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»Seht euch nur an − ihr duckt euch wie eine Herde von Yansacs!«, tobte der Höchste Oberlord von seinem stachelbestückten Thron in der Halle der Versammlung. »Am Vorabend des Krieges lasst ihr euch von einer Illusion verängstigen − einem Stück himmlischer Schikane!«
Noch während er sich zusammen mit dem Rest der Elite wand, musste Nom Anor Shimrra zugestehen, dass er seine Sache gut machte. Trotz der Erdbeben, die Yuuzhan’tar weiter erschütterten, und der gefährlichen Andeutungen, die drohten, sein göttliches Recht zur Herrschaft zu unterminieren, weigerte sich der Höchste Oberlord, sich einschüchtern zu lassen − wenn er auch nicht ganz unbeeindruckt war. Mit seinen ruckenden langen Armen und bebenden Beinen wirkte er wie eine Marionette bei einem Schattenspiel. Einige behaupteten auch, dass seine implantierten Augen selten stillhielten und sich konstant veränderten.
Shimrra erhob das Zepter der Macht zur gerippten Decke der Halle. »Einige von euch flüstern, dass das helle Licht, das bei Sonnenaufgang erscheint, ein Vorzeichen schlechter Tage ist − angeblich ein lebender Planet, der während der Herrschaft meines Vorgängers erschien, dessen Namen zu nennen ich mich nicht herablasse. Mir ist dieses Gerücht durchaus vertraut. Nachdem ich den Thron bestiegen habe, schickte ich Krieger aus, um diese Welt zu suchen − dieses Zonama Sekot und habe nur erfahren, dass man es nicht finden konnte. Also fragte ich mich: Ist es verschwunden? Wurde Zonama Sekot zerstört? Oder war es von vornherein nicht mehr als eine Lüge, die mein Vorgänger in einem Versuch aufbrachte, uns von der von den Göttern geschenkten und zu besetzenden Domäne abzuhalten?«
Während Shimrra einen Augenblick innehielt, trieb sich Onimi zwischen den Zuschauern herum und verlockte Angehörige der Elite, auf ihn zu reagieren. Sehr zum Missfallen von Hochpräfekt Drathul hatte Nom Anor Shimrras Befehle an die Priester der Tempel weitergegeben und sie genötigt, ihre Aufmerksamkeit eher Yun-Harla als Yun-Yuuzhan oder Yun-Yammka zu schenken. Als Ergebnis waren die königlichen Seherinnen außer sich vor schlechten Vorgefühlen − sie erwarteten Betrug und Manipulation der schlimmsten Art −, und die Elite fragte sich, ob Shimrras Taten zum Nutzen der Yuuzhan Vong oder allein Shimrras selbst geschahen.
»Ich werde die Wahrheit enthüllen«, sagte der Höchste Oberlord schließlich. »Das helle Licht stellt nicht nur einen Trick dar. Es ist tatsächlich dieselbe lebende Welt!«
Die Zuschauerschaft war noch verblüffter, besonders Drathul und seine Gruppe von Quoreal-Anhängern. Aber die Erklärung war für Nom Anor ebenso erstaunlich Dass Shimrra hier die Wahrheit sagte, war das Letzte, was er von ihm erwartet hatte.
»Wie können die Götter so etwas erlauben?, fragt ihr euch«, fuhr Shimrra in einem Tonfall theatralischer Melancholie fort. »Wie konnten sie das tun, nachdem wir ihnen so viele Opfer gebracht haben, nach allem, was wir getan haben, um diese Galaxis von Ungläubigen und Ketzern zu säubern − wie können die Götter sich gegen uns wenden? Wieder werde ich euch die Antwort geben: Dieser Planet des schlechten Omens wurde als letzte Prüfung unserer Würdigkeit vom Feind hierher versetzt − eine letzte Prüfung der Kraft des Yuuzhan-Vong-Herzens!«
Shimrra stieß seinen Amphistab in der Forderung nach Schweigen auf den Boden.
