Beşiktaş
Sehenswertes
Nahezu alles, was mit der Seefahrt in Verbindung gebracht werden kann, wird hier ausgestellt: egal ob es ein Rosenthal-Service ist, das als Schiffsgeschirr Verwendung fand, oder ein paar rostige Metallreste, die von überallher stammen könnten, aber zu einem gesunkenen U-Boot gehören. Dennoch, das Museum ist sehenswert, sofern man sich für die Schifffahrt interessiert.
Die erste Abteilung ist mit „Geschichte der türkischen Seefahrt“ überschrieben und beherbergt Schiffsglocken, Navigationsinstrumente, Geschütze, Taucherausrüstungen, Logbücher, Treibminen, Modellschiffe (mit bis zu 4 m Länge), Uniformen, alte Seekarten, darunter eine Kopie der legendären Amerika-Karte des Admirals Piri Reis von 1513, Gemälde vergangener Seeschlachten usw.
Die zweite Abteilung heißt „Barken der Sultane“ und ist in einem separaten Gebäude untergebracht. Sie zeigt Kajiken, jene Prunkboote, mit denen sich die Sultane über das Goldene Horn oder auf dem Bosporus zu ihren Schlösschen rudern ließen. Prachtstück ist das riesige 40-Meter-Boot von Mehmet IV. (1648–1687), auf dem 144 Ruderer die Riemen strapazierten.
2011 sollen weitere Abteilungen hinzukommen. Nach Abschluss der Bauarbeiten werden mit dem modernen Anbau rund 15.000 m² Ausstellungsfläche zur Verfügung stehen, das Museum wird dann zu den größten der Türkei gehören. Im Fundus schlummern 40.000 Exponate, bislang präsentierte das Museum gerade mal 10 % davon.
Eingang von der Beşiktaş Cad. aus. Mi–Fr 9–17 Uhr, Sa/So 11–19 Uhr. Eintritt 2 €, erm. 0,50 €.
Im ehemaligen Kronprinzenpavillon des Dolmabahçe-Palastes hat dieses Museum seinen Sitz. Die Räumlichkeiten sind ansprechend (tolle Decken, feiner Parkettboden), die Präsentation der Objekte war jedoch zuletzt alles andere als zeitgemäß – es wird sich zeigen, was die Restaurierung bringt. Vertreten sind Werke bekannter und weniger bekannter türkischer Künstler des 19. und 20. Jh. wie İsa Behzat (1875–1916), Halil Paşa (1857–1939), İbrahim Çalış (1882–1960), Süleyman Seyyid (1842–1913), Şeker Ahmet Ali Paşa (1841–1907), Neşet Günal (1923–2002) und Burhan Doğançay. Provokatives ist kaum darunter, Hafenstimmungen und İstanbul im Schnee zählen zu den beliebtesten Motiven. Dazu gibt es auch etwas naive Malerei und abstrakte Kunst zu sehen. Gelegentlich finden wechselnde Ausstellungen statt.
Dolmabahçe Cad. Das Museum war z. Z. d. letzten Recherche wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen. Die Wiedereröffnung ist für 2011 geplant.
Das in den ehemaligen Küchen des Dolmabahçe-Serails untergebrachte
Museum zeigt schöne
Alltagsgegenstände aus İstanbuler Sultanspalästen, die dort aus
Platzgründen nicht ausgestellt werden können und nicht selten über
100 Jahre lang in modrigen Kellern vor sich hin gammelten. Zu sehen
gibt es u. a. reich verzierte Kachelöfen, Petroleumlampen,
Küchenkrimskrams, Sektkelche und Likörgläser der trinkfreudigen
Sultane, ein speziell für Abdül Hamit II. angefertigtes Telefon im
Rokokostil und vieles mehr.
Dolmabahçe Cad. Das Museum war z. Z. d. letzten Recherche wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen. Die Wiedereröffnung ist für 2011 geplant.
