38

Jag sah sich in erster Linie als Sternjägerpilot. Er hatte die Verpflichtung akzeptiert, die Zwillingssonnen nach Coruscant zu führen, aber ohne die Begeisterung, die er für eine Raummission an den Tag gelegt hatte. Wie für viele, die sich ihre Flügel bei null g verdient hatten, war die Atmosphäre nichts für ihn. Manöver musste man hier einem Schiff abringen − ganz gleich, wie aerodynamisch der Entwurf und wie reaktionsschnell die Repulsorlift-Triebwerke waren. Der grüne X-Flügler, den man ihm in Westport gegeben hatte, fühlte sich träge und ungeschickt an, besonders verglichen mit einem Klauenjäger. Aber Jag musste einen Einsatz durchführen, und er würde seiner Verpflichtung nachkommen.

Er bewegte sich rasch von dem nun von der Allianz besetzten Landefeld weg und zog den Sternjäger durch einen Hagel von aufsteigendem Plasmafeuer und abstürzenden Wracks. Vor ihm lagen die runden Gipfel von Shimrras Festung, die sich aus der dicken Wolke aus Rauch erhob, die den größten Teil des heiligen Bezirks einnahm. Nur zwei Jahre zuvor waren die eleganten Spitzen eines Dutzends von Wolkenkratzern über den Wolken sichtbar gewesen, aber jetzt gab es nur noch diesen zerklüfteten Berggipfel.

Irgendwo drunten bewegte sich Jaina mit ihrem Bruder, ihrem Onkel und einem kleinen Team von Kommandosoldaten und Droiden auf das gleiche Ziel zu. Pass auf dich auf, hatte sie ihm auf dem Balkon gesagt, wo der Millennium Falke die Jedi abgesetzt hatte. Und Jag hatte das auch vor. Als er Jaina gedrängt hatte, das Gleiche zu tun, hatte sie erwidert: Die Macht wird für mich sorgen.

Er hatte nicht widersprochen. Er wünschte aus ganzem Herzen, dass es der Wahrheit entsprach.

Vor ihm umkreisten zwanzig Sternjäger die Zitadelle und ließen Blasterschüsse, Protonentorpedos und Aufschlaggeschosse auf den Gipfel los. Ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit begann an Jags Entschlossenheit zu nagen. Selbst ohne die unersättlichen Schwerkraftanomalien, die beinahe jede Salve der Sternjäger verschluckten, schien die Zitadelle undurchdringlich. Es war, als versuche man, einen Berg zu sprengen. Es gab keine Korallenskipper, gegen die man kämpfen konnte, aber Eruptionen von Plasma aus tiefen Gruben in der Zitadellenwand überwältigten ohne Anstrengung die Schilde der Sternjäger.

Der X-Flügler-Droide schickte ihm Fluginformationen auf die Cockpit-Displays. Jag wählte das taktische Netz.

»Das hier ist schlimmer, als an den orbitalen Dovin Basalen vorbeizukommen«, sagte ein Pilot gerade.

»Behalte eine Hand an dem Sicherheitsschalter oder diese Schwerkraftanomalien werden dich runterziehen«, sagte ein anderer.

»Sie verschlucken jeden Strahl, den ich auf sie abfeuere.«

»Dann pass bloß auf, dass sie nicht auch noch dich verschlucken.«

»Ja, sie haben wirklich einen Geschmack für Sternjäger entwickelt.«

»Besonders für gelbe mit schwarzen Streifen.«

»Verstanden, Renegat Führer.«

»Alle Schiffe formieren sich zu einem Backbordanflug. Schaltet eure Waffen auf Stotterfeuer und folgt mit den Torpedos und Raketen, die ihr noch habt. Erinnert euch − es mag wie ein Berg aussehen, aber es ist tatsächlich ein Schiff. Was bedeutet, dass es aufgebrochen werden kann.«

»Ich folge Ihnen, Renegat Eins.«

Jag sah, dass zwei der Jäger an seiner Steuerbordflügelspitze Klauenjäger waren, und öffnete einen Kanal zu dem nächstgelegenen.

»Zwillingssonne Vier, ich bin an Ihrer Backbordseite.«

»Jag!«, erwiderte die Pilotin. »Wir hielten dich für tot!«

»Ich bin ausgerechnet von einem Baum gerettet worden.«

»Bist du jetzt bereit, nach Hause zu gehen?«

»Sobald wir damit fertig sind − du hast mein Wort.« Sie lachte. »Dieser Teil der Galaxis hat einen Romantiker aus dir gemacht, Fel.«

»Du beobachtest mich also immer noch!«

»Wer sonst, wenn ich es nicht tue«, sagte Shawnkyr. »Oh, das hatte ich fast vergessen: Wo ist das Schwert?«

»Drunten − sie bewegt sich nach Westen.«

»Dann sollten wir lieber dafür sorgen, dass ihr dieser Berg nicht auf den Kopf fällt.«

 

»Und das, nachdem er so gut mit dem Mon Duul zurechtgekommen ist!«, nahm sich Jaina zwischen zwei Schwüngen des Lichtschwerts die Zeit zu sagen.

In einem Hain von Fingerblattbäumen festsitzend, hundert Meter von dem westlichen Weg zur Zitadelle, kämpften sie und Luke gegen Ströme von Angriffskäfern, die aus hoch gelegenen Zugängen im heiligen Berg auf sie geschleudert wurden. Mitten an Shimrras Zuflucht versuchte Jacen ohne Erfolg, mit den Tieren zu verhandeln, die sehr schnell den Gehweg auffraßen. Drei YVH-Droiden, die weniger sanfte Mittel der Überzeugung gewählt hatten, waren bereits zerrissen und verschlungen worden.

»Zumindest spricht Shimrra nicht durch diese beiden«, sagte Luke.

»Ich würde sagen, genau das tut er«, rief Jaina zurück.

