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»Unsere Erlösung steht bevor!«, rief die Beschämte von dem Berg aus Yorikkorallentrümmern herunter, der im Augenblick ihre Kanzel darstellte. Ihre begeisterte Zuhörerschaft von etwa hundert Ketzern saß am Fuß des Hügels, entweder gleichgültig gegenüber der Gefahr, in die sie sich gebracht hatten, indem sie sich im Tageslicht versammelten, inmitten des Heiligen Viertels, oder schlicht alles vergessend.

»Yu’shaa hat uns gedrängt, nach Zeichen am Himmel Ausschau zu halten, und nun ist dieses Zeichen für alle sichtbar geworden!«

Sie breitete die dünnen Arme weit aus. »Seht euch um, seht, was geschieht, und betet darum, dass Shimrra sich diese Botschaft zu Herzen nimmt Man hat den Beschämten eine neue Heimat gewährt − und eine mächtigere als Shimrra. Wenn der Prophet wieder auftaucht, um uns zur Rettung zu führen, werden wir bereit sein!«

In der Sänfte, die Shimrra für ihn zur Zitadelle geschickt hatte, senkte Nom Anor den Kopf reflexartig, dann nahm er seine aufrechte Haltung wieder an. Er befand sich zwar in Hörweite der Versammlung, war aber weit genug von ihr entfernt, um sich keine Gedanken wegen einer Identifikation machen zu müssen, sollte Kunra oder ein anderer der Ketzeranführer in der Nähe sein. Außerdem war es nur eine Angelegenheit von Minuten, bevor Krieger eintrafen, um die Menge zu zerstreuen.

Trotz der Tatsache, dass Zonama Sekot zwischen dem sechsten und siebten Planeten des Systems aus dem Hyperraum gesprungen war, wurde Coruscant noch weiterhin von Erdbeben erschüttert, und der lebende Planet blieb sichtbar als erster und hellster Himmelskörper, der sich am veränderten Nachthimmel erhob.

Da einer von Coruscants Monden aus seiner Bahn gezogen und die Regenbogenbrücke eingestürzt war, nahmen Shimrras Gestalter bereits an, der himmlische Eindringling sei zurückgekehrt, um Coruscant von seiner Sonne wegzuziehen und rückgängig zu machen, was Dovin Basale getan hatten, um die Oberflächentemperatur des Planeten zu erhöhen.

Es war, als hätte Zonama Sekot erklärt: Seht, was ich tun kann, und fürchtet meine Rückkehr!

Begierig, den neu eingetroffenen Feind anzugreifen, waren Kriegsmeister Nas Chokas Armada und andere Kampfgruppen nach Coruscant zurückgekehrt, wurden aber von Shimrra selbst an die Leine gelegt.

Coruscant, dachte Nom Anor bedauernd.

Er war nie recht vertraut damit geworden, es Yuuzhan’tar zu nennen − selbstverständlich mit Ausnahme der notwendigen Situationen. Shimrras Gestalter hatten vielleicht eine blättrige Ooglith-Maske für den Planeten geschaffen, aber wenn man die Oberfläche ankratzte, fand man Ferrobeton, Transparistahl, Kelesh und Meleenium − die Grundlagen und Skelette einstmals robuster Gebäude und die Leichen von Tausenden von Droiden, und das jetzt mehr denn je, nachdem die Reste der Gebäude wie Knochen durch Fleisch bei einem komplizierten Bruch durch die Vegetation schauten und mit jedem Beben deutlicher wurden.

Coruscant war kein lebender Planet wie Zonama Sekot, sondern eher eine Art ungläubiges Weltschiff, umgeben von Schichten von Technologie, die − egal, was jemand sagte − ihren eigenen Geist entwickelte. Und tief drunten, noch tiefer gelegen als die von den Ketzern beanspruchten Reiche, funktionierten Maschinensysteme immer noch. Wenn man nachts genau hinhörte, konnte man vernehmen, wie sie sich bewegten und summten und surrten wie elektronische Geister … Selbst wenn das, was nach seiner Meinung Jacen Solo dem Welthirn angetan hatte, keine Rolle spielte, konnte Coruscant nie wirklich den Yuuzhan Vong gehören.