In welch pompösem Luxus die osmanischen Herrscher lebten, demonstriert der Dolmabahçe-Palast am Bosporusufer besser als der Topkapı Sarayı. Seine Räumlichkeiten stehen nämlich nicht größtenteils leer oder beherbergen irgendwelche Sammlungen, sondern zeigen noch weitgehend ihr ursprüngliches Interieur. Darunter befinden sich über 280 Vasen, 4500 m² seidene Hereke-Teppiche, exakt 36 Kronleuchter, 58 Kristallkerzenständer und Ähnliches mehr.
In Auftrag gab den Palast Sultan Abdül MecitI. Mitte des 19. Jh., da ihm der Topkapı Sarayı nicht mehr zeitgemäß erschien. Verantwortlich für den Bau waren der armenische Architekt Karabet Balyan und sein Sohn Nikoğos. Obwohl man das Osmanische Reich zu jener Zeit schon als „Kranken Mann am Bosporus“ bezeichnete, schien Geld für den Bau des Palastes keine Rolle zu spielen: Mehr als 14 t Gold und 40 t Silber ließ der Sultan allein für die Palastdekoration verarbeiten. Kunsthistoriker finden trotz des Prunks wenig Gefallen an dem Bau. Für die meisten von ihnen ist der weiße Marmorpalast, ein Stilmix aus Neorenaissance und -klassizismus, ein geschmackloser, aufgeblasener Klotz.
Wer den Palast besichtigen möchte, muss sich einer Führung anschließen. Zwei Touren stehen zur Auswahl: Die spannendere führt durch den Mabeyn-i Hümayun (ca. 45 Min., wird als „Selamlık-Tour“ bezeichnet), jenen Teil des Palastes, wo vorwiegend Gesandte empfangen wurden und zeremonielle Empfänge stattfanden. Der 40 x 45 m große Festsaal, ein majestätischer Kuppelsaal am Ende der Tour, bildet dabei den Höhepunkt. In ihm schwebt ein riesiger Lüster (4,5 t schwer, 750 Kerzen) über einem aufwendigen Parkettboden, unter dem sich eine flächendeckende Fußbodenheizung befindet. Aber auch die anderen Räume und Salons auf dieser Tour sind feudal ausgestattet. Den Roten Salon beispielsweise, den ersten Raum, den man betritt, zieren Deckenmalereien italienischer und französischer Künstler. Selbst das Sultansbad, verkleidet mit edelstem ägyptischem Marmor, ist sehenswert. Die Badewanne ist aus einem Stück Alabaster gehauen, und die Decke darüber weist kubistische Züge auf.
Die zweite Tour führt durch den Harem (ca. 30 Min.), vorbei an den Schlafgemächern der Sultansfrauen, deren Gemeinschaftsräumen und den Privatgemächern des Sultans. Die Böden hier sind größtenteils mit geflochtenen Strohmatten bedeckt – im Harem trug man keine Schuhe. Für viele Türken einer der Höhepunkte auf dieser Tour ist das Zimmer (eines von insgesamt knapp 300 Räumen!), in dem Atatürk im Alter von 57 Jahren verstarb. Unmittelbar nach seinem Tod am 10. November 1938 um 9.05 Uhr wurde die dortige Uhr angehalten und nie wieder aufgezogen. Heute steht die ganze Türkei jedes Jahr an diesem Tag und zu dieser Minute in Gedenken an ihn still.
Die Haremstour führt auch zum sog. Kristallpavillon (Camlı Köşk), einem Wintergarten mit Kristallbrunnen und herrlichem Doppelkamin, der durch einen zweistöckigen Gang mit dem Haupttrakt verbunden ist. Von hier nahm der Sultan die Paraden ab.