Sgauru und Tu-Scart waren riesige Symbionten und Partner bei der Verschlingung des Gehwegs. Wenn man bedachte, dass die Erstere weiblich und der Letztere männlich war, handelte es sich wohl um eine Art von Ehe. In der Gateway-Siedlung auf Duro hatten die beiden ihr Talent beim Demolieren von Gebäuden gezeigt, und nun machten sie es ebenso gut, was das Zerlegen und Verschlingen des Yorikkorallen-Gehwegs zur Zitadelle anging. Die hartschalige, segmentierte Sgauru erledigte den größten Teil der grundlegenden Arbeit. Sie hatte kleine schwarze Augen auf dem weißen Kopf und um ihren Mund wanden sich Dutzende von Fresstentakeln. Ihre mächtigen hinteren Zangen klammerte sie um die oberen Windungen ihres schlangenhaften Männchens, und sie nutzte die kurzen Vorderglieder und den gewaltigen Kopf, um die Brücke in Stücke zu reißen. Lose Stücke wurden rasch durch den schlanken schwarzen Tu-Scart pulverisiert.

Ohne ihr übliches Team von Wärtern waren die beiden Tiere aus einer massiven Höhlenbresche unter dem freien Platz erschienen, über den der Esplanade-Fluss donnernd zum Sockel der Zitadelle floss. Gepeitscht von Regen und heulenden Winden, ragte die Festung über den Jedi auf, erhob sich zum Himmel wie die grob behauene Klinge eines Coufees. Sie war zwar geflügelt, hatte Flecke von dunklem Moos und war mit Ranken bedeckt, die in den Rissen Wurzeln geschlagen hatten, aber immer noch zu steil, um erklettert zu werden, sogar mithilfe der Macht. Sternjäger umkreisten sie, aber keiner war näher als tausend Meter an Shimrras Zuflucht herangekommen, ohne zerstört zu werden. Die Überreste der zerbrochenen Jäger überzogen das unebene Terrain im Umkreis von Kilometern.

Weit unter den Gehwegen, an der Basis der Zitadelle, klaffte ein dunkles Maul, das in die Tiefen des Berges führte. Aber diese Öffnung wurde von reptoiden Sklavensoldaten schwer bewacht. Pages Kommandosoldaten und YVH-Droiden hatten sich mithilfe ihrer Düsenpacks in Feuerstellung gebracht, aber die Chazrach waren zu gut eingeigelt and antworteten auf Blasterstrahlen der Allianz mit Feuergelee und Funkenbienenhonig.

Wenn die Jedi in die Zitadelle vordringen wollten, musste Jacen Sgauru und Tu-Scart überreden, ihre Zerstörung einzustellen, während noch ein kleiner Teil der Brücke stand. Er wagte ein paar vorsichtige Schritte auf die Tiere zu, dann hörte er wieder auf, als Erdbeben den fragilen Bogen in regelmäßigen Abständen erfassten.

»Woher kommt das?«, rief Jaina Luke zu. »Unternimmt Zonama Sekot einen weiteren Vorbeiflug?«

Die Beben wurden lauter und heftiger. Jacen konnte seine Balance auf dem Gehweg bewahren, aber die stetigen Erschütterungen erwiesen sich als zu viel. Die Yorikkorallen bekamen mehr Risse, gaben nach und stürzten schließlich in die heftige Strömung. Zur gleichen Zeit erschienen zwei Vierfüßler aus der abgerundeten Basis der Zitadelle, knieten sich hin und ließen sich hinter den Sklavensoldaten nieder. Sie pflanzten die klauenbewehrten Füße sicher in den tosenden Fluss und senkten die dreieckigen Köpfe. Plasma strömte aus den dicken Hörnern, die von ihren knochigen Köpfen ausgingen, spritzte gegen die Wände der Schlucht und zwang die Kommandosoldaten und YVH-Droiden, sich zurückzuziehen.

Nachdem der höhlenartige Eingang zur Zitadelle so gut wie versiegelt war, sah Jacen Sgauru und Tu-Scart als seine einzige Hoffnung. Die Tiere mussten einfach überredet werden, die Wand der Zitadelle aufzubrechen. Jacen spürte, dass seine beste Chance in einer Hingabe an seinen Vong-Sinn bestand − etwas, das er nicht hatte tun können, seit er auf Coruscant eingetroffen war. Er fühlte sich zwischen zwei Polen hin- und hergerissen, Macht auf der einen und Vong-Sinn auf der anderen Seite. Er verstand auch, dass der Befehl, Sgauru und Tu-Scart zum Handeln zu veranlassen, vom Welthirn ausgehen musste.

An Bord des Saatschiffs und danach hatten Jacen und das Dhuryam zu einem Verständnis gefunden. Indem Jacen die Möchtegern-Rivalen des Hirns zerstörte, hatte er im Grunde entschieden, welchem von mehreren Dhuryams die Ehre zufallen würde, Coruscant in Yuuzhan’tar zu verwandeln. Und wichtiger, er hatte ein Welthirn installiert, das eine Beziehung zu ihm aufgebaut hatte. Alles, was der Planet seitdem geworden war − schön und monströs, zart und rau, symbiotisch und parasitisch − war auch Jacen zu verdanken. Und dennoch, als er seinen Vong-Sinn aktivierte, fand er sich im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit des Hirns. Etwas davon war der Beschäftigung des Dhuryam mit Coruscant zuzuschreiben. Aber darüber hinaus gab es noch die Energie, die das Hirn brauchte, um Shimrras Befehle umzusetzen.

An Bord des Saatschiffs und danach hatte Jacen das Dhuryam für ein intelligentes Geschöpf gehalten, das aber auch undurchschaubar war. Nun wurde das Dhuryam von Konflikten und Zorn zerrissen. Shimrra hatte es überreden können, dass die Feuer und der intensive Regen, die Zerstörung und das Niederreißen notwendig waren, um den Schaden zu beheben, der Yuuzhan’tar von Zonama Sekot zugefügt worden war. Aber das Hirn verstand auch, dass es damit viel von dem vernichtete, was es geschaffen hatte. Nicht an Ungehorsam gewohnt, aber auch nicht geneigt, der Unordnung zu folgen, lag das Hirn mit sich selbst im Streit, weil es der Welt, die ihm anvertraut war, Schaden zufügte. Wie auf dem Saatschiff verstand es immer deutlicher, dass seine Domäne zu einer Wüstenei wurde. Es rang mit dem Gedanken, Shimrra vielleicht besser zu ignorieren.

Jacen beschwor seinen Vong-Sinn herauf und versprach dem Dhuryam, dass er seinem inneren Konflikt ein Ende machen werde. Er sagte ihm, er werde Shimrra zwingen, seine Befehle aufzugeben. In Reaktion darauf spürte er, wie das Dhuryam nach ihm griff wie ein Freund in Not. Eine Welle von Dankbarkeit, eine Bitte um Rettung durchlief ihn. Sgauru und Tu-Scart wandten sich ihm plötzlich zu, eindeutig unter dem Einfluss des Hirns.

