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Das Klingeln war laut genug, um Tote zu wecken.

Ein Telefon stand auf dem Nachttisch neben Grace. Das Schnurlose lag auf einem Kissen neben ihr. Grace hielt es sich ans Ohr.

»Ja?«, sagte sie, noch immer verschlafen.

»Tut mir leid, Süße«, antwortete Sams Stimme. »Ich wollte dich nicht wecken.«

»Macht nichts. Bist du am Flughafen?«

»Noch in der Luft«, sagte er. »Die Fluglinie hat die Maschine gewechselt, und wir haben Bordtelefon. Das habe ich sofort ausgenutzt.«

»Wie lange noch?«

»Gut eine Stunde.«

»Du musst völlig erschöpft sein.« Grace war nun hellwach. »Ich kann es gar nicht erwarten, bis du wieder hier bist. Wenn Joshua nicht wäre, ich würde sofort in den Wagen springen und dich abholen.«

»Wie geht es unserem prächtigen Jungen?«, fragte Sam.

»Als ich das letzte Mal nachgeschaut habe, ging es ihm großartig. Ein Bild der Unschuld, du weißt schon.« Sie reckte sich. »Soll ich noch mal nach ihm sehen und ihm sagen, dass Daddy am Telefon ist?«

»Klar«, antwortete Sam.

»Dann komm mit.« Grace stieg aus dem Bett. »Ist das nicht schrecklich teuer?«

»Ungefähr fünf Trillionen pro Zeiteinheit«, sagte Sam, »aber wer zählt schon?«

Grace ging ins Kinderzimmer.

Sie wusste es, noch bevor sie Joshuas Bettchen erreicht hatte.

»O Gott.« Das Telefon fiel ihr aus der Hand.

»Grace?« Sams Stimme klang wie aus weiter Ferne.

»O Gott!«

»Grace? Was ist los, um Himmels willen?«

Die Welt kam ihr noch ferner vor als Sams Stimme. Alles drehte sich. Grace fiel auf die Knie, griff nach dem Telefon, stemmte sich wieder hoch und stürmte die Treppe hinunter – in die Küche, in die »Höhle«, zurück in den Flur und wieder die Treppe hinauf für den Fall, dass sie verrückt geworden war und einen furchtbaren Fehler gemacht hatte.

»Er ist weg.«

Die Worte zerrten an ihrem Herzen.

»Sam, Joshua ist entführt worden!«