»Und was für eine hervorragende Prüfung sie uns gestellt haben! Eine schwache Person − ein Abweichler oder Skeptiker − kommt vielleicht zu dem Schluss, dass die Götter uns verlassen haben und es keine Möglichkeit zum Erfolg für uns gibt. Ich habe lange und intensiv darüber nachgedacht. Ich habe gebetet, und ich bin bis weit über Kontemplation und das Anflehen der Mütter in unsere Geschichte vorgestoßen. Und die Götter haben meine Suche belohnt.«
Wieder hielt Shimrra inne, während ein Erdbeben die Zitadelle zum Rumpeln brachte. Dann zeigte er mit dem Zepter auf Qelah Kwaad und ihre Adepten.
»Die Gestalter wissen, worauf ich mich beziehe, wenn ich vom Achten Kortex spreche. Aber für die Kommandanten und Verwalter − selbst für einige Priester − werde ich es erklären. Ein Kortex enthält die Protokolle für das Gestalten − die Protokolle, die ursprünglich unsere Ahnen bei der Schaffung von Dovin Basalen und Villips, Korallenskippern und Yammosks anleiteten. Es ist kein Ort, sondern ein geistiger Zustand. Und da wir uns nun wieder dem größten Kortex nähern − den Achten Kortex erreichen wir erneut über den Beginn der Yuuzhan Vong, den ursprünglichen Status unseres Seins. Was ich dort entdeckt habe, nachdem ich große Schmerzen erleiden und viel Blut lassen musste − so viel Blut, dass mein Körper vor Qual aufheulte, fand sich in Form einer schlichten Lektion, wie man sie unserem Nachwuchs in den Krippen beibringt. Die Lektion lautet folgendermaßen: Als das Universum − und letztendlich auch die Yuuzhan Vong − entstand, haben die Götter sich aller Unsicherheit entledigt, indem sie sich versicherten, dass die Qualitäten einer Schöpfung ständig die Qualitäten der anderen ausgleichen. Wo ein giftiger Baum Wurzeln schlägt, steht nebenan ein Baum, der das Gegengift bietet. Wo es Wüsten gibt, gibt es auch Wasseroasen. Und wo die Wasser gewaltig sind, entstehen Inseln aus Sand und Stein. Das ist die Art der Götter − bei jedem Schritt und Tritt das Gleichgewicht zu fordern. Ich behielt diesen Gedanken im Geist, als ich in den Tiefen des Achten Kortex eine Stimme hörte …«
»Die Regenbogenbrücke wird erscheinen und verschwinden«, rezitierte Onimi aus der Mitte der Halle. »Und die Götter werden es aussehen lassen, als seien sie die Autoren großer Spannung. Wenn dann die Sonnenfinsternis entsteht, wird das göttliche Vorzeichen von allen gesehen werden. Aber von einem anderen wird es vollkommen anders interpretiert, denn wenn ein gefährlicher Fremder am Portal erscheint, sollte man ganz in der Nähe nach dem Amphistab suchen, der den Fremden wieder auf den Weg schickt.«
»Eine Erleuchtung, sagte ich mir«, übernahm Shimrra nun wieder. »Und eindeutig von Yun-Harla. Also befahl ich den Tempeln, die Göttin um Hilfe zu bitten − ihr Opfer zu bringen und sie zu behandeln, als wäre sie der Höchste Oberherr des Universums. Und tatsächlich hat sie uns die Lösung für die Prüfung, die die Götter an unsere Tür gestellt haben, geliefert.«
Nom Anor musste sich wirklich anstrengen, um seine Züge nicht seinen inneren Zustand spiegeln zu lassen. Er war nicht die einzige Person in der Halle der Versammlung, die wusste, dass der Achte Kortex nichts weiter als Getue war − leer wie die Schwerkraftanomalie eines Dovin Basals. Was tat Shimrra hier also, dass er Erleuchtungen aus einem nicht existierenden Protokoll beschwor? Offensichtlich hatte er das Rätsel und seine Lösung bereits ausgeheckt, aber zu welchem Ende?
Erneut musste die Elite warten, während ein mächtigeres Erdbeben die Zitadelle erschütterte und Korallenstaub von der Gewölbedecke niederregnen ließ. »Die Lösung wurde gerade erst nach Yuuzhan’tar gebracht«, sagte Shimrra. »Und zwar in Form eines angegriffenen Raumschiffs und seiner Besatzung von kranken Schlächtern und einer sterbenden Gestalterin. Auf der abgelegenen und unbedeutenden Welt, die als Caluula bekannt ist, wurden dieses Schiff und seine Passagiere Beute eines heftigen chemischen Angriffs, den unser Feind durchführt, in der Hoffnung, alles, was Yuuzhan Vong ist, zu zerstören − von mir selbst bis zu den einfachsten Formen unserer Schöpfungen.
