganze Dorf, und löschte ihre ahnungslose Beute binnen Tagen aus.

Beeindruckt von ihrer Arbeit überreichte Didier Raoult Mary ein Abschiedsgeschenk – ein Exemplar eines kürzlich entdeckten unveröffentlichten Berichts, verfasst während der Großen Pest vom Leibarzt des Papstes, Guy de Chauliac. Aus dem französischen Original übersetzt, schilderte das Tagebuch ausführlich, wie das Große Sterben während der Jahre 1346 bis einschließlich 1348 die menschliche Spezies beinahe vollständig ausgerottet hätte.

Mit Chauliacs Tagebuch und Proben des 666 Jahre alten Killers kehrte Mary nach Fort Detrick zurück. Das Verteidigungsministerium war fasziniert. Die Behörde behauptete, man wolle Schutzmaßnahmen für amerikanische Soldaten im Falle eines biologischen Angriffs erforschen. Die einunddreißigjährige Mary Louise Klipot wurde befördert und zur Leiterin des neuen Projekts ernannt, das Scythe (»Sense«) getauft wurde.

Noch vor Ablauf eines Jahres übernahm die CIA die Finanzierung, und Scythe verschwand aus den Büchern.

 

Mary wird wach, bevor der Wecker ertönt. Ihr Bauch gluckert. Ihr Blutdruck sinkt. Sie schafft es gerade noch rechtzeitig auf die Toilette.

Mary ist seit einer Woche krank. Andrew hat ihr versichert, es sei bloß Grippe. Andrew Bradosky war ihr Labortechniker. Neununddreißig Jahre alt. Von jungenhaftem Charme und gutaussehend. Sie hatte ihn aus einem Pool von Mitarbeitern ausgewählt, nicht weil er besonders qualifiziert war, sondern weil sie ihn einschätzen konnte. Selbst seine Versuche, eine soziale Beziehung außerhalb des Labors aufzubauen, zielten auf eine Beförderung ab. Die Reise nach Cancún im letzten April war eine willkommene Zerstreuung gewesen, zugestanden erst, nachdem er ihre Enthaltsamkeitsregeln anerkannt hatte. Mary sparte sich für die Ehe auf. Andrew hatte kein Interesse an der Ehe, aber eine Augenweide war er schon.

Mary zieht sich rasch an. Die Arztkittel vereinfachten die Wahl ihrer Garderobe. In Räumlichkeiten der Biosicherheitsstufe 4 und in dem Umweltanzug, den sie stundenlang trug, war locker sitzende Kleidung die bessere Wahl.

Ihr verstimmter Magen vertrug nichts anderes als Toast und Marmelade. Sie würde heute Vormittag den Amtsarzt aufsuchen. Nicht dass sie hingehen wollte. Aber sie war krank, und die übliche Vorgehensweise bei der Arbeit mit exotischen Wirkstoffen verlangte Routinekontrollen. Als sie zur Arbeit fuhr, versicherte sie sich selbst, dass es bloß die Grippe war. Andrew könnte Recht haben. Selbst eine kaputte Uhr geht zweimal am Tag richtig.

 

Sie hasste Warten. Warum wurden Patienten immer in sterile Untersuchungszimmer mit papierüberzogenen Polstertischen und alten Golf Digest-Ausgaben verbannt? Und diese Untersuchungskittel… hatte sie jemals einen getragen, der tatsächlich passte? Musste sie daran erinnert werden, dass sie abnehmen musste? Sie gelobte, nach Feierabend ins Fitnessstudio zu gehen, verwarf den Gedanken aber schnell wieder. Sie hatte viel zu viel zu tun, und Andrew war bei seinen Arbeiten wie immer im Rückstand. Sie überlegte, einen neuen Techniker hinzuzuziehen, hatte aber Angst, dass dann Gerüchte entstehen würden.

Die Tür ging auf und Roy Katzin trat ein. Die Miene des Arztes war zu fröhlich, um eine schlechte Nachricht zu verbergen. »Also. Wir haben mit den raffiniertesten Apparaten, die man mit Steuergeldern kaufen kann, die ganze Skala der Tests durchgeführt, und wir meinen die Ursache für Ihre Symptome konkretisiert zu haben.«

»Ich weiß schon, es ist die Grippe. Dr. Gagnon hatte sie vor ein paar Wochen und …«

»Mary, es ist nicht die Grippe. Sie sind schwanger.«

 

 

August
Manhattan, New York

 

Die Uhr im Armaturenbrett war in dem Augenblick, den die dunkle Brünette in ihrem Dodge Minivan gebraucht hatte, um sich auf den nach Süden führenden Spuren des Major Deegan Expressway einen Weg durch das gefährliche Terrain des fließenden Verkehrs zu bahnen, irgendwie von 7:56 auf 8:03 Uhr vorgesprungen.

