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»Sag Tabby zu mir«, hatte der Kerl draußen auf dem Bürgersteig gesäuselt.
Ein seltsamer Anfang, dachte Cal, auch wenn der Typ sich in der Tat ein wenig katzenhaft bewegte – »Tabby« hieß ja auch »Tigerkatze«. Er war ganz in Braun gekleidet. Sein Hemd schien aus Seide zu sein, und die Hose war eng und wurde von einem teuer aussehenden Gürtel gehalten. Cal erinnerte sich, einmal eine Katze mit schokoladenbraunem Fell gesehen zu haben, nicht unähnlich der Kleidung dieses Typen.
Himmel! Jewel würde Gift und Galle spucken, wenn sie Cal jetzt sehen könnte.
»Ich bin Cal«, hatte er erwidert. »Das ist die Kurzform für Caligula.«
Der andere Mann hatte amüsiert gegrinst. »Das gefällt mir. Aber nur damit du es weißt: Ich werde nicht bezahlen.«
Sie standen noch immer vor der Menagerie, und ständig gingen Gäste rein und raus.
Cal schwieg. Er war enttäuscht und auch ein wenig angepisst, denn der Kerl konnte es sich definitiv leisten.
»Das soll jetzt keine Beleidigung sein«, fügte Tabby hinzu, »aber was du mir bieten kannst, kann ich auch ohne Bezahlung bekommen.«
»Du wärst überrascht, was ich dir alles geben kann«, erwiderte Cal.
»Das gilt auch umgekehrt«, sagte der andere. »Glaub mir.«
Das Funkeln in Tabbys schwarzen Augen zeigte sofort Wirkung auf Cals Unterleib, und plötzlich wusste er, dass er sich einen Dreck um das Geld scherte.
»Darf ich dir meinen Arm anbieten?«, hatte er gesagt.
»Aber sicher doch«, hatte Tabby erwidert.
Sie schlenderten über die Washington, vorbei am Mansion, das heute Nacht geschlossen war, und kamen an einem großen, weiß gestrichenen Polizeirevier vorbei, nicht weit von Cals Rattenloch entfernt ... nicht, dass sie dorthin gegangen wären, doch es verschaffte Cal eine gewisse Befriedigung, dass sein Unterschlupf fast genau vor der Nase der Cops lag. Trotzdem war dies einer der Gründe, weshalb er sein Tandem drei Querstraßen von der Menagerie entfernt angekettet hatte. Hätte er es zu nahe am Club geparkt, wäre es wie eine Visitenkarte gewesen. Außerdem lag der Club nicht weit vom Polizeirevier entfernt, und man musste sein Glück ja nicht überstrapazieren.
»Wo gehen wir hin?«, fragte Tabby.
Der Typ roch nach etwas, das Cal für Jasmin hielt. Zwar verstand er sich nicht allzu gut darauf, Parfüms zu identifizieren, aber er wusste, was ihm gefiel, und dieser angenehme Duft war definitiv ein Bonus. Also blieb er kurz stehen und küsste Tabby auf den Mund. Er schmeckte nach Jack Daniels, und den hatte Cal noch nie gemocht; andererseits hatte er bei Fremden schon weit schlimmere Dinge geschmeckt.
»Wir gehen zu meinem Boot.« Cal setzte sich wieder in Bewegung. »Wenn du nichts dagegen hast, versteht sich.«
»Du hast ein Boot?« Tabby lächelte und hakte sich noch ein bisschen enger bei Cal ein.
»Ein kleines Cruiserboot«, sagte Cal. »Nichts Tolles, aber es gehört mir.«
»Boote machen mich ganz geil«, bemerkte Tabby.
Und Cal erkannte – nicht zum ersten Mal, obwohl er es immer wieder unterdrückt hatte –, dass Schwarze ihn schärfer machten als weiße Männer oder Frauen. Das amüsierte ihn, denn hätte Jewel es gewusst, wäre sie angewidert gewesen.
Doch auch ihn selbst ließ es tief in seinem Innern vor Wut erbeben.
»Was ist mit Fahrrädern?«, fragte er. Ein Stück weiter die Straße hinauf sah er Daisy. Sie stand noch genau dort, wo er sie hatte stehen lassen: vor einer teuren Boutique an einen Laternenmast gekettet.
Tabby lachte. »Als ich das letzte Mal mit einem Fahrrad gefahren bin, war ich zehn.«
»Das verlernt man nicht«, sagte Cal. Sie erreichten das Tandem, und er schloss auf. »Das Treten werde ohnehin ich übernehmen.«
»In den Dingern?« Der andere Mann schaute auf Cals Plateaustiefel.
»Nichts leichter als das.« Cal klopfte auf den Vordersattel und erinnerte sich an den Burschen, der ihm diesen Sattel in Wilmington aus dritter Hand verkauft hatte. »Gelpolsterung«, erklärte er. »Sehr bequem.« Sein neuer Freund schwang das Bein über die Querstange. »Dann mal alle Mann an Bord«, sagte er.
Das war der Augenblick, da Cal sie sah.
Die alte Pennerin, das stinkende alte Huhn ... schon wieder. Sie schlenderte über die Washington Avenue, als hätte sie genau wie alle anderen das Recht, hier zu sein, als hätte sie ein richtiges Leben und ein Heim anstatt nur einer lausigen Bank.
Cal mochte keine Zufälle.
Und was, wenn sie nicht das alte Stück Müll war, das sie zu sein schien? Was, wenn sie eines von dieses Undercoverschweinen war?
Aber er hatte die Alte nun schon mehrere Male gesehen, hatte sie gerochen. Wenn die nicht echt war, dann war er eine verdammte Nonne.
»Was ist?«, fragte Tabby abfahrbereit.
Cal trat einen Schritt näher, nahm die braune Hand des anderen und legte sie auf seinen Schwanz.
»Man kann ja wohl fühlen, was ist«, sagte er und verdrängte die alte Frau aus seinen Gedanken.
»Ist bei mir nicht anders«, kicherte Tabby.
Seine Augen waren so dunkel wie die Nacht, und aus der Nähe betrachtet sah Cal etwas darin, das ihn ...
... schaudern ließ.