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Der Millennium Falke zog durch eine Gruppe von großen, sich langsam dahinwälzenden Asteroiden, Dicht am Rande des Feldes schlüpfte der Frachter in den Schatten eines enormen zerklüfteten Felsens, passte die Geschwindigkeit an und blieb so verborgen.

Sobald der Falke von Caluula nach Mon Calamari zurückgekehrt war, hatten Han und Leia von Luke und Mara gehört. Das HoloNetz war immer noch unterbrochen, und Luke und Mara sendeten von der Jadeschatten. Entsprechend knapp und konfus war die Konversation. Han hatte die Ereignisse zusammengefasst, die zu der letzten Endes vollkommen verwirrenden Schlacht bei Mon Calamari geführt hatten, und Luke hatte erklärt, dass der Jedi-Suchtrupp auf Zonama Sekot in den bekannten Raum zurückgekehrt war. Trotz der Tatsache, dass die Yuuzhan-Vong-Armada nach Coruscant zurückgekehrt war, hatte Luke Han und Leia versichert, dass es sicher war, sich den Jedi auf dem lebenden Planeten anzuschließen, und dass Vergere recht gehabt hatte, was Zonama Sekots Rolle beim Ende des Krieges anging.

Er versprach, alles vollständig zu erklären, wenn sie eintrafen.

Entsetzt über das, was sie auf Caluula gesehen hatten, waren Han und Leia beinahe sofort zum Kern aufgebrochen, aber nicht, bevor sie ausführlich von medizinischen Teams untersucht worden waren und Leia sich mit dem Staatschef der Allianz, Cal Omas, getroffen hatte, um ihm die tragische Wahrheit über Alpha Red und dessen Freisetzung in der Galaxis anzuvertrauen. Omas, ebenso ein Alderaaner, war schockiert von Leias Bericht, argumentierte aber, der Einsatz des Toxins sei eine schwierige Entscheidung gewesen, geboren aus schwierigen Zeiten − und eine, die vielleicht zahllose Leben rettete.

 

Das Yuuzhan-Vong-Schiff, das der Errant Venture bei Caluula entgangen war, war immer noch nicht wieder aufgetaucht, und man hoffte − selbst einige Angehörige der militanteren Fraktionen der Allianz hofften dass es im Hyperraum gestorben war. Omas hatte Leia sein Wort gegeben, dass das Alpha-Red-Projekt sofort ein Ende fände, aber sie fürchtete, dass Dif Scaur, der weiter den Geheimdienst führte, und die Bothan, die immer noch nach Ar’krai schrien, Omas erneut überreden könnten.

Also würde das Projekt wohl bestenfalls ruhen, bis Wissenschaftler der Allianz entscheiden konnten, ob Alpha Red tatsächlich auch für den Tod der geflügelten Sterne und Flitnats auf Caluula verantwortlich war. Wenn die Biowaffe nicht die Schuld daran trug, dann würde Alpha Red weiter wie ein Damoklesschwert über allen Köpfen hängen.

Das war vor sieben Standardtagen gewesen.

Da die Perlemianische Route immer noch von den Yuuzhan Vong beherrscht wurde, hatten Han und Leia einen längeren Weg zum Coruscant-System genommen und waren mit dem ausführlich reparierten Falken nach Kashyyyk, Colla IV und Commenor gesprungen, und dann hatten sie die Corellianische Handelsstraße bis zum Kern benutzt. Zur gleichen Zeit hatten Sovv und Kre’fey die verstreuten Kräfte der Allianz am Mittleren Rand gesammelt, bei Contruum.