Mit einem Extraticket kann man die Uhrensammlung (Saat Müzesi) besichtigen, die in der ehemaligen Schatzkammer untergebracht ist. Rund 60 Exemplare sind zu sehen, überwiegend Tischuhren, dick vergoldet und mit Schnickschnack wie Thermometer, Glockenspiel, drehendem Globus, Barometer oder ähnlichem verziert. Viele Uhren waren übrigens Geschenke ausländischer Regenten. Blieb eine Uhr stehen, mussten nicht selten Uhrmacher aus Europa zur Reparatur anreisen. Ließ sich eine defekte Uhr aus dem Harem nicht heraustragen, waren sie mit die Einzigen, die ihn mit einer Sondergenehmigung betreten durften. Ihre Berichte gehören zu den wichtigsten Zeugnissen vom Leben im Harem. Inwieweit diese aber die Wahrheit bedienten oder eher das Interesse der Zuhörer an Erotik und Exotik, bleibt dahingestellt.
Umgeben ist der Palast von einem gepflegten Garten. Ein elegant geschwungener Marmorgitterzaun, verschlossene Prunktore und steife Gardesoldaten schützen ihn vor ungebetenen Gästen (zumal Ministerpräsident Erdoğan im Palast ein Büro unterhält). Alle zwei Stunden wird die Wache abgelöst, in einem etwas theatralischen Akt. An der Zufahrtsstraße zum Eingang befindet sich ein hübscher barocker Uhrturm und etwas weiter die Dolmabahçe-Moschee (Dolmabahçe Camii) mit den schlanksten Minaretten İstanbuls.
Ganz nebenbei: Der Dolmabahçe-Palast war nicht der erste Bau an jenem Ort. Den gleichen Namen (türk. dolmabahçe = aufgefüllter Garten) trug schon ein früheres Lustschlösschen, für dessen Bau das Hafenbecken extra aufgeschüttet wurde. Darin soll Sultan Murat IV. (1623–40) einst fast vom Blitz getroffen worden sein, als er gerade in ein Werk des Dichters Nefii Efendi vertieft war – für ihn Anlass genug, Befehl zur sofortigen Erdrosselung des Literaten zu geben.
Palast an der Dolmabahçe Cad., Moschee an der Meclisi-i Mebusan Cad. (gleiche Straße, nur anderer Name). Im Sommer tägl. (außer Mo/Do) 9–16 Uhr, im Winter bis 15 Uhr. Selamlık-Tour 7,50 €, Harems-Tour 5 €, beide Touren 10 €. Die Uhrensammlung war 2010 wegen Restaurierungsarbeiten geschlossen. Achtung: Früher war die Zahl der Eintrittskarten pro Tag limitiert, zuletzt jagte man eine Riesengruppe nach der anderen durch den Palast. Es lohnt sich, früh zu kommen.
Zwischen der mehrspurigen Çırağan Caddesi und dem Bosporus liegt der Çırağan Sarayı, ein maurisch anmutender Palast, heute zum Hotel Kempinski gehörend. Sultan Abdül Aziz ließ ihn 1874 errichten. Keine zwei Jahre wohnte er darin, dann wurde er ermordet. Sein psychisch kranker Sohn Murat V. regierte von hier gerade vier Monate. Abdül Hamit II., sein skrupelloser Bruder, setzte ihn ab und hielt ihn im Palast für 27 Jahre gefangen. Bleibt zu hoffen, dass den Gästen des Hotels heute mehr Glück widerfährt.
Gegenüber dem Palast liegt der Eingang zum Yıldız-Park, einem weiten Gelände mit schönen Spazierwegen, Picknickbänken, alten Pavillons und exotischen Pflanzen – würde man den Park für Fahrzeuge sperren, wäre er noch attraktiver. Einer Legende nach soll hier schon der griechische Waldgott Pan seine Flöte ausgepackt haben. Im Westen des Parks befindet sich der Çadır-Pavillon (Çadır Köşkü) aus dem Jahre 1871, der ein charmantes Terrassenlokal mit traumhaftem Bosporusblick beherbergt. Schon Sultan Abdül Aziz liebte es, hier einen Kaffee einzunehmen. Sein Sohn Abdül Hamit II. weniger, er machte den Pavillon zur Folterkammer für Oppositionelle.