Jacen begriff, dass der Augenblick gekommen war, um seinen Glauben an die Übereinstimmung zu beweisen, zu der er und das Dhuryam gekommen waren.

Er ignorierte Lukes und Jainas laut geäußerte schlechte Vorahnungen und näherte sich den verbundenen Symbionten.

Beinahe sofort wurde seine Taille von zwei Tentakeln umfasst. Dann hob Sgauru ihn hoch und schwang ihn über die Schlucht. Aber sie trug ihn nicht auf die Zitadelle zu; es hatte den Anschein, als wollte sie ihn direkt inmitten der Sklavensoldaten und ihrer Artillerietiere fallen lassen.

 

Aus den Cockpit-Lautsprechern des Falken erklangen Blasterfeuer und Schreie nach Hilfe. C-3PO erkannte die Stimme von Captain Solo.

»3PO, lass die Landerampe herunter! 3PO! 3PO!« Der Protokolldroide unterbrach sein besorgtes Umhergehen lange genug, um die Hände verzweifelt zu R2-D2 zu erheben, dessen Computer-Schnittstellen-Arm in einem Interface im Ringflur steckte, nahe dem Anfang der Rampe. »R2, unternimm etwas, bevor es zu spat ist!«

Steif lief C-3PO wieder ins Cockpit. Alles, was er durch die Sichtlukenfenster sehen konnte, waren heftig ineinander verschlungene Dornenäste. Dann stolperte er wieder in den Ringflur zurück, wo er begann, seine Hand gegen den Landerampenschalter zu stoßen.

»Ach, es hat keinen Zweck! Die Dornenhecke hat den Millennium Falken im Todesgriff! Captain Solo und die Prinzessin werden sterben! Und wir werden gefangen genommen wie Museumsstücke!«

R2-D2 trillerte einen ermutigenden Satz, und C-3PO hörte auf, an die Wand zu schlagen, um ihn anzusehen.

»Du kannst was tun? Elektrischen Strom von den Deflektorschilden in den Rumpf lenken?« C-3PO riss seine Hände hoch. »Warum hast du das nicht eher gesagt?«

Der kleine blau-weiße Astromech zirpte und zwitscherte protestierend.

»Unsinn«, machte C-3PO weiter. »Du versuchst nur, mir Angst einzujagen. Du bist nie zufrieden, bis du mich zu absoluter Hektik getrieben hast.«

R2-D2 gab mehrere ernsthafte Pfiffe von sich.

C-3PO stellte sich mit gespreizten Beinen und den Händen in den Hüften vor ihm auf. »Fang nicht noch einmal davon an. Wie es auch endet, stelle dich deiner Abschaltung tapfer. Du weißt, dass ich das getan habe, seit dieser Krieg begann. Tatsächlich habe ich es schon lange getan, bevor ich das Unglück hatte, dir zu begegnen. Und nun tu, was du vorgeschlagen hast, und schick eine elektrische Ladung durch den Rumpf.«

Er schlurfte zurück zur Cockpittür und stellte sich so auf, dass er durch die Sichtluke schauen, aber auch einen Fotorezeptor auf R2 richten konnte. Einen Augenblick später begann sich R2-D2s Schnittstellen-Arm zu drehen − erst in eine Richtung, dann in die andere und ein elektrisches Knistern war auf dem Rumpf des Falken zu sehen. Der Sensor oben an C-3POs Brust nahm Gerüche nach Ozon und verbranntem Holz wahr.

»Es funktioniert, R2!«, rief er. »Die Dornenhecke zieht sich zurück! Dank sei dem Schöpfer! Wir sind frei

R2-D2 trillerte eine Frage.

»Ja, selbstverständlich solltest du die Landerampe senken!«, sagte C-3PO, als er darauf zueilte. »Je schneller wir das Schiff verlassen, desto besser!«

Er kam rutschend durch eine Linkskurve, dann betrat er die schräge Rampe, als deren Ende gerade auf die Pflastersteine des Platzes schlug.

»Freiheit, R2 − aaghh!«, Ohne genau zu wissen, warum, gab R2-D2 ein erschrockenes Quietschen von sich. Er hätte vielleicht noch lauter gequietscht, wenn er erkannt hätte, dass ein tätowierter und vernarbter Yuuzhan-Vong-Krieger die Rampe hinaufrannte. Zu erschrocken, um sich auch nur zu bewegen, sagte C-3PO, ohne nachzudenken: »Sie sind hier nicht erwünscht!«

Der Krieger knurrte nur verächtlich und setzte den Angriff fort. Er war auf halbem Weg nach oben, als ein Blaster losging, ein roter Strahl sich seinen Weg durch die Vorderseite seines Halses brannte und ihn mit dem Gesicht nach unten auf die Rampe stürzen ließ, keinen Meter von der Stelle, wo C-3PO stand.

Am Fuß der Rampe stand Captain Solo, seine alte Waffe in der Hand. C-3PO sah, wie sein Herr die Augen aufriss, etwas links von sich anstarrte und darauf zu schießen begann, noch während Harrar, Prinzessin Leia, Cakhmaim und Meewalh die Rampe hinaufeilten.

»3PO, halte dich bereit, die Rampe zu schließen!«, rief Captain Solo. Er gab noch mehrere Blasterschüsse ab, dann duckte er sich vor einem geworfenen Amphistab und warf sich die Rampe hoch. »Schließe sie!«

»Aber Sir …«

»Leia, ins Cockpit! Starte das Schiff!«

Captain Solo war immer noch auf dem Weg die Rampe hinauf, als ein plötzliches Wachstum der Zweige die Stelle zwischen dem Steuerbord-Andockarm und der Rampe blockierte und verhinderte, dass sie sich vollkommen schloss. In die Lucke wuchsen lange, dicke Dornen.

»Sie sind tödlich!«, rief Harrar.

Während der Priester, die beiden Noghri und die Menschen sich zurückzogen, um den länger werdenden Dornen zu entgehen, brach ein Hagel von Knallkäfern gegen die Unterseite des Falken. In dem engen Raum der Rampe aktivierte Prinzessin Leia das Lichtschwert und fing an, auf die länger werdenden Zweige einzuhacken.