Das Kommando der Allianz hatte nicht so recht gewusst, was es mit den Berichten anfangen sollte, die schließlich Mon Calamari durch Kuriere erreichten und von einem Planeten erzählten, der aus dem Hyperraum in den Kern gesprungen war. Da es keine Aufzeichnungen des Ereignisses gab, mussten sich Sovv, Kre’fey und der Rest auf die Aussagen von Widerstandskämpfern, Schmugglern und ein paar grobkörnigen Holos darüber verlassen, dass eine grüne Welt, die Tage zuvor noch nicht da gewesen war, sich nun im Coruscant-System befand. Für die Allianz war überwiegend relevant, dass sie nicht nur beinahe mit Coruscant kollidiert wäre, sondern auch die Armada zurück zum Kern gezogen hatte, zusammen mit der Gruppe von Schiffen, die kurz bei Contruum aufgetaucht war, nur um es abrupt wieder zu verlassen − vielleicht, nachdem sie von dem plötzlich erschienenen Planeten erfahren hatten.

Keiner der höchsten Allianz-Offiziere war bereit, öffentlich zuzugeben, dass der Planet sich selbst aus den weiten Rändern der Galaxis zum Kern transportiert hatte. Privat jedoch waren viele der Ansicht, dass die Jedi die Köpfe zusammengesteckt und kollektiv den Planeten bewegt hatten − wie sie angeblich auch während eines Angriffs auf Yavin IV vor etwa zwanzig Standardjahren zusammen imperiale Kriegsschiffe bewegt hatten.

Tagelang wartete Kre’fey, dass die zurückgerufene Armada den geheimnisvollen Planeten stürmte, aber es hatte kein Angriff stattgefunden. Widerstandsgruppen berichteten, der Planet habe weit verbreitet Angst und Verwirrung auf Yuuzhan’tar ausgelöst, nicht nur bei den Beschämten, sondern auch bei den Priestern und anderen Angehörigen der Elite. Ob das tatsächlich der Fall war oder nicht, Kriegsmeister Nas Choka hatte die Schiffe seiner mächtigen Flottille weit über Yuuzhan’tar ausgebreitet, während der Höchste Oberlord Shimrra sich offenbar noch unsicher war, was er tun wollte.

Ein Annäherungsalarm erklang im Cockpit des Falken.

»Wir kommen in den Sichtbereich«, sagte Leia.

Han brachte den Falken langsam hinter dem Asteroiden nach oben. »Dann lass uns einmal auf diese Karten sehen.«

Leia rief eine Karte auf den Schirm, die das Coruscant-System zeigte, sonnenwärts von Revisse zum Obo-Rin-Kometenhaufen. Laut den Koordinaten, die Luke geschickt hatte, bewegte sich Zonama Sekot in der Ekliptik zwischen Coruscants ringwärtigen Brüdern Muscave und Stentat.

»Falls das Ganze nicht völlig verrückt ist, sollten wir den Planeten bald sehen«, sagte Han.

Leia zeigte auf das Sichtfenster. »Da.«

Han schaute in die Richtung, nach steuerbord, und erblickte einen lebhaft grünen Planeten.

»Nun, es ist zweifellos kein Mond.«

»Und auch kein Todesstern«,, sagte Leia.

Mit knirschenden Gelenken betrat C-3PO das Cockpit. »Entschuldigen Sie, Prinzessin Leia und Captain Solo, aber ich fragte mich, ob ich vielleicht unser Ziel mit meinen eigenen Fotorezeptoren sehen darf.« Er zeigte hinter sich. »Mistress Cilghal möchte auch gerne den lebenden Planeten sehen.«

Die Mon-Calamari-Heilerin war nicht die einzige Jedi an Bord. Kenth Hamner, Waxarn Kel, Markre Medjev und mehrere andere befanden sich im vorderen Laderaum. Andere Jedi sollten an Bord der Errant Venture auf Zonama Sekot eintreffen, und Jaina, Kyp, Lowbacca, Alema Rar und die Wilden Ritter waren mit den Sternjägern gekommen. »Wir sollten Luke vielleicht wissen lassen, dass wir hier sind«, sagte Han.

Leia wandte sich dem Kom zu.