Nun offiziell verspätet, gelang es ihr, sich hinter das Kohlenmonoxyd speiende Hinterteil eines Greyhound-Busses auf die rechte Spur zu zwängen. Die Götter der Rushhour verspotteten sie, indem sie ein Fahrzeug nach dem anderen links überholte. Sie besann sich auf das einzige in ihrem Arsenal verfügbare Mittel und schlug mit beiden Handflächen aufs Lenkrad; der lange Hupton sollte die vor ihr grasende stählerne Kuh aus der Fassung bringen.

Stattdessen verwandelte sich die Warteschleifenmusik im Freisprechhandy in eine zen-artige männliche Stimme mit einem rhythmisch sanften Hindu-Akzent, die sie mit »Guten Morgen. Danke, dass Sie drangeblieben sind. Darf ich fragen, mit wem ich spreche?« begrüßte.

»Leigh Nelson.«

»Danke, Mrs. Nelson. Dürfte ich aus Sicherheitsgründen den Mädchennamen Ihrer Mutter erfahren?«

»Deem.«

8:06 Uhr.

»Danke für diese Information. Und wie kann ich Ihnen heute helfen?«

»Wie Sie mir helfen können? Ihre verdammte Bank hat die letzte Einzahlung meines verdammten Ehemanns gesperrt, wodurch acht von meinen Schecks geplatzt sind, für die Sie mir dann 35 Dollar pro Scheck in Rechnung gestellt haben, so dass mein Konto gewaltig überzogen wurde, und ich flippe gleich aus!«

»Tut mir leid, dass das passiert ist.«

»Nein, tut es Ihnen nicht.«

8:11 Uhr.

»Ich sehe, dass der Scheck Ihres Mannes am 4. eingereicht wurde.«

Sie schiebt sich langsam auf den rechten Seitenstreifen und über den rußfleckigen, die Sicht beeinträchtigenden Greyhound-Bus hinaus. Die FDR-South-Ausfahrt war immer noch gut hundert Meter voraus, und das Einzige, was ihr eingekeiltes Fahrzeug von der erlösenden Freiheit trennte, war diese schmale Kriechspur.

Sie beschleunigte durch die Lücke, nur um von einem schwarzen Lexus geschnitten zu werden, dessen Fahrer die gleiche Idee hatte. Bremsen! Hupe! Mittelfinger!

»Der Scheck wird am Dienstag freigegeben.«

»Dienstag ist zu spät. Seit wann wird eine Einzahlung von General Motors eine Woche gesperrt?«

»Tut mir leid wegen der Unannehmlichkeiten. Leider ist das eine neue Bankrichtlinie bei allen Schecks aus einem anderen Bundesstaat.«

»Hören Sie zu. Mein Mann hat zwar gerade seinen Job verloren, aber er wird sein Gehalt noch weitere vier Wochen erhalten. Erstatten Sie wenigstens die Gebühren für die geplatzten Schecks zurück.«

»Noch einmal, tut mir leid, aber ich kann die Bankrichtlinie nicht ändern.«

»Mir tut’s auch leid. Mir tut leid, dass die Regierung euch mit 800 Milliarden Dollar unserer Steuergelder aus der Patsche geholfen hat!«

»Möchten Sie mit meinem Vorgesetzten sprechen?«

»Klar! In welchem verdammten Teil von Indien lebt er?«

 

 

9:17 Uhr

 

Der Dodge-Minivan kroch auf der East 25th Street am Baustellenverkehr vorbei und bog auf den Mitarbeiterparkplatz des Krankenhauses der Veteranenverwaltung ein. Stellte sich so schräg in eine Parklücke, dass der Besitzer des Wagens zur Rechten sich mit Sicherheit ärgern würde.