»Es hat keinen Zweck! Sie wachsen schneller wieder, als ich sie abschneiden kann!« Sie deaktivierte das Lichtschwert und eilte an C-3PO vorbei auf das Cockpit zu.

»R2«, sagte C-3PO, »schick noch eine Ladung in den Rumpf!«

Ein zweiter knisternder Ruck durchzuckte das Schiff. Die Heckenzweige zogen sich zurück, aber statt dass sich die Rampe schloss, klappte sie wieder nach unten. Zwei weitere Krieger sprangen herein und wurden von Calchmaims Blaster erledigt, dessen rechter Arm dabei nur knapp einem halbmeterlangen Dorn entging. Als die Rampe sich zu schließen begann, war die Hecke längst zurückgekehrt und verhinderte erneut, dass sie sich vollkommen schloss.

C-3PO hörte, wie der Repulsorlift des Falken zündete, aber der Frachter erhob sich nicht weiter als zwei Meter, dann begannen die Motoren zu protestieren.

»Han, ich kann ihn nicht anheben!«, rief Leia.

Ein weiterer elektrischer Schlag zuckte durch den Rumpf. Wieder zogen sich die Ranken zurück, und wieder wurde die Rampe auf den Boden gesenkt.

»R2, nein!«, schrie C-3PO.

Jetzt waren die Krieger nicht mehr aufzuhalten − und auch nicht die Dornen, die so schnell wieder wuchsen, dass die Rampe sich überhaupt nicht mehr bewegte. Cakhmaim und Meewalh taten, was sie konnten, um die Eindringlinge abzuhalten, aber nachdem sie die ersten sechs erschossen hatten, wurden sie überwältigt, entwaffnet und aufs Deck gestreckt. Han erschoss ein paar mehr, als sie in den Ringflur kamen, aber es drangen immer mehr ein und trieben ihn und Leia auf die vordere Kabine zu. Einige Krieger hatten den Weitblick, durch den Falken zu rennen und die Hauptkabine von der Backbordseite zu betreten.

Gegen den Dejarik-Tisch gedrückt, den Blaster in einer Hand und mit der anderen Leias Schulter umfassend, wich Han Schlägen von Amphistäben und dem Zustoßen von Coufees aus, aber er wollte sich nicht ergeben, bis einer der Krieger schließlich seine Schlangenwaffe an Leias Kehle drückte. Han verzog das Gesicht und senkte den Blasterarm an die Seite in einer Geste der Niederlage.

»Also gut, ihr habt uns«, sagte er zu den Kriegern. »Ich bin sicher, dass wir etwas ausarbeiten können …«

Es war unwahrscheinlich, dass einer von ihnen Basic verstand, aber sie verstanden, was Han meinte, als er den Blaster auf den Tisch legte und Leia das Gleiche mit dem deaktivierten Lichtschwert tat.

Augenblicke später schob sich eine vieltentaklige Yuuzhan Vong mit einer achtfingrigen Hand zwischen den Kriegern hindurch in die vordere Kabine. Als er sie sah, gab R2-D2 ein jämmerliches Pfeifen von sich.

C-3PO nickte. »Du hast recht, R2 − eine Gestalterin!« Die Gestalterin sah Han und Leia an, dann wandte sie sich einem ihrer Krieger zu. C-3PO verstand, was sie sagte: »Schafft ihre Waffen und sie von dem Schiff.«

Cakhmaim, Meewalh, R2-D2, C-3PO, Leia und Han wurden hintereinander aus dem Falken gebracht. Harrar wartete bereits vor dem Schiff. Als man sie auf den Eingang der Yorikkorallenkuppel zu führte, erschienen dort zwei männliche Yuuzhan Vong, beide hervorragend gekleidet, und der Kleinere von beiden trug einen Turban.

»Hochpräfekt Drathul und der Hohe Priester Jakan!«, flüsterte Harrar Han und Leia zu.

Die Gestalterin wedelte auf eine Weise mit der Hand, die Schweiß oder eine andere Körperflüssigkeit auf die Dornenhecke sprühte, die sofort neue Äste gewann.

Innerhalb von Minuten war der Falke vollkommen eingeschlossen.

»Man sagt mir, dass dieses besondere Schiff der Grund für viel Unruhe war«, sagte die Gestalterin zu Drathul und Jakan. Sie zeigte auf die sieben Gefangenen. »Würdige Gefangene. Darunter sogar eine Jeedai

Jakans Augen wurden vor Entzücken groß, als sie auf Harrar fielen. »Wir dachten alle, Sie wären am Äußeren Rand!« Er legte die dünnen Hände auf die Schultern des Priesters. »Jetzt sind Sie wieder zu Hause, mein Freund! Tatsächlich werden Sie die Ehre haben, das Opfer zu vollziehen, das wir dem Welthirn darbringen wollen!«

Harrar starrte Jakan an, aber er erwiderte das erleichterte Lächeln des Hohen Priesters nicht. »Sie erfassen die Wahrheit nicht, Hoher Priester!«, sagte er auf Yuuzhan Vong. »Ich bin gekommen, um das Hirn zu neutralisieren!«

 

Nahe der Außensystemwelt von Muscave tobte der Kampf immer noch. Hunderte von Korallenskippern und Jägern und Dutzende von Kriegsschiffen waren einem Kampf geopfert worden, der schließlich nichts anderes mehr war als eine schamlose Schlägerei. Der Raum war ein sich ständig veränderndes Gewebe von Licht und Feuer.

Kriegsmeister Nas Choka hätte nicht erfreuter sein können.

Er stand vor dem transparenten Bereich seiner Kommandokammer wie eine Galionsfigur, seine verschränkten Arme ruhten auf seinem leicht vorspringenden Bauch, und sein leicht bärtiger Kiefer war trotzig erhoben.

»Die feindlichen Kommandanten schlagen weiterhin zu, aber nicht, weil sie wirklich tapfer sind, sondern weil sie glauben, indem sie Ehre vortäuschen, könnten sie uns davon abhalten, nach Yuuzhan’tar zurückzukehren. Sie verlassen sich auf die Tatsache, dass wir nie die Ersten waren, die sich einem solchen Kampf entzogen.« Er wandte sich leicht seinem Haupttaktiker zu. »Wir werden ihre Fehler weiterhin unterstützen. Befehlen Sie unseren Höchsten Kommandanten, ihre Schiffe zurückfallen zu lassen. Lassen Sie die Allianz-Admiräle glauben, dass sie uns in die Flucht geschlagen haben.«

Die Kommandokammer musste einen Ausbruch von Turbolaserfeuer einstecken, der den Schwerkraftanomalien entging und Yorikkorallen aus der Steuerbordgruppe riss. Dicke Flüssigkeit ergoss sich aus einem bereits beschädigten Bereich des Schotts, und Streifen von leuchtenden Flechten starben, was die Dunkelheit verstärkte.