Dieser chemische Stoff hätte vielleicht tatsächlich genau dies geleistet, wäre nicht die Aufmerksamkeit der Gestalterin gewesen sowie die unkonventionellen Taten der mutigen Besatzung und die Wahrnehmungsfähigkeit eures Höchsten Oberlords, der befahl, dass man dem Schiff nicht erlaubte, sich auf Yuuzhan’tar niederzulassen oder Kontakt zu anderen Schiffen aufzunehmen.
Und nun werdet ihr Zeugen des kommenden kosmischen Gleichgewichts an der Arbeit! Tchurokk Yun’tchilat! Werdet Zeugen des Willens der Götter! Denn dieser Planet schlechter Vorzeichen, der unseren Nachthimmel beleuchtet, dieser lebende Planet, dem unsere Kräfte schon vor so vielen Jahren begegneten und der sich bisher am Rand der Galaxis bewegte, muss selbst auch von Yun-Yuuzhan hergestellt und uns zum Teil verbunden sein. Verbunden und daher verwundbar gegenüber der tödlichen Seuche, die unser Feind angefertigt und den die Götter sanktioniert haben!«
Wieder gestikulierte Shimrra mit dem Zepter der Macht. »Das verkrüppelte Schiff ist der Amphistab, den wir benutzen, um den Fremden von unserem Tor zu vertreiben! Das Schiff, das unsere Rettung sein wird, unsere Möglichkeit, die Prüfungen zu überschreiten, die die Götter uns stellten!«
Nom Anor begann sich wie ein Gnullith zu fühlen − einen Augenblick lang aufgeblasen von Shimrra, im nächsten wurde ihm die Luft wieder abgelassen. Ein Toxin, das Zonama Sekot vergiften konnte? Jeder, der mit Kommandant Zho Krazhmirs Mission zu dem lebenden Planeten vertraut war, würde wissen, dass Krazhmir versucht hatte, Zonama Sekot zu vergiften, und dabei versagte. Und wenn ein von Yuuzhan Vong geschaffenes Toxin versagte, wie konnte man erwarten, dass eines der Feinde Erfolg hatte? Und noch wichtiger: Wenn solch eine Biowaffe existierte, hatte Nom Anors ehemaliges Netzwerk von Spionen bei der Friedensbrigade oder jene, die immer noch auf Mon Calamari an Ort und Stelle waren, doch sicher davon erfahren!
Hatte Shimrra die Geschichte nur erfunden, um Krieger und Priester zu sammeln und dafür zu sorgen, dass die Yuuzhan Vong in einem Aufflackern von letztem Ruhm untergingen? Oder hatte Nom Anor den Höchsten Oberlord unterschätzt? War er sogar noch brillanter, als er zunächst schien, als er den Thron usurpierte?
»Zonama Sekot ist ein Todesstern«, sagte Shimrra. Er zielte mit seinem Amphistab auf Nas Choka und seinen Höchsten Kommandanten. »Fliegen Sie dorthin, Kriegsmeister − bringen Sie die mächtige Armada zu Zonama Sekot und machen Sie den Göttern die Entschlossenheit der Yuuzhan Vong klar.«
Was wünscht die Macht für die Yuuzhan Vong?
Diese Frage hallte noch lange in Jacens Geist wider, nachdem er zu der Mitte zurückgekehrt war, die seine Zuflucht auf Zonama Sekot darstellte.
Er zog sein Lichtschwert aus dem Tuchgürtel, aktivierte die grüne Klinge und fuchtelte damit in der kühlen Luft herum. Entnervt von dem summenden Geräusch, stiegen Vogel, die in den Boras der Umgebung nisteten, in den blauen Himmel auf.
Jacen hatte den rechten Fuß vorwärtsgestellt, das Gewicht auf die Fußballen verlagert und sprang dann in einen Angriff. An dem Hang des Hügels spreizte er die Füße weiter, dann stellte er sie versetzt auf. Er schwang das Schwert, ohne sich zu ducken oder zurückzuzucken, ohne zu schwanken, als nehme er eine ideale Stellung beim Vorwärtsgleiten in ununterbrochener Bewegung ein.