Die Brünette verdrehte den Innenspiegel seitlich. Zog hastig Mascara durch die Wimpern ihrer graublauen Augen. Tupfte Make-up auf ihre Stupsnase. Schmierte sich eine frische Lage neutralen Lippenstift auf ihre vollen Lippen. Blickte verstohlen auf die Uhr, schnappte sich dann ihre lederne Aktentasche vom Kindersitz und hastete aus dem Minivan zum Eingang der Notaufnahme. Sie hoffte inständig, nicht dem Verwaltungsleiter des Krankenhauses über den Weg zu laufen.

Die Doppeltüren glitten auf und empfingen sie mit gekühlter Luft, die mit dem Geruch der Kranken verpestet war. Im Wartebereich gab es nur Stehplätze. Husten und Krücken und weinende Kinder, abgelenkt von der Today Show, die auf an der Wand angebrachten Flachbildschirmen lief.

Auf halbem Weg den Hauptflur hinunter blieb sie stehen, um ihren weißen Laborkittel überzustreifen, was die Aufmerksamkeit eines groß gewachsenen Inders Anfang vierzig erregte. Er rang nach Luft. »Bitte … wie komme ich zur Intensivstation?«

Sein gequälter Gesichtsausdruck zügelte ihr Verlangen, Dampf abzulassen, zumal seine äußere Erscheinung ihr versicherte, dass dies nicht der Bankangestellte war, mit dem sie vorhin gesprochen hatte. Anzughemd mit Schwitzflecken. Fliege. Rechtes Hosenbein mit einem Gummiband fixiert. Ein Akademiker, der einen kranken Kollegen besucht. Ist wahrscheinlich auf seinem Fahrrad vom Campus hergeradelt. »Folgen Sie dem Flur linker Hand. Dann nehmen Sie den Aufzug in den siebten Stock.«

»Danke.«

»Dr. Nelson!«

Die Stimme von Jonathan Clark schreckte sie auf.

»Wieder zu spät? Lassen Sie mich raten … Verkehrsstau in New Jersey? Nein, Moment, heute ist Montag. Montags sind Schwierigkeiten bei der Kindererziehung angesagt.«

»Ich habe keine Schwierigkeiten bei der Kindererziehung, Sir. Ich habe zwei reizende Kinder, das jüngere ist autistisch. Heute Morgen beschloss die Kleine, die Katze mit Hafermehl zu schminken. Doug hat ein Vorstellungsgespräch, mein Babysitter rief krank aus Wildwood an und …«

»Dr. Nelson, Sie kennen meine Philosophie, was Ausreden betrifft. Es hat noch nie einen erfolgreichen Menschen gegeben, der eine brauchte, und …?«

Ihr Blutdruck stieg. »Es hat noch nie einen Versager gegeben, der um eine verlegen war.«

»Ich ziehe Ihnen einen halben Tageslohn ab. Machen Sie sich jetzt an die Arbeit, und vergessen Sie nicht, wir haben um sechs eine Mitarbeiterbesprechung.«

»Ja, Boss.«

Leigh Nelson flüchtete den Flur hinunter in ihr Büro. Warf ihre Aktentasche oben auf einen Aktenschrank und ließ sich auf den knarrenden Holzstuhl fallen, der ständig auf seinem seitlich versetzten Fuß schwankte; ihr Blutdruck spottete jeder Beschreibung.

Die Montage im Krankenhaus waren mentale Bärenfallen. An Montagen sehnte sie sich jedes Mal zurück nach ihrer Zeit als Wildfang, damals auf der Schweinefarm ihres Großvaters in Parkersburg, West Virginia.

Es war ein schwieriger Sommer gewesen. Das New York Harbor Health Care System der Veteranenverwaltung bestand aus drei Klinikkomplexen – einem in Brooklyn, einem in Queens und ihrem eigenen hier in Manhattans East Side. In einem Versuch, einen geradezu lächerlichen Betrag einzusparen, war der Kongress zu der Überzeugung gelangt, dass man sich nur zwei prothetische Behandlungszentren leisten könne. Und das trotz zweier andauernder Kriege. Eine Million Dollar pro kämpfendem Soldaten und nur Pennys für die Behandlung der Verwundeten. War Washington verrückt geworden? Lebten diese Leute in der realen Welt?

In ihrer Welt bestimmt nicht.

Längere Arbeitszeiten, dieselbe Bezahlung. Bleib bei der Stange, Nelson. Steck’s weg und wiederhol deinen Standardspruch: Sei froh, dass du noch einen Job hast.

