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Unter den Passagieren, die gerade aus der 730 stiegen, die von Chicago O’Hare gekommen war, befand sich eine große, schlanke blonde Frau in weißem Hosenanzug. Zusammen mit den anderen ging sie durch das Terminal D des Miami International Airport.

Es war ein langer Weg. Die Frau ging an der Gepäckausgabe vorbei. Die ganze Zeit rechnete sie damit, dass plötzlich ein Uniformierter vor sie hin trat und ihr den Weg versperrte; eigentlich hatte sie das sogar schon in O’Hare erwartet. Doch bei genauerer Betrachtung ging sie davon aus, dass Becket und Claudia noch immer gefesselt waren, oder vielleicht hatte sie ihn härter getroffen, als sie beabsichtigt hatte. Möglicherweise löste ihre Art von Verbrechen nicht die Art von Fahndung aus, wie man sie oft im Fernsehen sah. Oder die Polizei in Melrose Park und Cook County war einfach nur schlampig.

Dabei war auch sie schlampig gewesen, denn sie hatte das Ticket mit ihrer MasterCard bezahlt. Andererseits hätte sie vermutlich noch mehr Aufmerksamkeit erregt, hätte sie bar bezahlt, und nachdem sie die Karte nun schon mal benutzt hatte, konnte sie damit genauso gut Geld am Automaten ziehen. Natürlich hieß das, dass sie spätestens morgen früh wissen würden, wo sie war – nämlich in Miami –, aber darüber konnte sie sich dann immer noch Gedanken machen.

Nachdem sie Jerome gefunden hatte.

Wäre Claudia nicht plötzlich in Melrose Park aufgetaucht, um ihr und Frank von seinen dämlichen Erpressungsversuchen zu erzählen, sie hätte sich vielleicht nie wieder auf die Suche nach ihm gemacht, geschweige denn versucht, seine erbärmliche Haut zu retten.

So aber war es höchste Zeit, dass sie, seine Mutter, ihn fand und diesem Blödsinn ein Ende machte, bevor er ernsthaft in Schwierigkeiten kam und wieder im Knast endete.

Offenbar hatte jeder Mensch seinen Zweck, selbst eine dämliche ältere Stieftochter.

Frank hatte immer gesagt, Claudia sei die schwächere der beiden Schwestern.

Andererseits hatte Claudia – im Unterschied zu Grace – wenigstens einen ordentlichen Mann geheiratet.

Jeromes Verachtung für Samuel Becket konnte sie verstehen. Und zum Glück schien der schwarze Jude kein sonderlich guter Cop zu sein, sonst hätte er Jerome seine Rechte vorgelesen, kaum dass der seine Nase zur Tür hereingesteckt hatte.

Aber hätte ihr Sohn auch nur einen Funken Verstand besessen, wäre sie nicht gezwungen gewesen, ihre Stieftochter gefangen zu setzen oder einen verdammten Polizeibeamten niederzuschlagen, ganz zu schweigen davon, ihr Heim zu verlassen und durch das halbe Land zu fliegen.

Sie war auf der Flucht.

Und das in ihrem Alter ...

Himmel, der Junge würde sich für eine Menge rechtfertigen müssen!