»Jadeschatten, hier spricht der Millennium Falke«, sagte sie. »Ich wollte euch nur wissen lassen, dass wir in der Nachbarschaft sind.«

Lukes Stimme drang aus den Lautsprechern des Cockpits. »Leia! Willkommen bei Zonama Sekot.«

»Luke, hier spricht Han. Ich bilde mir das nicht ein, nicht wahr? Ich meine, es ist wirklich ein Planet, den ich sehe, und keine Nachwirkung davon, von einem Amphistab gebissen worden zu sein?«

»Zonama Sekot ist genauso wirklich wie der Falke, Han.«

»Er ist wunderschön«, sagte Leia.

Luke lachte leise. »Ich wünschte, ihr hättet ihn vor den Hyperraumsprüngen sehen können, die wir gezwungen waren durchzuführen.«

»Du musst wirklich viel erklären«, sagte Han. »Wie wäre es mit ein paar Anweisungen zur Landung?«

Luke schwieg kurz. »Han, ich fürchte, du musst den Falken in einem synchronen Orbit lassen.«

Han zeigte Leia ein verstörtes Gesicht and schaltete das Mikrofon ab. »Die Pollen schaden ihm vermutlich.« Er reaktivierte das Mikrofon. »Das ist doch wohl ein Scherz, oder?«

»Ich meine es todernst«, sagte Luke. »Booster muss dasselbe tun.«

»Luke, bei einem Sternzerstörer kann ich das verstehen«, sagte Han. »Aber wenn es um angemessene Landeplattformen geht, so habe ich den Falken auch schon auf Asteroiden geparkt.«

»Es hat nichts damit zu tun. Sekot lässt nur keine Kriegsschiffe auf der Oberfläche zu.«

»Aber wir sind ein Frachter!«

»Tut mir leid, Han.«

Han biss verärgert die Zähne zusammen. »Es gefällt mir nicht, aber ich werde es tun, wenn ich muss. Und wer ist dieser Sekot überhaupt? Der Gouverneur oder sonst etwas?«

»Sekot ist das Bewusstsein des Planeten.« Han blinzelte. »Ich bitte um Wiederholung, Jadeschatten? Ich bilde mir ein, gehört zu haben, wie du das Bewusstsein des Planeten gesagt hast.«

»Han, ich habe dir doch versprochen, dass ich alles erkläre, wenn du erst angekommen bist.«

»Luke, falls es Sekot nicht aufgefallen ist«, warf Leia ein, »ist die Yuuzhan-Vong-Armada so nahe, dass wir sie praktisch berühren. Sie haben auch Kampfgruppen um Muscave, Stentat, Improco und im Schwarm.«

»Sekot hat zuvor schon gegen die Yuuzhan Vong gekämpft«, sagte Luke. »Ich nehme an, Shimrra weiß das. Deshalb bleibt die Armada im Augenblick, wo sie ist.«

»Es ist eine Weile her, seit sie sich begegnet sind«, sagte Han. »Vielleicht haben die Vong es vergessen.«

»Nicht so lange, wie du denkst, Han. Außerdem kann Zonama Sekot zur Lichtgeschwindigkeit übergehen, wenn er muss.«

»Nun gut, dann sagst du diesem Sekot besser, er soll die Hyperantriebe warm laufen lassen, denn nach dem, was beinahe bei Mon Calamari passiert wäre, weiß ich nicht, ob irgendetwas die Yuuzhan Vong noch aufhalten kann.« Er schwieg kurze Zeit, dann murmelte er: »Nun, es gibt eine Sache …«

»Wir wissen vielleicht einen Weg«, warf Luke ein.

Han stieß den Atem aus. »Ich hoffe, du hast recht, Luke. Aber wie sollen wir aus einem stationären Orbit zum Planeten gelangen? Wir können wohl kaum alle in die Fluchtkapseln stecken.«

»Das werdet ihr auch nicht müssen. Tatsächlich wird euer Transporter auf euren Scannern jetzt sichtbar.«

Leia und Han beobachteten den Schirm. Bald kam ein Schiff, das beinahe von den Yuuzhan Vong stammen könnte, in Sicht. Der schwach leuchtende Rumpf des Schiffs bestand aus sechs ovalen Modulen, so glatt wie rutschende Steine und saumlos miteinander verbunden. Messerscharf glänzten die vorderen Ecken der Module von offenbar organiformer Elektrik.