Leigh Nelson hasste Montage.

 

Zwanzig Minuten, ein Dutzend E-Mails und einen halb gegessenen Donut später war sie bereit, die Krankenakten durchzusehen, die sich auf ihrem Schreibtisch stapelten. Sie hatte kaum die zweite Akte durch, als Geoff Payne ihr Büro betrat.

»Morgen, Schmollmund. Hab gehört, du bist im letzten Zug nach Clarksville erwischt worden.«

»Ich hab zu tun, Geoff. Komm zur Sache.«

Der Leiter der Aufnahme reichte ihr eine Personalakte. »Ein Neuzugang aus Deutschland. Patrick Shepherd, Sergeant, United States Marines, Alter vierunddreißig. Noch ein IED-Amputierter, nur dass dieser arme Schwachkopf den Apparat auch noch in die Hand nahm, als er losging. Vollständige Abnahme des linken Arms direkt unterhalb der Bizepsinsertion. Dazu kommen Prellungen und eine Schwellung an der Gehirnbasis, ein kollabierter linker Lungenflügel, drei gebrochene Rippen und ein ausgerenktes Schlüsselbein. Er leidet noch immer unter Schwindelanfällen, Kopfschmerzen und schweren Gedächtnislücken.«

»Posttraumatischer Stress?«

»Schlimmer geht’s nicht. Seine psychosoziale Diagnose ist in der Akte. Auf Antidepressiva spricht er nicht an, und psychologische Betreuung hat er abgelehnt. Seine Ärzte in Deutschland hatten ihn rund um die Uhr unter Selbstmord-Beobachtung.«

Leigh schlug die Akte auf. Sie warf einen Blick auf die Bewertung der posttraumatischen Belastungsstörung und las dann laut die militärische Vorgeschichte des Patienten. »Vier Einsätze: Al-Qaim, Haditha, Falludscha und Ramadi plus eine Zeit in Abu-Ghraib. Herrgott, der hat eine Tour durch die Hölle hinter sich. Wurde ihm eine Prothese angepasst?«

»Noch nicht. Lesen Sie seine persönliche Vorgeschichte, Sie werden sie besonders interessant finden.«

Sie überflog den Paragraphen. »Echt? Er hat Profi-Baseball gespielt?«

»Hat für die Red Sox geworfen.«

»Na gut, dann lassen Sie sich Zeit mit der Bestellung der Prothese.«

Geoff lächelte. »Wir haben nochmal Glück gehabt. Dieser Bursche hätte die Yankees glatt gekillt. Im ersten Jahr an der Spitze ist er ’ne Anfängersensation, acht Monate später ist er im Irak.«

»War er so gut?«

»Er war der kommende Star. Ich erinnere mich, in Sports Illustrated was über ihn gelesen zu haben. Boston wählte ihn ’98 als Erstrunden-Nachwuchsspieler, hat ihn aber nie übernommen. Drei Jahre später beherrscht er die Single-A-Liga. Die Sox verloren einen ihrer Stammspieler, und plötzlich ist der Bursche Werfer in der Profiliga.«

»Er schaffte den Sprung von der Single A zu den Profis in einer Saison? Donnerwetter.«

»Der Frischling hatte Eiswasser in den Adern. Die Fans gaben ihm den Spitznamen ›Würger von Boston‹. Im ersten Spiel an der Spitze lässt er als Werfer nur zwei Hits der Yanks zu, was ihn zum Kulthelden bei den Red Sox-Fans machte. Im zweiten Spiel geht er über neun Innings und verzichtet auf einen einzelnen Run, bevor die Sox das Spiel im Zehnten verloren haben. Seine Neuauflage mit den Yankees war für Mitte September vorgemerkt, nur dass 9/11 dazwischenkam. Als die Saison wieder anfing, war er weg.«

»Was meinst du, weg?«

»Er verzog sich. Verließ die Sox und trat ins Marine Corps ein … verrückter Schwachkopf.«

»Im Lebenslauf steht, er ist verheiratet und hat eine Tochter. Wo ist seine Familie jetzt?«

