Samstag, 25. Dezember 1982
Am Ende habe ich den Besuch doch bis Weihnachten vor mir hergeschoben. Papa wird dieses Haus, in das ich nie wieder zurückkehren wollte, wohl nicht mehr verlassen.
Wie die Wohnung sich verändert hat. Sie scheint kurz davor, das Zeitliche zu segnen, genau wie Papa. Jetzt weiß ich, dass er ernsthaft krank ist. Als Geschenk habe ich ihm ein Buch mitgebracht, das von Kundera mit dem grandiosen Titel.
Er hält es in den Händen und liest ihn. »Das Leben ist anderswo«, flüstert er.
Aus seinem Mund klingt er noch viel poetischer und bewegender.
Papa wirkt auch, als würde er sich in der Schwebe zwischen dem Leben und dem Anderswo befinden.
Ich küsse ihn. Wir haben kein Wort miteinander gewechselt, aber ich muss gehen. Der Wagen der RAI wartet unten vor dem Haus.
Heute ist Weihnachten, aber es ist auch Samstagabend.
The show must go on. Das Leben ist anderswo.
Er winkt mir zum Abschied zu. »Pass auf dich auf, mein Schatz.« Wie immer.