Han stieß einen erstaunten Pfiff aus. »Die Warteliste für diese Dinger muss einen Kilometer lang sein!«

»Der Name der Pilotin lautet Aken«, sagte Luke. »Ihr Schiff wird eure Verbindungsröhre aufnehmen, sobald ihr sie ausstreckt.«

 

Nachdem Leia aus der pulsierenden bunten Kabine des sekotanischen Schiffs kam und einen Blick auf ihren Sohn, ihren Bruder, ihre Schwägerin und so viele Freunde geworfen hatte, von denen sie einige beinahe ein Jahr nicht gesehen hatte und die alle vor einem Hintergrund aus unglaublich hohen, wunderbaren Bäumen standen, setzte ihr Herz beinahe aus. Sie kam sich wieder wie ein Kind vor.

Selbst aus der Luft hatte Zonama Sekot eher fantastisch als echt gewirkt; ein Planet von rot- und grünblättrigen Bäumen, schimmernden blauen Seen und geheimnisvollen Berghöhen. Die Wunden, die er bei seinen mehreren Hyperraumsprüngen − seinen Durchquerungen − hatte entgegennehmen müssen, waren offensichtlich und vielfältig, aber es handelte sich um oberflächliche Verletzungen, und sie konnten die beinahe schmerzhafte Schönheit des Planeten kaum beeinträchtigen. So weit von Coruscants Sonne entfernt, hätte Zonama Sekot erfrieren müssen, aber Luke hatte erklärt, dass Sekot den Planeten von innen warm hielt.

Leia wusste nicht, wen sie als Ersten umarmen sollte. Aber da Han Jacen in eine Wampa-Umarmung genommen hatte, lief sie direkt zu Luke und Mara, nahm sie beide in den Arm und zog sie an sich.

»Es gab Zeiten, da dachte ich, ich würde euch nie wiedersehen«, sagte sie und ihre Augen schlossen sich vor freudiger Erleichterung.

Sobald Leia die beiden wieder losgelassen hatte, war Jacen vor ihr und lächelte rätselhaft.

»Mom«, sagte er.

Einen Augenblick war Leia zu gebannt, um sich zu bewegen. Sie starrte Jacen an, als wäre er aus einem Traum erstanden. Er trat in ihre offenen Arme und gestattete ihr, ihn viel länger zu halten als üblich. Schließlich ließ Leia ihn doch gehen, aber nur auf Armeslänge. Sie streichelte seine Wange mit ihrer rechten Hand.

»Du siehst verändert aus, Jacen − noch mehr als nach deiner Zeit auf Coruscant.«

»Ich bin verändert«, sagte er. »Zonama Sekot hat mich reifer werden lassen.«

Leia drehte sich in einem langsamen Kreis, und ihr Blick fiel auf Saba Sebatyne, Danni Quee, Corran Horn, Tahiri Veila. Sie alle schienen ihre ursprüngliche Ehrfurcht vor dem Planeten durch die Augen der Neuankömmlinge noch einmal zu erleben.

»Ihr seht alle so anders aus«, sagte Leia zu ihrem Sohn. »Sind das die Monate, die wir getrennt waren, oder liegt es an diesem ungewöhnlichen Ort?«

»Sekot hinterlässt einen dauerhaften Eindruck«, sagte er zweideutig.

Leia wiederholte den Namen, als koste sie ihn mit der Zunge. »Ich höre immer wieder von Sekot. Werde ich Sekot auch persönlich kennen lernen?«

»Das hoffe ich.«

»Jacen!«

Leia erkannte Jainas Stimme und trat gerade rechtzeitig aus dem Weg, um nicht niedergetrampelt zu werden.

