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Die Kunstabteilung war eine Ein-Mann-Notbesetzung namens Walther, der sich alle Mühe gab, während ich ihn sanft dirigierte.
Einige Male hatte ich sie in dem gesehen, was sie ihr Business-Outfit nannte, lange rotblonde Haare, eine Mähne wie aus der Shampoowerbung. Die Echthaarperücke hatte sie das gekostet, was ich für einen Kleinwagen auszugeben bereit war. Die Lily, die ich kannte, hatte schulterlange schwarze Haare, joggte im Muskelshirt morgens leichten Schrittes durch die Stadt.
Ich wusste, was ich wollte, hatte ihr Bild genau vor Augen. Aber das wäre zu schnell, zu auffällig gewesen. So diskutierten wir, was zu dem Gesicht passen würde, probierten dies und das und hatten nach zwei Stunden acht Varianten.
Lily schien zu lächeln mit halb geöffneten Augen. Im Büro sortierte ich die überflüssigen Bilder aus, zurück blieb nur zwei: Lily, blond, langes Haar und als femme fatal mit rotblondem Kopfschmuck. Wer sie so gesehen hatte, würde sich erinnern. Noch Wochen später.
Mader sah sich die Fotos an: „Das war eine schöne Frau. Aber warum legst Du die anderen Fotos in den Schreibtisch?“
Ich schüttelte, wie über mich selbst verwundert, reflexartig den Kopf und stopfte alle Fotos in einen großen Umschlag.