Anmerkungen über Informanten
und deren Schutz
Über eines habe ich lange nachgedacht, als ich dieses Buch schrieb: Wie verhindere ich, dass ich meine Informanten gefährde und/oder den anderen beteiligten Personen schade? In Japan kann ein Polizist, der einem Reporter Informationen zukommen lässt, strafrechtlich verfolgt werden; es kann ihn auf jeden Fall seinen Job kosten. Das geschieht zwar nicht oft, aber das ist bestimmt kein großer Trost für den Polizisten, Staatsanwalt oder NPA-Beamten, der entlassen wird, weil ich seine Identität preisgegeben habe. Einen Yakuza kann es sogar das Leben kosten, wenn er Geheimnisse seiner Organisation verrät oder mit Leuten wie mir zusammenarbeitet.
Natürlich war ich nicht der erste Journalist oder der erste Mensch in Japan, der von der Yakuza bedroht wurde. Wenn es nur bei Drohungen bleibt, wäre das auch nicht so schlimm, aber manchmal macht die Yakuza ihre Drohungen wahr. Der angesehene Reporter Mizoguchi Atsushi konnte nicht verhindern, dass Mitglieder der Yamaguchi-gumi seinen Sohn niederstachen, nachdem er eine Reihe von Artikeln geschrieben hatte, die sie nicht schmeichelhaft fanden. Sie griffen nicht den Autor selbst an, sondern seinen Sohn – nur deshalb, weil der gerade in der Nähe war. Das war kein Einzelfall. Wer über das organisierte Verbrechen schreibt, muss seine Informanten schützen – denn es geht um Leben oder Tod. Ich nehme dieses Gebot sehr ernst.
Wenn Goto Tadamasa immer noch seine alte Organisation anführen würde, würde dieses Buch weder Danksagungen noch Widmungen enthalten. Aber Gotos Priester und Guru Jishi Tsukagoshi versichern, dass der einstige Gangsterboss jetzt voller Hingabe den Buddhismus studiert und ein Leben des Friedens, der Buße und der Toleranz führt – darum nehme ich an, dass die Dinge sich geändert haben.
Das andere
Problem, das mich beschäftigt hat, ist: Die meisten Frauen, die in
der Sexindustrie gearbeitet haben, während ich Reporter war, führen
heute ein anderes Leben. Manche sind verheiratet,
einige haben Kinder, die meisten haben einen ganz anderen Job.
Es wäre mir sehr unangenehm, wenn ich sie beschämen oder ihre
Vergangenheit bloßlegen würde.
Ich habe mir daher große Mühe gegeben, meine Informanten zu schützen. Ich habe Namen, verräterische Details und Nationalitäten geändert, Spitznamen verwendet und so weiter. Ich habe versucht, ein vernünftiges Gleichgewicht zwischen Verschleiern und Irreführen zu finden und hoffe, dass es mir gelungen ist.