Sie drehte sich in einem weiteren trägen Kreis und versuchte, alle Szenen der Wiedervereinigung in sich aufzunehmen. Dort war der bärtige Corran, der Mirax und seinen Schwiegervater Booster Terrik willkommen hieß. Anderswo unterhielten sich Cilghal und Tekli im Chadra-Fan der letzteren. Danni, das blonde Haar kunstvoll geflochten, war von Talon Karrde, Lando, Tendra Rissant Calrissian und mehreren Mitgliedern der Schmugglerallianz umgeben, die mit Schlücken corellianischen Brandys aus einer schimmernden Flasche feierten. Saba und einige Wilde Ritter der Barabel − darunter auch Sabas Sohn Tesar − hatten eine lebhafte Konversation, ebenso wie C-3PO und R2-D2.

»Welche Abenteuer hast du denn erlebt?«, sagte C-3PO gerade. »Lass mich dir eins sagen, R2, du weißt nicht das Geringste, solange du nicht innerhalb …« Der Astromech-Droide surrte, tutete und pfiff.

C-3PO richtete sich auf. »Du hast was? Du übertreibst. Den ganzen Planeten? Das ist unmöglich. Du musst deine Schaltkreise warten lassen.«

R2-D2 zirpte.

»Ich brauche mich nicht zu defragmentieren, ich bin perfekt …«

Wieder piepte der kleine Droide und gab Laute wie von einer Zither von sich.

C-3PO beugte den Kopf zur Seite. »Habe ich das richtig verstanden? Sagtest du tatsächlich, dass es gut ist, mich zu sehen? Nun, R2, dieser Planet muss auch etwas mit dir angestellt haben!«

Aber der verblüffendste Anblick von allen war die Art und Weise, auf welche Kenth, Kyp, Lowbacca, Alema, Octa Ramis und mehr als ein Dutzend anderer Jedi Luke umdrängten, der nun inmitten seiner Kameraden stand. Einige von ihnen saßen, andere hatten sich auf ein Knie niedergelassen, und sie lauschten angespannt jedem Wort über Zonama − den Planeten − und Sekot, das Bewusstsein des Planeten … Er ist wirklich ein wahrer Meister geworden, dachte Leia.

Sie ließ sich einen Augenblick von den Emotionen, die sie durchfluteten, überwältigen und begann dann, sich wie betäubt von der Landeplattform des Transporters wegzubewegen. Han war plötzlich neben ihr, sein Arm um ihre Schultern, und führte sie auf eine Art Lichtung.

»Ist alles in Ordnung?«, fragte er besorgt.

Sie holte tief Luft. »Es ist so viel, was ich aufnehmen muss.«

»Ich weiß.« Er sah sich um. »Das hier ist wirklich ein außergewöhnlicher Ort!«

»Hast du jemals etwas gesehen, das sich mit diesem Planeten vergleichen ließe?«

Er biss sich auf die Unterlippe. »Na ja, es gibt ein paar Schluchten auf Luuk II, die ebenso tief sind. Und es gibt Kismaano, und selbstverständlich Kashyyyk, was Bäume angeht …« Dann brach er ab, als Leia anfing zu weinen. »Heh, heh. Worum geht es da? Du solltest glücklich sein, hier zu sein.«

Sie wischte sich die Tranen mit dem Handrücken ab. »Ich bin auch glücklich, Han. Dieser Ort − es ist die sichere Heimat, von der ich jetzt seit Monaten geträumt habe. Aber ich bin auch traurig über so viele Dinge. Über Anakin und Chewbacca und Elegos. Über meine Eltern, meine Heimatwelt und so viele Freunde …«

Sie weinte an Hans Schulter, und als sie in sein Gesicht aufblickte, sah sie auch in seinen Augen Tränen stehen.