Er hielt den Griff auf mittlerer Hohe, leicht vor seinem Magen, die Spitze um dreißig Grad gedreht, und arbeitete mehrere Geschwindigkeits- und Dulon-Sequenzen durch. Dann senkte er die Spitze, als wollte er zu den Zehen eines Gegners zeigen, und schnitt diagonal nach oben. Er hob das Lichtschwert über den Kopf, den Griff auf Höhe der Augen eines imaginären Gegners − auf sehr kritischer Höhe für einen Yuuzhan Vong − und schnitt nach unten. Die Ellbogen zum Boden, hielt er dann das Lichtschwert aufrecht über seiner rechten Schulter und neben seinen Kopf und fegte durch eine Reihe von Jung-Angriffen und Jung-Ma-Abwehren. Schließlich hielt er das Lichtschwert niedrig auf der rechten Seite, die Klinge zum Boden gerichtet, und vollzog eine Aufwärtsdiagonale. Sich nach vorn hoch in die Luft an den Rand des Tümpels bewegend, warf er sich durch von der Macht assistierte Saltos, kam wieder auf die Beine, um die drehenden Seitenschritte und kurze, sich windende Bewegungen aus dem Handgelenk zu vollziehen, bis sein Atem schneller ging und Schweiß von seinem Gesicht tropfte.
Dann bemerkte er, dass etwas ihn beobachtete, und er deaktivierte die Klinge in plötzlicher Verlegenheit. Er seufzte und setzte sich. Er war ein recht anständiger Lichtschwertmeister und Akrobat, aber nicht annähernd so geschickt wie Luke, Kyp, Mara, Corran − oder Anakin.
Sein Herz war einfach nicht bei der Sache.
Als er den Griff seines Lichtschwertes anstarrte, begannen seine Gedanken drei Jahre zurückzukehren, zu dem Planeten Duro und der Vision, die ihn überkam, als wäre gar keine Zeit vergangen.
Einen Augenblick arbeitete er noch neben einer Gruppe von Ryn-Flüchtlingen, und im nächsten fiel er rückwärts in ein Vakuum. Er hörte, wie Luke etwas sagte, und drehte sich, um seinen Onkel in reinem Weiß zu sehen, halb abgewandt, wie er sein schimmerndes Lichtschwert diagonal hielt, die Hände auf Hüfthöhe, die Spitze hoch aufgerichtet.
Jacen schrie, dass Jaina verletzt war, aber Luke antwortete nicht. Lukes Aufmerksamkeit war auf einen Yuuzhan-Vong-Krieger in rostbrauner Rüstung gerichtet, der einen Amphistab quer über der Brust hielt und Lukes Stellung spiegelte. Auf der abgewandten Seite der langsam sich drehenden Scheibe war der Krieger nicht in der Macht sichtbar. Er war einfach eine Leere − eine Dunkelheit, die Tod versprach, so sicher wie Lukes Leuchten das Leben.
Die Scheibe löste sich zu einem Spiralarm der Galaxis auf.
In ihrer Mitte ließ sich Luke in eine Kampfhaltung fallen und hob das Lichtschwert zur rechten Schulter, die Spitze nach oben, während Yuuzhan-Vong-Krieger aus der Dunkelheit erschienen. Luke war standfest und hielt die Mitte, bildete ein Gegengewicht zu den Eindringlingen, bis schließlich ihre Zahl sich so erhöhte, dass das Gleichgewicht der Scheibe sich in ihre Richtung neigte.
Verzweifelt bemüht zu wissen, was er tun sollte, rief Jacen Luke etwas zu. Diesmal drehte sich Luke und warf sein Lichtschwert in einem lang gezogenen, summenden Bogen und ließ blassgrüne Punkte auf die galaktische Ebene sprühen. Zorn stieg in Jacen auf, noch während Angst und Wut seine Kraft stärkten. Er wollte den Feind zerstören. Er streckte seine Hand nach dem Lichtschwert aus und verfehlte es.
Dieses Verfehlen war alles, was es brauchte.
Ein dunkler, tödlicher Sturm sammelte sich um die Eindringlinge, und die galaktische Ebene kippte schneller auf sie zu.
Jacen fühlte sich selbst schrumpfen, bis er nichts weiter als ein winziger, unbedeutender Punkt in dieser dunklen Strömung war. Müde und entwaffnet von einem Augenblick des Zorns, zum Untergang verurteilt durch eine einzige Fehleinschätzung − und die Galaxis war es mit ihm.