Viele Arbeiter begriffen das nun. Nom Anor las es in den Augen derjenigen, an denen er auf seiner Reise von seiner Residenz vorbeikam. Verzweifeltes Volk zog eingeschlossene Krippenmitglieder unter den Trümmern hervor, suchte nach Andenken und Wertvollem, bot Blutopfer in den Tempeln an, brachte die Toten zu den May Luur. Shimrras Zitadelle und der riesige Halbkreis von Korallen, der das Welthirn schützte, hatten überlebt, aber viele zweitrangige Gebäude und Hunderte von Minshals, Damuteks und Grashals waren eingestürzt. Wälder waren dem Erdboden gleichgemacht, und intensive Gewitterstürme hatten zahllose Feuer geschaffen. In abgelegeneren Teilen des Planeten wälzte sich Lava von einstmals gezähmten Bergen.

Sgauru und Tu-Scart waren auf den heiligen Bezirk losgelassen worden, um Gebäude am Rand des Zusammenbruchs vollkommen zu zerstören. Ngdins wanden sich umher und saugten das Blut auf. Alles, was immer noch stand, war mit Blumen und Farnkräutern geschmückt, in einer Anstrengung, weitere Zerstörung durch den Niedrigsten und Gefürchtetsten des Pantheons der Götter zu verhindern.

Die meisten Yuuzhan Vong hatten kaum eine Vorstellung von dem, was geschehen war − selbstverständlich mit Ausnahme der Ketzer, die ihre eigenen Ideen hatten, von denen die meisten von Nom Anor selbst stammten.

»Ins Leben gebracht von Yun-Shuno in Auflehnung gegen die anderen Götter«, sagte die abgerissene Beschämte. »Dieser lebende Planet ist ein Zeichen, dass die alte Ordnung aufgelöst wurde. Und ebenso wie Yun-Shuno stehen wir trotzig vor Shimrra und der Elite und verlangen Gleichheit, Freiheit und Rettung!

Es ist nicht unser Ziel, die Elite in einen Kampf zu verstricken. Aber wir sind darauf vorbereitet zu revoltieren, wenn sie auch weiterhin Shimrra nicht zwingen, den langen Krieg zu beenden. Die Götter haben eindeutig die Seiten gewechselt und stehen Schulter an Schulter mit den Jeedai und den diversen Spezies dieser Galaxis. Dieser Galaxis, in die wir auf Shimrras Befehl eindrangen, dieser versprochenen Galaxis, die er uns reinigen und läutern ließ. In Wahrheit wird sich diese Galaxis als May Luur für die Yuuzhan Vong erweisen, es sei denn, wir nehmen die Wahrheit an!«

Nom Anor war genügend professioneller Täuscher, um einen gewissen Respekt für das zu haben, was die Ketzer bei der Elite versuchten, indem sie auf die Ängste vor Zonama Sekot anspielten. Die geheimen Anhänger Quoreals gaben noch weiteren Brennstoff hinzu, indem sie Informationen über Shimrra preisgaben, wie er an die Macht gekommen war.

Dennoch musste sich Nom Anor fragen, was die Ketzer für den Fall erwarteten, dass die Elite sich mit ihnen zusammentat. Vielleicht glaubten sie wirklich, dass Shimrra überredet werden könnte, der Galaktischen Allianz ein Friedensangebot zu unterbreiten, und dass die Allianz den Yuuzhan Vong gestatten würde, Coruscant selbst zu behalten, da der Planet zumindest nicht mehr zu retten zu sein schien. Aber die Ketzer waren keine Dummköpfe. Ihnen war sicher klar, dass die Kriegerkaste das nie zulassen würde. Nas Chokas Kräfte würden bis zum letzten Kriegsschiff und zum letzten Krieger kämpfen.

Aber, vielleicht zählten die Ketzer auch darauf, und sei es nur, um die Chance zu erhöhen, dass andere Kasten in Ruhe gelassen wurden. Aber wovor? Angehörige der Elite oder Beschämte, jene Yuuzhan Vong, die den Krieg überlebten, würden in die wenigen Weltschiffe gepackt werden, die noch existierten, und zu der Leere zurückkehren, aus der sie gekommen waren, verurteilt, im tiefen Raum zu sterben statt auf dem lebenden Planeten, den sie als die Provinz ihres nicht existierenden Yun-Shuno betrachteten.

