Entlang der Stadtmauer

An der Stadtmauer

Vom Goldenen Horn bis zum Marmarameer zieht sich die größte mittelalterliche Stadtmauer Europas. Im Schatten der über 6 km langen Befestigung liegen bedeutende kulturhistorische Bauten, allen voran die spätbyzantinische Chora-Kirche.

Der größte Teil des noch heute imposanten Bollwerks entstand in der ersten Hälfte des 5. Jh. unter der Herrschaft von Theodosius II. und wird deswegen auch „Theodosianische Landmauer“ genannt. 1000 Jahre lang, bis zur Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen, galt sie als unüberwindlich. Ein 20 m breiter Graben, der bei Gefahr geflutet werden konnte, bildete das erste Hindernis vor der äußeren Vormauer und der bis zu 5 m dicken inneren Hauptmauer. Beide waren mit jeweils 96 trutzigen Türmen von bis zu 20 m Höhe versehen. Heute präsentieren sich weite Abschnitte des Befestigungswerkes in einem ruinösen Zustand. Seit Jahrzehnten finden Rekonstruktionsarbeiten statt – jedoch nicht gerade liebevoll, meinen Kritiker.

Das bekannteste Stadttor war das Topkapı (Kanonentor), nach dem heute der angrenzende Stadtteil benannt ist (nicht zu verwechseln mit dem Palast auf der Serailspitze). Den Namen erhielt es während der osmanischen Belagerung, als es mit der bis dahin größten Kanone der Welt gestürmt wurde: 50 Paar Ochsen und 700 Mann waren nötig, um sie in Bewegung zu setzen. Allein eine Kugel brachte ein Gewicht von zwölf Zentnern auf die Waage. Nahe dem einstigen Stadttor erinnert das Museum Panorama 1453 an den Tag, als die Kanone im Einsatz war.

Es ist aber nicht die einzige Attraktion rechts und links der Mauer. Die mit Abstand bedeutendste Sehenswürdigkeit ist die Chora-Kirche (Kariye Camii), ihre Mosaiken sind ein Traum in Gold.

Weitere interessante Ziele sind die Balıklı Kilise, die „Kirche mit Fisch“, die Kara-Ahmed-Pascha-Moschee (Kara Ahmet Paşa Camii) und die Mihrimah-Moschee (Mihrimah Sultan Camii). Auch kann man noch Überreste zweier byzantinischer Paläste entdecken: Ein paar Mauern erinnern vage an den Glanz des Kaiserpalastes (Tekfur Sarayı) und des Blachernen-Palastes (Blaherna Sarayı). Und von dem Panoramablick vom Yedikule-Kastell (Yedikule Müzesi), einer byzantinisch-osmanischen Festung mit blutiger Vergangenheit, schwärmte Lord Byron (1788–1824): „Mir ist kein Werk der Natur vor Augen gekommen, das auf mich den gleichen Eindruck machte wie die Aussicht von beiden Seiten der Sieben-Türme-Festung.“ Ob der gute Lord das heute noch sagen würde?

Hinweis: Ein längerer Spaziergang entlang der Stadtmauer ist zwar möglich (Abschnitte davon können direkt auf dem Befestigungswall zurückgelegt werden), mörderische Verkehrsschneisen und die stark befahrene Westtangente lassen im Ganzen jedoch wenig Freude aufkommen.

Istanbul
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