Eine Stimme wie Lukes, aber tiefer, erschütterte die Sternenfelder und dröhnte: Jacen, bleib fest!
Der Horizont kippte noch tiefer, und Jacen sprang vorwärts, entschlossen, Luke zumindest sein kleines Gewicht zu leihen − es dem Licht zu geben nur, um noch einen Schritt ins Leere zu tun. Er fuchtelte mit den Armen, griff nach der Hand seines Onkels und verfehlte sie wieder und wieder.
Schließlich packte Luke Jacens Hand und hielt sie fest, bedrängte ihn, den Sturm auszusitzen. Der Abhang wurde unter ihren Füßen steiler. Sterne erstarben. Der Feind stolperte vorwärts, brachte Sterne zum Verlöschen, ganze Sternhaufen, entfernte Galaxien.
Und wieder dröhnte die Stimme: Bleib fest!, während die Yuuzhan Vong weiter angriffen.
Jacen kehrte zu sich selbst zurück − zum Hier und Jetzt.
Seit der damaligen Vision hatte er dem Feind auf zahllosen Planeten gegenübergestanden. Er hatte den verwundeten Kriegsmeister Tsavong Lah besiegt, Vergere hatte ihm die Macht entzogen und zurückgegeben, und er war von seinem Jedi-Meister Luke zum Ritter ernannt worden. Und dennoch fühlte er sich, als wäre er ein Schüler.
Die Jedi der Alten Republik hatten sich zu sehr auf Indoktrination und Ränge konzentriert. Wenn man ein Padawan war, war man weniger als ein Ritter, und wenn man ein Ritter war, war man weniger als ein Meister … Aber wer sollte jetzt sagen, da es keinen Jedi-Rat von weisen Meistern gab, dass selbst ein schlichter Padawan nicht über mehr Macht verfügen konnte als jemand von höherem Rang? Vielleicht war es etwas, das die Jedi direkt von der Macht vernehmen mussten?
Inzwischen waren die Ränge mehr wie Beförderungen auf dem Schlachtfeld − wie Jainas Beförderung zum Colonel. Selbst die Jedi-Ritterschaftszeremonie, sie bedeutete ihm nicht mehr als Jaina. Sie mussten ihre Wege einzeln analysieren, getrennt von diesen Dingen.
Aber wenn zwanzig Jahre des Lernens und die Zeit, die er mit Vergere in dem Saatschiff der Yuuzhan Vong und auf dem eroberten Coruscant verbracht hatte, die Prüfungen eines Padawan darstellten, welcher Entscheidung stand er dann jetzt gegenüber?
War es auch eine Prüfung?
Was wünscht die Macht für die Yuuzhan Vong?
Bleib fest, sagte die Stimme der Vision zu ihm. Hin und wieder erhielt er einen Ausblick darauf, dass seine Ausbildung sich ihrer Vollendung näherte und dass das vergangene Jahr seine wahre Prüfung darstellte − wahrscheinlich unähnlich allen anderen, denen ein Jedi-Ritter jemals gegenübergestanden hatte, aber das Gefühl hielt nie lange vor.
»Du übst, Jacen«, sagte eine Frauenstimme plötzlich.
Er wusste, wer ihn beobachtet hatte.
Sekots Gedankenprojektion von Vergere erhob sich aus der Mitte des Teiches.
»Stets«, sagte er.
»Um was zu erreichen?«
»Meisterschaft.«
Vergere nickte. »Jacen, um uns wirklich an die Vereinigende Macht anzuschließen, müssen wir unser Bedürfnis aufgeben, die Ereignisse zu kontrollieren. Wir müssen uns selbst von Worten und Denken lösen, denn auch Gedanken werden aus der physischen Welt geboren. Wir müssen uns von einer Analyse der Macht zurückhalten und einfach erlauben, dass die Macht uns führt. Unsere Beziehung zur Macht muss untrüglich sein, ohne die Notwendigkeit, uns durch Worte oder Vernunft unterstützen zu lassen. Wir müssen den Willen der Macht ausführen, als gäbe es keinen Widerspruch. Und wir müssen tun, was getan werden muss, ganz gleich, wer sich in unseren Weg stellt.«