»Sie hat ihn verlassen. Er will nicht darüber reden, aber ein paar von den anderen Veteranen erinnern sich, Gerüchte gehört zu haben. Sie sagen, seine Frau hätte die Kleine genommen und sei abgehauen, als er sich gemeldet hat. Wahrscheinlich war sie stinksauer, wer könnte es ihr verdenken. Statt mit einem zukünftigen Multimillionär und einer Sportberühmtheit verheiratet zu sein, steht sie auf dem Schlauch, weil sie ihre kleine Tochter alleine großziehen und mit der Besoldungsgruppe eines gemeinen Soldaten auskommen muss. Traurig, echt, aber wir erleben das die ganze Zeit. Kampfeinsätze waren einer guten Ehe noch nie zuträglich. «

»Moment … er hat seine Familie seit Kriegsanfang nicht mehr gesehen?«

»Nochmal: Er will nicht darüber reden. Vielleicht ist es das Beste. Nach allem, was dieser Bursche durchgemacht hat. Ich würd nicht neben ihm schlafen wollen, wenn er anfängt, vom Krieg zu träumen. Weißt du noch, was Stansbury mit seiner Alten gemacht hat?«

»Gott, erinner mich nicht daran. Wo ist der Sergeant jetzt?«

»Wird gerade mit seiner ärztlichen Untersuchung fertig. Willst du ihn kennenlernen?«

»Überweis ihn auf Station 27, ich werd ihn später ausfindig machen.«

 

Intensivstation
Siebter Stock

 

Das Zimmer roch. Bettpfannen und Ammoniak. Krankheit und Tod. Eine Zwischenstation zum Grab.

Pankaj Patel stand am Fußende des Bettes und starrte in das Gesicht des älteren Mannes. Krebs und Chemotherapie hatten sich verbündet, um das physische Dasein seines Mentors jeglicher Lebenskraft zu berauben. Sein Gesicht war blass und ausgemergelt. Die Haut hing ihm von den Knochen. Die Augenhöhlen waren dunkel und eingesunken.

»Jerrod, es tut mir so leid. Ich war in Indien bei meiner Familie. Ich bin hergekommen, sobald ich es erfuhr. «

Jerrod Mahurin öffnete die Augen, der Anblick seines Schützlings riss ihn aus der Bewusstlosigkeit. »Nein … nicht dorthin! Stell dich neben mich, Pankaj … schnell.«

Patel ging zur linken Seite des Bettes, in dem der Professor lag. »Was gibt’s? Haben Sie etwas gesehen?«

Der ältere Mann schloss die Augen und mobilisierte seine letzten Kraftreserven. »Der Todesengel wartet am Fußende des Bettes auf meine Seele. Du warst zu nahe dran. Sehr gefährlich.«

Entnervt wendete Patel sich um und blickte zurück auf den leeren Platz. »Sie haben ihn gesehen? Den Todesengel? «

»Dafür ist keine Zeit.« Jerrod streckte die linke Hand nach seinem Schützling aus. Das blasse Fleisch war babyweich und gezeichnet von einem Minenfeld verräterischer Blutergüsse von einem Dutzend Tropfinfusionen. »Du warst ein außergewöhnlicher Schüler, mein Sohn, aber dieses Stückchen Körperlichkeit, das wir Leben nennen, ist bei weitem noch nicht alles. Alles, was du siehst, ist nur eine Illusion, unsere Reise ist eine Prüfung, und wir versagen jämmerlich. Die Welt ist im Ungleichgewicht, das Böse überwiegt. Politik, Gier, der Kapitalismus der Kriegführung. Und doch sind all die Dinge, denen wir uns entgegengestemmt haben, lediglich Symptome. Was treibt einen Mann an, unmoralisch zu handeln? Eine Frau oder ein Kind zu vergewaltigen? Wie kann ein menschliches Wesen vollkommen gewissenlos einen Mord begehen oder den Tod von Zehntausenden … oder sogar Millionen unschuldiger Menschen befehlen? Um die wahren Antworten zu finden, muss man sich auf die eigentliche Ursache, die Wurzel der Krankheit konzentrieren.«

Der ältere Mann schloss die Augen und hielt inne, um einen Klumpen Schleim zu schlucken. »Hier ist eine direkte Ursache-Wirkung-Beziehung im Spiel, eine Wechselwirkung zwischen der negativen Kraft und dem Ausmaß an Gewalttätigkeit und Gier, die abermals zugenommen haben, um die Menschheit zu quälen. Der Mensch wird weiter durch die unmittelbare Befriedigung seines Egos in Versuchung geführt, was uns weiter vom LICHT Gottes entfernt. Das kollektive Handeln der Menschheit hat den Todesengel heraufbeschworen, und mit ihm das Ende der Tage.«

Die Blutgefäße unter Patels Haut erweiterten sich und hinterließen eine Gänsehaut. »Das Ende der Tage? Der Konflikt im Nahen Osten … wird er zum Dritten Weltkrieg führen? Zu einem nuklearen Holocaust? Jerrod? «

Der Sterbende schlug die Augen wieder auf. »Symptome«, stieß er hustend hervor. Der schlechte Geruch blieb.