Der Şale-Pavillon (Șale Köşkü) ganz im Norden der Grünanlage erinnert ein bisschen an ein Schweizer Chalet. Sultan Abdül Hamit II. ließ das zweistöckige Holzschlösschen im späten 19. Jh. eigens als Luxusunterkunft für seinen Busenfreund Kaiser Wilhelm II. errichten. 1895 wurde hier die Allianz zwischen Deutschland und dem Osmanischen Reich geschlossen. Auch später, in republikanischer Zeit, diente der Pavillon noch des Öfteren als Unterkunft für Staatsgäste, u. a. nächtigten hier Charles de Gaulle, Winston Churchill und die iranische Kaiserin Soraya. Ein Teil der Räumlichkeiten ist heute der Öffentlichkeit zugänglich. Das Originalmobiliar ist größtenteils noch erhalten, die Säle und Salons sind prächtig ausgeschmückt. Am beeindruckendsten ist der Empfangssaal, dessen Boden ein 7,5 t schwerer Hereke-Teppich bedeckt. 60 Frauen knüpften das Stück. Aufgrund seiner Größe wurde er schon ausgelegt, bevor man die Außenmauern hochzog.
Im Nordosten des Parkes schließlich steht der Malta-Pavillon (Malta Köşkü), ein Lustschlösschen, das heute ein schönes Restaurant mit ebenfalls spektakulärer Bosporusaussicht beherbergt. Folgt man von dort der Beschilderung „Yıldız Porselen“, gelangt man zur gleichnamigen Porzellanfabrik . Die 1895 gegründete Manufaktur produzierte früher das Palastporzellan für die Sultansfamilien. Es werden auf Wunsch Führungen durch den Betrieb angeboten.
Park an der Çırağan Cad. Tägl. 9–23 Uhr. Şale Köşkü tägl. (außer Mo/Mi) 9.30–17 Uhr. Eintritt 2 €.
Aus Furcht vor Attentaten verlegte der paranoide Sultan Abdül Hamit II. (1876–1908) seine Residenz vom Çırağan Sarayı hinter die hohen Mauern des Yıldız-Palastes (kein öffentlicher Zugang vom angrenzenden Yıldız-Park!). Der weitläufige Komplex besteht aus mehreren Gebäuden und erinnert ein wenig an den Topkapı-Palast. Er beherbergt heute u. a. das sog. Palastmu-seum (Yıldız Saray Müzesi). Es zeigt persönliche Gegenstände des Herrschers: sein Schwert, seine Uniform, seinen Sattel und seine Kutsche, dazu Inventar aus dem Palast, u. a. allerhand antikes Yıldız-Porzellan (s. o.), Jugendstilvasen und kostbare Silberarbeiten. Man besichtigt Abdül Hamits Tischlerwerkstatt – auch wenn der Sultan kein begnadeter Politiker war, so doch zumindest ein solider Hobbyschreiner –, seine Arbeitsräume und sein Bad mit Plumpsklo. Highlight der Tour ist das private Theater Abdül Hamits, das einzige heute noch existierende osmanische Palasttheater. Ein Gastspiel darin gab einst sogar die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt. Die vorderen Reihen mussten übrigens – sofern der Sultan in seiner Loge über dem Eingang anwesend war – stets leer bleiben, denn niemand durfte mit dem Rücken zum Sultan sitzen.
Auf dem Gelände des Yıldız-Palasts kann man zudem noch einen Blick indas winzige Stadtmuseum (Şehir Müzesi) werfen – die Exponate (Porzellan und Kunsthandwerk) sind jedoch nicht gerade spektakulär.
Yıldız Cad. Ein 20-minütiger Fußmarsch führt von der Fähranlegestelle in Beşiktaş den Barbaros Bul. hinauf, von dort ausgeschildert. Oder man fährt 2 Stationen mit dem Bus (z. B. mit B 29 C, 559 C o. 25 T) von der Bushaltestelle am Barbaros Bul. bis zur Haltestelle Yıldız Teknik Üniversitesi.
Palastmuseum tägl. (außer Di) 9.30–16.30 Uhr. Eintritt 2,50 €. Stadtmuseum tägl. (außer Mo) 9–16.30 Uhr. Eintritt frei.