»Ich fühle mich, als stünden wir kurz vor dem Ende einer langen Reise, Han, und ich hasse die Tatsache, dass zusätzliche Gewaltanwendung das Einzige ist, das uns ans Ziel bringen wird. Es ist wie eine letzte Bezahlung, um dieses Ding zu Ende zu bringen und dafür zu sorgen, dass unsere Kinder und unsere Kindeskinder nicht mit den Gefahren aufwachsen, denen wir uns bei jeder Wendung stellen mussten.

Ich denke immer wieder, dass mein Vater am Ende diesen Punkt erreicht haben muss, als er genug Stärke heraufbeschwor, um Luke vor dem Imperator zu retten. Ich weiß aus ihrem Tagebuch, dass meine Großmutter so empfand. Und ich habe das intensive Gefühl, dass meine Mutter ebenfalls dieses Stadium erreicht hat − mitten im Krieg und auf einer bedrohten Heimatwelt. Ist es das, was Jacen uns die ganze Zeit sagen wollte? Dass Gewalttätigkeit niemals die Antwort sein kann, selbst wenn es einem als der einfachste und direkteste Weg erscheint?«

Han schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht, Leia. Aber ich weiß, dass ich sterben würde, um ihm und Jaina ein besseres Leben zu geben als das, was wir hatten.« Er grinste schief. »Obwohl ich wegen dir keinen Tag davon ändern mochte.«

Leia nickte. »Ich weiß. Ich weiß es, weil ich genauso empfinde, Han. Aber ich kann den Gedanken, dass dir etwas zustößt, nicht ertragen. Besonders nach dem, was du auf Caluula durchgemacht hast …«

»Ach, komm schon«, sagte er und hob ihr Kinn, »sieh doch, mit wem du redest.«

Sie lächelte dünn. »Wenn großes Getue zählt, wirst du uns alle überleben.«

»Leia! Han!«, rief Luke. »Ich möchte, dass ihr jemanden kennen lernt.«

Als sie auf die Landeplattform zurückkehrten, stellte Luke sie einigen von Zonama Sekots hochgewachsenen hellblauhäutigen Eingeborenen − den Ferroanern − vor, darunter auch einer Frau in mittleren Jahren, die er Magistra Jabitha nannte.

»Sekot hat zugestimmt, lebende Schiffe für die Jedi herzustellen«, sagte Jabitha den Versammelten. »Der Prozess wird mehrere Tage dauern, aber ich verspreche euch, dass es anders wird als alles, was ihr je erfahren habt.«

»Nur drei Jedi haben je den Prozess durchgemacht«, sagte Luke zu Leia. »Und nur einer war je Pilot eines sekotanischen Schiffs − Anakin Skywalker.«

»Unser Vater!«, erkannte Leia.

Ihr Erstaunen und ihre Aufregung dauerten nur einen Augenblick, dann kehrte die Traurigkeit wieder. Schiffe, sagte sie sich. Dann wird es also doch noch mehr Krieg geben. Sie hatte sich beinahe einreden können, Luke habe eine andere Art gefunden, dem Konflikt ein Ende zu machen. Aber sie hätte es besser wissen sollen. Die Dunkle Seite war stark, und rechtes Denken allein genügte nicht, um sie zu verhindern. Sie bemühte sich, sich dem zu ergeben, was vor ihr lag.

Für Luke zwang sie sich zu einem tapferen Lächeln.

Aber die Miene ihres Bruders versprach noch größere Überraschungen. »Es gibt noch jemand anders, den ihr kennen lernen müsst«, sagte er zu allen. Dann winkte er einen hochgewachsenen Mann zu sich, der die Kapuze seines Gewandes senkte, als er sich näherte, und ein Gesicht voll Tätowierungen und Narben entblößte, ein Gesicht mit einer nur rudimentären Nase, einer schrägen Stirn. Leia spürte, wie Han neben ihr starr wurde.

»Das hier ist Harrar«, sagte Luke. »Ein Hoher Priester der Yuuzhan Vong. Auch er wird uns helfen, diesen Krieg zu beenden.«