»Wie viel mehr kann Yammka ertragen?«, fragte Nas Choka die Gestalterin des Schiffs.

»Sechs unserer wichtigsten Dovin Basale sind tot«, beeilte sich die Gestalterin zu sagen. »Und viele unserer Plasmawerfer wurden zerstört. Vielleicht, Kriegsmeister, sollten Sie die Yammka aus der Vorhut zurückziehen …«

»Nein, ich will, dass der Feind weiterhin die Aufmerksamkeit auf uns richtet. Wir müssen ein Ziel bilden.«

»Wir könnten zerstört werden, Kriegsmeister«, warf der Taktiker vorsichtig ein.

Nas Choka nickte. »Ein Risiko, das wir eingehen. Für heute dienen wir unserer Spezies wie noch kein Yuuzhan Vong zuvor. Wir beweisen unseren Wert den Göttern, die uns geschaffen haben. Wenn wir dabei umkommen, werden wir das tun, indem wir eine transzendente Verpflichtung erfüllen.«

Die Siegel der Kommandokammer öffneten sich, und der Höchste Kommandant des Schiffes kam herein und riss die Fäuste im Gruß zu den Schultern. »Kriegsmeister, wir haben Nachricht von unseren Spähern: Die Ralroost und vierzig andere Kriegsschiffe sind gerade aus dem Dunkelraum zurückgekehrt.«

Nas Choka beugte sich vor, seinen Blick auf eine nicht wahrnehmbare feindliche Flotte gerichtet. »Das passt zu Traest Kre’fey.« Er gab ein leises Grunzen von sich. »All das ist, wie es sein sollte. Die Götter behalten uns im Auge.«

Der Höchste Kommandant verbeugte sich. »Kriegsmeister, es gibt keinen Kommandanten, der nicht gerne sein Schiff für Ihres geben würde − oder an Ihrer Stelle sterben.«

Nas Choka zeigte keine Gefühle. »Kehren Sie zu Ihren Pflichten zurück, Höchster Kommandant.«

Der Krieger erhob sich und salutierte abermals. Als er gegangen war, trat der Taktiker an Nas Chokas linke Seite.

»Sie können der unverbrüchlichen Treue Ihrer Krieger sicher sein, Fürchterlicher. Sie würden jedem Befehl von Ihnen folgen, selbst den Befehlen, die sich ihrem Glauben entgegensetzen.«

Nas Chokas Blick blieb auf die Schlacht gerichtet. »Erzählen Sie mir von Yuuzhan’tar, Taktiker.«

»Feindliche Flieger sind durch unsere Dovin-Basal-Schilde gebrochen, und Kriegsparteien befinden sich nun direkt auf der Oberfläche. Auch im heiligen Bezirk wird gekämpft. Einige Krieger sind den Ketzern zu Hilfe gekommen Zum Glück hat das Dhuryam Schritte unternommen, um die Dinge zu verwirren.«

»Wie das?«

»Mit Feuern, und indem es einige unserer Tiere losließ. Dennoch, das Gelände um die Zitadelle befindet sich in größerer Aufruhr.«

Nas Choka winkte unbesorgt ab. »Die Gebäude können neu geschaffen werden. Wo befindet sich Shimrra?«

»Der Höchste Oberlord ist in seiner Kapsel.«

»Dann ist auch das so, wie es sein sollte.«

»Er wünscht, Ihnen soll übermittelt werden, Kriegsmeister, dass Sie Ihrem Elite-Rang Ehre machen. Der Höchste Oberlord erklärt, dass Ihr Name als Inspiration anderer weiterleben wird.«

»Das bedeutet wenig, solange wir auf Zonama Sekot keinen Erfolg haben.«

Der Taktiker nickte. »Hapanische Kriegsschiffe bilden immer noch eine Blockade und verhindern, dass unsere Schiffe das vergiftete Schiff zur Oberfläche führen.«

Nas Choka runzelte die Stirn. »Ich nahm an, dass die Hapaner ihren Groll gegen uns bei Obroa-skai abgelegt haben. Aber das zählt nicht. Es liegt im Wesen ihrer Rache, dass sie weitermachen, bis eine Partei ausgelöscht wird.«

Er warf dem Taktiker einen Seitenblick zu. »Lenken Sie die Schiffe der Domänen Tivvik, Tsun, Karsh und Vorrik nach Zonama Sekot um. Warnen Sie die Kommandanten, ihre Absichten nicht zu offensichtlich zu machen − selbst wenn das bedeutet, dass sie zusätzliche Zeit veranschlagen, um den lebenden Planeten zu erreichen. Wir werden die Hapaner leiden lassen wie bei Fondor. Dann wird unser Stachel sein Ziel finden, und mit den Göttern im Rücken werden wir Rache und Krieg aus dieser Galaxis vertreiben.«

 

Mara hörte Tahiri rufen, dass sie Nom Anor gefunden hatte. Eingekeilt in dem wilden Gewirr von Ketzern und Kriegern, musste sich Mara auf die zu Boden gestürzte Leiche eines Kriegers stellen, um den Exekutor zu sehen. Der Blick hatte nicht lange gedauert − nur lange genug, dass sie die Angst in seinem Auge erkannte, dann war er auch schon verschwunden und glitt durch die Menge. Unfähig, ihm zu folgen, tat Mara das Nächstbeste und sprang mithilfe der Macht an den Rand der kämpfenden Menge, dann zur Spitze einer Treppe, von wo aus sie erneut nach einem Zeichen von ihm Ausschau hielt.

Die Beschämten und Krieger blieben ihrem Wesen treu und rannten auf den Kampf zu, statt vor ihm zu fliehen, ganz gleich, wie sehr sie bluteten oder wer am Ende siegen würde. Aber es dauerte nicht lange, bis Mara eine einzelne Gestalt davonschleichen sah, die dann einen öffentlichen Platz entlangging, der auf drei Seiten von zerstörten Gebäuden umgeben war. Obwohl die relativ kleine Gestalt die Gewandhaut eines Beschämten trug, erkannte sie in ihr den ehemaligen Exekutor.

