Washington, D.C.
»Danley glaubt, Travis gefunden zu haben, Mr. President«, sagte Keller. »Vielmehr, nicht direkt gefunden, aber gestern hat es in Amsterdam in einem Park einen Vorfall gegeben. Jan van der Beck wurde ermordet.«
»Von Travis?«
»Nein, der Mörder ist geflohen, mit Travis auf den Fersen. Wir nehmen an, dass Travis bei dem Angriff verletzt wurde.«
»Gut«, sagte Andreas. »Ich wünschte, Sie hätten dem Scheißkerl das Hirn weggepustet.«
»Nicht bevor wir Ihre Tochter gefunden haben«, sagte Keller. »Danach wird es uns ein Vergnügen sein, Ihrem Wunsch zu entsprechen, Mr. President. Danley glaubt außerdem, eine Mietwagenfirma in Antwerpen ausfindig gemacht zu haben, bei der ein Kleinbus für den Transport Ihrer Tochter gemietet wurde. Die Zeit stimmt jedenfalls überein. Wir sind nah dran, Sir.« »Nicht nah genug. Ich fliege nach Amsterdam.«
»Das wäre nicht klug.«
»Ich fliege. Machen Sie die Air Force One startklar. Sie ist so ausgestattet, dass der Präsident im Notfall von dort aus seine Regierungsgeschäfte weiterführen kann. Das werden wir jetzt einfach einmal testen. Rufen Sie den Arzt an und sagen Sie ihm, ich hätte einen Rückfall und könne mein Zimmer nicht verlassen. Ich werde mich auf dem Balkon sehen lassen, damit alle wissen, dass ich nicht auf dem Sterbebett liege.«
»Was ist mit der First Lady?«
Chelsea. Sie war seit dem Augenblick, als er dem Flugzeug aus Tokio entstiegen war, misstrauisch. Sie kannte ihn zu gut, sie standen einander zu nahe, als dass er sie über längere Zeit hinweg täuschen könnte.
Aber er wollte ihr nicht die Wahrheit über Cassie sagen.
Allerdings, wenn er nach Amsterdam flog, würde ihm nichts anderes übrig bleiben.
Er stand auf. »Ich werde mit ihr reden. In einer Stunde brechen wir auf, Keller.«
»Sehr wohl, Mr. President.«
Wenige Minuten später betrat Andreas seine private Suite. Seine Frau lag im Bett und arbeitete an ihrem Laptop.
»Nennst du das ausruhen?«
»Ich liege doch flach, oder?« Sie schenkte ihm ihr strahlendes Lächeln, das ihn vor all den Jahren zu ihr hingezogen hatte. Heute war sie noch schöner als damals.
Seine Liebe, seine Partnerin, seine Freundin ...
Er betrat das Zimmer. »Ich muss dir etwas sagen, Chelsea.«
»Kinderspiel«, sagte Stuart Thomas. Er stand auf und deutete auf den Monitor. »Bitte sehr, Mr. Travis. Bedienen Sie sich.«
Thomas’ T-Shirt war so verschwitzt und verstunken wie Galen prophezeit hatte, stellte Travis fest. Die Vorstellung, in einem Raum mit dem jungen Mann zu arbeiten, war nicht gerade verlockend. »Holen Sie sich doch ruhig in der Zwischenzeit etwas zu essen. Ich melde mich, falls ich Sie brauche.«
»Wenn Sie einfach so drauflosbrowsen, werden Sie Ihren Mann nicht finden. Was soll er denn getan haben?«
»Mord.«
»Was für eine Art Mord? War es ein Mord aus Leidenschaft, ein Raubmord, Sterbehilfe? Wenn Sie Ergebnisse wollen, müssen Sie Ihre Suche eingrenzen.«
»Lassen Sie mich nur machen.«
Thomas zögerte. »Würden Sie mir dann mein Geld geben? Normalerweise bekomme ich eine Hälfte im Voraus und die andere, wenn meine Arbeit erledigt ist. Da Galen ein guter Freund ist, habe ich auf die Vorauszahlung verzichtet, aber eigentlich hätte ich -«
»Wie viel?«
»Fünftausend.«
»Warten Sie einen Augenblick.« Travis ging in die gegenüberliegende Wohnung.
»Probleme?« Galen stand vom Küchenstuhl auf.
»Eher Unannehmlichkeiten. Thomas will sein Geld, aber ich bin im Moment nicht flüssig. Fünftausend?«