Tokio

Andreas fuhr zu Keller herum. »Haben Sie sie?«

Der Geheimdienstler schüttelte den Kopf. »Sie hat zu früh aufgelegt. Wenn wir noch dreißig Sekunden Zeit gehabt hätten .«

Andreas ballte seine Hände so heftig zu Fäusten, dass die Knöchel sich weiß abzeichneten. »Wozu zum Teufel taugt Ihre Star-Wars-Technik, wenn Sie noch nicht mal einen simplen Anruf orten können? Wenn Sie noch nicht mal in der Lage sind, ein Kind zu finden, das -« Er konnte nicht mehr weitersprechen. Schließlich stieß er hervor:

»Sie haben mir versichert, sie sei in Juniper sicher aufgehoben. Und jetzt finden Sie meine Cassie, verdammt noch mal.«

»Jawohl, Sir, ich habe Danley bereits informiert.«

»Hat er Travis’ Kontaktmann in Amsterdam

festgenommen?«

Keller schüttelte den Kopf. »Fünf Minuten, nachdem wir von Travis’ Coup erfahren hatten, haben sie van der Becks Wohnung gestürmt. Aber der Vogel war schon ausgeflogen.«

»Dann sagen Sie Danley, er soll zusehen, dass er ihn findet.«

»Danley fliegt in zwanzig Minuten von Washington ab. Sollen wir die Medien über die Entführung in Kenntnis setzen?«

»Um Gottes willen, nein. Wenn die ganze Welt erfährt, dass Cassie irgendwo da draußen ist, wer weiß, wer dann sonst noch alles auf die Idee kommt, sie in die Finger zu kriegen. Und woher zum Teufel sollen wir wissen, ob Travis sich nicht doch noch mal meldet und Forderungen stellt? Ich habe nur mit dieser Ärztin gesprochen, diesem Miststück. Wir wissen überhaupt nichts, und solange das so ist, sorgen Sie gefälligst dafür, dass niemand von der Sache erfährt. Und Sie finden sie.«

»Wenn Travis vorhat, nach Amsterdam zu fliegen, werden wir wahrscheinlich die Hilfe von Interpol in Anspruch nehmen müssen.« »Lassen Sie Fotos von Travis und Jessica Riley an jedes Polizeipräsidium in Europa schicken. Erklären Sie ihnen, die amerikanische Regierung würde sich sehr über eine Zusammenarbeit bei der Ergreifung der beiden freuen. Denken Sie sich irgendeine Geschichte aus . Behaupten Sie, es handle sich um . Terroristen oder irgendwas, was Ihnen einfällt. Aber erwähnen Sie Cassie nicht.«

»Sehr wohl, Mr. President.«

»Ich kehre nach Washington zurück. Rufen Sie den Vizepräsidenten an und bitten Sie ihn unter irgendeinem Vorwand, mich hier zu vertreten. Sagen Sie ihm, ich hätte Grippe oder irgendwas.«

»Ja, Sir.«

»Und, Keller?«

»Ja, Sir?«

»Sorgen Sie dafür, dass meine Frau nichts davon erfährt.« Seine Stimme zitterte. »Bis Sie mir meine Tochter zurückbringen, darf meine Frau nicht erfahren, dass Cassie nicht mehr in Juniper ist.«

Melissa wachte erst wieder auf, als sie über den Atlantik flogen.

Vibrieren. Motorendröhnen. Ein Flugzeug ...

Flugzeug?

Jessica. Wo war Jessica? Mit einem Ruck fuhr Melissa hoch.

»Schsch. Alles in Ordnung.« Jessica war plötzlich bei ihr. »Es ist alles gut, Mellie.«

»Das glaube ich nicht.« Langsam setzte sie sich. Es war tatsächlich ein Flugzeug, und sie befand sich auf einem Ledersofa. »Ich habe eher den Eindruck, dass überhaupt nichts in Ordnung ist. Wo ist Cassie?«

»Sie schläft vorne. Travis ist bei ihr. Ich wollte bei dir bleiben.«

»Geht es ihr gut?« Sie versuchte sich zu erinnern. »Ein Krankenwagen ist gekommen .«

»Den hat Travis bestellt.«

»Und dieses Flugzeug?«

»Das haben Travis und sein Freund Galen besorgt.«

»Wo fliegen wir hin?«

»Nach Antwerpen. Und von dort aus fahren wir nach Amsterdam.«

»Amster-« Melissa holte tief Luft und sagte ganz langsam: »Ich glaube, du musst mir einiges erklären. Ich schlafe in Juniper ein, und jetzt wache ich auf und stelle fest, dass ich mich auf dem Weg nach Amsterdam befinde?«