Es war lächerlich.

Die einzige wirkliche Hoffnung bestand darin, dass Shimrra Nas Choka auf die Allianz und Zonama Sekot losließ und die Feinde und der lebende Planet besiegt würden. Dann würden die Ketzer erneut gezwungen, ihr Los als Beschämte anzunehmen, aber zumindest würden sie am Leben bleiben.

Plötzlich rannten mehrere Dutzend Krieger auf die Szene. Sofort gingen sie gegen die Versammlung von Ketzern vor, warfen Knallkäfer und schlugen mit Amphistäben zu, schickten ein paar glückliche Wenige zurück in die Risse, aus denen sie gekommen waren, und verursachten unzählige Blutflecke auf den Pflastersteinen.

Von nicht weniger als vier Amphistäben getroffen, wurde die weibliche Rednerin zur Basis des Geröllhaufens gezogen, wo sie schließlich als zuckender Haufen zusammenbrach.

Alle waren jetzt willig, Märtyrer zu werden, dachte Nom Anor, als er seinen Sänftenträgern signalisierte, sich zu beeilen. Man hatte in der Präfektur gehört, dass ein paar Banden von Ketzern zögernd erste Bündnisse mit Widerstandskämpfern geschlossen hatten. Es war die Pflicht der Verwalterkaste, diese Aufstände niederzuschlagen und die Bevölkerung zur Ruhe zu bringen, aber da die Ketzer immer tapferer wurden und öffentliche Plätze zu Versammlungsorten machten, wurde das beinahe unmöglich.

Ebenso wie Nom Anors persönliche Aufgaben.

Kunra erwartete, dass der Prophet zurückkehrte und die Ketzer bei ihrer offenen Revolte anführte, und Drathul erwartete, dass er sich mit den Anhängern Quoreals zur Demaskierung Shimrras zusammentat. Der Hochpräfekt machte Andeutungen, dass sie bereit waren, einen neuen Höchsten Oberlord einzusetzen − selbstverständlich immer vorausgesetzt, dass Shimrra die Handvoll Kandidaten nicht wieder umgebracht hatte. Das hätte Nom Anor zumindest getan. Denn ohne einen würdigen Ersatz − einen, der sofort die Gunst der Gaffer finden würde − würden die Hohen Priester Shimrra nur zögernd entthronen, ganz gleich, wie viele seiner Lügen ans Licht gebracht würden.

Für Nom Anor zählte eigentlich nur noch, wieso man ihn zur Zitadelle gerufen hatte.

Als die Sänftenträger bei seiner Residenz eingetroffen waren, war er sicher, dass Shimrra seinen Tod befohlen hatte, denn schließlich war er es, der dafür sorgen sollte, dass Zonama Sekot in den Unbekannten Regionen blieb. Er hatte kurz überlegt, in den Untergrund zu fliehen und dort wieder die abgetragenen Gewänder des Propheten anzuziehen. Aber je mehr er über die Sache nachdachte, desto sicherer wurde er, dass seine Sicherheit gewährleistet war. Shimrra hatte nie geglaubt, dass der lebende Planet irgendwann zurückkehren wurde; sein plötzliches Auftauchen war nichts weiter als schlechte Zeiteinteilung.

Und was wichtiger war: Während Shimrra vielleicht nicht erfreut war, befand er sich auch nicht in der Position, um zu verkünden, dass er von Zonama Sekot gewusst hatte, nicht ohne einen Aufstand der Elite zu riskieren. Shimrras beste Annäherung bestand darin, sich verleugnen zu lassen und keine Anfangskontakte mit dem lebenden Planeten vor zig Jahren zuzugeben. Wenn das nicht funktionierte, konnte er immer noch behaupten, von den Priestern, die er seitdem ermordet hatte, auf eine falsche Fährte gelockt worden zu sein. Aber auf keinen Fall konnte er zugeben, mit Kommandant Ekh’m Val gesprochen oder Val wegen seines Wissens um Zonama Sekot umgebracht zu haben.

