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1. Juli
Es gab noch immer keine zweite Leiche, doch bei den Mordermittlungen hatte es einen Durchbruch gegeben, nachdem ein Mann mit Namen José Ricardo, Inhaber einer Pension an der Collins Avenue in South Beach, herausgefunden hatte, dass einer seiner Angestellten Räumlichkeiten im hinteren Teil des Gebäudes vermietet hatte.
Der Mieter hatte keinen Namen genannt; der Angestellte hatte bar abkassiert und war mittlerweile gefeuert worden.
Doch der Bewohner hatte einen kleinen Stapel vollgeschriebener Notizbücher hinterlassen.
»Ich wollte sie eigentlich in den Müll werfen«, hatte Ricardo den Beamten gesagt, die als Erste auf seinen Anruf hin gekommen waren. »Dann habe ich sie mir genauer angeschaut und mir gedacht, sie könnten vielleicht ganz interessant für Sie sein.«
Sam Becket und Alejandro Martinez waren mehr als nur interessiert gewesen.
Der Killer hatte fünfeinhalb Bücher vollgeschrieben, alle mit dem gleichen Titel.
Die Epistel von Cal dem Hasser.
Der Autor war ein schwer wiederzuerkennendes Individuum, das man nur mit Mühe mit dem schwächlichen jungen Burschen in Verbindung bringen konnte, der an jenem Morgen vor drei Wochen bei den Beckets vor der Tür erschienen war.
Doch es handelte sich ohne jeden Zweifel um Jerome Cooper. Seine sadistische und rassistische Mutter nannte er meistens »Jewel«, doch an einigen Stellen stand auch »Roxanne« oder »Roxy«.
Sam Becket wurde ebenfalls erwähnt.
Und der Hass, den »Cal« für ihn empfunden hatte.
Die »Epistel« würde noch lange studiert werden.
Das hätte diesem Irren sehr gefallen – dessen waren Sam und Martinez sich bewusst.