Mara nahm sich einen Augenblick Zeit, um Tahiri und Kenth in der Macht zu berühren. Dann machte sie einen Sprung zur Plattform eines Tempels, schaute von dort herunter, ließ sich zu Boden fallen und eilte hinter Nom Anor her, ihr Lichtschwert bereit, um mit allem zurechtzukommen, was sich ihr vielleicht in den Weg stellte. Sie eilte auf den Platz, blieb stehen, um die Ausgänge zu beobachten, und entdeckte ihr Wild wieder, wie es um die Ecke einer hohen Wand verschwand. Sie flog beinahe hinter ihm her, verfolgte ihn über die Geröllstapel und über den Schutt, vorbei an feuergeschwärzten Bäumen und über einen Zickzackpfad durch das, was einmal der Säulenpark gewesen war. Hunderte von HoloNetz- und Holodramaverlegern hatten hier ihre Betriebe unterhalten, zusammen mit den größeren Medienbüros. Während des Galaktischen Bürgerkriegs hatte es in diesem Bereich von »Wahrheitsoffizieren« nur so gewimmelt, die dafür gesorgt hatten, dass alles, was veröffentlicht wurde, zur Propaganda des Imperiums passte.

Mara war sicher, dass sie mit dem Bereich vertrauter war als Nom Anor. Aber in seiner Verkleidung als Prophet hatte er offenbar Coruscants Schluchten und Tiefen so gut kennen gelernt wie jeder Drogenhändler, denn er führte sie auf eine Jagd, die ebenso sehr in ein Labyrinth führte wie die Verfolgung eines Leitungskriechers. Je tiefer sie abstiegen, desto dunkler und feuchter wurde die Umgebung. Aber Mara war bereit, ihm auch bis zum Kern des Planeten zu folgen, wenn es das brauchte, um ihn gefangen zu nehmen.

Er führte sie weiter nach unten, in noch dunklere Bereiche, wo fauliges Wasser von gerissenen Decken tropfte und das einzige Licht seinen Weg durch Lücken in geborstenen Gebäuden und wilden grünen Bereichen fand, die sie nun überzogen.

Mara verringerte die Entfernung zwischen ihnen weiter und sah, wie er ein paar Ranken ergriff und sich über einen weiten Abgrund schwang. Er sicherte die Ranken auf seiner Seite der Schlucht und blieb stehen, um sie höhnisch anzugrinsen, überzeugt, nun in Sicherheit zu sein. Sie blieb kurz stehen − nur lange genug, um auf sein höhnisches Grinsen mit einem bösen Blick zu antworten dann eilte sie zu einer schmaleren Stelle des Abgrunds und sprang zur gegenüberliegenden Seite.

Inzwischen war Nom Anor in den Überresten eines Nachrichtengebäudes verschwunden. Sie konnte ihn vorwärtsstolpern hören, hörte, wie er über den Transparistahlschutt rannte. Auch dort waren hier und da Spuren von geflecktem Licht auf dem feuchten Boden zu sehen, und ein Stechen von Fäulnis und Verfall hing in der dicken Luft.

Sie erriet seine Absicht, als er ihr eine Falle stellte. Er erweckte den Anschein, als wäre er durch eine Lücke auf der anderen Seite gestürzt, die einen halben Kilometer in die Dunkelheit führte. Und sie trickste ihn erneut aus, als sie rechtzeitig stehen blieb, als er seine ungewöhnliche Stärke einsetzte, um einen Träger zu lockern, der eine Decke stützte.

Er begann durch einen Irrgarten von Räumen in ein Gebäude zu laufen, in dem die verbliebene Elektrizität ihm gestattete, die Tore hinter sich zu verschließen. Aber Mara gelang es, sie wieder zu öffnen, und wo sie das nicht konnte, fand sie andere Durchgänge und gab ihren Schwung keinen Moment auf.

Schwer atmend und schließlich immer öfter stolpernd, begann Nom Anor am Ende zu ermüden. Maras genaues Gehör sagte ihr genug − und mehr. Als sie eine letzte Tür auftrat, hörte sie das Sicherheitsklicken eines Handblasters und entdeckte Nom Anor hinter den aufgeschwemmten Überresten einer Twi’lek, die noch ihre Sicherheitsuniform trug.

Mara benutzte die Macht, um ihr Lichtschwert in die Hand zu rufen, noch während Nom Anor seinen ersten Strahl abschoss. Ihre Klinge lenkte einen nach dem anderen ab, bis er den Blaster schließlich leer geschossen hatte. Er war immerhin vernünftig genug, nicht auch noch die Waffe nach ihr zu werfen. Stattdessen begann er auf Händen und Füßen nach hinten zu kriechen, den Blick auf sie gerichtet, während sie ihn ruhig und kalt ansah.

Eine Wand brachte seinen Rückzug abrupt zu einem Ende.

Also kam er knurrend hoch, das Coufee in der Hand, und begann wild nach ihr zu schlagen, ohne auf ihr Lichtschwert zu achten.

Sie sprang rückwärts aus seiner Reichweite, dann deaktivierte sie die Klinge und ermutigte ihn zu einem Angriff. Ihre Hände bewegten sich so geschickt, dass sie für ihn verschwammen, als sie seine Messerstöße und seine hektischen Bewegungen abwehrte. Sie traf ihn an der Brust oder am Kinn, nie hart genug, um ihn zu betäuben, und schon gar nicht, um ihn wirklich aufzuhalten, aber sie trieb ihn mit jedem Schlag weiter zurück. Sie wich seinen immer verzweifelteren Vorstößen und Attacken aus, dann gestattete sie ihm, lange genug auf die Beine zu kommen, um sein Knie mit dem Zeh ihres rechten Stiefels zu treffen. Er warf sich auf sie, aber sie wich ihm aus und ließ ihn gegen die Wand fallen.

Sie tat ihm weiter weh, und dabei sagte sie sich: Das ist für Minor Zwei, wo sie ein Opfer der Sporen geworden war, die er freigesetzt hatte. Und das ist für den Ärger, den du auf Rhommamool gemacht hast.

Sie trat das Coufee aus seinem Griff und drückte ihre Finger in seine Luftröhre, dann verpasste sie ihm einen Kinnhaken. Das ist für die Gründung der Friedensbrigade, das ist für deinen Anteil daran, die Priesterin Elan mit Bo’tous auszuschicken, um die Jedi zu töten, das ist für deine Deals mit den Hutts und mit Viqi Shesh, und das für deine Sabotage der Flüchtlingssiedlungen auf Duro.