Patel ging zum unberührten Frühstückstablett, nahm mit einem Löffel ein Eisstückchen auf und legte es seinem Lehrer in den Mund. »Vielleicht sollten Sie sich ausruhen.«

»Gleich.« Jerrod Mahurin schluckte die Gabe, während er seinen Schützling durch die geöffneten Schlitze seiner fiebrigen Augen beobachtete. »Das Ende der Tage ist ein überirdisches Ereignis, Pankaj, ins Werk gesetzt vom Schöpfer persönlich. Die Menschheit … entfernt sich vom Licht Gottes. Der Schöpfer wird nicht zulassen, dass die dingliche Welt von jenen ausgerottet wird, die Kraft aus der Dunkelheit schöpfen. Wie bei Sodom und Gomorrha, wie bei der großen Sintflut, wird Er die Menschheit auslöschen, bevor das Böse Seine Schöpfung zerstört, und das abschließende Ereignis, was auch immer es sein mag, wird bald eintreten.«

»Mein Gott.« Patels Gedanken wanderten zu seiner Frau, Manisha, und ihrer gemeinsamen Tochter, Dawn.

»Das Folgende ist wichtig. Nach meinem Tod wird ein Mann von großer Weisheit dich ausfindig machen. Ich habe dich auserwählt.«

»Mich auserwählt? Wozu?«

»Als meine Vertretung. Eine Geheimgesellschaft … neun Männer, die hoffen, Gleichgewicht zu bringen.«

»Neun Männer? Was muss ich tun?«

Ein kranker Atem kam aus Jerrod Mahurins Mund, leise pfeifend wie ein sich entleerender Blasebalg; der Geruch war schal und streng.

Pankaj Patel wich zurück. »Jerrod, diese Männer … können sie das Ende der Tage abwenden? Jerrod?« Der Schüler langte nach einem weiteren Eisstückchen, das er seinem Lehrer behutsam auf die Zunge legte.

Wasser tröpfelte aus der offenen Mundspalte des älteren Mannes.

Ein Moment verstrich, bis die Stille von dem ununterbrochenen Piepton des Herzmonitors unterbrochen wurde, der eine Nulllinie zeigte.

Dr. Jerrod Mahurin, Europas führende Kapazität auf dem Gebiet psychopathischen Verhaltens, war tot.

 

 

Station 27

 

Leigh Nelson betrat Station 27, einer von einem Dutzend Bereichen, die ihre Kollegen als »Aquarium des Leidens« bezeichneten. Hier wurde alles zur Schau gestellt, das Gemetzel, das seelische Strandgut, die hässliche Seite des Krieges, an die niemand außerhalb des Krankenhauses erinnert werden wollte.

Auch wenn während des gesamten Ersten Golfkrieges nur vierzehn Amputierte behandelt wurden, war die Invasion der zweiten Regierung Bush eine ganz andere Geschichte. Zehntausende amerikanischer Soldaten hatten seit der Besetzung im Jahr 2003 Gliedmaßen verloren, ihre langfristige Pflege erdrückte ein ohnehin schon überlastetes Gesundheitswesen, während ihre Qualen dem Licht der Öffentlichkeit bewusst vorenthalten wurden. Und noch wütete der Krieg weiter.

Die tagtägliche Arbeit auf einer Station für Kriegsamputierte erfordert einen ganz besonderen Schlag von Therapeuten. Nach Bombenexplosionen ist der menschliche Körper schwer gezeichnet von Brandmalen und Granatsplitter-Verletzungen. Die Schmerzen können fürchterlich sein, die Operationen scheinbar endlos. Depression grassiert. Viele verwundete Veteranen sind zwischen zwanzig und dreißig Jahre alt, einige noch im Teenageralter. Mit dem lebensverändernden Verlust eines Körperteils fertigzuwerden kann verheerend für das Opfer, seine Familie und die Pflegekraft sein.