Die Lösung wäre einfacher gewesen, wenn Nom Anor als Einziger von Val wüsste. Aber tatsächlich hatten auch Hochpräfekt Drathul und vielleicht auch Dutzende von anderen etwas über die Mission des verstorbenen Kommandanten erfahren. Und wenn Nom Anor sich irrte, falls er sich doch auf dem Weg zum Tod befand … nun, dann gab es immer noch Wege, in der Zitadelle zu entkommen.

 

»Ich habe den Sänftenträgern befohlen, sich zu beeilen, Schrecklicher«, sagte Nom Anor, der flach auf dem Boden lag, »damit ich Euch umso schneller dienen kann.«

Nom Anor spürte die Kraft von Shimrras verstärktem Augenlicht, als der Höchste Oberlord vom Thron seiner privaten Kammer in der Krone der Zitadelle herabschaute.

»Dann sehen wir einmal, wie schnell Sie sein können, Präfekt, indem Sie mir sagen, warum ich nach Ihnen geschickt habe.«

»Weil ich wieder versagt habe, Herr. Was Ebaq Neun angeht, wurde ich betrogen, und bei Zonama Sekot tat ich offenbar weniger, als ich hätte tun sollen. Der lebende Planet ist hier, und nun wird Yuuzhan’tar selbst bedroht. Der Tod ist das Mindeste, was ich verdient habe.«

»Das mag sein«, sagte Shimrra. »Aber nicht wegen der Ankunft von Zonama Sekot. Was das angeht, haben die Götter mich betrogen.«

Da er sich auf den Boden geworfen hatte, war Nom Anors verblüffte Reaktion vor allen Blicken verborgen, obwohl er aus den Augenwinkeln Onimi sehen konnte, der niederkniete, um sein Gesicht zu betrachten.

»Die Götter, Herr?«

Shimrra gab ein kurzes Lachen von sich. »Sie sind unübertroffen, Präfekt. Selbst in der dunkelsten Stunde bleibt Ihr Skeptizismus bestehen. Sie lassen sich wirklich nur als Wahrheit anbieten, was Ihr eines Auge Ihnen zeigt.« Er hielt kurz inne, dann fügte er hinzu: »Sie sind wohl kaum der Feigling, für den viele Sie halten. Und vielleicht befindet sich sogar so etwas wie Weisheit in Ihnen − obwohl ich fürchte, dass Sie sich selbst einen schlechten Dienst erweisen. Erheben Sie sich und sehen Sie mich an.«

Nom Anor warf einen raschen Blick um sich, als er auf die Beine kam. Es gab hier keine Priester, Diener, Schlächter oder Kurtisanen.

Es gab nur sie drei.

»Ich bin sicher, Sie erinnern sich, dass ich Ihnen sagte, unser wahrer Krieg finde gegen die Götter statt.«

»Daran erinnere ich mich, Herr.«

»Und ich bin ebenso sicher, dass Sie meine Worte als die eines Verrückten abtaten.«

»Niemals …«

Shimrra bedeutete ihm zu schweigen. »Ich bitte Sie jetzt darum, alles zu bedenken, was in den letzten paar Klekkets geschehen ist. Als einer, dessen Anstrengungen wieder und wieder von den Jeedai zunichtegemacht wurden, fragen Sie sich, ob hier nicht die Hand eines Großmeisters am Werk ist − die Hand eines Gottes, wenn Sie so wollen.«

Nom Anor erkannte das rhetorische Wesen der Frage und schwieg.

»Sie und ich wissen nun genau, was Zonama Sekot ist. Die Wahrheit lässt sich nicht mehr abstreiten, ebenso wenig wie die Gefahr für alles, was ich versuchte, in dieser Galaxis zu bewirken. Sie sagten mir, Sie hätten den Planeten sabotiert, und ich bezweifle nicht, dass Sie es versucht haben. Und dennoch betrügt er uns erneut.«

Nom Anor wartete.

»Die Götter haben ihn bewusst verschont«, fuhr Shimrra fort. »Sie haben ihn für ihren Verrat benutzt und ihn in die Hände der Jeedai gegeben.« Er schüttelte verärgert das Zepter der Macht. »Das ist eine Tat des Krieges ihrerseits! Ihre Salve gegen jene, die sie in den Ruhestand schicken und an ihrer Stelle regieren wollten!«

Zum Glück erwartete Shimrra auch hier keine Antwort, denn Nom Anor war sprachlos.