Dabei ließ sie bewusst Lücken in ihrer Verteidigung, verlockte ihn zuzuschlagen und drosch dann wieder gegen seinen kahlen Kopf, sein flachnasiges Gesicht, sein rechtes blaues Auge mit seiner katzenhaften Pupille. Das ist für die falschen Angebote, die du Han und Leia bei Bilbringi machtest, für dein verächtliches Auftreten vor dem Senat, für die Rolle, die du bei den Toden von Chewbacca und Anakin spieltest, für deinen Versuch, Jacen Tsavong Lah auszuliefern, für deine Sabotage auf Zonama Sekot. Ihre Schläge begannen, ernsthaften Schaden zu verursachen. Geschickt benutzte sie die Ellbogen und die Rücken ihrer geballten Fäuste, um seine vernarbten Lippen und seine Ohren zu attackieren, immer sein gefährliches linkes Auge beobachtend, von dem sie sicher war, dass er es sich als letzte Waffe aufhob. Sie drehte sich auf dem linken Bein, trat fest mit dem rechten zu und nahm ihm damit die Luft. Er sank auf die Knie und drückte seine rechte Hand an seine Brust.

Er hatte Schwierigkeiten, wieder hochzukommen, aber als es ihm gelang, schickte sie ihn mit einem Faustschlag erneut zu Boden. Entsetzen leuchtete in seinem rechten Auge auf. Er hatte zu lange Zeit unter denen verbracht, die das Leben zu schätzen wussten, und es nun selbst schätzen gelernt. Anders als jene, die auf den Straßen und Plätzen oben bis auf den Tod kämpften, wollte Nom Anor verzweifelt überleben. Mara konnte es an seinem elenden Anblick erkennen, sie konnte es von ihm in Wellen ausgehen spüren. Er wich vor ihr zurück, bis er mit dem Rücken erneut an der Wand war, dann sank er langsam auf die Knie.

Mara zündete das Lichtschwert und hielt es mit der Spitze niedrig und rechts von sich.

Nom Anor bückte sich in der Taille und drückte das Gesicht in einer untertänigen Geste auf den schlammigen Boden.

»Sie haben mich besiegt, Mara Jade Skywalker«, sagte er, ohne den Kopf zu heben. »Ich flehe Sie um Gnade an.« Als sie nicht sofort antwortete, riskierte er, das Gesicht zu heben, und als er sah, dass sie sich nicht vorwärtsbewegt hatte, fuhr er fort. »Was würden Sie erreichen, wenn Sie mich töteten? Ja, es wird Sie befriedigen, aber wird es dem Krieg ein Ende machen?«

»Im Augenblick begnüge ich mich mit Befriedigung«, sagte sie.

Er schluckte, dann fand er seine Stimme wieder. »Ich bin ein Täuscher und ein Mörder. Ich habe Ihnen und vielen anderen Kummer gebracht. Aber was waren Sie, als sie noch im Dienst des Imperators standen? Und Darth Vader? Sie waren eine Exekutorin und haben getan, wozu Sie ausgebildet waren. Wir dienen alle einem Herren, Mara Skywalker. Aber ich glaubte, dass Sie nun der Macht dienen.«

Als Mara nach vorn trat, wurden seine Bitten heftiger.

»Sie sind jetzt Mutter! Was, wenn Ihr Sohn Ihnen zusähe? Ist es das, was Sie ihm beibringen wollen − die Kunst, kaltblütig zu töten?«

Maras Nase bewegte sich. »Sie hätten mir beinahe die Chance genommen, ein Kind zu bekommen.«

»Das weiß ich«, sagte er und sah sie an. »Aber ich bin nicht Teil des Lebens, wie es Ihr Kind ist − Teil der Macht?« Er zeigte auf sich selbst. »Ich bin hilflos!«

Mara machte einen weiteren Schritt auf ihn zu und hob ihr Lichtschwert.

»Ich kann helfen!«, schrie er. »Ich habe mich verändert! Sie sahen, dass ich die Beschämten anführte! Genau, wie Sie es tun, will ich ein Ende des Krieges. Ich wäre Ihr Verbündeter geworden, wenn Vergere und Jacen zugestimmt hätten, mich von Coruscant in dem Korallenschiff wegzubringen, das ich zu diesem Zweck gezüchtet hatte. Sehen Sie, Mara Skywalker? Ich spreche von Coruscant. Ich weiß, dass dieser Planet Ihnen gehört. Er war immer Ihrer, und er wird es bleiben, auch wenn wir den Sieg erringen. Geben Sie mir eine letzte Chance. Lassen Sie es mich beweisen.«

Sie brachte die glühende Spitze des Lichtschwerts dicht an seinen Hals, dann deaktivierte sie es und befestigte den Griff am Gürtel.

Die Miene Nom Anors war nicht zu deuten. Er hatte eindeutig keine Gnade erwartet. Er erkannte, dass nicht seine Worte sie bewogen hatten innezuhalten. Irgendetwas anderes hatte ihre Entscheidung über sein Begreifen hinweg beeinflusst. Einen langen Augenblick starrte er sie verwirrt an.

»Ein Yuuzhan-Vong-Krieger wäre von meinen Handlungen angewidert«, sagte er schließlich. »Er hätte mich so einfach umgebracht, als wäre ich ein Droide. Und dennoch fanden Sie meine Feigheit nicht verächtlich. Sie haben mich am Leben gelassen.«

Mara kniff die Augen zusammen. »Ich glaube kein Wort von dem, was Sie gesagt haben, und ich wusste gleich, dass Sie ein Feigling sind. Sie haben sich zu vieler Verbrechen schuldig gemacht, um sie aufzulisten, aber ich werde nicht Ihre Scharfrichterin sein. Ihr Ende ist eine Angelegenheit, die von anderen entschieden wird.« Sie winkte ihm aufzustehen. »Wenn Sie dem Krieg wirklich ein Ende machen wollten, hätten Sie sich auf Zonama Sekot nicht einmischen dürfen.«

»Ich versuchte nur, dem Planeten sein Schicksal zu ersparen«, sagte Nom Anor. »Selbst wenn Shimrra ihn vernichten wollte. Er glaubt, dass der Planet von den Göttern den Jedi gegeben wurde, als Mittel der Prüfung. Er glaubt, über ein Gift zu verfügen, das Zonama Sekot umbringen wird.«

Kälte schlich sich Maras Wirbelsäule empor. »Welches Gift?«

Nom Anor zuckte die Schultern. »Etwas, das die Allianz zusammengekocht und auf einen Planeten namens Caluula losgelassen hat.«

Alpha Red, erkannte Mara erschrocken.