So schlimm es tagsüber war, nachts war es viel schlimmer.

Leigh blieb am ersten Bett zur ihrer Rechten stehen, das von Justin Freitas belegt war. Der Sanitäter, gerade mal neunzehn, hatte vor zehn Wochen beim Versuch, eine Bombe zu entschärfen, beide Augen und Hände verloren.

»He, Dr. Nelson. Woher wusste ich, dass Sie es sind?«

»Sie haben mein Parfüm gerochen.«

»Genau! Ich hab Ihr Parfüm gerochen. He, Doc, ich hab die Fernbedienung für den Fernseher fallen gelassen, können Sie sie mir geben?«

»Justin, wir haben gestern darüber gesprochen.«

»Doc, ich glaube fast, Sie sind diejenige, die blind ist. Ich habe Hände, ich kann sie spüren.«

»Nein, Herzchen. Es sind die Nervenenden, die verwirren Ihr Gehirn.«

»Doc, ich kann sie spüren!«

»Ich weiß.« Nelson kämpfte mit den Tränen. »Wir werden Ihnen neue Hände besorgen, Justin. Noch ein paar Operationen und …«

»Nein … keine Operation mehr. Ich will keine Operation mehr! Ich will keine Zangen! Ich will meine Hände! Wie kann ich mein kleines Mädchen ohne Hände halten? Wie kann ich meine Frau berühren?«

Die Wut entzündete sich wie ein Pulverfass. Dr. Nelson hatte kaum Zeit, ein Zeichen zu geben, dass sie Hilfe brauchte, bevor sie gezwungen war, mit ihrem Patienten zu ringen, ihn unter vollem Körpereinsatz daran zu hindern, mit den Stümpfen seiner bandagierten Unterarme gegen das Bettgeländer aus Aluminium zu schlagen.

Ein Pfleger stürzte herbei und half ihr, Justin Freitas’ Arme lange genug mit Klettbändern zu fixieren, damit sie ein Beruhigungsmittel in seine Tropfinfusion injizieren konnte, das ihn in ein Narkosedelirium versetzte.

Dr. Nelson hielt kurz inne, um zu verschnaufen, während sie sich Notizen auf seinem Krankenblatt machte. Sechzehn weitere Amputierte lagen in Lauerstellung auf dieser Station. Der ersten von acht.

 

Jede Station hatte ihren Pförtner, einen Kriegsveteranen, der wusste, wie seine Kameraden tickten. Auf Station 27 war es Master Sergeant Rocky Allen Trett. Acht Monate zuvor durch eine Panzerabwehrwaffe verwundet, saß der doppelt Beinamputierte aufrecht im Bett und wartete darauf, sie zu begrüßen.

»Morgen, Schmollmund, Sie sind spät dran. Hat die Kleine Ihnen zu Hause das Leben schwergemacht?«

»Wie war nochmal der Ausdruck, den Sie gern benutzen? Genau … fordernd. Es ist fordernd. Sie scheinen heute gute Laune zu haben.«

»Mona kam mit den Kindern vorbei.«

»Okay, verraten Sie’s mir nicht … die Jungs sind Dustin und Logan, Ihre Tochter ist Molly.«

»Megan. Blaue Augen, genau wie Ihre. Großartige Kinder. Kann’s nicht abwarten, nach Hause zu kommen. Hören Sie, ich hab versprochen, nicht zu fragen …«

»Ich hab unseren Prothetiker heute Vormittag noch mal angerufen. Er hat mir versprochen, nicht später als Mitte September.«

»Mitte September.« Rocky bemühte sich, seine Enttäuschung zu verbergen. Nach ein paar Augenblicken gewann er seine Fassung zurück und zeigte über den Mittelgang. »Passen Sie auf Swickle auf. Er hat sich vorhin die Augen ausgeheult. Die Alte hat ihm zum Frühstück die Scheidungspapiere überreicht. Meint, sie kann nicht damit umgehen, einen Krüppel zum Mann zu haben.«

»Allerliebst. Rocky, was ist mit dem neuen Burschen … Shepherd?«

Rocky schüttelte den Kopf. »Vergessen Sie den Prothetiker; der Junge braucht einen Seelenklempner.«

»Herzchen, wir alle brauchen einen Seelenklempner. « Mit einem Kuss auf die Stirn brachte sie sein Lächeln zurück, dann ging sie weiter zu Station 17, einer von mehreren Bereichen, die aus Gründen der Privatsphäre durch einen Vorhang abgeteilt worden waren. »Sergeant Shepherd, mein Name ist Dr. Nelson, und ich bin Ihre …«

Sie zog den Vorhang zurück.