»Also folgt, wenn wir Zonama Sekot ein für alle Mal zerstören, werden wir nicht nur die Jeedai besiegt haben, sondern auch die Götter selbst!« Shimrra wackelte wieder mit dem bedrohlich aussehenden Amphistab. »Und um das zu tun, müssen wir unsere eigene Salve abfeuern. Wenn ich den Göttern ihre Macht über uns schon nicht nehmen kann, kann ich zumindest versuchen, sie gegeneinander aufzuwiegeln!«

»Aber wie, Herr?«, fragte Nom Anor vollkommen verwirrt.

Shimrra starrte ihn an. »Ich gewähre Ihnen besondere Macht als mein Botschafter. Der Hochpräfekt Drathul wird dies von meinen eigenen Lippen vernehmen. Als mein Botschafter wird es Ihre Pflicht sein, die Priester in allen Tempeln zu informieren, dass sie keine Rituale für Yun-Yuuzhan und Yun-Yammka mehr durchführen und sich stattdessen der Verehrung von Yun-Harla zuwenden.«

»Aber es heißt, dass die Göttin der List schon diverse Male eine Rolle bei unseren Rückschlagen spielte«, sagte Nom Anor. »Im Hapes-Konsortium und bei Borleias − die Jeedai Jaina Solo hat sich sogar als sie ausgegeben und Tsavong Lah überlebt!«

»Umso besser«, erwiderte Shimrra ruhig. »Dann ist Yun-Harlas Kopf bereits benommen von ihrem Betrug.

Die anderen Götter sind eifersüchtig auf sie, und jetzt werde ich ihnen etwas geben, wirklich zornig zu werden. Wir werden genau das tun, was sie uns während der Reise durch die Leere angetan haben − wir werden sie gegeneinander aufhetzen. Und während sie damit beschäftigt sind, gegeneinander zu kämpfen, während ihre Aufmerksamkeit von uns abgelenkt ist, werden wir einen Schlag gegen Zonama Sekot führen und ihnen ein Ende bereiten!«

Nom Anor nickte und strengte sich gewaltig an, jede Unsicherheit aus der Geste zu halten. Onimi betrachtete Shimrra mit etwas, das erst wie Unglauben aussah, dann aber tatsächlich mehr wie schlechte Vorgefühle wirkte. Einen kurzen Augenblick traf Onimis Blick den von Nom Anor, und diese Idee eines schlechten Vorgefühls wurde weitergegeben. Wäre es nicht bereits schon vorher offensichtlich gewesen, war es jetzt vollkommen klar, dass Shimrra keine Beherrschung mehr kannte − dass er den Verstand verloren hatte. Die Ereignisse hatten sich verschworen, um einen Gläubigen aus einem zu machen, der so lange stolz darauf gewesen war, der Meister seines eigenen Schicksals zu sein.

Nom Anor hatte nie einen traurigeren Augenblick erlebt und wusste plötzlich, dass alles verloren war.

Kunra und Drathul versuchten bereits, auf ihn Einfluss zu nehmen, und nun hatte Shimrra seinen Einfluss vernichtend hinzugefügt. Er würde Shimrras lächerliche Anordnung ausführen, obwohl kaum ein Sinn dahintersteckte. Aber er traute dem Höchsten Oberlord nicht mehr zu, dass er noch eine letzte Überraschung für die Allianz hatte.

Nom Anors einzige Möglichkeit bestand darin, zu der Vernunft zurückzukehren, die er bei Zonama Sekot aufgegeben hatte. Er musste nur noch an sich denken. Das Überleben lag in seinen eigenen Händen. Er hatte einen Kreis vollzogen und war wieder an dem Platz, an dem er sich nach Ebaq Neun befunden hatte. Das hieß: Nom Anor gegen alle − gegen Shimrra, Drathul, Kunra, die Jedi, Zonama Sekot, das Universum.

Sein Kampf galt allen von ihnen und keinem.

Im Moment wollte er nichts weiter als einfach nur verschwinden.