Sie packte Nom Anor bei den Schultern und shob ihn zu dem nächsten Ausgang des Gebäudes. »Sie werden mir jetzt zeigen, dass Sie diese Schonzeit verdienen.«

 

Shimrras Zuflucht − sein Bunker in der Krone der Festung − ahmte die Architektur der Zitadelle des Weltschiffs nach und bildete eine riesige ummauerte Kammer mit polierten Wänden und stattlichen Sälen. An der Ostseite führte eine Treppe in eine obere Ebene, wo, wie einige sagten, sich die Kontrollen befanden, um die Krone der Zitadelle in den Raum zu schießen, wie auch der Schacht des Welthirns abgeschossen werden konnte, um sicherzustellen, dass der Höchste Oberlord und das Dhuryam überlebten, ganz gleich, was dem Rest der Yuuzhan Vong und ihren Bioten zustieß.

Die Kapsel enthielt einen Thron, aber Shimrra hatte sich noch nicht darauf niedergelassen, seit er den Raum von einem Schacht her betreten hatte, der Dovin-Basal-Version eines Turbolifts. Der Höchste Oberlord war zu ruhelos, um sitzen zu bleiben, zu gebannt von den durch Villips übertragenen Bildern von Yuuzhan Vong, die von Flammen verschlungen wurden, von Beschämten, die auf den Straßen umherrannten, von Allianz-Truppen, die mit Kriegern kämpften, und von Kampfjägern, die durch den raucherfüllten Himmel schossen und die Zitadelle mit ihrem energisierten Licht stachen.

Shimrras Schlächter-Leibwächter waren bei ihm, ebenso wie Onimi, vielleicht der einzige Beschämte auf Yuuzhan’tar, der sich immer noch damit zufriedengab, zu Füßen der Elite zu ruhen. Eine Gestalterin leistete Dienste als Herrin der Villips, um dafür zu sorgen, dass dem Höchsten Oberlord kein Augenblick der Vernichtung entging, die er auf den Planeten herabbeschworen hatte.

»Wir sollten erfreut sein«, sagte Shimrra gerade, sehr zur Verwirrung seiner beschränkten Zuhörerschaft. Er zeigte auf Onimi, der beinahe besitzerisch nahe an seinem Thron kauerte. »Was, keine Reime heute? Keine Worte des Hohns und Spottes? Keine Kapriolen, während Yuuzhan’tar brennt?«

Onimi kam gelassen auf die Beine, um ein Gedicht von sich zu geben, obwohl diesmal sein charakteristisches Selbstamüsement fehlte und er Shimrra oder die anderen im Bunker nicht ansah, sondern die hohe Decke oder vielleicht den Himmel dahinter.

 

»Wer sollte ruhig bleiben, wenn die Feuer toben, die den Göttern selbst vielleicht ein Gräuel sind; und wer würde sich noch umhertreiben, wenn der Tod nahe ist, den selbst die Götter fürchten

 

Shimrra blieb einen Augenblick schweigend stehen, dann begann er zu nicken. »Ja, Onimi, du hast recht, sie zu warnen. Ist es nicht so, wie ich es geplant, wie ich es mir vorgestellt habe? Zonama Sekot wird sterben, seine lebenden Schiffe werden sterben, die Jedi werden all ihre Waffen verlieren, und die Götter werden besiegt sein − ich werde sie alle umgebracht haben. Yuuzhan’tar wird sich erholen. Und ich werde das Universum von allem Ungeziefer befreien.«

Die Gestalterin wartete, bis Shimrra zu Ende war, dann trat sie von ihrem Villip-Chor zurück. »Gefürchteter, der Hohe Priester Jakan berichtet, dass Saboteure beim Welthirn gefasst wurden. Offenbar befindet sich der Priester Harrar unter ihnen.«

»Harrar!«, sagte Onimi, dann fing er sich wieder und duckte sich.

Shimrra warf ihm einen Blick zu, dann wandte er sich der Gestalterin erneut zu. »Der ist selbst zu schlau für Nom Anor. Es ist kein Wunder, dass er überlebt hat. Aber auf der Seite der Feinde angeworben oder verpflichtet, frage ich mich?« Er fuhr zu Onimi herum. »Es wimmelt von Verrat in unserem Königreich, mein Vertrauter. Die Götter kündigen ihrer Schöpfung die Treue auf. Die Beschämten erheben sich gegen jene, die sie so lange ertragen haben. Und jetzt verrät unser geschätzter Harrar die Elite …«

»Immer vorausgesetzt, er hat dabei Ihren Segen, Schrecklicher«, sagte die Gestalterin, »dann werden die Gefangenen zum Opfer vorbereitet.«

»Kümmern Sie sich mit aller Eile darum«, sagte Shimrra. »Treffen Sie sie dort. Geben Sie den Göttern ihre letzte Unze Fleisch, bevor wir ihnen ein Ende machen.«

Gedämpfte Explosionen durchdrangen die Stille, als die Gestalterin ging. Der Bunker erzitterte, als das Luftbombardement der Jäger anhielt.

Ein verwundeter Krieger in Vonduun-Krabben-Rüstung betrat den Bunker und begann, auf den Thron zuzutaumeln. Er schaffte nicht einmal den halben Weg, dann brach er in die Knie, und schwarzes Blut floss aus seiner rechten Achselgrube.

»Herr«, begann er schwächlich. »Feindliche Krieger haben die Zitadelle umstellt und versuchen jetzt, einen Weg nach drinnen zu finden.«

Shimrra näherte sich dem Krieger, um sich seine Wunde näher anzusehen. »Diese Wunde wurde von keinem Blaster gerissen.«

»Drei Jedi, Lord. Am Westtor.«

Die Schlächter traten vor, aber Shimrra winkte sie zurück.

»Lasst die Jedi hereinkommen.« Er blickte zu Onimi. »Ablenkungsmanöver müssen nicht auf den Kriegsmeister beschränkt bleiben.«