Das Bett war leer.

 

Der Himmel über Manhattan schwamm in Blau. Eine stete Brise, die vom East River kam, reduzierte den Geruch nach Ruß auf ein Minimum. Reihen industrieller Klimaanlagen brummten in der Nähe, und das mechanische Ächzen ihrer rotierenden Ventilatoren ließ die Asphaltdecke des Daches vibrieren. Sieben Stockwerke darunter mischte sich der Verkehrslärm in die Serenade, und mit dem schnellen Näherrücken der Mittagsause verstärkte sich die Hupfrequenz allmählich.

Der Hubschrauberlandeplatz des VA-Krankenhauses war leer, der Rettungshubschrauber auf einem Einsatz.

Der schlaksige Mann in der grauen Trainingshose und dem weißen T-Shirt lief barfuß die zwanzig Zentimeter breite Betonkante entlang, die den Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach umgab. Lange braune Haare flatterten in der Brise, und seine Gesichtszüge und der verträumte Blick erinnerten an Jim Morrison, den verstorbenen Leadsänger der Doors. Der Soldat teilte die ruhelose Seele des Künstlers, die eingeschlossen war in einer Gruft aus Fleisch.

Er hatte ein Gefühl in der linken Hand, als hätte er den Ellenbogen tief in Lava getaucht. Die Schmerzen waren fürchterlich und trieben ihn an den Rand des Wahnsinns. Da ist kein Arm, du Arschloch. Die Schmerzen sind ein Phantom … genau wie deine Existenz.

Patrick Ryan Shepherd schloss die Augen, und der einarmige Mann lockte die Geräusche und Gerüche des Großstadtdschungels, durch das Loch in seiner Erinnerung zu strömen …

… und Bilder einer längst verloren geglaubten Vergangenheit aufzuspüren …

 

 

 

Lesen Sie weiter:

 

DAS ENDE

Von Steve Alten

 

ISBN 978-3-453-43610-7

 

 

Erscheint als Taschenbuch im
Wilhelm Heyne Verlag

2012 - Die Prophezeiung - Alten, S: 2012 - Die Prophezeiung - Phobos
cover.html
e9783641056384_cov01.html
e9783641056384_fm01.html
e9783641056384_ata01.html
e9783641056384_fm02.html
e9783641056384_toc01.html
e9783641056384_fm03.html
e9783641056384_ded01.html
e9783641056384_fm04.html
e9783641056384_fm05.html
e9783641056384_fm06.html
e9783641056384_fm07.html
e9783641056384_epi01.html
e9783641056384_p01.html
e9783641056384_c01.html
e9783641056384_c02.html
e9783641056384_c03.html
e9783641056384_c04.html
e9783641056384_c05.html
e9783641056384_c06.html
e9783641056384_c07.html
e9783641056384_c08.html
e9783641056384_c09.html
e9783641056384_c10.html
e9783641056384_c11.html
e9783641056384_c12.html
e9783641056384_c13.html
e9783641056384_c14.html
e9783641056384_p02.html
e9783641056384_c15.html
e9783641056384_c16.html
e9783641056384_c17.html
e9783641056384_c18.html
e9783641056384_c19.html
e9783641056384_c20.html
e9783641056384_c21.html
e9783641056384_c22.html
e9783641056384_c23.html
e9783641056384_c24.html
e9783641056384_c25.html
e9783641056384_c26.html
e9783641056384_c27.html
e9783641056384_c28.html
e9783641056384_c29.html
e9783641056384_c30.html
e9783641056384_c31.html
e9783641056384_c32.html
e9783641056384_c33.html
e9783641056384_c34.html
e9783641056384_c35.html
e9783641056384_c36.html
e9783641056384_c37.html
e9783641056384_c38.html
e9783641056384_c39.html
e9783641056384_c40.html
e9783641056384_bm01.html
e9783641056384_ack01.html
e9783641056384_tea01.html
e9783641056384_cop01.html
e9783641056384_ftn01.html